Landtag,
29. Sitzung vom 29.04.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 79
(Beginn um 9.00 Uhr.)
Präsident Johann Hatzl: Hohes Haus! Die
29. Sitzung des Wiener Landtages ist eröffnet.
Entschuldigt sind die Abgen Ebinger, Kato, Ulm und
Wutzlhofer. Ich bitte, dies zur Kenntnis zu nehmen.
Bevor wir zur Fragestunde
kommen, darf ich Sie über einige Dinge informieren. Zuerst einmal darüber, dass
am 11. April 2005 ein Schreiben vom Bündnis Zukunft Österreich an den
Herrn Bgm und Lhptm Dr Michael Häupl ergangen ist, worin mitgeteilt wurde, dass
die Konstituierung des Klubs des Bündnisses Zukunft Wien - die Stadtpartei,
Kurzbeschreibung BZW - die Stadtpartei, erfolgte. Unterschrieben war dieses
Schreiben vom LAbg Günther Barnet. Als Klubmitglieder wurden außer LAbg Barnet
Frau LAbg Schmalenberg, Frau LAbg Trammer, Herr LAbg Serles, Herr LAbg Wolfram,
Frau LAbg Schöfnagel, Frau LAbg Reinberger und Herr LAbg Saßmann angegeben.
Damit hat - und ich stelle das fürs Protokoll fest - der Wiener Landtag nunmehr
fünf Abgeordnetenklubs anstelle von bisher vier. Ich ersuche um Kenntnisnahme.
Gleichzeitig darf ich Sie -
ebenfalls fürs Protokoll - über Folgendes informieren: Allgemein ist ja
bekannt, dass der bisherige Abg der GRÜNEN Günter Kenesei sich nunmehr als
Parteiunabhängiger zum ÖVP-Rathausklub deklariert hat. Ich bitte auch hier um
Kenntnisnahme.
Hohes Haus! Wie Sie wissen, wird heute von Herrn
Lhptm und Bgm Dr Michael Häupl eine Gedenktafel an der Vorderfront des
Wiener Rathauses im Gedenken an die Opfer der Zeit von 1938 bis 1945 enthüllt.
Es wird daher, wie bereits schriftlich mitgeteilt, nach der Aktuellen Stunde
die Landtagssitzung um ca 25 bis 30 Minuten unterbrochen, damit wir
gemeinsam an dieser Gedenktafelenthüllung teilnehmen können.
Hohes Haus! Heute ist, historisch betrachtet, ein
wichtiger Tag. Am 29. April 1945 versammelten sich um 10 Uhr die
provisorische Stadtregierung und die provisorische Staatsregierung, die
Vertreter der 26 Wiener Bezirke und die Spitzen des sowjetischen Stadtkommandos
hier im Wiener Rathaus.
Die Rathauskorrespondenz meldet dazu: Bgm Körner hält
eine Begrüßungsansprache, Staatskanzler Renner dankt. Dann gehen alle vom
Rathaus zum Parlament. Viele Tausende Menschen bildeten ein Spalier, die
Ringstraße ist voll von Menschen. Kein Radio, keine Zeitung und kein Plakat hat
diese Kundgebung angekündigt, nur durch den "Mundfunk" haben die
Wienerinnen und Wiener davon erfahren. General Blagodatow übergibt mit einer
kurzen Rede das Parlament, das bis dahin von der Besatzungsmacht beschlagnahmt
war, an die neue Regierung. Renner dankt ihm und verkündet die
Wiederherstellung der demokratischen Republik Österreich. Sie wird in einem
anschließenden Festakt in der Ruine des Parlaments mit einer weiteren Ansprache
Renners vollzogen.
Ich habe das gesagt, weil es heute mit diesem
historischen Datum vor 60 Jahren zusammenfällt, und wir sollten dies in
unserer Erinnerung behalten.
Hohes Haus! Gestatten Sie mir noch eine Aussage, die
ich meiner Auffassung nach für mich zumindest zwingend treffen muss. Vor
wenigen Tagen - Sie wissen es und haben es gehört - hat ein Bundesrat, der von
Wien entsandt wurde, höchst unerfreuliche, ich meine unerquickliche Äußerungen
bezüglich der Gaskammern in den faschistischen Konzentrationslagern getroffen.
Bei der Feier zum 60-jährigen Jubiläum der Zweiten Republik haben
Bundespräsident Dr Heinz Fischer und Bundeskanzler Dr Wolfgang
Schüssel mit besonders klaren Worten, aber auch sehr emotionell reagiert, und
es hat dazu auch eine ganze Reihe von öffentlichen Aussagen von Vertretern
aller Parteien gegeben.
Ich persönlich bekenne mich uneingeschränkt zu den
Aussagen des Bundespräsidenten und des Bundeskanzlers und fordere - nachdem mir
bis zur Stunde nichts anderes bekannt ist - den betroffenen Bundesrat auf, wenn
er tatsächlich Österreich und Wien schätzt, sehr rasch sein Mandat
zurückzugeben. Damit hätte jene Partei, der das Recht auf Entsendung zusteht,
die Gelegenheit, eine Neubesetzung vorzunehmen, und für Wien würde es bedeuten,
dass es einen solchen Schandfleck im Hohen Haus nicht mehr geben würde. (Allgemeiner
Beifall.)
Wir kommen nun zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP - 02038-2005/0001 -
KGR/LM) wurde von
Frau Abg Dr Sigrid Pilz gestellt und ist an die amtsführende Stadträtin
der Geschäftsgruppe Gesundheit und Soziales gerichtet: Die Anonyme Geburt
wurde in Wien ermöglicht, um das Aussetzen und Töten Neugeborener zu
verhindern. Im Abschlussbericht zur Arbeitsgruppe “Anonyme Geburt“ schreibt nun
die Leiterin der Magistratsabteilung 11, Amt für Jugend und Familie, Frau
Mag Balic-Benzing, dass die hohen Zahlen anonym geborener Kinder betroffen
machen und trotzdem im selben Zeitraum drei Babys ausgesetzt und zu Tode gekommen
waren. Wörtlich schreibt sie: „Auf Grund dieser Zahlen und nach genauer Analyse
aller bisher in Wien erfolgten anonymen Geburten erscheint es gerechtfertigt,
sich von der Ansicht, anonyme Geburten könnten Leben retten, zu distanzieren.“ Welche
rechtlichen Schritte werden Sie aus dieser alarmierenden Feststellung ziehen?
Ich bitte um Beantwortung.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Guten
Morgen! Sehr geehrte Frau Abgeordnete!
Ich kann meine Beantwortung der Frage ähnlich
beginnen wie gestern, ich hatte ja auch gestern die Ehre, hier sozusagen die
Auftaktveranstaltung zu sein. Denn auch dieses Thema haben wir -
glücklicherweise, sage ich, weil es ein sehr wichtiges Thema ist - schon
ausführlich miteinander diskutiert in einer größeren Gruppe im
Frauengesundheitsbeirat, dessen Aufgabe es ja ist, sich hier vor allem auf wissenschaftlich-fachlicher
Ebene mit Themen, die Frauen im Zusammenhang mit Gesundheitsfragen befassen,
intensiv auseinander zu setzen. Dort wurde auch darüber diskutiert, wie denn
die Anonyme Geburt abläuft und was wir hier tun können, um die Situation der
Frauen und die Situation der Kinder zu verbessern.
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