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Landtag, 38. Sitzung vom 27.06.2019, Wörtliches Protokoll  -  Seite 35 von 63

 

bulanzen - und an sich sind ja die Spitalambulanzen alles Spezialambulanzen: Diabetesambulanz und Rheumatologische Ambulanz, Hämatologische Ambulanz, Gastroenterologische Ambulanz - sehr viele Patientinnen und Patienten immer wieder zur Kontrolle hinkommen - alle acht Wochen, alle drei Monate, jedes halbe Jahr -, und man kennt die Patientinnen und Patienten schon. Und immer wieder taucht der Fall auf, dass jemand in einem immer schlechteren Zustand kommt und man schon mitbekommt, die Angehörigen können mit dieser Situation nicht mehr umgehen, schrecken aber davor zurück, diese Situation zu ändern, weil sie sagen, ich will meine Frau nicht ins Pflegeheim abschieben - das ist ja eine natürliche Reaktion -, aber man sieht oft, dass diese Menschen schon am Ende sind, nämlich oft beide, völlig am Ende, und dass da dringender Handlungsbedarf besteht. Das Einzige, was man machen kann, ist: Man kann stationär aufnehmen und über das Entlassungsmanagement etwas organisieren. Das ist natürlich auf Dauer nicht möglich. Wenn keine Aufnahmeindikation besteht, ist das schwierig, es wird trotzdem oft gemacht.

 

Darum ist es, glaube ich, gut, wenn man auch ein ambulantes Entlassungsmanagement hat, das angerufen werden kann und wo man sagen kann: Bitte machen Sie einen Termin, kümmern Sie sich um diese Familie, denn das wird nicht mehr lange gut gehen, oder es geht schon lange nicht mehr gut. Das sind jene Fälle, wo man vielleicht verhindern kann, dass Menschen, die alleine oder mit einem ebenfalls alten Angehörigen zu Hause sind, dann stundenlang in einer Notfallambulanz sitzen, weil sie gestürzt sind oder weil sonst irgendetwas passiert ist.

 

Ich glaube, dass das eine gute Anregung wäre. Wir haben im Hanusch-Krankenhaus so ein Pilotprojekt, wo Entlassungsmanagement ambulant angerufen werden kann und wo man dann die Patienten auch gut versorgt weiß, weil dann sozusagen ein Case Management eingeleitet wird.

 

Der nächste Punkt: Wartezeiten Notfallambulanz. Dazu sage ich nichts. Ich möchte aber trotzdem die angedachten Erstversorgungsambulanzen erwähnen, weil ich glaube, dass das ein guter Schritt in die Richtung der Steuerung im Gesundheitswesen wäre - wobei ich mit Steuerung nicht Bevormundung meine. Ich bin nicht dafür, dass man sagt, du darfst nur dort hingehen und dort darfst du nicht hingehen, sondern: Im Moment haben wir gar keine Steuerung, sondern man geht in eine Notfallambulanz, wenn man eine Beschwerde hat, und wenn man nicht aufgenommen wird, wird gesagt - weil es auch nicht anders geht -, gehen Sie in den niedergelassenen Bereich, gehen Sie zu Ihrem praktischen Arzt - zur dortigen Weiterbehandlung, was auch immer.

 

Ich glaube, dass so, wie die Erstversorgungsambulanzen gedacht sind, niemand weggeschickt werden soll ins Nirgendwo, sondern dass eine Weitervermittlung an die richtige Stelle erfolgt. Und ich glaube, das ist genau der Punkt, der fehlt. Peter Hacker hat das auch so formuliert: Es darf nicht mehr sein, dass irgendjemand gesagt bekommt, Sie sind bei mir falsch. - Das halte ich für einen irrsinnig guten Satz, weil das genau das trifft, was manchen passiert und weshalb manche dann mit dem Gesundheitswesen unzufrieden sind, aber auch für sich selber dann ratlos sind und nicht mehr weiterwissen. Und dann geht die Spirale weiter, es kommt zu x diagnostischen Anläufen, man geht dort hin und man geht da hin, und bis man endlich zu einer Stelle kommt, wo eine Therapie erfolgen kann, dauert es oft Jahre. Das ist jetzt dramatisch ausgedrückt, aber es ist auch oft so.

 

Ich halte das also für eine sehr gute Idee. Es braucht aber Vorbereitung, denn man muss natürlich auch die Schnittstellen schaffen und man braucht ja auch im niedergelassenen Bereich dann das Pendant, wo man dann die Termine bekommt, sodass das Spital dann sagen kann: Sie haben übermorgen eine Herzultraschalluntersuchung dort und dort. - Das wäre das Ideale, aber das braucht Vorbereitung. Die Idee halte ich für ausgezeichnet, und ich werde alles daransetzen, auch daran mitzuwirken, dass das funktioniert.

 

Zum Schluss möchte ich darauf hinweisen - das steht, glaube ich, nicht im Bericht -, dass die ambulante Leistungserfassung jetzt ebenfalls möglich ist, dass es nämlich nunmehr möglich ist, die LKF-Punkte auch ambulant zu bekommen, wenn man eine Leistung erbringt, die sozusagen LKF-würdig ist. Also konkret gesagt: Ambulante Chemotherapie, wo jemand in einen Raum kommt, wo er gemütlich sitzen oder liegen kann, und dort eine Chemotherapie verabreicht bekommt und am Nachmittag wieder nach Hause gehen kann. Das war deswegen bis jetzt nicht möglich, weil die Leistung nicht abgegolten werden kann - und keine Krankenanstalt kann es sich leisten, eine Chemotherapie zu verabreichen, ohne dafür zumindest teilweise in Form der LKF-Punkte honoriert zu werden.

 

Das gibt es nun seit 2018, und deswegen können hunderte Brustkrebspatientinnen zum Beispiel ihr Herceptin einfach ambulant verabreicht bekommen - es ist nämlich nicht notwendig, das stationär durchzuführen - und wieder nach Hause gehen. Das schafft einen enormen Gewinn an Lebensqualität und war ein richtiger Schritt in die richtige Richtung.

 

Zusammengefasst gesagt: Ich würde mich sehr freuen, wenn wir über diese ganzen Themen und viele andere mehr in Diskussion bleiben, fraktionsübergreifend, denn ich halte es für besonders wichtig, dass wir jede Gelegenheit nützen, anhand des Aufzeigens von Problemen und Fehlern zu versuchen, unser Gesundheitssystem - unser, wenn man es mit anderen vergleicht, trotzdem hervorragendes Gesundheitssystem - weiterzuentwickeln. Ich lade dazu ein. Ich würde gerne in Kommunikation treten und auch mehr erzählen. Jetzt ist Schluss, und ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Präsident Dipl.-Ing. Martin Margulies: Danke sehr.

 

Ich erlaube mir, jetzt auch persönlich die Frau Patientenanwältin zu begrüßen.

 

Frau Dr. Pilz, ich erteile Ihnen das Wort.

 

12.43.01

†Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz|: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Landesrat! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete!

 

Ich möchte mich für die qualitätsvolle und ausführliche Diskussion, die Sie anlässlich meines Berichtes hier

 

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