Landtag,
5. Sitzung vom 29.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 84
gemacht
hat, und deshalb gibt es überhaupt kein Argument, Herrn Polak weiterhin den
Rücken zu stärken. Da besteht wirklich Handlungsbedarf, und deshalb bin ich
sehr gespannt auf die Beantwortung unserer Fragen. Ich hoffe, dass man in
diesem Fall wirklich eine Aufklärung vornehmen wird und dass entsprechende
Konsequenzen hinsichtlich der betreffenden Beamten oder vielleicht weiterer
Beamten, die da vielleicht auch noch mitgewirkt haben, herbeigeführt werden.
Das sind wir den Wienern und Wienerinnen und den Steuerzahlern schuldig, und
das wird auch ein Gradmesser dafür sein, wie Sie in Ihrem eigenen
Wirkungsbereich mit solchen gravierenden Verfehlungen umgehen!
Ich hoffe
und wünsche mir, dass das bei der Anfragebeantwortung zum Ausdruck gebracht
wird und dass wir, wenn wir heute weggehen, davon ausgehen können, dass die
notwendigen Schritte eingeleitet werden. (Beifall
bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl:
Das war die Begründung der Dringlichen Anfrage.
Ich bitte den Herrn Landeshauptmann, die Beantwortung
vorzunehmen.
Lhptm Dr Michael Häupl:
Sehr geehrter Herr Abgeordneter!
Ich bringe zunächst eine Vorbemerkung zur Frage der
Dringlichkeit, dann eine kurze Beantwortung der gestellten Fragen und dann eine
Nachbemerkung quasi mit dem Titel: Zur Moral der Geschichte.
Meine Vorbemerkung zur Dringlichkeit. Als ich die
Begründung und die Fragestellungen gelesen habe, erhob sich für mich die Frage:
Was davon ist eigentlich dringlich? Sie haben uns einen nahezu zwei Wochen
alten Artikel aus dem "profil" geboten, und zwar auszugsweise, wie
ich hinzufügen möchte, denn unwesentliche Informationen aus dem
"profil" scheinen in der Begründung nicht auf. Sie haben es
allerdings mit Ihrer Darstellung offensichtlich so eilig gehabt, dass Sie zwei
Mal eine Frage 24 formulieren. Eine solche Kleinigkeit kann passieren!
Abgesehen davon haben Sie sich aber offensichtlich zu
keiner Zeit über die Funktion des Herrn Ing Polak informiert: Er ist
nämlich einfacher B-Beamter und nicht Obersenatsrat, wie Sie mehrmals in Ihrer
Anfrage anführen. Und das klarzustellen, ist schon wichtiger, denn das bedeutet,
dass es sich bei Ing Polak nicht um einen weisungsbefugten Beamten
handelt, der, wie immer er formuliert, keinerlei Anweisungen an eine
behördenführende Dienststelle geben kann und dies auch nicht getan hat.
Nach der Lektüre Ihrer Begründung ist mir schon eher
klar, warum es zu einer Dringlichen kommen musste. Viele Ihrer Fragen lassen
sich nämlich erst beantworten, wenn die von Ihnen beantragte
Kontrollamtsprüfung vorliegt beziehungsweise der Bericht darüber abgeliefert
ist.
Ich möchte betonen, dass Ihre Aktenkenntnis
bemerkenswert ist! Ihre Aktenkenntnis ist größer als meine. Ich habe diesen
Akt, als er seitens der Volksanwaltschaft angefordert wurde, vorher nicht
angeschaut und kontrolliert. Im Aktenweg werden sie keinen Weg zu mir finden.
Es hat ausschließlich die Volksanwaltschaft diesen Akt bekommen, dieser Akt
wurde von ihr bearbeitet und mit dem bekannten Missstandsfeststellungsbericht
zurückgegeben. Wobei ich nicht verhehlen will, dass es keine unbedeutenden
Unterschiede in der Formulierung zwischen dem ersten
Missstandsfeststellungsbericht und der Zusammenfassung, die heute dem Landtag
vorgelegen ist, gibt, und zwar nicht zuletzt in der Tonalität. Ich kann mich an
keinen Volksanwaltschaftsbericht erinnern, in dem festgestellt wird, dass man
keinen emotionsfreien Bericht erstellen kann, ohne das in irgendeiner Form zu
begründen. Ich erkenne also, dass die Dringlichkeit auf Grund Ihrer
Aktenkenntnis heute in der Tat gegeben ist, und es wird sicherlich im Zuge der
Diskussion auch zu klären sein, woher diese Aktenkenntnis kommt.
Zur Beantwortung Ihrer Fragen: Herr Klubobmann
Strache! Sie werden verstehen, dass ich zusammenfassend vorgehe, denn
Frage 1 und 2 habe ich Ihnen hier bereits in der Fragestunde beantwortet.
Schon daran ist eine Dringlichkeit in keiner Weise zu erkennen.
Ja. Ich kenne Herrn Makarenko. Er wurde mir
vorgestellt als Unternehmer, der Materialien für Spitäler, Medikamente und
Ähnliches im Rahmen einer Hilfsaktion respektive einer Dankbarkeitsaktion an
die Hauptstädte der Signatarstaaten des Staatsvertrages als Akt der Humanität
sicher und kostenlos nach Moskau transportiert hat. "Sicher" betone
ich deswegen, weil es zur damaligen Zeit alle Spediteure abgelehnt haben,
dieses Krankenhausmaterial mit Lastwagen nach Moskau zu bringen. Diese
Bereitschaft Makarenkos wurde daher damals von allen begrüßt.
Als er mir vorgestellt wurde, habe ich den Artikel
aus der “Kronen Zeitung“ nicht gekannt und den “profil“-Artikel noch viel
weniger. Selbstverständlich wusste ich nicht, welche Vorwürfe ihm gemacht
wurden. Ich habe aber auf Grund dessen, dass er mir als der Unternehmer
vorgestellt wurde, der diese humanitäre Hilfeleistung erbracht hat, keine
Veranlassung gesehen, unhöflich zu ihm zu sein. Ich habe ihn, soweit ich mich
erinnere, zweimal getroffen, das war es aber auch schon. Selbstverständlich ist
nach Kenntnis der Berichte – das füge ich hinzu – keinerlei Kontakt
von meiner Seite mehr erfolgt.
Ich füge das aber auch deswegen
hinzu, weil meine Kenntnisse über den angeblichen Kriminalfall Makarenko
ausschließlich aus den Medien stammen, aus der “Kronen Zeitung“ und aus
dem “profil“. – Und wenn ich den “profil“-Artikel lese, so scheinen viele
der Feststellungen, die Sie, Herr Klubobmann, hier getroffen haben, nicht so
eindeutig zu sein. Ich sage daher bewusst: Bezüglich des möglichen
Kriminalfalls Makarenko gibt es durchaus auch innerhalb der Polizei, wie sie
dem “profil“ mitgeteilt haben, andere Auffassungen. Für mich besteht keinerlei
Anlass, mich näher mit diesem möglichen Kriminalfall Makarenko vertraut zu
machen. Diesfalls haben die Sicherheitsbehörden und die österreichische
Staatsanwaltschaft einzuschreiten und in der Folge die österreichischen Richter
ihr Urteil zu sprechen, und nichts und
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