Landtag,
6. Sitzung vom 06.10.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 90
Sie waren auch als Gesundheitsstadträtin dafür
verantwortlich, dass die Kranken in Wien - und auch das sollten wir nicht
vergessen - dass die Kranken in Wien seit einem Jahr durch Ihren Beschluss hier
in diesem Haus 10 EUR pro Tag Spitalsgeld zahlen müssen, meine Damen und
Herren. 25 Prozent Erhöhung auf 10 EUR pro Tag, 10 EUR auch für
die sozial Schwächsten in dieser Stadt, ohne Staffelung. (Abg Marianne
Klicka: Das ist von Ihrer Regierung!) Und ich meine daher, meine Damen und
Herren von der SPÖ, ich meine vor allem, Frau Stadträtin, Sie sollten als
Wiener Stadträtin endlich die Prioritäten Ihrer Politik ändern. Sie sollten
endlich wieder Politik für die eigenen Staatsbürger machen, Sie sollten die
Interessen der Wienerinnen und Wiener endlich wieder an die erste Stelle
reihen, Frau Stadträtin. (Beifall bei der
FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl:
Zu einer tatsächlichen Berichtigung ist Herr Abg Gerstl gemeldet.
Abg Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Danke, Herr Präsident.
Ich möchte den Begriff von Frau Abg Laschan, dass die
österreichische Bundesregierung in den vergangenen Jahren menschenfeindlich
gehandelt hätte, auf das Schärfste zurückweisen, (Beifall bei der ÖVP.) denn
unter Menschenfeindlichkeit versteht man Rassismus, Antisemitismus, (Abg
Godwin Schuster: Wer hat die Deportationen gemacht, der Bundeskanzler
Schüssel!) Fremdenfeindlichkeit, Heterophobie. Und mit dieser Unterstellung
würden Sie sagen, dass die Österreichische Bundesregierung und die Republik
Österreich nicht den Gesetzen entsprochen hätte, nicht der Europäischen
Menschenrechtskonvention entsprochen hätte, nicht der entsprechenden Konvention
der Vereinten Nationen entspräche, und das Gegenteil ist wahr. (Abg Godwin
Schuster: Wer hat die Worte verwendet, nicht wir, wer hat von Deportationen
gesprochen!) Herr Kollege Schuster und liebe Frau Kollegin von den Grünen, bitte nehmen Sie zur Kenntnis,
dass der Wahlkampf vorbei ist, der Wahlkampf ist vorbei und es liegt an Ihnen, nun
eine Regierung zu bilden. Kommen Sie wirklich rasch zur Sacharbeit und hören
Sie mit dem Feiern auf und beginnen Sie die Arbeit für Österreich. Das wäre im
Interesse der Österreicherinnen und Österreicher. (Beifall bei der ÖVP. –
Abg Christian Oxonitsch: Wer hat von Deportationen geredet?)
Präsident Johann Hatzl:
Zum Wort gelangt Frau Abg Cammerlander.
Abg Heidemarie Cammerlander (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Es wäre wirklich
wünschenswert, wenn ein bisschen mehr Sachlichkeit da hereinkommen würde, denn
ich bin immer wieder wirklich zutiefst erschüttert, wie viele Grauslichkeiten
und Grausamkeiten wir uns hier anhören müssen. Ich lese Ihnen einen Satz vor:
„Wünschenswert wäre, die Geldleistungen der Sozialhilfe nicht nur unter der so
genannten Armutsgefährdungsgrenze anzusetzen. Diese beträgt für einen
Einpersonenhaushalt im Jahr 2004 848 EUR im Monat, zwölfmal jährlich.
Um Armut und soziale Ausgrenzung zu beseitigen, ist es notwendig, dass die
Leistungen der Sozialhilfe armutsfest sind.“
Von wem, glauben Sie, ist
dieses Zitat? Es stammt von der roten Arbeiterkammer. Aber die Arbeiterkammer
stellt auch noch Forderungen, die sich sehr mit unseren decken. Veränderungen
im Bereich der Bescheiderlassung: Die AK schlägt vor, sowohl die Zuerkennung
als auch die Ablehnung durch Bescheid zu erlassen. Das ist die Kritik der
Arbeiterkammer.
Ein zweiter Kritikpunkt,
den auch wir Grüne anbringen, ist
der Wegfall der Bescheidpflicht bei Widerruf einer Unterkunftsgewährung in
einem Haus für Wohnungslosenhilfe. Aber eigentlich wollte ich Ihnen ja
Forderungen der roten AK sagen: „Klar definierte Rechtsansprüche statt
Orientierung an Durchführungsbestimmungen, die den Betroffenen nicht zugänglich
sind.
Wesentliche Verringerung
der Wartezeiten im Sozialzentrum, Ausbau der personellen Ressourcen in den
Sozialzentren, um den Bedürfnissen und dem massiven Anstieg in den
Sozialzentren gerecht zu werden.
Vermehrte Information der
Bedürftigen, eine bundesweite Harmonisierung und Heranführung der
Geldleistungen an die Armutsgefährdungsschwelle.“
Wir haben bereits im
Ausschuss für Gesundheit und Soziales darüber gesprochen und ich habe Ihnen
wieder einige Fälle erzählt von Menschen, die bis zu neun Wochen auf einen
Termin warten und dreieinhalb bis vier Wochen auf einen Notfallstermin. Ein
Betriebsrat berichtete mir, dass es sehr, sehr viele Krankheitsfälle unter den
Mitarbeitern in den Sozialzentren wegen Überforderung und Überlastung gibt.
Wenn Sie schon nicht auf
uns Grüne hören wollen, hören Sie
doch auf Ihre Genossinnen der Arbeiterkammer, hören Sie auf die Appelle der
Caritas, der Armutskonferenz. Sie alle kommen mit denselben Forderungen, mit
denselben Kritiken. Sie haben sicherlich auch im “Standard“ den Fall einer
achtköpfigen Familie gelesen: Seit dreieinhalb Jahren ist Herr Kawasch Disai,
ein Tschetschene, der selbst in seinem Land als Beamter tätig war und die
Beamtenmühle sehr gut kennt, ein anerkannter Flüchtling in Österreich, und er
wartet jetzt. Am 5. September hat er um einen Termin beim Sozialzentrum
angesucht und er wartet bis zum 13. November. Was raten Sie diesen
Menschen, was raten Sie diesen Menschen, die so lange auf einen Termin warten
müssen? Wovon sollen sie leben, wovon sollen sie essen? Und es ist mir im
Wahlkampf passiert, dass eine Frau gekommen ist und mir Ihre Werbung gezeigt
hat. „Das Glück ist ein Vogerl, wenn niemand hilft, hilft die Stadt Wien.“ Und
sie hat mir auch erzählt: „Ich warte seit Wochen auf einen Termin, ich weiß
nicht mehr, wovon ich leben soll.“ Glauben Sie nicht, dass Ihre Politik da sehr
zynisch ankommt?
Sie haben in dem neuen
Sozialhilfegesetz den einen Punkt mit dem Bescheid. Dazu gibt es ja auch,
glaube ich, einen Abänderungsantrag der ÖVP, und dem werden wir zustimmen.
Ein weiterer Punkt: Es werden zum
Beispiel
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