Denkmal ARCUS erinnert an die Verfolgung Homosexueller im NS-Regime

Am 5. Juni 2023 wurde im Resselpark das Denkmal ARCUS (Schatten eines Regenbogens) für die Opfer der Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit enthüllt.

Denkmal zeigt grauen Regenbogen

Nach einem umfassenden Community-Beteiligungsprozess lobten die Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ-Angelegenheiten (WASt) und Kunst im öffentlichen Raum GmbH (KÖR) 2021 einen offenen Wettbewerb für ein "Denkmal für Männer und Frauen, die Opfer der Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit wurden", aus, den Sarah Ortmeyer und Karl Kolbitz gewannen.

Mehrere Personen bei Regenbogen-Denkmal

v.l.n.r.: GR Nicole Berger-Krotsch, Martina Taigg (KÖR), Wolfgang Wilhelm (WASt), Hannes Sulzenbacher (QWien), Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr, Stadträtin Veronica Kaup-Hasler und Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl

Das am 5. Juni 2023 im Resselpark enthüllte Denkmal ARCUS (Schatten eines Regenbogens) formt den imaginären Schatten eines Regenbogens auf einem schwaneneiförmigen Grund. In der Natur ist der Regenbogen eine komplexe Erscheinung - kraftvoll und fragil zugleich. Er erscheint nur, wenn ganz bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Der sechsfarbige Regenbogen ist heute international als Symbol der queeren Bewegung bekannt, aus deren Mitte heraus er in den 1970er-Jahren entstanden ist.

Durch die Abwandlung der Farben in unterschiedlich schattierte Grautöne wird ein mehrdeutiges Bild geformt, das Trauer und Hoffnung vereint. Gesellschaftliche Gleichberechtigung und Akzeptanz sind auch heute noch keine Selbstverständlichkeit. Das Denkmal soll das Gedenken an die als Homosexuelle diskriminierten, verfolgten und ermordeten Menschen lebendig halten. Die Skulptur steht für eine solidarische Erinnerung - jetzt und in der Zukunft.

Dank der Zusammenarbeit der Stadt Wien mit der queeren Community, aber auch der Kunst- und der Gedenk-Community ist es gelungen, diesen langen Entstehungsprozess heute zu einem so überzeugenden und international Maßstäbe setzenden Ergebnis zu bringen. Mit diesem permanenten Kunstwerk wird die Erinnerung an die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus im öffentlichen Raum manifestiert und die Menschen aufgefordert, sich mit Homophobie und Diskriminierung auseinanderzusetzen und sich dem entgegenzustellen.

Historischer Hintergrund

Homosexualität unter erwachsenen Personen war in Österreich von 1852 bis 1971 strafbar. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 erhöhte sich die Anzahl der als Homosexuelle verfolgten Männer und Frauen dramatisch, die Strafmaße stiegen deutlich. Von einer bunten Wiener Community blieben nach dem März 1938 nur mehr vereinzelte und verfolgte Individuen, die einem noch nie dagewesenen Verfolgungsapparat ausgeliefert waren. Die nationalsozialistischen Behörden kriminalisierten die Beschuldigten, verbrachten sie ins Gefängnis, in die Nervenklinik, den Operationssaal oder in Konzentrationslager. Allein aus Wien wurden mehr als hundert Männer in Konzentrationslager deportiert, weniger als ein Drittel der Verfolgten überlebte.

Nach der Befreiung Österreichs wurde niemand von ihnen als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt. Erst das Nationalfondsgesetz brachte 1995 erstmals die generelle Anerkennung. Erst 2005, als wohl niemand der verfolgten Männer und Frauen mehr lebte, wurden sie in das Opferfürsorgegesetz aufgenommen. Ebenfalls im Jahr 2005 startete die Gemeinde Wien den Prozess zur Errichtung eines Denkmals zu ihrem Gedenken, das nun einen würdigen Abschluss findet.

Alle Entwürfe

Alle eingereichten Wettbewerbs-Entwürfe (18,7 MB PDF)

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