Verwobenheit von Cyber-Gewalt und klassischen Formen der Gewalt in Beziehungen

Cyber-Gewalt und klassische Formen der Gewalt in Beziehungen sind oft miteinander verwoben. Die Übergänge von den ersten "Red Flags", die meist noch nicht strafrechtlich relevant sind, zu eindeutig strafrechtlich relevanten Formen der Cyber-Gewalt in Beziehungen sind fließend, haben viele Graubereiche und Variationen und sind oft nicht so eindeutig nachweisbar wie in den oben beschriebenen Fällen.

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Verwobenheit klassischer Red Flags/klassischen Gewaltformen mit online Red Flags/Cyber-Gewalt

Fallbeispiel:

Maja und Robert sind verliebt, er sagt ihr, sie sei die einzige und wichtigste Person in seinem Leben. Maja fühlt sich von Robert auf den Armen getragen. Auf so einen Menschen, der ihr dieses einzigartige Gefühl gibt, hat sie lange gewartet. Robert drängt sehr schnell dazu, dass sie zusammenziehen. Maja zögert kurz, hat sie doch eine schöne eigene kleine Wohnung, kommt dem Wunsch von ihrem Traummann jedoch nach.

Die erste Zeit ist toll. Er schreibt ihr 20, 30, manchmal 50 Nachrichten am Tag. Zudem richtet er auch den gemeinsamen Computer ein, hat dort alle Adminrechte. Er schenkt ihr ein neues Handy und über ihren Google-Account überspielt er mit ihrer Zustimmung alle Kontakte und Daten darauf. Sie freut sich darüber. Mittlerweile kennt er alle ihre Passwörter, auch von ihren Bank-Accounts und von ihrem Amazon-Konto. "Wir haben voreinander nichts zu verbergen. Wir vertrauen uns." Solange Einvernehmen besteht, ist alles gut. Und - hat Maja tatsächlich auch alle Passwörter von Robert?

Bald hat Maja den Verdacht, dass Robert ihre E-Mails mitliest. Sie hat das Gefühl, dass er nicht nur ihre E-Mails mitverfolgt, sondern auch andere Online-Aktivitäten. Er stellt sie zur Rede, wenn ihm etwas nicht passt oder taucht an Standorten auf, die sie ihm nicht gesagt hat. Einmal hat er sie sogar geschlagen, weil das ein Ort war, den er ihr verboten hatte. Manchmal verschickt er auch E-Mails von ihrem Account in denen er Freund*innen beschimpft. Er löscht Postings von Facebook und einmal stellte er auf ihren Facebook-Account ein Nacktbild von ihr, als ob dies von ihr käme.

Manche Freund*innen und Familienmitglieder wenden sich von Maja ab. Sie denken, Maja ist verantwortlich für die Beschimpfungen. Manche teilen das Nacktfoto – sie hat es ja schließlich selbst öffentlich online gestellt. Davon müssen auch die anderen in der Familie erfahren. Niemand glaubt Maja. Sie wird zunehmend isoliert und glaubt ihren eigenen Wahrnehmungen bald nicht mehr.

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