Landtag,
10. Sitzung vom 28.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 98
(Beginn um 9.01 Uhr.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Schönen
guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die 10. Sitzung des Wiener Landtages ist
eröffnet.
Entschuldigt sind Herr Abg Mag Ebinger sowie Herr Abg
Strobl bis 14 Uhr.
Mir liegt ein Antrag auf Absetzung der Post 9
vor. Die Abstimmung des Antrages wird bei der Behandlung der Tagesordnung, das
ist nach der Mitteilung des Herrn Landeshauptmannes und deren Besprechung,
erfolgen. Das ist so mit dem Grünen Klub auch vereinbart.
Wir kommen zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP - 02960-2007/0001 - KGR/LM) wurde von
der Frau Abg Susanne Jerusalem gestellt und ist an den Herrn Landeshauptmann
gerichtet. (Wie lautet das Konzept für die
Installierung einer flächendeckenden Gesamtschule in Wien?)
Ich ersuche um Beantwortung.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr
geehrte Frau Landtagsabgeordnete!
Wir haben am 27. April dieses Jahres, wenn ich
mich recht erinnere, hier gemeinschaftlich einen Beschluss gefasst – nahezu
gemeinschaftlich –, dass wir eine Konzeption vorbereiten, die die gemeinsame
Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen gerade auch in Wien ermöglicht. Ich
denke, das ist eine vernünftige Vorgangsweise, denn natürlich geht es nicht jetzt
um die Frage der Etikettierung – Gesamtschule, gemeinsame Schule, neue
Mittelschule, wie auch immer –, sondern es geht darum, dass wir in der Tat den
Weg herausfinden in eine Schule des 21. Jahrhunderts, die optimale
Möglichkeiten für die jungen Leute bietet, in dieser Konkurrenzsituation einer
wissensbasierten Ökonomie, in einer Wissensgesellschaft der Zukunft tatsächlich
auch bestehen zu können.
Ich denke, dass es gerade bei der Vielfalt der
Schulversuche der letzten 30 Jahre, bei den Ergebnissen von PISA – wie
immer man sie jetzt im Detail bewertet, aber man sollte sie ernst nehmen –, bei
all diesen Analysen notwendig ist, dass man diese Expertengruppen, die man
eingesetzt hat, auch arbeiten lässt. Daher plädiere ich um Verständnis dafür,
dass ich natürlich Ihre Frage nach einer Konzeption der Einführung einer
flächendeckenden Gesamtschule heute nicht beantworten kann, denn das würde die
Arbeit der Expertengruppe obsolet machen. Also ich denke, die gewählte
Vorgangsweise vom April ist eine gute.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön. – Die 1. Zusatzfrage: Frau Abg Jerusalem, bitte.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub im
Rathaus): Mein Verständnis dafür ist vorhanden. Ich hätte mir nur, nachdem es
ja durchaus ein gemeinsames Anliegen von Seiten der SPÖ und auch von Seiten der
GRÜNEN ist, vorgestellt, dass man einmal zwischendurch informiert, welche
Arbeitsgruppen gibt es, woran arbeiten die genau, wann wird das Ergebnis
veröffentlicht. Nachdem mich die Neugierde plagt und nichts gekommen ist an
öffentlicher Darstellung, habe ich mir gedacht, frage ich halt einmal.
Das heißt, ich gehe jetzt einmal davon aus, dass nach
wie vor an dieser flächendeckenden Einführung gearbeitet wird und man nicht Abstand
genommen hat davon. Ich habe auch gehört – das ist jetzt auch meine
2. Zusatzfrage –, dass es kein Schulversuch werden soll. Daher meine
Zusatzfrage, damit zumindest diesbezüglich eine Konkretisierung möglich wird:
Wird es einen Schulversuch geben auf der Basis einer neuen Schule?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Also
gerade weil ich vorhin auf die Geschichte der Schulversuche verwiesen habe,
auch der gemeinsamen Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen und ihrer 30-jährige
Geschichte in Wien, denke ich, dass es der Schulversuche genug ist.
Was mit Sicherheit gebraucht wird aus meiner Sicht
heraus, ist, dass wir Verlässlichkeit in das System kriegen. Wenn hier
entsprechende Umstellungen gemacht werden, sodass wir de facto zu einer
gemeinsamen Schule der Sechs- bis Vierzehnjährigen kommen, denn wir haben ja
eine gemeinsame Schule der Sechs- bis Zehnjährigen, dann sollte dies auch für
geraume Zeit verlässlich – für die Eltern verlässlich, für die Kinder
verlässlich, für die Lebensplanungen verlässlich – durchgeführt werden.
Daher sage ich dazu, das ist etwas, was man gut
vorbereiten sollte. Man trifft eine historische Entscheidung nachgerade. Dessen
bin ich mir bewusst, und deswegen unterlasse ich auch in diesen Fragen die
Polemik, entwickle auf der anderen Seite aber mit Sicherheit sehr viel Emotion,
wenn man neuerlich diese Chance nicht erkennt oder wenn man neuerlich versucht,
Kindern die Zukunft zu rauben. Daher denke ich, dass wir uns auch nicht Zeit
lassen sollten, in diesem Zeitfenster eine solche historische Entscheidung zu
treffen.
Und um auch die mit gestellte Frage von Ihnen, Frau
Abgeordnete, vorweg zu beantworten: Ich erwarte mir, dass diese Expertengruppe
bis zum Jahresende mit ihrer Tätigkeit fertig ist, sodass das nächste Jahr
bereits der unmittelbaren Vorbereitung dienen kann.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke
schön. – Die 2. Zusatzfrage hat Herr Abg Dr Aigner.
Abg Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Da darf ich Ihren Äußerungen jetzt entnehmen, dass es
Ihr Ziel ist, eine alternativlose gemeinsame Schule zu etablieren, und dass Sie
sozusagen davon ausgehen, dass die ÖVP hier mitmacht?
Präsidentin Erika Stubenvoll: Herr
Landeshauptmann, bitte.
Lhptm Dr Michael Häupl: Ich kann nicht
beurteilen, wo die ÖVP mitmacht oder nicht, das entscheidet sie ja selbst. Aber
ich denke, dass es wesentlich und entscheidend ist, dass wir zu einer
gemeinsamen Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen mit der entsprechenden
inneren Differenzierung und auch einer inneren Vielfalt kommen können, so wie
das auch der Beschlusslage des Wiener Gemeinderates entspricht, und dafür
werden jetzt die nötigen Vorbereitungen getroffen.
Wenn wir dies gemeinsam machen
können, so freue
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