2. "Digitaler Humanismus" als Fundament

2.1 Mensch im Mittelpunkt

Digitaler Humanismus beschreibt jenen Zugang zur Digitalisierung, der nicht die Technologie als Selbstzweck, sondern die Bedürfnisse der Menschen in den Fokus der Digitalisierung rückt.

Der Wiener Digitale Humanismus bringt die Intention zum Ausdruck, dass der Mensch im Mittelpunkt des Umgangs der Stadt Wien mit der stattfindenden digitalen Transformation steht. Er stellt somit im Sinne der Wiener Tradition der Solidarität, alle Bevölkerungsgruppen mitzunehmen und niemanden zurückzulassen, einen progressiven Weg der Mitte zwischen digitalem Kommerzialismus und digitaler Autokratie dar. Mit anderen Worten: Technologieeinsatz soll nicht an den Profitinteressen der Hightech-Konzerne oder antidemokratischen Überwachungsstaatsvorstellungen ausgerichtet sein, sondern entfaltet durch die Einbettung in ein humanistisches Werte- und Regelgefüge eine demokratiestärkende, inklusive Dimension. Wenn IT – für alle zugänglich – dem Menschen dient und dessen Grundrechte entsprechend gewahrt werden, trägt sie zu Chancengleichheit bei und ermächtigt viele zur Teilhabe an einer selbstbestimmten und lebenswerten Zukunft. Eng damit verbunden ist die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen, womit Zukunftsgerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung wesentlich im Konzept des Digitalen Humanismus eingebettet sind.

Die Stadt Wien möchte daher KI im Sinne des Digitalen Humanismus konstruktiv nutzen. Weder ist ein Negieren stattfindender, höchst dynamischer Entwicklungen möglich, noch erscheint ein ungelenktes Laufenlassen zweckmäßig. Vielmehr kann die große Innovationskraft von KI nur dann im Sinne des Gemeinwohls genutzt werden, wenn grundlegende Voraussetzungen bestmöglich berücksichtigt werden. Dazu zählen insbesondere der Schutz der Privatsphäre, der persönlichen Daten und des geistigen Eigentums, Schutz vor unethischer Überwachung und Manipulation (inkl. „Fake News“), Bekämpfung von Diskriminierungen aller Art (z.B. Schutz vor Verzerrung von Trainingsdaten, Unterlaufen von Grundrechten, Geschlechtergerechtigkeit, Respekt und Vielfalt), das Stärken der menschlichen Autonomie, sowie das Adressieren des Digital Divide (nicht zuletzt durch Bildung und Stärkung von KI- und Medienkompetenz). Dies erfordert einen transparenten und risikobasierten Zugang, der sich zum Ziel setzt, einen konkreten Nutzen für das Leben der Menschen hervorzubringen.

Auch als Arbeitgeberin sind die Prinzipien des digitalen Humanismus für die Stadt Wien handlungsleitend. Bei der Entwicklung und beim Einsatz von KI-Systemen in der Stadtverwaltung verfolgen wir einen humanzentrierten Ansatz der für Mitarbeiter*innen verantwortungsvolles und autonomes, sinnstiftendes Arbeiten ermöglicht und Entwicklungschancen bietet.

Auf den Punkt gebracht: Der in Wien lebende und arbeitende Mensch darf sich von seiner digital-humanistisch orientierten Stadtverwaltung erwarten, dass sie sich mit KI-Themen interdisziplinär auseinandersetzt sowie KI überall dort entwickelt, mitgestaltet und einsetzt, wo es dem guten Leben aller dient. Die Stadt Wien ist Digitalisierungs-Rolemodel.