6. Grünraum

6.3 Bäume für eine coole Zukunft

Rund 98.000 Straßenbäume gibt es in Wien und auch ihnen macht der Anstieg der Temperaturen zu schaffen. Als Straßenbäume kommen deshalb rund 30 Baumsorten zum Einsatz, die in der Stadt gut zurechtkommen. Schau mal, welche Bäume in deiner Umgebung wachsen – vielleicht ist ja ein Feldahorn, Ginkgo oder eine Silberlinde dabei.

Große, gesunde Stadtbäume können Folgendes an einem heißen Sommertag für uns leisten: Ein erwachsener Baum spendet Schatten, kühlt um bis zu drei Grad, verdunstet rund 400 Liter Wasser, nimmt 18 Kilogramm CO2 auf und produziert etwa 13 Kilogramm Sauerstoff.

Wiener Baum-Nachwuchs

In Mauerbach betreibt die Stadt Wien eine eigene Baumschule. Auf 180.000 m2 ziehen die Wiener Stadtgärten im klimatisch günstigen Wienerwald rund 18.000 Jungbäume heran. Dabei wird auf Baumarten gesetzt, die auch in der Stadt gut gedeihen. Etwa zehn Jahre ist ein Baum alt, wenn er die Baumschule verlässt.

Pro Jahr pflanzen die Wiener Stadtgärten rund 4.500 Bäume. Für einen guten Start erhalten die Jungbäume eine besondere Pflege: Sie werden mit einem speziellen Substrat versorgt, automatisch bewässert oder erhalten einen Gieß-Sack, der sein Wasser langsam an die Bäume abgibt. Zusätzlich schützt ein weißer Anstrich am Stamm vor Sonne und Frost. Im Sommer sind 150 Wiener Stadtgärtner*innen täglich mit rund 50 Gieß-Fahrzeugen im Einsatz.

Wiener Stadtbäume

Die Grafik zeigt was ein Wiener Stadtbaum leistet. Er filtert Feinstaub, kühlt die direkte Umgebung und betreibt Photosynthese.

Anforderungen an einen Stadtbaum

Ein Stadtbaum muss mit den besonderen Gegebenheiten in der Stadt zurechtkommen. Bäume in der Stadt haben entlang der Straßen mit vielen Stressfaktoren zu kämpfen:

  • Luftschadstoffe und Auftaumittel schädigen den Baum.

  • Starke Bodenverdichtung und -versiegelung verringern die Verfügbarkeit von Wasser und Luft im Bereich der Wurzeln.

  • Unterirdische Einbauten wie z. B. Stromkabel und Wasserleitungen verringern den Wurzelraum.

  • Bauarbeiten und Unachtsamkeit verletzen Stamm, Krone und Wurzeln.

  • Die Abstrahlhitze von Gebäuden vor allem von Glas- und Betonfassaden führen zu lokalen Überhitzungen.

  • Steigende Temperaturen und fehlender Regen führen zu Wasserknappheit.

Die Wiener Baumstrategie

Die Stadt reagiert auf die Herausforderungen des Klimawandels und der Gegebenheiten in der Stadt und hat eine Baumstrategie entwickelt:

  • Zentrales Baummanagement

  • In der städtischen Baumschule Mauerbach werden 18.000 Bäume auf 18 ha herangezogen. Wenn sie rund 10 Jahre alt sind, werden sie gepflanzt.

  • Die Baumarten für die Straßen werden laufend überprüft und angepasst. Derzeit stehen rund 30 hitzetolerante Arten im Sortiment.

  • Die Stadt setzt seit 2019 ein eigenes Substrat bei der Pflanzung ein.

  • Das Schwammstadt - Prinzip wird neuerdings umgesetzt.

  • Dem Gießen und der Jungbaumpflege wird besonders Augenmerk geschenkt.

  • Die Baumpfleger*innen der Wiener Stadtgärten arbeiten die von den Baumkontrolleur*innen gesetzten Maßnahmen nach Wichtigkeitsstufen ab.

  • Alle Bäume werden im Wiener Baumkataster erfasst. So können wesentliche Daten zum gesuchten Baum wie z.B. Gattung und Art, Stammumfang und Kronendurchmesser, die Höhe des Baumes und - sofern Daten vorhanden sind - das Pflanzjahr erfahren werden.

In dem Foto ist ein Lastwagen, welcher mit einem Kran Bäume ablegt.

Wald sichert Zukunft

Der Klimawandel und jahrhundertelang auf Profit ausgerichtete Holznutzung setzen unseren Wäldern zu. Wenige Baumarten wurden gefördert und die Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren geschmälert. Heute wissen wir, dass nur ein artenreicher Wald, der auch rücksichtsvoll gepflegt und genutzt wird, gut auf die Herausforderungen des Klimawandels vorbereitet ist.

Durch kleinräumige, schonende Pflege unterstützt die Stadt Wien die Entwicklung zu einem natürlich widerstandsfähigen Wald. Folgende Maßnahmen werden gesetzt:

  • Aus Samen gewachsene Jungbäume passen sich gut ihrem Umfeld an.

  • Der Stamm ausgewählter Altbäume wird schonend entnommen.

  • Die Krone verbleibt im Wald. Zwischen den Ästen sammelt sich Laub und Feuchtigkeit.

  • Pilze und Käfer bauen Holz und Laub ab. Die wertvollen Nährstoffe verbleiben im Wald.

  • Der Wildbestand wird entsprechend angepasst, sodass der Wald sich natürlich verjüngen kann.

Diese Vorgangsweise macht den Wald klimafit und sichert seine Zukunft.

Leistungsbringer Wald

Die Wiener Wälder sind mehr als nur viele Bäume!

Oberstes Ziel bei der Bewirtschaftung und Pflege der Wiener Stadtwälder und der Quellenschutzwälder im Rax- und Schneeberggebiet sowie im Hochschwabgebiet ist die Erhaltung gesunder Wälder und ihrer vielfältigen lebenswichtigen Leistungen:

  • Trinkwasser-Filterung und -Speicherung

  • Schutz vor Naturgefahren wie Überschwemmungen, Muren und Lawinen

  • Lieferung des nachhaltigen Rohstoffs Holz

  • Kohlenstoff-Speicherung

  • Luftreinigung und Luftbefeuchtung

  • Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Pilze

  • Erholungsraum und Gesundheitsförderung

Nur natürliche und vielfältige Wälder können alle diese für uns so wichtigen Funktionen in allen Bereichen erbringen.

Foto von einem Gehweg durch einen Park. Die Blätter der Bäume sind bunt gefärbt.
Foto © Wiener Stadtgärten/Houdek

Herausforderungen Waldgebiete

Gesetzliche Vorgaben geben der Stadt Wien und anderen Waldbesitzer*innen in Österreich vor, Bäume entlang von Siedlungen, Straßen und angebotenen Wegen regelmäßig zu kontrollieren und gefährliche Äste zu entfernen. Die Stadt Wien ist Teil einer österreichweiten Initiative für eine Gesetzesänderung, damit mehr Bäume entlang von Wegen im Waldgebiet stehen bleiben können.

Gerade ältere Bäume im Waldgebiet sind wichtige Lebensräume für eine große Anzahl an Tieren und Pflanzen:

  • Vögel nisten in den Kronen.

  • Käfer und andere Insekten besiedeln den Stamm und die Rinde, viele leben im Totholz. Sie fressen Blätter, besuchen Blüten oder jagen andere Insekten.

Diese älteren Bäume will man erhalten und bemüht sich um eine Lockerung der gesetzlichen Vorgaben, damit sich Artenvielfalt auch hier entfalten kann.