6.4 Der offene Boden, der kann’s!
Auf sogenannten versiegelten Flächen wie Asphalt oder Beton kann Wasser nicht versickern, es fließt ab und landet im Kanal. Diese versiegelten Flächen heizen sich im Sommer besonders stark auf und machen es noch heißer in der Stadt. Für eine klimafitte Stadt müssen deshalb Flächen entsiegelt werden.
Zum Beispiel können Staudenbeete, Schotterrasen, Rasengittersteine oder in Sand verlegte Pflastersteine zum Einsatz kommen. Hier kann Wasser versickern, verdunsten und so zu einem besseren Kleinklima in der Stadt beitragen.
Tipp: Achte bei der Gestaltung deines Gartens darauf, so wenig wie möglich zu versiegeln.
Schwammstadt-Prinzip
Eine Möglichkeit im öffentlichen Raum Versickerungsflächen zu schaffen ist das Schwammstadt-Prinzip.
Ein Schwamm unter der Stadt?
Asphalt und Beton versiegeln viele Flächen in der Stadt. Bei Regen fließt das Regenwasser meist schnell in den Kanal ab und ist nicht mehr verfügbar. Unsere Stadtbäume brauchen aber Wasser zum Wachsen. Bei Starkregenereignissen sollte der Kanal entlastet werden.
Das sogenannte Schwammstadt- Prinzip schafft es, diese beiden wichtigen Punkte zu vereinen:
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Unter Straßen, Parkplätzen und Wegen baut die Stadt Wien eine Art Schwamm.
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Das Oberflächenwasser wird in diesen Schwammkörper geleitet und dort verteilt.
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Für Bäume steht so mehr Wurzelraum zur Verfügung.
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Die Auswirkungen von Starkregen werden gemildert und das Wasser kommt den Bäumen zugute.
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Der geringe Pflegebedarf durch das gesunde Baumwachstum spart dazu künftig noch Kosten.
Hier erfährst du mehr über die Schwammstadt.
Mehr Wasser und Luft
Bäume brauchen einen Boden mit kleinen Hohlräumen, die Platz für Luft und Wasser bieten. In der Stadt sind Böden aber oft so verdichtet, dass diese Poren fehlen und Pflanzen kaum optimal durchwurzelbare Erde vorfinden. Sind viele solcher kleinen Hohlräume vorhanden, kann dort Wasser gut gespeichert werden. Bäume können dieses Wasser nutzen sobald sie es brauchen.
Mit dem Schwammstadt-Prinzip wird für unsere Stadtbäume dieser lebensnotwendige Wurzelraum voller Wasser und Luft geschaffen. Damit kann langfristig die bestmögliche Versorgung der Bäume mit Regenwasser und Bodenluft gesichert werden – und weniger Wasser muss in die Kanalisation abgeleitet werden.
Funktionsweise
Wie baut die Stadt Wien so einen Schwamm?
Als erstes muss eine Grube ausgehoben werden. Dann wird grober Kies (ohne feine Teile) formstabil eingebracht. Zwischen dem groben Kies entstehen so große Hohlräume, durch die Luft und Wasser strömen können. Anschließend kommt der feine Teil dazu: Eine sorgfältig zusammengestellte Mischung aus feiner Erde und Pflanzenkohle zur Bodenverbesserung wird in die großen Hohlräume mit Wasser eingeschlämmt.
Wohin fließt das Wasser?
Weil der grobe Kies so fest eingebaut wurde, kann das feine Material nicht verdichtet werden. Dieses feine Material hält das Wasser wie ein Schwamm fest und für die Pflanzen verfügbar zurück. Nur überschüssiges Wasser versickert in den Untergrund. Das Regenwasser der Oberfläche sowie das abfließende Wasser z. B. eines Wasserspieles werden über unterirdische Rohrleitungen den Bäumen zugeführt. Das so gesicherte Wasser wird von den Bäumen aufgenommen und ein Teil verdunstet.
Eine so gebaute Schwammstadt kann mit befestigten Flächen – sogar mit Fahrbahnen – überbaut werden, ohne selbst dabei verformt bzw. verdichtet zu werden.
Umweltziele
Das Schwammstadt-Prinzip setzt wichtige Umweltziele um:
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Regenwasser wird zurückgehalten, Wasser verdunstet und versickert. Das ist ein wichtiger Beitrag natürliche und lokale Wasserkreisläufe in der Stadt zu fördern.
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Verdunstung und Beschattung haben einen positiven Einfluss auf das städtische Kleinklima.
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Fördert die Entwicklung gesunder und leistungsfähiger großer Stadtbäume , die CO 2 binden können.
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Große Stadtbäume fördern die Artenvielfalt – weil große und besonders ältere Bäume Lebensraum für viele unterschiedlichen Pflanzen und Tiere sein können.
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Erlebbares, gesundes und wirksames Stadtgrün verbessert unser Wohlbefinden.
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Wir schonen Ressourcen durch angepasste Bauweisen und Nutzung regionaler Materialien.
Projekt Zollergasse
Bei der Neugestaltung eines Teilstücks der Zollergasse, die an die Mariahilfer Straße grenzt, wurde Ende 2021 das Schwammstadt-Prinzip eingesetzt. Rund 70 % der Niederschläge kommen den Pflanzen zugute. Die Oberflächenentwässerung konnte entlastet werden. Der Schatten der Baumkronen und die Verdunstung des Wassers haben einen positiven Einfluss auf das Kleinklima in der Gasse. Durch die Maßnahmen konnte der durchwurzelbare Boden vergrößert werden, was die Gesundheit der Bäume stärkt und sie hoffentlich groß und alt werden lässt.
Schwammstadt-Projekte
Das Schwammstadt-Prinzip wird bei der Neu- oder Umgestaltung von öffentlichen Plätzen - dort wo es möglich ist - angewandt. Zum Beispiel an folgenden Orten:
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18., Johann-Nepomuk-Vogl-Platz und Umfeld: Anfang September 2020 fertiggestellt
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22., Quartier am Seebogen – Seestadt Aspern: Eröffnung Ende Oktober 2021
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02., Praterstern : Ende August 2022 fertiggestellt