1.2 Zusammenfassung der Hauptergebnisse
Die Mediendiskursstudie 2024 gibt Auskunft über Themeninteressen, Mediennutzung und das Informationsverhalten der Wienerinnen und Wiener. Die Top-Themen 2024 sind Gesundheit, öffentliche Sicherheit, öffentlicher Verkehr sowie Nahversorgung.
Bei der Mediennutzung steht das Internet unverändert und unangefochten an erster Stelle. Die klassischen Informationsmedien Tageszeitung, Radio und Fernsehen halten im Zeitvergleich ein stabiles Niveau. Von der Stadt Wien erwarten sich die Befragten vor allem, via Internet, TV, Radio und Tageszeitung auf dem Laufenden gehalten zu werden.
Gesundheit (55% „sehr interessant“), öffentliche Sicherheit (52%), öffentlicher Verkehr (48%) und Nahversorgung (45%) führen die Liste an abgefragten Themen an, die die Wiener*innen besonders interessieren. Ein vergleichsweise ebenfalls hohes Interesse gibt es bei Fragen rund um Energie& Wasser (43%), Parks und Erholung (42%) sowie Umwelt (40%). Am wenigsten interessieren sich die Wiener*innen im Durchschnitt für Stadtverwaltung (22%), Wirtschaft (22%) sowie kommunale Dienste (23%) und Sport und Freizeit (23%). Themen wie Pflege (22%), Arbeit und Arbeitsmarkt (21%), Schulen (22%) und Kinderbetreuung (17%) sind angesichts der unterschiedlichen Lebensrealitäten (i.S.v. Betroffenheit) differenziert bzw. zielgruppenspezifisch zu betrachten. Den größten Interessenszuwachs verzeichnen die Themen Wahlen und Politik (38%) sowie Integration (31%), welche gegenüber dem Vorjahr um 6 Prozentpunkte gewinnen, gefolgt von den Themen öffentliche Sicherheit und Gesundheit (+5 Prozentpunkte). Auch die Verhaltensweisen im Krisenfall (31%) haben nach einem Rückgang im Vorjahr wieder leicht an Interesse gewonnen (+4 Prozentpunkte).
Im längerfristigen Vergleich der letzten fünf Jahre verzeichnen folgende Themen nachhaltig höhere Zuwächse beim Interesse der Wiener Bevölkerung: virtuelles Amt (+9 Prozentpunkte), Integration (+7), Nahversorgung, öffentlicher Verkehr, Sauberkeit sowie Individualverkehr (jeweils +6).
Besonders interessante Themen in den Medien sind Musik (33%), Urlaub und Reisen und Essen und Trinken sowie Wirtschaft und Politik (jeweils 31% „sehr interessant). Die erstmalig abgefragten Themenbereiche Erkennen von Fake News und Vermeiden von Cyber Crime sind für 73% bzw. 70% auf jeden Fall bzw. eher schon interessant. Auch das Erkennen von KI-generierten Inhalten trifft immerhin bei 57% auf Interesse. Spezialinteressen wie Mode und Beauty, Autos und Motorrad (jeweils 10%) sowie Stars und Prominente (8%) belegen die hintersten Ränge.
Die Mediennutzung stellt sich größtenteils unverändert zum Vorjahr dar. 8 von 10 Befragten nutzen (fast) täglich das Internet (+3 Prozentpunkte) und 45% TV, stabil auch die Social Media Nutzung mit 49% (fast) täglichen Nutzer*innen. Während die Mediennutzung von Tageszeitungen und Radio im Vorjahr aufgrund des geringeren Informationsbedürfnisses im Zuge des andauernden Ukraine-Krieges und dem gefühlten Ende der Pandemie noch deutlich gesunken ist, bleiben diese Mediengattungen 2024 stabil (Radio 36%, Tageszeitung 35%). Das Gespräch mit Freund*innen und Bekannten wird etwas seltener, 44% unterhalten sich (fast) täglich, das sind 3 Prozent weniger als im Vorjahr. Hier werden die Werte aus der Zeit vor der Pandemie (>50%) nicht mehr erreicht.
Unverändert gegenüber 2023 kommt die Wiener Bevölkerung auch heuer am häufigsten mit der Tageszeitung Heute in Berührung, 29% konsumieren sie zumindest mehrmals pro Woche. 24% greifen häufig zur Kronen Zeitung, es folgen Österreich/oe24 (22%) und Der Standard (20%), dahinter Kurier (16%) und Die Presse (13%). Der Standard wird am häufigsten zur Meinungsbildung herangezogen (14%), gefolgt von der Kronen Zeitung (11%).
Was den regelmäßigen Konsum von TV-Sendern anbelangt, stehen die Programme des ORF bei der Nutzungshäufigkeit nach wie vor an der Spitze, wenngleich alle ORF-Sender wie auch im Vorjahr leicht rückläufig sind. 38% der Wiener*innen sehen zumindest mehrmals pro Woche ORF 2, ORF 1 nutzen 34% häufig und ein Fünftel (20%) gibt an, regelmäßig Sendungen auf ORF 3 zu sehen. ServusTV und Puls 4 landen bei 22% bzw. 20%, gefolgt von deutschen Privat-TV-Sendern. Zur Meinungsbildung werden ebenfalls die ORF-Sender am häufigsten herangezogen: 22% der Wiener*innen geben an, dass ORF 2 für sie einen hohen Meinungsbildungsfaktor habe, 14% sind es bei ORF 1 und 9% vertrauen auf ORF 3.
Ein ähnliches Bild ergibt sich mit Blick auf die Radiosender: Die öffentlich-rechtlichen Programme bilden hinsichtlich Nutzungshäufigkeit und Meinungsbildung das Spitzenfeld. Knapp jede*r Vierte hört zumindest mehrmals pro Woche Ö3 (24%), 20% Radio Wien und 12% Ö1. Die am häufigsten genutzten Privatsender sind KroneHit (13%) und 88.6 Der Musiksender (12%). Anteilig an der Wiener Bevölkerung führt Ö3 (8%) das Feld als meinungsbildender Radiosender an, gefolgt von Ö1 und Radio Wien mit jeweils 7%.
Für die Wiener*innen besonders relevante Nachrichtenseiten im Internet sind orf.at und derstandard.at. Gut ein Viertel gibt an, orf.at mindestens mehrmals pro Woche zu nutzen (27%), ein Fünftel derstandard.at (20%). Während derstandard.at de facto stabil bleibt (-1 Prozentpunkt), geht die Nutzung von orf.at auf hohem Niveau doch sichtbar zurück (-5 Prozentpunkte). Beide stellen auch in Sachen Meinungsbildung die relevantesten Portale dar (15% bzw. 13% hoher Meinungsbildungsfaktor).
Unter den Social Media Angeboten werden WhatsApp (62%), YouTube (45%) und Facebook (45%) am häufigsten zumindest mehrmals wöchentlich genutzt. Etwas dahinter folgt Instagram mit 38%. Die Nutzungsanteile von YouTube und Facebook sind in den letzten Jahren um 6 bzw. 5 Prozentpunkte zurückgegangen, während Instagram um 5 Punkte zulegen konnte.
Bei Social Media gibt es vor allem entlang des Alters große Unterschiede: So nutzen etwa 75% der unter 30-Jährigen Instagram mehrmals wöchentlich, während dieser Anteil in der Altersgruppe 60+ nur 27% (Wert allerdings steigend) beträgt. TikTok wird durchschnittlich von 24% häufig genutzt, bei den unter 30-Jährigen sind es 45%. Während 44% der Personen bis 29 Jahre Snapchat zumindest mehrmals wöchentlich nutzen, ist dieses Medium für ältere Befragte irrelevant.
Bei Facebook ergibt sich ein stark gegenteiliges Bild: 38% der unter 30-Jährigen geben hier eine häufige Nutzung an (Tendenz fallend), demgegenüber stehen mehr als 70% bei Befragten über 45 Jahren. Was den Meinungsbildungsfaktor anbelangt, so stellen im Hinblick auf die Wiener Bevölkerung vor allem YouTube (16% hoher Meinungsbildungsfaktor) und WhatsApp (14%) die führenden Portale dar. Überdies geben 13% an, dass die erstmalig abgefragten Podcasts für sie meinungsbildend sind.
2024 neu erhoben wurde die Nutzung von Video Streaming Plattformen. Hier liegt Netflix mit 33% zumindest mehrmals wöchentlicher Nutzung vorne, gefolgt von Amazon Prime Video (24%) und Disney+ (14%).
Von der Stadt Wien erwarten sich die Befragten Informationen über verschiedenste Kanäle: Unverändert bewertet mehr als die Hälfte das Internet „auf jeden Fall“ als geeignet (52%), 38% nennen das Fernsehen, 36% Radio, 35% Tageszeitungen und je 28% entsprechende Informationseinrichtungen bzw. Social Media.