Landtag, 16. Sitzung vom 19.10.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 61
Seiten da und Sie kennen sie ja auch. Also bitte führen wir diese Debatte nicht isoliert am Beispiel Wien, sondern versuchen wir, im Rahmen der Kompetenzen darüber zu diskutieren, was jedes Land tun kann. Und da kann Wien in den vergangenen Monaten durchaus einiges vorlegen. Wir haben ewig diskutiert und ich gebe zu, ich war auch einer derjenigen, die der Meinung waren, wenn der Schulbetrieb läuft - und die Lehrerinnen und Lehrer sind eindeutig im Bereich der Kompetenz des Bundes -, dann verstehe ich eigentlich nicht, warum Wien jetzt Administrativkräfte zahlen soll.
Ich gebe zu, ich habe mich als Landesrat dagegen gewehrt. Man ist jetzt einen anderen Weg gegangen und hat gesagt, ja nichtsdestotrotz, wir haben einen Lehrermangel, wir müssen sie letztendlich befreien und wir haben uns für den Weg entschlossen, Administrativkräfte in die Schulen zu packen. Ein wichtiger, wesentlicher Schritt, aber was war der wesentliche Schritt, den man zum Beispiel im Rahmen der Ausbildungsmaßnahmen jetzt setzt, nicht nur bei den Lehrern, auch bei den Pädagogen, auch im Bereich der Pflege?
Also wenn jeder in seinem Bereich solche Maßnahmen setzen würde, wie wir es in Wien getan haben, wären wir einen Schritt weiter. Daher diskutieren wir das grundlegend und nicht am Beispiel Wiens, als ob Wien da ein Sonderfall wäre, bei einer Situation und bei Rahmenbedingungen, die in ganz Österreich gleich sind, ganz egal, ob es um den Bodensee geht oder um den Neusiedler See oder um den Hanslteich in Wien. Danke schön. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)
Präsident Mag. Manfred Juraczka: Als letzte Rednerin dieser Aktuellen Stunde ist Frau Abg. Janoch zu Wort gemeldet, ich erteile es ihr.
Abg. Silvia Janoch (ÖVP): Sehr geehrter Herr Landtagspräsident! Liebe Wienerinnen und Wiener! Und vor allem einmal liebe Eltern, liebe PädagogInnen, liebe Kinder!
Ich darf hier jetzt als Letzte reden, ganz kurzfristig habe ich mich dazu entschieden, weil ich das einfach nicht aushalte. Ich habe das Gefühl, hier liegt sehr viel Theorie im Raum, und als Elementar- und Hortpädagogin, und das schon seit über 22 Jahren, glaube ich, wird es jetzt langsam einmal Zeit für die Praxis. Ich kann nur sagen, kommen Sie endlich vom Reden einmal ins Tun!
Sehr geehrter Herr Wiederkehr, wenn Sie alles hier so ernst nehmen, wie Sie es sagen - Sie sind jetzt leider nicht im Raum, aber ich sage es trotzdem -, habe ich folgendes Angebot an Sie: Kommen Sie zu mir in den Hort. Nehmen Sie sich einen Tag Zeit, schauen Sie sich an, was wir täglich leisten, und kommen Sie nicht als Herr Wiederkehr, kommen Sie als Bildungsstadtrat. Setzen wir uns mit Kindern, Lehrern, Eltern zusammen, hören Sie sich die Sorgen an, arbeiten Sie einen Tag mit mir mit und machen Sie sich tatsächlich einmal aus der Praxis ein Bild. (Beifall bei der ÖVP.)
Hier über Theorie zu reden und was man nicht alles umsetzt und tut, das ist nicht die Praxis. Wie gesagt, ich glaube, ich kann das nach über 22 Jahren sehr wohl definieren und auch sagen, weil es tatsächlich täglich mein Beruf ist. Lehrerinnen, Lehrer sind verzweifelt, Mobbing, Burn-out, Depression, auch das gibt es bei Pädagoginnen und Pädagogen und das ist unser Alltag, unser Alltag in Wien. Massenhafte Überstunden, es ist nicht mehr machbar, es ist auch nicht mehr vertretbar. Ganz klar: Was sind die Folgen, wer leidet dann am Ende? Das sind Kinder und Jugendliche, weil sie unzureichend gefördert werden, weil sie nicht verstanden werden. Es sind Bildungsdefizite, die auftreten, es sind verzweifelte Eltern. Ja, das bekomme ich tagtäglich mit und es ist kein Spaß. Deshalb mein Angebot: Kommen Sie zu mir, schauen Sie in Ihren Terminkalender nach, wann Sie Zeit haben, geben Sie mir Bescheid und machen Sie sich vor Ort ein Bild.
Dann können wir, glaube ich, wirklich tatsächlich darüber weiterreden und vielleicht erkennen Sie dann, was es jetzt braucht, nämlich Lösungen. Sie plakatieren, dass Ihnen Bildung am Herzen liegt. Für mich sind es ganz klar die Kinder und die Jugendlichen und auch die Eltern und die PädagogInnen, die tagtäglich Großartiges leisten. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte nur sagen, nehmen Sie jetzt bitte endlich Ihre Verantwortung wahr. Ich kann es nur aus der Praxis sagen: Kinder und Jugendliche haben ihre Eingewöhnungszeiten im Kindergarten oder auch in der Schule, Ich glaube, Ihre ist nach zwei Jahren schon lange vorbei. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Mag. Manfred Juraczka: Die Aktuelle Stunde ist beendet. Ich darf mitteilen, dass Frau Abg. Kriz-Zwittkovits ab 13 Uhr entschuldigt ist.
Bevor wir nun zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Landtagsabgeordneten des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien drei, des Grünen Klubs im Rathaus eine und des Klubs der Wiener Freiheitlichen zwei schriftliche Anfrage eingelangt sind.
Von den Abgeordneten Stadler, Malle, Berner, Prack, Öztas und Ellensohn wurde eine Anfrage an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz betreffend „Chaos in der Bildungsdirektion und LehrerInnenmangel“ gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieser Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl von Abgeordneten unterzeichnet.
Gemäß § 36 Abs. 5 der Geschäftsordnung wird die Beantwortung der Dringlichen Anfrage vor Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Ist diese um 16 Uhr noch nicht beendet, wird die Landtagssitzung zur tagesordnungsgemäßen Behandlung der Dringlichen Anfrage unterbrochen.
Die Abgeordneten Wagner, Deutsch, Mautz-Leopold, Aichinger, Gara, Konrad haben am 12.10.2022 gemäß § 30b der Geschäftsordnung eine Gesetzesvorlage betreffend eine Änderung des Gesetzes über die Unterstützung von Personen bei der Bestreitung der erhöhten Energiekosten - Wiener Energieunterstützungsgesetz eingebracht. Dieser Antrag wurde dem Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Sport zugewiesen.
Wir kommen nun zu Postnummer 1. Postnummer 1 der Tagesordnung betrifft die erste Lesung der Vorlage des Gesetzes über die Einrichtung von Verwaltungsor
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