Landtag,
14. Sitzung vom 24.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 83
keine Regelung, meine Damen und Herren!
Es ist heute schon angesprochen worden, aber ich
möchte es wegen der Wichtigkeit noch einmal erwähnen: Es ist bei Anhebung des
Pensionsanfallsalters eine Grundvoraussetzung, dass auch entsprechende
Gesundheit und entsprechende Erwerbsmöglichkeiten vorhanden sind. Das ist in
der jetzigen Situation, bei diesem angespannten Arbeitsmarkt, nicht gegeben,
meine Damen und Herren! Wir brauchen Qualifizierung unserer Menschen, wir brauchen
eine Ankurbelung der Konjunktur, um die Arbeitsplätze zu erhalten und neue zu
schaffen. Das sage ich auch noch einmal zu einem derartigen Vorhaben der
Pensionsreform, nur zu sagen: wir verwenden dann diese Mittel für eine
Steuerreform. Meine Damen und Herren, ich habe gerade gesagt, dass es zur
Budgetkonsolidierung mehrere Möglichkeiten gibt: Sozial- und Steuerbetrug,
Schwarzunternehmertum abzuschaffen und vieles andere mehr. Hier könnten
wirklich viele Dinge ins richtige Licht gerückt werden. Hier müsste der
Bundeskanzler handeln!
Meine Damen und Herren! Wenn Sie sich auch das
angeschaut haben: Es gibt eine schöne Tabelle - Herr Kollege Serles, die können
Sie sich dann anschauen -, eine schöne Tabelle, die aus den Presseunterlagen
des Herrn Finanzministers abgeleitet ist, und dazu gehört auch ein Teil des
Begutachtungsentwurfs aus dem Bundesministerium für Soziales und Generationen. (Der
Redner hält eine tabellarische Darstellung in die Höhe.) Wenn Sie sich
diese vier Jahre in einer Vergleichsrechnung anschauen, um zu sehen, welche
steuerlichen Entlastungen und welche Belastungsmomente kommen sollen, dann sage
ich Ihnen dazu nur: Unter dem Strich sind es 2004 plus
314 Millionen EUR. 449,9 Millionen EUR sind es 2005. (Abg
Dr Wilfried Serles: Jetzt sind wir aber vom Pensionsthema schon sehr weit weg!)
509,6 Millionen EUR sind es 2006, und im Jahr 2007 676,5 Millionen EUR! (Abg Dr
Wilfried Serles: Weit hergeholt ist das, meilenweit!)
2 Milliarden EUR ziehen Sie aus den Taschen der Menschen! (Abg Dr
Wilfried Serles: Jetzt wollen wir von der Frau Vorsitzenden ...!) Sie
verunsichern die Menschen insofern, als Sie etwas versprechen, nämlich eine
Steuerreform, wofür nichts vorhanden ist. Sie belasten Menschen und schieben
auf diese Weise die Steuerreform auf eine kleine Gruppe der Gesellschaft.
Meine Damen und Herren! Es soll am 6. Mai 2003 -
ich kann Ihnen das nicht ersparen - neben der so genannten Pensionsreform auch
der Selbstbehalt beim Arztbesuch beschlossen werden. Haben Sie sich wirklich einmal
überlegt, was das für viele Menschen bedeutet, die dann zum Arzt gehen müssen,
wie auch immer ins Geldtascherl greifen und etwas hinlegen müssen? Was ist,
wenn diese Menschen nichts drinnen haben? (Abg Gerhard Pfeiffer: Das war
Ihnen bei den kleinen Gewerbetreibenden immer Wurscht!) Haben Sie sich
sozusagen auch sozialpolitisch einmal mit diesen wesentlichen Fragen
auseinander gesetzt? (Abg Gerhard Pfeiffer: Das war Ihnen bei den kleinen
Gewerbetreibenden immer egal!)
Meine Damen und Herren! Ich werde und wir werden ganz
genau verfolgen, was alle unsere Kollegen Arbeitnehmervertreter tun, die im
ÖAAB sind und von denen zwei jetzt schon deutlich diese Aussage getroffen
haben: Sie werden alles dazu beitragen, ihren Kollegen im Parlament zu sagen,
dieser Reform nicht die Zustimmung zu geben! Wir werden uns die Volksvertreter,
also die Abgeordneten, sehr genau hernehmen, und es wird auch die Bevölkerung
sehr genau schauen, wie die Verhaltensweise der Arbeitnehmervertreterinnen und
Arbeitnehmervertreter im Parlament ist. (Abg Dr Matthias Tschirf: Das hängt
auch davon ab, ob Sie imstande sind, das wahrzunehmen!)
Herr Kollege Tschirf! Ich habe ja schon gesagt, Ihre
Aussagen lassen in mir Zweifel darüber aufkommen, ob Sie wirklich
ArbeitnehmerInnen vertreten (Abg Dr Matthias Tschirf: Ja! Offensichtlich
können Sie nicht lesen!) oder ob Sie auch sozusagen am Gängelband der
Bundespartei oder Ihres Wiener Parteivorsitzenden sind, der einfach gesagt hat
- ich habe es schon wiederholt -: Die Pensionsreform sei so beschlossen, und
damit gibt es nichts mehr, die Diskussion ist weg, aus, Schluss! - Das ist aus
meiner Sicht undemokratisch. (Abg Dr Matthias Tschirf: Schauen Sie, im
Gegensatz zu Ihnen habe ich eine Gesprächsbasis mit dem Bundeskanzler!)
Kollege Tschirf, nehmen Sie sich wirklich ein Beispiel an Ihrem Kollegen
Gajdosik, nehmen Sie sich ein Beispiel an Ihrem Kollegen Dirnberger, nehmen Sie
sich ein Beispiel an Ihrem Kollegen Dinkhauser. Das sind Arbeitnehmervertreter,
die deutlich machen, dass man es so, wie es die Bundesregierung vorsieht,
einfach nicht machen kann! (Abg Dr Matthias Tschirf: Ich sage Ihnen eines:
Sie können dem nicht folgen, wenn Sie nicht einmal intellektuell imstande sind,
zu erfassen, was ich sage!)
Meine Damen und Herren! Auch ein Regierungsmitglied
wie Frau Staatssekretärin Ursula Haubner hat am 2. April dieses Jahres
versprochen, dass sie für die Frauen etwas tun wird. Darauf bin ich neugierig.
Anscheinend haben Sie sie bei der Abfassung dieser Pensionssicherungsreform
nicht eingeladen, sonst würde sie ja diese Aussagen nicht brauchen. (StRin
Karin Landauer: O ja, Kollege Driemer, lassen Sie sich überraschen!)
Meine Damen und Herren! Ich komme schon zum Schluss,
ich werde Sie nicht mehr lange quälen. Aber es ist wichtig, das heute auch hier
unterzubringen. Ich habe schon gesagt, wir werden genau beobachten, wie sich
die Volksvertreter im Parlament verhalten, und vor allem diejenigen genau
beobachten, die jetzt sehr kritische Meinungen und ablehnende Haltungen
gegenüber dieser so genannten Pensionsreform eingenommen haben.
Für uns, meine Damen und Herren, für uns
Sozialdemokraten steht der Mensch im Mittelpunkt. Daher: Sozial gerecht
reformieren statt abkassieren! Wir werden mit allen demokratischen Mitteln
gegen diesen Pensionsraub und für die Menschen in Österreich kämpfen, das
können Sie glauben, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den
GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächste zum
Wort gemeldet ist Frau StRin Mag Vassilakou. Ich erteile ihr
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