2. Es wird heißer - was tut Wien?

2.6 Steuerung und Kommunikation des Hitzeaktionsplans

Governance und Koordination

Die strategische Koordination und Steuerung des Hitzeaktionsplans erfolgen im Rahmen einer Governance-Struktur, die sich aus folgenden Gruppen zusammensetzt:

Die Grafik beschreibt das Zusammenspiel der Governance-Struktur zum Hitzeaktionsplan. Die Lenkungsgruppe richtet einen Umsetzungsauftrag an die thematischen Fachgruppen, die wiederum Bericht erstatten und Empfehlungen an die Lenkungsgruppe abgeben. Der wissenschaftliche Beirat berät beide punktuell. Für die Gesamtkoordination und Steuerung des Wiener Hitzeaktionsplans ist die Bereichsleitung für Klimaangelegenheiten verantwortlich.
Abbildung 9: Governance-Struktur der Hitzeaktionsplans
  • Politisch-steuernde Ebene – Lenkungsgruppe: Der Hitzeaktionsplan wurde vom Stadtrat für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal und vom Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport beauftragt. Zudem sind sechs Geschäftsgruppen in der Lenkungsgruppe repräsentiert. Daneben gehören ihr Vertreter*innen der Bereichsleitung für Klimaangelegenheiten (die für die Gesamtkoordination der Umsetzung des Hitzeaktionsplans verantwortlich ist), der Stadtbaudirektion (in deren Bereich eine Vielzahl an Schlüsselmaßnahmen des Hitzeaktionsplans liegt) und der Bereichsleitung für Dezentralisierung an. Aufgabe der Lenkungsgruppe ist es, basierend auf den Ergebnissen der regelmäßigen Evaluierung und den Empfehlungen der fachlichen Ebene etwaige Adaptierungen des Hitzeaktionsplans zu diskutieren und die entsprechenden Maßnahmen in ihrem jeweiligen Bereich in die Wege zu leiten.

  • Fachlich-operative Ebene – thematische Fachgruppen: Zur fachlichen Reflexion des Umsetzungsstands und Wirkungsgrads der einzelnen Maßnahmen wurden vier thematische Arbeitsgruppen zu den Schwerpunktbereichen „Kommunikation/Bewusstseinsbildung“, „Bildungswesen“, „Gesundheits- und Sozialwesen“ und „öffentlicher Raum“ eingerichtet. In diesen sind jeweils Vertreter*innen der für die operative Umsetzung der einzelnen Maßnahmen verantwortlichen Dienststellen und Einrichtungen vertreten. Im Zuge der regelmäßigen Evaluierung des Hitzeaktionsplans beraten die Fachgruppen über Nachjustierungen der bestehenden oder die Einführung zusätzlicher Maßnahmen und formulieren entsprechende Empfehlungen für die Lenkungsgruppe.

  • Externe Expertise – wissenschaftlicher Beirat: Der wissenschaftliche Beirat umfasst Expert*innen aus unterschiedlichen Fachgebieten, die ihre Expertise bedarfsgerecht einbringen, um die Lenkungsgruppe sowie die thematischen Fachgruppen zu beraten und spezifische Fragestellungen, Maßnahmenvorschläge und deren Wirksamkeit oder auch Indikatoren für das regelmäßige Umsetzungs- und Wirkungsmonitoring zu reflektieren.

  • Gesamtkoordination: Für die Gesamtkoordination und Steuerung des Wiener Hitzeaktionsplans ist die Bereichsleitung für Klimaangelegenheiten verantwortlich. Darunter fallen insbesondere die Einberufung der Lenkungsgruppe sowie der Fachgruppen, die Koordination des Evaluierungsprozesses und die magistratsinterne Abstimmung.

In regelmäßigen Treffen beschäftigen sich die Teilnehmer*innen mit Fragestellungen zu Umsetzungsstand, Relevanz, Wirksamkeit und Optimierungspotential der Maßnahmen auf Basis der Monitoring- und Evaluierungsergebnisse. Die Bereichsleitung für Klimaangelegenheiten bereitet diese Treffen der Gruppen inhaltlich vor und beruft sie ein.

In den thematischen Fachgruppen sind folgende Einrichtungen vertreten:

  • Stadt Wien – Bereichsleitung für Klimaangelegenheiten

  • Stadt Wien – Bauten und Technik (Stadtbaudirektion)

  • Stadt Wien – Magistratsdirektion, Personal und Revision

  • Stadt Wien – Kindergärten (MA 10)

  • Stadt Wien – Gesundheitsdienst (MA 15)

  • Stadt Wien – Architektur und Stadtgestaltung (MA 19)

  • Stadt Wien – Stadtteilplanung und Flächenwidmung (MA 21)

  • Stadt Wien – Straßenverwaltung & Straßenbau (MA 28)

  • Stadt Wien – Wiener Wasser (MA 31)

  • Stadt Wien – Wiener Stadtgärten (MA 42)

  • Stadt Wien – Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb (MA 49)

  • Stadt Wien – Kommunikation und Medien (MA 53)

  • Stadt Wien – Feuerwehr und Katastrophenschutz (MA 68)

  • Stadt Wien – Berufsrettung (MA 70)

  • Wiener Gesundheitsverbund

  • Fonds Soziales Wien

  • Sucht- und Drogenkoordination Wien

  • Psychosoziale Dienste in Wien

  • Bildungsdirektion Wien

  • Wiener Umweltberatung

Außerdem werden bei Bedarf weitere relevante Akteur*innen und Stakeholder*innen einberufen.

Das Lenkungsgremium wird von einem wissenschaftlichen Beirat begleitet, der bei Detailfragen zu gesundheitlichen und sozialen Aspekten einberufen werden kann. Der wissenschaftliche Beirat setzt sich zusammen aus

  • Prof. Dr. Hans-Peter Hutter, stellvertretender Leiter der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin an der Medizinischen Universität Wien und Experte für die gesundheitlichen Auswirkungen der Klimakrise

  • Prof. Dr. Andreas Matzarakis, Professur für Umweltmeteorologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sowie

  • Mag. a Dr. in Andrea E. Schmidt, MSc, Abteilungsleiterin Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit, und Senior Health Expert, Gesundheit Österreich GmbH

Bei Bedarf werden alle Stakeholder*innen, zivilgesellschaftlichen Akteur*innen, die vom Hitzeaktionsplan betroffen sind, sowie die interessierte Öffentlichkeit zu einem Symposium eingeladen, bei dem sektorenübergreifend neue Stoßrichtungen und Aspekte diskutiert werden.

Evaluierung und Monitoring

Oberstes Ziel des Hitzeaktionsplans ist der Schutz der Bevölkerung – insbesondere der vulnerablen Gruppen – vor den Auswirkungen der Hitze in der Stadt. Deshalb ist es wichtig, die Wirkung der Maßnahmen und der Kommunikationskaskade in Abstimmung mit den jeweiligen Akteur*innen und Stakeholder*innen in regelmäßigen Abständen zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen und zu optimieren. Die Evaluierung und das Monitoring des Hitzeaktionsplans begleiten die Umsetzung der Maßnahmen kontinuierlich.

  • Im Herbst findet die Evaluierung der Maßnahmen statt: Welche Maßnahmen haben gut gegriffen, welche Maßnahmen müssen angepasst werden? Welche neuen Maßnahmen müssen entwickelt werden, um spezifische vulnerable Risikogruppen gut „abzuholen“?

  • Im Winter erfolgt die Optimierung des Hitzeaktionsplans und der nachgelagerten Aktivitäten. Neue Maßnahmen werden definiert, neue Kommunikationswege werden aufgestellt und Materialien ausgearbeitet.

  • Im Frühjahr wird die Hitzesaison vorbereitet. Informationsmaterial wird zur Verteilung gebracht etc.

  • Im Mai oder Juni (variierend je nach Wetterlage, abhängig von den Sommertagen) kann mit den Sensibilisierungskampagnen begonnen werden.

  • Mit Abfallen der Temperaturen im Herbst endet der Evaluierungszyklus des Hitzeaktionsplans

  • bzw. geht in seine nächste Runde.

Zu sehen ist eine schematische Darstellung des Umsetzungs-, Evaluierungs- und Weiterentwicklungsprozesses des Hitzeaktionsplans im Zuge eines Kreislaufs. Im Frühjahr wird die Hitzesaison vorbereitet, ab Mai/Juni findet ein Sensibilisierungsprogramm statt. Im Herbst werden die Maßnahmen evaluiert, im Winter optimiert und neue Maßnahmen gesetzt.
Abbildung 10: Schematische Darstellung des Umsetzungs-, Evaluierungs- und Weiterentwicklungsprozesses des Hitzeaktionsplans


Begleitende Kommunikation

Ziel der begleitenden Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit ist es, gesundheitsrelevante Verhaltensänderungen anzustoßen und dadurch Hitzeschäden zu reduzieren. Die entsprechenden Dienststellen der Stadt Wien, allen voran Kommunikation und Medien, kommunizieren zeitgerecht und zielgruppenspezifisch klare Handlungsempfehlungen und weisen auf die zahlreichen Maßnahmen hin. Weitere Informationen dazu sind unter der Maßnahme Hitzeinformation zu finden.

Data und Innovation

Ein Leitziel der Smart City Wien besteht darin, Wien zur Digitalisierungshauptstadt zu machen und digitaler Innovationsführer und Impulsgeber zu sein. Darum soll auch die Information rund um den Hitzeaktionsplan datenbasiert erfolgen. Neue Technologien und Innovationen unterstützen bei der Umsetzung des Hitzeaktionsplans und bringen neue Erkenntnisse, die in den Aktualisierungszyklen berücksichtigt werden.

Geplant sind unter anderem:

  • Datenbasierte Informationen & Dashboards

  • Realzeitinformationen (zum Beispiel Wiener Luftmessstellen )

  • Frühwarn- und Warn-Systeme über Mobiltelefone / standortbasierte Informationen & Hitzewarnungen

  • Personalisierte Informationen über Internet / Social Media (Push-Nachrichten)

  • Lösungsfindung und Problemaufzeigung durch Bevölkerungs-Integration (interaktive Elemente auf Websites/Apps/etc.)

  • Vernetzungsmöglichkeiten für freiwillige Helfer / Buddies

  • Langfristige Integration digitaler Stadtplanungstools

  • Optimierung von Informationsprozessen/-Ketten & Reporting