Einleitung

Editorial

Die zunehmende Hitze in der Stadt ist die in Wien am deutlichsten spürbare Folge der fortschreitenden Klimakrise. Nicht nur die durchschnittlichen Temperaturen während des gesamten Jahres steigen. Besonders belastend sind immer häufiger auftretende und länger andauernde Hitzewellen, bei denen es mehrere Tage in Folge am Tag heiß ist und in der Nacht nur unwesentlich abkühlt. Die Hitze ist zudem nicht gleichmäßig über das Stadtgebiet verteilt: Besonders in den dicht bebauten innerstädtischen Bezirken macht sich der „Wärmeinseleffekt“ bemerkbar – die Temperaturen liegen hier zum Teil deutlich höher als in den Stadtrandgebieten und im Umland.

Für die Menschen insbesondere in innerstädtischen Ballungsräumen mit Wärmeinseln stellt die Hitze eine wachsende Belastung dar, die zu schwerwiegenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen und selbst zum Tod führen kann. Hitzewellen zählen weltweit mittlerweile zu den Naturkatastrophen mit den meisten Todesfällen. Bestimmte Menschen und soziale Gruppen sind besonders von der Hitze betroffen, beispielsweise ältere und sozial isoliert lebende Menschen, pflegebedürftige Menschen und Menschen mit chronischen oder psychischen Erkrankungen, Schwangere, Kleinkinder oder Menschen, die unter besonders schwierigen Bedingungen leben und arbeiten.

Ziel des vorliegenden Hitzeaktionsplans ist es daher im Sinne der Daseinsvorsorge die hohe Lebensqualität in Wien zu sichern, gesundheitsförderliche Lebensbedingungen zu schaffen und die Bevölkerung durch die Bereitstellung von Informationen und anderen Angeboten zu ermächtigen, heiße Tage zu bewältigen bzw. jene Gruppen zu schützen, die sich selbst nicht helfen können. Dafür werden vorausschauend Maßnahmen festgelegt, die zur Vorbeugung gegen die Überhitzung der Stadt und zur Information über die Hitze-assoziierte Gesundheitsbelastung sowie empfohlenen Verhaltensweisen dienen. Insbesondere sollen vor allem die Gesundheits-, Pflege- und Betreuungseinrichtungen in Wien Standards für eigene Hitzemaßnahmenpläne erhalten und vor Hitzewellen rechtzeitig informiert werden.

Der Schwerpunkt des Hitzeaktionsplans liegt dabei auf Akutmaßnahmen und Maßnahmen, die relativ kurzfristig zu setzen sind, um auf Hitzeperioden im Sommer gut vorbereitet zu sein. Hierzu benennt der Hitzeaktionsplan diverse Schlüsselmaßnahmen, die in vier Themencluster gegliedert sind. Weitere Maßnahmen zielen auf die langfristige Vermeidung bzw. Verringerung der Hitze in der Stadt ab – sie werden im Hitzeaktionsplan allerdings nur beispielhaft angeführt und in anderen Dokumenten der Stadt, etwa dem Wiener Klimafahrplan, ausführlicher beschrieben. Manche Maßnahmen im Hitzeaktionsplan richten sich direkt an die Bevölkerung, da Stadttransformation dann am besten funktioniert, wenn alle mit an Bord sind. Neben den hier genannten Maßnahmen gibt es noch viele weitere Angebote zur Bürger*innenbeteiligung sowie Initiativen und Förderungen, die Wiener*innen dabei unterstützen, das bestehende Angebot zu verbessern und die eigenen Ideen für eine hitzeresistente Stadt zu verwirklichen. Im Sinne der Klimagerechtigkeit ist die Einbindung von Hitze betroffener Gruppen notwendig, die die Veränderungen ihrer eigenen Lebensbedingungen nicht selbst abfedern können.

Entscheidend ist, dass der Hitzeaktionsplan für jede Maßnahme die verantwortliche Stelle und alle jene Einrichtungen, die für eine erfolgreiche Umsetzung mitzuwirken haben, festlegt. Er schafft dadurch die Grundlagen für eine funktionierende Zusammenarbeit im Akutfall wie auch in der Vorbereitung darauf und sichert die Handlungsfähigkeit aller relevanten Organisationen, Behörden und Institutionen.

Der Hitzeaktionsplan ist kein statisches Dokument: Angesichts der sich rasant verändernden klimatischen Bedingungen müssen auch die Einrichtungen der Stadt rasch reagieren und ihre Maßnahmen anpassen. Hierfür sorgt ein periodischer Monitoring- und Evaluationsprozess und eine klar definierte Kommunikations- und Steuerungsstruktur, in die alle maßgeblichen Akteur*innen eingebunden sind.