10.3 Zusammenleben der Wiener Bevölkerung
Da das Zusammenleben der Wiener*innen ohne und mit Migrationshintergrund maßgeblich von Kontakten geprägt ist, wird im Folgenden zunächst ein Blick auf die Häufigkeit der Kontakte mit zugewanderten Menschen in der Stadt geworfen.
Der Austausch mit zugewanderten Menschen ist in Wien eine alltägliche Normalität.
Chart
Tabelle
täglich | mehrmals/Woche | einmal/Woche | mehrmals/Monat | einmal/Monat | seltener oder nie | weiß nicht/keine Angabe | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Kontakt am Arbeitsplatz (nur Erwerbstätige, n=596) | 59,86 | 20 | 7,36 | 3,12 | 1,14 | 7,43 | 1 |
Kontakt in der Freizeit | 36 | 23 | 9 | 12 | 5 | 12 | 3 |
Kontakt in der Nachbarschaft | 35 | 22 | 11 | 8 | 5 | 16 | 3 |
In Wien ist der Kontakt mit Menschen, die selbst oder deren Eltern aus einem anderen Land zugewandert sind, eine gelebte Realität. Deutlich mehr als die Hälfte der Wiener*innen (60 %) begegnet am Arbeitsplatz täglich zugewanderten Personen, und bei 20 % ist das mehrmals die Woche der Fall.
Auch abseits der Arbeit ist der Kontakt mit zugewanderten Wiener*innen in der Freizeit für viele Menschen Teil des Alltags. 36 % der Wiener*innen stehen täglich in ihrer Freizeit in Kontakt mit zugewanderten Personen, für weitere 23 % ist das mehrmals in der Woche der Fall. Somit haben 59 % der Wiener*innen in ihrer Freizeit sehr häufig Kontakt mit Wiener*innen, die aus einem anderen Land als sie selbst stammen. Bei 5 % der Wiener*innen ist das einmal im Monat der Fall. Jede*r Achte (12 %) hat hingegen seltener als einmal im Monat oder nie Kontakt mit Menschen, die aus einem anderen Land zugewandert sind.
Ähnlich häufig wie in der Freizeit verhält es sich auch mit der Kontakthäufigkeit in der Nachbarschaft. 57 % haben mehrmals in der Woche oder häufiger (35 % täglich, 22 % mehr-mals in der Woche) Kontakt mit Wiener*innen, die selbst oder deren Eltern aus einem anderen Land stammen. Fast jede*r sechste Wiener*in hingegen hat seltener als einmal im Monat oder nie Kontakt mit aus anderen Ländern Zugewanderten. Bei der Interpretation der Werte der Menschen, die wenig Kontakt mit zugewanderten Wiener*innen haben, ist zu beachten, dass es sich hier zu einem großen Teil um Personen handelt, die generell weniger Kontakt zu Menschen außerhalb ihres Haushalts haben.
Das Zusammenleben in der Stadt wird umso positiver bewertet, je näher Erfahrungen im Zusammenleben mit der täglichen, eigenen Lebenswelt verbunden sind.
Chart
Tabelle
sehr gut | ziemlich gut | wenig gut | gar nicht gut | weiß nicht/keine Angabe | |
---|---|---|---|---|---|
in Ihrer Nachbarschaft | 21,5 | 43,9 | 21,3 | 8,4 | 5 |
in Ihrem Wohnbezirk | 15,9 | 41,7 | 28,1 | 9,8 | 4,6 |
in Wien | 11,5 | 36,2 | 37,1 | 11,8 | 3,4 |
Betrachtet man nun, wie das Zusammenleben von zugewanderten und nicht zugewanderten Wiener*innen beurteilt wird, zeigt sich, dass es hier insbesondere in der Nachbarschaft sehr positive Wahrnehmungen gibt (Abb. 2). Auf der Ebene der Nachbarschaft bewerten rund zwei Drittel (66 %) der Wiener*innen das Zusammenleben zwischen zugewanderten und nicht zugewanderten Wiener*innen als positiv: 22 % bewerten es als sehr gut und 44 % als ziemlich gut. 21 % der Befragten sehen es als wenig gut, und 8 % befinden es für gar nicht gut.
Auf der Ebene des Bezirkes fällt diese positive Bewertung ein wenig niedriger aus, jedoch findet noch immer weit mehr als die Hälfte (58 %), dass das Zusammenleben sehr gut oder ziemlich gut funktioniert: 16 % befinden es für sehr gut, und 42 % für ziemlich gut, während 28 % sagen, dass das Zusammenleben wenig gut funktioniert, und 10 % befinden, dass es nicht funktioniert.
In Bezug auf die noch höhere Ebene der gesamten Stadt sinkt diese Bewertung auf knapp unter die Hälfte: 48 % bewerten das Zusammenleben als sehr gut (12 %) bzw. als ziemlich gut (36 %). 37 % finden, dass das Zusammenleben wenig gut funktioniert, 12 % finden, es funktioniert gar nicht.
Diese Unterschiede zwischen den Ebenen unterstreichen, dass das Zusammenleben dort von einer deutlichen Mehrheit als positiv gesehen wird, wo man das Miteinander auf Basis der unmittelbaren Erfahrungen beurteilen kann. Je mehr das Zusammenleben mit zugewanderten Wiener*innen hingegen eine abstrakte Vorstellung ist bzw. je weniger unmittelbar es erlebt werden kann und vor allem auch über Dritte vermittelt wird (z. B. über Medien), desto mehr nehmen skeptischere Wahrnehmungen zu.
So sind auch Einstellungen zu Zuwanderung, die nicht auf konkreten Erfahrungen mit Menschen, sondern auf der Einschätzung abstrakter Zahlen zu Zuwanderung beruhen, negativer als Einstellungen zu Zugewanderten und dem Zusammenleben selbst (Abb. 3).