Landtag,
9. Sitzung vom 30.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 74
Hintermänner Haftbefehle zu erlassen. Haftbefehle
wären dann auch möglich gegen die Bosse. Genau gegen die Bosse der Bettlermafia
wären dann Haftbefehle möglich.
Wir meinen daher, wer gewerbsmäßig Bettelei
organisiert, wer das gewerbsmäßig organisiert und andere dadurch ausbeutet, wer
andere ausbeutet, die dann für ihn in der Kälte sitzen müssen, wer Kinder
ausbeutet, die dann für ihn in der Kälte sitzen müssen, wer diese Verbrechen
begeht, der soll mit einem Jahr Freiheitsstrafe bestraft werden, meine Damen
und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)
Was brauchen wir noch? Es müssen alle Bandenmitglieder
dingfest gemacht werden. Wir brauchen eine Aufstockung der Polizei. Wir
brauchen – und das ist in diesem Haus, glaube ich, unbestritten –
1 600 neue Dienstposten bei der Polizei. Wir warten hier noch auf die
Einlösung dieses Wahlversprechens des Herrn Prof Kopietz, aber auch
unseres Herrn Bürgermeisters.
Wir brauchen aber, weil die Polizei so überlastet
ist, auch einen städtischen Ordnungsdienst. Wir wollen einen städtischen
Ordnungsdienst, wie es die Parksheriffs derzeit etwa gibt. Wir wollen, dass
diese Parksheriffs Gemeindesheriffs werden, Gemeindesheriffs, die dann nicht
nur für den Parkraum zuständig sind, sondern die auch für alle anderen
Landeskompetenzen zuständig sind: für den Hundekot, für die
Gehsteigverunreinigung und eben auch für die Bettelei. Erst wenn es diese
Maßnahmen gibt, mehr Polizei, Gemeindesheriffs, erst dann wird es Erfolge
geben. Denn nur, wenn man die Bettler bei ihrem Geschäft stört, wenn man den
Bossen der Bettlermafia ihre Erträge möglichst schmälert, dann werden sie nicht
mehr zu uns kommen.
Meine Damen und Herren! Ich bringe daher einen
Beschlussantrag ein.
„Der Wiener Landtag wolle beschließen: Das zuständige
Mitglied der Wiener Landesregierung der Geschäftsgruppe Integration,
Frauenfragen, Konsumentenschutz und Personal wird aufgefordert, dem Landtag
einen Novellenentwurf zum Wiener Landes-Sicherheitsgesetz vorzulegen, in dem
ein generelles Bettelverbot eingeführt wird.
Meine Damen und Herren! In formeller Hinsicht
beantrage ich die sofortige Abstimmung.“
Und ich bitte Sie: Stimmen Sie diesem Antrag zu!
Stimmen Sie mit uns für ein generelles Bettelverbot! (Beifall bei der FPÖ.)
Es gibt ja in anderen Bundesländern die Vorbilder
dazu. Es gibt etwa im SPÖ-regierten Salzburg dieses Vorbild. In Salzburg hat
die Sozialdemokratie offenbar kein Problem damit, in Salzburg hat die
Sozialdemokratie Bodenhaftung, dort ist ein Bettelverbot möglich. Auch in
Tirol. In Tirol gibt es genau diesen Paragraphen eines generellen
Bettelverbotes. Dort in Tirol ist es möglich, aber bei uns in Wien, wo die
Situation noch viel schlimmer ist als in Salzburg oder in Tirol, bei uns ist
das nicht möglich, da drückt man sich mit irgendwelchen Ausreden.
In Baden gibt es ein Bettelverbot, meine Damen und
Herren! In der Oststeiermark in der Gemeinde Fürstenfeld ist dieses
Bettelverbot bereits eingeführt worden. Dort hat auch das Land Steiermark nach
einer Prüfung festgestellt, dass dieses Bettelverbot verfassungskonform ist,
weil das im Vorfeld bestritten wurde. Es wird durch ein solches Bettelverbot
kein Grundrecht verletzt, weder das Grundrecht auf Privatsphäre noch etwa die
persönliche Freiheit. Es ist hundert Tage her, dass die Gemeinde Fürstenfeld
dieses Bettelverbot eingeführt hat, und man hat in Fürstenfeld bereits eine
positive Bilanz gezogen. In Fürstenfeld sagt man: Wir haben genau den Effekt
erzielt, den wir erzielen wollten. Es gibt seither in Fürstenfeld keine
Bettelei mehr.
Meine Damen und Herren! Es ist Mitleid mit bettelnden
und ausgebeuteten Menschen, Mitleid besonders mit Behinderten und Kindern
natürlich richtig, aber die Armut, die diesen Menschen ihre Würde raubt und sie
zum Betteln nötigt, die kann ja mit dieser Bettelei niemals beseitigt werden.
Man darf daher diese Bettler nicht, so wie das derzeit in Wien praktiziert
wird, hilflos ihren kriminellen Hintermännern ausliefern. Wir müssen daher
verantwortungsbewusst handeln und vor allem die Kinder von der Straße holen.
Wir müssen vor allem die Kinder betreuen, damit sie in ihre Heimat zurückkehren
können. Wenn das Jugendamt, von dem man in diesem Zusammenhang viel zu wenig
hört, nicht in der Lage ist, nicht die Ressourcen hat, sich darum zu kümmern,
dann muss man das Jugendamt auch mit den speziellen Ressourcen ausstatten, um
hilflose Personen, vor allem Kinder, effektiv schützen zu können.
Meine
Damen und Herren! Es geht hier um die Einhaltung der Regeln des öffentlichen
Zusammenlebens, und diese Regeln des Zusammenlebens sollten für alle Menschen
in dieser Stadt gelten. Und wenn wir hier konsequent gegen die organisierte
Bettelmafia vorgehen, wenn wir konsequent gegen die organisierte Kriminalität
vorgehen, dann helfen wir nicht nur der Wiener Bevölkerung, die immer mehr
unter dieser Bettelei leidet, dann helfen wir auch – und das ist wirtschaftlich
ein wichtiger Faktor – dem Wiener Tourismus, der bereits unter dieser
unerträglichen Situation leidet. Und, meine Damen und Herren, wir helfen durch
ein rigoroses Vorgehen gegen diese Bettelmafia vor allem den Bettlern, und hier
vor allem den Schwächsten, nämlich den Bettelkindern. Denn, meine Damen und
Herren, die Kinder hier auf den Plätzen und in den Straßen Wiens weiter betteln
zu lassen, sie den Hintermännern wie bisher schutzlos auszuliefern, das ist
ganz sicherlich der falsche Weg.
Meine Damen und Herren! Ich meine daher: Schauen wir
nicht länger zu, wie die Kinder hier den ganzen Tag verschmutzt in der Kälte
sitzen, wie Kranke, Behinderte hier den ganzen Tag in der Kälte sitzen! Schauen
wir nicht länger zu, wie die Bettelmafia hier Kinder ausbeutet, wie sie Kranke
und Behinderte ausbeutet!
Wir laden Sie daher ein, meine Damen und Herren:
Beschließen Sie mit uns in diesem Haus ein Bettelverbot, ein generelles
Bettelverbot für ganz Wien! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke für die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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