Landtag,
16. Sitzung vom 26.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 35
davon überzeugt bin, dass Sicherheit eine öffentliche Aufgabe ist und eine öffentliche Aufgabe des Bundes ist. Ich habe mich bislang allen Versuchen entgegengesetzt, private Sicherheitsdienste zum Schutz der Bevölkerung im öffentlichen Raum zuzulassen. Ich habe mich bis jetzt beharrlichst geweigert, auch andere öffentliche Einrichtungen, die sich mit Sicherheitsfragen beschäftigen, außerhalb der Polizei zuzulassen, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass eine Demokratie das Gewaltmonopol des Staates braucht.
Und dies ist auch der Grund, warum hier ganz klar
auch zu sagen ist, ich trete für ein optimales Sicherheitsbedürfnis für alle
Mitglieder unserer Gesellschaft ein, selbstverständlich auch für die jüdischen
Mitglieder in unserer Stadt, auch für die muslimischen Mitglieder in unserer
Stadt, auch die anderer Religionsgemeinschaften, anderer Rassen, was immer,
alle Menschen in unserer Stadt sollen ein optimales Sicherheits-, Lebens- und
Sicherheitsgefühl haben.
Aber das ist zu gewährleisten ausschließlich durch
die dafür vorgesehenen Organe, nämlich die der österreichischen Bundespolizei.
Ich halte andere Maßnahmen für höchst problematisch, denn man kann sich in
verschiedenen anderen Bereichen anschauen, wo das am Ende des Tages dann
letztendlich hinführt.
Eine andere Frage, aus meiner Sicht gesehen, und da
können wir sehr wohl etwas dazu beitragen, ist hier die Diskussion - die von
einigen auch als Geldfeilscherei
bezeichnet würde und gesehen wird, ungerechtfertigter Weise, füge ich
persönlich hinzu, denn ich sehe es so nicht -, wie man dieses Klima
entsprechend verbessern kann.
Und ich denke, dass gerade die Kultusgemeinde selbst
eine ganze Menge dazu tut. Denn mir ist es nicht ganz nachvollziehbar, wieso
beispielsweise eine einzigartige Geschichte in unserer Stadt, nämlich dass es
zu den Ereignissen vom 11. September in den USA eine gemeinsame Erklärung
der Israelitischen Kultusgemeinde und der Muslimischen Gemeinde gibt, eine
gemeinsame Erklärung, unterschrieben von beiden Präsidenten, sensationell
aufgenommen in der ganzen Welt, mit Kommentaren in internationalen Zeitungen,
eine gewaltige Geschichte, wo große amerikanische und europäische Zeitungen
geschrieben haben, das sei Ausdruck des Klimas der Concordia in dieser Stadt,
dass so etwas, das in keiner anderen Stadt von Los Angeles bis zu den
europäischen Städten möglich ist, hier in Wien geschieht. Nur, wo das nicht
diskutiert, wo das nicht zur Kenntnis genommen wird und man sich nicht damit
auseinander setzt, das ist Wien.
Und nachvollziehen kann ich das nicht ganz, denn ich
bin ... (Zwischenruf von Abg Mag Christoph Chorherr.) Das ist eine
wirklich interessante Frage, die kann ich hier so ohne weiteres nicht
beantworten. Da muss man versuchen, auch nachzudenken und da muss man
wahrscheinlich mit Freunden in einem lebendigen Diskurs offen darüber
nachdenken woran das liegt, denn mir ist es in der Form nicht nachvollziehbar,
wo man doch eigentlich stolz darauf sein könnte, dass es uns gelungen ist, ein
solches Klima herbeizuführen, dass es möglich ist, etwa am Wiener Judenplatz
eine gemeinsame Veranstaltung zu Stande zu bringen der katholischen Kirche,
zumindest mit Vertretern der katholischen Kirche, mit Vertretern der
evangelischen Kirchen, mit Vertretern der Israelitischen Kultusgemeinde, mit
dem Rabbiner, mit den muslimischen Freunden.
Ich halte das für eine ganz gewaltige Geschichte, was
uns hier gelungen ist, die zum Nutzen aller, ja aller, selbstverständlich auch
unserer jüdischen Bürger in der Stadt ist und die zweifelsfrei bei öffentlicher
Diskussion auch dazu beitragen würde, dass man im Zusammenhang mit der
Israelitischen Kultusgemeinde nicht permanent davon spricht, dass es hier um
Geldfeilschereien geht, sondern dass man, wenn von unseren jüdischen Bürgern
unserer Stadt die Rede ist, man über ihren kulturellen, über ihren
wissenschaftlichen und über ihren gesellschaftlichen Beitrag zur Entwicklung
unserer Stadt spricht.
Aber ich denke, das ist nicht Aufgabe eines
Einzelnen, das ist nicht einmal Aufgabe einer einzelnen Partei, das ist Aufgabe
von uns allen und wir werden uns bemühen müssen, einerseits die Frage, die Klubobmann
Chorherr hier herein gerufen hat, tatsächlich auch zu beantworten, oder
zumindest zu versuchen, und uns andererseits bemühen, dass wir diese Diskussion
auch in der Bevölkerung selbst führen.
Sie würde viel dazu beitragen, dass man das
Zusammenleben auch hier in unserer Stadt in einzelnen Bereichen auch anders
sieht. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Prof Erika Stubenvoll:
Danke schön. Damit ist die Fragestunde beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Die sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags
und Gemeinderats hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Lehrstellenmisere
ohne Ende – höchste Zeit für Lehrlingsstiftungen" verlangt. Das Verlangen
wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte den Erstunterzeichner, Herrn Abg Scheed,
die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit 10
Minuten begrenzt ist.
Für die weiteren Wortmeldungen bringe ich in
Erinnerung, dass sich die Damen und Herren Abgeordneten nur einmal zum Wort
melden dürfen und ihre Redezeit mit 5 Minuten begrenzt ist. Herr Abg Scheed, bitte.
Abg Norbert Scheed (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Sehr geehrte Damen und Herren des Landtags!
Bedauerlicherweise haben wir
einmal mehr in diesem Haus über die besorgniserregende Situation für Lehrlinge
in Wien zu reden. Wir haben mit Stand August 2003 in dieser Stadt 2 690
Jugendliche als Lehrstellensuchende gemeldet, ihnen gegenüber stehen 246
gemeldete offene Lehrstellen. Das heißt, wir haben eine Stellenandrangsziffer,
wie das im technokratischen Jargon heißt, von 1:11, eine Lehrstelle für 11
Bewerber, Bewerberinnen. Ein Verhältnis, das einen nicht notwendigerweise
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