1.2 Folgen der Hitze für Wien
Klimakrise findet statt.
Die Klimakrise hat die klimatischen Bedingungen in Wien in den letzten Jahrzehnten spürbar verändert. Seit den 1970er-Jahren ist die Jahresdurchschnittstemperatur in Wien um knapp 2 Grad gestiegen.
Die 13 der 14 wärmsten Jahre aus fast zweieinhalb Jahrhunderten Messgeschichte traten nach 2000 ein. Das letzte leicht unterdurchschnittlich temperierte Jahr liegt mittlerweile 27 Jahre zurück. [1]
Das Diagramm beschreibt die Abweichung der Lufttemperatur im Jahresmittel von 9,7 Grad Celsius, der langjährigen Durchschnittstemperatur der Jahre 1961 bis 1990. In den letzten 20 Jahren ist ein deutlicher Anstieg der Durchschnittstemperaturen bis zu +2,7 Grad zu erkennen.
Noch stärker als die durchschnittliche Temperatur steigt die Anzahl von Hitzetagen und Hitzewellen, die die Gesundheit besonders beanspruchen: Im Zeitraum 1961 und 1990 erlebte Wien durchschnittlich 9,5 Hitzetage pro Jahr mit Höchsttemperaturen von über 30 Grad Celsius. Von 1991 bis 2022 waren es im Schnitt 21,6 Hitzetage. [2] Noch belastender: In der Nacht gehen die Temperaturen im Stadtgebiet deutlich weniger stark zurück, sogenannte „Tropennächte“ (in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt) sind die Folge.
Für Hitzewellen werden unterschiedliche Definitionen angewendet: Die im Auftrag des Bundes erstellten Klimaszenarien für Österreich (ÖKS) sprechen von einer Hitzeperiode, wenn an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen eine Tageshöchsttemperatur von 30 Grad Celsius erreicht wird und es in der Nacht nicht unter 18 Grad abkühlt. Andere Definitionen wie jene des präventiven Wiener Hitzewellenwarndienstes der Wiener Landessanitätsdirektion für besonders hitzeempfindliche Personen beziehen auch die „gefühlte Temperatur“ mit ein, da diese die Gesundheitsbelastung besser erfasst.
Definition Hitzeperiode (Kysely-Tage): Jährliche Anzahl an Tagen, die innerhalb einer Hitzeperiode liegen. Nach der Definition des tschechischen Meteorologen Jan Kyselý liegt eine Hitzeperiode vor, sobald das Maximum der Lufttemperatur an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen 30 °C überschreitet, und dauert an, solange das Tagesmaximum der Lufttemperatur gemittelt über die gesamte Periode über 30 °C bleibt und an keinem Tag 25 °C unterschreitet.
Keine Trendwende in Sicht.
Wie sich dieser Trend in den kommenden Jahren und Jahrzehnten entwickeln wird, hängt vom Ausmaß und Erfolg der globalen Anstrengungen, die Klimakrise einzudämmen, ab. Feststeht: eine unmittelbare Trendwende ist derzeit nicht in Sicht.
Je nach Szenario wird die durchschnittliche Jahrestemperatur im Zeitraum 2021–2050 um 1,2° bis 1,5° C ansteigen (gegenüber dem Durchschnittswert 1971–2000). Bis zum Ende des Jahrhunderts wird es sogar um 2,2° bis 3,8° wärmer – abhängig davon, ob die Treibhausgasemissionen weiterhin ungebremst zunehmen (sog. „Business as usual“-Szenario) oder wirksame Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden. [3]
Hitzeperioden, die im Zeitraum 1971 bis 2000 noch durchschnittlich fünf Tage andauerten, werden gegen Ende des 21. Jahrhunderts – je nach Szenario – etwa 15 bis 28 Tage umfassen. [4]
Je nach Erfolg der globalen Klimaschutzanstrengungen werden die klimatischen Bedingungen (im Hinblick auf die Temperaturentwicklung) in Wien um das Jahr 2080 jenen der südfranzösischen Hafenstadt Marseille oder der westafrikanischen Metropole Dakar ähneln. [5]
Der Wärmeinseleffekt erhitzt innerstädtische Gebiete.
Im Sommer ist es in Städten in der Regel mehrere Grad heißer als in den umliegenden ländlichen Gebieten. Dieser Temperaturunterschied kann in der Nacht bis zu zwölf Grad betragen. Und die Hitze ist auch innerhalb des Stadtgebiets nicht gleich verteilt. Vor allem in dicht bebauten und stark versiegelten innerstädtischen Gebieten treten zunehmend „Wärmeinseln“ auf.
Gebäude- und Straßenoberflächen weisen meist wärmeabsorbierende Materialien auf, die in vielen Fällen zusätzlich wasserundurchlässig sind. Das Niederschlagswasser läuft schnell ab; der durch Verdunstung eintretende Kühleffekt kommt nicht zum Tragen. Die vertikalen Gebäudeflächen nehmen die direkte Sonneneinstrahlung und die von anderen Gebäudeoberflächen reflektierte Strahlung auf. Die Bebauung behindert zudem die Luftzirkulation. Die Abwärme von Industriebetrieben, Klimaanlagen und Kraftfahrzeugen kann diesen Effekt noch verstärken.
Der größte Wärmeinseleffekt ist in windstillen und wolkenlosen Nächten zu verzeichnen: Baumaterialen wirken meist als Wärmespeicher und strahlen nach Sonnenuntergang Wärme in die Umgebung ab. Die Temperaturunterschiede zwischen den unterschiedlichen städtischen Gebieten sind in der Nacht oft noch deutlicher als am Tag.