1.1 Warum ein Hitzeaktionsplan?
Die Klimakrise, lange Zeit eine wenig greifbare Bedrohung in der Zukunft, ist längst spürbar. Die Klimadaten der vergangenen Jahre zeigen deutlich, dass wir uns mitten in einer vom Menschen verursachten Klimaveränderung befinden. Hauptursache der rapide voranschreitenden Erderwärmung ist die Verbrennung der fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas. Aber auch die Zerstörung von Wäldern und Böden setzt seit Beginn der industriellen Revolution in enormem Ausmaß Treibhausgase frei.
Wien stellt sich dieser wahrscheinlich größten Herausforderung unserer Zeit. Die Stadt schlägt mit der Smart City Strategie Wien und dem Wiener Klimafahrplan einen ambitionierten Kurs Richtung Klimaneutralität bis 2040 ein.
Angesichts der weit fortgeschrittenen globalen Klimaveränderungen ist es allerdings mit der Vermeidung von Treibhausgasemissionen allein nicht mehr getan. Bereits heute leiden Menschen weltweit unter den direkten und indirekten Folgen der Klimakrise. Und auch in Österreich ist sie längst angekommen. Wien stellt daher die Klimaanpassung und den Schutz vor den Auswirkungen der Klimakrise als gleichrangige Säule neben Maßnahmen des Klimaschutzes.
In der öffentlichen Wahrnehmung erregen Extremwetterereignisse wie Stürme, Starkregen und dadurch ausgelöste Überschwemmungen viel Aufmerksamkeit. Die größte Gefährdung geht in Städten wie Wien aber von der zunehmenden Hitze aus, die die Gesundheit belastet. Neben diesen gesundheitlichen Auswirkungen bringt Hitze auch soziale Implikationen mit sich. Denn oft haben jene, die am wenigsten zur Klimakrise beitragen, am stärksten mit ihren Folgen zu kämpfen. Dazu kommt, dass sich Faktoren, die zu erhöhter Betroffenheit oder Gefährdung führen, häufig überschneiden, was zu vermehrter oder intersektionaler Belastung führen kann. Klimapolitik in Wien verfolgt das Ziel der Klimagerechtigkeit: eine klimaneutrale und -resiliente Stadt muss nach Wiener Verständnis auch eine soziale und generationengerechtere Stadt sein.
Ziel der Wiener Stadtregierung ist daher, mit dem vorliegenden Hitzeaktionsplan einen aktiven Beitrag zu schaffen, um
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die hohe Lebensqualität in Wien – auch in der heißen Zeit – zu erhalten;
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die Hitzeresilienz, also die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der Wiener Bevölkerung gegen Hitze, zu verbessern;
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die Möglichkeit zu verbessern, dass sich Gesundheits-, Pflege- und Betreuungseinrichtungen in Wien auf Hitzeperioden vorbereiten können;
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und der Bevölkerung, insbesondere betroffenen Gruppen, Angebote zu bieten, sich besser vor den negativen gesundheitlichen Auswirkungen der Hitze in der Stadt schützen zu können.
Der Fokus des Hitzeaktionsplans liegt auf den Auswirkungen von Hitze auf den menschlichen Organismus. Auch andere Aspekte wie Tierschutz, Naturschutz, Schutz der kritischen Infrastruktur oder Katastrophenschutz (Stichwort Waldbrände, Schäden in der Landwirtschaft usw.) sind wichtige Themen. Sie sind aber nicht im Fokus des vorliegenden Plans und werden in anderen Dokumenten und Programmen der Stadt Wien behandelt, siehe Anhang: Hitzeaktionsplan im Kontext anderer Strategien.