Landtag,
9. Sitzung vom 30.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 74
generelles
Bettelverbot für Wien gefordert. 28. März 2007: Überschrift: FPÖ: generelles
Bettelverbot für Wien. Das heißt, hier ist der inhaltliche Unterschied nicht
ein so großer. Daher sage ich ganz ehrlich, was die FPÖ in den letzten Monaten
gemacht hat, ist ersichtlich. Sie lässt ganz einfach kein Thema aus, das
irgendwo Schlagzeilen bringt. Ich bin persönlich fassungslos über die Art und
Weise der Argumentation. Ich bin geschockt über das inhaltliche Unwissen,
nämlich jenes, das im Antrag dokumentiert wurde. Ich bin wirklich entsetzt
darüber, was diese Partei nur aus Gründen der Suche nach Schlagzeilen in
diversen Medien in der nächsten Zeit noch tun möchte und tun wird.
Was mich
persönlich irritiert, ist, dass die ÖVP mit dieser Argumentation der FPÖ in
Gleichklang geht. Ich wünsche dem Kollegen Ulm alles Gute, nämlich
gesundheitlich alles Gute. Aber ich habe vor kurzem mit ihm ein - Apostroph –
„Streitgespräch" gehabt und das ist auf Tonband verzeichnet. Da spricht er
sehr klar und deutlich von „null Toleranz", „Giuliano möchte er in Wien
werden" und er sagt im Großen und Ganzen, es gibt einen guten Weg in
Bayern, der dort vollzogen wird. Ich habe hier wirklich den Eindruck, die ÖVP
möchte in manchen inhaltlichen Positionen rechts von ihr niemanden mehr sehen.
Daher ist diese Position der ÖVP für mich tatsächlich eine problematische. Mit
den tatsächlichen Wurzeln der Partei hat das nämlich nichts mehr zu tun.
Wem nützt denn ein generelles Verbot von Bettelei in
dieser Stadt? Wollen wir eigentlich nicht mehr registrieren, dass sich
insbesondere in den letzten Jahren arme Menschen in dieser Stadt aufhalten, die
zum Großteil nicht betteln gehen? Aber die Armut in dieser Stadt ist in den
letzten Jahren leider angestiegen. Die Aufgaben, die diese Stadt dadurch zu
erledigen hat, sind enorm. Eine Verdoppelung von Sozialhilfebeziehern in den
letzten sieben Jahren ist eine Tatsache, wovor wir nicht die Augen verschließen
können. Ich sage Ihnen, durch ein Verbot von Betteln wird die Armut nicht
geringer.
Ich möchte noch etwas verstärken. Armut kann durch
Polizeigewalt sicher nicht vermieden, geschweige denn verhindert werden. Dieses
Thema ist für mich ein so sensibles Thema, dass ich auch versuchen möchte, in
der Wortwahl sehr sorgsam umzugehen, um oftmals nicht das zu formulieren, was
ich mir persönlich dazu denke.
Wir haben vor vielen Jahren, Anfang der 90er Jahre,
als wir das Landes-Sicherheitsgesetz für Wien formuliert haben, und zwar in
engster Kooperation mit allen Parteien, die damals im Landtag vertreten waren -
manche sind hier, die das wissen, wie sorgsam wir das diskutiert haben -, und
auch in engster Kooperation mit der Wiener Polizei dieses Gesetz formuliert und
uns eindeutig dazu bekannt. Die GRÜNEN haben dann nicht mitgestimmt, aber zuvor
mitgearbeitet und eindeutig ein Bekenntnis abgegeben, dass Armut nicht durch
Polizeimaßnahmen bekämpft werden kann. Wir haben eindeutig gesagt, es kann nur
Kriminelles durch die Polizei bekämpft werden. (Abg Rudolf Stark: Das stimmt doch nicht!) Daher die
Unterscheidung, die für uns heute noch immer gilt, nämlich bei kriminellen
Handlungen, bei organisierten Betteleien muss die Polizei ihr Macht- und
Gewaltmonopol auch einsetzen können, für die andere Form von Bettelei, für
sozial schlechter gestellte, arme Menschen kann nur die soziale Einrichtung in
unserer Stadt ihre Aufgabe wahrnehmen. Ich sage, diese Einrichtungen, und auch
von der Frau Stadträtin wurden sie sehr ausführlich dargestellt, machen eine
ganz ausgezeichnete Arbeit, ansonsten ginge es uns in dieser Stadt nicht so,
wie es uns zur Zeit gut geht. (Beifall bei der SPÖ.)
Daher
möchte ich wiederholen, Anstiftung zu Betteleien, das heißt, das Organisieren
von Betteleien, findet innerhalb der SPÖ keine Zustimmung. Wir werden alle
Maßnahmen in Bewegung setzen, um organisiertes Betteln zu bekämpfen. Ich
brauche das jetzt nicht zu wiederholen und kann mir das ersparen, denn die Frau
Stadträtin hat in ihrer Beantwortung sehr detailliert ausgeführt, welche
rechtlichen Möglichkeiten uns gegen die AnstifterInnen von Bettelei gegeben
sind. Genauso sage ich dazu, es ist mir zuwider, dass kleine Kinder durch
organisierte Kriminalität zum Betteln herangezogen werden. (Abg Dr Herbert Madejski: Das sagen wir auch!) Es sind mir
Geschichten zuwider, die wir gehört haben, dass sich Behinderte zum Betteln auf
die Straße stellen und andere Geld einstecken. (Beifall von Abg Kurth-Bodo Blind.) Aber das ist organisierte
Kriminalität, dafür haben wir alle rechtlichen Möglichkeiten, dagegen
einzutreten und daher müssen wir diese Möglichkeiten auch nützen. (Beifall von Abg Kurth-Bodo Blind.) Dazu
brauchen wir kein generelles Verbot von Bettelei!
Die
Bundespolizeidirektion Wien ist zuständig. Das haben wir gemeinsam mit den
Vertretern der Bundespolizeidirektion auch so vereinbart. Der Handlungsbedarf zur
Bekämpfung der so genannten Bettelmafia besteht auf ihrer Seite, nicht auf
Seiten der Kommune, ausschließlich auf ihrer Seite. Ich sage Ihnen, und die
Frau Stadträtin hat auch darauf hingewiesen, hier ist der Innenminister in der
Tat gefordert.
Jeder,
geschätzte Kolleginnen und Kollegen, der objektiv die Situation bei der Wiener
Polizei beurteilt, stellt trotz ständig anderer Behauptungen von den ehemals
Regierenden in diesem Lande, nämlich im Besonderen von der ÖVP, fest, dass die
Wiener Polizei sicher große Probleme bei der personellen Situation hat. (Abg David Lasar: Machen Sie etwas!) Sie
brauchen nicht nur so wissend zu nicken, geschätzte Kollegen von der FPÖ,
sondern ich sage Ihnen, Sie sind voll mitverantwortlich an der personellen
Situation der Wiener Polizei und der Polizei in Österreich insgesamt! (Beifall
bei der SPÖ. - Abg DDr Eduard Schock: Aber jetzt zählt die Ausrede nicht mehr!
Jetzt gibt es einen roten Bundeskanzler!)
Ihr habt während eurer
Mitbeteiligung in der Bundesregierung, und ich wiederhole das, weil ich es
schon mehrmals gesagt habe, bei diesen Personalmaßnahmen mitgestimmt! (Abg
DDr Eduard Schock: Jetzt gibt es einen roten Bundeskanzler!) Ihr habt
zugeschaut, wie in Wien die Strukturveränderungen aus ausschließlich
parteipolitischen Motiven gemacht wurden! (Abg
Mag Harald STEFAN: Also, bitte!) Ihr habt zugeschaut und ihr
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular