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Landtag, 5. Sitzung vom 24.06.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 40 von 93

 

schon bereit, weil sie schon eine Gruppenpraxis betrieben haben, gut miteinander harmoniert haben. Diese beiden haben sich schon 2012 oder 2013 für die Primärversorgungseinheit interessiert. Wir haben es immer noch nicht, ja, es ist aber schon ausgeschrieben dankenswerterweise, immerhin. Das ist das Ergebnis der vorletzten Landesgesundheitsplattform gewesen. Es wurde dann versprochen, dass es ausgeschrieben wird. Allerdings ist der Ausschreibungstermin dann wieder in Frage gestellt worden, weil von Seiten der niedergelassenen Kurie des Herrn Steinhart hier ein kleines Spielchen gespielt wurde, wo man ein bisschen was junktimieren wollte. Damit man was anderes kriegt, hat man gesagt, schreibt man das doch nicht aus. Ich habe dann mit Hilfe unseres Stadtrats erreichen können, dass das dann doch zwei Tage später ausgeschrieben worden ist. Das brauchen wir nicht so, ja. Ich will das auch ansprechen, dass das jeder weiß, der nicht aus dem Gesundheitsbereich kommt. Und wenn ich dann immer wieder im Bezirk auch vom Kollegen Kowarik angesprochen, nicht immer wieder, sondern angesprochen wurde und ihm gesagt habe, wir arbeiten daran - das ist auch schon wieder lange her, weil sich ja die Leute beschweren, weil sie nicht versorgt sind, ja. Also wir müssen trachten, dass da etwas weitergeht. Ich möchte aber schon auch darauf hinweisen, dass man vielleicht überlegen sollte: Warum ist das so? Im Bericht steht das so schön: „Selbst das Vorhandensein von Standorten und finanzieller Unterstützung motiviert die AllgemeinmedizinerInnen nicht ausreichend.“ Genau, offensichtlich, weil sonst würden sie sich ja anstellen und sagen, ich möchte da hineingehen. Dann müssten wir halt fragen, warum. Ich kann mir schon ein bisschen die Gründe vorstellen. Wenn ich eine Einzelne bin, die frisch fertig ist, würde ich mich das nicht trauen, mich mit mir zwei unbekannten anderen zusammenzuschließen und da so ein Projekt zu wagen, was doch ein gewisses unternehmerisches Wissen vielleicht erfordert. Ich würde das nicht machen wollen, ich würde mich davor fürchten, ob sich das ausgeht. Vielleicht ist das bei vielen auch so, oder vielleicht gibt’s einfach zu wenige, die fertig ausgebildet sind. Es hat ja von Seiten der Stadt Wien, damals noch KAV, Bemühungen gegeben, hier mehr auszubilden. Und das gibt’s auch, es gibt auch mehr, aber vielleicht immer noch zu wenig. Wir müssen schauen, dass wir strukturell etwas tun, dass wir da einen eigenen Beruf des niedergelassenen Allgemeinmediziners, -medizinerin schaffen, der attraktiv ist. Also vielleicht liegt es auch daran. Ich glaube, dass wir auch darüber Gespräche führen müssen, um hier weiterzukommen, weil mir ist das ein Anliegen, dass das kommt.

 

Natürlich ist ein guter Ersatz die vom Peter Hacker erfundene und erdachte Erstversorgungsambulanz. Das kann ein Ersatz sein und es wird an der Umsetzung gearbeitet, und ich glaube, dass das vor allem für Gegenden mit großem Mangel dann eine gute Lösung sein wird. Ich halte auch das Konzept für sehr gut. Was ich aber auch noch hervorheben möchte, ist, dass die seit Kurzem Österreichische Gesundheitskasse, davor Wiener Gebietskrankenkasse, Gesundheitszentren betreibt, und dass es mittlerweile eine enge Zusammenarbeit gibt, das nennt sich Gesundheitsverbund, nämlich der Österreichischen Gesundheitskasse, die in Gesundheitszentren mit dem Hanusch-Krankenhaus zusammenarbeiten, das ja auch der Österreichischen Gesundheitskasse gehört sozusagen, was eine große Weiterentwicklung ist und was eigentlich aus meiner Sicht das Best-Practice-Beispiel für eine niedergelassene Primärversorgungseinheit wäre. Das wär’s, das gibt’s schon. Aber das ist natürlich auch ausgelastet, logischerweise, weil es gut ist und weil die Leute wissen, wenn sie ein Augenproblem haben, das im Gesundheitszentrum operiert werden kann, dann wird es dort operiert, und wenn sie ein anderes haben, dann wird das im Hanusch-Krankenhaus operiert. Das funktioniert reibungslos. Die Patienten haben das am Anfang ein bissel komisch gefunden - da muss ich jetzt in das Gesundheitszentrum und dann wieder dort zurück -, aber das wird gut angenommen. Die Anzahl an Patientinnen und Patienten beweist das. Also das ist zum Beispiel etwas, wo man sich etwas abschauen kann. Was wir nicht brauchen können, das ist mir auch ein Anliegen zu sagen, sind irgendwelche Investoren oder irgendwelche Firmen oder Gesellschaften, die dann solche Zentren auf privater Basis machen wollen und dann dort sozusagen Gewinn erwirtschaften. Das brauchen wir nicht, weil meiner Meinung nach ist die Gesundheit eine öffentliche Aufgabe. Das ist meine zutiefste Überzeugung.

 

Wir haben in Hamburg, wo die öffentlichen Krankenhäuser vor vielen Jahren schon privatisiert wurden, gesehen, wie sich die Gewinnorientierung auf die PatientInnenversorgung auswirkt, nämlich wo uns ein sehr gescheiter Manager des Krankenhauses erklärt hat, dass hier gelenkt wird insofern, wenn man weniger Zuweisungen ausstellt als Arzt oder Ärztin, dann hat man da gehaltsmäßig ein bissel einen Bonus. Also da frage ich mich schon, ob man das will, weil das heißt ja im Konkreten: Wenn ich mir überlege, bei jemandem eine CT-Untersuchung zu machen, mache ich die jetzt, bin ich mir da sicher, ob ich das brauche. Bei uns macht man es eher schon, um sicherzugehen. In so einem Fall macht man es eher nicht, weil man vielleicht an den Bonus denkt oder weil man gestraft wird oder gefragt wird: Wieso hast du eine unnötige Untersuchung gemacht? Das gibt es Gott sei Dank bei uns, im öffentlichen Bereich zumindest, nicht, und das soll auch so bleiben.

 

Ich komme zum nächsten Punkt, die Covid-19-Pandemie. Auf den Seiten 33 und 34 wird ausführlich über einen Facebook-Eintrag des Ärztekammer-Präsidenten schwadroniert und behauptet, dieser hätte zu großer Verunsicherung bei vielen Patientinnen und Patienten geführt. In diesem Facebook-Eintrag, darauf möchte ich nur hinweisen, wird auch das Fehlen von Schutzausrüstung angesprochen. Da geht es um die erste Märzhälfte des vorigen Jahres. Und da muss ich schon, nämlich weil ich da nah dran war und das miterlebt habe, berichtigen, dass dem der Versuch vorangegangen ist, großflächig Masken und Ausrüstung für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte einzukaufen. Das Geld und die Kontakte waren organisiert. Aber da in

 

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