Landtag,
2. Sitzung vom 15.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 65
auch vom zuständigen Planungsstadtrat sehr nett gesagt, man wird den Vorschlag prüfen. Ja, aber geschehen ist halt bis heute nichts. Das ist leider die Realität.
Schade darum, denn ich
kann mir wirklich nicht vorstellen, wie Sie es verantworten können und
verantworten wollen, dass Sie ganze Stadtviertel hier in dieser Stadt als
Wohnviertel aufgeben. Es ist einfach nicht okay, dass Wohnviertel hier einfach
zu Ghettos werden, wo soziale Schichten absiedeln, nämlich die es sich leisten
können, woanders hinzugehen. Wir wissen dann, was mit solchen Stadtgebieten
passiert, die einfach abgesiedelt werden, wo dann Ghettoisierungen passieren,
wo soziale Probleme an der Tagesordnung sind und letztendlich die sozial
Schwachen, für die eine Absiedelung unleistbar ist, dann dort weiter darunter
leiden. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie Sie das verantworten
können, liebe Damen und Herren der SPÖ! Sie haben als gestaltende Kraft und als
verantwortliche Kraft der Sozialdemokratie und des sozialen Gewissens hier
wirklich abgedankt! (Beifall
bei der ÖVP.)
Drei Viertel des
belastenden Lärms entstehen durch Verkehr und ich kann mir deshalb nicht
vorstellen, wie Sie darauf gekommen sind, beispielsweise in diesem
Umgebungslärmgesetz, das ja sozusagen vom Bund vorgegeben wird, andere Grenzwerte
festzulegen oder kleinere Grenzwerte festzulegen, die den Industrielärm und den
Straßenlärm hier nicht reduziert haben. Das heißt nämlich klipp und klar
zweierlei:
Erstens: Sie haben es noch
immer nicht verstanden, dass Lärm für die Bevölkerung das Ärgernis
Nummer 1 in dieser Stadt ist und
Zweitens: haben Sie wieder
bewiesen, dass Sie mehr wirtschaftsfeindlich sind. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich hätte es ja wirklich
verstanden, wenn man beide Grenzwerte gleichrangig runtersetzt, überhaupt kein
Problem. Wir sind eine Umweltmusterstadt und so wird es von der Frau Stadträtin
immer wieder gesagt. Na wunderbar. Dann bitte delegieren Sie die Verantwortung
aber nicht an die Industrie oder an wen auch immer, schieben Sie ihr nicht den
Schwarzen Peter zu und nehmen Sie dieselben Schwellwerte wie für die Industrie
auch für Ihren Verkehr, für den Sie verantwortlich sind. Verantwortung ist
nämlich nicht delegierbar, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Sie betreiben hier leider
eine recht wenig erfolgreiche Umweltpolitik, aber eine sehr, sehr erfolgreiche
Industrieabsiedelungspolitik, denn umweltpolitisch haben Sie noch nicht viel
dazu gelernt. Die Arbeitsplätze gehen verloren, etwa 35 000 allein in
der Ära des jetzt regierenden Bürgermeisters, obwohl bundesweit mehr als
100 000 Arbeitsplätze geschaffen worden sind. Es ist einfach ein
Problem, das in dieser Stadt nicht umweltpolitisch gemacht wird, auf der
anderen Seite industriepolitisch und gewerbepolitisch hier einfach
wirtschaftsfeindlich agiert wird. Sie bremsen hier mit Ihrer Art und Weise
nicht nur die Umweltpolitik in der Stadt, sondern die gesamte Entwicklung in
der Stadt und auf Bundesgebiet! (Beifall
bei der ÖVP.)
Auf der anderen Seite
wollen Sie natürlich die Bürger vor der bösen Industrie schützen. D’accord,
machen Sie das. Auf der anderen Seite: Wer schützt die Bürger vor
stadtplanerischen Plänen, denn die Ausweisverpflichtung der Ruhezonen ist nur
sehr vorsichtig in diesem Gesetz geregelt? Das Ruhebedürfnis der Bürger ist
offensichtlich nicht so ein großes Anliegen. Die Grüngürtel können
offensichtlich hier weiter zurückgenommen werden und eine gesetzlich fundierte
Ruhegarantie soll es weiterhin nicht geben. Ich glaube, Lärmschutz müsste zu
einem städteplanerischen Grundprinzip in dieser Stadt werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich verstehe natürlich
auch, dass diese Ruhezonengebiete besonders sensibles Gebiet sind, nachdem Sie jetzt in
einem wenig gelungenen Mediationsverfahren den Fluglärm über ganz Wien verteilt haben und hier natürlich auch
Bürger auf die Barrikaden gestiegen sind, die auch versuchen, sich mit
gerichtlichen Möglichkeiten zu wehren. Dass Sie dieses Festschreiben von
Ruhezonen natürlich sehr stark belastet, das kann ich mir durchaus vorstellen.
Aber dass Sie auch neben den gesundheitlichen und umweltpolitischen Schäden
auch Vermögensschäden an jenen Menschen verursachen, die hier Eigentum erworben
haben, das kann ich wieder nicht verstehen, auch wenn ich nachvollziehen kann,
dass das Eigentum der Bürgerinnen und Bürger der SPÖ weniger Anliegen ist. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir erachten hier im Sinne eines liberalen
Rechtsstaates Eigentum als beschützenswürdig und schützenswerte! (Beifall bei der ÖVP.)
Kollege Maresch hat schon gesagt, auch die
Bürgerbeteiligung ist hier in diesem Gesetz nur sehr spärlich verankert. (Abg
Mag Rüdiger Maresch: Gar nicht!) Ja, man kann auch sagen, vorne ist ein
bissel drinnen, man kann es machen, aber man muss es nicht machen, es ist keine
Mussbestimmung. Offensichtlich ist eine Bürgernähe etwas, was sich immer ein
bisschen so die Wochen vor dem Wahltag abspielt. Da wird man immer wieder
darauf hingewiesen, dass das sehr wichtig ist. Nur gerade die Stadtplanung ist
ein ganz wesentliches Element einer Landes- und einer Stadtpolitik, denn es
betrifft jeden einzelnen Bürger unmittelbar! Wir haben gestern über
Wahlbeteiligung diskutiert und ich glaube, heute hat der Herr Bürgermeister
auch überlegt, wie man die Wahlbeteiligung erhöhen kann. Ist es nicht einfach
auch eine Frage, wie die Politik während zwei Wahlzeiten auch wirklich erfolgt
ist? Wenn Bürger in Entscheidungen gar nicht eingebunden sind und man ihnen
klar macht, es ist eh wurscht, was ihr denkt, ihr seid eh dem gesamten
Magistrat und der Wiener absolut regierenden SPÖ ohnmächtig ausgesetzt, na, wie
sollen sie dann wirklich den Sinn haben, dass sie nach fünf Jahren zur Wahlurne
schreiten, wenn es eh heißt, bleibt eh alles beim Alten? (Beifall bei der ÖVP.)
Selbst die Arbeiterkammer - und
ich glaube, das ist unverdächtig, da die Arbeiterkammer der SPÖ ja nicht gerade
ferne steht - hat sehr starke Kritik an diesem Gesetzesentwurf geübt. Ein Punkt
dieser Kritik ist, dass Sie das Kooperationsgebot verletzt haben. Das Thema ist
nämlich, dass Lärm an Landesgrenzen nicht halt
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