Landtag,
30. Sitzung vom 26.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 82
Das wird einem besonders dann bewusst, wenn man sich bei Züchtern
ansieht, was diese Tiere können. Ich werde ein persönliches Erlebnis nie
vergessen, als mir ein Züchter gezeigt hat, was die Bisskraft eines derartigen
Tieres wirklich kann. Er hat so einen „handzahmen“ Hund hergeholt, hat ihm
einen Besenstiel aus Holz in den Mund gesteckt und gesagt: Beiß! Und die
Wirkung war eindrucksvoll! Links und rechts sind die Holzstücke hinuntergefallen,
und das Mittelstück hat er ausgespuckt. – Da habe ich mir vorgestellt, wie
das Gleiche bei meinem Schienbein aussehen würde und habe einmal mehr erkannt,
dass das, was wir hier machen, sehr sinnvoll ist, dass das unbedingt zu
geschehen hat und dass man da auch keine Minute länger warten darf.
Und wenn man jetzt quasi in einer Beschwichtigungstonart wie die
FPÖ ... (Zwischenruf von Abg Veronika Matiasek.) Liebe Frau
Kollegin! Ich kann mir das nicht ersparen! Sie sagen: Reden wir halt, wie in
den anderen Bundesländern auch. Vielleicht warten wir, bis der Bund etwas tut,
oder vielleicht machen wir eine Arbeitsgruppe. – Dazu muss man tatsächlich
sagen: Die Wienerinnen und Wiener erwarten sich zu Recht, dass wir etwas
Konkretes tun!
Über 326 839 Bürgerinnen und Bürger haben uns den Auftrag gegeben,
etwas zu tun! Da kann man nicht einfach sagen: Das lassen wir jetzt. Das ist
genauso viel, wie die drei Oppositionsparteien zusammen haben. Lassen Sie sich
das auf der Zunge zergehen. Mit einer Stimmenanzahl, die nur Sie alle drei
zusammen auf die Waagschale der Wahl bringen, wurde uns gesagt: Tut etwas! Und
wir tun etwas. (Abg Dr Matthias Tschirf: Ja, aber bitte etwas
Sinnvolles!)
Wir tun das nicht im Übermut, sondern wir tun etwas, was sehr sinnvoll
ist. Die Ombudsstelle ist mit eingebunden, es sind Expertinnen und Experten mit
dabei. (Abg Dr Matthias Tschirf: Wer?) Wir haben in
Wirklichkeit gegeneinander aufgereiht, wer aller sagt, dass das ein sinnvoller
Schritt ist. Und die Frau Stadträtin hat heute gesagt, dass wir, wenn der
Deutsche Schäferhund in Diskussion kommen sollte, nicht anstehen werden, auch
darüber gerne zu reden.
Die Verordnung geht mit Montag in die Begutachtung. Sie geht in
Begutachtung, wie es gesetzlich vorgeschrieben ist, meine Damen und Herren!
Dabei wird es sicherlich auch noch eine Diskussion geben, die sicherlich auch
die weitere Vorgangsweise nach den ersten Erfahrungen mit gestalten wird.
Ich sage einmal mehr: Wir stehen heute hier und legen diesen Entwurf
nach reiflicher Prüfung und nach reiflichem Abwägen vor. Ich kann mich noch
erinnern, wie viele Diskussionen wir in der Öffentlichkeit geführt haben. Wir
haben bei jeder Meldung, dass ein Hund ein Kind verletzt hat oder vielleicht
auch noch Schlimmeres geschehen ist, diese Diskussion geführt. Daher können wir
jetzt nicht sagen: Schieben wir es auf die lange Bank! Machen wir einen
Unterausschuss! Machen wir eine Arbeitsgruppe! Machen wir ein Hearing! Warten
wir auf das nächste Jahr!
Das erwarten die Menschen in Wien nicht! Das erwarten sie von der
Sozialdemokratie nicht, und deshalb fordere ich Sie auf, dieses Gesetz mit uns
zu tragen, wissend, dass jetzt entscheidende Schritte gesetzt werden, auf
welche die Bevölkerung in der Tat wartet. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Abg Dr Herbert Madejski: Die
Bevölkerung erwartet ein gescheites Gesetz!)
Präsident Heinz Hufnagl: Zu einer tatsächlichen Berichtigung
hat sich Herr Klubvorsitzender Abg Dr Tschirf gemeldet. – Bitte sehr.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Zunächst meine erste Berichtigung: Der Begriff
Gackerl-Sackerl stammt nicht von mir, sondern von der Frau Stadträtin. Daher
ist die Stilfrage dorthin zu richten.
Zweite Sache: Es ist dies hier eine Diskussion über ein Gesetz und
nicht über die Volksbefragung. Der Volksbefragungstext ist bekannt, es ist ein
allgemein gewählter Text. Es dabei nur darum gegangen, etwas prinzipiell zu
lösen, die Bevölkerung hat aber nicht gesagt: Genau diesen Entwurf wollen wir!
Das wäre bei einem Volksabstimmungstext der Fall gewesen. Ein solcher ist der
Wiener Bevölkerung aber nicht vorgelegen. Die Wiener Bevölkerung hat jedoch
einen Anspruch darauf, einen sinnvollen Gesetzestext vorgelegt zu bekommen,
damit tatsächlich ein Schutz der Bevölkerung besteht. Das hier ist aber eine
Augenauswischerei. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächster Redner hat sich Herr Univ-Prof Dr Eisenstein
zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. – Bitte, Herr Professor.
Abg Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Danke schön. – Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich verstehe schon, dass die SPÖ jetzt nach der Volksbefragung zu diesem
Thema unter Zugzwang ist. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bitte Sie
jedoch herzlich: Reagieren Sie darauf nicht mit diesem Gesetz!
Es gibt eine Reihe von Bedenken dagegen, die ich hier in zwangloser
Reihenfolge vorbringen werde. Und ich werde mich auch bemühen, relativ rasch zu
sprechen. Ich werde tun, was ich kann, liebe Frau Kato, ich hoffe, Sie werden
das zu würdigen wissen! Ich werde auch versuchen, sachlich zu bleiben und nicht
zu sehr ins Emotionale abzudriften.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! In Wirklichkeit handelt es sich
bei dem hier zum Beschluss vorgelegten Gesetzesentwurf um eine eher unüberlegte
und oberflächliche Angelegenheit. Ich halte es für enttäuschend, dass es der
SPÖ nicht gelungen ist, hier etwas Besseres vorzulegen!
Natürlich kommt das Wort Kampfhunde im Gesetz selbst
nicht vor, wir sprechen aber ständig davon. Es handelt sich dabei um die
Hunderassen, die inzwischen definiert wurden. Das Wort Kampfhunde kommt auch
mehrfach in der Begründung des Initiativantrags von Herrn Abg Valentin vor. Wir
reden also ständig von
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