Landtag,
15. Sitzung vom 23.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 67
brauchen euch, wir müssen Zukunftsperspektiven geben.
Es wäre die Aufgabe dieses Landtages, sich darüber
den Kopf zu zerbrechen, was es in Zukunft noch an zusätzlichen Maßnahmen
braucht, damit das auch gelingt. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg
Anger-Koch ist die nächste Rednerin.
Abg Mag Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Vorsitzender!
Ich finde es sehr schade, dass hier eine Aktuelle
Stunde zu einem sehr brisanten Thema einberufen wurde und die Reihen bei Ihnen
fast leer sind. Wie wichtig ist Ihnen das Thema wirklich? (Beifall bei der ÖVP.
- Abg Godwin Schuster: Also bitte ...!)
Schauen Sie, wir reden da von Zahlen. Ich habe mir
auch die Zahlen angeschaut, und die Zahlen in der Jugendkriminalität sind im
Grunde genommen steigend. Es ist für 2007 eine Opferzahl von über 1 000 zu
melden, und das ist bedenklich. Vor eineinhalb Jahren hat Ihre
Stadtschulratspräsidentin eine Präventivoffensive gegen die Gewalt angekündigt;
das ist bis jetzt leider Gottes nicht passiert. (Rufe und Gegenrufe zwischen
StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager und Abgeordneten der SPÖ.)
Die Entwicklung im Jugendbereich ist bedenklich, und
man muss ihnen natürlich helfen. Gerade auch im schulischen Bereich, wo wir
schon lange darüber reden und Ihnen diesbezüglich schon lange Anregungen geben,
sollten die Präventivmaßnahmen eingesetzt werden und sollte versucht werden,
hier anzusetzen.
Ein Vorschlag unsererseits war immer: ein
Sozialarbeiter in jede Schule. Das ist ein verpflichtender Lebensmittelpunkt
für die Kinder und die Jugendlichen, auch für Familien, wo sie gemeinsam
kooperieren können und wo sie auch gemeinsam etwas tun können. Gerade die
Beratung und Betreuung ist die Aufgabe der Jugendwohlfahrt, und es sollte in
den Wiener Schulen zu einer Kooperation kommen. Hier muss auf alle Fälle rasch
gehandelt werden, weil in den Schulen, wie wir immer wieder lesen, wirklich
viel passiert.
Wenn man jetzt die Zahl von den 1 000, auf ein
Jahr gesehen, herunterbricht auf einen Monat, dann sind es 80 Fälle im
Monat, und das in den Schulen, wo Kinder gegen andere Kinder Gewalt ausüben!
Sicherlich entfällt ein Teil auf Familien, aber wenn man präventiv arbeiten
möchte, dann muss man auch ansetzen und den Kindern eine Möglichkeit geben, um
ihnen zu helfen.
Auch die Kooperation mit dem Jugendamt funktioniert
nicht optimal. Hier wird nur geholfen, wenn bei aggressiven und dringenden
Fällen kein Ausweg mehr besteht. Das ist auf einen mangelnden Personalstand
zurückzuführen, für den Sie verantwortlich sind, meine Damen und Herren!
(Beifall bei der ÖVP.)
Es gibt in Wien auch viele bestehende
Privatinitiativen und Vereine. Warum kooperieren Sie nicht mit ihnen? Wir haben
Sie schon oft darauf aufmerksam gemacht, dass sie gerne bereit wären, Ihnen
hier zu helfen, genau in der Jugendwohlfahrt und in der präventiven
Jugendarbeit sehr viel wertvolle Arbeit leisten und auch innovativ sind. Bitte,
holen Sie sie ins Boot und beziehen Sie sie mit ein! Das wäre sehr
wünschenswert und erscheint uns auch sehr sinnvoll. (Zwischenruf von Abg Mag
(FH) Tanja Wehsely.)
Nein, Frau Wehsely, Sie tun es nicht! Schauen Sie,
Sie reden immer alles gut, wir müssen hier aber eine nachhaltige Politik
machen. Diese Jugendlichen sind die nächste Generation. Worauf wollen Sie
aufbauen? Dann tun Sie doch etwas! (Beifall bei der ÖVP.) Reden Sie nicht, tun
Sie es!
Sie sagen immer, die Jugendzentren machen so gute
mobile Arbeit. Bauen Sie es aus! Bauen Sie es aus, und evaluieren Sie einmal
Ihre Jugendzentren. Ich sage nicht, dass sie schlecht sind, nur ist hier genau
der Punkt, wo aufgebaut werden muss. Es muss mehr Personal zur Verfügung
stehen, so ist es einfach! (Abg Mag (FH) Tanja Wehsely: Warum stimmen Sie
dagegen?) Nein, es ist einfach so. Nehmen Sie auch ganz einfach die Ideen,
seien Sie doch einmal innovativ! Von unseren Jungen kamen innovative Ideen.
(Beifall bei der ÖVP.)
Warum sollen Polizisten und Sozialarbeiter nicht
zusammenarbeiten? Wo ist das Problem? Sie sagen immer, es ist alles gut, es
wird schon gemacht, na ja und hin und her. Dann sind Sie nicht einmal da und
sagen, wir machen einfach so weiter. So kann es aber nicht weitergehen, die
Zahlen steigen! Und arbeiten Sie nachhaltig. (Zwischenruf von Abg Mag (FH)
Tanja Wehsely.) Nein, bitte arbeiten Sie nachhaltig! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich möchte jetzt nur noch zusammenfassen - wir haben
ja diesbezüglich auch schon eine Pressekonferenz gemacht -: Reden Sie die
Jugendlichen nicht schlecht! Das dürfen wir auch nicht tun, sondern wir fordern
ein Gesamtkonzept für außerschulische Jugendarbeit, Schulsozialarbeit an jeder
Schule, Evaluierung der Arbeit in den Jugendzentren und verstärkte Einbindung
der Eltern in die Jugendarbeit. - Danke. (Beifall bei der ÖVP. - Abg Mag Thomas
Reindl: Es waren nur sieben ÖVPler da!)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort
gelangt der Abg Baxant.
Abg Petr Baxant (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Sehr geehrter Herr Präsident!
Ich werde mich an die Empfehlungen meiner Kollegin
Tanja Wehsely halten und angesichts der Ernsthaftigkeit dieses Themas
versuchen, nicht zu eskalieren, so wie es die FPÖ gemacht hat. Ich möchte mich
hier auch explizit bei den GRÜNEN und bei der Volkspartei dafür bedanken, dass
die Diskussion in einem Rahmen geführt worden ist, der dem Thema, glaube ich,
dienlich ist und der auch einer Lösungsorientierung dienlich ist. Also recht
herzlich Danke!
Ich möchte auch ganz kurz auf ein
paar Themen eingehen. Frau Smolik hat gesagt, die Wiener Arbeitsmarktpolitik
greift nicht, und hat die Jahre 2000 bis 2007 als Beispiel angeführt. Ich
möchte daran erinnern, dass in diesen Jahren die Bundesregierung aus der ÖVP,
der
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