Landtag,
5. Sitzung vom 29.06.2006, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 84
(Beginn um 9.03 Uhr.)
Präsident Heinz Hufnagl: Ich bitte die Damen
und Herren, langsam die Plätze einzunehmen und die Schriftführerinnen und
Schriftführer, mich zu assistieren.
Guten Morgen, meine Damen und Herren!
Das Wort wunderschön habe ich gerade unterdrücken
können, ich freue mich, dass so viele von Ihnen Blitz, Donner und Wolkenbruch
unbehelligt entkommen sind, und rechtzeitig der Eröffnung des Wiener Landtages
beiwohnen.
Die 5. Sitzung der laufenden Wiener Wahlperiode
ist somit eröffnet.
Entschuldigt ist bis etwa 10 Uhr der Erste Präsident
Johann Hatzl, StR Hahn hat sich bis etwa 11.30 Uhr entschuldigt, der
Kollegin Matiasek wollen wir beste Genesungsgrüße auch hier vom Präsidium des
Wiener Landtages übermitteln, Frau Kollegin Petrides ist entschuldigt, ebenso
auch die bald Mutterfreuden entgegensehende Kollegin Mag Ringler.
Wir kommen zur Fragestunde, meine Damen und Herren.
Die
1. Anfrage (FSP - 03035-2006/0001 - KFP/LM) wurde von Herrn Abg Mag
Wolfgang Jung gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der
Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und Sport gerichtet. (Anfang Mai wurde in den Medien bekannt, dass der Direktor
einer islamischen Privatschule in Floridsdorf unter dem Verdacht steht, mehrere
hunderttausend Euro in die eigene Tasche abgezweigt zu haben. Über 30(!) Lehrer
- bei angeblich nur ca 100 Schülern - sollen unzureichend oder nicht
angemeldet worden sein. Es soll auch keine gültigen Lehrpläne geben.
Heizprobleme im Winter waren an der Tagesordnung und die Schulverpflegung war
äußerst mangelhaft. Nach den Aussagen eines früheren Lehrers gab es "keine
Messer oder Teller, wir fütterten die Kinder wie im Waisenhaus ab".
Entsprechen diese Berichte den Tatsachen und wie ist es möglich, dass solche
Zustände (das Institut besteht seit 5 Jahren) über Jahre hinweg von der
Schulaufsicht nicht bemerkt wurden, obwohl diese Schule schon mehrfach wegen
der Verwendung von hetzerischen Schulbüchern im Licht der öffentlichen Kritik
stand?")
Ich bitte um die Beantwortung, Frau
Vizebürgermeisterin.
LhptmStin Grete Laska: Sehr geehrter
Herr Landtagsabgeordneter! Sehr geehrte Damen und Herren!
Zu Ihrer Frage die Privatschule in Floridsdorf
betreffend, darf ich Ihnen wie folgt antworten:
Im März 2006 wurden an den Stadtschulrat für
Wien Anschuldigungen herangetragen, wonach im Schuljahr 2002/2003 Gelder durch
den privaten Schulerhalter privatschulenzweckwidrig verwendet worden seien. Der
Stadtschulrat für Wien hat in weiterer Folge unverzüglich Bericht an die
Staatsanwaltschaft erstattet. Am Standort in Wien 21., Weisselgasse 28
werden von dieser Privatschule eine Volks- und Hauptschule, die eine gesetzlich
geregelte Schulartbezeichnung führen, sowie eine Sekundarschule, die vom
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur bewilligt wurde und nach
einem Organisationsstatut geführt wird, betrieben. In den drei privaten Schulen
waren mit Stichtag 1. Oktober 2005 insgesamt 225 Kinder
gemeldet.
Zu den Lehrplänen darf ich ausführen, dass für die an
der Privatschule geführte Volks- und Hauptschule die Lehrpläne für öffentliche
Pflichtschulen gelten, für die Sekundarschule gilt der im Organisationsstatut
enthaltene und vom Ministerium bewilligte Lehrplan.
Der Stadtschulrat für Wien hat für das laufende
Schuljahr für die Volksschule 5,2 LehrerInnen-Planstellen und für die
Hauptschule 7,4 LehrerInnen-Planstellen genehmigt und nur für diese
genehmigten Planstellen eine Subvention in der Art geleistet, als für die
gemeldeten LehrerInnen die Vergütung gemäß § 19 Abs 3
Privatschulgesetz direkt auf das jeweilige LehrerInnengehaltskonto überwiesen
wurde. Inwieweit Geldbeträge veruntreut wurden, haben die Gerichte zu klären.
Ich möchte betonen, dass die Wiener Privatschulen
selbstverständlich laufend im Rahmen der Schulaufsicht einer Überprüfung
unterzogen werden. Bei Bekanntwerden von Mängeln werden vom Stadtschulrat für
Wien unverzüglich die geeigneten Maßnahmen veranlasst. So wurde bei
Bekanntwerden von Problemen mit der Beheizung des gegenständlichen Standortes
ein entsprechender Mängelbeseitigungsauftrag erteilt und der Schulerhalter
schloss in der Folge einen Vertrag mit der Fernwärme Wien ab. Seit diesem
Zeitpunkt wird das Schulgebäude wieder ordnungsgemäß beheizt.
Die angesprochenen Mängel mit der Schulverpflegung
sind der Schulaufsicht hingegen nicht bekannt geworden.
Abschließend
möchte ich bemerken, dass Überprüfungen der Schulaufsicht ergeben haben, dass
an den Privatschulen Schulbücher, die durch das Bundesministerium für Bildung,
Wissenschaft und Kultur approbiert wurden, und keinerlei Bücher problematischen
beziehungsweise aufrührerischen Inhaltes verwendet wurden.
Präsident
Heinz Hufnagl: Danke schön, Frau Landeshauptmann-Stellvertreter.
Die 1. Zusatzfrage. Bitte, Herr Abg Mag Jung.
Abg Mag Wolfgang Jung (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Danke.
Frau Stadträtin, es ist klar, dass die Stadt Wien
keine Verantwortung dafür hat, welche Gelder an Kassen und so weiter von Seiten
der Schule überwiesen werden.
Aber im Rahmen der Schulaufsicht fragt man sich doch,
wieso es mehr oder weniger fast der Zeitungsberichte bedarf, damit man
feststellt, dass dort Lehrer unterrichten, die nicht oder nicht ausreichend
Deutsch können, dass dort zumindest ein von Wien bezahlter Hauptschullehrer -
so entnimmt man den Berichten - in Wirklichkeit Hortdienste versieht und dass
Lehrer ohne Arbeitsbewilligung dort tätig sind. Wie lässt sich das mit einer
geordneten Dienstaufsicht vereinbaren?
Präsident Heinz Hufnagl: Bitte, Frau
Stadträtin.
LhptmStin Grete Laska:
Ich habe in meiner eingangs erwähnten Stellungnahme bereits gesagt, dass alle
Mängel, die der Schulaufsicht bekannt werden oder die sie selbst feststellt,
einer Behebung zugeführt werden.
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