4.3 Woher kommt die neue Energie?
Etwa 72 Prozent des Wiener Energieverbrauchs decken wir derzeit mit fossilen Energieträgern wie Erdöl, Erdgas und Kohle. Diese fossilen Energieträger sollten in Zukunft nicht mehr nötig sein. Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern für unsere Mobilität, das Heizen, die Güter und Stromproduktion muss uns allen gemeinsam gelingen.
Es gibt verschiedene Arten Energie fossilfrei herzustellen. Hier findest du einen Überblick:
Fernwärme und lokale Wärmenetze
Für die zukünftige Wärmeversorgung wird Fernwärme sehr wichtig sein. Derzeit werden rund 40 Prozent des Endenergieverbrauchs für Heizung und Warmwasser in Wien mit Fernwärme gedeckt und der weitere Ausbau ist in Planung. Vor allem bei der Dekarbonisierung bestehender Gebäude wird Fernwärme zukünftig eine wichtige Rolle spielen.
Eine weitere Möglichkeit, um ein Grätzl oder einen Häuserblock mit Wärme aus vor Ort verfügbarer erneuerbarer Energie zu versorgen, sind lokale Wärmenetze, die auch im Gebäudebestand umgesetzt werden können. Diese werden meist bei niedrigen Temperaturen betrieben. Man nennt sie daher auch Anergienetze.
Abwärme aus Müll
Die Müllverbrennungsanlage in Spittelau kennt wohl jede*r Wiener*in. Außerdem gibt es in Wien noch drei solche Anlagen an den Standorten Flötzersteig, Simmeringer Haide und Pfaffenau. Hier wird unser Müll verbrannt. Aber nicht nur das!
Die bei der Müllverbrennung entstehende Energie erhitzt Wasser, das über isolierte Leitungen als „ferne Wärme“ direkt in unsere Häuser gelangt und dort für eine warme Wohnung und Warmwasser sorgt. Wir nutzen hier mit der Abwärme der Verbrennung ein Nebenprodukt, das sowieso entsteht. Zwei Fliegen mit einer Klappe und 1:0 für den Klimaschutz! In den mit Fernwärme versorgten Häusern brauchen wir keinen Platz für Heizanlagen, keine Wartung und keine Rauchfangkehrer*innen.
Alles im Fluss
Wasserkraftwerke nutzen die Strömungskraft des Wassers zur Erzeugung von Energie. Das fließende Wasser treibt eine Turbine an.
Es gibt drei verschiedene Arten von Wasserkraftwerken:
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Laufwasserkraftwerke : Sie liegen an Flüssen und nützen die Energie des fließenden Wassers.
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Speicherkraftwerke haben zwei Standorte: Vom höher gelegenen Stausee fließt das Wasser über Rohre in ein tiefergelegenes Kraftwerk.
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Pumpspeicherkraftwerke : Hier gibt es oben und unten einen Stausee und das Wasser wird bei Bedarf nach oben gepumpt.
In Wien gibt es ein sehr großes Wasserkraftwerk, das Kraftwerk Freudenau, mit einem Jahresertrag von rund 1.100 GWh Strom. Das entspricht fast 14 Prozent des gesamten Wiener Stromverbrauchs.
Energiequelle Erde
Geothermie nutzt die Wärme der Erde als Energiequelle. Man unterscheidet zwei Arten: die Tiefen-Geothermie und die oberflächennahe Erdwärme. In beiden Fällen wird die Wärme der Erde zur Energieversorgung von Gebäuden genutzt. Das Tolle daran: diese Energiequelle liegt quasi direkt vor unserer Haustüre, es sind also kaum Transportwege nötig, und sie unterliegt keinen Preisschwankungen auf dem Weltmarkt. Aktuell wird in Wien nur ein ganz kleiner Teil des Energieverbrauchs durch Erdwärme abgedeckt. Da ist noch viel möglich!
Im digitalen Stadtplan findest du unter „Energie“ den Erdwärmepotentialkataster.
Oberflächennahe Erdwärme
Bei der oberflächennahen Erdwärme werden Rohrsysteme im Boden (horizontal oder vertikal) verlegt, durch die ein Wasser-Frostschutzmittel-Gemisch (Sole) gepumpt wird. Das Wasser erwärmt sich im Untergrund auf etwa 18 Grad Celsius. An der Oberfläche wandeln Wärmepumpen die Wärme dieses Wassers in nutzbare Energie um.
Tiefen-Geothermie
Bei der Tiefen-Geothermie wird sehr tief liegende Erdwärme in Form von Heißwasser genutzt. Sie ist dementsprechend heißer und kann direkt für die Fernwärme zum Einsatz kommen. Das Forschungsprojekt „GeoTief“ von Wien Energie ist im Osten Wiens fündig geworden. Im Gebiet der Bezirke Donaustadt und Simmering gibt es in etwa 3.000 Meter Tiefe ein geeignetes Heißwasser-Vorkommen.
Ziel der Stadt Wien ist es, den Wiener*innen eine zukunftsfähige Wärmeversorgung auf Basis von erneuerbarer Energie zu ermöglichen.
Du willst mehr über Erdwärme in Wien erfahren? Schau mal hier rein!
Grünes Gas:
Als „erneuerbares“ oder „grünes Gas“ bezeichnet man gasförmige Energieträger, die nicht aus fossilen Quellen stammen.
Drei Formen werden dabei unterschieden:
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Biomethan – wird aus Biomasse oder Teilen von Abfällen hergestellt.
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Erneuerbarer Wasserstoff – wird hauptsächlich aus Ökostrom und Wasser hergestellt.
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Synthetisches Erdgas – ein Methangas, das künstlich aus erneuerbaren Quellen hergestellt wird.
Kann grünes Gas die Energie der Zukunft sein?
Nur für bestimmte Anwendungen: Grünes Gas soll in Wien künftig in Kraftwerken verwendet werden, die gleichzeitig elektrischen Strom und Wärme für Heizzwecke produzieren oder für andere Zwecke, die sehr viel Energie benötigen. Grünes Gas wird aber kaum für Heizung und Warmwasser zur Verfügung stehen.
Schon mal mit dem ersten Wasserstoffbus in Wien gefahren?
Raus aus Gas
Um bis 2040 CO2-neutral zu sein, muss der Ausstieg aus Erdgas, Erdöl und Kohle in Wien gelingen. Aktuell kocht oder heizt noch rund die Hälfte aller Wiener Haushalte mit Gas.
In den Wiener Gemeindebauten wird schon, wo es möglich ist, auf Fernwärme umgestellt. Aber wie kann es gelingen, andere Haus und Wohnungseigentümer*innen vom Umstieg zu überzeugen?
Die Umstellung von Öl- und Gasheizungen auf erneuerbare Energie hat Auswirkungen auf uns alle. Wie diese Herausforderung bewältigt werden kann, beschreibt das Konzept Wiener Wärme Kälte 2040.
Wie klappt der Ausstieg aus Gas? Hier geht’s zum Konzept.