Landtag,
22. Sitzung vom 30.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 104
Zum Glück ist Wien nicht schwarz-blau, also selten so gefreut wie jetzt, wo es mir wieder in Erinnerung gerufen wird. Das wäre wirklich ein Schrecknis.
Als ich das Thema der Aktuellen Stunde gelesen habe,
"Die Verantwortung des Landes Wien für ihre Pflichtschulen. Ungelöste
Probleme ..." und dann noch erfahren habe, dass diese Aktuelle Stunde von
der ÖVP einberufen worden ist, habe ich mir gedacht, dass Frechheit siegt. (Abg Mag Andreas Schieder:
"Frechheit" stimmt, "siegt" nicht!) Dass sich die ÖVP
traut, so eine Aktuelle Stunde zu machen, ist wirklich klassisch Motto
"Frechheit siegt". Zuerst kürzen Sie die Pflichtschulen kurz und
klein, bis ein eleganter Trümmerhaufen übrigbleibt. (Abg Walter Strobl: Wer
kürzt?) - Moment! Sie führend, schürend die ÖVP und FPÖ! Dass sich die SPÖ
hier über den Tisch hat ziehen lassen, tut mir sehr Leid, und ich hoffe, es
fallt der SPÖ auf den Kopf, aber die Täter sitzen sozusagen in der Regierung.
Es sind eindeutig die Regierungsparteien, die da Täter geworden sind! (Abg Walter Strobl: Gibt es eine politische
Verantwortung, oder nicht?)
Jetzt haben wir den Trümmerhaufen. (Abg Walter Strobl: Wer ist in Wien verantwortlich?)
Darunter liegen irgendwo die Lehrer und die SPÖ und jetzt kommen Sie und sagen:
"Habt ihr Probleme? Was habt ihr denn für Probleme?" (Abg Walter Strobl: Wer ist in Wien
verantwortlich?) Alles kaputt, die Integration kaputtgespart, alles kaputtgespart,
und Sie fragen sie jetzt, ob sie Probleme haben! Das ist großartig! (Abg
Walter Strobl: Wer ist in Wien verantwortlich?) Die Integration ist
tatsächlich weg. (Abg Gerhard Pfeiffer:
Das ist ja wie bei Kasperl und Petzi!) Solch eine Aktuelle Stunde
einzuberufen, die fertig zu machen und dann noch mit dem Fuß so
hineinzudrücken, das ist Quälen, Quälen und sonst überhaupt nichts. (Abg Walter Strobl: Reden Sie zum Inhalt!
Sagen Sie etwas Gescheites zum Inhalt! Grüne haben keine Ideen, keine
Lösungskompetenz!) Oja.
Jetzt möchte ich Ihnen sagen, wo ich glaube, dass
eines der allergrößten Probleme des Schulwesens tatsächlich besteht. (Abg Walter Strobl: Das ist tatsächlich ein
Kasperltheater!) Ich bitte Sie, mir aufmerksam zuzuhören (Abg Walter Strobl: Wenn Sie sachlich sind,
immer! Beim Kasperltheater höre ich aber nicht zu!), weil das jetzt nicht
platt, oberflächlich oder irgendetwas ist, sondern ich rede jetzt ganz
pädagogisch gesehen. Meiner Meinung nach organisiert die Schule den Unterricht
mit Schulglocke, Fächereinteilung, Stunden und so weiter. Alles Mögliche wird
organisiert, damit unterrichtet wird. Aber meiner Meinung nach, und das ist
auch eine Forderung, sollte Schule das Lernen organisieren und ermöglichen. Im
Zentrum müssen immer die Schülerinnen und Schüler stehen und man muss
organisieren, wie sie dazu kommen können, dass sie etwas lernen. Dazu brauche
ich keine Fächer und dazu brauche ich keine Schulglocken, sondern da muss ich
nur einmal schauen, wie der Mensch lernt und welche Rolle die Neugierde, das
Fragen, die Selbstorganisation, das Fächerübergreifende, das Ganzheitliche, das
Emotionale, das Soziale und so weiter spielt. Wir wissen das alle, nur tut es
niemand.
Jetzt werde ich Ihnen sagen, wer seit Jahrzehnten der
Oberverhinderer von dem sind, dass Lernen wirklich organisiert wird, weil in
Wien gibt es viele begrüßenswerte Ansätze. Der Oberverhinderer von allem, was
auf dem Gebiet der Pädagogik und der Schule sinnvoll wäre, ist wieder die ÖVP,
die seit Jahrzehnten im Parlament alles verhindert, was irgendwie intelligent
wäre, die jetzt auch noch kürzt und kürzt (Abg
Walter Strobl: Wo denn? Wo hat die ÖVP gekürzt?) und dann fragt: "Was
habt ihr jetzt für Probleme?" Ich finde das wirklich so etwas von frech
und letztklassig! (Abg Walter Strobl: Das
ist eine Frechheit, was Sie hier tun!)
Den Finanzlandesausgleich hat leider der Lhptm Häupl
unterschrieben. (Abg Walter Strobl: Was
heißt "leider"? Er ist der Verantwortliche! Sie begreifen die
Strukturen nicht!) Ich glaube, er hat keine Ahnung gehabt, was er damit
anrichtet. (Abg Walter Strobl: Hat er es unterschrieben oder nicht?) Der
Finanzausgleich ist jedenfalls federführend von Ihrer Seite vorgelegt worden. (Abg Walter Strobl: Fragen Sie den Herrn
Landeshauptmann, warum er unterschrieben hat!)
Mit dem, was die Unterrichtsministerin dazu zu sagen
hat, komme ich schon zum Ende. Die Frau Gehrer stellt sich hin und sagt:
"Ich habe ein Budget zu sanieren und damit basta." (Abg Walter Strobl: Wenn es der Landeshauptmann
akzeptiert!)
Ich hoffe, dass sich die Eltern das nicht gefallen
lassen, dass sich das die Lehrer und Lehrerinnen nicht gefallen lassen, dass
sich das die Schüler und Schülerinnen nicht gefallen lassen und dass wieder
bessere Zeiten auf uns zukommen.
Die GRÜNEN wollen alle 1 400 Lehrerinnen
und Lehrer wieder zurück. (Abg Dr Herbert
Madejski: 1 600 wahrscheinlich!) Das ist unsere Position. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als
nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr Abg Ing RUDOLPH. Ich erteile ihm das
Wort.
Abg Ing Herbert RUDOLPH (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Man sollte gelegentlich mit der Begrifflichkeit ein
wenig sorgsamer umgehen. Ich glaube, es macht schon einen Unterschied, zwischen
politisch Verantwortlichen und Tätern zu differenzieren. Man kann über
politische Verantwortung, und das soll man tun, hier durchaus debattieren und
auch Verantwortungen festmachen, aber dies mit dem Terminus "Täter"
zu verbinden, halte ich für unpassend.
Wir haben uns über dieses Thema,
das uns heute auch hier beschäftigt, schon im Zuge des Rechnungsabschlusses
unterhalten. Es ist nicht die erste Debatte dieser Art, die wir hier führen.
Wir haben uns beispielsweise im Dezember des vergangenen Jahres dazu ausgiebig
unterhalten. Ich darf daher an die Ausführungen erinnern, und komme dann kurz
noch einmal darauf zurück, die Rechnungshofpräsident Dr Fiedler hier gehalten
hat, die sehr interessant waren, die durchaus mit
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