Landtag,
9. Sitzung vom 30.03.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 74
Ich möchte Sie aber auch
darüber informieren, dass es auch in den anderen Bundesländern nicht wirklich Bodenschutzgesetze
gibt. Es gibt teilweise Gesetze, die so heißen, sie beschäftigten sich aber
ausschließlich mit den landwirtschaftlichen Flächen. Ich glaube, dass das, was
von der Europäischen Union vorgelegt wird, wesentlich weiter greifen und
wesentlich umfassender sein wird.
Es gibt in Wien aber
selbstverständlich auch schon jetzt Rechtsvorschriften, die den Bodenschutz zum
Inhalt haben, und zwar eine ganze Reihe von Gesetzen, unter anderem das
Abfallwirtschaftsgesetz, die Gewerbeordnung, das Wasserrechtsgesetz, das
Forstgesetz, das Naturschutzgesetz, und auch in der Bauordnung gibt es
entsprechende Regelungen. Ferner gibt es das Gesetz über das Ausbringen von
Klärschlamm, das übrigens einen ganz speziellen Bodenschutz beinhaltet und das
es nur in Wien und sonst nirgends in Österreich gibt.
Abgesehen davon ist Wien das einzige Bundesland, das auf freiwilliger Basis alle drei Jahre einen Bodenbericht erstellt, den wir regelmäßig auch sehr emotional diskutieren. Seit 1992 gewährt dieser Bodenbericht Einblick in die Qualität der Wiener Böden. Dabei werden jeweils 286 über ganz Wien verteilte Standorte analysiert, und seit 2003 erweitern wir dieses Spektrum. Und es ist deswegen so wichtig, das regelmäßig zu machen, weil man dadurch sehen kann, wie die Entwicklung der Bodenqualität verläuft, wo es Zunahmen, Abnahmen oder Veränderungen gibt. Das ist also ein sehr wichtiges Monitoring-Instrument.
Die letzten beiden
Bodenberichte, nämlich 2000 und 2002, können Sie auch im Internet auf der
Homepage der MA 22 abrufen. Der Bodenbericht 2003 ist derzeit in Erstellung,
und parallel dazu haben wir uns 2004 auch die Kinderspielplätze angeschaut,
wobei ich hier auch gleich betonen möchte, dass die Ergebnisse auf keinem
Spielplatz einen Maßnahmenschwellenwert überschritten haben.
Kurz noch zum letzten
Bodenbericht, der der Stadt Wien beziehungsweise unserem Boden an sich ein
recht gutes Zeugnis ausstellt. Ich möchte Ihnen ein paar Qualifizierungen zur
Kenntnis bringen. – Ich zitiere aus dem Bodenberichtsergebnis: „Verglichen
mit den europaweit anerkannten nutzungs- und schutzbezogenen
Orientierungswerten für Schadstoffe in Böden zeigt die vorliegende Untersuchung
insgesamt keine auffallenden Schwermetall- beziehungsweise PAK-Konzentrationen
im Wiener Boden. Auch im Bereich der stark befahrenen Straßen kann
weitestgehend von einer Abnahme der Bleikonzentration im Boden gesprochen
werden. Infolge des Verbots von Blei in Kfz-Treibstoffen ist anzunehmen, dass
sich diese Abnahme in den nächsten Jahren auch noch fortsetzt.“
Weiter heißt es, dass auch
in Parkanlagen, in denen sich Kinderspielplätze befinden, die Pb2-Werte, das
sind die Prüfwerte, nicht überschritten werden. – Wörtlich: „Es konnten
durch diese Untersuchung keine Quellen für irgendeine aktuelle Belastung des
Wiener Bodens mit Schwermetallen beziehungsweise mit PAK 5 festgestellt
werden.“
Ich glaube, dass wir im
Bodenbereich auf einem sehr guten Weg sind. Der Bodenbericht ist für uns ein
wichtiges Instrument, und sobald diese EU-Richtlinie vorliegt und uns der Bund
die entsprechenden Vorgaben gegeben hat, werden wir daran gehen, das auch auf
landesgesetzlicher Ebene umzusetzen.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke schön. Wir kommen zur
1. Zusatzfrage: Bitte, Herr Abg Dipl-Ing Stiftner.
Abg
Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Präsidentin! Frau Stadträtin!
Ihre
Antwort enttäuscht und überrascht mich insofern, als Sie uns heute erklären,
dass ein lokal so wichtiges und auch beeinflussbares Thema wie die Entsiegelung
von Böden jetzt offensichtlich auf europäischer Ebene gelöst werden soll. Ich
denke, da sollte man schon ein bisschen die Kirche im Dorf lassen und darauf
achten, dass jene Probleme, die auch in einer Kommune selbst gelöst werden
können, nicht nach Brüssel abgeschoben werden und hier ein entsprechendes
Richtlinienwerk abgewartet wird, was auch immer das aussagen soll.
Ihre
Antwort hat mich jetzt deswegen ein bisschen überrascht, weil Sie ja selbst
sagen, dass es Berichte betreffend Versiegelung gibt, die besagen, dass man etwa
ein Hektar Land in Wien pro Jahr verliert. Natürlich gibt es einen
Grünraumkonsum, das ist ganz logisch in einer Großstadt. Auf der anderen Seite
gibt es aber auch sehr gute Beispiele für entsprechende Lösungsmethoden.
Dazu
auch meine Frage an Sie, Frau Landesrätin: Planen Sie, in Hinkunft durch
Kampagnen oder auch Fördermittel Bürger, Unternehmer oder auch
Verwaltungskörper dazu zu motivieren, betreffend Freiflächen, die heute
zubetoniert beziehungsweise versiegelt sind, entsprechenden Entsiegelungsmaßnahmen
zu setzen und Begrünungen vorzunehmen?
Präsidentin
Erika Stubenvoll: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf
StRin Mag Ulli Sima: Sehr geehrter Herr Abgeordneter!
Betreffend Europäische Union liegt, glaube ich, ein krasses
Missverständnis vor! Ich habe keineswegs vor, dieses Problem abzuschieben.
Möglicherweise ist Ihnen nicht ganz bewusst, wie das System der Europäischen
Union funktioniert, daher möchte ich das kurz erläutern: Die Europäische Union
regelt bestimmte Bereiche. Wenn diese von der Europäischen Union geregelt sind,
dann sind die Vorgaben durch Bund und Länder umzusetzen. Deswegen macht es aus
meiner Sicht keinen Sinn, wenn die Europäische Union gerade dabei ist, einen
Bereich zu regeln, diesen vorher schon auf Länderebene zu regeln, um die
Regelungen schon kurze Zeit später wiederum in Richtung der Vorgaben der
Europäischen Union umzuarbeiten. Ich glaube, das ist eine einleuchtende
Begründung, die zeigt, dass ich da nichts abschieben will.
Es ist ganz klar, dass wir diese
Richtlinie, wenn sie kommt, umsetzen werden. Ich meine aber, es ist wirklich
nicht besonders intelligent, wenn man fünf Minuten vor Erstellung einer
Richtlinie selber ein Gesetz macht, wenn
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