2.6 Krisenresiliente Kultur
Der Fokus der Stadt Wien auf Krisenresilienz zielt darauf ab, die Wiener Kulturszene widerstandsfähig gegenüber externen Belastungen zu machen und das produktive Gestalten gesellschaftlicher Veränderungen zu ermöglichen. Nur ein wirtschaftlich gesunder Kulturbereich, der sein Publikum erreicht, ist in der Lage, eine international strahlende Innovationskraft zu entwickeln. Die Maßnahmen umfassen deshalb die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Kulturakteur*innen, die Förderung von Kulturvermittlung und innovativen Formaten sowie die Bereitstellung von finanzieller Unterstützung und Beratung.
Wo wir stehen
Während der Covid-Pandemie hat sich die Stadt Wien als verlässliche Partnerin an der Seite der Künstler*innen gezeigt und mit wirkungsvollen Maßnahmen reagiert. Viele positive Erfahrungswerte konnten daraus gezogen und Gelungenes, wie beispielsweise der Kultursommer Wien oder Arbeitsstipendien, die den gesamten Schaffensprozess im Blick haben, entwickelt und in der Folge auch verstetigt werden. Es hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, die strukturelle Resilienz im Kulturbereich weiter zu stärken, und für bestehende sowie zukünftige Herausforderungen gewappnet zu sein. Die Stadt Wien hat erkannt, wie wichtig es ist, auch in Krisenzeiten eine Weiterentwicklung des gesamten Feldes zu garantieren und die dafür nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Die Erhöhung des Wiener Kulturbudgets seit 2018 bis 2024 um 51 % spricht hier eine deutliche Sprache.
Die Stadt Wien hat sich zum Ziel gesetzt, die Resilienz der Institutionen der Wiener Kulturszene weiter zu fördern, um sicherzustellen, dass diese auch bei unvorhergesehenen Belastungen, wie beispielsweise Wirtschaftskrisen, Ressourcenknappheit oder Pandemien, nachhaltig und langfristig abgesichert sind. So können sie auch in Zukunft ihre wichtige Rolle innerhalb einer sich im Wandel begriffenen Gesellschaft ausfüllen. Demografische, technologische oder ökologische Entwicklungen wirken sich auch auf den Kulturbereich aus, etwa im veränderten kulturellen Konsumverhalten oder einer völlig veränderten medialen Berichterstattung. Die Institutionen sind besonders gefordert, auf diese Herausforderungen durch Transformation auf allen Ebenen zu reagieren. Die Stadt Wien wird sie dabei bestmöglich unterstützen.
Was wir erreichen wollen
Hauptzielsetzung 1: Die Institutionen der Wiener Kulturszene sind bis 2030 mit ausreichend finanziellen Ressourcen ausgestattet. Auswirkungen gesellschaftlicher Veränderungen und künftiger Krisen können nur von wirtschaftlich gesunden Institutionen, kulturellen Infrastrukturen und Fördermaßnahmen abgefedert werden.
Hauptzielsetzung 2: Das Fördersystem im Kulturbereich basiert 2030 vermehrt auf mehrjährigen Förderverträgen. Die langfristige Planbarkeit bei gleichzeitig sinkendem Produktionsdruck für Betriebe und Kunstschaffende wird so gefördert.
Hauptzielsetzung 3: Im Jahr 2030 werden alle Teile der Gesellschaft durch verschiedene Anreizmodelle und mediale Berichterstattung als potenzielle Kulturkonsument*innen angesprochen und es gibt ein öffentliches Bewusstsein für die Wichtigkeit einer finanziell abgesicherten Kulturszene.
Ausgewählte Maßnahmen
Maßnahme 1: Das Kulturbudget der Stadt Wien soll auch in den kommenden Jahren an die zukünftigen Entwicklungen angepasst werden. Die Mehrjährigkeit von Förderverträgen und frühestmögliche Förderzusagen werden vorangetrieben.
Maßnahme 2: Die Stadt Wien ermöglicht ein internationales Vernetzungstreffen zum Austausch über lokale und internationale Best Practice Modelle des Audience Development.
Maßnahme 3: Einführung eines Preises für innovative Kulturvermittlung.
Wiener Großbühnen
Die Wiener Großbühnen Theater in der Josefstadt und Volkstheater Wien haben in den letzten Jahren in enger Zusammenarbeit mit den Fördergeberinnen Stadt Wien und Bund einen erfolgreichen Prozess durchlaufen, der die beiden kulturellen Großbetriebe resilienter und konkurrenzfähiger im deutschsprachigen Raum gemacht hat. Basis für diese positive Entwicklung war eine schrittweise deutliche Erhöhung der Subventionen, verbunden mit entsprechenden Leistungsvorgaben und Beratungen. Das Theater in der Josefstadt hat, bedroht durch zunehmende Verschuldung und eine daraus resultierende Überhitzung des Spielbetriebs, sein Betriebskonzept grundlegend überarbeitet. Im Fokus standen unter anderem eine Quantitätsreduktion und Effizienzsteigerung im technisch-operativen Betrieb. Die Reduktion der Vorstellungsanzahl bei stabilen Abonnent*innenzahlen führte zu einer Entlastung des Hauses in allen Bereichen, zu Stärkung der Eigenmittel und zu einer positiven Bilanz.
Noch größere Veränderungen führten im Volkstheater Wien zu einer nationalen und internationalen Neupositionierung. Eine Änderung der Stiftung, eine Sanierung des Hauses, ein klares künstlerisches Profil und eine schrittweise deutliche Erhöhung der Subventionen durch Stadt und Bund geben dem Theater eine solide finanzielle Basis, die es für die Zukunft absichert und auch seiner Größe entsprechend wachsen lässt. Beide Wiener Großbühnen haben somit entscheidende Schritte getätigt, um widerstandsfähiger, betriebsschonender und damit langfristig gesünder aufgestellt zu sein.