Gemeinderat der Bundeshauptstadt Wien 21. Wahlperiode 54. Sitzung vom 22. Mai 2024 Wörtliches Protokoll Inhaltsverzeichnis 1. Entschuldigte Gemeinderätinnen bzw. Gemeinderäte S. 3 2. Bekanntgabe, dass die mündlichen Anfragen (FSP-707894-2024-KVP/GM) von GR Dr. Peter Sittler an die amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen sowie (FSP- 702896-2024-KFP/GM) von GR Wolfgang Seidl an den amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal nicht zugelassen wurden S. 3 3. Fragestunde 1. Anfrage (FSP-708027-2024-KNE/GM) S. 3 2. Anfrage (FSP-702850-2024-KGR/GM) S. 6 3. Anfrage (FSP-707895-2024-KVP/GM) S. 9 4. Anfrage (FSP-565617-2024-KSP/GM) S. 10 5. Anfrage (FSP-702888-2024-KFP/GM) S. 14 4. AST-716283-2024-KFP/AG; ASTTH- 724134-2024-KFP/AGTH: Aktuelle Stunde zum Thema "Das Wiener Integrationsmodell ist am Ende - auf Grund von Massenmigration und Familiennachzug wird den Wiener Kindern die Chance auf die beste Ausbildung genommen" Rednerinnen bzw. Redner: GR Maximilian Krauss, MA S. 16 GRin Mag. Dolores Bakos, BA S. 18 GRin Mag. Mag. Julia Malle S. 19 GR Harald Zierfuß S. 20 GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch S. 21 StR Dominik Nepp, MA S. 22 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 23 GRin Mag. Berivan Aslan S. 24 GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 25 GR Mag. Marcus Schober S. 26 5. Mitteilung des Einlaufs S. 27 6. Gemäß § 26 WStV ohne Verhandlung angenommene Anträge des Stadtsenates S. 27 7. Umstellung der Tagesordnung S. 27 8. Begrüßung des Stadtrechnungshofdirektors Mag. Werner Sedlak, MA S. 27 9. 251209-2024-GFW; STRH, P 8: Tätigkeitsbericht des Stadtrechnungshofes Wien über das Geschäftsjahr 2023 Berichterstatter GR Mag. Dietbert Kowarik S. 27 Rednerinnen bzw. Redner: GR Stefan Berger S. 28 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 30 GR David Ellensohn S. 30 GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA S. 31 GR Ing. Christian Meidlinger S. 33 GR Mag. (FH) Jörg Konrad S. 35 GR Dipl.-Ing. Martin Margulies S. 35 GR Dr. Peter Sittler S. 36 GR Jörg Neumayer, MA S. 38 GRin Mag. Barbara Huemer S. 39 GR Hannes Taborsky S. 41 Stadtrechnungshofdirektor Mag. Werner Sedlak, MA S. 41 Abstimmung S. 43 10. 581548-2024-GFW; MA 5, P 3: Förderangebot an den Verein Österreichisches Institut für Internationale Politik - oiip Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske S. 43 Rednerin bzw. Redner: GR Ömer Öztas S. 43 GRin Mag. Berivan Aslan S. 44 Abstimmung S. 45 11. 581607-2024-GFW; MA 5, P 4: Förderangebot an den Verein Urban Forum - Egon Matzner-Institut für Stadtforschung Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske S. 45 Rednerin bzw. Redner: GR Maximilian Krauss, MA S. 45 GRin Katharina Weninger, BA S. 45 Abstimmung S. 46 12. 582706-2024-GFW; MA 5, MA 48, P 5: Umsetzung der Gebührenbremse Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske S. 46 Rednerin bzw. Redner: GR Mag. Manfred Juraczka S. 46 GRin Yvonne Rychly S. 47 GR Dr. Peter Sittler S. 47 Abstimmung S. 48 13. 584098-2024-GFW; MA 5, P 6: Israelitische Kultusgemeinde Wien; Förderung Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske S. 49 Redner: GR Dr. Kurt Stürzenbecher S. 49 Abstimmung S. 50 14. 561565-2024-GFW; MA 5, MA 69, P 9: Vorhaben Errichtung eines zentralen Fernbus-Terminals samt Freiraum- und Grünflächen in 2., Stephanie-Endres- Straße - Handelskai Berichterstatter GR Mag. Thomas Reindl S. 50 Redner: GR Wolfgang Seidl S. 50 GR Prof. Rudolf Kaske S. 50 Abstimmung S. 51 15. 422188-2024-GBI; MA 17, P 10: Verein Österreichische Jungarbeiterbewegung (ÖJAB); Förderung Abstimmung S. 51 16. 485335-2024-GBI; MA 56, P 11: Erweiterung der Volksschule in 19., Grinzinger Straße 88 Berichterstatterin GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch S. 51 Rednerin bzw. Redner: GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 52 GR Felix Stadler, BSc, MA S. 53 GR Harald Zierfuß S. 54 Abstimmung S. 54 17. 510458-2024-GBI; MA 10, P 12: 1) "Förderrichtlinie zur Förderung der Betreuung von Kindern bei in den Trägerorganisationen angestellten Tagesmüttern bzw. Tagesvätern mit aufrechter Betriebsbewilligung" 2) Förderprogramm "Förderung des Grundbeitrages bei Kinderbetreuungsplätzen bei angestellten Tagesmüttern bzw. Tagesvätern" Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel, MBA S. 55 Rednerinnen: GRin Mag. Mag. Julia Malle S. 55 GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc S. 56 Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel, MBA S. 57 Abstimmung S. 57 18. 488545-2024-GBI; MA 11, P 13: Verein AFYA; Förderung Abstimmung S. 57 19. 334577-2024-GGI; MA 21 B, P 17: Plan Nr. 8320: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in 22., KatGen Aspern und Breitenlee Berichterstatterin GRin Ilse Fitzbauer S. 57 Rednerinnen: GRin Mag. Heidemarie Sequenz S. 57 GRin Luise Däger-Gregori, MSc S. 58 GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic S. 59 Abstimmung S. 60 20. DRI-719968-2024-KVP/GF: Dringliche Anfrage von GR Mag. Manfred Juraczka, GRin Mag. Laura Sachslehner, BA, GRin Mag. Caroline Hungerländer, GR Markus Gstöttner, MSc, GRin Mag. Bernadette Arnoldner und GR Hannes Taborsky betreffend "Gegen antisemitische Tendenzen in Wien" Begründung: GR Mag. Manfred Juraczka S. 60 Beantwortung: Bgm Dr. Michael Ludwig S. 62 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Laura Sachslehner, BA S. 66 GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc S. 68 GRin Mag. Laura Sachslehner, BA (tatsächliche Berichtigung) S. 69 GR Thomas Weber S. 69 GR Nikolaus Kunrath S. 71 GR Peter Florianschütz, MA, MLS S. 73 GRin Mag. Dolores Bakos, BA S. 76 GRin Mag. Caroline Hungerländer S. 77 GRin Ing. Astrid Rompolt, MA S. 79 GR Markus Gstöttner, MSc S. 81 GRin Dr. Jennifer Kickert S. 82 Abstimmung S. 83 21. 107790-2024-GGI; MA 21 A, P 35: Plan Nr. 8375: Flächenwidmungs- und Bebauungsplan sowie Festsetzung einer Schutz- und einer Wohnzone in 1., KatG Innere Stadt Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc S. 83 Rednerin bzw. Redner: GR Kilian Stark S. 83 GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi S. 84 GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic S. 84 Abstimmung S. 84 22. 1319925-2023-GGK; MA 22, P 24: Förderrichtlinie und Förderprogramm "Gebäudebegrünung und Innenhofbegrünung/Entsiegelung - 2024-2026" Abstimmung S. 85 23. 420283-2024-GGK; MA 22, P 27: Verein Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000; Förderung Berichterstatter GR Mag. Josef Taucher S. 85 Redner: GR Nikolaus Kunrath S. 85 Berichterstatter GR Mag. Josef Taucher S. 85 Abstimmung S. 85 24. 611388-2024-GKU; MA 7, P 29: Stadt Wien Kunst GmbH; Förderung Abstimmung S. 85 25. 537451-2024-GKU; MA 7, P 30: Förderprogramm Rahmenbetrag darstellende Kunst Berichterstatterin GRin Mag. Dr. Ewa Samel S. 86 Rednerin: GRin Dr. Jennifer Kickert S. 86 Abstimmung S. 86 26. 559061-2024-GKU; MA 7, P 33: Förderungen im Bereich Filmfestivals und Sommerkinos Abstimmung S. 86 27. DRI-721217-2024-KGR/GF: Dringliche Anfrage von GR Kilian Stark, GRin Mag. Heidemarie Sequenz, GRin Dr. Jennifer Kickert, GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia, GR Johann Arsenovic und GR Ömer Öztas betreffend "Klima- Sorgenkind Verkehr - wegen mutloser Politik droht Wien seine Klimaziele zu verfehlen" Verlesung: Schriftführerin GRin Mag. Barbara Huemer S. 86 Begründung: GR Kilian Stark S. 90 Beantwortung: Bgm Dr. Michael Ludwig S. 92 Rednerinnen bzw. Redner: GRin Mag. Heidemarie Sequenz S. 98 GR Wolfgang Kieslich S. 101 GRin Mag. Heidemarie Sequenz (tatsächliche Berichtigung) S. 102 GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara S. 102 GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc S. 103 GR Mag. Stephan Auer-Stüger S. 104 GR Wolfgang Irschik S. 106 GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA S. 107 GR Kilian Stark S. 108 Abstimmung S. 109 (Beginn um 9.32 Uhr.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Schönen guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Ich darf bitten, die Türen zu schließen und die Plätze einzunehmen. Die 54. Sitzung des Wiener Gemeinderates ist eröffnet. Ganztägig verhindert sind GRin Korosec, GRin Ludwig-Faymann und GRin Spielmann. Zeitweise verhindert sind GR Arsenovic, GRin Mag. Aslan, GR Eppinger, GR Ing. Meidlinger, GRin Dipl.-Ing. Otero Garcia, GR Dr. Schmid, GR Dr. Sittler, GR Stadler, GR Stark und GR Valentin. Bevor ich mit der Sitzung weitermache, möchte ich mich bei allen Klubs und auch bei Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, bedanken. Wir haben ja heute mit der Sitzung eine halbe Stunde später angefangen, der Grund ist, dass wir heute in der Früh ein Gesamtfoto des Gesamtgemeinderates und der Stadtregierung gemacht haben. Das letzte Foto dieser Art wurde vor 100 Jahren gemacht, wir haben also heute ein historisches Foto gemacht. Ich hoffe, dass dieses Ereignis nicht wieder erst in 100 Jahren stattfindet, sondern dass wir einen kürzeren Zeitraum finden. Ich möchte mich bei allen bedanken dafür, aber besonders bedanken möchte ich mich bei der Frau Dr. Barbara Steininger. Sie ist die Leiterin der Landtags- und Gemeinderatsdokumentation im Wiener Stadt- und Landesarchiv, sie hat mich bei den Recherchen zu dem Thema sehr unterstützt und mich auch hingewiesen, dass es so ein Foto eben seit 100 Jahren nicht gegeben hat. Es ist eigentlich ihre Initiative, dass wir uns heute in der Früh getroffen haben, und dafür möchte ich mich recht herzlich bedanken. (Allgemeiner Beifall.) Nun fahren wir mit der Sitzung fort. Gemäß § 33 Abs. 3 der Geschäftsordnung des Gemeinderates der Stadt Wien gebe ich bekannt, dass folgende mündliche Anfragen in der Präsidialkonferenz nicht zugelassen wurden: Anfrage von GR Dr. Peter Sittler an die Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen, sie lautet: Durch das von der Bundesregierung präsentierte und im Nationalrat beschlossene Wohnbaupaket soll anhand einer Vielzahl von Maßnahmen das Wohnen in Österreich leistbarer werden. Die Steiermark legte bereits aufbauend auf dem Wohnpaket der Bundesregierung ein umfassendes Paket für leistbares Wohnen vor. Wann wird auf Grund der aktuellen Überlegungen und Planungen die Stadt Wien ihr Umsetzungsprogramm erstellen und präsentieren? Die zweite Anfrage wurde von GR Wolfgang Seidl an den Amtsführende Stadtrat der Geschäftsgruppe für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal gestellt, sie lautet wie folgt: Nebenbeschäftigungen in der Stadt Wien sind wie in jedem Unternehmen heutzutage zu melden und, falls Unverträglichkeiten mit der Haupttätigkeit bestehen, auch nicht zu genehmigen. Die Chefin von Wiener Wohnen, Frau Mag. Karin Ramser, hat neben ihrer gut dotierten und herausfordernden Tätigkeit als Direktorin der Unternehmung Wiener Wohnen auch eine gut dotierte Nebentätigkeit, nämlich Vorsitzende des Aufsichtsratsgremiums des WIGEV. Dort erhält sie für jede Sitzung ein Sitzungsgeld von 2.000 EUR. Die Sitzungen finden, wie aus einer Anfragebeantwortung an StR Hacker hervorgeht, mindestens fünf Mal jährlich statt. Frau Mag. Karin Ramser ist durch Kenntnisse im Gesundheitsbereich bis zum heutigen Tag medial nicht aufgefallen, erhält aber trotzdem durch diese Tätigkeit jährlich zusätzlich 10.000 EUR. Wurde diese Nebentätigkeit ordnungsgemäß angekündigt und gemeldet? Wir kommen nun zur Fragestunde. Die 1. Anfrage (FSP-708027-2024-KNE/GM) wurde von Frau GRin Mag. Pipal-Leixner gestellt und ist an den Herrn Amtsführende Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz gerichtet. In dieser Anfrage geht es um eine Zwischenbilanz der Kontrollen von Förderungen in der MA 10. (Vor über einem Jahr haben Sie in Folge des Fördermittelmissbrauches durch den Kindergarten 'Minibambini' im Rahmen einer 'Aktion Scharf' die nachhaltige Weiterentwicklung der Förderkontrolle in der MA 10 angekündigt. Welche Zwischenbilanz können Sie dabei ziehen?) Guten Morgen, Herr Stadtrat, und bitte um Beantwortung. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Guten Morgen und vielen Dank, Herr Vorsitzender! Nach dem historischen Foto kommen wir zum Alltagsgeschäft des Wiener Gemeinderates, und ich darf diese Anfrage zur Förderkontrolle innerhalb der MA 10 sehr, sehr gerne beantworten. Die "Aktion scharf" hat im Jahr 2023 begonnen, nach einem Stadtrechnungshofbericht zu Minibambini, der Streichung der Förderungen an Minibambini und den möglichen Fördermittelmissbrauch von eben diesem Verein. Ziel der "Aktion scharf" war, innerhalb eines kurzen Zeitraumes viele unangekündigte, vor allem aber gezielte und strenge Kontrollen bei privaten Kindergartenträgern durchzuführen, um sicherzustellen, dass das Geld der Steuerzahlenden auch treffsicher für das eingesetzt wird, für das es auch die Förderungen gibt, nämlich für die beste Bildung der Kinder in den elementaren Bildungseinrichtungen. Die "Aktion scharf" diente dann auch als Anstoß zur weiteren Restrukturierung und Neugestaltung der Prüfungsprozesse, auf die ich kurz eingehen möchte. Mit dem Startschuss der "Aktion scharf" erfolgte die Eingliederung des vormaligen Fachbereichs Förderungen als Referat Förderwesen in den Fachbereich Wirtschaft, Finanz und Infrastruktur, um dort Synergien zu nützen und noch mehr Kompetenz im Bereich Förderungskontrolle aufzubauen. Entsprechend wurde in diesem Bereich auch das Personal aufgestockt, um noch mehr Kontrollen durchführen zu können. Bisher kann eine sehr positive Zwischenbilanz gezogen werden, denn mit den umfassenden, strengen und konsistenten Kontrollen, die eingeleitet worden sind, können wir den gezielten Einsatz von Fördergeldern noch besser überprüfen. Es zeigt sich, dass es hier zum Teil auch missbräuchliche Verwendung von Fördergeldern gibt, wo es keine Toleranz gibt, dementsprechend wurden seit der "Aktion scharf" schon 1 Million EUR an Fördermitteln zurückverlangt und in diesem Jahr bereits 9 Kündigungen von Förderungen bei Trägern ausgesprochen. Die Kündigung ist immer dann der Fall, wenn nicht durch Rückforderung von Fördermitteln die Sanierung von Verfehlungen auch geleistet werden kann. Im Zuge der Neuorganisation ist es auch dazu gekommen, dass die Fördermittelverwendung und deren Prüfung neu strukturiert und dieser Bereich im Sinne eines Organisationshandbuches beziehungsweise auch eines Leitbilds des Referats Förderwesen auch professionalisiert worden ist. Auf Grund der vielzähligen Einflüsse und Veränderungen im Bereich von gesetzlichen Vorgaben, aber auch förderspezifischen Vorschriften ist es so, dass die Prüfungstätigkeiten und Möglichkeiten ständig weiterentwickelt werden, um die Prozesse noch effizienter, treffsicherer zu gestalten. Dieser Prozess wird nie abgeschlossen sein, denn das Förderwesen der Stadt ist auch durch das Fördertransparenzgesetz und das Förderhandbuch verändert worden. Referatsintern wurde ein eigener Leitfaden zur risikoorientierten Prüfung erstellt. Es wurde vom Stadtrechnungshof angeregt, Träger auch risikoorientiert zu prüfen, da durch die Summe der vielen privaten Träger und der unzähligen Rechnungen nicht jede einzelne Rechnung kontrolliert werden kann, sondern hier eine risikoorientierte Prüfung stattfindet. Bei dieser risikoorientierten Prüfung werden unterschiedliche Risikobewertungen der Abteilung durchgeführt, um dann auch zu bestimmen, wie intensiv die Prüfung bei einzelnen Trägern stattfindet. Die Kategorien der Prüfungen, um die Risikobewertung zu machen, sind Aspekte wie Betrugsmöglichkeit, Schadenspotenzial und Auftrittswahrscheinlichkeit, jeweils in einer Skala, und diese Bewertung wird jährlich für die Träger durchgeführt, um dann zu entscheiden, wie intensiv die Prüfung stattfindet. Insgesamt wird die Jahresabrechnung von allen Trägern geprüft und die Belege stichprobenartig durchgeschaut. In einem ersten Schritt werden 20 Prozent der Belege der Träger kontrolliert, das ist unabhängig von der Größe, maximal 100 Belege, und dann, bei Unregelmäßigkeiten, Auffälligkeiten wird die Belegskontrolle immer mehr erweitert, um hier auch lückenlos zu sehen, ob die Fördergelder richtig eingesetzt worden sind. Der Leitfaden enthält zudem eine Anleitung zu notwendigen Prüfungshandlungen, um hier eine konsistente Prüfungsleistung zu liefern. Da gehört auch dazu, dass der Fristenlauf verkürzt worden ist - auch auf Empfehlung des Stadtrechnungshofes -, es nur noch möglich ist, innerhalb von 14 Tagen Dokumente nachzureichen und keine Verlängerung der Frist stattfindet. Infolge der Maßnahmen, welche sich aus der "Aktion scharf" heraus entwickelten, traten auch neue Abrechnungsmodalitäten in Kraft, welche an die neuen Vorgaben und Vorgehensweisen angepasst wurden. Die Abrechnungsmodalitäten beinhalten beispielsweise strengere Handhabungen im Bereich Kfz-Ausgaben, Ausgaben zum Verwaltungspersonal und auch der Inanspruchnahme von externen Dienstleistungen und Anschaffungen. Der Förderbereich der MA 10 ist sehr spezifisch und damit auch schwer vergleichbar mit anderen Förderstellen innerhalb der Stadt. Es ist ein sehr großer Prüfungsaufwand mit stetig wachsenden Anforderungen, die auf Grund auch gesteigerter personeller Ressourcen und zusätzlicher Planstellen von der MA 10 sehr zufriedenstellend abgewickelt wird. Ich bin mit der Zwischenbilanz der "Aktion scharf" sehr zufrieden und danke der zuständigen Abteilung, der MA 10, die es geschafft hat, innerhalb von kürzester Zeit das Förderwesen noch stringenter, strenger aufzustellen, um derart Fördermittelmissbrauch in der Stadt noch stärker zu verhindern. Die allermeisten Träger sind sehr kooperativ und arbeiten sehr gewissenhaft. Es wird immer wieder einzelne geben, die die Regeln nicht einhalten, hier wird die "Aktion scharf" weitergehen, um sehr konsequent gegenüber diesen Trägern vorzugehen. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Mag. Josef Taucher und GR Erich Valentin.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage wird von NEOS gestellt. Frau GRin Mag. Pipal-Leixner, bitte. GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS): Vielen Dank, Herr Stadtrat. Wenn jetzt tatsächlich einem Kindergartenträger die Fördervereinbarung gekündigt wird, gibt es Maßnahmen, um sicherzustellen, dass die Familien nicht plötzlich ohne Betreuungsplatz dastehen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Wichtig bei der Kündigung von Förderverträgen mit privaten Trägern ist die Frage, was passiert mit den Kindern. Ich möchte aber auch vorwegnehmen, dass es nicht die entscheidende Fragestellung sein darf, ob ein Verein Förderungen bekommt oder nicht, denn das sind der korrekte Umgang mit den Fördergeldern und ein korrektes pädagogisches Konzept. Darüber hinaus ist es uns allerdings wichtig, wenn Fördervereinbarungen mit einzelnen Trägern gekündigt werden, dass es einen Zeitraum von zumindest zwei Monaten gibt, wo ein Weiterbetrieb gewährleistet ist, damit auch für die Kinder und für die Eltern ein gewisser Vorlauf möglich ist. Die Kommunikation mit den Eltern übernehmen die Trägerorganisationen als Vertragspartner der Stadt, darüber hinaus ist es uns allerdings wichtig, über das KundInnenmanagement der MA 10 die Eltern bei der Suche nach alternativen Kindergartenplätze zu unterstützen und hier verstärkt auch Plätze in der Umgebung beispielsweise anzubieten. Die Situation ist aktuell so, dass wir zumindest bei 3- bis 5-Jährigen eine gute Versorgung von über 100 Prozent haben und dementsprechend wohnortnahe oder arbeitsortnahe alternative Kindergartenplätze zumeist gefunden werden können. Hier ist es uns wichtig, dass es einen guten Service gegenüber den Eltern gibt, die nichts dafür können, wenn ein Kindergarten schließen muss. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. Frau GRin Mag. Malle, bitte. GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Guten Morgen, Herr Bildungsstadtrat, danke für die bisherigen Ausführungen! Unsere Frage bezieht sich natürlich auch auf die Kontrollen bei den TrägerInnen. Wir haben damals eine Anfrage im Zuge von Minibambini gestellt, weil wir herausfinden wollten, wie viele Personen an diesen Kontrollen beteiligt waren und in welchem Umfang. Wir wissen leider bis heute nicht, wie viele das wirklich waren, ob das eine Person war und wie oft diese Kontrollen stattgefunden haben. Meine Frage daher in die Zukunft gerichtet: Wie schaut das jetzt aus, können Sie uns sagen, wie viele unterschiedliche Personen an so unangekündigten Kontrollen beteiligt sind, und in welchem Ausmaß und welchem zeitlichen Umfang? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Da kann ich gerne Auskunft darüber geben. Als ich den Fachbereich und die MA 10 übernommen habe, waren 10 MitarbeiterInnen in diesem Bereich der Förderkontrolle tätig, aktuell sind es 22. Das heißt, wir haben den Bereich mehr als verdoppelt, weil es für eine korrekte und intensive Förderkontrolle auch notwendig ist. Es gibt sowohl eine jährliche Kontrolle der Jahresabschlüsse als auch unangekündigte Vor-Ort- Kontrollen, wo beispielsweise kontrolliert wird, ob die Kinder auch richtig angemeldet sind, weil es ja unterschiedliche Förderungen gibt, je nachdem, welche Kinder für welche Gruppenform angemeldet sind. Daher wurden diese unangekündigten Vor-Ort-Kontrollen verstärkt und hier das Personal deutlich aufgestockt. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Zierfuß, bitte. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Der Fall Minibambini hat uns alle, glaube ich, sehr schockiert, wo Millionenbeträge in bar an Scheinfirmen bezahlt worden sind, die sich irgendwie als Baufirmen dargestellt haben, um Essen zu liefern. Jetzt ist es aus meiner Sicht ein bisschen komisch, dass es dann eine "Aktion scharf" braucht, um solche Vorgänge auch festzustellen, weil es da ja nicht wirklich um Einzelrechnungen geht, die man prüfen muss, sondern ein gröberes Bild, das sich in Vereinen zeichnet, wenn da in Wahrheit Millionenbeträge so veruntreut werden. Meine ganz konkrete Frage ist: Wie viel Förderungen hat der Verein Minibambini bislang schon zurückbezahlt von dem, was veruntreut worden ist? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Diese Frage kann ich ad hoc nicht beantworten. Es laufen ja noch Gerichtsverfahren, wo unterschiedliche möglicherweise geschädigte Personen Rückzahlungen beanspruchen, so auch die Stadt Wien, daher kann ich diese Frage zum jetzigen Zeitpunkt nicht letztgültig beantworten. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von der SPÖ. Herr GR Mag. Aichinger, bitte. GR Mag. Michael Aichinger (SPÖ): Schönen guten Morgen, Herr Vizebürgermeister! Vorerst einmal Danke auch für den professionellen Umgang im Zusammenhang Minibambini, et cetera. Ich habe dazu noch eine eher allgemeinere Frage. Sie haben ja schon sehr viel beantwortet, etwa, dass das Prüfverfahren ein ständiger Prozess ist. Wie ist denn da generell der Ablauf, wenn ein Förderansuchen abgelehnt wird oder eingestellt/gekündigt wird, wie ist der gestaltet, dann weiters, gibt es eine Möglichkeit auch für die betroffene Trägerorganisation, Stellung zu beziehen, und, wenn es nötig ist, welche Fristen gibt es eigentlich, wenn ein Betrieb eingestellt werden muss? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Es besteht die Möglichkeit von Seiten der Stadt und der MA 10, Förderverträge mit einem gewissen Vorlauf zu kündigen, und wenn zum Beispiel Gefahr oder anderes in Verzug ist, können Trägerorganisationen auch sofort geschlossen werden. Der Normalfall bei finanziellen Themen ist aber nicht Gefahr für die Kinder, sondern ist eine Kündigung basierend auf der Feststellung von Missständen, entweder durch die Überprüfung von Jahresabrechnungen oder Vor-Ort-Kontrollen. Bei beiden ist es möglich, Mängel, die behebbar sind, auch zu sanieren. Es ist natürlich für die Trägerorganisationen auch möglich, hier Stellungnahmen abzugeben. Das ist natürlich auch wichtig, um hier auch kleinere Mängel zum Beispiel aufzuklären. Bei kleineren Mängeln gibt es auch die Möglichkeit, diese beispielsweise durch Rückzahlungen von fälschlich verwendeten Fördergeldern zu sanieren und die Fördervereinbarung weiterlaufen zu lassen. Ist die fachliche Einschätzung, dass eine Auflösung der Fördervereinbarung notwendig ist, bekommen die Trägerorganisationen mittels RSb-Brief die Auflösung der Fördervereinbarung zugestellt, davor gibt es eine Frist von 14 Tagen, wo allerdings auf Anregung des Stadtrechnungshofes keine Fristerstreckung möglich ist. Ähnlich ist es bei Vor-Ort-Kontrollen. Hier werden in einem Bericht festgehalten, was die Mängel in der Fördergebarung und deren Abwicklung sind. Auf Grund der Erörterung vor Ort werden hier auch Entgegnungen der Trägerorganisationen eingeholt, um auf mögliche Verfehlungen und deren Konsequenzen hinzuweisen. Sofern eine Kündigung notwendig ist, wird diese selbstverständlich auch wieder schriftlich zugestellt, um hier auf die Schriftlichkeit zu vertrauen, auch im Sinne der Trägerorganisationen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 5. Zusatzfrage ist von der FPÖ. Herr GR Berger, bitte. GR Stefan Berger (FPÖ): Guten Morgen, Herr Vizebürgermeister! Mit Kindergartenskandalen kennen wir uns in der Stadt Wien ja leider Gottes aus, das begleitet uns mittlerweile schon seit ein paar Jahren, nämlich nicht nur im buchhalterischen Bereich, sondern auch im pädagogischen Bereich. Daher möchte ich auch einen kleinen Schwenk von der MA 10 zur MA 11 machen. Es hat uns ja in der Vergangenheit, vor einem guten Jahr war das, dieser sexuelle Missbrauchsverdachtsfall bei einem Kindergarten in Penzing durchaus sehr erschüttert, wo es dann schlussendlich zu einer Einstellung des Verfahrens gekommen ist und gegenüber dem besagten Mitarbeiter dann aber kurz darauf wieder neue Vorwürfe aufgekeimt sind. Meine Frage jetzt an Sie: Ist der besagte Mitarbeiter nach wie vor im Dienst der Stadt Wien beziehungsweise welchen aktuellen Stand können Sie uns hier berichten? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Genau diese Missbrauchsverdachtsfälle haben unsere Stadt massiv beschäftigt. Wir haben als Ergebnis darauf die Prozesse professionalisiert und auch legistisch neu aufgearbeitet. Wie Sie wissen, müssen jetzt alle Kindergartenstandorte sowohl eine kinderschutzbeauftragte Person als Ansprechperson für die Eltern, für die Kinder, aber auch für die Stadt benennen und ein Kinderschutzkonzept erlassen. Das wird jetzt von anderen Stellen innerhalb von Österreich aufgegriffen, weil das eine sehr wichtige Entwicklung war. In dem besagten Fall, den Sie angesprochen haben, und auch bei allen anderen werden möglicherweise Verdächtige sofort vom Kinderdienst abgezogen, bis das Verfahren abgeschlossen ist, und dann gibt es eine Einschätzung, wenn das Verfahren eingestellt und gerichtlich nicht weiterverfolgt worden ist, welche möglichen Auflagen es für Pädagogen gibt, um im Kinderdienst tätig zu sein. Diese werden von der MA 11 auferlegt. Das war auch in diesem Fall so, die Auflagen sind, dass aktuell die betroffenen Pädagogen nicht im Kinderdienst sind. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat, damit ist die 1. Anfrage beantwortet. Die 2. Anfrage (FSP-702850-2024-KGR/GM) wurde von Herrn GR Dipl.-Ing. Margulies gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal gerichtet. In dieser Anfrage geht es um die Eckdaten des neuen Pachtvertrages der Stadt Wien mit der Don Group über das Cobenzl- Areal. (Während bislang die Pachtverhältnisse bezüglich Cobenzl in den gemeinderätlichen Gremien diskutiert und beschlossen wurden, wird nun bei den daraus entstandenen Gesamtkosten von mehr als 20 Mio EUR für die Stadt Wien, mit welchen diese nicht gerechnet hat, ein Geheimnis aus dem neuen Pachtvertrag über dieses städtische Grundstück gemacht. Wenige Details zur neuerlichen Pachtvergabe ergeben sich aus Medienberichten. Das erscheint absurd. Welche Eckdaten (VertragspartnerIn, Pachtzins, Vertragsdauer, Ablösevereinbarungen) enthält der neue Pachtvertrag der Stadt Wien mit der DoN-Group über das Cobenzl-Areal?) Ich darf den Herrn Stadtrat um Beantwortung bitten, guten Morgen! Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrte Damen und Herren, wunderschönen guten Morgen! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Danke für die Frage, und ich werde mich bemühen, diese so gut wie möglich zu beantworten. Als Beginn vielleicht noch einmal ganz kurz zur Genese der Entwicklungen rund um das Schloss Cobenzl in den vergangenen Jahren, ist es doch eine Zeit lang schon ein Thema. 2017 gab es das EU-weit bekannt gemachte und seitens der Stadt Wien, MA 49, ausgelobte PächterInnenverfahren, und dort ist eben die Weitsicht Cobenzl GmbH mit ihrem Konzept als Sieger hervorgegangen. Der entsprechende Vertrag dazu wurde dann im Jahr 2019 abgeschlossen. Es gab auch einen international ausgelobten Architekturwettbewerb, da haben die Mostlikely Architecture ZiviltechnikerInnen gewonnen, und Realarchitektur aus Berlin mit dem Siegerentwurf, der dann auch umgesetzt worden ist, nach einer Bauzeit, eng in allen Vorgaben, nach 18 Monaten. Damit konnte am 14.9.2022 die Event- und Gastro-Location im Schloss Cobenzl eröffnet werden, so wie wir es ja jetzt kennen. Seither standen am Cobenzl das Café Rondell und die Eventlocation am Schloss 365 Tage offen, es sind durch die Motto-Gruppe 150 Veranstaltungen erfolgreich umgesetzt worden. Also an sich eine gute Geschichte für die Aktivitäten am Cobenzl, aber anders, als natürlich erhofft, und das ist ja auch der Gegenstand der Frage: Wir wissen, dass wirtschaftliche Rahmenbedingungen, da geht es insbesondere auch um die Kreditentwicklungen am Finanzmarkt im Zusammenhang mit der Krise, die Weitsicht Cobenzl gezwungen haben, den Vertrag zu kündigen. Und zwar, nachdem es eine einjährige Kündigungsfrist gibt, am 20.2.2023, die Kündigung ist damit zum 29.2.2024 ausgesprochen worden. Dann gab es natürlich zahlreiche Versuche, Verhandlungen und die Prüfung von mehreren Alternativen. Dieses Jahr wurde gut genutzt, und das möchte ich auch in diesem Zusammenhang sagen, sehr gewissenhaft genutzt von allen Partnerinnen und Partnern, trotzdem gab es kein Ergebnis und somit ist eben der Pachtvertrag vertragsgemäß mit 29.2.2024 beendet worden. Der Forst- und Landwirtschaftsbetrieb hat das ohnehin in seinem Eigentum stehende Schloss Cobenzl vertragsgemäß nunmehr auch in seinen Besitz genommen und am 29.2. - jetzt sind wir dann schon fast beim heutigen Tag - die offizielle Rückgabe an die Stadt vorgenommen. Was in diesem Zusammenhang auch vertraglich festgelegt war, ist eben, dass ein von beiden VertragspartnerInnen beauftragtes Gutachten erstellt worden ist und dass jetzt auf Grund dieses Gutachtens ein Ersatz von 13,5 Millionen EUR - bei einer Gesamtinvestitionssumme von 20 Millionen EUR - von der Stadt an den ehemaligen Pächter zum Ersatz der Investitionskosten zu zahlen errechnet worden ist. Die Summe ergibt sich aus der Gesamtsumme, abzüglich geleisteter Zuschüsse durch die Stadt, bereits in Anspruch genommenen öffentlichen Förderungen und natürlich Abschreibungen für den zweijährigen Nutzungszeitraum. Parallel wurde an der Neuausschreibung gearbeitet, die Neuausschreibung zum Weiterbetrieb wurde bereits im Dezember 2023 gestartet. Warum so früh? Das Ziel war, idealerweise im April 2024 ohne Bruch und vor allen Dingen auch ohne Absagen für die vielen schon gebuchten Veranstaltungen den Betrieb wieder aufnehmen zu können. Also das Ziel der Neuvergabe des Cafés und des Event-Bereichs war somit eine möglichst nahtlose Fortsetzung des Betriebes am Schlossareal - das ist auch gelungen, aber vielleicht dazu später. Für die Pächterfindung gab es ein mehrstimmiges Verfahren, also ein öffentliches Ausschreibungsverfahren im Auftragnehmerkataster Österreich. Es gab viele Interessensbekundungen, letztlich sind sechs Unternehmen in die erste Beurteilung im Auswahlverfahren inklusive Eignungsprüfung aufgenommen und zwei Unternehmen mit ihren Qualitätskonzepten zur abschließenden Präsentationsverhandlung eingeladen worden. Der Abgabetermin für das LBO, also das "last und best offer", war der 20.2.2024. Schlussendlich hat in einer nächsten Stufe eine ExpertInnenjury im Vergaberecht Gastronomie- und EigentümerInnenvertreter bei gleichwertig attraktiven Betriebskonzepten der BieterInnen die Bestbieterin mit dem besten zu erreichenden Pachtzins ausgewählt, und das ist eben die Unternehmensgruppe DoNs Catering GmbH, die das höchste Angebot abgegeben und daher auch die Ausschreibung gewonnen hat. Worum handelt es sich beim Preisangebot im Pachtvertrag? Dabei war entscheidend, dass es einen garantierten Mindestpachtzins gibt sowie einen umsatzabhängigen gestaffelten Pachtzins für die jeweiligen Geschäftsbereiche. Das sind dann die umfassenden Bewirtschaftungsoptionen, die alle am Standort dabei sind, tatsächliche Umsätze in den Bereichen Café, Vermietung, Location, Gastro, Catering, Technik, Equipment, Personal sowie Umsätze aus Drittveranstaltungen zum Beispiel von KünstlerInnen bei unterschiedlichen Staffelstufen mit jeweils ansteigenden Umsatzpachtprozenten. Der Pachtvertrag ist dann am 12.3. unterzeichnet worden mit einer Laufzeit von einem Jahr, wobei eine Verlängerungsoption besteht, die bis zum 31.1.2025 gezogen werden kann. Zusätzlich zur Mindestpacht wurde dann vom Pächter auch noch eine angemessene Kaution hinterlegt. So viel zu den Grundzügen des Vertrags, und ich habe auch heute den Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt gebeten, mit allen weiteren Details, sollte es dann noch Fragen geben, im nächsten Gemeinderatsausschuss Frage und Antwort zu stehen. Das ist sicherlich möglich, also sollte es noch weitere Detailfragen geben, gar kein Thema. Damit bin ich eigentlich schon bei dem kurzen Wort, das ich noch zu der Heimlichkeit, die in der Frage insinuiert worden ist, sagen möchte. Es geht da um die Frage, warum die Gremien nicht beschäftigt worden sind. Wie jetzt mit meinen Ausführungen auch, glaube ich, ganz klar geworden ist, gibt es einen substanziellen Unterschied zwischen dem ursprünglichen alten Vertrag und dem neuen Pachtvertrag. Und dieser Unterschied äußert sich darin, dass der alte Vertrag eben kein klassischer Pachtvertrag war, schon allein wegen der größeren zu leistenden Investition durch den Pachtnehmer, die ja im Vertrag berücksichtigt worden ist, und eben beispielsweise im Kündigungsfall den Anspruch auf einen Investitionskostenersatz durch die Stadt Wien, der ja jetzt, wie Sie alle wissen, schlagend geworden ist. Das ist alles im neuen Pachtvertrag nicht der Fall. Der Pachtvertrag ist ein Pachtvertrag, den die Stadt Wien ausgibt für eine Immobilie, die sie in ihrem eigenen Besitz hat. Anders als bei der Errichtung des Vertrags mit dem früheren Pachtnehmer ist daher eine solche Befassung in den Gremien des Gemeinderats weder notwendig noch vorgesehen, weil der Vertrag innerhalb der Magistratskompetenz von der MA 49 abgeschlossen wurde und zunächst auch für ein Jahr befristet ist. Zusammenfassend möchte ich die Gelegenheit nutzen, um schon auch das für die Wienerinnen und Wiener aus meiner Sicht Wesentliche noch einmal zu rekapitulieren. Durch die rasche und professionelle Vorgangsweise ist es möglich gewesen, dass rechtzeitig vor Ostern und nur zwei Wochen nach Vertragsunterzeichnung der Betrieb Café Cobenzl unter dem gleich bleibenden Markennamen Weitsicht Cobenzl von Dance Catering wieder vollständig aufgenommen worden ist. Ebenfalls positiv, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Weitsicht haben zum Teil in der Motto-Gruppe alternative Funktionen angeboten bekommen oder sind vom neuen Pächter übernommen worden. In der Zwischenzeit gibt es eine weitere gute Nachricht, nämlich vom neuen Pächter: Es sind bereits sehr viele Event- Termine 2024 gebucht, und es gibt bereits auch Reservierungen für 2025, was für einen guten Einstieg spricht. Ich denke mir, besonders wichtig ist, dass die Wienerinnen und Wiener jetzt weiterhin im Café Rondell und im Schloss Cobenzl die Gelegenheit haben, Wien aus einer besonderen Perspektive zu genießen, eben mit Weitsicht Veranstaltungen auszurichten, aber eben auch frei und ohne Konsumzwang die Außenterrassen am Cobenzl am Café Rondell erleben können und, wenn man so will, positiv in die Zukunft schauen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. GR Dipl.-Ing. Margulies, bitte. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Stadtrat, danke für den kurzen historischen Abriss. Ich möchte vielleicht nur ganz kurz ergänzen, in der Vorgeschichte zu 2017, der Sanierung des Rondell am Cobenzl, war selbstverständlich klar, dass das für die Stadt Wien mit relativ geringen Kosten verbunden sein und es über die Verpachtung eine Art Refinanzierung der gesamten Sanierung geben sollte. Wäre damals klar gewesen, es betrifft die Stadt Wien mit 20 Millionen EUR, keine Ahnung, ob das Projekt so oder in einer anderen Art und Weise gemacht worden wäre. Daher ist die Frage, wie diese Refinanzierung ausschaut, natürlich eine relevante, und insofern, Sie sind ja leider tatsächlich schuldig geblieben, wie hoch der Pachtzins jetzt ist. Ich frage ein bisschen anders: Im ursprünglichen Plan, glaube ich, gab es ein "return of investment" in ungefähr 20 Jahren, getragen durch den damaligen Pächter. Ist das mit dem jetzigen Pachtzins auch geplant, das heißt, sollte derjenige Pächter, der es jetzt ist, mit der Höhe, was er an Pachtzins zahlt, die nächsten 20 Jahre zahlen, bekommt dann die Stadt Wien ihre Investition, auf deren Basis sie das gesamte Projekt damals finanziert hat, zurück, oder übernimmt die Stadt Wien jetzt tatsächlich einfach die Kosten und schreibt irgendeinen Pachtzins in welcher Höhe auch immer vor? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Vielleicht zwei Anmerkungen dazu. Auf der einen Seite zum ursprünglichen Pachtvertrag, der jetzt von Ihnen angesprochen worden ist, der ist von VergaberechtsexpertInnen erarbeitet worden, und viele sagen auch, gerade auf Grund dieser, wenn man so will, Prüfung des Vereinbarten durch die jetzigen Ereignisse im letzten Jahr bestätigt. Und natürlich, dabei ist es um die Bereitschaft des Pächters gegangen, eine entsprechend hohe Investition zu tätigen, zu sichern, und das durch einerseits eine lange Vertragsdauer, aber eben andererseits die Leistung eines Investitionskostenersatzes durch die Stadt im Falle einer frühen Vertragsauflösung. Das ist ja der Gegenstand dieses Pachtvertrags, der auch hier im Haus beschlossen wurde, weil ja damit beschlossen wurde, dass die Stadt im Falle der Vertragsauflösung die Investition in die Immobilie der Stadt selbst trägt. Damit bin ich beim zweiten Punkt. Es stimmt, die Stadt hat jetzt noch einmal Geld für dieses Schloss Cobenzl in die Hand nehmen müssen, aber diesen Investitionskosten stehen entsprechend große Immobilienwerte entgegen, womit man erstens einmal sagen muss, der Stadt Wien generell erwächst kein Nachteil. Das ist unsere Immobilie, die Stadt Wien hat - und das lassen Sie mich vielleicht noch dazusagen - zu relativ guten Konditionen - ich will überhaupt nicht in den Raum stellen, dass es sonst deutlich mehr gekostet hätte, wenn es die Stadt selbst gemacht hätte, aber es ist relativ gut auch nachvollziehbar, dass das gute Konditionen waren - die Immobilie renoviert. Als wenn wir sie selbst renoviert hätten, wird sie jetzt verpachtet und selbstverständlich - damit komme ich zur eigentlichen Frage - ist der Pachtvertrag so, dass sich die Kosten, die die Stadt Wien trägt, auch wieder hineinspielen sollen. Und ich bin überzeugt davon, das werden sie. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. GR Dr. Mantl, bitte. GR Dr. Josef Mantl, MA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Stadtrat, danke für die Beantwortung, eine Zusatzfrage dazu. Sie haben jetzt erwähnt, dass im Zuge der nächsten Ausschusssitzung Fragen zu diesem Betriebsstandort gestellt werden dürfen. Werden Sie den Gremien des Gemeinderates auch den neuen Vertrag zur Verfügung stellen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Es dürfen, wie Sie wissen, immer Fragen im Gemeinderatsausschuss gestellt werden, und die Fragen werden nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet. Ich werde die Mitarbeiter des Forst- und Landwirtschaftsbetriebs beauftragen, alle Fragen, die den Pachtvertrag betreffen, bei der kommenden Ausschusssitzung beantworten zu können. Und damit, glaube ich, können Sie sich jetzt schon überlegen, welche Fragen Sie dazu stellen möchten. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von der SPÖ. GR Niedermühlbichler, bitte. GR Georg Niedermühlbichler (SPÖ): Sehr geehrter Herr Stadtrat, vielen Dank für die Beantwortung. Ich glaube, wichtig ist, dass es gelungen ist, dieses bedeutende Ausflugsziel für die Wienerinnen und Wiener jetzt wieder zu eröffnen. Es ist auch klar, dass jeder Pächter in seinem Vertrag drinnen haben möchte, dass, wenn er vorzeitig aussteigt, aus welchem Grund auch immer, die Investitionen natürlich zu einem Teil auch zurückgezahlt werden müssen. Meine Frage an Sie: Wie entwickelt sich die Zusammenarbeit zwischen der MA 49 als zuständige Stelle vor Ort mit dem neuen Pächter, und gibt es da Synergieeffekte? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Danke für die Frage, vielleicht darf ich das auf zwei verschiedene Arten beantworten. Erstens einmal gibt es einen Grundnutzen für die Stadt, und das ist ja auch schon 2017 der eigentliche Grund für die PächterInnensuche für den Neustart am Schloss Cobenzl gewesen: Ein Ort, der wunderbar ist, an einer wunderbaren Lage der Stadt ist und im Besitz der Stadt, der vorher, sagen wir einmal diplomatisch, Gefahr gelaufen ist, ein Schandfleck zu werden, ist im neuen Glanz für alle Wienerinnen und Wiener da und steht zur Verfügung. Das ist durch die Kooperation mit dem bestehenden Pächter gut möglich gewesen, durch die Investitionen, von denen die Stadt ja jetzt in die eigene Immobilie auch eigene trägt. Was mir aber auch wichtig ist, zusätzlich zur guten Zusammenarbeit, die die MA 49 auch mit dem bisherigen Pächter hatte, freut es mich sehr, dass mit dem neuen Pächter, insbesondere, was das Weingut Cobenzl und Wiener Gusto betrifft, eine sehr enge Zusammenarbeit stattfindet. Das ist ja durchaus in unserem Sinne, wenn nicht nur ein Standort, den die Stadt Wien ihr eigen nennt, ein schöner Ort für die Wienerinnen und Wiener ist, sondern wenn es auch insgesamt etwas für die gemeinsame Sache bringt, da der Stellenwert der Vermarktung, der Imagepflege der eigenen Produkte der Stadt, der Stadtlandwirtschaft sicher ein hoher ist, und es ist ziemlich naheliegend, dass es dort, wo auch das Weingut ist, eine enge Kooperation gibt. Das beste Beispiel dafür ist die Palette der Qualitätsweine des Weingut Cobenzl, das gibt's vor Ort zur Auswahl, auch ausgewählte Wiener-Gusto-Produkte finden Berücksichtigung im Gastronomiebetrieb, aber auch viele weitere regionale Produkte, zum Beispiel Thum-Schinken oder in Wien produzierter Whisky, et cetera. Ich kann das nur zum Anlass nehmen, um einen Tipp oder eine Einladung auszusprechen: Machen Sie sich einfach selbst ein Bild vor Ort, das ist was für Genießer. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. GR Ing. Guggenbichler, bitte. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Guten Morgen, Herr Stadtrat! Das Thema beschäftigt uns ja schon seit dem Jahr 2019. Im Jahr 2021 haben wir den Vertrag verändert und angepasst und leider Gottes durften wir ein Jahr später erfahren, dass genau die maßgeblichen Änderungen, die eingebracht wurden, dann auch schlagend geworden sind, was zu dieser Rückzahlung von knapp 20 Millionen EUR oder der Belastung der Stadt Wien von 20 Millionen EUR geführt hat. Ihre Beantwortung hat leider Gottes so viele Fragen aufgeworfen, dass wir wirklich im Ausschuss darüber reden müssen. Ich finde es ein bisschen schade, dass Sie dem Kollegen nur gesagt haben, Sie sind bereit, im Ausschuss auf Fragen zu antworten, und nicht den Vertrag zur Verfügung zu stellen, weil ich glaube, wenn wir den Vertrag lesen könnten, dann würden sich vielleicht daraus Fragen ergeben, und das wäre erhellender für die Opposition. Aber das ist halt Regierungsstil, das kann man so oder so leben. Eine andere Frage aber noch, nachdem der erste Pachtvertrag nach Ihrer Bestätigung auch kein Pachtvertrag war, weil kein Bestandsobjekt vorhanden war, hätte man den Vertrag wahrscheinlich auflösen können, ohne dass man die 20 Millionen EUR zahlen muss, und weiterhin haben wir ja jetzt im Moment noch immer eine Haftung der Stadt Wien von 5 Millionen EUR auf dieser Liegenschaft. Gilt das auch für den neuen Pachtvertrag? Wurde diese Haftung aufgelegt? Ich glaube schon, dass es nötig wäre, das dem Ausschuss vorzulegen, weil es wieder kein klassischer Pachtvertrag ist, weil die Haftung von 5 Millionen EUR der Stadt Wien nach wie vor für diese Liegenschaft besteht. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte. Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Ja, man kann in alles etwas hineingeheimsen. Ich habe jetzt, glaube ich, in Grundzügen alles berichtet, auf Basis dessen dieser Pachtvertrag aufgesetzt worden ist, mit der zusätzlichen Ankündigung, jede konkrete Frage, die es dazu gibt, im nächsten Ausschuss durch die Expertinnen und Experten auch beantworten zu lassen, insofern kann ich dem auch nichts weiter hinzufügen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, Herr Stadtrat, damit ist die 2. Anfrage beantwortet. Die 3. Anfrage (FSP-707895-2024-KVP/GM) wurde von Herrn GR Dr. Sittler gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen gerichtet. In dieser Anfrage geht es um Verbesserungen der Vergabeprozesse, der Vergabepraktiken und der Projektüberwachungen innerhalb von Wiener Wohnen. (Der aktuelle Bericht des Stadtrechnungshofes (StRH VIII - 531257-2023) offenbart signifikante Verzögerungen und mangelnde Transparenz bei der Vergabe von Leistungsbeschaffungen sowie zahlreiche Unklarheiten bei den Abrechnungen im Rahmen der Generalsanierung der städtischen Wohnhausanlage in der Leebgasse 94-96. Wie gedenken Sie aktuell in Anbetracht der festgestellten Mehrkosten und der unzureichenden Dokumentation der Vergabeprozesse, die Vergabepraktiken und die Projektüberwachung innerhalb von Wiener Wohnen zu verbessern, um sicherzustellen, dass zukünftige Projekte effizienter verwaltet werden und die öffentlichen Gelder verantwortungsbewusst eingesetzt werden?) Guten Morgen, Frau Stadträtin, bitte um Beantwortung. VBgm.in Kathrin Gaál: Schönen guten Morgen, Herr Vorsitzender, vielen lieben Dank! Sehr geehrter Herr Gemeinderat, ja der achtsame und unter Umständen auch meist kritische Blick der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtrechnungshofes macht es möglich, dass wir uns in den städtischen Bereichen laufend auf sehr hohem Niveau trotzdem weiterentwickeln. Und so sehe ich das auch im Falle der Gemeindebausanierung Leebgasse 94-96. Wie sich herausgestellt hat, hielten bei diesem Projekt die eingereichten Unterlagen der billigstbietenden Baufirma leider nicht stand und nach eingehender Prüfung der Anforderungen war klar, dass dem wirklich so ist. Daher waren Nachjustierungen im Ausschreibungsprozess notwendig. An dieser Stelle begann dann die Kette der Verzögerungen, die die Arbeiten behinderten und die ganze Dauer über Adaptierungen nötig gemacht haben. Heute ist aber die Sanierung abgeschlossen, und zwar hochwertig abgeschlossen. Die Erkenntnis für die Zukunft ist auf alle Fälle, dass wir Aufgaben exakter verteilen, Prozesse noch transparenter aufstellen und das Projektmanagement entsprechend umsetzen. Das sind alles Erfahrungswerte, die Wiener Wohnen heute schon zu Gute kommen, und das ist wichtig, denn alleine im Rahmen des Programms "Gemeindebau(t)" ist die Sanierung von 9.100 Wohnungen vorgesehen. Das sind Investments in der Höhe von 600 Millionen EUR - damit wir auch nie vergessen, in welchen Dimensionen wir uns hier bewegen. Zusammengefasst, ja, die Leebgasse ist nicht ideal gelaufen, Wiener Wohnen nimmt natürlich die Empfehlungen des Stadtrechnungshofs sehr ernst und wird diese, so das nicht schon passiert ist, auch einarbeiten. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Dr. Sittler, bitte. GR Dr. Peter Sittler (ÖVP): Vielen Dank für die Beantwortung. Wir haben das Ganze auch im Stadtrechnungshofausschuss schon ausgiebig diskutiert, und hier wurde von der verantwortlichen Stelle von Wiener Wohnen halt sehr ausführlich auch die Geschichte dieser Sanierung und der Umstellung auch intern geschildert. Die Organisationsstruktur wurde da erwähnt, und es ist auch klar, weil das auch der Rechnungshof schon erwähnt hat, dass der Sanierungszyklus, also wie lange es dauern soll, bis ein Haus wieder saniert wird, derzeit laut dem Rechnungshof damals bei 67 Jahren lag, selbst hat man sich damals 30 Jahre gegeben, jetzt ist dieses Ziel 40 Jahre. Können Sie garantieren, dass dieser Zyklus von 40 Jahren, bis ein Haus wieder saniert wird, dann auch tatsächlich mit diesen neuen Umstellungen, die uns geschildert wurden, eingehalten wird? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. VBgm.in Kathrin Gaál: Was kann man schon garantieren? Ich kann nicht einmal garantieren, dass ich morgen in der Früh wieder die Augen aufmache, obwohl ich das sehr hoffe. Was ich aber bestätigen kann und was in dem Stadtrechnungshofausschuss auch rausgekommen ist, ist, dass die Sanierung bei Wiener Wohnen einem erheblichen Professionalisierungsprozess und einem wesentlichen Änderungsprozess unterworfen wurde. Wenn ich da nur ein paar Punkte noch einmal wiederholen darf: Das Baumanagement wurde gegründet, es wurde umgestellt von Prozess- auf Projektmanagement, es wurde eine Projektmanagementlinie erlassen, es wurde ein Controlling eingerichtet, und so weiter, und so weiter. Also man hat diesen Prozess jetzt über Jahre hinweg gut entwickelt, um eben den von Ihnen angesprochenen Sanierungszyklus auch wirklich zu verbessern, weil es sowohl im Interesse von Wiener Wohnen ist, dass die Häuser gut saniert sind, als natürlich auch im Interesse der Mieterinnen und Mieter. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 2. Zusatzfrage kommt von der FPÖ. GR Mag. Kowarik, bitte. GR Mag. Dietbert Kowarik (FPÖ): Danke, Frau Vizebürgermeisterin. Eine Nachfrage zur Frage des Kollegen, es hat mich nämlich auch überrascht in der Sitzung des Stadtrechnungshofes - und ich habe aufmerksam zugehört -, die Leiterin von Stadt Wien Wiener Wohnen hat uns mitgeteilt, dass der ursprünglich vorgesehene - und ich darf betonen, das ist ja die Vorgabe der Stadt Wien selber gewesen - Sanierungszyklus 30 Jahre so nicht mehr verfolgt wird, sondern sich jetzt ein Zyklus von 40 Jahren vorgenommen wird. Begründet wurde das auch mit Abschreibungsmodalitäten, also steuerliche Gründe. Ich würde gerne von Ihnen auch hören, welchen Zyklus nimmt sich die Stadt Wien vor? 30 Jahre, 40 Jahre? Sie könnten ja auch sagen, okay, wissen wir nicht, es kommt auf die Umstände an, aber ich würde es gerne von Ihnen hören. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. VBgm.in Kathrin Gaál: Wie bereits gerade vorher gesagt, hat eben Wiener Wohnen da schon starke Veränderungen vorgenommen. Es wurde auch das Know-how eines Bauherrnmanagements bei Wiener Wohnen aufgebaut, es wurde das Know-how eines sozusagen Baumanagers bei der Wiener Wohnen Kundenservice aufgebaut, um zu unserem Ziel, nämlich auf einen 40-jährigen Sanierungszyklus, zu kommen. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 3. Zusatzfrage kommt von den GRÜNEN. GR Prack, bitte. GR Georg Prack, BA (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin, wir haben ja vom Bundesrechnungshof festgestellt einen Sanierungszyklus von 67 Jahren statt der entweder 30 oder 40 Jahre - beim Bundesrechnungshof war die Angabe noch 30 Jahre als Ziel, jetzt sind es 40 Jahre. Meine Frage ist: Wie will man denn einen Sanierungszyklus von den 40 Jahren erreichen und bis wann will man ihn erreichen, denn ich nehme an, Klimaneutralität 2040 wird so ein Zeitpunkt sein, und wir haben berechnet, wenn man die 30 Jahre erreichen will, dann sind es zirka 90 Gemeindebauten, die man jährlich sanieren müsste. Also bis wann will man das erreichen und wie will man das erreichen? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte. VBgm.in Kathrin Gaál: Wir stocken laufend die Ressourcen auf, die für die Sanierungen notwendig sind, es sind ja auch die Steigerungen der Sanierungsvolumen spürbar. Wir haben derzeit rund 300 Sanierungsprojekte in ganz unterschiedlichen Phasen in Bearbeitung, denn das Ziel ist, so wie ich es schon gesagt habe, die Baubeginne sollen in diesem Ausmaß gesteigert werden, dass wir Ende der 20er Jahre einen 40-jährigen Zyklus erreicht haben. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, die 3. Anfrage ist damit beantwortet. Die 4. Anfrage (FSP-565617-2024-KSP/GM) wurde von Frau GRin Däger-Gregori gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe für Kultur und Wissenschaft gerichtet. In dieser Anfrage geht es um den freien Zugang zu Kultur und Wissenschaft. (Sehr geehrte Frau Stadträtin! Aktuelle Berichte zur sozialen Lage zeigen, dass die Teuerung der letzten Jahre besonders für sozial schwache Personen drastische Einschränkungen bedeutet. Welche Maßnahmen werden in Ihrem Verantwortungsbereich gesetzt, um auch weiterhin für alle Bevölkerungsschichten den freien Zugang zu Kultur und Wissenschaft zu gewährleisten?) Bitte schön, Frau Stadträtin, um Beantwortung, und guten Morgen. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Guten Morgen Ihnen allen hier im Saal, aber auch online! Die 4. Anfrage bezieht sich auf die Frage der sozialen Lage und welche Maßnahmen in meinem Verantwortungsbereich gesetzt werden, um auch weiterhin für alle Bevölkerungsschichten den freien Zugang zu Kultur und Wissenschaft zu gewährleisten. Danke für die Frage, ich glaube, es ist ein ganz wichtiges Thema. Alle, die hier im Saal sitzen, können sich Kultur und Kunst immer noch gut leisten, aber es zeigt sich, dass gerade jene Bevölkerungsteile im unteren Segment, also die untersten 20 Prozent der Einkommensskala, überdurchschnittlich von den Teuerungen betroffen sind. Wenn es um die Sicherung der Grundbedürfnisse wie Wohnen, Heizen, Essen, Gesundheit und Bildung geht, dann stehen oft Freizeitaktivitäten und Kultur hinten an, und gerade diese gesellschaftliche Teilhabe - das kann man messen - geht auf Grund der Teuerungen zurück. Deswegen muss man schnell effiziente und wirksame Maßnahmen treffen, die wir, glaube ich, auch getroffen haben, wie zum Beispiel eben den Gratiseintritt in die Dauerausstellung vom Wien Museum. Das ist ein ganz massives Zeichen für eine Bevölkerung, dass sie wirklich ihr Museum hat. Es ist die weltweit größte, städtische Sammlung überhaupt, und das Tolle ist, jeder Familienvater, Familienmutter oder Mensch, begeisterte Tante, Onkel weiß genau, wie schwer es ist, Kinder bei der Stange zu halten, mehr als eine Stunde Aufmerksamkeit geht sich nicht aus. Daher ist der Druck, wenn da ein Ticket etwas kostet, für die Familie sehr groß, und dann mindert auch der Druck, sich alles anzusehen, natürlich aber auch das Erlebnis für die Kinder. Deswegen ist es mir wichtig, dass man sich da immer wieder etwas ansehen kann, einzelne Abteilungen ansehen kann. Das ist, glaube ich, ein wichtiges Zeichen für Bildung und auch für eine kulturelle Vermittlung an alle Bevölkerungsschichten, egal, woher sie kommen, wer wir sind, auf welchem Boden wir gewachsen sind, was unsere Geschichte bedeutet, durch welche Phasen Wien seine Geschichte durchlaufen hat. Und die Statistik gibt uns recht, das neue Haus wird seit Eröffnung am 6. Dezember wirklich gestürmt, wir haben an die 300.000 Besucher gehabt, die sich das Museum ansehen wollen. Interessanterweise scheint es sich abzuzeichnen, dass dieses britische Modell, nämlich dass die Sonderausstellung dann bepreist ist, sich auch ökonomisch rechnen wird. Das ist also ein mutiger Schritt, der auch zur Nachahmung empfohlen ist. Demselben Gedanken folgt ja auch der Wiener Kultursommer. Da geht es darum, wirklich an verschiedensten Orten dieser Stadt öffentlich aufzuschlagen, und zwar nicht mit einem genrespezifischen Programm, sondern mit einem sehr gemischten Programm, sodass man von einer Lesung, dann Kindertheater, dann einem DJ, dann einem Barockensemble vieles erleben kann, was in dieser Stadt produziert wird. Und das ist ja oft auch wirklich der Erstkontakt zu Kunst und Kultur. Auch hier haben wir eine Umfrage gestartet und Folgendes festgestellt: Zwei Drittel der BesucherInnen vom Kultursommer kommen aus einkommensschwachen Haushalten, und entsprechend ist der Kultursommer für fast 60 Prozent der Befragten die einzige kulturelle Veranstaltung, die sie besuchen. Das ist einerseits erschreckend, aber auf der anderen Seite zeigt sich, wie wichtig es ist, hier auch gesellschaftliche Teilhabe - und das heißt ja auch demokratische Teilhabe - zu ermöglichen. Dann haben wir gerade im Sommer die vielen Open-Air-Kinos, die auch teilweise gratis zu besuchen sind, vom Karlsplatz bis zum Volxkino, Sommerkinos auf Märkten, auf Plätzen und in Parks, die eben auch ein filmaffines Publikum versorgen. Dann haben wir für Literaturbegeisterte auch ein gratis Festival wie O-Töne im MuseumsQuartier, die regelmäßig auch wirklich voll besetzt gestürmt werden, wo öffentliche Lesungen stattfinden, oder eben auch im Herbst dann die Aktion "Eine Stadt. Ein Buch", die auch weltweit einzigartig ist, wo über 100.000 Menschen von der Stadt gratis ein Buch zur Verfügung gestellt wird. Jetzt gerade haben wir das Fest der Freude am 8. Mai gehabt oder eben auch sehr stark besucht und auch medial wirklich gut verbreitet die Eröffnung der Wiener Festwochen am Rathausplatz. Wir haben das Praterpicknick mit den Symphonikern, wir haben auch das Festival "Wir sind Wien". Das beginnt übrigens am 1. Juni und ist datumsentsprechend immer in den Bezirken unterwegs, das heißt, am 1. Juni ist es im 1. Bezirk, am 2. im 2. Bezirk, und bringt über 23 Tage Kultur in die Bezirke. Etwas Neues, das es auf dem Sektor auch gibt, ist die Klima Biennale, die mit 100 Partnerinnen und Partnern über die ganze Stadt verstreut ist. Auch das ist ein neues Event, das dem Modell folgt "pay as you wish oder pay as you can", also die von uns, die gut verdienen, können da einfach für andere mitzahlen, und andere, die gar nichts haben, können trotzdem an der Klima Biennale teilhaben. Auch das ist ein Ereignis, das es weltweit nur in Wien gibt. Und gerade im Bereich Wissenschaft, wo wir in die Bildung kommen, sind die Wiener Vorlesungen ein ganz wunderbares Tool des analogen Zusammenkommens - gleichzeitig wird das auch immer gestreamt -, oft im Rathaus, aber auch in anderen Orten wie dem Wien Museum. Hier geht es darum, sich wirklich auch aus dieser Wissenschaftsebene heraus eine Sprache zu überlegen, wie man interessierten Menschen aus der Bevölkerung auch wissenschaftliche aktuell brennende Fragestellungen unserer Zeit näherbringen kann, diskutieren kann, die Herausforderungen, vor denen wir stehen, diskutieren kann. Und der Bogen reicht von genetischen Themen bis hin zur Künstlichen Intelligenz, zum Digitalen Humanismus bis zu politischen Fragestellungen. Letztens gab eine ganz tolle Veranstaltung von einer israelischen Frauenorganisation, Women Wage Peace, die gemeinsam mit einer palästinensischen Frauenorganisation, Women of the Sun, an Frieden arbeiten und sagen, egal, was uns jetzt passiert, wir brauchen einen Frieden. Sie sind auch nominiert für den Friedensnobelpreis. Das war eben jetzt am 6. Mai 2024 im Rathaus, der Saal war voll, und das hat mich wahnsinnig gefreut. Wir brauchen das als Gesellschaft, weil wir genug Fragestellungen haben, die uns herausfordern und wo wir auch den analogen Austausch mit der Wissenschaft brauchen. Dann gibt es auch noch das Vienna Humanities Festival, das das Institut für die Wissenschaft vom Menschen ins Leben gerufen hat, auch bei freiem Eintritt zugänglich ist und das Intellektuelle, WissenschaftlerInnen und SchriftstellerInnen, KünstlerInnen aus der ganzen Welt zusammenholt, um wichtige Themen zu diskutieren. Also als politisches Fazit könnte man sagen, es ist wahnsinnig wichtig, in diesen Bereich zu investieren, es ist aber auch wichtig, verstärkt in die Vermittlung zu gehen, um mehr Menschen zu erreichen. Das Ringen um Aufmerksamkeit ist in dieser medialen Verfasstheit, wo wir mit so vielen Informationen zugemüllt werden, einfach schwierig geworden, deswegen braucht es die aktive Rolle von Institutionen, die wir unterstützen, damit sie dem auch gerecht werden können. Und es gab ja auch eine repräsentative Umfrage, die wir im Rahmen der Kulturstrategie durchgeführt haben: 52 Prozent der befragten Personen Wien-weit, die ein knappes oder nicht ausreichendes Einkommen angeben, haben gesagt, dass die Preise eine zentrale Rolle spielen, ob sie irgendwo hingehen oder nicht. Und gerade deswegen ist der Gratiseintritt vor allem für junge Leute, also zwischen 15 bis - zur abgeschlossenen Ausbildung - 29 Jahren so wichtig. Für diese 39 Prozent ist es ein wichtiges Entscheidungskriterium, ob sie irgendwo Teilhabe am kulturellen Leben der Stadt haben. Armut bedroht gesellschaftliche Teilhabe und es zeigt sich auch, je weniger man das erfährt im sozialen Bereich, umso weniger glaubt man an Demokratie. Also der Zusammenhang mit Wahlbereitschaft, sich wirklich aktiv einzubringen als Wählerin und Wähler - und wir brauchen das bei der EU-Wahl, wir brauchend das bei allen Wahlen - hängt auch mit der kulturellen Teilhabe zusammen. Ich möchte auch eine sozialwissenschaftliche Grundlagenstudie zitieren, die im Auftrag des Bundes, namentlich des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport zur kulturellen Beteiligung in Österreich durchgeführt wurde: "Gäbe es keine Gratisveranstaltungen, würde sich die durchschnittliche Teilnahme am kulturellen Geschehen in Österreich von 13 auf 7 Besuche pro Jahr halbieren beziehungsweise würde sich der Anteil an kultureller Teilhabe in der Bevölkerung von 81 auf 75 Prozent senken, im untersten Einkommensdrittel von 74 Prozent auf 65 Prozent." - Ich glaube, das ist ein gutes Argument. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der SPÖ. Frau GRin Däger-Gregori, bitte. GRin Luise Däger-Gregori, MSc (SPÖ): Vielen Dank, Frau Stadträtin, für diese ausführliche Beantwortung. Gerade Kinder und Jugendliche sind ja nach zahlreichen Lockdowns jetzt nun zum zweiten Mal Leidtragende einer tiefgreifenden Krise. Meine Frage ist: Was unternimmt die Stadt Wien konkret, um kulturelle Armutsgefährdung von Kindern und Jugendlichen zu verhindern? Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Ja, das ist eigentlich das wichtigste Feld, das wir haben, weil wir durch die Corona-Zeit gemerkt haben, dass die psychosozialen Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche besonders stark sind. Sie sind gravierend. Ich merke das im Umfeld meines Sohnes, weil der genau in diese Zeit gekommen ist, als er in der Oberstufe war und die letzten zwei Jahre gar nicht mehr erlebt hat. Und da ist wirklich auch in diesem Umfeld eine gewisse Motivationslosigkeit zu spüren. Depression ist ein Thema unter den Jugendlichen, das ist ganz klar, deswegen müssen wir verstärkt auf sie zugehen und sie einbinden und verstärkt Programme entwickeln, die sie aus dieser Isolation wieder herausführen. Daher braucht es auch mehr Geld für die Institutionen, damit sie Vermittlungsprogramme gezielt für diese Gruppe entwickeln können. Neben dem Wien Museum, das ein "top-notch", also ein ganz zeitgenössisches großartiges Vermittlungsprogramm entwickelt hat, gibt es ja jetzt auch das Pratermuseum, das zumindest in der Erdgeschoßebene auch frei zugänglich ist. Aber es gibt überall neue Ansätze in der Vermittlung, die nicht nur "top down", sondern eher partizipativ ausgerichtet ist, sodass die jungen Menschen auch Teil dieses Vermittlungsangebotes werden können. Und natürlich hat für junge Leute, und das spürt man selbst, das Donauinselfest eine Bedeutung, wenn man einander spürt, miteinander tanzt - also die Leute gehen glücklicher heraus, als sie gekommen sind -, oder auch das Popfest am Karlsplatz, das regelgerecht überrannt wird und auch ein wichtiger Punkt des sozialen Zusammenkommens ist. Für junge Leute gibt es natürlich auch den Gürtel Nightwalk, der auch mir, die ich jetzt nicht mehr zu dieser Altersgruppe gehöre, neue Lokale erschlossen hat, die aber unglaublich brummen und gut funktionieren. Und es ist auch toll, diesen Gürtel Nightwalk erleben zu dürfen, wo eine ganze Nacht lang in verschiedensten Lokalen einfach auch die Qualität dieser Szene einmal hervorgekehrt wird. Und natürlich haben viele Institutionen, ob das das Volkstheater oder die Josefstadt ist, speziell für Jugendliche ausgerichtete Programme oder Tickets. Bei den Wiener Festwochen gibt es diese für Unter-30-Jährige, die haben einen Ticket-Preis von einheitlich 15 EUR, da können sich wirklich jede und jeder auch etwas leisten, das steht ja nicht in großer Konkurrenz zu Kinoeintritten. Der Kultursommer hat mit der Verankerung in den Regulativkulturbetrieb der Stadt den Kultursommer Plus gemacht, mit speziell partizipatorischen Programmen wie Workshops, Kinderfeste, Mitmachaktionen, Picknicks mit Jugendlichen und KünstlerInnen. Das greift auch immer mehr und zieht auch immer mehr junge Leute an. Und nicht zu vergessen Superar, das wir ja sehr stark fördern. Superar ist ein phantastisches Programm, wo junge Menschen teilweise auch aus bildungsfernen Schichten ohne Vorkenntnisse zusammenkommen können. Sie formieren gemeinsam ein Orchester, und diejenigen, die schon mehr können und ein Instrument gelernt haben, nehmen dann die mit, die am Anfang vielleicht nur Triangel spielen und sich erst einmal damit einbringen. Aber das gemeinsame Musikmachen ist auch ein großer Schlüssel für eine Zugehörigkeit. Man macht mit Sicherheit immer zu wenig, das ist mir auch klar, aber es muss ja auch gut gemacht werden. Wir brauchen auch ausgebildete Vermittlerinnen und Vermittler, die wirklich mit dem zeitgenössischen pädagogischen Wissen auf die Jugendlichen zugehen können. Im Bereich der Wissenschaft ist zum Beispiel Science Center Netzwerk eines der Initiativen, die wir auch sehr stark gefördert haben, die ja niederschwellig immer wieder in Ladenlokalen ihre Zelte aufschlagen, zuletzt auch einmal im Donau Zentrum, um auch junge Menschen und interessierte Menschen allen Alters überhaupt erst einmal mit Themen der Wissenschaft zu konfrontieren und sehr niederschwellig anzuregen, sich mit naturwissenschaftlichen Thematiken oder mit Klimafragen auseinanderzusetzen. - Also auch das sind alles Tools, mit denen wir in der Stadt arbeiten können. Zu diesem gesamten Bereich der Gratiskultur sind wir gerade dabei, eine Broschüre zu erstellen und werden Ihnen diese gerne dann zur Kenntnis bringen und verbreiten. Sie wird auch in mehreren Sprachen dieser Stadt erstellt werden, damit wir eben auch alle erreichen können. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 2. Zusatzfrage wird gestellt von Herrn GR Berger. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Stefan Berger (FPÖ): Schönen guten Vormittag, Frau Stadträtin! Ich möchte auf ein Projekt zu sprechen kommen, das Sie überraschenderweise noch nicht erwähnt hatten, nämlich den sogenannten Kultur-Token. Sie haben dieses Projekt ja vor der Corona-Phase vorgestellt, es ist dann eingestellt worden, eingeschlafen oder wie auch immer, und ich möchte jetzt nachfragen, wie es da weitergeht. Vielleicht kurz für alle, die nicht wissen, worum es hier geht: Der Kultur-Token ist ja ein sogenanntes Social Credit System, das kennt man im Übrigen aus der Volksrepublik China - nicht zwingend ein Regime, wo ich jetzt Anleihe nehmen würde für irgendwelche Systeme. Grundsätzlich geht es bei diesen Systemen um ein von der Obrigkeit oder von einem Regime gewünschtes Verhalten, das dann entsprechend belohnt oder bestraft werden soll. Und im Falle der Stadt Wien ist es so, dass, wenn man sich tracken lässt, also mittels Mobiltelefon die Bewegung verfolgen lässt, wenn man zu Fuß geht, mit dem Rad fährt oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, dann erhält man Ihrem System zufolge Gratiseintritte für Kultureinrichtungen. Das steht auch so auf der Homepage der Stadt Wien. Wir haben das in der Vergangenheit abgelehnt, eben auf Grund dessen, dass wir an solchen Regimen nicht Anleihe nehmen sollen. Dazu meine Frage: Ist das Projekt jetzt eingeschlafen, wird es eingestellt, oder in welcher Form wird das wieder fortgeführt? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Danke, Herr GR Berger, Sie stellen die richtigen Fragen. Das sind nämlich die Fragen, die wir uns auch stellen. Sie haben vollkommen recht mit der Ambivalenz von solchen Systemen, ich finde, das war ja eine ganz großartige Idee, dass man sagt, man wird belohnt durch ökologisches ... (GR Stefan Berger: ... kommunistisches Regime ...) Kommunistisches? Weiß ich nicht, keine Ahnung. (GR Stefan Berger: Weil Sie gesagt haben, eine großartige ...) Ich höre einfach nur zu, ich finde es sehr lebendig, ich mag das ja. - Aber, Sie haben recht, dass man das genauestens prüfen muss. Und diese Fragen sind genau auch die Fragen, die zu einer Verlängerung dieser Phase geführt haben. Warum hat das so lange gedauert? Weil wir zuerst einmal diese zwei Corona-Jahre hatten, die ja die Kultur zum Erliegen gebracht haben, und wir keine Testphase machen konnten. Jetzt wurde das mit allen WissenschaftlerInnen - und auf die baue ich in diesem Punkt - einmal in ein Versuchsstadium gebracht, gerade wegen der Frage des Trackings - abgesehen davon, dass jede von uns mittlerweile sowieso immer getrackt werden kann, wenn Sie jetzt eine Fitness-App haben, sind Sie schon dabei im Club, das weiß ja jeder. Wir wollen uns das sehr genau anschauen und mit den Expertinnen und Experten klären, was das eigentlich bedeutet und ob der Benefit groß genug ist, es wichtig genug ist, dass wir das wirklich machen. Und wir werden sehen, was dabei herauskommt. Ihre Fragen stellen sich auch schon die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sind natürlich ganz brisant und virulent. Und ich habe kein Problem damit, sollten wir Zweifel haben, dass das wirklich mehr schadet, als nützt, werden wir das Projekt auch gemeinsam begraben. Ist ja kein Problem, deswegen spricht man ja mit Expertinnen und Experten. Jetzt ist es noch in dieser Testphase, und wir werden einfach dann schauen, was diese Tests ergeben, ist das ein gutes Projekt, wie kann man verhindern, dass dieses Tracking wirklich in die Privatsphäre eingreift, und was kostet das, was bedeutet auch so ein Token an ökologischen, energetischen Folgen. Das muss man ja auch alles mitbedenken und dann sind wir ganz cool und werden einfach sagen: "Let's go" oder "Stop it", andere Ideen. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 3. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag. Berner gestellt. Bitte. GRin Mag. Ursula Berner, MA (GRÜNE): Guten Morgen, Sie haben ja jetzt schon viele Erfolgsprojekte der Stadt Wien aus Ihrem Ressort aufgezeigt. Ich hätte eine Frage zu einem speziellen Projekt, das auch Zugänglichkeit zur Kultur unterstützen soll. Sie haben Ende April das Projekt "Junges Theater Wien" für die Außenbezirke vorgestellt. Ich würde sagen, für die Flächenbezirke ist das ein Projekt, das finde ich an sich gut, dass Theater auch vor Ort in die Flächenbezirke kommt. Was ich mich aber frage, ist: Wie viel Budget ist für dieses neue Projekt reserviert worden, beziehungsweise ist das auch kostengünstig beziehungsweise gratis zugänglich oder wird es dafür Eintritte geben? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Danke für die Frage. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiges Projekt, das wir auf die Beine bringen, weil wir hier sehr ökologisch denkend erstmal diese Fülle der Förderungen, die wir haben, und die Fülle der Kinderproduktionen, die es gibt, einfach nicht sterben lassen möchten. Nachdem sie sechs, sieben, acht Mal gespielt worden sind, werden sie ja wieder eingemottet. Man muss sich vorstellen, für jede Produktion hat man mindestens zwei Monate Probenzeit, es werden Ressourcen gebraucht für Kostüme, Bühnenbilder, und so weiter. Wir wollen diese Produktionen - auch für die Künstler ganz wichtig, auch im Sinne des Fair Pay - innerhalb des städtischen Raums in Bewegung bringen, denn die Kinder gieren ja nicht danach, eine Premiere zu sehen, sondern die wollen einfach ein Angebot haben. Daher werden wir das aufsetzen. Das ist jetzt noch in der Entwicklungsphase, und daher bitte ich auch noch um Geduld bei Detailfragen, wie wir das genau finanzieren. Wir finanzieren jetzt einmal dieses Pilotprojekt, wir haben dafür einmal 1 Million EUR vorgesehen, aber das wird jetzt erarbeitet, und es wäre unseriös, wenn ich dem vorgreifen würde. Aber die Idee ist das Entscheidende, also Produktionen, die in Wien sowieso schon durch die MA 7 gefördert und subventioniert werden, einfach auf Reise zu den Kindern vor Ort zu schicken, das heißt, in die Bezirke Simmering, Floridsdorf, Donaustadt, Favoriten und Liesing, Bezirke, die am meisten wachsen und wo sich auch viele junge Familien ansiedeln, damit denen in unmittelbare Wohnnähe auch ein Angebot gebracht wird, aber auch den Schulen. Stefan Rabl, der den "Dschungel" gegründet hat und auch "Szene Bunte Wähne" - die Älteren unter uns können sich vielleicht noch daran erinnern, ein internationales Kindertheater-Festival in Wien, also ganz, ganz hervorragend - vernetzt die AkteurInnen in der Stadt und auch in Institutionen des Kindertheaters, damit wir das ausschöpfen können, was schon in Produktion ist. Und wenn das gut geht, dann denken wir schon auch an eine Erweiterung in andere Bezirke. Ich glaube, das ist ein phantastisches Projekt. Natürlich ist, wir wissen das, für Kinder im Schulbereich Geld ein Thema, aber ich möchte dem nicht vorgreifen, da muss jetzt einmal geschaut werden, welches Finanzierungsmodell da am günstigsten ist, inwieweit es Unterstützungsleistungen geben kann, muss man noch sehen. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 4. und letzte Zusatzfrage wird von Herrn GR Eppinger gestellt. Bitte schön. GR Peter L. Eppinger (ÖVP): Sie brauchen gar nicht so schreckhaft schauen, ich begrüße Sie auch, guten Morgen! Ich höre Ihnen ja sehr aufmerksam zu, und Sie haben gerade auf Nachfrage der Kollegin Däger-Gregori auch über die Kinder und Jugendlichen gesprochen. Übrigens, Sie haben vollkommen recht, ich als Zweifachvater weiß, wie schwer es ist, einen Kleinen eine Stunde lang zu beschäftigen. Das ist schön, dass das mit dem Wien Museum gelingt, ein zweites Mal ist es schwierig, junge Menschen dort hinzubekommen. So, jetzt haben wir ja hier vor Kurzem einen gemeinsamen Beschluss gehabt, mit Zugang zu Kunst und Kultur für Kinder und Jugendliche, und Sie haben auf Nachfrage der Kollegin von der SPÖ gesagt, wir haben ja das Volkstheater, wir haben ja die Festwochen. Ich würde Ihnen einmal dringen empfehlen, vielleicht in die Großfeldsiedlung zu gehen, in den Sandleitenhof bei mir daheim, und den Kindern und Jugendlichen zu sagen, hey, wir haben eh was für euch, wir haben die Festwochen, wo einem vermummte Menschen entgegenkommen, wir haben das Volkstheater, wo weniger Theater als Provokation aufgeführt ist, was ja seine Berechtigung für ideologische Gruppen und für eine andere Gruppe hat, aber wir sprechen über Kinder und Jugendliche. Also möchte ich Sie jetzt ganz konkret in Ihrer Verantwortung als Kulturstadträtin für alle, vor allem für die Jüngsten, bitten, uns darzulegen, was Sie für die konkret an neuem Angebot haben, denn wir wissen leider alle, wenn es teuer wird - und das ist ja der Ursprung dieser Anfrage - und du dich entscheiden musst zwischen Miete, Strom, Essen und Kultur, ist die Kultur ganz schnell weg. Aber den Kindern und Jugendlichen diese Lust am Theater zu machen, das ist etwas, was mir komplett fehlt bei Ihrem Angebot hier, das Sie hier als Volkstheater und Festwochen und Pratermuseum verkaufen. Ich möchte Sie nur zitieren, Sie haben beim Pratermuseum damals gesagt, Sie wollen in dieser schweren Zeit positive Signale gegen die zunehmende Depression in der Gesellschaft setzen. Ich glaube, das wird bei den Kindern und Jugendlichen nicht gelingen. Was sind also Ihre konkreten Pläne in Ihrer richtigen Analyse, dass Kinder und Jugendliche weniger Motivation haben und es die Demokratie doch stärken könnte, mehr Kultur zu erleben, was sind Ihre konkreten Pläne für Kinder und Jugendliche in dieser Stadt? Danke für die Beantwortung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Frau Stadträtin. Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Ja, danke, lieber GR Eppinger, die Verve ist immer beeindruckend, aber sie zielt ein bisschen ins Leere, denn ich hatte vorhin nicht die Frage bekommen, das gesamte Angebot von Kinderkultur in Wien aufzulisten, da würden wir heute bis 9 Uhr am Abend noch sitzen, wenn ich in die Details gehe. Also Sie kennen schon den "Dschungel", das Kinder- und Jugendtheater in Wien? Wir haben alle diese Initiativen auch gestärkt, gerade in Krisenzeiten, ZOOM. Sie haben gehört, dass es ein Kinderkulturhaus - wir haben noch nicht das richtige "branding", das ist noch eine Markenfindung - in Floridsdorf geben wird, eine ganz neue Institution, ein ganzes Haus nur den Kindern in allen Altersgruppen gewidmet. Das ist im Werden, im Entstehen, wichtig für jenseits der Donau. Und die Kinder- und Jugendtheatergeschichte, von der ich vorhin gesprochen habe, kann ich gerne auch noch einmal spezifizieren, das ist ein absolutes Novum, denn es richtet sich an Kinder im Kindergartenalter, in der Volksschule, in der Unterstufe und in der Oberstufe bis hin zu mehrfach Sitzengebliebenen bis 22 Jahre. Das ist das Angebot, das wir gerade erarbeiten. Lassen Sie es einmal blühen und wachsen, und wir freuen uns, dass es das gibt. Aber auch dieser Kultursommer hat ja einen großen Anteil an Kindertheater, Kindermusik, da passiert auch schon sehr viel innerhalb dieser Institutionen. Dass sowohl die Josefstadt als auch das Volkstheater nicht unbedingt das untere Alterssegment treffen, diese Analyse haben Sie brillant erschlossen, natürlich, aber es war ja vorhin nur ein Beispiel, wo Tickets gratis oder extrem günstig für Jugendliche angeboten werden. Und die Wiener Festwochen waren ja das Beispiel vorhin vor dem Rathausplatz. Also, bleiben wir sachlich und denken daran, was hier alles an Initiativen passiert. Vor allem auch die Stärkung der Kulturvermittlung und des Angebots auch beim Kultursommer, der wirklich noch ein Mal mehr in die speziellen Alterssegmente in der Vermittlungsarbeit geht, ist schon ein positiver Aufbruch. Aber ich stimme Ihnen auch da zu: Niemals ist in diesem Bereich genug getan, niemals. Das wird nicht sein, insofern können Sie weiter Fragen stellen, und ich freue mich auf Ihr Engagement. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Frau Stadträtin, für die Beantwortung der 4. Anfrage. (Beifall bei der SPÖ.) Die 5. Anfrage (FSP-702888-2024-KFP/GM) wurde von Herrn GR Seidl gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Soziales, Gesundheit und Sport gerichtet. Sie betrifft die Qualifikation von Frau Mag. Ramser beim Aufsichtsgremium des WIGEV. (Das Aufsichtsgremium des WIGEV besteht aktuell aus acht Personen, die von Ihnen ausgewählt wurden. Kein einziges dieser acht Mitglieder im Wiener Gesundheitsverbund ist Mediziner. Ein bezahltes Mitglied ist in Berlin hauptberuflich tätig und muss vermutlich auf Wiener Steuerzahlerkosten für die Sitzungen nach Wien reisen, wird diätiert und wieder an seinen Heimatort zurückgebracht. Ein weiteres bezahltes Mitglied ist Inhaberin einer Pfandleihanstalt. Bis auf ein Mitglied erhalten alle anderen Mitglieder für die jährlich stattfindenden fünf Sitzungen ein durchaus sportliches Sitzungsgeld. Die Vorsitzende des Aufsichtsgremiums erhält pro Sitzung 2 000 EUR, also laut Anfragebeantwortung zumindest 10 000 EUR pro Jahr. Diese Vorsitzende ist Frau Mag. Karin Ramser, hauptberuflich Direktorin der Unternehmung Wiener Wohnen, und durch Kenntnisse in der Gesundheitspolitik bzw. -ökonomie bis dato medial nie aufgefallen. Was qualifiziert diese Person für die durchaus gut dotierte Aufgabe im Lichte der Tatsache, dass die Führung des WIGEV nach dem Rekordjahr 2022 mit 75 Gefährdungsanzeigen auch im Jahr 2023 mit dutzenden Gefährdungsanzeigen konfrontiert wurde?) Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Sehr geehrter Herr Gemeinderat, schon bemerkenswert, mit welcher Hartnäckigkeit Sie mir immer die gleichen Fragen stellen und ich immer die gleiche Antwort gebe, und beim nächsten Mal bekomme ich wieder die gleiche Frage, aber soll mir recht sein. Was qualifiziert also die Direktorin von Wiener Wohnen für ihre Aufgabe als Vorsitzende des Aufsichtsgremiums im Wiener Gesundheitsverbund? Erstens darf ich natürlich auf meine zahlreichen mündlichen und zuletzt auch auf die schriftliche Beantwortung in der gleichen Causa vom 22. Feber 2024 verweisen. Zweitens, wie Sie wissen, oder ich vermute zumindest, dass Sie es wissen, ist der Wiener Gesundheitsverbund ein sehr, sehr großes Unternehmen, eines der größten Unternehmen in Österreich, mit einem Jahresumsatz von über 4 Milliarden EUR, rund 30.000 Beschäftigten. Und dann ist natürlich klar, dass es um die Frage des Managements geht, wenn man über die Frage diskutieren will, wer soll in einem Aufsichtsgremium einer solchen Organisation sitzen. Wenn Sie übrigens, wie in Ihrer Anfragebegründung, Gefährdungsanzeigen als Gradmesser für einen Erfolg nehmen wollen - was ich zwar hinterfragen würde, aber es sei Ihnen unbenommen, was Sie als Gradmessung ernennen -, dann möchte ich doch festhalten, dass die Zahl der Gefährdungsanzeigen im Jahr 2023 um 45 Prozent gesunken ist. Also wenn Sie das schon als Gradmesser nehmen wollen - wie gesagt, ich würde das nicht tun bei einer Organisation dieser Dimension, aber es sei Ihnen unbenommen, was Ihre Gradmesser sind - minus 45 Prozent, also wenn Sie dann schon eine Aussage tätigen wollen, in dem Kontext erwarte ich mir eigentlich Lob, Bestätigung und Applaus von Ihrer Seite. Drittens, die angesprochene Direktorin von Wiener Wohnen ist eine der besten ManagerInnen, die wir in dieser Stadtverwaltung haben, und ich bin sehr zufrieden, dass es mir gelungen ist, sie für diese Aufgabe im Wiener Gesundheitsverbund zu gewinnen. - Danke schön. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Seidl gestellt. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Danke, sehr geehrter Herr Stadtrat, für die Beantwortung. Ja, sie haben natürlich recht, das ist ein Thema, das uns sehr bewegt. Ich glaube, das bewegt nicht nur uns Freiheitliche, sondern das bewegt ganz Wien, denn das Aufsichtsgremium im Wiener Gesundheitsverbund, und da sind wir uns wahrscheinlich einig, ist ein sehr wichtiges in dieser Stadt und das sollte - überhaupt keine Frage - mit den besten Köpfen besetzt sein. Ob jetzt wirklich dann die besten Köpfe jene sind, die bei Gesundheit bis jetzt medial noch nicht aufgefallen sind, wie eben die Aufsichtsratsvorsitzende, die diesen gutdotierten Job jetzt bekommen hat, zusätzlich zu ihrem gutdotierten Hauptjob, ist für mich fraglich. Noch dazu ist bei den acht Personen in dem Aufsichtsgremium ja kein einziger Mediziner dabei. All das sind natürlich Fragen, die uns schon bewegen, überhaupt keine Frage, sie werden uns auch weiter bewegen. Wir sind ja nicht die Einzigen, die nicht sehr glücklich sind - und das ist noch das Netteste, was mir einfällt - über die Zusammensetzung dieses Gremiums, deshalb meine Frage: Im Zuge der Transparenz, ist es für Sie denkbar, dass wir - müssen wir nicht jetzt vor dem Sommer - noch im heurigen Jahr eventuell eine Sondersitzung des Gemeinderatsausschusses machen und gerade dieses Aufsichtsgremium und die Personen, die dort werken, zum Thema machen? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Also ich bin jetzt nicht so im Detail mit der Frage der Einberufung von Sondersitzungen des Gemeinderatsausschusses bewandert, und bevor ich da jetzt bei geschäftsordnungsrechtlichen Sachen einen Blödsinn rede, schweige ich in der Frage, aber ich habe nichts dagegen, wie Sie wissen. Es gibt ja auch immer wieder Einladungen zu gemeinsamen Treffen. Die Teilnahme an diesen gemeinsamen Treffen mit dem Aufsichtsgremium ist meistens spärlich besetzt, aber ich kann gerne wieder einladen. Erst vor Kurzem haben wir eine Einladung gehabt, wo der gesamte Vorstand auf ausdrücklichen Wunsch des Ausschusses über die Fortschritte des Bauprogrammes berichtet hat, und die Teilnahme war, na ja, sagen wir einmal, enden wollend prickelnd. (GR Wolfgang Seidl: Ich war dort, Sie nicht!) Ja, ich kenne es ja auch, es war ja eine Einladung eines Vorstandes an die Mitglieder eines Ausschusses und nicht eine Einladung an den Stadtrat. Ich habe die Beschlussakte, die wir alle hier beschlossen haben, ja gemeinsam mit dem Vorstand ausgearbeitet und hier eingebracht, also Sie können davon ausgehen, ich kenne den Akt, es ging ja um die Frage der Information der Mitglieder des Ausschusses. Dass Sie eine andere Vorstellung haben über die Besetzung von Gremien, damit können wir beide leben, definitiv. Und ich finde es auch schade, dass Sie, wenn Sie schon über dieses Thema diskutieren, auch nicht irgendwie erwähnen, dass Sie ja in diesem Kontext erst vor Kurzem eine gesetzlich und gerichtlich erzwungene Richtigstellung über Ihre Aussagen zu einem anderen Mitglied des Aufsichtsgremiums über die APA aussenden mussten, wo Sie falsche Behauptungen aufgestellt haben und dann Ihre Aussage zu einem der Mitglieder des Aufsichtsgremiums korrigieren mussten. Offensichtlich haben Sie Lust, permanent weiter an dieser Grenze herumzugaloppieren, aber das ist nicht mein Problem, es ist Ihr Problem. Aber Faktum ist, die Aufgabe vom Aufsichtsgremium ist die Aufgabe, wie wir sie in Aufsichtsräten kennen, das ist nicht die Aufgabe, "best of expert" zu sein, sondern es ist die Aufgabe, den Vorstand bei seiner Managementaufgabe erstens zu kontrollieren, zweitens zu unterstützen, drittens zu beraten und zur Seite zu stehen. Und ich kann nur sagen, dieses Aufsichtsgremium erfüllt diese Aufgabenstellung eines Aufsichtsgremiums zu meiner vollsten Zufriedenheit, und ich glaube, wir können stolz sein, dass wir so viele ausgewählte Persönlichkeiten überhaupt gewinnen konnten, in diesem Aufsichtsgremium tätig zu sein. - Danke. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 2. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag. Huemer gestellt. Bitte. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Einen schönen Vormittag, Herr Gesundheitsstadtrat, ich habe Ihnen leider zur Senkung der Gefährdungsanzeigen nicht applaudieren können, denn aus internen Quellen weiß ich, wie diese Senkung zustande kommt. Es wird massiver Druck erhoben, dass andere Wege gefunden werden, damit dieses Instrument nicht mehr in Anspruch genommen wird. Aber sei es drum. Ich komme zum Aufsichtsrat und zur eigentlichen Frage. Das Aufsichtsratsgremium - ich habe mir dafür das Statut des Wiener Gesundheitsverbunds ausgedruckt, weil mich das interessiert hat - steht Ihnen hier als Organ - das Sie als Gesundheitsstadtrat ja sind - des Wiener Gesundheitsverbunds zur Verfügung. Mich würde die praktische Seite interessieren, wie Sie Ihre Rolle als Organ im Wiener Gesundheitsverbund auslegen, also die Informations- und Kontrollmöglichkeiten, die Sie da haben. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Da der Wiener Gesundheitsverbund keine ausgegliederte Einrichtung ist, sondern bekannterweise nur Teilrechtsfähigkeit hat, Unternehmen nach § 71 der Stadtverfassung ist, können wir dort keinen Aufsichtsrat im Sinne des GmbH-Rechts installieren. Deswegen gibt es eben dieses Aufsichtsgremium schon aus der Zeit lange vor mir, installiert als beratendes Gremium. Offensichtlich ist den Weisen damals keine bessere Formulierung eingefallen, sie stammt nicht von mir, aber ich kann Ihnen versichern, das Aufsichtsgremium, von der Vorsitzenden angefangen bis zu allen Mitarbeitern, die da drinnensitzen, und Teilnehmern, die da drinnensitzen, und Delegierten, die da hinein, wie auch immer wir das nennen wollen, Berufenen - glaube ich, ist das richtige Wort - haben von mir die ausdrückliche Bitte, genauso zu verhandeln, als wären sie ein Aufsichtsrat, mit den gleichen Prinzipien, mit den gleichen Spielregeln, mit der gleichen Präzision. Und ich bin sehr froh, dass deswegen auch ein eigener Unterausschuss im Aufsichtsgremium gegründet wurde, der sich nur mit der Frage der Finanzen beschäftigt, so wie man sich das von einem ordentlichen Aufsichtsrat auch vorstellt. Es gibt einen regelmäßigen Austausch zwischen der Aufsichtsgremiumvorsitzenden und mir, es gibt jährliche Austäusche mit dem gesamten Gremium und mir, und in der Vorbereitung auch all der Beschlussakte, die ich hier dem Hause vorlege, gibt es vorher eine intensive Befassung des Aufsichtsgremiums mit den Vorlagen des Vorstandes. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die 3. und letzte Zusatzfrage wird von Frau GRin Dr. Greco gestellt. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Dr. Katarzyna Greco, MIEM (ÖVP): Einen wunderschönen, schon späteren Morgen! Ich darf an die Frage von Kollegin Huemer anschließen: Wie wollen Sie dann sicherstellen, dass auch wir als Oppositionsparteien, wenn jetzt die Reform übergegangen ist, hier immer noch die für uns alle wichtige Form und Transparenz ganz einfach sehen? Wie können wir dieses Kontrollorgan auch vom Gemeinderat aus sehen? Ich glaube, es ist wichtig, die Vergangenheit hat es gezeigt. Welche Maßnahmen, welche Schritte planen Sie hier? Danke schön. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Herr Stadtrat. Amtsf. StR Peter Hacker: Wir haben ja schon dazu eingeladen, und ich habe kein Problem: Wir können das gerne auch in der nächsten Ausschusssitzung noch einmal besprechen und terminisieren, in welchem Zeitraum sich die Ausschussmitglieder das wünschen. Wir haben ja schon einen Austausch mit dem gesamten Aufsichtsgremium gehabt. Das ist noch nicht so lange her. (GR Wolfgang Seidl: Ein Mal!) Na ja, ist noch nicht so lange her, oder? Ein halbes Jahr, nicht? (GR Wolfgang Seidl: Aschermittwoch 2023!) Aschermittwoch. (GR Wolfgang Seidl: Das ist schon ein bisschen länger her als ein Jahr!) Gut, soll mir recht sein. Ich habe kein Problem damit. Nein. Wenn es bei mir in der Geschäftsgruppe zu wenig Sitzungen gibt: gerne mehr. Wir können das gerne das nächste Mal besprechen. Ich ersuche die Ausschussvorsitzende, wieder zu einer gemeinsamen Sitzung mit dem Vorstand und den Mitgliedern des Gemeinderatsausschusses einzuladen. Wirklich, daran soll es überhaupt nicht scheitern. Ich werde meistens angejammert, dass wir in meiner Geschäftsgruppe zu viele Sitzungen haben, aber es kann gerne mehr geben. Ich habe also überhaupt kein Problem damit. Wie ich schon vorhin bei der Frage der Kollegin Huemer gesagt habe: Unser Aufsichtsgremium beschäftigt sich mit allen Dokumenten, die hier vorgestellt werden, die im Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Das ist insbesondere die Frage des Budgets, das ist vor allem der Rechnungsabschluss, der ja kurz bevorsteht. Wie angekündigt, wird es im Rechnungsabschluss einen völlig neuen Personalbericht geben, und der ist natürlich zwischen dem Vorstand und dem Aufsichtsgremium sehr intensiv diskutiert worden, mit sehr viel Input des Aufsichtsgremiums, auch mit sehr vielen Fragen versehen, genauso wie zum Thema Rechnungsabschluss, so wie man es sich in einer ordentlichen Firma vorstellt. Wenn das der allgemeine Wunsch ist, können wir aber gerne im Ausschuss das Intervall verdichten. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Vielen Dank, Herr Stadtrat, für die Beantwortung der 5. Anfrage. Die Fragestunde ist somit beendet, und wir kommen zur Aktuellen Stunde. Der Klub der Wiener Freiheitlichen hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema "Das Wiener Integrationsmodell ist am Ende - auf Grund von Massenmigration und Familiennachzug wird den Wiener Kindern die Chance auf die beste Ausbildung genommen." verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt. Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Maximilian Krauss, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Schüler, die mit 90-prozentigen Mehrheiten Deutsch nicht mehr als Umgangssprache verwenden, Schüler, die Gewalt gegen Klassekameraden und gegen Lehrer ausüben, Schüler, die oftmals nicht einmal mehr nach Jahren des Unterrichts vernünftig alphabetisiert sind, Gewalt, Chaos, Unzufriedenheit, und das alles neuerdings nicht mal mehr in richtigen Schulen, sondern in Wien wieder in Containern: Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist die katastrophale Zusammenfassung des Wiener Bildungssystems, für das Sie verantwortlich sind und das Sie von einem ohnehin schon nicht sehr hohen Niveau mit SPÖ-Stadträten von den NEOS noch einmal abgewirtschaftet haben. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Meine sehr geehrten Damen und Herren, unter diesen katastrophalen Voraussetzungen ist es inakzeptabel, dass Kinder in Wien so einen Unterricht und unter solchen Zuständen auch Kindergärten besuchen müssen, und das in einer Stadt, die einst - das ist leider schon lange her - ein sehr gut funktionierendes Bildungssystem hatte, einer Stadt, die Dichter, Denker, Nobelpreisträger, Spitzenmediziner, Top-Techniker hervorgebracht hat. (Zwischenruf von GRin Dr. Jennifer Kickert.) Dieses ehemalige Image als großartige Bildungsstadt, als Universitätsstadt haben Sie wirklich mehr als abgewirtschaftet, das haben Sie kaputt gemacht. Ja, die GRÜNEN waren auch zehn Jahre lang dabei. Sie haben dieses Bildungssystem in dieser Stadt systematisch ruiniert, und dass Sie dafür keine Verantwortung übernehmen, ist auch bezeichnend. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Verantwortung zu übernehmen, würde einmal damit beginnen, sich Fehler einzugestehen und zu sagen: Bis hier her haben wir falsch gehandelt, ab jetzt machen wir es anders. Verantwortung zu übernehmen, würde auch beinhalten zu sagen: Ja, die größte Ursache für die vielen Probleme im Bildungsbereich ist die in Wien komplett gescheiterte Integrationspolitik dieser Stadtregierung. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie pumpen seit Jahren und Jahrzehnten hunderte Millionen von Euro in jeder Gemeinderatssitzung an dubioseste Vereine, an Integrationsvereine, an Islamvereine. Da wird Geld ohne Ende verbrannt, während gleichzeitig von Ihnen keine Integrationsleistungen eingefordert werden, und diese Probleme fallen Ihnen jetzt auch im Bildungsbereich auf den Kopf. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Wenn wir uns ansehen, wie Sie in der Vergangenheit mit richtigen freiheitlichen Forderungen im Bildungsbereich umgegangen sind, wie beispielsweise Deutsch als Umgangssprache, Deutsch als Pausensprache verpflichtend einzuführen und zumindest da einen gemeinsamen Nenner in der Schule zu finden, wenn wir ja schon wissen, dass zwei Drittel der Schülerrinnen und Schüler Deutsch in ihrer Freizeit nicht als Umgangssprache verwenden, dann haben Sie diese richtige, diese längst notwendige freiheitliche Forderung immer abgelehnt. Sie haben sie bis heute nicht umgesetzt, während beispielsweise in Niederösterreich, wo die FPÖ mitgestaltet und in der Bildungspolitik mitreden kann, diese freiheitliche Forderung sofort umgesetzt wurde, als wir in die Landesregierung eingezogen sind, und wir jetzt aus Niederösterreich hören, dass sie von den Schulen gut angenommen wurde, von den Lehrern und auch von den Schülern. Da sind Sie auch wieder säumig und verhindern unter einer angeblichen Rassismuskeule Deutsch als Umgangssprache. Es wäre höchst an der Zeit, das einzuführen, und es wird deswegen auch wieder von uns beantragt werden. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Die Zahlen, die in den letzten Tagen auch publik geworden sind, sind derart schockierend, dass man sogar als jemand, der sich seit vielen Jahren hier im Rathaus mit Bildungspolitik auseinandersetzt, wirklich negativ überrascht wird. Wenn wir jetzt wissen, dass einerseits 70 Prozent der Schüler in Wien Deutsch nicht mehr als Umgangssprache verwenden, also nicht nur nicht als Muttersprache haben, sondern auch in ihrer Freizeit als Umgangssprache Deutsch nicht verwenden, wenn wir lesen, dass 35 Prozent, also mehr als ein Drittel aller Wiener Erstklässler außerordentliche Schüler sind, also nicht einmal genug Deutsch können, um benotet werden zu können, weil sie den Unterricht nicht einmal verstehen: Da geht es nicht darum, ob sie dem Unterricht folgen können, ob sie die Aufgaben lösen können, die können nicht einmal die Sprache des Lehrers verstehen. Von diesen schockierenden 35 Prozent wurden 66 Prozent bereits hier in Wien geboren, haben also mindestens 6 Jahre in Wien gelebt, sind hier 2 Jahre verpflichtend in den Kindergarten gegangen. Daran sehen wir, dass Ihr ganzes Integrationsmodell, Ihr ganzer Gratiskindergarten, all diese Dinge katastrophal gescheitert sind, dass Sie hunderte Millionen verbrannt haben und dass am Ende ein System entstanden ist, wo mehr als ein Drittel der Kinder, von denen zwei Drittel in Wien geboren sind, nicht einmal als Sechsjährige genug Deutsch können, um einem Volksschullehrer, der die Kinder in der Früh begrüßt und ihnen rudimentärste Dinge beibringen möchte, in der Unterrichtssprache zu folgen. Ein größeres politisches Versagen kann man fast nicht formulieren. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Besonders absurd wird es, wenn wir jetzt sehen, dass bei Ihnen nicht nur die Erkenntnis zu diesen Fehlern und diesen Fehlentwicklungen fehlt, sondern dass Sie ja munter weitermachen und sagen: Diesen falschen Weg, wo jetzt nach vielen Jahren in Wien Kinder, die hier geboren sind, oftmals nicht einmal genug Deutsch können, um dem Unterricht zu folgen, gehen wir weiter, wir wollen noch mehr Zuwanderung nach Wien. Wir wollen noch mehr Zuwanderung nach Wien, wir wollen noch mehr angebliche Familienzusammenführung in Österreich, in Wien, wir wollen mit noch mehr Sozialleistungen, mit noch mehr Mindestsicherung für Nichtstaatsbürger immer mehr Migranten nach Wien locken und unser Bildungssystem, unser Sozialsystem und am Ende auch unser gesamtes gesellschaftliches System endgültig an die Wand fahren. Meine sehr geehrten Damen und Herren, den Wienern und den Österreichern reicht das aber. Die werden Ihnen bei der EU-Wahl und bei der Nationalratswahl und bei der kommenden Wien-Wahl den Denkzettel für diesen systematischen Bevölkerungsaustausch präsentieren. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Wir erleben jetzt, dass Sie eine Deutschoffensive in drei Wiener Kindergärten führen wollen. In drei Kindergärten, haben Sie jetzt präsentiert, wollen Sie eine Deutschoffensive starten. Wir erleben, dass eben bereits jetzt nach zwei Jahren verpflichtendem Kindergarten die Kinder dort im Kindergarten sind, danach aber nicht mehr Deutsch können. Ich erinnere Sie, dafür haben Sie den verpflichtenden Kindergarten weitgehend eingeführt, um diese Probleme zu beheben. Jetzt haben wir die Situation, dass dort 90, 100 Prozent Zuwanderer aus Syrien, aus Afghanistan sind, auch die KindergartenpädagogInnen nicht einmal Deutsch können und wir in Wien bis heute kein entsprechendes Deutschniveau verpflichtend für Kindergartenpädagogen und für Hilfspersonal haben. (VBgm Christoph Wiederkehr, MA: Doch, sicher!) Die ausgebildeten Pädagogen und Pädagoginnen, die es in Wien noch gibt, laufen Ihnen davon, weil sie eben sagen, sie gehen lieber nach Niederösterreich, sie gehen lieber in andere Bundesländer, sie haben von diesen katastrophalen Zuständen in Wien, die Sie verursacht haben, genug. Man kann es diesen armen PädagogInnen in Wahrheit nicht einmal verübeln. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Diese ganzen schockierenden Zahlen ziehen sich ja quer durch alle Statistiken, ob es die Deutschstatistiken sind, ob es die Statistiken sind, wo Wien am Ende immer Bildungsschlusslicht in Österreich ist, oder ob es auch die Statistiken des Innenministeriums sind, wenn wir uns die Gewaltzahlen an Wiens Schulen ansehen, wo wir erleben müssen, dass laut Innenministerium die Zahl der angezeigten Straftaten sich innerhalb von nur 2 Jahren von 2021 bis 2023 von 960 auf beinahe 2.000 verdoppelt hat. Wenn wir wissen, dass sehr viele Delikte, die in Schulen passieren, dann oftmals gar nicht angezeigt werden, sondern auf kurzem Weg gelöst werden, wo man von einer Anzeige absieht, dann sehen wir, dass wir mit über 2.000 Anzeigen, davon über 700 Delikte gegen Leib und Leben, einen skandalösen Zustand in unseren Schulen haben, wo Schüler und Lehrer nicht mehr sicher sind und in der Regel und oftmals Menschen mit Migrationshintergrund, die Sie seit dem Jahr 2015 nach Wien gelockt haben, die Täter sind. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Da geht es natürlich auch bei den Schulsuspendierungen so weiter: Über 800 Schulsuspendierungen mussten im Jahr 2022/2023 ausgesprochen werden, auch hier beinahe eine Verdoppelung zum Vorjahr. Auch daran erkennen wir, dass ein Umdenken längst nötig wäre und dass Ihre Politik des Laissez-faire, Ihre Politik des Wegschauens, Ihre Politik der Geldgeschenke an Asylanten, die ihre Familien dann auch noch nach Wien und Österreich nachholen können, genau der falsche Weg ist. Deswegen sagen wir Freiheitlichen ganz klar: Familienzusammenführung gerne, aber bitte in Syrien, in Afghanistan oder wo diese Menschen sonst hergekommen sind. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Schule und Bildung hatten in Wien einst einen großen Stellenwert. Sie müssten ihn auch haben, das wären wir unseren Kindern schuldig, das wären wir den autochthonen Kindern schuldig, das wären wir auch den Kindern von den Zuwanderern schuldig, die sich angepasst und integriert und Deutsch gelernt haben. Sie hingegen nivellieren unser System immer weiter nach unten, Sie nivellieren Ihr ja ohnehin schon fast kaputtes Bildungssystem nochmals nach unten. Es gibt keine Gegenmaßnahmen, wir Freiheitlichen halten dagegen. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Für weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderates nur ein Mal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist. Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Bakos, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Frau Vorsitzende! Werter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Vor allen Dingen werte Zuseherinnen und Zuseher! Aktuelle Stunde der FPÖ und - welch eine Überraschung, welch ein Wunder: Es geht um Ihr Lieblingsthema oder vielmehr um Ihr einziges Thema, nämlich Ausländer, Asyl, Migration, vor allen Dingen Angst (GRin Mag. Ulrike Nittmann: Um Bildung geht es!), und das - das möchte ich hier ganz genau vor allen Dingen für die Zuseherinnen und Zuseher erklären - ist das Geschäftsmodell der FPÖ. Sie gießen nämlich Öl in bestehende Brandherde. Sie sind aber nicht einmal ansatzweise - davon konnten sich jetzt die Zuseherinnen und Zuseher wirklich ein sehr genaues Bild machen - als Politiker, als Politikerinnen (GR Maximilian Krauss, MA: Sie haben das falsch gegendert!) daran interessiert, diese Brände zu löschen, konstruktive Lösungen für bestehende Herausforderungen in unserer Gesellschaft zu finden. Das machen Sie, weil das Ihr Geschäftsmodell ist, das Geschäftsmodell der Angst, weil Sie wissen, mit der Angst lässt sich eines generieren: Wählerstimmen. Sie sind also, wenn man es so sagen möchte, Brandmelder für bestehende Brände, die es gibt, aber sie sind keine gute Feuerwehr, weil sie diese Brände einfach auch gar nicht löschen wollen und wahrscheinlich auch gar nicht löschen können. (Beifall bei NEOS und SPÖ. - Zwischenruf von GR Wolfgang Seidl. - StR Dominik Nepp, MA: Sehr schön!) Das finde ich wirklich schade, und das sage ich gar nicht als Gemeinderätin, das sage ich einfach als Bürgerin dieses Landes. Ich finde das wirklich schade, dass Ihr Anspruch so gering ist, weil es die Quintessenz von Politik ist, dass man Lösungen für Probleme, für Herausforderungen findet, diese kommuniziert und dann auch umsetzt. Aber sei es drum, lassen Sie uns eben heute über Integration und über die bestehenden Herausforderungen sprechen, die wir in Wien haben, denn ja, es gibt diese Herausforderungen. Es bringt auch nichts, diese unter den Teppich zu kehren, weil es relativ klar ist. (GR Maximilian Krauss, MA: Ja, ja, ja!) Obgleich ich eines dazusagen möchte: Wir haben - das möchte ich auch für die Zuseherinnen und Zuseher festhalten - keinerlei Kompetenz im Bereich Asyl, im Bereich Zuwanderung, Familienzusammenführung, sonstige Rechtssysteme. (StR Dominik Nepp, MA: Das ist Kindeswegschiebung!) Sie beklagen hier, dass das Wiener Integrationsmodell gescheitert sei, sind aber diejenigen - das finde ich eigentlich eine besondere Chuzpe, wenn man so etwas behauptet -, die hier gegen jedes einzelne Integrationspoststück stimmen und sich dann auch noch herausstellen und pauschal alle Vereine als dubios bezeichnen (GR Anton Mahdalik: Weil es eh nichts bringt! Das kostet nur Geld!), die sich im Gegensatz zu Ihnen redlich darum bemühen, dass Integration Tag für Tag funktioniert und wirklich auch in dieser Stadt stattfindet. Das finde ich eine ganz besondere Schande. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Allein im Vorjahr sind über 3.000 Kinder nach Wien gekommen, es sind auch jetzt momentan etwa 300 pro Monat. Das sind riesige Zahlen, das sind Herausforderungen, das muss man erst einmal stemmen, und ja, das stemmen wir. Warum machen wir das? Wir machen das, weil wir rechtlich wie auch menschlich dazu verpflichtet sind, weil wir dazu stehen. (Heiterkeit bei StR Dominik Nepp, MA und GR Maximilian Krauss, MA.) Das tun wir, weil wir Politik auch anders verstehen, weil wir eben konstruktive, sachliche Lösungen finden wollen und diese auch umsetzen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Was sind die Lösungen?) Ja, komplexe Probleme benötigen komplexe Antworten. Sie haben einfache Antworten, die auch nicht ohne Negation auskommen. Finden Sie einmal Lösungen, die ohne eine Negation auskommen, und wir reden noch einmal weiter. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Bitte, erklären Sie es mir! Jetzt sind Sie am Wort!) Wir begegnen diesen großen Zahlen bei den Familienzusammenführungen unter anderem, indem wir eben tatsächlich umsetzen, zum Beispiel Orientierungsklassen, etwas, das auf den Stadtrat zurückzuführen ist (StR Dominik Nepp, MA: Orientierungsklassen! Das funktioniert gut!), indem wir schnell und vor allen Dingen effektiv eines tun, nämlich darauf zu schauen, wie wir Kinder und Jugendliche, so gut es geht, ab Tag 1 unterstützen können. Bei den Orientierungsklassen ist es eben zum Beispiel, indem wir so schnell wie möglich auch in den regulären Schulbetrieb integrieren lassen. Wir bereiten Kinder, die teilweise nicht einmal wissen, wie eine Schule von innen aussieht, hier vor, bieten ihnen verstärkt Deutschunterricht, damit eben Integration stattfinden kann. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Das kann nicht funktionieren!) Sie haben aber auch die Sprachförderung angesprochen. Ja, auch da gibt es riesige Herausforderungen, die wir stemmen müssen. (StR Dominik Nepp, MA: Alles Herausforderungen! Die gehören gelöst!) Vor wenigen Tagen und Wochen ist vom Stadtrat hier ein großes Paket präsentiert worden. Ich möchte noch einmal wiederholen, was das alles beinhaltet: Ein großer Sprachförderschwerpunkt im Kindergarten, wo wir die Sprachförderkräfte aufstocken, natürlich - und das tun wir auch schon seit Jahren - der Ausbau der kostenfreien verschränkten Ganztagesschulen, die Erweiterung der Deutsch- und Alphabetisierungsangebote - ganz wichtig, Ausbau der Deutschangebote im Sommer, damit Kinder und Jugendliche die gleichen Startchancen haben, damit eben die Sprachkompetenzen gezielt gefördert werden. Was braucht es denn noch in dieser Stadt? Es braucht in dieser Stadt vor allen Dingen einen Schulterschluss aller Kompetenzebenen. Das habe ich hier in diesem Haus auch schon ganz oft gesagt. Ich frage mich: Haben Sie sich dafür eingesetzt, als Sie in der Regierung waren, dass es zum Beispiel einen verpflichtenden Ethikunterricht gibt, dass es ein eigenes Schulfach Demokratie gibt? (StR Dominik Nepp, MA: Pervers! Leg die Machete ab und geh in den Ethikunterricht! Das funktioniert großartig!) Sie sprechen hier immer wieder auch diese Probleme an. Haben Sie sich dafür eingesetzt, dass es einen bundesweiten Chancenindex gibt, damit Schulen, die eben große Herausforderungen in dieser Stadt haben, auch gezielt gefördert werden, gezielt Ressourcen bekommen, dass es verpflichtende Deutschkurse für die Schülerinnen und Schüler gibt, die das so dringend notwendig haben? Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Frau Gemeinderätin, ich bitte um den Schlusssatz. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (fortsetzend): Ich komme damit zum Schluss: Die FPÖ arbeitet, wenn sie in Opposition ist, an Eskalation, wenn sie aber in der Regierungsverantwortung ist, dreht sie einfach nur am Stillstand. Wir gehen in Wien einen anderen Weg, wir gehen mit viel Mut, viel Courage den Weg der konstruktiven, sachlichen Lösungen, und dabei bleiben wir auch. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Mag. Malle, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Schönen verspäteten Vormittag allen hier im Saal und auch an die, die online zuhören! Jedes Mal, wenn die FPÖ eine Aktuelle Stunde zum Thema Bildung abhält, kann man mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit jetzt schon sagen, dass wir ohne Erkenntnisgewinn wieder herausgehen. (StR Dominik Nepp, MA: Die Einheitspartei und wir!) Ihr instrumentalisiert dieses Thema weiter für eure Parolen, für eure Spaltung, ihr instrumentalisiert dieses Thema für eure Hetze und spaltet und grenzt aus - in dem Fall Kinder. (GR Anton Mahdalik: Auseinanderdividieren!) Das ist euer Beitrag zur Bildungspolitik in Wien. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.) Dass es Probleme gibt, bestreitet hier niemand mehr, und ihr müsst auch stark sein: wir GRÜNE auch nicht. Ich muss euch in einem Punkt recht geben: Wien hat besondere Herausforderungen. Das war es dann aber fast schon mit den Punkten, wo ich euch recht geben muss. Wenn ihr von Versagen sprecht, sind die Menschen schuld, die zu uns kommen, weil sie vor Krieg, vor Terror und vor Hetze flüchten. (StR Dominik Nepp, MA: Hetze? Sie flüchten vor Hetze?) Ja, Integration ist ein Prozess, der beide Seiten braucht. Natürlich gibt es hier ohne Zweifel Probleme. Die gibt es, nur müssen sich die Menschen, die hier herkommen, auch irgendwie integrieren können. Da gebe ich Kollegin Bakos absolut recht: Das wollt ihr ja gar nicht, denn dann hättet ihr ja kein Programm mehr. Ihr wollt ja gar nicht, dass Integration funktioniert. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Wie sollen sich die integrieren, die Kinder, wenn 90 Prozent nicht Deutsch können? Wie funktioniert das?) Ja, zu dieser Frage komme ich gleich. Wohin sollen sie sich integrieren? Sehen wir uns einen anderen Punkt an: Was würde denn kommen, wenn ihr etwas in der Bildung zu sagen hättet, abgesehen von Nikolo- und Muttertagsgedichten für alle im Kindergarten? Das kann ich Ihnen sagen: Mit der FPÖ in der Bildung wird die Kinderbetreuung teurer und die Nachmittagsbetreuung zurückgefahren, passiert im Februar 2018 in der schwarz-blauen Landesregierung in Oberösterreich. Was heißt das für Frauen? Zurück an den Herd, zurück in die Care-Arbeit. Danke, FPÖ! Die FPÖ in der Bildung: Schluss mit der Meinungsfreiheit. FPÖ in der Bildung bedeutet Einmischung in Unterrichtsinhalte, so passiert im März 2017 an einer Linzer Schule, als ein Vortrag über Extremismus mittendrinnen abgebrochen wird. Der Sohn des FPÖ-Nationalratsabgeordneten Roman Haider habe noch während der Veranstaltung seinen Vater alarmiert, dieser habe den Schuldirektor angerufen und den Abbruch erwirkt. (StR Dominik Nepp, MA: Sie lesen hier irgendeinen Text vor!) Danke, FPÖ! Schluss mit politischer Meinungsfreiheit und Schluss mit politischer Bildung in der Schule. Mit der FPÖ in der Bildung kannst du dich fürchten, wenn dein Kind in der Pause in einer anderen Sprache als Deutsch spricht. Das widerspricht zwar allen wissenschaftlichen Erkenntnissen, aber das ist Ihnen ja an dieser Stelle sowieso auch wurscht. Schluss mit der Wissenschaft: Danke, FPÖ! Wenn die FPÖ in der Bildung etwas zu sagen hätte, kann man davon ausgehen, dass das Genderverbot kommt, das es niederösterreichischen Landesbehörden nun nicht erlaubt ... (Beifall bei der FPÖ.) Ja, dass Ihnen das gefällt, glaube ich euch. Ihre KollegInnen fordern das mit einem Verbot von gendergerechter Sprache an Schulen mittels Antrag im Landtag. Wovor fürchten Sie sich aber eigentlich? Vor dem Binnen-I, vor dem Genderstern oder dass Frauen sichtbar gemacht werden? Oder habt ihr Angst vor dem Doppelpunkt, der euch in eurer Macht einschränkt, oder dass euch die Sternchen am Ende noch schwächer als jetzt schon aussehen lassen? Aber zurück zur Bildungsdebatte: Ich gebe Ihnen jetzt fairerweise auch in einem zweiten Punkt recht: Die Tatsache, dass zwei Drittel der außerordentlichen SchülerInnen in Österreich geboren wurden, ist ein Problem, aber es zeigt auch, dass es primär nicht um Zuwanderungsfragen geht, sondern es geht um strukturelle Probleme. (Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.) In Wien fehlt - zu Ihrer Frage, wohin sich die Kinder integrieren sollen - wirklich eine sozioökonomische und auch sprachliche Durchmischung. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Die können nicht einmal Deutsch!) Die fehlt im Wiener Bildungssystem. (Rufe bei der FPÖ: Ja, großartig! - StR Dominik Nepp, MA: Syrische Messerstecher!) Daran hält leider auch die Stadtregierung fest. Da müssen Sie hinschauen, da müssen wir hinschauen. Wir fordern eine bessere Durchmischung, einen Stopp der Segregation in und an den Schulen. (StR Dominik Nepp, MA: Was sagt eure Frau Nagashi dazu?) Dahin muss es eigentlich gehen, und das ist auch die Verantwortung der Stadtregierung. (Beifall bei den GRÜNEN. - GR Mag. Dietbert Kowarik: Wie wollen Sie das machen?) Am Ende noch kurz zu den Kindergärten, über die wir heute später auch noch einmal sprechen werden, wo die Sprachförderung leider wirklich komplett gescheitert ist. Wir wollen hier im Gegensatz zu eurer Politik der Spaltung und Hetze, liebe FPÖ, eine Reform der Sprachförderung mit einer Sprachförderkraft am Standort, keine schlechtbezahlten SpringerInnen, deren Deutschkenntnisse manchmal leider auch nicht ausreichen, so ehrlich muss man sein. Hören Sie aber bitte endlich mit dem ewig gleichen Zuwanderungsstoppgejammere und -geheule auf. Das wird schön langsam so langweilig und löst kein einziges der Probleme. (Beifall bei den GRÜNEN. - GRin Mag. Berivan Aslan: Und peinlich seid ihr auch! - GR Maximilian Krauss, MA: Das haben wir bei Ihrem Spitzenkandidat gesehen! Ich kann die Lena verstehen! - StR Dominik Nepp, MA: Wir kennen die GRÜNEN.) Abschließend: Vielleicht denkt ihr einmal über etwas anderes nach, vielleicht denkt einmal über den Begriff Freiheit in eurem Parteinamen nach, der hat nämlich überhaupt keine Berechtigung. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Zierfuß, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir diskutieren über das Thema, glaube ich, wirklich jede Sitzung. Das ist gut so, denn aus unserer Sicht ist das die größte Herausforderung, vor der wir in Wien stehen. Wenn jeder dritte Erstklässler in Wien außerordentlicher Schüler ist, also so schlecht Deutsch kann, dass er den Lehrer in der 1. Klasse nicht versteht, dann ist das ein Versagen. Noch viel schlimmer ist - es ist ja jetzt schon mehrfach gefallen, was unsere Anfragen aufgedeckt haben -, dass 2 Drittel dieser Kinder hier geboren sind und 80 Prozent mindestens 2 Jahre im Kindergarten waren. In 5 Wiener Bezirken ist es nicht nur 1 Drittel der Erstklässler, sondern es ist mehr als die Hälfte der Kinder der 1. Klasse. Jetzt reden sich SPÖ und NEOS immer darauf hinaus, dass es der Zuzug wäre. Wir haben es auch heute wieder von Kollegin Bakos gehört. Ja, der Zuzug mag herausfordernd sein. Wir haben aber auch schon oft hier in diesem Haus darüber diskutiert, dass Wien nicht ganz unverantwortlich daran ist, warum die Situation so ist, warum so viele nach Wien kommen. Das sagen nicht nur wir, neuerdings auch der Kollege vom Herrn Bürgermeister, der Landeshauptmann im Burgenland (GR Maximilian Krauss, MA: Auf den sollten sie einmal hören.), der sagt, dass Wien ganz selbst verantwortlich dafür ist, warum so viele Menschen hier herkommen und hier sein wollen. (Beifall bei der ÖVP.) Jetzt liegen aber die Fakten am Tisch. Es ist nicht der Zuzug das Hauptproblem, das wir in Wien haben, sondern es sind die Kinder, die hier geboren sind, die hier aufwachsen, hier im Kindergarten waren und trotzdem nicht ausreichend Deutsch für die Schule lernen. 2 Drittel sind hier geboren, 80 Prozent mindestens 2 Jahre im Kindergarten. Das zeigt eindeutig auf, es ist Ihre Integrationspolitik, Ihre Bildungspolitik in den letzten Jahren und Jahrzehnten, die versagt haben. Das ist die Wahrheit, und hören Sie auf, sich da rauszureden. (Beifall bei der ÖVP.) Ich finde es positiv, dass diese Zahlen mittlerweile von allen Parteien verwendet werden, neuerdings ja auch in einem Video von Herrn StR Wiederkehr, der de facto so klingt, als wäre er Karl Mahrer in unseren Videos. Es ist gut, dass Sie sich offenkundig jetzt endlich mit diesen Themen erstmalig beschäftigen, aber was ich dann schon ein bisschen komisch gefunden habe, war Ihre Parteichefin Meinl-Reisinger, die auf Twitter schreibt: "Der Erste, der Klartext redet und das Thema angeht." (Heiterkeit bei GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM.) Herr Stadtrat, nach fast vier Jahren im Amt als zuständiger Bildungs- und Integrationsstadtrat sprechen Sie jetzt endlich die Probleme an, die wir seit Jahren als Wiener Volkspartei aufzeigen - immer mit Lösungen kombiniert. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Das ist echt herzig, aber bei den NEOS könnte es stimmen!) Und Ihre Lösung nach vier Jahren im Amt ist, dass Sie im Herbst einen Konvent einberufen, wo man mal in einem Arbeitskreis darüber redet, was wir machen sollen. Es gibt anscheinend Leserbriefe von einer größeren Tageszeitung in Wien, die an Sie gerichtet werden, was man tun soll. Am besten ist natürlich, die Schuld auf den Bund abschieben. Das sind die Maßnahmen. Ich frage mich, ob ich das lächerlich oder traurig finden soll, die Wahrheit ist aber, es ist eine Farce, es ist eine Enttäuschung und es wird diese Probleme nicht lösen. Hören Sie auf, sich rauszureden. (Beifall bei der ÖVP.) Es wurde gefragt: Was sollte man besser machen, was wären unsere Lösungen? Ich habe mir ganz genau angesehen: Wie hat es sich denn seit Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr im Bereich der Deutschförderung verändert? Wie schaut es mit den Sprachförderkräften in Kindergärten aus? Das ist schon ein paar Mal gefallen, und wir haben oft darüber diskutiert: Am 9.11.2020 waren es 214 Vollzeitäquivalente, am 9.11.2023 295. Ja, es gibt also einen Anstieg. Ich glaube, Sie stimmen mir zu, dass der eher homöopathisch ist als so richtig. Wenn man das dann mit den Kindern, die Deutschförderbedarf haben, vergleicht, sieht man, dass es deutlich hinaufgeht, mittlerweile weit über 80 Kinder mit Deutschförderbedarf auf 1 Deutschförderkraft kommen: kein Wunder, dass diese Kinder kaum Deutsch lernen. Gleiches in den Deutschförderklassen in Wien: Herr Stadtrat, Sie haben mit 11,5 Kindern pro Deutschförderklasse in den Volksschulen begonnen, im letzten Schuljahr 2023 waren es schon fast 16 Kinder pro Deutschförderklasse. Wenn die Zahlen immer schlechter werden, und zwar messbar, dass die Deutschförderung unter Ihnen schlechter geworden ist, dann ist es kein Wunder, dass diese Kinder kaum Deutsch lernen. Aus unserer Sicht braucht es mehr Deutschförderkräfte in den Kindergärten, und zwar spürbar mehr. Es braucht bessere Deutschförderungen auch in den Schulen. Fangen Sie endlich an, bessere Maßnahmen zu setzen, um spürbare Wirkungen zu erzielen, und nicht nur immer die Verantwortung abzuschieben. Damit wäre den Kindern in Wien geholfen. Wir werden das auch weiterhin deutlich einfordern. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort erteile, darf ich ersuchen, dass der Geräuschpegel gesenkt wird und dass die Gespräche hinter die Bankreihen verlegt werden. Auch in der zweiten Reihe, bitte. Ich glaube, alle Redner erwarten sich auch einen gewissen Respekt von uns allen. Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Berger-Krotsch, und ich erteile es ihr. Bitte. GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren hier im Saal und auf der Galerie! Liebe Zusehende via Livestream! GR Krauss, ich sage Ihnen jetzt einmal, wie Kindern in Österreich die besten Chancen auf eine Ausbildung verwehrt werden. Das hat nichts mit Kindern per se zu tun, die aus den unterschiedlichsten Gründen hier her nach Österreich kommen. Sie ignorieren ja immer vehement den generellen Zuzug aus den Bundesländern, aus den anderen EU-Ländern (GR Maximilian Krauss, MA: Ja, die Kids aus der Steiermark sind das Problem!), aus anderen Drittstaaten oder dass Wien generell wächst. Wien ist eine wachsende Stadt. (StR Dominik Nepp, MA: Der Seppel aus der Steiermark ist das Problem!) Ihnen fällt dabei dann immer nur ein: syrische Kinder oder der nordafrikanische Jugendliche - aber hallo! Sie sagen, Sie wollen die Menschen nicht auseinanderdividieren, Sie sind für die kleinen Leute, für den kleinen Mann, wie Sie das immer gerne nennen. Schämen Sie sich! Sie tragen hier Politik auf den Rücken der Kleinsten, Jüngsten, der Unschuldigsten, nämlich unserer Kinder aus. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN. - StR Dominik Nepp, MA: Der 13-jährige unschuldige Messerstecher!) Wir stehen hier und heute wieder hier und debattieren dieses Mal im Gemeinderat, eingebracht von der FPÖ - letztes Mal im Landtag eingebracht von der ÖVP -, vermeintlich zum Thema Bildung, heute wieder sehr vermengt mit einer Prise Ausländerfeindlichkeit und Hass. (GR Maximilian Krauss, MA: Sie haben sich nicht entschuldigt! Auch der Bürgermeister hat sich nicht entschuldigt!) Das kauft Ihnen doch niemand mehr ab, werte Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ! Können wir das Thema Bildung hier nicht einmal in Ruhe und gemeinsam ohne gekünstelte Aufregung - auch von Ihnen, Kollege Krauss, oder ich weiß ja schon, was dann von Kollegen Nepp kommen wird - abhandeln? Wir müssen die Bereiche auseinanderdröseln, wirklich hier nacheinander abarbeiten und nicht so wie Sie immer diese scheinbare Kausalität zwischen den verschiedenen Themen kreieren. (StR Dominik Nepp, MA: Was heißt, scheinbar?) Da ist die Stadt Wien Partnerin, denn Hinschauen statt Wegschauen hat nicht erst Bundesminister Polaschek erfunden. (StR Dominik Nepp, MA: Das hat der Karl Mahrer erfunden. - GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Danke!) Reden wir jetzt von den Barrieren, aber reden wir ernsthaft darüber. Bildung wird immer noch vererbt. Erst Dienstag haben wir die neuesten Zahlen der Statistik Austria dazu wieder gesehen. (Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.) Wo ist der so wichtige Ausbau von Kinderbildungseinrichtungen Österreich-weit, Herr Kollege Kowarik? Der Kindergarten als erste wichtige Kinderbildungseinrichtung, die eine Bildungslaufbahn erst so richtig fördert? Wann kommt endlich die Gesamtschule für alle 6- bis 14-Jährige Österreich-weit? - Hoffentlich mit einer neuen linken progressiven Bundesregierung ab Herbst. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Wo bleibt der Chancenindex, der Schulen mit besonderen Herausforderungen gezielt mit Ressourcen unterstützt? Und wo steckt der flächendeckende Ausbau von Ganztagsschulen, die ein gutes Fortkommen unserer Kleinsten am besten fördern und dazu auch noch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen? (Beifall bei der SPÖ.) Und Sie reden, "by the way", über den Muttertag im Kindergarten! Da frage ich mich schon, was Ihr Frauenbild ist, werte FPÖ, aber eigentlich auch nicht. (StR Dominik Nepp, MA: Ist der Muttertag etwas Schlechtes? Oida!) Ich weiß das ja schon seit vielen Jahren, man hat es ja mehr oder weniger auch hier immer wieder gesehen und studiert, miterlebt - und nicht nur in diesem Haus. (StR Dominik Nepp, MA: Eine Offenbarung! Der Muttertag! Das ist das Ärgste! So etwas gibt es doch nicht! Das werden wir veröffentlichen!) Wo ist die dringend notwendige Kinderbildungsmilliarde? Die ist ja auch verloren gegangen, die hat uns ja jemand von der ÖVP abgesagt. Es wurde ja damals auch noch gefragt, ob man ein anderes Bundesland aufhetzen soll. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Es muss sich hier endlich etwas bewegen, damit wir das verkrustete System Bildung in Österreich endlich aufbrechen können, neue Pflänzchen säen können, sie hochziehen können, damit es endlich gute Chancen für alle Kinder in diesem Land gibt. Nein, falls danach der Vorwurf kommen wird, ich spare hier sicher nicht die Themen Gewalt an den Schulen und generell auch das Thema, was Familienzusammenführung mit sich bringt, aus. Wir können aber das eine nicht ausreichend und gut für die Menschen, die hier herkommen - nämlich nach den Gesetzen hier herkommen und die Familie zusammenkommt -, nicht lösen, wenn wir das andere, was ich gerade angesprochen habe, nicht ändern. (StR Dominik Nepp, MA: Gesetz ändern!) Unsere Bemühungen sind auf Wiener Ebene redlich, und die Maßnahmen sind wertvolle Bausteine, um hier einen Kampf gegen Ungleichheit und ein besseres Bildungssystem zu erreichen. Sie werfen uns hier immer die Aktuellen Stunden so her, und es verpufft dann alles, es folgen keine Taten. Ich denke, dass wir gemeinsam hier aus diesem Haus heraus für gerechte Bildungschancen eintreten sollen und gemeinsam den Kampf gegen Ungleichheit stemmen sollen. Ich denke, da brauchen wir auch die gemeinsame Arbeit, auch um die Bundesregierung aufzurütteln, um zielgerichtet die Unterstützung der Schulen und ihrer PädagogInnen und SchulleiterInnen zu erreichen. Noch einen Satz, weil ja die Pressekonferenz von Bundesminister Polaschek, Hinschauen nicht Wegschauen, war: Das fällt ihm jetzt wenige Wochen vor Ende seiner Amtszeit ein? Wie pathetisch, wenn er meint, er setzt sich bis zum letzten Tag seiner Amtszeit vehement dafür ein. Warum ist ihm das nicht schon davor eingefallen? Wir hatten vor sieben Monaten die Kinderschutzkonzepte. Jetzt müssten die Schulen Gewaltschutzkonzepte ohne zusätzliche Unterstützung und Ressourcen im Alleingang erarbeiten? Überhastete Konzepte sind das eine, wir setzen hier... oder auch die Strafaltersenkung ist nicht unser Weg. Deswegen sind das keine Maßnahmen, die wirklich die konkreten Herausforderungen vor Ort stemmen. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Frau Gemeinderätin, bitte den Schlusssatz. GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch (fortsetzend): Der letzte Satz: Wir müssen uns gemeinsam gegen Gewalt an Schulen oder generell stemmen. Wir haben hier viele Vorzeigeprojekte. Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht, aber ich lade Sie ein, gemeinsam gegen Gewalt zu kämpfen und für ein besseres Bildungssystem einzustehen. Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr StR Nepp, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Stadtrat. StR Dominik Nepp, MA: Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben jetzt wirklich eindrucksvoll gesehen, wie die Einheitsparteien, bestehend aus den GRÜNEN, aus den Roten, aber auch aus den NEOS, ja nur noch ein Programm haben, und das heißt: Die FPÖ irgendwie in Richtung Hass und Richtung Hetze hintreiben. (GRin Mag. Berivan Aslan: Wenn es stimmt!) Ich kann Ihnen eines versichern: Das kann gar nicht sein. Wenn wir Hass und Hetze verbreiten würden, dann wären Herr Krauss, Herr Mahdalik oder auch ich Spitzenkandidat für die EU von den GRÜNEN, denn die ist nämlich die Einzige, die ständig Hass und Hetze verbreitet. (GR Ömer Öztas: Fragt euren Bundesrat!) Frau Schilling hat ja gesagt, ich hasse nichts so sehr wie die Grüne Partei. Ihre eigene Spitzenkandidatin! Ich hasse nichts so sehr wie die Grüne Partei. Da muss ich Ihnen sagen, so weit gehe nicht einmal ich. Ich mag Sie nicht, aber ich hasse Sie nicht. Wenn man Hass verbreiten will, wenn man Hass mit SMS, wenn man Hass im Freundeskreis verbreitet, dann wird man aber anscheinend grüne Spitzenkandidatin für die GRÜNEN namens Lena Schilling. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Werfen Sie uns also nicht vor, dass wir Hass und Hetze verbreiten, wenn es in den eigenen Reihen anscheinend gang und gäbe ist, dass man sich durch Mobbing, durch Denunziantentum, durch Schlechtreden von eigenen Parteikollegen an die Spitze mobbt, die man dann als junges Mädel nicht angreifen darf, weil sie eine Frau ist, und alles, was man jetzt dagegen sagt - das ist sicher jetzt das, was mir die Nachredner vorwerfen -, ist frauenfeindlich. Mir ist es wurscht, ob es eine Frau ist, ein Mann ist oder was es bei Ihnen sonst noch gibt. Bei uns gibt es nur Mann und Frau, für das dazwischen sind Sie zuständig. Das ist dann so, dass man sich dann richtig an die Spitze hochmobbt. Gratulation! Hass und Hetze sind im Bereich der GRÜNEN institutionalisiert. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Wenn es heißt, wir reden nur alles schlecht, meine Damen und Herren: Wir bringen seit Jahren Anträge ein, um dieses Bildungssystem zu verbessern. Frau Berger-Krotsch, zum Beispiel Deutsch als Pausen- und Umgangssprache. Was sagen Sie dazu? Deutsch als Pausen- und Umgangssprache haben wir schon vor Jahren eingebracht. Ich könnte jetzt im Archiv nachschauen, ich schätze, das ist zirka sieben, acht Jahre her, als wir gesagt haben, es gibt eine gefährliche Entwicklung, dass man in den Schulen im Pausenhof zwischenmenschlich nicht mehr in der deutschen Sprache kommuniziert. Sie haben damals gesagt: Hetze, Hetze, FPÖ, Hetze! So ist es die ganze Zeit gegangen. Jetzt haben wir statistisch bewiesen den Wahrheitsbeweis, dass in Wiens Schulen nicht mehr Deutsch gesprochen wird. Und jetzt kommen Sie schon wieder daher und sagen: Hetze, Hetze! Das ist das Einzige, was Sie haben. Wo sind denn die Lösungsvorschläge von Ihnen? Wir haben gesagt, es muss Deutschlernklassen geben: Große, große Aufregung bei der SPÖ, bei den GRÜNEN, ob die NEOS damals schon hier waren, weiß ich nicht: Das ist ein Wahnsinn! Sie wollen die Leute separieren, Sie wollen die Leute zu Deutsch zwingen! Die lernen ja Deutsch viel besser, wenn sie die Muttersprache noch dazulernen, denn das ist wichtig: Zuerst die Muttersprache und dann folgt Deutsch automatisch. (GR Jörg Neumayer, MA: Sie haben nicht zugehört, das ist pädagogisch richtig! - GRin Caroline Hungerländer: Nein, das ist nicht richtig!) Anscheinend sind Sie stolz auf diese Entwicklungen. Was haben wir jetzt? - Wir haben in den 1. Klassen 40 Prozent, die nicht Deutsch können, und davon sind 2 Drittel schon in Wien geboren. Ja, finden Sie das leiwand? Ich habe mir die Gesichter von Ihnen angeschaut, als Herr Krauss das erwähnt hat: Alle sind irgendwo in fiktive I-Pads versunken, die Sie nicht haben, und haben irgendwie da unter die Bank hinuntergeschaut. Ist Ihnen das nicht peinlich, dass jetzt im Endeffekt die Kinder dort sitzen, die hier geboren sind? Das sind nicht jetzt die, die erst durch die Familienzusammenführung kommen. Die sind hier geboren, das sind Staatsbürger und sie sprechen nicht ausreichend Deutsch, um dem Unterricht zu folgen. Was ist da die Antwort von Ihnen? Es funktioniert so leiwand, wir sind ja eine weltoffene Stadt. Und jetzt kommt das noch: Na ja, das sind vielleicht kleine Probleme, jetzt holen wir uns die noch größeren Probleme ins Land, jetzt holen wir nämlich die Familienzusammenführung. Wenn dann Frau Berger-Krotsch sagt, wir halten uns nur an bestehende Gesetze: Ja, sehr löblich, muss ich Ihnen sagen, aber wir sind auch gewählt, um Gesetze zu schaffen, wir sind auch gewählt, um Gesetze anzupassen. Da lasse ich diesen Vorwurf der Anlassgesetzgebung nicht zu: Wenn es notwendig ist, Gesetze zu ändern, um unsere Heimat zu schützen, um unsere Familien zu schützen, um unsere Kinder zu schützen, dann sind wir als Politiker verdammt noch einmal verpflichtet, zum Schutze unserer Heimat diese Gesetze zu ändern. (Beifall bei der FPÖ und von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Es ist eine sehr erwartbare Debatte, würde ich sagen. Der Titel der Aktuellen Stunde hat es ja eh ein bisschen vorausahnen lassen, aber was mir dieses Mal gefallen hat: Sie haben das erste Mal in diesem Text der Aktuellen Stunde das Wort "Chancen" verwendet, und wenn Sie mich kennen, wissen Sie, dass ich oft von Chancen im Bildungsbereich rede. Das tue ich auch jetzt natürlich sehr gerne, denn Schule gesamt muss ein Ort der Chancen sein, und zwar für jedes Kind. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Die Debatte über Bildung und was Integration dann per se betrifft, ist natürlich eine massiv schwierige. Ich glaube, es verhehlt hier niemand, dass wir massive Herausforderungen haben, und nicht nur Herausforderungen, sondern auch Probleme in unserem Bildungssystem. Die Probleme reichen von natürlich Integrationsproblemen, die reichen von nicht genügend Deutschkenntnissen, die reichen von vielen Baustellen, die wir haben, bis zu einem Personalmangel im ganzen Schul- und pädagogischen Bereich. Es geht weiter über ein Bildungssystem, das sich in seinen Grenzen festzurrt, ohne sich weiter zu öffnen, es geht bis zu einem fehlenden Chancenindex, wo wir nicht darauf eingehen können, welche Schulen besondere Herausforderungen haben und mehr Ressourcen brauchen. Es geht weiter über nicht genügend flächendeckende Ganztagesschulen, wobei wir nachweislich wissen, dass es hier die besten Chancen für alle Kinder gibt, und so weiter, und so fort. Ich glaube, die Liste wäre lange, die ich aufzählen könnte, und in diesem ganzen Dilemma, in dem wir im Bildungsbereich sind, haben wir ein großes Problem, und zwar, dass wir nicht alle an einem Strang ziehen, dass es hier unterschiedlichste Interessen in der Bildungspolitik gibt und dass wir an einem Punkt stehen, wo die einen das wollen, die anderen das wollen (StR Dominik Nepp, MA: Ich mag nicht an Ihrem Strang ziehen! Sie ziehen in die falsche Richtung!), teilweise aus ideologischen Gründen, aber auf den Blick auf das Beste für die Kinder und auf die Chancen für alle Kinder leider zu wenig Bedacht genommen wird. Wenn wir unser Bildungssystem aber systematisch ändern wollen - und ich würde sagen, das wollen ja eh die meisten -, dann geht das nur, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen und Hürden abbauen, die uns diese Kompetenzenverteilung aber gibt. Jedem Kind alle Chancen: Was bedeutet das für mich? Das bedeutet, dass wir jenen, die jetzt auch zu uns kommen, natürlich den nötigen Schulraum geben, weil wir ja auch dazu verpflichtet sind - nicht nur aus rechtlicher Perspektive, sondern auch aus moralischer Pflicht. Kinder, die hier sind, sind unsere Kinder, denen wir alle Chancen geben müssen. (GRin Mag. Caroline Hungerländer: Nein!) Das heißt, wir geben ihnen den besten Schulraum, wir schicken sie in Deutschkurse, wir haben Orientierungsklassen eingeführt, damit sie dem Unterricht folgen können. Ich sage nicht, dass diese Aufzählung vollständig ist und dass all diese Maßnahmen zu 100 Prozent zum Ziel führen, aber sie sind Versuche, in einem System, in dem wir leben und in dem wir sind, das Beste daraus zu machen. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Wir bieten Chancen für Kinder, die Eltern haben, die für gewisse Dinge nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, indem wir zum Beispiel die Ganztagesschule ausweiten, wo Kinder ein Gratismittagessen bekommen, wo sie kostenfreien Nachmittagsunterricht bekommen, wo mit ihnen gelernt wird, wobei wir nachweislich wissen, dass das nicht nur die beste Form der Integration, sondern auch zum Deutschlernen und auch für den Lernerfolg ist. Wir bieten Lernbegleitung an, VHS-Sommerkurse, Deutschkurse über das Jahr verteilt, Sommerlernangebote, Summer City Camps - und das entweder kostenfrei oder zu einem Preis, der für alle Eltern auch quasi leistbar sein kann. Das ist wichtig, damit wir eben die Chancenungleichheit, die wir in unserer Gesellschaft haben, aufbrechen können. Aber auch die Wiener Bildungschancen - Sie kennen das Projekt, glaube ich, alle - ist ein großartiges Projekt. (StR Dominik Nepp, MA: Großartig! - GR Maximilian Krauss, MA: Super, funktioniert!) Das funktioniert sogar sehr gut! Es gab vor Kurzem eine Umfrage zur Zufriedenheit der Klassen und der Lehrerinnen und Lehrer, die massiv zufrieden sind. Wie war es davor? Die Pädagogin hat sich irgendetwas ausgesucht, was sie gerne mit ihren Kindern machen würde, hatte aber kein Geld dafür. Jetzt ist es so, dass sich jede Schulklasse aus einem Warenkorb online aussuchen kann, welche Zusatzangebote sie sich extern dazunehmen. Das sind jetzt nur Beispiele dafür, wie wir versuchen, auch in dieser ganzen Debatte um die Bildungsungleichheiten mit den ganzen Herausforderungen, die wir haben, auch Bildungsinnovation weiterzubringen, denn wir haben gute Schulen in Wien. Wir haben engagierte Pädagoginnen und Pädagogen, die sagen: Wir gehen dort hin, wir machen das, wir schaffen das. Es geht darum, diesen guten Spirit, der auch da ist, weiterzutragen. Deswegen gibt es auch das Wiener Bildungsversprechen, wo wir ganz gezielt in die Schulen hinschauen, die es brauchen, und sagen: Schaut euch das an! Ihr bekommt Unterstützung, es geht auch anders. Auch die Bildungsinnovation per se, das Zentrum für Bildungsinnovation, das Bildungs-Festival: Es wurde oft belächelt, aber das ist genau dazu da, um den Schritt weiterzugehen, denn, wenn wir aufhören, in diese Richtung zu denken, Innovationen zu denken, dann können wir uns bei dem aufgeben, was wir eigentlich in der Bildung erreichen wollen, denn dann geht es nur noch darum, da und dort Pflaster hinaufzukleben. Wir müssen aber im Gesamten daran arbeiten, besser zu werden - und das am besten gemeinsam. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Ich darf für das Protokoll bekannt geben, dass Frau GRin Bozatemur von 12 Uhr bis 16 Uhr entschuldigt ist. - Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Aslan, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Berivan Aslan (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nelson Mandela sagte mal, der Sündenbock ist immer der einfache Weg, um komplexe Probleme zu erklären, aber die Schuld bei einer Person beziehungsweise bei einer Gruppe zu suchen, führt selten zu Lösungen. Genau diese Sündenbockmethode wird seit Jahrzehnten von Rechtspopulisten angewendet, und heute behaupten Sie, dass das Wiener Integrationsmodell gescheitert sei und der Grund für dieses Scheitern der Familiennachzug beziehungsweise die Zugewanderten sind. Es ist schlichtweg falsch, dass die Qualität der Bildung durch zugewanderte Schülerinnen und Schüler sinkt. Das belegen auch die Studien, die zeigen, dass Vielfalt (StR Dominik Nepp, MA: Es geht um die Zustände an den Schulen!) im Klassenzimmer die sozialen Kompetenzen und das interkulturelle Verständnis aller Schülerinnen und Schüler verstärkt. (StR Dominik Nepp, MA: Oida! Was heißt das? - GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Das kommt auf die Menge an! Das kann man nicht so pauschal sagen!) Es ist unbestritten, dass der Personalmangel im Bildungssystem eine Herausforderung für alle ist. Da sind wir uns alle einig. Was wir nicht brauchen, sind rassistische Sündenbocktheorien, die nur mehr die Gesellschaft vergiften, liebe Kolleginnen und Kollegen. (Beifall bei den GRÜNEN und von GRin Safak Akcay.) Die Frage, warum heute so viele Menschen aus Syrien hier sind, kann Ihnen wahrscheinlich dieser Gemeinderat nicht ganz beantworten, aber sehr wohl Ihr Verbündeter Putin mit seinem Freund Assad, die zu diesen Fluchtursachen auch einiges beigetragen haben. Das kommt davon, wenn man kriegstreibenden Despoten ... (Zwischenruf von GR Anton Mahdalik und GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc.) Können wir den Lärmpegel hier ein bisschen eindämmen? (GR Maximilian Krauss, MA: Verschaffen Sie sich Gehör! - StR Dominik Nepp, MA: Toxische Weiblichkeit! Toxische weiße Weiblichkeit!) Das kommt davon, wenn man kriegstreibende Despoten duldet, bei Krieg und Krisen wegschaut und sich dann aus der globalen Verantwortung irgendwie heraushält. Nehmen Sie sich ein bisschen selbst in die Pflicht, anstatt hier Schutzsuchende zu stigmatisieren, die nichts anderes als Opfer einer verfehlten Außen- und Friedenspolitik sind. Der Versuch, zugewanderte Kinder als schuldig für diese Herausforderung zu stellen, lenkt von den wahren Herausforderungen ab und nimmt diesen Kindern eine chancengerechte Zukunft einfach weg. Wenn wir Lösungen wollen, müssen wir sachlich bleiben. Sie sind jetzt gerade mit einer einzigen Lösung gekommen, Herr Nepp. (StR Dominik Nepp, MA: Schauen Sie sich unsere Anträge an!) Das war für mich keine Lösung, das war für mich einfach populistische Propaganda (StR Dominik Nepp, MA: Ah, ja!), denn der Familiennachzug ist ein Grundrecht, liebe Kolleginnen und Kollegen. (StR Dominik Nepp, MA: Nein!) Österreich und viele andere Länder haben sich durch internationale Abkommen wie zum Beispiel die UN-Kinderrechtskonvention dazu verpflichtet, für das Kindeswohl zu sorgen. Das bedeutet gleichzeitig, dass Kinder ein Recht auf ein Leben in Sicherheit und dann auch in Geborgenheit haben. (StR Dominik Nepp, MA: Dann nehmen wir alle afghanischen Kinder auf!) Und diese Rechte wollen Sie den Kindern wegnehmen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Familiennachzug ermöglicht diesen Kindern, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. (Anhaltende Zwischenrufe von StR Dominik Nepp, MA.) - Jetzt hören Sie auf, mich niederzubrüllen, Herr Kollege! Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Herr Gemeinderat, Entschuldigung. GRin Mag. Berivan Aslan (fortsetzend): Ich lasse mich von Ihnen sicher nicht niederbrüllen! (StR Dominik Nepp, MA: Ich brülle gar nicht! Sie haben keine Ahnung, wie es ist, wenn ich brülle!) Der Familiennachzug bedeutet auch Integrationserfolg. Das kann Ihnen passen oder nicht, denn es gibt unzählige Studien darüber, dass die Integration von Geflüchteten am besten verläuft, wenn Familien zusammengeführt werden. Familiennachzug hat langfristig dann für die gesamte Gesellschaft einfach auch Vorteile, weil eine vielfältige Gesellschaft nicht nur stärker ist, sie ist auch widerstandsfähiger. (GRin Mag. Caroline Hungerländer: Das stimmt nicht! Das ist widerlegt! Das Gegenteil ist der Fall!) Reden wir über sachpolitische Lösungen, reden wir über die Erhöhung des Bildungsbudgets, reden wir über Ausbau von Schulungsprogrammen, reden wir über lukrative Arbeitsverträge für Lehrpersonen und reden wir über spezifische Nachmittagsbetreuungen. Lassen wir es aber nicht zu, dass diese Hetzer unsere Grundrechte schlechtreden. Lassen wir es auch nicht zu, dass manche Kinder im Bildungssystem zurück gelassen werden, nur, weil die FPÖ Stimmen gewinnen will. Danke, meine lieben KollegInnen. (Beifall bei den GRÜNEN und von GRin Safak Akcay.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Hungerländer, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Frau Kollegin Aslan, ich beginne mit Ihnen. Ganz viel von dem, was wir kennen und schon oft gehört haben: Sobald man ein Problem anspricht, ist man rassistisch. Sie haben gesagt, der Grund für das Scheitern suchen alle rechts der Mitte bei Ausländern per se. Das ist aber nicht wahr, der Grund für das Scheitern - und das sagen wir ja regelmäßig - der Wiener Integrationspolitik ist die schlechte Entwicklung, ist die schlechte Integrationspolitik. (GRin Mag. Berivan Aslan: Die ÖVP war jahrzehntelang zuständig! Das stimmt!) Der Grund für das Scheitern der Wiener Integrationspolitik sind nicht einzelne Menschen, sondern das ist die schlechte Integrationspolitik, gepaart - das muss ich schon sagen - sehr wohl mit der schieren Masse an Menschen, die kommen. Ein System ist ja nur bis zu einem gewissen Grad für neue Menschen aufnahmefähig. Wenn eine große Masse kommt, dann ist das System logischerweise überfordert. Das ist es, was wir sagen. Wir sagen erstens, die Politik ist schlecht, und zweitens, die Masse ist nicht verträglich, und das entspricht auch der Wahrheit. (Beifall bei der ÖVP.) Den Grund, warum so viele Menschen zu uns, nämlich justament zu uns flüchten, haben Sie in einer verfehlten Außenpolitik gesehen. Das ist jetzt schon ein weithergeholter Grund. Ich sehe den Grund, warum so viele Menschen justament nach Österreich kommen, in einem dysfunktionalen internationalen Schutzsystem. Wir haben ein internationales Schutzsystem, das aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg kommt und von ganz anderen Ausgangspositionen ausgegangen ist. (GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic: Da geht es um Menschenrechte!) Damals hatten wir Fluchtbewegungen, die nicht interkontinental waren, damals haben wir festgelegt, dass eine Fluchtbewegung in den nächsten sicheren Drittstaat passieren muss. Das alles funktioniert heute nicht mehr. Das ist ein besonderes Spezifikum unseres dysfunktionalen Schutzsystems: De facto bedeutet unser Schutzsystem, wenn man flüchtet und in einem anderen Land um Asyl ansucht, ist das ja eigentlich schon ein Rechtsbruch an sich. Um um Asyl anzusuchen, muss ich illegal in ein anderes Land gehen. Dieses Schutzsystem, das wir haben, ist also in mehrfacher Hinsicht dysfunktional. Es ist zumindest in diesem einen Punkt in sich überhaupt nicht schlüssig. Dieses internationale Schutzsystem gehört den aktuellen Gegebenheiten, nämlich Flucht - oder sagen wir, Migration - über Kontinentgrenzen hinweg, angepasst. Kollegin, warum sage ich Flucht unter Anführungszeichen? Weil wir von Flucht und Migration sprechen müssen. Das ursprüngliche System hätte vorgesehen, ich flüchte in ein Land, ich bleibe dort, solange der Fluchtgrund besteht, und danach kehre ich zurück. (Zwischenruf von GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic.) Dieses System haben wir aber nicht mehr, wir haben jetzt eine langfristige Migrationsbewegung. Das heißt, die Menschen kommen, die Menschen lassen sich hier nieder und bleiben hier. Das ist ein ganz anderes System. Das war ursprünglich nicht vorgesehen, und deswegen sage ich, wir müssen dieses dysfunktionale System erneuern, wir müssen es verändern, und das ist die Position der Volkspartei. Der Grund, warum so viele Menschen justament nach Österreich und nach Wien kommen, ist abgesehen von den Sozialanreizen das dysfunktionale System. Das passt einfach nicht mehr zu den Gegebenheiten. Geschätzte Damen und Herren, ich habe jetzt nur noch wenige Minuten, um meine eigentlichen Punkte zu sagen. Kollegin Berger-Krotsch, Sie haben gesagt, Minister Polaschek kommt erst jetzt zur Einsicht, dass er Maßnahmen gegen Gewalt an Schulen ergreift. Na ja, gut, diesen Vorwurf der späten Einsicht können Sie auch Herrn StR Wiederkehr machen. Jetzt kommt er drauf, dass wir ein Problem mit Deutsch haben? Jetzt, 15 Jahre nach 2015, kommt er drauf, dass es vielleicht zu Familiennachzug kommen wird? Den Vorwurf, den Sie dem Herrn Bildungsminister machen, dass er geschlafen hat, können wir eins zu eins hier in die erste Reihe richten: Vier Jahre lang geschlafen, jetzt kommen Sie drauf, dass es ein Problem gibt. Reichlich spät, Herr Wiederkehr! (Beifall bei der ÖVP.) Dann zählen Sie auf, was Sie alles machen und mit welcher Konsequenz Sie Deutschlernen einfordern. Jetzt habe ich dieser Tage etwas sehr Interessantes in der "Krone" gelesen. Da hat der ÖIF der Stadt Wien gemeldet, dass 6.245 Flüchtlinge in Wien die Deutschkurse, die sie verpflichtend machen müssten, ohne irgendeine Erklärung abgebrochen haben. Sie wissen, es ist folgendermaßen: Wer frisch nach Österreich kommt, muss verpflichtend einen Deutschkurs machen. Wenn er den nicht macht, ist das Bundesland verpflichtet, die Mindestsicherung zu kürzen. 6.245 Flüchtlinge haben den Deutschkurs abgebrochen: Zu wie vielen Kürzungen kam es? Wer weiß es? Wer hat aufgepasst? 2.300 Personen, knapp über 1 Drittel. Was ist mit den restlichen Personen? Wo sind die, warum wurde da nicht gekürzt? StR Hacker hat irgendein Amalgam von herangezogenen Erklärungen gebracht. Die Wahrheit ist, Sie können es nicht darlegen, Sie kürzen nicht konsequent. Wir haben Anfragen dazu gestellt. Was wir bekommen haben, sind patzige Antworten, was wir bekommen haben, ist ein Link zu einem Bericht, der zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal online war. Meine Damen und Herren, wenn Sie sagen, Sie wollen, dass Menschen Deutsch lernen und das auch konsequent betreiben, dann fangen Sie bitte in der eigenen Verwaltung an, dass diese 6.245 Personen, die Deutsch lernen müssen ... Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Frau Gemeinderätin, die Zeit ist abgelaufen, den Schlusssatz formulieren, bitte. GRin Mag. Caroline Hungerländer (fortsetzend): ... dazu angehalten werden, und wenn das nicht der Fall ist, dann muss hier auch konsequent gekürzt werden. Ich bitte, das dem Stadtrat auch auszurichten. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Schober, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Mag. Marcus Schober (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kollegen und Kolleginnen! Ich glaube, Kollegin Emmerling hat es in kurzen Worten dargestellt, Herausforderungen und auch gleich Lösungen angeboten. Das ist ja auch der Grund, warum wir hier stehen und warum wir darüber reden. Wir als Gemeinderat haben ja unsere Aufgabe, dass wir Rahmenbedingungen in allen Politikfeldern schaffen, und das betrifft natürlich auch die Integration. Das war natürlich in der Vergangenheit wesentlich leichter. Wir haben die letzten 15 Jahre ganz besondere Herausforderungen, und ich habe es ja schon oft gesagt, dass wir ab 2008 ein wenig übersehen haben, was sich rund um Europa getan hat. Wenn ich nur darauf hinweise: Wir haben den Arabischen Frühling, glaube ich, in der Dimension als Gesellschaft, als Europäische Union und als Kontinent unterschätzt. Wir haben dadurch die Entwicklungen seit 2015. Ich kann mich nicht erinnern, dass man 2014 über den Krieg geredet hat, der schon in der Ukraine stattgefunden hat. Wir waren 2022 sehr schockiert. Ich glaube auch nicht, dass wir derzeit auf die Situationen hinschauen, die in Afrika in der Sahelzone passieren, und auf die vielen, vielen Auswirkungen, die erst in vielen Jahren auf uns zukommen. Ja, es gibt unterschiedliche Ursachen, dass Europa jetzt im Mittelpunkt steht und attraktiv für Flucht und Einwanderungen ist. Es gibt auch unterschiedliche Gründe, warum diese Menschen zu uns kommen. Das sind die Gründe von Verfolgung, von Krieg, von Naturkatastrophen, von Konflikten und natürlich sind es auch wirtschaftliche Gründe. Das muss man alles in der Dimension auch erkennen. Natürlich ist Europa als sozialer und wirtschaftlicher Stabilitätsfaktor in der Welt attraktiv. Das ist etwas, bei dem wir auch wissen, dass es einige Länder gibt, die Zielländer sind. Es wurde auch schon angesprochen - das hat man in Ihrer Rede gesehen, Frau Hungerländer -, dass man dann auch immer die Ebenen vermischt. Natürlich ist die Regierung auf EU-Ebene dafür verantwortlich, dass wir dort auch verhandeln, wie Zuwanderung in Europa gestaltet wird. Wenn man sich jetzt herstellt und sagt, Wien ist schuld, oder wenn sich Herr Krauss herstellt und uns eine Statistik zeigt, in der Wien Schlusslicht ist - ich habe es hier schon oft gesagt: Wien ist die einzige Stadt, die wir in Österreich haben, weil alles andere im internationalen Vergleich Dörfer sind. Wir haben andere Herausforderungen. Wir werden das als Gemeinderat auch nur gemeinsam schaffen. Natürlich sind wir jetzt in einem Superwahljahr, in dem das Ganze noch ein Mal mehr aufkocht und das eine ganz spezielle Stimmung macht. Was wir aber auch bedenken müssen, ist: Wenn wir die Lösungen nicht schaffen, dann stehen schon andere Bewegungen und Gruppierungen bereit, die sagen: Wir haben die wahre Lösung. Davor sind wir alle nicht gefeit, keine Partei, dass in den nächsten Gemeinderäten und in den nächsten Nationalräten einfach Bewegungen sitzen, die es bestimmt nicht lösen können. Da sollten wir schon darauf achten, dass wir alle, wie wir hier auf unterschiedlichsten Ebenen in regierenden Funktionen sitzen, nicht hergehen können und sagen können: Da ist jetzt Wien schuld, da ist jetzt der Bund schuld oder irgendsoetwas. Ich glaube, in dieser Frage ist es wirklich Gemeinsamkeit, was wir schaffen müssen. Es sind wenige Punkte, die wir haben sollten. Es geht um ein gemeinsames Ziel. (Zwischenruf von GR Maximilian Krauss, MA.) Ja, die Sprache ist das Um und Auf: Dass die Sprache vermittelt wird. Herr Kollege Zierfuß hat das richtig hergeleitet und Kollege Kowarik hat die richtige Frage gestellt. Nur, was sind die Lösungen? Wir müssen gemeinsame Lösungen finden. Es wird noch mehr Bedarf außer den Aktivitäten der Stadt geben, damit wir den Spracherwerb festigen und auch dabei zu Lösungen kommen. Es geht auch um die effektive Vermittlung von Sozialkompetenzen. Es geht darum, dass man die Fähigkeit hat, in der eigenen sozialen Umwelt selbstständig zu handeln. Auch das ist wichtiger Punkt, den wir vermitteln müssen. Es geht um eine aktive Inklusion in die Gesellschaft durch Bildungseinrichtungen, durch NGOs und durch die Zivilgesellschaft. Ich erwähne hier auch die Glaubensgemeinschaften. Natürlich ist der Faktor Glaube etwas, was man beachten muss. Da müssen auch die Glaubensgemeinschaften aufeinander zugehen. Wer meine Arbeit verfolgt, weiß, dass ich viele Angelobungen durchführe, bei denen ich auch sprechen darf. Dort gibt es etwas Besonderes: Man sieht an den Namensschildern, dass die Wurzeln der Rekruten woanders sind. Was dort aber wieder verbindet, ist, dass von jenen, die ein Religionsbekenntnis haben, dann der katholische, der evangelische, der orthodoxe, der muslimische oder der jüdische Vertreter dort steht. Das ist schon ein ganz besonderes Zeichen, an dem man sieht, dass es gemeinsam geht. Ich würde mir auch wünschen, dass diese Gemeinsamkeiten viel mehr hervorgehoben werden. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Ich möchte nur noch auf einen Punkt eingehen, nämlich auf die geistige Landesverteidigung. Ich habe es schon oft erwähnt - ich bin Kollegen Taborsky und Kollegen Arsenovic sehr dankbar, dass wir uns damit beschäftigen -: die Vermittlung. Wie funktioniert unsere Demokratie? Warum ist es wichtig, die Demokratie zu verteidigen? Wie funktioniert das politische System? Da sind wir überhaupt ganz unten, dass wir das vermittelt haben. Wir sind bei der Sprache und bei der Vermittlung der Kenntnisse ganz, ganz weit weg. Leider läuft mir jetzt die Zeit davon. Ich würde noch gern länger darüber reden. Was wichtig ist: Ja, wir müssen diese Diskussionen führen. Ja, wir müssen sie auf Augenhöhe führen. Es muss auch jede Frage zulässig sein. Es ist die größte Herausforderung unserer Generation. Daran werden wir gemessen werden. (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie von GR Johann Arsenovic.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Aktuelle Stunde ist beendet. Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen, gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien elf, des GRÜNEN Klubs im Rathaus fünf, des Klubs der Wiener Freiheitlichen zwölf und des Klubs der Wiener Freiheitlichen gemeinsam mit GR Wolfgang Kieslich vier schriftliche Anfragen eingelangt sind. Von den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten Mag. Juraczka, Mag. Sachslehner, Mag. Hungerländer, Gstöttner, Mag. Arnoldner und Taborsky wurde eine Anfrage an den Bürgermeister betreffend "Gegen antisemitische Tendenzen in Wien" gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieser Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl von Gemeinderatsmitgliedern unterzeichnet. Gemäß § 36 Abs. 5 der Geschäftsordnung wird die Beantwortung der Dringlichen Anfrage vor Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Ist diese um 16 Uhr noch nicht beendet, wird die Gemeinderatssitzung zur tagesordnungsgemäßen Behandlung der Dringlichen Anfrage unterbrochen. Von den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten Stark, Mag. Sequenz, Dr. Kickert, Dipl.-Ing. Otero Garcia, Arsenovic und Öztas wurde eine Anfrage an den Bürgermeister betreffend "Klima-Sorgenkind Verkehr - wegen mutloser Politik droht Wien, seine Klimaziele zu verfehlen" gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieser Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl von Gemeinderatsmitgliedern unterzeichnet. Gemäß § 36 Abs. 5 der Geschäftsordnung wird die Beantwortung der Dringlichen Anfrage vor Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Vor Sitzungsbeginn wurden von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien 6 und des Grünen Klubs im Rathaus 1 schriftlicher Anträge eingebracht. Den Fraktionen wurden die Anträge schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisungen erfolgen, wie beantragt. Gemäß § 73f Abs. 1 der Wiener Stadtverfassung wurden folgende Ersuchen an den Stadtrechnungshof eingebracht: Von den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten Mag. Hungerländer, Zierfuß, Dr. Sittler, Klika, Dr. Mantl, Dr. Arnoldner, Gstöttner, Kriz-Zwittkovits, Holawatsch, Dr. Greco, Dr. Gorlitzer, Korosec und Taborsky betreffend Grundversorgung in Wien, von den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten Mag. Juraczka, Dipl.-Ing. Olischar, Dr. Sittler, Holawatsch, Mag. Sachslehner, Janoch, Gstöttner, Dr. Wölbitsch, Mag. Arnoldner, Dr. Mantl, Klika, Eppinger und Dr. Gorlitzer betreffend Vergabe und Ausschreibungspraxis bezüglich Beratungsleistungen der Wiener Stadtwerke GmbH, ausgewählter Tochterunternehmen sowie der Wien Holding GmbH und ausgewählter Tochter- und Enkelunternehmen. Diese Prüfersuchen wurden an den Stadtrechnungshof weitergeleitet. Die Anträge des Stadtsenats zu den Postnummern 1, 2, 7, 14, 15, 16, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 25, 26, 28, 31, 32 und 34 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern des Gemeinderates gegeben ist. In der Präsidialkonferenz wurde nach entsprechender Beratung die Postnummer 8 zum Schwerpunkt- Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummern 8, 3, 4, 5, 6, 9, 10, 11, 12, 13, 17, 35, 24, 27, 29, 30 und 33. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur Verhandlung gelangen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 8 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft den Tätigkeitsbericht des Stadtrechnungshofes Wien über das Geschäftsjahr 2023. Ich darf auch Herrn Stadtrechnungshofdirektor Mag. Werner Sedlak recht herzlich bei uns im Gemeinderatssitzungssaal begrüßen. - Herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.) Ich bitte den Herrn Berichterstatter, Herrn GR Mag. Kowarik, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Dietbert Kowarik: Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrechnungshofdirektor! Liebe Mitglieder der Wiener Landesregierung! Meine Damen und Herren! Wir verhandeln den Tätigkeitsbericht 2023 des Stadtrechnungshofes Wien. Gleich eingangs wird im Bericht die wesentliche Änderung zu den sonstigen Berichten angeführt. Wir haben im Jahr 2023 grundlegende Reformen unserer Kontrolleinrichtung erlebt. Diesbezüglich wird die einstimmige Beschlussfassung, glaube ich, heute auch noch öfters ein Beitrag der Debattenredner sein. Davon gehe ich aus. Das Wichtigste - ich glaube, auch nach außen hin das Wichtigste: Der Stadtrechnungshof ist jetzt tatsächlich ein eigenes Organ im Sinne der Wiener Stadtverfassung. Das zeigt die neue Stellung, glaube ich, am besten. Der Bericht ist wie immer sehr informativ. Für Schnellleser sind die Seiten 5 und 6 des Berichtes sehr empfohlen, in denen die eindrucksvolle Arbeit des Stadtrechnungshofes recht gut und auch recht - wie soll ich sagen - plastisch dargestellt wird, nämlich anhand der Auflistung der entsprechenden Berichte, die abgehandelt worden sind. Ich gehe auch davon aus, dass der eine oder andere Bericht in der Debatte noch genauer erwähnt wird. Ich möchte nur auf eines hinweisen, das aus meiner Sicht gerade auch die Wichtigkeit des Stadtrechnungshofes beziehungsweise die Wichtigkeit des Berichtes des Stadtrechnungshofes für die politische Arbeit in Wien herausstreicht: Es wird nämlich angeführt, dass 15 Prozent aller Berichte auf Grund von Prüfersuchen der politischen Fraktionen erstellt wurden. Dafür sind - man höre und staune - 28 Prozent der Personalressourcen - ich hätte beinahe gesagt, draufgegangen - verwendet worden. Daran sieht man also auch die Wichtigkeit dieser politischen Möglichkeiten. Ich möchte mich schon vorweg beim Herrn Stadtrechnungshofdirektor für seine Arbeit und für die gute Zusammenarbeit und auch bei allen Ausschussmitgliedern bei uns im Ausschuss bedanken. Ich glaube, das funktioniert ganz gut. Ich freue mich auf eine entsprechende Debatte. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte. Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr GR Berger. Ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Stefan Berger (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren, hier im Sitzungssaal und zu Hause vor den Bildschirmen! Sehr geehrter Herr Stadtrechnungshofdirektor! Herzlich willkommen bei uns hier im Sitzungssaal! Der Herr Berichterstatter hat es bereits eingeleitet: Wir behandeln jetzt den Tätigkeitsbericht des Stadtrechnungshofes über das Geschäftsjahr 2023. Vorweg: Meine Fraktion wird diesem Bericht die Zustimmung erteilen. Weil ich auch der Erstredner bin, darf ich eingangs vielleicht auch ein bisschen zahlentechnisch aus dem Stadtrechnungshof berichten, wie die Bilanz des Stadtrechnungshofes hier in Wien in Zahlen gegossen mehr oder weniger aussieht. Es hat im Jahr 2023 immerhin 68 veröffentlichte Berichte gegeben, davon waren 48 Initiativberichte, bei denen die Initiative also von Seiten des Stadtrechnungshofes ausgegangen ist. Es waren 10 Berichte, denen Prüfersuchen zugrunde liegen, bei denen es also entsprechende Anträge von politischen Parteien gegeben hat. 5 Prüfungen erfolgten auf Grund von Maßnahmenbekanntgaben. Es gab 5 Nachprüfungen. Wenn wir schon bei der Zahl 5 sind: Es gab 55 geprüfte Stellen, insgesamt 678 ausgesprochene Empfehlungen querbeet über alle Stadtrechnungshofberichte und satte 3.512 Seiten Prüfungsberichte. Es ist also eine sehr, sehr umfassende Bilanz, die sich sehen lassen kann. Es sind auch wirklich immer wieder Berichte, die für die Fraktionen sehr, sehr wertvoll sind - insbesondere, wenn ich auch meine eigene Fraktion hernehme - und die auch eine entsprechende Vorbereitungsintensität abverlangen. Dafür aber haben wir den Stadtrechnungshof. Dafür sind wir auch entsprechend dankbar. (Beifall bei der FPÖ.) Es gab 81 veröffentlichte Maßnahmenbekanntgaben, 73 Maßnahmenbekanntgaben zu Prüfungsberichten und 8 Maßnahmenbekanntgaben zu Prüfungen von Maßnahmenbekanntgaben. Das ist also alles sehr, sehr übersichtlich und gut aufgeschlüsselt. Für uns - insbesondere natürlich als Oppositionspartei beziehungsweise als politische Fraktion - auch sehr wichtig, um auch die Wirksamkeit der Berichte entsprechend nachvollziehen zu können: In Hinblick auf die Umsetzung seiner Empfehlungen gemäß den Maßnahmenbekanntgaben in den Prüfungsberichten beziffert der Stadtrechnungshof die Wirksamkeit mit 97,9 Prozent. Tatsächlich wurden im Prüfungsjahr 65,6 Prozent der Empfehlungen umgesetzt, in Umsetzung sind 15,8 Prozent und geplant beziehungsweise in Bearbeitung sind immerhin 16,5 Prozent der Empfehlungen, wobei es natürlich immer auch etwas Spielraum nach oben gibt. Grundsätzlich ist das aber insgesamt beziehungsweise auch in den einzelnen Teilbereichen eine Prozentzahl, mit der man durchaus zufrieden sein kann. Hinsichtlich des Personals vielleicht noch ein paar Zahlen. Der Stadtrechnungshof hat im Jahr 2023 grundsätzlich durchschnittlich über 83 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfügt. Rund 60 davon sind, soweit ich das richtig in Erinnerung habe, unmittelbar für die Umsetzung zuständig beziehungsweise als Prüfer tätig. Ja, meine Damen und Herren, das sind die Zahlen, Daten und Fakten, die diesem Bericht auf den ersten Blick zu entnehmen sind. Man sieht auch anhand der entsprechenden Umsetzungen: Die Tätigkeit des Stadtrechnungshofes erfolgt nicht zum Selbstzweck. Es gibt auch eine entsprechende Wirksamkeit hinsichtlich der Beanstandungen beziehungsweise vielmehr Empfehlungen. Wie vom Berichterstatter auch bereits erwähnt wurde, wurde die Reform beziehungsweise die entsprechende Novelle des Stadtrechnungshofes im vergangenen Jahr hier in diesem Haus im Oktober in der Landtagssitzung beschlossen und auch von allen Parteien mitgetragen. Die Beschlussfassung wurde in diesem Haus einstimmig gefällt. Es war insgesamt ein Gesetzespaket, durch das nicht nur die entsprechende Etablierung des Stadtrechnungshofes als Organ in der Wiener Stadtverfassung stattgefunden hat, wie auch schon erwähnt wurde, sondern es hat auch entsprechende Bestimmungen im Wiener Parteienförderungsgesetz und im Wiener Bedienstetengesetz gegeben. Zudem sind ein Stadtrechnungshofgesetz, das Wiener Akademienförderungsgesetz und das Wiener Parteiengesetz neu geschaffen worden - insbesondere natürlich auch auf Grund der Erfahrungswerte des Stadtrechnungshofes in der Vergangenheit. Ich möchte vielleicht auch noch zu den einzelnen Teilbereichen kommen. Sehr wichtig - das unterstreicht noch einmal die Stellung oder Wertschätzung des Stadtrechnungshofes -: Der Stadtrechnungshof ist jetzt aus dem Magistrat herausgelöst worden und ist wirklich ein Organ der Stadt, das entsprechend auch in § 8 der Wiener Stadtverfassung verankert ist. Es besteht jetzt also de facto eine gewisse Gleichrangigkeit mit dem Gemeinderat, dem Stadtsenat, und so weiter, und so fort. Aufgegliedert ist jetzt die Bestellung des Stadtrechnungshofdirektors. - Ich bleibe hier bei der männlichen Bezeichnung. Die Damen sind soweit mitgemeint. - Die wurde auf eine Dauer von zwölf Jahren neu festgelegt. Eine Wiederbestellung ist nicht vorgesehen. Es hat eine Stärkung der Weisungsfreiheit des Stadtrechnungshofdirektors stattgefunden. Ebenso gibt es bei Großvorhaben eine Meldepflicht an den Stadtrechnungshof Wien, wenn es eine entsprechende Kostenüberschreitung beziehungsweise eine Überschreitung der Leistungspflicht von 30 Prozent und mehr gibt. Es gibt mittlerweile auch ein entsprechendes Stadtrechnungshofgesetz. Das ist gewissermaßen die Erlassung einer Geschäftsordnung beziehungsweise einer Geschäftsverteilung für den Stadtrechnungshof - auch entsprechend besoldungsrechtliche Sonderbestimmungen. Ich möchte nur noch das Parteienförderungsgesetz beziehungsweise das Parteiengesetz anschneiden, bei dem es für den Stadtrechnungshof jetzt auch entsprechende Prüfungsmöglichkeiten bei den entsprechenden politischen Parteien gibt. Es ist also durchaus sehr viel, was sich hier getan hat. Ich führe das durchaus auch auf das jahrelange Drängen beziehungsweise auf die Beharrlichkeit der Oppositionsfraktionen hier im Haus zurück. Es hat natürlich auch eine Vielzahl von Berichten gegeben, die im Jahresbericht auch entsprechend angeführt worden sind. Ich möchte aus Zeitgründen nur zwei erwähnen. Ein Prüfbericht ist heute schon in der Fragestunde genannt worden, nämlich der Prüfbericht bei der MA 10 beziehungsweise beim Kindergartenbetreiber Minibambini. Es ist mir nach wie vor eigentlich unerklärlich, wie einer Magistratsabteilung ein solcher Fördermissbrauch über Jahre hindurch nicht auffallen kann. Das war ein Rechnungshofbericht, der dann auch entsprechende strafrechtliche Ermittlungen zur Folge hatte. Insgesamt wurden 2,7 Millionen EUR in bar verschoben, also wirklich Millionenbeträge. Bei diesem Kindergartenbetreiber geht es ja auch nicht um irgendeinen Betreiber, der gerade einmal die Förderschwelle überschritten hat, sondern da ging es um einen Betreiber, der immerhin 800 Kinder betreut hat, 47 Gruppen hatte und der zahlreiche Insichgeschäfte geschlossen hat. Da hat es schon in der Vergangenheit von Seiten des Finanzamts entsprechende Ermittlungen gegeben beziehungsweise waren Firmen als Scheinfirmen erkenntlich. Der MA 10 war das aber noch immer nicht bekannt. Da waren Baufirmen für die Essenszulieferung beziehungsweise für das Catering für die Kindergärten verantwortlich, und es hat einen beachtlichen SUV-Fuhrpark gegeben. Es ist ja nicht so, dass die Kindergartenstandorte weit auseinander gelegen sind, manche nur ein paar Hundert Meter. Ich bin mit Sicherheit auch niemand, der irgendeinen Förderantragsteller zur Verwendung von Lastenrädern nötigen möchte. Es ist aber schon sehr bezeichnend, dass man sieben SUVs braucht, um diese vor allem Familienmitgliedern zu Gute kommen zu lassen, und dass das einer Magistratsabteilung als Kontrollinstanz über Jahre hindurch nicht aufgefallen ist. Der Stadtrechnungshof hat mit seiner Prüfung ja mit Sicherheit einen Volltreffer gelandet. Wir haben es auch schon gehört: Es ist nur richtig und wichtig, dass diesbezüglich auch hinsichtlich der Förderkontrolle entsprechende Maßnahmen in der MA 10 eingeleitet wurden, damit das in dieser Form hoffentlich nie mehr wieder vorkommen kann, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Ich möchte auch noch auf einen zweiten Stadtrechnungshofbericht zu sprechen kommen. Ich möchte allerdings auch ihn nur mehr oberflächlich anschneiden. Wie der vorangegangene hatte auch dieser Bericht Sondergemeinderatssitzungen zur Folge. Der Bericht bezieht sich nämlich auf Bestandsverträge von Wiener Wohnen mit politischen Parteien. Auch da sind sehr, sehr sonderbare Dinge zu Tage getreten, die wohl nie zu Tage getreten wären, wenn wir nicht den Stadtrechnungshof in der Stadt Wien hätten. Es ist schlichtweg so, dass sich bei der Prüfung herausgestellt hat, dass es offensichtlich Sektionslokale von politischen Parteien gibt - und damit ist überwiegend die SPÖ-Wien gemeint -, wo über Jahre hindurch keine Mieterhöhungen vorgenommen wurden. Die Mieterhöhungen wurden schlichtweg ignoriert. Es gibt da auch ein entsprechendes Sektionslokal, wo die Mietbremse, von der ja viele Wienerinnen und Wiener jahrelang nur träumen konnten, für die SPÖ in gewissen Lokalen sozusagen schon seit dem Jahr 1994 gegolten hat - und das in Zeiten, meine sehr geehrten Damen und Herren, in denen Mieterinnen und Mieter insbesondere auch im sozialen Wohnbau und damit insbesondere in Gemeindebauten in Wien mit einer Mieterhöhung nach der anderen zu kämpfen hatten, in Zeiten einer sehr beachtlichen Inflationsentwicklung. In den Genuss dieser Mietbremse ist in der Vergangenheit offensichtlich nur die SPÖ gekommen - die Mieterinnen und Mieter von Gemeindebauten in Wien nicht. Es war höchste Zeit, dass auch dem nachgegangen wurde und dass auch das aufgedeckt wurde, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Zum Abschluss möchte ich noch auf die drei Anträge zu sprechen kommen, die von der ÖVP eingebracht wurden. Zum einen ist das der Antrag betreffend Meldepflicht und Kontrolle von Großbauvorhaben. Da soll die Grenze der Meldepflicht bei einer Kostenüberschreitung beziehungsweise Bauzeitverlängerung auf 20 Prozent reduziert werden. Diesem Antrag werden wir grundsätzlich zustimmen. Wir haben jetzt 30 Prozent verankert. Die Kompetenz des Stadtrechnungshofes soll mit der vergangenen Novelle ja nicht grundsätzlich abgeschlossen sein. Da können wir uns also durchaus auch mehr vorstellen. Deshalb werden wir diesem Antrag auch entsprechend zustimmen. Anders sieht es bei den beiden anderen Anträgen aus, und zwar betreffend die verpflichtende Überprüfung von Fördernehmern bei Förderungen von über 100.000 EUR. Ich habe gerade eingangs erwähnt, wie es hinsichtlich der personellen Ausstattung des Stadtrechnungshofes aussieht. Wir sprechen uns da grundsätzlich für eine personelle Aufstockung aus. Wenn Sie aber die Schwelle bei 100.000 EUR festlegen möchten, kommt da sehr, sehr viel auf den Stadtrechnungshof zu. Es ist für uns grundsätzlich nicht nachvollziehbar, wie diese Prüfungen dann entsprechend zeitnah funktionieren sollen. Zu guter Letzt haben Sie da mehrere Punkte bezüglich weiterer Reformvorschläge angeführt: die Prüfkompetenz bei Minderheitenbeteiligungen, dringliche Prüfersuchen beziehungsweise auch Vorschläge bezüglich der Stellungnahmen von amtsführenden Stadträten. Das können wir uns grundsätzlich alles vorstellen. Was Sie vielleicht noch ein bisschen erläutern könnten beziehungsweise sollten, ist, wie das mit der Befugnis bezüglich Bezirksvertretungen aussehen soll. Das würde uns durchaus näher interessieren. Auch wenn sich ein Stadtrechnungshofdirektor vielleicht die Ernennung auf Lebenszeit wünscht, weiß ich nicht, ob das der Weisheit letzter Schluss ist. Ich glaube, dass wir mit den zwölf Jahren und der einmaligen Bestellung jetzt durchaus einen Modus gefunden haben, der sinnvoll und nachvollziehbar ist. Deshalb halten wir es auch für zweckmäßig, bei diesen Bestimmungen zu bleiben, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.) Abschließend möchte ich seitens meiner Fraktion an dieser Stelle noch dem Vorsitzenden des Stadtrechnungshofes im Prüfungszeitraum 2023, Herrn Dr. Gorlitzer, herzlichst für seine professionelle und umsichtige Vorsitzführung danken. Ich darf das für das Jahr 2024 entsprechend auch bis zum aktuellen Vorsitzenden, Herrn GR Kowarik, weiterspinnen, der den Vorsitz, glaube ich, auch in der entsprechenden Objektivität, Sachlichkeit und Professionalität führt. Ich glaube, auch die anderen Fraktionen werden diese Sichtweise teilen. (Beifall bei der FPÖ.) Natürlich möchte ich auch dem Stadtrechnungshofdirektor sehr herzlich danken und bitte, diesen Dank auch entsprechend an Ihre Mitarbeiter weiterzuleiten. - Herzlichen Dank für die wertvolle Arbeit für diese Stadt, die unterm Strich natürlich auch im Sinne der Wiener Steuern- und Gebührenzahler ist. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin ist GRin Mag. Emmerling zu Wort gemeldet. Bitte. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Sehr geehrter Herr Stadtrechnungshofdirektor! Schön, dass Sie heute bei uns sind. Es ist mir jedes Jahr eine große Freude, auch zum Tätigkeitsbericht des Stadtrechnungshofes zu sprechen, den Sie uns heute wieder vorlegen, weil die Debatte, die wir hier jetzt heute führen, eines an sich hat, und zwar, dass sie von großer Wertschätzung geprägt ist. Das haben wir doch allzu selten hier im Wiener Gemeinderat. Das ist aber natürlich etwas Schönes. Da bin ich immer froh, dass wir uns quer über alle Fraktionen hinweg sehr einig sind, wenn es darum geht, Ihre Arbeit zu würdigen und die Wichtigkeit des Stadtrechnungshofes hervorzuheben. Wir sind uns alle einig, wie enorm essenziell Ihre Prüfungen sind und wie wichtig sie auch für unsere politische Arbeit sind. Diese breite Zustimmung sieht man ja auch an Ihrer sehr beeindruckenden Arbeitsleistung im vergangenen Jahr. Der Kollege vor mir hat ja schon viele Zahlen genannt. Ich glaube aber, eine, die ich mir noch herausgesucht habe, ist noch nicht gefallen, und zwar die Gesamtschau der Prüfberichte. Die 68 Prüfberichte haben einen beeindruckenden Gesamtumfang von 3.512 Seiten. Da sieht man also, was Sie in einem Jahr hier produzieren. Das ist wirklich gewaltig. Gratulation dazu. (Beifall bei den NEOS sowie von GR Mag. Thomas Reindl und GRin Dr. Jennifer Kickert.) Zehn Berichte erfolgten auf Grund von Prüfansuchen, die Mehrheit auf Eigeninitiative. Fünf Mal haben Sie Maßnahmenbekanntgaben geprüft, ebenfalls fünf Mal gab es eine Nachprüfung. Was den Umsetzungsstand der Empfehlungen betrifft, so ist natürlich auch dieser immer ganz wichtig, denn in erster Linie zählt ja nicht, wie viele Empfehlungen Sie aussprechen. Es ist natürlich gut, wenn Sie viele Empfehlungen aussprechen, aber in Wahrheit muss man natürlich darauf schauen, dass möglichst wenige Empfehlungen notwendig sind. Ja, es sind viele Empfehlungen, die Sie aussprechen. Dann geht es darum, wie viele wirklich umgesetzt werden. Von 678 Empfehlungen im vergangenen Jahr wurden 2 Drittel bereits umgesetzt. Weitere 15 Prozent befinden sich in der Umsetzung. Bei gut 16 Prozent ist die Umsetzung geplant. 2,1 Prozent - für die, die mitgerechnet haben - bleiben hier offen. Dafür gibt es keine Umsetzungsabsicht. Das wird vielleicht - oder ich hoffe doch, wahrscheinlich - unterschiedlichste Gründe haben. Es wäre natürlich schön, wenn wir einmal auf 100 Prozent kommen würden, aber ich würde jetzt nicht wagen, darauf zu wetten. Wenn man das jetzt im Vergleich zum Jahr davor anschaut, ist auch gut: Der Umsetzungsgrad bei allen ausgesprochenen Empfehlungen ist erneut gestiegen. Das ist natürlich schon auch eine Bestätigung dafür, dass die Arbeit des Rechnungshofes von den politisch Verantwortlichen sehr ernst genommen wird und man daraus natürlich Verbesserungen für die Verwaltungstätigkeiten der politischen Entscheidungstätigkeit ableitet. Ein so hoher Umsetzungsgrad verdeutlicht auch, dass man gegenüber den Wiener Bürgerinnen und Bürgern den Nutzen und Mehrwert der Tätigkeit des Stadtrechnungshofes zur Geltung bringt. Denn schlussendlich sind sie es ja, die davon profitieren, dass durch Ihre Tätigkeit die Verwaltung und die politische Arbeit dieser Stadt immer effizienter und auch immer transparenter werden. Vielleicht noch eines: Es wurde schon unsere Reform angesprochen, die wir im letzten Jahr getroffen haben - mit vielen, vielen Neuigkeiten für den Stadtrechnungshof. Kollege Berger hat sie auch aufgezählt. Deswegen bin ich natürlich auch auf den Bericht im nächsten Jahr sehr gespannt. Der wird wahrscheinlich noch einmal spannender, weil dann die eine oder andere Änderung, die wir jetzt beschlossen haben - das war im Oktober 2023, sie gelten dann natürlich für das nächste Jahr - in gewisser Weise schon schlagend ist. Da bin ich schon sehr gespannt, wie der Bericht dann aussehen wird. Wahrscheinlich werden es noch mehr als 3.512 Seiten werden. Abschließend möchte ich mich im Namen meiner gesamten Fraktion natürlich bei Ihnen persönlich herzlich bedanken, aber nicht nur bei Ihnen, sondern auch bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Stadtrechnungshofes für ihre wertvolle und wichtige Arbeit. Es geht darum, dass wir diese Stadt jedes Jahr noch besser machen. Das können wir auch dank Ihnen. Dafür ein herzliches Dankeschön. (Beifall bei den NEOS sowie von GRin Dr. Jennifer Kickert, GR David Ellensohn und GR Mag. Thomas Reindl.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Ellensohn zu Wort gemeldet. Bitte. GR David Ellensohn (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Direktor des Stadtrechnungshofes! Ich sage es gleich am Anfang, weil ich es am Ende der Rede oft vergesse: Vielen Dank an Sie, Herr Direktor, und an die 83 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtrechnungshofes. Ich habe es jetzt noch einmal nachgelesen. Es sind 3.512 Seiten. Wer es nachlesen will: Für SchnellleserInnen - eine Minute pro Seite für die, die das können - wären das 60 Stunden. Das geht sich aus. Man kann es als Sommerlektüre mitnehmen. Für die, die es noch nicht gelesen haben, wäre das möglich. Vielen Dank für diese Arbeit. (Beifall bei den GRÜNEN sowie von GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic und GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM.) Die Vorrednerin und der Vorredner haben viel zusammengefasst, was insgesamt auch auf organisatorischer Ebene passiert ist. Da kann man sich nur anschließen. Ich möchte einen Punkt im Bericht auf Seite 19 hervorheben, wo der Stadtrechnungshof über die Veröffentlichung der Prüfungsberichte und die Medienarbeit schreibt. Da muss man sich jetzt als Politiker oder Politikerin extra bedanken. In Deutschland gibt es das bei Stadtrechnungshöfen in einigen Fällen, dass die selber Pressekonferenzen machen und ihre Berichte öffentlich machen, was die Arbeit der politischen Parteien und der politischen Mandatare natürlich schwerer macht. Bei uns macht der Stadtrechnungshof die mediale Arbeit und die ganzen Interviews nicht selber. Da bleibt einiges für uns alle übrig. - Vielen Dank dafür. (Beifall bei den GRÜNEN und von GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic.) Ich möchte bei den Berichten nur auf ganz wenig eingehen. Die Wien Energie wird Martin Margulies noch behandeln und die Psychosozialen Dienste für die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung die Kollegin Barbara Huemer. Ich möchte nur herausgreifen: Das Jahr hat im Jänner mit Minibambini angefangen. Das war der erste Bericht. Der letzte betraf dann die U-Bahn-Sicherheit bei der Abfahrt der Züge. Das sind alles wichtige Punkte. Nur ganz kurz zu Minibambini. Dort ist es nämlich am leichtesten, zu zeigen, wie wichtig die Arbeit des Stadtrechnungshofes ist. Die MA 10 hat diesen Kindergarten geprüft - nicht ein Mal oder zwei Ml oder drei Mal. Für die, die sich erinnern - die Zahl kommt vom Herrn Bürgermeister selber, der das in einer Dringlichen Anfrage beantwortet hat: 53 Mal ist die MA 10 in diesen Kindergarten gegangen und hat gesagt, es ist alles leiwand. 53 Mal. Warum sind diese Berichte wichtig? Weil wir ja damit weiterarbeiten. Heute in der Früh - der Bericht des Stadtrechnungshofes ist vom letzten Jahr im Jänner - in der Fragestunde hat Kollegin Julia Malle wieder eine Frage dazu gestellt, die wir leider immer noch nicht beantwortet bekommen haben: Wie viele verschiedene Prüfer und Prüferinnen waren es denn bei den 53 Prüfungen? Es macht nämlich einen Unterschied, ob einer 53 Mal hingegangen ist - denn dann hätte ich ein paar Verdachtsmomente, die ich jetzt nicht ausspreche, was das dahin gehend bedeutet - oder ob es 22 verschiedene Prüferinnen und Prüfer waren - mehr als 22 Prüfer und Prüferinnen gibt es, glaube ich, nicht -, und jeder hat halt 2 Mal etwas übersehen. Das macht einen Unterschied. Die Frage wurde bis heute nicht beantwortet. Eineinhalb Jahre laufen wir dem nach. Immer noch wissen wir es nicht. Für uns sind die Berichte nicht allein an dem Tag, an dem sie herauskommen, wichtig, sondern: Was bedeutet das? Was kann man besser machen? Das ist ja die grundlegende Idee von Überprüfungen und Kontrollen. Wo muss man dran bleiben? Wir bleiben dran, bis wir es wissen. Irgendwann wird uns ja jemand sagen können, wie viele Leute - wir brauchen nicht den Namen der Person - das waren. Es wäre nicht so schlecht zu wissen. Ich habe den Eindruck: Wer immer das war, hat die Arbeit nicht sehr gut gemacht. Das ist aber noch die harmlose Variante. Die schlimmere Variante - da ist es ja um viel Geld gegangen - ist eben, dass ganz etwas anderes vorgefallen ist. Das wäre auf jeden Fall überprüfenswert. Das war im Bericht vom letzten Jänner 2023, der uns jetzt, am Ende der 1. Jahreshälfte 2024, immer noch beschäftigt, sehr, sehr wichtig. - Vielen Dank für diese Arbeit. (Beifall bei den GRÜNEN.) Dann sind die ganzen politischen Parteien überprüft worden. Da sind wir immer froh, weil wir dabei jedes Mal gut aussteigen. Wer hat Bestandsverträge mit der Stadt Wien? Wo wissen wir es nicht genau? Wer kriegt billigere Mieten? Und so weiter, und so fort. Es ist vom Ergebnis her eh immer das Gleiche. Es ist wichtig, weil nachher ja manchmal etwas geändert wird, weil das schlechte Gewissen die Fraktionen, die davon profitiert haben, oder die Fraktion, die davon profitiert hat, antreibt, es besser zu machen. Zum Abschluss noch zu einem Punkt, zur Wiener Wohnen Kundenservice Ges.m.b.H.: Da ist der Bericht. Dann überlegen wir: Was lesen wir da alles? Was steht da bei den Empfehlungen? Was könnten wir da machen? Wir arbeiten damit weiter. Das ist ja eine Grundlage für die Kontrollarbeit auch der Opposition, nicht nur des Stadtrechnungshofes. Wir haben ja mittlerweile genau in dem Bereich zwei eigene Prüfersuchen abgegeben. Wir bauen also auf der Arbeit des Stadtrechnungshofes auf. Deswegen ist die Symbiose beziehungsweise Zusammenarbeit - Symbiose ist übertrieben, weil wir ja nicht zusammensitzen und uns das ausmachen ... Wir nutzen aber die Arbeit des Stadtrechnungshofes, um unsere Arbeit zu machen. Der Stadtrechnungshof nutzt die 83 MitarbeiterInnen, um seine Arbeit zu machen, und der Herr Direktor passt auf, dass alles gut funktioniert. Vielen Dank dafür. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Dr. Gorlitzer zu Wort gemeldet. Bitte. GR Dr. Michael Gorlitzer, MBA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Mag. Sedlak! Herr Stadtrechnungshofdirektor, Frau Mag. Franta war gerade da. Das ist Ihre Pressesprecherin. Meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Der Stadtrechnungshof ist tatsächlich die wesentlichste Kontrollinstanz hier in der Stadt Wien. Er ist nicht nur für uns als Wiener Volkspartei als größte kontrollierende Partei hier in der Stadt wichtig, sondern auch für die Stadtregierung und auch für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt, damit die Steuermittel wirtschaftlich, effektiv und sparsam eingesetzt werden. Im Bericht des Stadtrechnungshofes ist die Rede davon, dass der Wirkungsgrad gesteigert worden ist. Nur 2,1 Prozent der Maßnahmen sind nicht umgesetzt worden, 65,6 Prozent sind umgesetzt worden. Der Rest ist entweder in Umsetzung oder in Planung. In den Stadtrechnungshofberichten ist nur ein Bericht besonders auffällig, nämlich der betreffend den Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien. Ungefähr 20 Mal kommt vom Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien als Antwort, dass die Maßnahmen nicht umgesetzt werden oder nicht relevant sind. Da könnte man gleich hineinschreiben: Habt uns gern! Wir machen eh das, was wir wollen. Das war schon ein bisschen auffällig, weil oft gerade in dem Bericht die Sinnhaftigkeit des Einsatzes der Mittel kritisiert wird, die immerhin 20 Millionen EUR im Jahr ausmachen. Dafür, wie man Geld einsparen und wie man es gut einsetzen kann, hat der Stadtrechnungshof eine wichtige Funktion und einen Mehrwert. Da gebe ich Kollegin Emmerling auch total recht. Denn wenn man die 109 verschiedenen Beispiele heranzieht, die der Rechnungshof aufgedeckt hat, könnte man in dieser Stadt 6,8 Milliarden EUR an Steuergeld sparen. 6,8 Milliarden EUR sind ein beträchtlicher Betrag in den letzten Jahren. Letztes Jahr, am 19. Oktober 2023, wurden hier im Wiener Gemeinderat beziehungsweise Landtag ein neues Stadtrechnungshofgesetz und eine Novellierung beschlossen, die die Unabhängigkeit des Stadtrechnungshofes deutlich stärkt und ihn als eigenes Organ der Gemeinde etabliert - mit eigener Personalhoheit und Regelungen zur Bestellung und Abwahl des Stadtrechnungshofdirektors. Das war eindeutig ein Weg in die richtige Richtung. Ich möchte mich hier auch im Namen meiner Fraktion bei den knapp 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Stadtrechnungshofes und ihrem Direktor für die gute Zusammenarbeit herzlich bedanken. (Beifall bei der ÖVP.) Vor Kurzem - ich glaube, letzte Woche, am 15. Mai 2024 - veranstaltete der Stadtrechnungshof unter der Leitung von Mag. Sedlak ein Symposium zum Thema "Nachhaltiger öffentlicher Haushalt - aktuelle Herausforderungen", das sehr interessant war. Dort war der Präsident des Rechnungshofes aus Sachsen, Jens Michel, geladen. Er war zuvor CDU-Abgeordneter und berichtete über den ausgeglichenen Budgethaushalt in Sachsen. Die haben seit 2014 ein Neuverschuldungsverbot. Meine Damen und Herren von der Regierungsfraktion, nehmen Sie dieses Wort vielleicht in Ihr Repertoire auf! Es heißt - noch einmal - Neuverschuldungsverbot und bedeutet, dass die Einnahmen und Ausgaben im Land Sachsen gleich hoch sind und die Schulden nicht so wie bei uns weiter explodiert sind. Mittlerweile liegen die Schulden in der Stadt Wien ja bei über 10 Milliarden EUR - 2023 um 1,3 Milliarden EUR gestiegen. Was bedeutet das? Im Land Sachsen konnte man durch die Zinsersparnisse infolge dieses Neuverschuldungsverbotes einen weitaus höheren politischen Handlungsspielraum gewährleisten. Man konnte auch die Ausgaben für Bildung und Forschung in diesem Land auf ein Drittel der Gesamtausgaben steigern. Diese Veranstaltungen des Rechnungshofes sollten also - in diesem Zusammenhang vor allem für den Herrn Finanzstadtrat - eigentlich eine Pflichtveranstaltung sein, weil man da durchaus lernt, wie man mit einem öffentlichen Haushalt gescheit, verantwortungsvoll und nachhaltig umgehen kann. Ja, wir sind für eine Ausweitung der Prüfkompetenzen des Stadtrechnungshofes. Wir sind auch der Meinung, dass das nach wie vor etwas zu wenig stark verankert ist - im Gegensatz zur SPÖ, die das im Nationalrat für den Bund weiterhin dauernd fordert und weitere Forderungen aufstellt, in Wien dagegen eher zögerlich und zurückhaltend ist. Deswegen schlagen wir vor, dass wir diese Reform des Stadtrechnungshofes weiter vorantreiben und zum Beispiel die Befugnis des Stadtrechnungshofes zur Prüfung ab einer Minderheitsbeteiligung der Stadt Wien von 25 Prozent erweitern. Bis jetzt sind es ja nur zwei Stellen. Da gibt es aber viele andere wie den Verkehrsverbund Ostregion, die Wiener Volkshochschulen oder den Wohnservice Wien und selbstverständlich auch die Tochtergesellschaften der Stadt Wien, die dazugehören. Übrigens ist das auch eine Forderung der NEOS, die leider im letzten Reformvorhaben nicht umgesetzt wurde. Zum Thema der Bezirksvertretungen, das Kollege Berger behandelt hat: Grundsätzlich steht die Wiener Volkspartei für eine Stärkung der Bezirksanliegen und Bezirksrechte. Deswegen gibt es auch diese Forderung, dass auch eine Bezirksvertretung ein Mal in der Periode - das ist überschaubar - ein Prüfersuchen an den Stadtrechnungshof stellen kann. Was mir an den Stadtrechnungshofausschüssen auffällt, ist, dass die Magistratsabteilungen immer brav Bericht erstatten und Antworten auf unsere Fragen geben. Die dazu geladenen Stadträtinnen und Stadträte sitzen meistens relativ teilnahmslos dort und verlieren kaum ein Wort. Sie müssen eigentlich fast nie Rechenschaft darüber ablegen, was in ihrem Ressort passiert. Deswegen besteht unsere Forderung, dass auch die Stadträtinnen und Stadträte bei den Stellungnahmen und Maßnahmenbekanntgaben Stellung beziehen sollen. Das Thema Wien Energie hat uns gezeigt, dass manche Prüfersuchen durchaus bevorzugt behandelt werden sollen, vor allem, wenn es besonders aktuelle oder besonders wesentliche Prüfersuchen sind. Deswegen sind wir für eine Vorreihung bei dringlichen Prüfungen, die der Stadtrechnungshof erledigen soll. Wir hatten letztes Jahr miteinander eine sehr interessante Reise nach Hamburg und Berlin und haben uns dort auch die Stadtrechnungshöfe angeschaut. Ein wesentlicher Punkt ist dabei immer wieder gewesen, für wie lang die Ernennung des Stadtrechnungshofdirektors erfolgt. Jetzt ist der Herr Stadtrechnungshofdirektor - ich habe es vorhin gesagt - ein relativ junger Mann. Er ist jetzt auf zwölf Jahre bestellt worden. Es ist nachher ein bisschen schwierig, einen noch besseren Job zu finden. Deswegen ist es für die Unabhängigkeit des Stadtrechnungshofes sicher von Vorteil, wenn dieser unbegrenzt bestellt wird. Zum Thema, warum wir fordern, dass auch Förderungen von Vereinen von über 100.000 EUR geprüft werden sollen: Ich weiß schon, dass das einen Mehrbedarf im Stadtrechnungshof bedeuten würde, wahrscheinlich auch mehr Personal. Gerade aber dieser Fall Minibambini und viele andere haben uns gezeigt, dass diese Millionen Euro an Förderungen, die hier Jahr für Jahr ausgeschüttet werden, oft intransparent sind und nicht besonders gut kontrolliert werden. Deswegen ist es für die Qualität und Abwicklung der geprüften Stellen wichtig, noch ein bisschen genauer hinzuschauen und noch genauer zu kontrollieren. Besonders im Kultur- und Kunstbereich - wir erleben das ja immer wieder - werden hier relativ locker Hunderttausende von Euro ausgegeben und eigentlich nicht wirklich gut überprüft. Deswegen sind wir bei Förderungen von über 100.000 EUR auch für eine verpflichtende und regelmäßige Prüfung der Förderungsnehmer durch den Stadtrechnungshof. Zuletzt komme ich noch zu den größeren Bauvorhaben in dieser Stadt. Das ist eine generelle Herausforderung in jeder Stadt. Die Stadt Wien zeigt sich immer wieder als nicht besonders begabt bei der Abwicklung von Großbaustellen. Ich erinnere nur an das Krankenhaus Nord. Deswegen kommt es immer wieder zu massiven Kostenüberschreitungen. Deswegen sind auch dort ein besonders genaues Monitoring - insbesondere bei Großbauvorhaben - sowie eine Meldepflicht notwendig, wenn es zu einer Überschreitung der Kosten von über 20 Prozent kommt. Im Moment ist das bei über 30 Prozent verpflichtend, aber das war im Rahmen einer anderen Zeit, als die Preise deutlich gestiegen sind. Jetzt sind wir für eine Meldepflicht bei einer Kostenüberschreitung ab 20 Prozent. Bei einer deutlichen Bauverlängerung sollte der Stadtrechnungshof die Möglichkeit haben, eine abschnittsweise Prüfung der Großbauvorhaben zu machen. Grundsätzlich ist die Kontrolle des Stadtrechnungshofes wichtig und unersetzbar. Er zeigt Missstände auf. Er zeigt manchmal auch auf, wenn etwas gut funktioniert. Er zeigt die Fehler auf, die im System zu erkennen sind, und regt Verbesserungen an. Was notwendig sein wird - dafür tritt die Wiener Volkspartei seit Jahren ein: Es soll nicht nur weiterhin einen unabhängigen gestärkten Stadtrechnungshof mit ausbaufähigen Reformen geben. Auch die Geschäftsordnung wird einer Änderung bedürfen, um die konkreten Aufgaben und Tätigkeitsbereiche klar zu verankern und zu regeln. Ich möchte mich abschließend noch einmal beim Herrn Direktor bedanken und auch für die Vorsitzführungen, die von meinen Kollegen sehr professionell durchgeführt werden. Der Stadtrechnungshofausschuss ist sicher einer der umfassendsten und spannendsten Ausschüsse hier im Gemeinderat. Ich freue mich auf eine weitere gute Zusammenarbeit. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner ist GR Ing. Meidlinger zu Wort gemeldet. Bitte. GR Ing. Christian Meidlinger (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Sehr geehrter Herr Direktor des Stadtrechnungshofes! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Als fünfter Debattenredner zu einem Bericht tut man sich schwer, die Zahlen, die ja alle Vorgängerinnen und Vorredner hier schon genannt haben, noch einmal zu wiederholen. Ich werde daher vieles von meinem Bericht auch entsprechend weglassen, weil die Zahlen, Daten und Fakten natürlich einfach nachlesbar sind. Ich möchte mich auch im Namen meiner Fraktion beim Direktor des Stadtrechnungshofes, aber auch bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die wirklich hervorragende Arbeit bedanken, denn die 83 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - davon sind 60 Prüferinnen und Prüfer - leisten wirklich Hervorragendes. Die Qualität der Berichte, die wir bekommen, ist wirklich hochwertig. Auch die Quantität kann sich sehen lassen. Herzlichen Dank dafür. (Beifall bei der SPÖ sowie von GRin Mag. Berivan Aslan und GR David Ellensohn.) Diese Berichte des Stadtrechnungshofes unterstützen uns 100 Abgeordnete bei unserer Tätigkeit, denn der Stadtrechnungshof hat natürlich Möglichkeiten und Methoden, aber natürlich auch die Qualität an Prüferinnen und Prüfern, um die Arbeit so vorzunehmen, wie der Stadtrechnungshof sie vornimmt. Daher gibt es eben diese tollen Berichte, die uns unterstützen. Weil es manchmal so rüberkommt, sage ich auch das hier: Es ist kein Instrument der Opposition. Es ist auch ein Instrument der Regierung, um hier weitere Verbesserungen vorzunehmen. Der Stadtrechnungshof - auch das wurde heute schon gesagt - prüft ja die Verwaltung auf Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit. Der Stadtrechnungshof nimmt aber auch sicherheitstechnische Prüfungen vor. Diesbezüglich hat der Wiener Stadtrechnungshof ein Alleinstellungsmerkmal. Über all dem steht jedoch ein politischer Wille. Das heißt, die Mittelverwendung - die Zweckmäßigkeit - obliegt uns hier, nämlich den politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern. Das ist natürlich oft ein Spannungsfeld, in dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder der Stadtrechnungshof leben. Ich kann aber auch da nur feststellen, dass diese Aufgabe, neutral an die Sache heranzugehen, um diese sicherlich nicht leichten Herausforderungen und Aufgaben zu meistern, und auch alle persönlichen Befindlichkeiten zurückzustellen, wirklich großartig gemeistert wird. Wie schon gesagt, war das Jahr 2023 von einer sehr gelungenen und am Ende des Tages auch einstimmig beschlossenen Reform der Möglichkeiten geprägt, die wir dem Stadtrechnungshof gegeben haben. Das ist eine lange Fortsetzung. Wir haben 2013 eine Reform des Stadtrechnungshofgesetzes gehabt. Es hat dann ein Peer Review gegeben, es hat Fachenqueten gegeben. Die Ergebnisse wurden dann auch im Koalitionsübereinkommen der Fortschrittskoalition niedergeschrieben. Nach ausführlichen und guten Beratungen - das möchte ich hier noch einmal wiederholen - haben wir die Gesetze dann einstimmig beschlossen. Es wurde schon angedeutet: Es ist eine Änderung der Stadtverfassung notwendig gewesen. Wir haben ein Stadtrechnungshofgesetz geschaffen, das den Stadtrechnungshof jetzt als eigenes Organ definiert hat, das aus dem Magistrat herausgelöst wurde. Ein neues Organisationsgesetz wurde geschrieben, was die Absicherung und Unabhängigkeit ja noch einmal feststellt. Wir haben auch die Weisungsfreiheit des Stadtrechnungshofes durch Änderung der Weisungsfreistellung neu geregelt. Bestellung und Abwahl des Stadtrechnungshofdirektors haben wir jetzt mit zwölf Jahren festgelegt. Es ist keine Wiederbestellung möglich. Wir haben es also nicht so wie die ÖVP mit dem Papst, dass wir den Stadtrechnungshofdirektor jetzt auf Lebzeit bestellen. Das wollen wir nicht, wie es im Antrag drinnen steht. (GR Mag. Manfred Juraczka - erheitert: Wir haben keinen Draht zum Papst! Das ist ein Irrglaube! - GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Wir können vieles, aber das können wir nicht!) - Zumindest ein Teil der ÖVP hat ein bisschen einen Draht. (Heiterkeit beim Redner.) Ob das jetzt bei allen noch so zutrifft, da bin ich mir nicht mehr sicher. Wir haben aber, wie gesagt, die Schaffung des Rechts, dass der Stadtrechnungshofdirektor die Prüferinnen und Prüfer selber aufnehmen darf - auch bei besserer Bezahlung. Da haben wir auch die Besoldung verbessert. Die Kontrollbefugnisse wurden verbessert. Die Etablierung von Meldepflichten, wenn es bei Großbauvorhaben zu finanziellen Überschreitungen oder zeitlichen Verzögerungen kommt, wurde ja schon erwähnt. Ebenso wurde die gesetzliche Anordnung erwähnt, dass die Budgetmittel des Stadtrechnungshofes im Voranschlag gesondert auszuweisen sind. Auch die Festlegung von Verfahrensfristen, die Darstellung der Berichterstattung und die besoldungsrechtliche Bestellung habe ich schon erwähnt. Wir haben dann auch noch das Wiener Parteienförderungsgesetz geändert. Wir haben auch das Akademieförderungsgesetz geändert. Wichtig ist auch, dass der Stadtrechnungshof künftig externe Gutachten selbst anfordern kann. Wir haben jetzt die Berichtspflicht auf zwei Mal im Jahr erweitert, sodass wir nicht nur ein Mal im Jahr über die wirklich tollen Berichte reden können. Wir haben, wie gesagt, auch die Prüfung nach dem Akademieförderungsgesetz und dem Parteiengesetz verschärft. Es ist nur schade, dass die Kleinparteien, die nicht im Gemeinderat sitzen, in diese Prüfungen nicht inkludiert sind. Wir haben im Gemeinderat auch schon einen Antrag beschlossen, dass eine diesbezügliche Änderung notwendig wäre. Vielleicht kommt auch der Bundesgesetzgeber dieser Regelung noch einmal nach. Zurück zum Stadtrechnungshof, zu den Berichten und zum hohen Niveau: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtrechnungshofes absolvieren ja auch Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen. Es gibt ja auf der WU diesen Universitätslehrgang mit einer Dauer von eineinhalb Jahren, praxisnah und qualitativ hochwertig. Vier MitarbeiterInnen haben daran teilgenommen, ein Kollege hat am Uni-Lehrgang Risikoprävention und Katastrophenmanagement teilgenommen. Dieser Lehrgang wird auch noch fortgesetzt. Es werden auch viele individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten in Form von Seminaren, Kursen und sonstigen Schulungen wahrgenommen. Ich möchte hier auch die Gelegenheit nutzen, um mich bei allen Fraktionen zu bedanken, die im Stadtrechnungshof sind. Diese Debatten sind für alle auch immer wieder, glaube ich, sehr, sehr lehrreich. Nun, wie prüft der Stadtrechnungshof? Damit das vielleicht auch einmal den nicht so Kundigen klar ist: Der Stadtrechnungshof gibt sich selbst am Beginn des Jahres ein Prüfprogramm. Dieses Prüfprogramm wird mit den Innenrevisionen oder auch mit dem Bundesrechnungshof abgestimmt, damit es nicht zu Doppelprüfungen kommt. Es wird dann in einem Dialogverfahren zwischen den geprüften Stellen und Einrichtungen ein Rohbericht erstellt und im Stellungnahmeverfahren mit der geprüften Einrichtung bearbeitet, und daraus ergibt sich ein Endbericht samt Empfehlungen. Der wird dann, wie gesagt, auch weiter bearbeitet, indem es diese Maßnahmenbekanntgaben gibt. Dann werden die Maßnahmenbekanntgaben auch zuletzt endlich geprüft, und es kommt dann auch immer wieder zu Nachprüfungen. Diese Berichte, die wir erhalten, sind alle online ersichtlich, nämlich seit dem Jahr 2001 rückwirkend auf der Stadtrechnungshof-Website, die ich nur sehr empfehlen kann. Nun, es gibt das Jahresprüfprogramm. Es gibt dann auch die Prüfersuchen der Parteien. 17 Prozent aller Erstberichte waren Prüfansuchen. Sie binden im Übrigen 28 Prozent der Personalressourcen. Es kommen auch immer wieder Anträge aus der Bevölkerung, die dann auch entsprechend wahrgenommen werden. Das andere Zahlenwerk wurde schon wunderbar berichtet, wie viele Prüfberichte es gegeben hat, wie viele Maßnahmenbekanntgaben, wie viele Seiten, und, und, und. Wichtig ist vielleicht, noch zu sagen, dass rund 80 Prozent der Geschäftsstücke einstimmig angenommen werden. Das heißt, da sind die Prüfberichte dermaßen unauffällig, dass sie nicht diskutiert werden. Das zeigt einfach auch die großartige Arbeit der Kolleginnen und Kollegen in den Abteilungen. Wir hatten sogar Berichte ohne Empfehlungen, und dafür ist den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen dieser Stadt ein großes Dankeschön zu sagen, dass sie hier so toll arbeiten. (Beifall bei SPÖ, NEOS und ÖVP.) Es ist dann so, dass 97,9 Prozent aller Empfehlungen umgesetzt werden. Die Zahlen wurden hier alle schon berichtet. Die Stadt Wien und die Geschäftsstellen nehmen diese Berichte sehr, sehr ernst, denn wenn man sich anschaut, dass wir 97,9 Prozent der Maßnahmenempfehlungen umsetzen, kann man sich das auch im Vergleich zu anderen Einrichtungen anschauen. Zum Beispiel setzt der Bund nur 88 Prozent der gesetzten Empfehlungen um, Wien 97 Prozent, fast 98 Prozent, der Bund 88 Prozent. Wir haben heute auch schon die Anzahl der Berichte gehört. Wenn man sich das in den anderen Bundesländern anschaut, hat zum Beispiel Niederösterreich nur 14 Berichte im Jahr 2023 gemacht, rund 20 Prozent der Empfehlungen werden nicht umgesetzt. Das zeigt, wie wichtig wir das hier in Wien nehmen. Oberösterreich hat ebenfalls nur 20 Prüfungen im Jahr 2023 gehabt. Der Stadtrechnungshof ist auch in Begutachtungsverfahren eingebunden. Er hat 2023 91 Entwürfe geprüft. Er prüft auch den Jahresabschluss der KFA und den Rechnungsabschluss der Stadt Wien. Vielleicht ein paar Anmerkungen zu den hier genannten Berichten: Wenn wir über Minibambini sprechen, möchte ich schon anmerken, dass das eine Privateinrichtung ist, wo anscheinend - das wird jetzt das Gericht klären - hohe kriminelle Energie vorgeherrscht hat, und die Stadt Wien mit ihren Prüfeinrichtungen selbst auf die Missstände draufgekommen ist. Da haben wir keinen Dritten gebraucht, es war schon die Stadt selbst mit ihren Prüfeinrichtungen, die auf die Missstände in diesen Einrichtungen draufgekommen ist. Es war die Rede von den Bestandsverträgen. Auch da möchte ich feststellen, dass der Stadtrechnungshof festgestellt hat, dass es keine gesetzwidrigen Vorkommnisse gegeben hat. Auch der PID und die Maßnahmen sind hier erwähnt worden, wo man jetzt gemeint hat, man hat so lapidar geantwortet. Wir wissen aber schon auch, dass die Maßnahmen deswegen auch nicht umzusetzen waren oder sind, weil mit 1.1.2024 das neue Medienkooperations- und -förderungs-Transparenzgesetz in Kraft getreten ist und sich damit die Spielregeln ohnehin komplett geändert haben. Ich möchte auch noch etwas zu der Anmerkung von Dr. Gorlitzer sagen, was die Neuverschuldung oder Nullneuverschuldung von Sachsen betrifft. Ich glaube nicht, dass das ein vernünftiger Weg ist. Ich denke, wenn wir in die Zukunft investieren, wenn wir in Infrastruktur investieren wollen, dann wird auch eine Neuverschuldung einfach entsprechend notwendig sein. Ich möchte auch festhalten, dass alle Fragen, die direkt an die Stadträtinnen und Stadträte im Stadtrechnungshofausschuss gerichtet wurden, auch ordnungsgemäß beantwortet worden sind. Man kann also auch als Teilnehmer des Stadtrechnungshofausschusses die Stadträtinnen und Stadträte befragen. Zu guter Letzt noch einmal danke schön für die tolle Arbeit, und ich ersuche um Zustimmung zum Bericht. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Mag. Konrad. Bitte. GR Mag. (FH) Jörg Konrad (NEOS): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Werte ZuseherInnen! Sehr geehrter Herr Direktor Sedlak! Schön, dass Sie heute bei uns sind! Es wurde ja schon viel gesagt, daher lassen Sie mich auch am Anfang gleich das Wichtigste sagen, nämlich einen herzlichen Dank an Sie und an Ihr Team für die wieder hervorragende Arbeit, die der Wiener Stadtrechnungshof auch in der letzten Berichtsperiode geleistet hat. Es war wieder ein sehr produktives Jahr. Wir haben heute auch schon viele Zahlen dazu gehört: 68 veröffentlichte Prüfberichte, darin 678 Empfehlungen. Was sehr erfreulich ist, ist, dass der Umsetzungsgrad der ausgesprochenen Empfehlungen im Vergleich zum Vorjahr abermals erhöht werden konnte und bei lediglich 2,1 Prozent der ausgesprochenen Empfehlungen bekannt gegeben wurde, diese nicht umzusetzen. Das zeigt, wie ernst die Arbeit des Stadtrechnungshofs genommen wird, und damit trägt der Stadtrechnungshof ganz wesentlich dazu bei, dass sich die Verwaltung in Wien ständig verbessert und dass wir in unserer Stadt transparent, sauber, wirtschaftlich und sparsam agieren. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Alle Fraktionen - das zeigt die heutige Debatte - schätzen den Wiener Stadtrechnungshof außerordentlich. Dieser Umstand wurde im letzten Jahr auch dadurch unterstrichen, dass wir am 19. Oktober 2023 im Wiener Landtag einen einstimmigen Beschluss zu einem Gesetzespaket zur Stärkung des Wiener Stadtrechnungshofs getroffen haben. Wir haben dazu die Wiener Stadtverfassung novelliert und ein eigenes Stadtrechnungshofgesetz erlassen. Der Stadtrechnungshof wurde damit als eigenes Organ der Gemeinde Wien etabliert und damit in seiner Unabhängigkeit als wichtiges Kontrollinstrument weiter gestärkt. (Beifall bei den NEOS.) Wir haben in dieser Reform die Bestellung und Abwahl des Stadtrechnungshofdirektors/der -direktorin neu geregelt. Mit der Regelung auf Bestellung von zwölf Jahren ohne Möglichkeit auf Wiederbestellung schaffen wir auch weiter mehr Unabhängigkeit. Zukünftige StadtrechnungshofdirektorInnen können nun frei über die Aufnahme von PrüferInnen entscheiden, und wir haben auch eigene besoldungsrechtliche Regelungen für Prüforgane geschaffen. Neben diesen Maßnahmen zur Stärkung des Stadtrechnungshofs haben wir auch neue Prüfkompetenzen geschaffen. Die Meldepflicht bei Großvorhaben wurde heute schon erwähnt, und insbesondere durch Regelungen im Wiener Parteiengesetz, im Wiener Parteiförderungsgesetz sowie im Wiener Akademieförderungsgesetz erhält der Stadtrechnungshof neue Befugnisse zur Überprüfung der Finanzgebarungen der politischen Parteien und damit ein gänzlich neues Prüffeld. Für dieses Transparenzpaket wurden wir unter anderem auch vom ehemaligen Rechnungshofpräsidenten Franz Fiedler sehr gelobt, und ich möchte mich daher an dieser Stelle auch nochmals beim Koalitionspartner, Barbara Novak, Christian Meidlinger, sehr herzlich für die Zusammenarbeit bedanken, aber auch bei allen Fraktionen für die konstruktiven Gespräche, die wir geführt haben, und letztendlich für den einstimmigen Beschluss, den wir hier im Haus fassen konnten. (Beifall bei den NEOS.) Ich denke, dass der Stadtrechnungshof damit sehr gut für die Arbeit der nächsten Jahre gerüstet ist, und ich wünsche Ihnen und Ihrem Team weiterhin viel Erfolg dabei. Ich bin auch schon gespannt, was Sie uns in einem nächsten Bericht oder vielleicht auch schon in einem kleinen "sneak preview" heute in Ihrem Redebeitrag zu dieser Reform berichten werden. Bedanken möchte ich mich zum Schluss auch bei Kollegen Gorlitzer, der 2023 die Vorsitzführung des Stadtrechnungshofausschusses innegehabt hat, und bei allen KollegInnen für die wirklich sehr gute und wertschätzende Zusammenarbeit in diesem Gremium. Ich erinnere mich auch sehr gerne an unsere gemeinsame Ausschussreise im letzten Jahr nach Berlin und Hamburg zurück, die schon auch gezeigt hat, dass der Wiener Stadtrechnungshof sehr gut aufgestellt ist. Daher auch noch einmal vielen Dank an Ihr Team für die tolle Organisation auch dieser Ausschussreise. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Dipl.-Ing. Margulies. Bitte. GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Stadtrechnungshofdirektor, oder Herr Präsident, wie auch immer! Es ist ja schon so gut wie alles gesagt. Was noch nicht oft genug gesagt worden ist, ist Danke. Das erlaube ich mir sowohl bei den knapp 90 Beschäftigten des Stadtrechnungshofes als auch direkt bei Ihnen als auch bei allen, die immer den Vorsitz führen, bei allen Oppositionsfraktionen und den jeweiligen Personen, die Vorsitz führen, sei es Kollege Gorlitzer, Kollege Ellensohn oder hinter mir Kollege Kowarik. Die Vorsitzführung ist meines Erachtens von allen drei immer objektiv und in einer Art und Weise, wie es für den Stadtrechnungshof notwendig ist, nämlich dass man kollegial zusammenarbeitet. Bei den Berichten selbst haben wir große Einstimmigkeit, im Beschluss sowieso, in der Diskussion meistens, weil im Normalfall das, was der Stadtrechnungshof beschreibt, für alle, die im Stadtrechnungshofausschuss sitzen, nachvollziehbar ist, die Kritik, die geäußert wird, die Verbesserungsvorschläge, die geäußert werden, im Großen und Ganzen sowohl von den einzelnen Fraktionen als auch noch viel mehr von den betroffenen Magistratsabteilungen oder Dienststellen in einer Art und Weise geschrieben sind, dass sie zu nehmen sind und dass man damit wirklich etwas anfangen kann und weiterarbeiten kann. Ich glaube, ich habe in meiner allerersten Rede über den Stadtrechnungshof - das muss jetzt schon zwei Jahrzehnte her sein - gemeint, wer wissen will, wie die Gemeinde Wien funktioniert, muss eigentlich nur die Stadtrechnungshofberichte und früher Kontrollamtsberichte der letzten zehn Jahre lesen. Da kommt wahrscheinlich jede Dienststelle ein Mal vor. Wie wird gearbeitet, was macht die Dienststelle? Wie funktioniert das, was kann man besser machen? Und so weiter, und so fort. Allein deshalb ist es wichtig, dass der Stadtrechnungshof mit seiner Arbeit in dieser Art und Weise weiter fortfährt. Weil schon so viel gesagt wurde und man ja nicht alle Berichte sieben Mal wiederholen muss, erlaube ich mir, nur eine ganz kurze Anmerkung zu Wien Energie: Der Wien-Energie-Prüfbericht war ja von unterschiedlichen Ebenen. Einmal hat, glaube ich, der Bürgermeister selber gesagt, man soll prüfen, dann hat es den Prüfbericht von uns gegeben, der in Auftrag gegeben wurde. Jetzt sage ich einmal so: Es sind nicht alle Fraktionen zum exakt selben Schluss wie der Stadtrechnungshof gekommen, auch der Bericht des Bundesrechnungshofes war in Nuancen anders, aber das ist auch nicht das große Problem, weil ich tatsächlich glaube, dass das, was wichtig zu thematisieren war, trotzdem rausgekommen ist, sowohl davor in der UK als auch in den Rechnungshofberichten, und dass diese Verbesserungen hoffentlich angegangen werden, insbesondere auch, was "unmittelbar", was "unverzüglich" für die Frage der Notkompetenz bedeutet. Ich gehe davon aus, dass wir da wirklich irgendwann einmal eine Lösung finden können. Die Frage der Geschäfte der Wien Energie wurde von unterschiedlicher Stelle beleuchtet, und ich sage einmal so: Man hat mehr oder weniger glücklich oder unglücklich agiert, dass man am Ende ein Zweimilliardendarlehen gebraucht hat, das über Nacht irgendwie kommen hat müssen. Aber sei es drum, seien wir alle froh, dass die Wien Energie so gut dasteht, wie sie dasteht. Viel mehr würde ich mir wünschen, dass die Wien Energie darauf schaut, dass sie gerade in Situationen wie jetzt nicht zu viel Gewinn macht, sondern den Wienerinnen und Wiener ein gutes Angebot für den Strompreis und den Gaspreis und die Fernwärme macht. (Beifall bei den GRÜNEN.) Nichtsdestoweniger - ich habe es vorhin schon gesagt -, es hat schon etwas länger gedauert, und deshalb will ich einen Vorschlag einbringen, worüber wir vielleicht in der nächsten Zeit einmal diskutieren könnten. In der letzten Stadtrechnungshofsitzung, glaube ich, als die Prüfberichte, die von den Fraktionen beantragt wurden, vorgelesen wurden, waren es elf Prüfberichte, elf umfassende Prüfberichte, die neben der normalen Arbeit des Stadtrechnungshofes anstehen. Dass man da diesbezüglich manchmal ein Jahr, eineinhalb Jahre, zwei Jahre warten muss, ist angesichts der Ausstattung des Stadtrechnungshofes erwartbar, sage ich jetzt einmal. Ja, wir könnten noch ein paar zusätzliche Mitarbeiter im Stadtrechnungshof anstellen, dann ginge es vielleicht schneller, aber nicht viel. Vielleicht kann man da mit einer neuen Idee, mit sogenannten Expressberichten Abhilfe schaffen, dass jede Fraktion ein oder zwei Mal pro Periode das Recht hat, einen Expressbericht beim Stadtrechnungshof zu beantragen, der - abgestimmt, dass er auch im Umfang nicht zu groß ist - jedenfalls in vier bis sechs Monaten beantwortet werden kann und vorliegt, damit man tatsächlich auch für die politische Arbeit ein schnelles Ergebnis hat, dort, wo man glaubt, dass schnelle Ergebnisse notwendig sind. Nicht um den anderen eines auszuwischen, sondern um schnell überprüfen zu können: Stimmen die Vorwürfe? Ist da was dran oder kann man gemeinsam etwas ändern? Ich glaube, das wäre ein weiterer Schritt, den es, soviel ich weiß, in anderen Bundesländern nicht gibt, den es auch nicht auf Bundesebene gibt, der uns aber für die weitere sinnvolle und erfolgreiche Kontrolle tatsächlich einen großen Schritt weiterbringen kann. In dem Sinne komme ich zum Ende, bedanke mich noch einmal beim Herrn Direktor und dem gesamten Stadtrechnungshof und seinem Team und wünsche noch eine schöne Weiterarbeit. Die geht ja nicht aus. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Dr. Sittler. Bitte. GR Dr. Peter Sittler (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Wiener Stadtrechnungshof ist eine wesentliche Prüfinstitution dieser Stadt, eben für die wirksame und unabhängige Kontrolle und - das ist auch schon mehrfach gesagt worden - für eine sinnvolle und eine gute Verwendung von Steuergeldern. Es ist auch schon die Organisationsänderung angesprochen worden, dass der Stadtrechnungshof Wien jetzt ein eigenes Organ der Gemeinde ist und die Unabhängigkeit damit natürlich noch gestärkt wurde. Jetzt sind die Zahlen schon genannt worden, diese 68 Prüfberichte und auch die unterschiedlichen Wege, wie ein Prüfbericht entstehen kann beziehungsweise wie er in Auftrag gegeben wird, diese Initiativprüfungen, die eben vom Rechnungshof selbst ausgehen, oder aber auch die, die von anderer Stelle ersucht werden, also von der Stadt oder von den Oppositionsparteien. Das sind alles Wege, um die Gebarung der Stadt ordnungsgemäß und sauber zu prüfen. Das funktioniert wirklich sehr, sehr gut. Ich möchte ein Beispiel - vielleicht ist es ein kleines Beispiel für diese Perfektion des Stadtrechnungshofes - dahin gehend hervorheben: Es gibt im Stadtrechnungshof die schönsten und besten Tischkärtchen. Die sind wirklich mit den Namen drauf, alles perfekt. Das ist eine Kleinigkeit, aber das ist das, was aus meiner Sicht auch die Genauigkeit im Stadtrechnungshof ausmacht. Spannend ist - das ist an dieser Stelle auch schon gefallen, ich möchte es noch einmal hervorheben, gerade für Sie, die draußen zuschauen, die Bürgerinnen und Bürger -, dass all diese Berichte online sind. Online heißt natürlich damit, auch abrufbar. Diese volle Transparenz würde man sich bei manchen Dingen, die geprüft werden, durchaus wünschen, aber alles ist wirklich einsichtig und man kann es sich auch anschauen. Man braucht jetzt nicht vielleicht die letzten zehn Jahre oder so zurückschauen, aber man kann immer bei den aktuellen Dingen nachschauen, die dann auch medial diskutiert werden, denn immer, wenn die Prüfberichte rauskommen, ist es ja so, dass manche Punkte, die wesentlich sind und die etwas diskussionswürdig sind, sofort auch von den Medien aufgegriffen werden. Die sind online, und man kann sich das wirklich auch in Ruhe anschauen. Da ist auch eine Zusammenfassung, also auch wirklich durchaus lesbar dargestellt. Die Prüfungstätigkeit, die Zahlen sind schon genannt worden. Der Dank gilt da wirklich dem gesamten Team des Stadtrechnungshofes. Direktor Mag. Sedlak, vielen Dank. Sie sind natürlich immer hier, Sie sind natürlich auch immer bei den Sitzungen, auch das ganze Team. Das ist auch etwas Besonderes, finde ich, bei den Sitzungen: Es sind sehr, sehr viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch wirklich hier. Das heißt, wenn noch einmal nachgefragt werden müsste, was die einzelnen Berichte betrifft, ist auch wirklich dann weitere Kompetenz von den Kolleginnen und Kollegen von Ihnen, die das auch erstellt haben, hier. Dafür wirklich ein Dank an den Stadtrechnungshof. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.) Besonders zu den Fragen an Stadträtinnen und Stadträte wurde gesagt, man kann ja auch die Stadtregierung diesbezüglich in den einzelnen Geschäftsbereichen fragen: Ja, das tun auch wir als Oppositionsparteien. Die es nicht tun - no na, könnte man jetzt sagen, aber da ist mir noch selten eine Nachfrage aufgefallen -, sind die Regierungsfraktionen. Da wird natürlich gelobt, keine Frage, weil da auch die Weiterentwicklung der eigenen Arbeit, eben die Weiterentwicklung der eigenen Magistratsdienststellen stattfindet. Zum Beispiel bei den NEOS, die jetzt mit Kollegen Konrad auch im Stadtrechnungshofausschuss sitzen: Kollege Konrad hat selten noch eine Frage gestellt oder selten noch etwas hinterfragt. Die Berichte sind online, auch wenn manchmal nichts - Kollege Meidlinger hat es gesagt - an Gesetzwidrigkeiten aufgedeckt wurde, weil sie in dem Fall nicht da sind. Dazu komme ich dann aber noch. Die Zahlen sind transparent auf dem Tisch, weil die Rechnungshofberichte eben auch abrufbar sind, und das ist doch ein großer Unterschied, was die Transparenz in dieser Stadt betrifft. Es ist alles online und alles verfügbar. Der Umsetzungsgrad ist auch schon genannt worden, der ist mit zwei Drittel relativ hoch. Ich möchte ein wenig auf die Berichte, die meine - unter Anführungszeichen - Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen betreffen, eingehen. Da ist der Umsetzungsgrad sogar noch höher. Etwas, das nicht umgesetzt wurde, gibt es in dem Fall nicht. Ich möchte jetzt aber exemplarisch auf Prüfberichte eingehen. Auch schon genannt worden ist der Prüfbericht zu den Bestandsverträgen mit politischen Parteien. Da geht es unter anderem auch um ein kleines Grundstück am Franzosenweg, wo früher der Verein Arbeiterheim Favoriten eingemietet war beziehungsweise für den es verpachtet war. Das ist dann aufgelöst worden und wurde dann für einen sehr niedrigen Pachtzins an die SPÖ-Favoriten vergeben. Da hat es dann die Diskussion gegeben - nicht nur die Diskussion, sondern auch die Aufzählung im Stadtrechnungshofbericht -, dass diese Pacht nicht erhöht wurde, weil die Rückmeldung der SPÖ-Favoriten nicht gekommen ist. Der Stadtrechnungshof kann zumeist keine Zahlen in seinem Bericht nennen, weil das aus diversen Gründen nicht möglich ist. Wenn andere Berichte oder mediale Teile schon aufgegriffen wurden, dann ist das möglich, aber hier wurden keine Zahlen genannt. Jetzt haben wir als Wiener Volkspartei eine Anfrage an die zuständige Stadträtin gestellt, wie denn tatsächlich in diesem Bereich die aktuellen, aber auch historischen Zahlen sind. Auch da sind dann keine konkreten Zahlen gekommen, das heißt, auf konkrete Nachfrage auch hier keine konkreten Zahlen. Das ist, wie gesagt, der erwähnte Unterschied in der Transparenz. Der Stadtrechnungshof bemüht sich, kann teilweise nicht, aber die Stadt Wien sagt gar keine Zahlen oder gar keine Antwort, um das wirklich zu konkretisieren. Denn, wenn alles in Ordnung ist, wie auch immer angeführt wird, dann könnte man die Zahlen auch nennen. (Beifall bei der ÖVP.) Das Thema Schaukästen war natürlich ein Thema in diesem Bericht. Dass nur für 30 von 98 Lokalen und Magazinen die Verträge vorhanden waren, haben wir heute auch schon gehört. Die sind bei einem Wasserschaden abhandengekommen, defekt geworden, nicht mehr da. Da ist natürlich dann schon die Arbeit des Rechnungshofes wirklich besonders hervorzuheben, dass nachgefragt wurde, dass man auch aufmerksam darauf wird und dass das interne Kontrollsystem auch nachfragt und bei den Magistratsabteilungen unterschiedlicher Art nachwassert, die für die Vergabe und Vermietung zuständig sind. Ein Großteil dieser 247 Schaukästen, die in dem Prüfbericht erwähnt wurden, sind mit 239 von der SPÖ und den nahestehenden Organisationen, 8 Schaukästen von der FPÖ und von der KPÖ. Da gab es dann Bestandsverträge zwischen 0 und 8 EUR. So hat es der Stadtrechnungshof hineingeschrieben, aber dann haben wir wieder keine Auskunft bekommen: Was heißt 0 EUR? Entgehen da dem Steuerzahler/der Steuerzahlerin tatsächlich irgendwelche Mieteinnahmen? Auch das wurde nicht erwähnt, aber einmal aufgedeckt. Ich denke, da muss man dann weiterschauen, dass man nachfragt, beziehungsweise ist hier auch der Stadtrechnungshof wieder eine ganz wesentliche Prüfinstitution. Auch der Umzug der SPÖ-Wien von der Löwelstraße in das Haus der Solidarität, auch in Favoriten, ist schon mehrfach hier im Hause diskutiert worden. Da wurde schon mehrfach auch in Anfragen unterschiedlicher Fraktionen geschaut: Wie sind die Quadratmeter, wie sind die Mieten? Da gab es dann bei der Beantwortung ein Mal mit Mehrwertsteuer, mit Umsatzsteuer, ohne Umsatzsteuer, ein Mal falsche Zahlen, die verdreht wurden. Da war bei der Beantwortung also schon sehr viel, was noch nicht an das Licht gekommen ist. Aus meiner Sicht müsste man dem noch weiter nachgehen, aber hier auch wieder nicht nur mit einer Prüfung vom Unabhängigen Transparenz-Senat, sondern auch vom Rechnungshof, der da hineingeschaut hat. Ein anderer Bericht war gegen Ende des letzten Jahres zu Wiener Wohnen und auch zu einer Hotline, die für viele andere Magistratsabteilungen Dienstleistungen übernommen hat, zum Beispiel für die Gesundheits-Hotline, Hotline für die Wiener Kindergärten, die Kundenkommunikation der MA 35. Da wurde dann auch im Stadtrechnungshof durchaus intensiv diskutiert, bis hin zu der Meinung, dass quasi Parallelstrukturen im Magistrat aufgebaut werden. Das konnte natürlich dargelegt werden, aber es ist genauso zu hinterfragen und auch da wieder eine ganz wichtige Arbeit des Stadtrechnungshofes, in dem Bereich auch Einschau zu halten, in einem Bereich, wo man sie vielleicht sonst nicht bekommen kann. Es ist schon die Änderung im Stadtrechnungshof mit den Großbauvorhaben erwähnt worden. Wenn 30 Prozent der Auftragssumme überschritten werden, dann gibt es eine Meldepflicht. Da wird dann auch wirklich spannend sein, wann dann gemeldet wird, wie dann auch die Prüfung erfolgt und wie die Prüfberichte sein werden, denn ich traue mich an dieser Stelle jetzt schon zu sagen, da wird es das eine oder andere Projekt geben, das diese 30 Prozent überschreitet. Da geht es aber eher darum, dass der Stadtrechnungshof das dann auch mitbekommt, denn ihr selber könnt das nicht mitbekommen, sondern ihr müsst das natürlich auch gemeldet bekommen. Auch die erweiterte Befugnis bei der Überprüfung der Finanzgebarung politischer Parteien war ein Thema. Mein Kollege Michael Gorlitzer hat als Fraktionsführer bei uns im Stadtrechnungshof schon unsere Forderungen genannt, dass eine verpflichtende Prüfung bei Fördernehmerinnen und Fördernehmern über 100.000 EUR sein soll, die Beteiligungen ab 25 Prozent zu prüfen wären. Das Thema mit der Prüfung der Bezirksvertretungen, die ein Recht haben sollten, ein Mal pro Periode einen Prüfantrag zu stellen, aber auch, um bei diesen schon erwähnten Großvorhaben die Grenze nicht auf 30, sondern auf 20 Prozent runterzusetzen. Diesen Antrag stellen wir heute, weil natürlich eine Überschreitung von 20 Prozent - in Wien kommt da ja durchaus noch viel mehr vor - ganz wesentlich ist und dabei der Stadtrechnungshof wirklich sehr wesentlich ist. Wir fordern weitere Kompetenzen und werden auch weiter schauen, dass der Stadtrechnungshof auch wirklich konkret prüfen kann. Das haben wir schon mehrfach erwähnt. Noch einmal der ganz große Dank an den Stadtrechnungshof. Vielen herzlichen Dank. Es gibt noch viel zu tun, aber ihr werdet das machen. Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Neumayer. Bitte. GR Jörg Neumayer, MA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werter Herr Direktor! Vielen herzlichen Dank! Das ist ja ein richtig harmonischer Tagesordnungspunkt, und das freut mich. Ich möchte mich gleich zu Beginn diesem Dank für Ihre Arbeit anhängen. Ich glaube, bei Transparenz und Kontrolle zeigt sich tagtäglich in unserem Tun in der Stadt, wie wichtig diese sind und wie wichtig es ist, dass wir hier einen Stadtrechnungshof haben, der ganz besonders darauf achtet und uns immer wieder Möglichkeiten zeigt, in unserer Arbeit noch besser zu sein. Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte diesen Tagesordnungspunkt jetzt dazu nutzen, um unseren eingebrachten Antrag gegen Cyberkriminalität kurz zu argumentieren. Wir leben in einer Ära der Digitalisierung, eines technologischen Fortschritts, wo jeden Tag die ganze Stadt, die Bevölkerung vor neuen Herausforderungen steht. Wir müssen uns bewusst sein, dass das, was im letzten Cybercrime-Report des Innenministeriums gezeigt worden ist, reale Bedrohung für unsere Bevölkerung bedeutet. Wir reden hier von Internetbetrugsdelikten, die sich allein im letzten Jahr um 34.000 gesteigert haben, das ist eine Erweiterung um 23 Prozent. Wir reden aber auch davon, dass immer mehr und mehr Betroffene von Hass im Netz sind und damit reale Auswirkungen in ihrem Leben spürbar sind. Das sind alles Gründe, warum unsere Stadträtin Ulli Sima bereits 2022 die Cybercrime-Helpline umgesetzt hat, wofür ich mich sehr bedanken möchte. Als Initiator möchte ich mich aber auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses bedanken, die diese Arbeit machen und in den letzten 2 Jahren schon über 1.300 Bürgerinnen und Bürger beraten haben und im Notfall an die richtige Stelle aus dem NGO- und NPO-Wesen weitervermittelt haben. Aufbauend auf unseren Erfahrungen dieser zwei Jahre Arbeit haben wir gemeinsam eine Enquete im Rathaus gestartet, bei der weitere Ergebnisse und Erkenntnisse präsentiert worden sind, unter anderem unser ABCD gegen Internetkriminalität und für mehr Awareness, in dieser Frage für eine bessere Zusammenarbeit mit der Polizei, für die Verbreitung unser Cybercrime-Quizzes für Junge und Junggebliebene, um einfach fitter in diesen Fragen zu sein, aber genauso für Deepfake-Schulungen, damit wir uns diesen Herausforderungen unserer Gesellschaft gemeinsam stellen können. Wir setzen also intensiv auf die Stärkung unserer Bevölkerung und auf mehr Zusammenarbeit. Gleichzeitig fordern wir aber auch mit diesem Antrag, den wir heute einbringen, die Bundesregierung auf, einige wichtige noch ausstehende Maßnahmen zu setzen. Punkt 1: Die Stärkung der Staatsanwaltschaft in der Frage der Cyberkriminalität, sowohl personell als auch finanziell. Punkt 2: Die Stärkung von BürgerInnenberatungsstellen. Die Cybercrime-Helpline ist einzigartig in Österreich, und wir brauchen einfach Unterstützung von der Bundesregierung, um einen solchen Dienst in allen neun Bundesländern auszurollen. Punkt 3: Die Schulung von Lehrkräften, damit unsere Kinder und Jugendliche verstärkt davon profitieren, was wir hier in der Digitalisierung an Herausforderungen erkannt haben. Punkt 4: Die Aufklärung für Seniorinnen und Senioren, denn es ist niemand zu alt, Opfer von Cyberkriminalität zu werden. Ganz besonders deswegen schauen wir darauf. Punkt 5: Die Förderung von Forschung in der Frage von KI und Deepfakes, um hier Hass im Netz, aber vor allem auch Fake News Herr zu werden. Punkt 6: Die Investition in die KI-Forschung und konkret eine KI-Professur. Sehr geehrte Damen und Herren, diese Maßnahmen der Stadt Wien, aber auch der Forderungskatalog, den SPÖ und NEOS hier gemeinsam vorbringen, sind weitere Schritte, mit denen wir zeigen, wir nehmen nicht nur die Wienerinnen und Wiener mit ihren Sorgen ernst, sondern wir wollen alle Wienerinnen und Wiener auf den Weg der Digitalisierung mitnehmen und ihnen eine Stütze sein. Vielen herzlichen Dank, und ich bitte um Ihre Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Huemer. Ich erteile es ihr. GRin Mag. Barbara Huemer (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Sehr geehrter Herr Stadtrechnungshofdirektor! Kolleginnen und Kollegen! Auch alle Zusehenden begrüße ich ganz herzlich! Auch als Gesundheitssprecherin der Grünen Fraktion möchte ich in die Debatte zum Tätigkeitsbericht 2023 des Stadtrechnungshofes noch ein bisschen näher eingehen. David Ellensohn hat ja schon angekündigt, worüber ich reden werde, aber zuvor möchte ich, wie alle meine VorrednerInnen, auch Ihnen und Ihrem Team sehr herzlich für die definitiv sehr wichtige und gute Arbeit danken. (Beifall bei den GRÜNEN.) Auch von mir kommt noch ein bisschen Statistik, und zwar zur Geschäftsgruppe Soziales, Gesundheit und Sport. Dort wurden 25 Prüfberichte und Maßnahmenbekanntgaben - das sind um die 16,8 Prozent Ihrer ganzen Arbeit - erstellt. Das ist die am zweithäufigsten geprüfte Geschäftsgruppe. 173 Empfehlungen wurden ausgesprochen. Da, meine sehr geehrten Damen und Herren, schaut es mit dem Umsetzungsgrad weniger erfreulich als im Großen und Ganzen aus, da liegt er nämlich gerade bei 42 Prozent. Ich finde, das ist nicht nur der geringste, sondern da muss man sich eigentlich auch fragen: Warum, wieso, weshalb ist es so schwierig, dauert es so lange, oder sind hier Widerstände, die partout nicht überwunden werden wollen? Sie werden das in Ihren Folgeberichten herausfinden. Wir werden jedenfalls Druck machen, dass bei den Punkten etwas weitergeht, wo es uns ein Anliegen ist. Jedenfalls geht es um die Gesundheitsversorgung der Wienerinnen und Wiener, und da sind aus meiner Sicht natürlich Verzögerungen von Problemlösungen nicht angebracht. Da sollen Reformprojekte nicht verschleppt werden und die Mängel sollen definitiv nicht kleingeredet werden, denn in der Gesundheit nicht zu handeln, kann zwar manchmal kleine Sachen zum Genesen bringen, aber in der Regel ist lange Krankheit der Gesundheit nicht zuträglich, und wenn nicht gehandelt wird, kann es vielleicht das Leben kosten. Es ist aus meiner Sicht also ein sehr delikater Bereich. Da muss man wirklich genau hinschauen, dass das Nichthandeln nicht auf Kosten von Patientinnen und Patienten oder auch auf Kosten des Personals geht. Wir GRÜNE haben dazu ja schon vieles gemacht. Wir sehen Ihre Arbeit als Stadtrechnungshof auch sehr unterstützend in unserer Arbeit, beziehungsweise ist es ja auch ein Teil der Stadtrechnungshofarbeit, dass sich die Verwaltung verbessert und natürlich die Politik auch um die Empfehlungen annimmt. Der Stadtrechnungshof prüfte auch den Wiener Gesundheitsverbund und stellte auch dort deutliche Mängel fest, die unter anderem auch die Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern viel Geld kosten. Ich erwähne nur die Stichworte Großgeräteanschaffung, die Beratungshonorare, die zum Teil wirklich nicht nachvollziehbar exorbitant hoch waren, die an externe Firmen vergeben wurden. Sie haben sich aber auch angeschaut, wie lange die Wartezeiten und das Wartezeitenmanagement sind. Es wurde heute schon angesprochen: Zwischen Prüfzeitraum und Diskussion vergeht viel Zeit. Zum Glück werden viele Dinge in der Zwischenzeit auch verbessert, aber es ist doch immer wieder interessant, zu schauen, wie das genaue Hinschauen tatsächlich dann zu Verbesserungen geführt hat. Genau darum geht es. Trotzdem diese Mängel noch einmal aufzulisten, zeigt ja eigentlich auch nur, wie wichtig Ihre Arbeit ist. Wie gesagt, ich habe mir einen Prüfbericht noch einmal genau hervorgeholt, und zwar geht es um die Versorgung von entwicklungsgefährdeten Kindern und Jugendlichen sowie von jenen mit psychologischen Problemen und manifesten Entwicklungsstörungen und somatischen und psychiatrisch kranken Kindern und Jugendlichen. Schon alleine das Themenfeld zeigt, dass es sich hier um eine sehr komplexe Prüfmaterie handelt, ein Prüfansuchen, das von uns GRÜNEN eingebracht wurde, weil eben sehr viele Versorgungsmängel diskutiert, festgestellt, von den Menschen wahrgenommen wurden. Der Stadtrechnungshof hat eben die Möglichkeit, hier genau in die Institutionen einzutauchen und nachzufragen: Was ist da los? Was geht weiter? Wie kann die Verbesserung erfolgen? Genau darum ist es uns als GRÜNE auch gegangen. Sie haben die MA 11, die MA 24 geprüft, natürlich den Wiener Gesundheitsverbund, das Kuratorium für Psychosoziale Dienste in Wien, den FSW und die Sucht- und Drogenkoordination, also eine ganze Menge an Einrichtungen. 2021 wurde von uns das Prüfansuchen eingebracht, 2023 lag der Bericht vor. Es ist mir schon klar, dass eine thematische Prüfung natürlich herausfordernder ist als bei einer einzelnen Institution. Umso wichtiger, glaube ich, ist aber genau diese Arbeit, denn in dem Fall geht es ja um die Kindergesundheit, die uns allen ja ein großes Anliegen ist. Was hat der Rechnungshof da festgestellt? Er hat die Versorgungsdefizite im stationären Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie - Zitat - nach wie vor als eklatant und nicht bedarfsdeckend bezeichnet. Dazu ist zu sagen, dass es ja schon früher einen Prüfbericht zu diesem Thema gab. Damit zeigt sich, es hat sich eigentlich wenig verbessert. Das ist traurig, das ist wirklich ärgerlich, und da muss wahrscheinlich politisch von uns auch noch viel mehr Druck erzeugt werden. Dann hat der Stadtrechnungshof festgestellt, dass nur ein Drittel, nämlich zwei von sechs der im Versorgungsplan angeführten extramuralen Ambulatorien für die Zielgruppe der psychisch und psychosomatisch erkrankten Kinder und Jugendlichen bislang in Betrieb gegangen war. Klar, es hat sich wieder etwas weiterentwickelt, aber Fakt ist, wir stehen einfach nichtsdestotrotz nicht dort, wo wir sein müssten. Weiters wurden die Bettenkapazitäten und auch der chronische Personalmangel und die hohen Wartezeiten angesprochen. Alles das sind Probleme, die mittlerweile nicht nur in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu spüren sind - dort aber ganz besonders -, sondern uns mittlerweile im gesamten Gesundheitswesen beschäftigen. Es ist jedenfalls Fakt, dass diese langen Wartezeiten gefährlich sind und dass gerade in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Entwicklungsfenster nicht genützt werden können und damit nachhaltig gesundheitliche Schäden die Folge sein können. Darum braucht es hier wirklich rasche Hilfe. Die Verweildauer haben Sie auch angesprochen, sie ist im stationären Bereich runtergegangen. Da könnte man meinen, das ist ein gutes Zeichen: weniger krank. Nein, nein, das Gegenteil ist der Fall! Wir haben es hier mit Drehtüreffekten zu tun, dass die Kinder und Jugendlichen früher, als es eigentlich gut und sinnvoll wäre, entlassen werden und natürlich dann wiederkommen. Das ist ein Punkt, der uns auch nach wie vor beschäftigt. Minderjährige sind auf Erwachsenenpsychiatriestationen - ein Riesenthema. Transitionspsychiatrie, die ausgebaut wird, soll Linderung verschaffen, aber das ist natürlich nur eine Notlösung. Darauf weist auch der Rechnungshof hin, der davon spricht, dass eine bedarfsdeckende kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung weiterzuführen ist. Der Stadtrechnungshof drückt sich aus meiner Sicht ja mitunter oft recht vornehm aus, aber ich lese das zwischen den Zeilen eigentlich so: Tut endlich weiter! Stellt endlich eine Kinder- und Jugendpsychiatrie bereit, die wir brauchen, und tut nicht länger mit diesen Zwischen- und Notlösungen herum. (Beifall bei den GRÜNEN.) Explizit wird vom Stadtrechnungshof auch kritisiert, dass autistische Kinder und Jugendliche mit extremen Versorgungslücken kämpfen. Wartezeiten von bis zu eineinhalb Jahren waren beispielsweise im Kompetenzzentrum Favoriten zu diesem Zeitpunkt anscheinend nicht unüblich. Das ist natürlich ein Wahnsinn für so kleine Kinder. Dann war noch der Punkt, dass nur Kinder aus diesem Bezirk oder Einzugsgebiet dort zur Behandlung gehen konnten. Man sieht, es mangelt an allen Ecken und Enden. Wesentliche Kritikpunkte des Stadtrechnungshofs waren auch das fehlende Personal. Dort wurde natürlich hingewiesen: Bitte, bemühen Sie sich! Schauen Sie, dass Sie mehr Personal ausbilden. Ja eh, schreibt sozusagen die Verwaltungsstelle, wir bemühen uns eh. Fakt ist aber, dieses Bemühen mündet eigentlich in nicht sehr konkreten Verbesserungen. Wenn ich an die Kinder- und Jugendpsychiatrie in letzter Zeit denke, an die PflegerInnen, die aufschreien und sagen, die Hälfte von uns hat gekündigt, weil die Arbeitsbedingungen untragbar sind, dann geht da einfach viel zu wenig weiter und man kann das nicht so stehen lassen: Ja, ja, die Personalnot ist groß. Im Grunde muss hier deutlich, deutlich mehr passieren. Wenn ich einen Wunsch an den Stadtrechnungshof äußern darf, würde ich mir tatsächlich manchmal ein bisschen mehr Genauigkeit und ein bisschen mehr Druck in Ihrer Wortwahl wünschen, denn dieses lapidar geäußerte, ja, die Personalnot ist überall, können wir so eigentlich nicht stehen lassen, weil sie einfach große Probleme verursacht und letztendlich aber trotzdem nichts weitergeht. Zum Home-Treatment möchte ich auch noch etwas sagen, beziehungsweise passt das auch zu dem Thema Personalnot. Das Home-Treatment ist eine gute Sache, wurde vom PSD aufgebaut, und der Stadtrechnungshof zeigt ganz deutlich, dass psychiatrisches Fachpersonal aus den stationären Bereichen deswegen abgezogen wurde, weil im PSD besser bezahlt wird. Das ist eine Politik, wo wir zwar neue Ansätze haben, aber gleichzeitig woanders Löcher aufreißen. Das kann, es ehrlich gesagt, nicht sein, meine sehr geehrten Damen und Herren, und ich adressiere das insbesondere an die Stadtregierung: Hier muss wirklich endlich ganz konsequent an nachhaltig guten Lösungen gearbeitet werden, und das ist ja fast eine Scheinlösung. Warum mir das auch so wichtig ist: Vor Kurzem hat die Ärztekammer eine Studie präsentiert, und in dieser Studie kommen zwei Ergebnisse, die dazu sehr passen, was auch der Stadtrechnungshof festgestellt hat und warum mir dieses Thema auch so ein Anliegen ist. In dieser Studie wird gesagt, 40 Prozent der niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiater nehmen keine PatientInnen mehr auf, sie sind voll - 40 Prozent. Eigentlich sollte man meinen, der niedergelassene Bereich sollte den stationären Bereich entlasten. Das kann er offenbar nicht, und gleichzeitig ist der stationäre Bereich aber auch am Limit. Sie sehen, für die kinderpsychiatrische Versorgung fehlt es hinten und vorne an Ressourcen. Was auch noch ist, ist, dass man in der niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychiatrie 90 Tage auf einen Termin wartet. Das ist natürlich auch viel zu lange. Hier muss zusammengearbeitet werden, und es braucht auf allen Ebenen Verbesserungen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Bis zum St. Nimmerleinstag kann die kinderpsychiatrische Versorgung nicht warten, wollen wir nicht warten. Wir werden weiter Druck auf die jeweiligen Institutionen aufbauen, damit sich nicht dieser Umsetzungsstau offenbar mit diesen gerade einmal 42 Prozent - natürlich ist das nicht alles Gesundheit, sondern das betrifft das gesamte Ressort - einpendelt, sondern wir zum Durchschnitt Richtung 80, 90 Prozent Umsetzungsquote kommen, damit hier etwas weitergeht. Ich danke Ihnen noch einmal für ihre Arbeit und freue mich auf Ihre weiteren Berichte aus dem Gesundheitsbereich. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Taborsky. Bitte. GR Hannes Taborsky (ÖVP): Der Antrag zu Cyberkriminalität hat mich dann doch provoziert, mich hier kurzfristig zu Wort zu melden. Ich finde es erfreulich, dass man in der Stadt Wien jetzt draufkommt, dass Cyberkriminalität ein Thema ist, denn was hier geschrieben wurde, stimmt zwar, dass es entsprechend ein Problem gibt, allerdings sind die Ableitungen daraus für mich etwas faszinierend. Es steht hier etwas von jahrelanger Stagnation und Untätigkeit der Bundesregierung zu diesem Thema. Ich darf die geschätzten Damen und Herren von der SPÖ und den NEOS, was Ihren Antrag betrifft, einmal informieren. Zum Punkt 1 kann ich nicht viel sagen, aber ab dem Punkt 2, wo Sie fordern, dass Bundesländer unterstützt werden. In Kärnten hat es im November 2022 eine Cybersicherheitskonferenz auf Grund diverser Angriffe gegeben, die es dort im Landesbereich gegeben hat. Das BMI unterstützt in diesem Bereich, und man hat dort für die Verwaltung und für die anderen Bereiche entsprechende Dinge abgeleitet und getan. In Niederösterreich hat es im März 2023 eine große Konferenz mit einer anschließenden Bezirkstour für Schüler, Unternehmer und Verwaltungsbedienstete gegeben. Im Frühjahr 2024 wird es dasselbe in Oberösterreich unter Leitung des Herrn Lhptm Stelzer geben. Der Rechnungshof hat im Juni 2023 in Wien ein Symposium zur Versorgungssicherheit in Krisenzeiten gemacht. Da hätte man genug ableiten können, was hier in Wien zu tun wäre. Manchmal bildet halt Zeitungslesen mehr, als Anträge schreiben. (Beifall bei der ÖVP. - GR Ing. Christian Meidlinger: Sollen wir dir die Zeitungen schicken?) Zum Punkt 2 noch: Es gibt das Projekt "Gemeinsam sicher", Fernsehbeiträge des Leiters der Präventivabteilung des BKA. Jede PI hat einen eigenen Posten zur Prävention bekommen. Zum Punkt 3: Die Polizei ist in den Schulen. Mit dem Projekt UNDER18 wird gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern entsprechend speziell über Cybercrime und Sexting informiert. Das ist eine Aktion der Bildungsdirektion und bundesweit. Es gibt übrigens - zu Ihrer Information, wenn Sie keine Informationen aus dem Pensionistenverband haben - eine Zusammenarbeit beim Punkt 4 für die Seniorinnen und Senioren über den Seniorenrat, wo Seniorenbund und Pensionistenverband im Projekt "Gemeinsam sicher" beim Innenministerium Vorträge buchen können. Das wird auch entsprechend angenommen. Punkt 5 und 6, Förderangebote: Polaschek und Tursky haben im Herbst 2023 das KI- Maßnahmenpaket vorgestellt, das auch entsprechend umgesetzt wird. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn Sie eine Telefonnummer im Innenministerium brauchen, wo man die Dinge abrufen kann, kann ich Ihnen die gerne zur Verfügung stellen. Anträge dauern ein bisschen länger, die Telefonnummer gibt es. Schön, dass die Stadt Wien draufkommt, dass das ein Thema ist. Das Innenministerium steht gerne zur Verfügung. Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächstes darf ich das Wort dem Stadtrechnungshofdirektor Mag. Werner Sedlak erteilen. Stadtrechnungshofdirektor Mag. Werner Sedlak, MA: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Berichterstatter! Sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte! Erstmals herzlichen Dank für die vielen Dankesworte aller Fraktionen. Ich werde sie gerne an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtrechnungshofs weiterleiten, wiewohl ich davon ausgehe, dass einige davon das ohnedies via Livestream mitverfolgen, weil sie sehr engagierte Kolleginnen und Kollegen sind, die für ihre Arbeit brennen und natürlich auch sehr interessiert sind, was Sie neben den geprüften Einrichtungen und der Bevölkerung als Adressaten von den Berichten, die sie über das Jahr hin so produzieren, auch denken. Ich will meine heutige Rede mit etwas anderem starten, nämlich mit einem Rückblick ins Jahr 2014. Vor genau zehn Jahren stand mein Vorgänger erstmals hier an diesem Pult und hat über die Tätigkeiten des Kontrollamtes, jetzt Stadtrechnungshof, berichtet, erstmals deswegen, weil es vor 2014 kein Rederecht im Gemeinderat gab. Ich bin sehr froh über die damalige Entscheidung des Gesetzgebers, weil sie zum einen die Möglichkeit bietet, die Institution Stadtrechnungshof nach außen sichtbarer zu machen, und zum anderen den angenehmen Nebeneffekt bietet, dass ich die vielen Kolleginnen und Kollegen im Stadtrechnungshof, die jeden Tag dafür sorgen und daran arbeiten, dass die Stadt noch effizienter und sicherer wird, dass sie ein Auge darauf haben, dass Budgetmittel der Stadt zweckmäßiger, sparsamer und wirtschaftlicher eingesetzt werden, die diese vielen Tausend Seiten produzieren, die wir heute schon gehört haben, die Sie im Stadtrechnungshofausschuss diskutieren, aber auch medial oder wie heute im Gemeinderat diskutiert werden, ein Mal im Jahr vor den Vorhang holen kann und mich bei ihnen in diesem Rahmen für deren Arbeit und für deren Einsatz bedanken kann. (Allgemeiner Beifall.) Die damals mit 1.1.2014 in Kraft getretene Novelle brachte aus Kontrollsicht viele erfreuliche Neuerungen. Das Rederecht habe ich schon erwähnt. Damals gab es noch das Kontrollamt, also die Umwandlung des Kontrollamts in den Stadtrechnungshof. Es gab eine Zuständigkeitserweiterung bei den Unternehmungen - Stichwort: beherrschender Einfluss - oder es gab auch ein transparenteres Bestellungsprocedere der Direktorin oder des Direktors, indem man ein Hearing im Ausschuss gesetzlich verankert hat, und einige anderen Änderungen. Jetzt, zehn Jahre später, kam es zu einer weiteren großen Novelle. Wir haben schon sehr viel darüber gehört, aber Sie gestatten mir, dass ich ganz kurz auch aus meiner Sicht die Novelle beleuchte. Schließlich ist sie auch aus unserer Sicht durchaus ein Meilenstein. Für mich die zentralste Regelung ist die eigene Organstellung, das heißt, die Herauslösung des Stadtrechnungshofes aus dem Magistrat. Das ist ein sicher richtiger Schritt, aber auch ein mutiger Schritt. Das sage ich mit hoher Anerkennung, weil es durchaus eine akademische Diskussion über die Rechtsstellung und Organstellung von städtischen Kontrollorganen gibt. Ich hoffe auch, dass diese Entscheidung des Wiener Landtages dazu beiträgt, dass in anderen Bundesländern in Österreich ähnliche Entscheidungen getroffen werden. Was mir in diesem Zusammenhang aber auch wichtig zu betonen ist, ist natürlich, dass auch der Stadtrechnungshof selbst angehalten ist, wirtschaftlich zu haushalten. Die Herauslösung des Stadtrechnungshofes aus dem Magistrat heißt nicht, dass Parallelstrukturen geschaffen werden, sei es beim IT-Support, bei den Beschaffungen oder auch bei sonstigen administrativen Tätigkeiten, beispielsweise Personalverrechnung. Der Magistrat hat nach der Wiener Stadtverfassung und dem neu beschlossenen Stadtrechnungshofgesetz dafür Sorge zu tragen, die für die Aufgabenbesorgung erforderliche Intrastruktur zur Verfügung zu stellen sowie die für die Wahrnehmung seiner Aufgaben erforderlichen Personal- und Sachmittel zuzuteilen. An dieser Stelle soll nicht unerwähnt bleiben, dass wir vom Magistrat immer ausgezeichnet unterstützt werden. Dafür auch ein herzliches Dankeschön an den Herrn Magistratsdirektor Mag. Dietmar Griebler und sein Team. (Beifall bei SPÖ, ÖVP, GRÜNEN und NEOS.) Nochmals zurückkommend auf die Novelle, auch wenn wir es schon gehört haben: Die Verlängerung der Funktionsperiode des künftigen Direktors oder der Direktorin ist schon und gerade aus Unabhängigkeitsüberlegungen ebenso sinnvoll wie die fehlende Wiederbestellungsmöglichkeit. Die seit Inkrafttreten bestehende Möglichkeit, über Personalaufnahmen selbstständig entscheiden können, das heißt, ohne vorherige Zustimmung des Herrn Bürgermeisters, halte ich ebenso für essenziell für ein unabhängiges Organ. Gleich verhält es sich mit der Einholung von externen Gutachten, die nunmehr keiner vorherigen Zustimmung mehr bedürfen. Zusammenfassend können wir durchaus konstatieren, dass die Novelle einen wichtigen Beitrag zu einer größeren Unabhängigkeit des Stadtrechnungshofes geleistet hat. Neben den genannten Änderungen wurden auch eine Meldepflicht und eine Erweiterung der Kompetenzen des Stadtrechnungshofes beschlossen. Zum einen wurde bei Großvorhaben im Falle der Überschreitung der Auftragssumme oder der vertraglich bedungenen Leistungsfrist um mehr als 30 Prozent eine Meldepflicht an den Stadtrechnungshof verankert, und zum anderen, wir haben es gehört, wurden durch Regelungen im Wiener Parteiengesetz, im Wiener Parteien-Förderungsgesetz und im Wiener Akademienförderungsgesetz Befugnisse zur Überprüfung der Finanzgebarung politischer Parteien und damit ein gänzlich neues Prüffeld geschaffen. Aber zurückkommend auf das eigentliche heutige Thema, den Tätigkeitsbericht 2023: Der Schwerpunkt der Tätigkeit bestand wie jedes Jahr in der qualitativ hochwertigen Abarbeitung des selbstgewählten Jahresprüfprogrammes. Neben den auf Basis einer Risikomatrix erstellten oder ausgewählten Initiativprüfungen wurden im Jahr 2023 auch wieder Prüfersuchen politischer Parteien abgearbeitet. Wir haben eingangs und auch zwischendurch gehört, diese Prüfersuchen stellen 15 Prozent aller Berichte dar. Von den aufgewendeten Personalressourcen - das ist dadurch bedingt, dass die Prüfersuchen durchaus mitunter sehr umfangreich sind - wurden 28 Prozent aller Personalressourcen für deren Bearbeitung aufgewendet. Wenn Sie einen Blick in die Tätigkeitsberichte anderer Landesrechnungshöfe werfen, dann sticht eines sofort ins Auge: Der Stadtrechnungshof Wien ist eine unglaublich produktive Kontrolleinrichtung, und das ist durchaus auch ein Qualitätsmerkmal. Eine weitere wichtige Kennzahl - auch die wurde schon sehr oft erwähnt, aber ich nenne sie trotzdem, weil sie einfach die Wirksamkeit darstellt - ist der Umsetzungsgrad der ausgesprochenen Empfehlungen. Im Vergleich zu 2022 wurde sie weiter erhöht, und bei lediglich 2,1 Prozent der ausgesprochenen Empfehlungen wurde bekannt gegeben, diese nicht umzusetzen. Viele unserer Berichte fielen unter die seit letztem Jahr bestehenden drei Prüfungsschwerpunkte, die Versorgungssicherheit, die Nachhaltigkeit und die effiziente und effektive Mittelverwendung. Des Weiteren wurden auch wieder Follow-up-Prüfungen durchgeführt, um einerseits die Richtigkeit der Umsetzungsbekanntgabe der geprüften Einrichtung zu überprüfen und andererseits auch eine nachhaltige Wirkung der Empfehlungen des Stadtrechnungshofes sicherzustellen. Ich freue mich auch, dass seit einiger Zeit wieder der nationale und internationale Austausch von Kontrolleinrichtungen stattfinden kann und auch intensiv und aktiv vom Stadtrechnungshof wahrgenommen wird, international im Rahmen von EURORAI, das ist der Zusammenschluss der europäischen regionalen Organe der Finanzkontrolle, andererseits auch im Rahmen des Arbeitskreises der Rechnungsprüfungsämter der deutschen Hauptstädte und größten deutschen Städte, wo im Übrigen der Stadtrechnungshof Wien das einzige ausländische Mitglied aus Sicht von Deutschland ist, oder auch dem Europäischen Rechnungshof. Nicht zu vergessen, letztes Jahr, das wurde auch schon erwähnt, unsere Bildungsreise nach Berlin und Hamburg, die interessante Einblicke in deren Tätigkeit gewährt hat. National findet sowohl mit dem Rechnungshof Österreich als auch mit den anderen Landesrechnungshöfen, mit den Stadtrechnungshöfen und Kontrollämtern in Wien in unterschiedlichen Formaten ein reger Austausch statt. Zudem organisiert der Stadtrechnungshof unter Mithilfe des Österreichischen Städtebundes jährlich ein Fachsymposium im Rathaus für Einrichtungen der Finanzkontrolle aus ganz Österreich zu unterschiedlichen Themen, durchaus aber auch mit internationalen Gästen, heuer zum Thema nachhaltiger öffentlicher Haushalt. Das ist ein wichtiges Thema, an dem erfreulicherweise auch einige Mandatare dieses Hauses teilgenommen haben. Die Prüfungsarbeit betreffend, ist festzustellen, dass die zu bearbeitenden Datenvolumina bei den Prüfungen stetig steigen. Dies führte dazu, dass der Stadtrechnungshof Wien zusammen mit anderen Landesrechnungshöfen ein Projekt zur Evaluierung von KI-unterstützter Datenanalyse sowie KI-unterstützen Prüfprozessen und Methoden bei der Europäischen Kommission eingereicht hat. Mittlerweile erhielt der Antrag auch den Zuschlag durch die Europäische Kommission als sogenanntes Flagship-Projekt. Der Stadtrechnungshof will die Projektergebnisse nutzen, um künftig mit Unterstützung durch Datenanalyse und KI unsere Prüfungen noch effizienter und effektiver abzuwickeln. Projektpartner ist im Übrigen die OECD, und ich erhoffe mir bereits nächstes Jahr Resultate. Darüber hinaus werden wir etwas umsetzen, was ich eigentlich schon früher machen wollte, was aber durch Corona etwas aufgeschoben werden musste. Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten mit Unterstützung des KDZ eine Selbstevaluierung nach CAF-Standards durchführen, und Teil dieser Selbstevaluierung ist auch eine KundInnen- beziehungsweise Stakeholder-Befragung. Dazu zählen die geprüften Einrichtungen, aber natürlich auch Sie alle als Mandatare des Gemeinderates. Ich darf die Gelegenheit nutzen, Sie bereits jetzt zu ersuchen, an der Befragung teilzunehmen. Ich bin sehr an Ihrem Feedback interessiert und kann Ihnen zusagen, dass die Ergebnisse in weitere Entwicklungsschritten des Stadtrechnungshofes münden werden. Zum Abschluss will ich, wie eingangs angekündigt, den vielen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Stadtrechnungshofes für ihren tollen Einsatz und ihre ausgezeichnete Arbeit danken. Ebenso geht mein Dank an die geprüften Einrichtungen für die professionelle Kooperation mit dem Stadtrechnungshof. Danke auch an den Ausschussvorsitzenden des Jahres 2023, Dr. Michael Gorlitzer, für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und den Mitgliedern des Stadtrechnungshofausschusses für die lebhaften Diskussionen über die Berichte des Stadtrechnungshofes. Ich danke den Abgeordneten des Landtages, somit also auch Ihnen, für den einstimmigen Beschluss letzten Herbst und dafür, dass Sie den Stadtrechnungshof in seiner Unabhängigkeit gestärkt haben und ihm damit zu noch mehr Transparenz verhelfen. Zu guter Letzt möchte ich Sie alle wie jedes Jahr einladen, einen Blick auf unsere Homepage zu werfen, wo alle Berichte im Volltext abrufbar sind. Schließlich bedanke ich mich für die mir entgegengebrachte Aufmerksamkeit. - Vielen Dank. (Allgemeiner Beifall.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke, Herr Stadtrechnungshofdirektor. Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet. - Das Nicken (in Richtung GR Mag. Dietbert Kowarik) hat jetzt geholfen. Ich war mir nicht ganz sicher. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 8. Ich ersuche diejenigen, die der Postnummer zustimmen können, um ein Zeichen mit der Hand. - Ich kann die Einstimmigkeit feststellen. Ich möchte mich dem bereits vielfach ausgesprochenen Dank des Gemeinderates anschließen: an den sehr geehrten Herrn Stadtrechnungshofdirektor und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vor allem danken wir dafür, dass er dieser Debatte so aufmerksam gefolgt ist. Vielen Dank. (Allgemeiner Beifall.) Wir kommen nun zu den Anträgen, die zu dieser Post eingegangen sind. Ich bringe den ersten Antrag, der ÖVP, zur verpflichtenden Prüfung von Fördernehmern über 100.000 EUR zur Abstimmung. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP und der GRÜNEN, womit dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Der nächste Antrag, der ÖVP, betrifft Reformvorschläge für den Rechnungshof. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist die Zustimmung der ÖVP und der GRÜNEN gegen die Stimmen der FPÖ, der NEOS und der SPÖ, womit dieser Antrag abgelehnt ist. Der nächste Antrag, der ÖVP, betrifft die Meldepflicht und Kontrolle von Großvorhaben. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des Abg. Kieslich sowie der GRÜNEN. Auch dieser Antrag bleibt in der Minderheit und ist abgelehnt. Der letzte Antrag, von SPÖ und NEOS, betrifft eine Cybercrime-Enquete. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der FPÖ und des Abg. Kieslich sowie der SPÖ und der NEOS. Dieser Antrag hat eine Mehrheit und ist angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 3 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft ein Förderangebot an den Verein Österreichisches Institut für Internationale Politik. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Kaske, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske: Sehr geschätzte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Poststück. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort gemeldet ist GR Öztas. Ich erteile es ihm. Bitte. GR Ömer Öztas (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir stimmen der Förderung des Vereins Österreichisches Institut für Internationale Politik in der Höhe von 50.000 EUR selbstverständlich auch zu. Wie Sie bereits wissen, wurde das Institut 1979 von Bundeskanzler Kreisky initiiert, um sich mit den Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik zu beschäftigen. Wir erachten daher die Förderung für richtig und wichtig, um das Verständnis bei Jung und Alt in der Gesellschaft zu stärken. International und politisch gesehen, ist das heurige Jahr eines der spannendsten Jahre, die es eigentlich geben kann. Weltweit sind 3,5 Milliarden Menschen aufgerufen, ihre Stimmen abzugeben. Es werden Staatsoberhäupter, Regierungschefs und Parlamente gewählt. In den USA wählen beispielsweise die Bürgerinnen und Bürger ihren Präsidenten und den neuen Kongress. In Russland gab es ebenfalls Präsidentschaftswahlen, die jedoch demokratiepolitisch bedenklich sind. Auch in Indien, der größten Demokratie der Welt, wird heuer gewählt - und das über mehrere Wochen, was auch sehr spannend ist. Auch in Österreich befinden wir uns in einem spannenden Jahr. Es wird Ende Herbst nicht nur eine Nationalratswahl geben, sondern auch eine steirische Landtagswahl, eine Vorarlberger Landtagswahl und in zweieinhalb Wochen auch eine EU-Wahl. Europa-weit sind dabei rund 400 Millionen Menschen aufgerufen, ihre Vertretung zu wählen. In Zeiten des Kriegs, der steigenden Lebenshaltungskosten und der Klimakrise ist es umso wichtiger, wählen zu gehen, besonders für junge Menschen. Sehr geehrte Damen und Herren, es können aber nicht alle jungen Menschen wählen. Während wir in Österreich und in Malta das Wahlrecht ab 16 Jahren und in Griechenland ab 17 Jahren haben, schauen alle anderen Jugendlichen eigentlich durch die Finger. Sie müssen bis zur Volljährigkeit, also bis zum 18. Lebensjahr, warten, um überhaupt wählen zu dürfen. Wir denken, dass es unfair ist, wenn in einem Land das Wahlrecht ab 16 Jahren gilt, in einem anderen aber erst ab 18 Jahren. Warum erzähle ich das hier in diesem Haus, sehr geehrte Damen und Herren? Wahrscheinlich können sich einige erinnern: Wien war das erste Bundesland in ganz Österreich, das das Wahlrecht ab 16 Jahren eingeführt hat. Das war 2002 mit der Wahlrechtsreform, wodurch es 16-Jährigen dann im Jahr 2005 erlaubt war, bei der Gemeinderats-, der Landtags- und der Bezirksvertretungswahl zu wählen. Es hat nicht lang gedauert, und es ist zwei Jahre später auch auf Bundesebene passiert. Da haben meines Wissens alle Parteien bis auf die FPÖ zugestimmt, wobei die FPÖ dem ganzen Paket nicht zugestimmt hat, aber das Wahlrecht ab 16 Jahren auch gutgeheißen hat. Heuer dürfen Jugendliche ab 16 Jahren auch in Deutschland und Belgien zumindest bei der EU-Wahl wählen. Sie sehen, sehr geehrte Damen und Herren, Wiens Vorreiterinnenrolle hat einen Dominoeffekt in ganz Europa ausgelöst: zuerst in Wien, dann in Österreich. Dann sind einige Länder wie eben Malta und Griechenland nachgezogen. Deswegen bringen wir auch heute einen symbolischen Antrag ein. Warum symbolisch? Weil es darum geht, dass wir nicht die Wahlrechte anderer Länder beeinflussen können, da es sich um eine nationale Gesetzgebung handelt. Wir können als Wien aber zumindest eine Position einnehmen und sagen: Hey, wir haben das gemacht. Wir würden uns wünschen, wenn das auch Europa-weit eingeführt wird. Wir bringen einen Antrag zum europäischen Wahlrecht ab 16 Jahren ein und möchten uns eben für die VorreiterInnenrolle Wiens beim Jugendwahlrecht aussprechen. Wir wissen, dass der Bürgermeister auch der Vertreter Wiens im Europäischen Ausschuss der Regionen ist. Dieses Anliegen geben wir auch an den Bürgermeister weiter. Wir möchten mit diesem Antrag eigentlich nur Awareness für das schaffen, was in Wien geklappt hat und was auch in Österreich seit Jahrzehnten klappt. Stimmen Sie diesem Antrag zu, sehr geehrte Damen und Herren! Es tut Ihnen nicht weh. Es tut mir nicht weh. Es ist ein netter, guter Antrag, der viel bringen kann. Es ist ein positives Zeichen nach außen. Es ist eine Stärkung des demokratischen Verständnisses. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Bevor ich die nächste Rednerin aufrufe, darf ich den ehemaligen Vorsitzenden des Wiener Gemeinderates, Herrn Godwin Schuster, sehr herzlich auf der Galerie begrüßen. (Allgemeiner Beifall.) Als Nächste ist GRin Aslan zu Wort gemeldet. Bitte. GRin Mag. Berivan Aslan (GRÜNE): Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich verfolge immer wieder die Veranstaltungen und auch Tätigkeiten des Vereins ÖIIP, also des Vereins Österreichisches Institut für Internationale Politik. Ich finde, es ist gerade in einer Zeit, in der Fake News verbreitet werden (GR Maximilian Krauss, MA: Von der Lena Schilling zum Beispiel! - GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Sie reden über Fake News?), umso wichtiger, dass derartige Vereine gefördert und auch ausreichend nachhaltig finanziert werden. Nun zum vorliegenden Antrag für eine demokratische Türkei: Meine Kollegin Heidi Sequenz war heuer als Wahlbeobachterin in der Türkei. Sie kann viel davon erzählen, wie Wahlen in der Türkei manipuliert werden. (GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc: Solange es nicht die Lena erzählt hat, ist es wurscht!) Denn nur die Tatsache, dass es Wahlen in der Türkei gibt, heißt nicht, dass genau diese Regierung dann auch demokratisch ist. Wir kennen das nicht nur aus der Türkei, sondern wir kennen das auch vom Iran und auch aus Russland, Stichwort: demokratische Prinzipien. Eines der wichtigen demokratischen Prinzipien ist die Rechtstaatlichkeit. Letzte Woche gab es im sogenannten Kobane-Verfahren Massenverurteilungen von Oppositionellen. Unter ihnen wurden auch der ehemalige HDP-Chef Selahattin Demirtas und auch die Co-Vorsitzende Figen Yüksekdag zu 60 Jahren verurteilt - und das nur, weil sie sich für eine demokratische und pro-europäische Türkei sowie für Menschenrechte und Menschenwürde eingesetzt haben. Unter dem Deckmantel der Terrorpropaganda werden in der Türkei seit Jahren demokratische Kräfte kriminalisiert und auch verurteilt. Gerade deswegen sind diese Prozesse und Verurteilungen keine rechtlichen Prozesse, sondern sie alle sind politisch motiviert und verstoßen in diesem Ausmaß natürlich auch gegen jedes Prinzip der Rechtsstaatlichkeit. Das bestätigt auch der Europäische Gerichtshof. Auch im Falle von Demirtas hat er klar ausgesprochen, dass diese Prozesse nicht juristisch, sondern rein politisch motiviert sind. Er hat in diesem Prozess die Türkei auch verurteilt. Gleichzeitig hat er auch die Freilassung von Demirtas verlangt. - Was ist passiert? Wie zu erwarten und wie immer hat die türkische Regierung, besser gesagt, Erdogan auch bei diesen Prozessen die Urteile unserer Höchstgerichte ignoriert. Das kennen wir auch von Ländern wie Russland. Was ist dann passiert, oder besser gesagt: Was bedeutet das für die Rechtsstaatlichkeit in Europa? Einige fragen sich: Was hat das Ganze mit mir zu tun, oder was hat das überhaupt mit Europa zu tun? Das versuche ich Ihnen jetzt kurz zu erklären. Die Türkei ist ein EU-Beitrittskandidat. Sie ist NATO-Mitglied. Es ist also nicht irgendein Land. Wenn Präsident Erdogan auf die Urteile unserer Höchstgerichte pfeift, dann haben wir ein Problem mit der Rechtsstaatlichkeit. Dann wird wahrscheinlich als Nächster Orbán daherkommen und auch die Urteile unserer Höchstgerichte ignorieren. Irgendwann einmal werden wir dann an dem Punkt sein, dass sich die Menschen in Europa nicht mehr trauen, sich an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu wenden, wenn ihnen Unrecht passiert, weil sie sich denken, es bringt ja eh nichts. Auch wenn man den Staat klagt und das Unrecht bestätigt wird, wird es am Ende des Tages keine Konsequenzen geben. Dadurch wird es auch nie zu Gerechtigkeit kommen. Das ist schon eine sehr gefährliche Entwicklung, denke ich, nicht nur hinsichtlich des Rechtsstaatlichkeitsprinzips, sondern es ist auch aus demokratiepolitischer Sicht eine gefährliche Entwicklung für alle Demokratinnen und Demokraten in Europa. Es ist eine gefährliche Entwicklung für die Menschen, die dann auf einmal kein Vertrauen mehr in die Rechtsstaatlichkeit haben. Gerade deswegen müssen wir der Willkürjustiz einen Riegel vorschieben. Es ist das mindeste, dass wir als demokratisch gewählte Politikerinnen und Politiker heute aufstehen und sagen: Nein, das dürfen wir nicht zulassen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Oppositionelle in diesen Willkürprozessen mundtot gemacht werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass Gegner und Gegnerinnen von autoritären Regimen verhaftet, stigmatisiert und durch Terrorpropaganda dann auch kriminalisiert werden. Insofern hoffe ich auf eine Zustimmung zu diesem Antrag. In diesem Sinne wünsche ich Freiheit für alle politischen Gefangenen - nicht nur in der Türkei, sondern auch in Afghanistan und im Iran. Ich denke, es ist wert, für diese Menschen zu kämpfen und die Stimme dieser Menschen zu sein. Denn wer sonst soll es sein, wenn wir es nicht sind? - Danke nochmals für die Unterstützung. (Beifall bei den GRÜNEN sowie von GR Mag. Thomas Reindl, GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM und GRin Mag. Dolores Bakos, BA.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Er verzichtet. Damit kommen wir zur Abstimmung über die Postnummer 3. Wer der Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Einstimmigkeit fest. Es liegen zwei Anträge vor. Der erste Antrag, von den GRÜNEN, spricht sich für ein europäisches Wahlrecht ab 16 Jahren aus. Wer dafür ist, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der NEOS, der SPÖ und der GRÜNEN, womit dieser Antrag die Mehrheit erhält und angenommen ist. Der nächste Antrag, der GRÜNEN, spricht sich für die Verurteilung der türkischen Willkürjustiz aus. Wer da zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Einstimmigkeit fest, womit dieser Antrag angenommen ist. Wir gelangen nunmehr zur Postnummer 4 der Tagesordnung. Sie betrifft ein Förderangebot an den Verein Urban Forum - Egon Matzner-Institut für Stadtforschung. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Kaske, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske: Geschätzte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich ersuche um Zustimmung zu diesem Poststück. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte und erteile Herrn GR Maximilian Krauss das Wort. Bitte. GR Maximilian Krauss, MA (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Noch ein paar ganz kurze Worte zu meiner Vorrednerin, die gesagt hat, die Politik muss sich gegen Fake News wehren. Da hat sie recht. Solange Sie allerdings eine Spitzenkandidatin haben, die Fake News nicht nur bis zum Exzess betrieben hat, sondern auch Menschen schwerste Straftaten unterstellt hat, ihnen unterstellt hat, die eigene Frau zu verprügeln und das eigene Kind im Mutterleib getötet zu haben, solange Sie eine Spitzenkandidatin haben, die derartige Fake News verbreitet und dann auch noch von der Parteispitze dafür in Schutz genommen wird, solange sollten Sie nie wieder irgendjemand anderem vorwerfen, dass er Fake News, Desinformation oder irgendwelche unrichtigen Dinge verbreitet. Denn es sind nicht nur anonyme Postings im Netz, von denen Sie immer reden. Das sind konkrete, schwerste Anschuldigungen, die Menschen betreffen, die sicherlich nichts mit der FPÖ zu tun haben, aber für die Sie sich als Wiener GRÜNE einmal entschuldigen sollten, anstatt hier weiter moralisch den Zeigefinger zu schwingen. (Beifall bei der FPÖ.) Außerdem möchte ich einen Antrag einbringen. Wien hat ja eine Partnerstadt: Bratislava beziehungsweise Preßburg. Uns verbindet eine jahrelange und historische Städtepartnerschaft. Es hat in der vergangenen Woche einen entsetzlichen Anschlag auf den Ministerpräsidenten Fico gegeben. Es hat dann auch eine sehr pietätlose Berichterstattung des ORF darüber gegeben, in der ihm quasi ausgerichtet wurde, er wäre mit schuld daran, dass auf ihn geschossen wurde, er wäre mit schuld daran, dass ein Extremist versucht hat, ihn zu ermorden, weil er in gewissen Punkten nicht im Chor vieler anderer europäischer Staatschefs mitgesungen hat. Wir Freiheitliche wollen dieses schreckliche Attentat verurteilen - eine absolute Selbstverständlichkeit -, aber wir wollen auch diese Berichterstattung klar verurteilt wissen, die Gewalt offenbar legitimiert, indem man sagt: Na, ein bisschen war er schon selbst schuld, dass er niedergeschossen wurde. - Vielen Dank. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste ist GRin Weninger zu Wort gemeldet. Bitte. GRin Katharina Weninger, BA (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Eigentlich hätte mich ja wirklich interessiert, warum Sie (in Richtung FPÖ) bei diesem Poststück, das uns vorliegt, nicht zustimmen. Wie so oft verwenden Sie Ihre politische Rede aber nicht dafür, Ihre Meinung darzulegen, sondern entweder über Spitzenkandidaten von anderen Fraktionen zu sprechen oder - wie in diesem konkreten Fall - gegen den öffentlichen Rundfunk zu mobilisieren. Vielleicht ist das aber auch einfach eine perfide Art, um Ihr schlechtes Gewissen zum Ausdruck zu bringen. Die angesprochene Berichterstattung im ORF war nämlich keineswegs tendenziös. Es gab eine gute, objektive Berichterstattung über das schreckliche Attentat und den Gesundheitszustand des Premierministers. Anschließend wurde ein Interview zur politischen Lage in der Slowakei geführt. Ja, leider können wir Europa-weit und so auch in der Slowakei eine radikalisierte Sprache in der politischen Debatte und daraus folgend auch eine zunehmende Spaltung in der Gesellschaft beobachten. Wir als PolitikerInnen sollten eigentlich mit gutem Beispiel vorangehen. Wir sollten vorzeigen, dass unterschiedliche Meinungen in einer Demokratie respektvoll vorgetragen und gewaltlos gegenübergestellt werden können. Das sehen Sie aber offensichtlich nicht so. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Sagt es dem Krainer! Herr Krainer sieht es auch nicht so!) Es ist unglaublich erschreckend, mit welchen gewaltvollen Begriffen Sie auch die heutige politische Debatte wieder begehen. Sie haben heute erneut vom systematischen Bevölkerungsaustausch, einem Kampfbegriff der Neuen Rechten, einer rassistischen Verschwörungserzählung, gesprochen. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Wenn Sie von angeblichen Geldgeschenken an Asylanten schwadronieren - wieder einer Ihrer herabwertenden Kampfbegriffe (GR Mag. Manfred Juraczka - erheitert: Das war der Doskozil! - Heiterkeit bei GR Maximilian Krauss, MA, und GR Wolfgang Irschik) -, und wenn Sie, wenn hier heraußen über Integrationsmaßnahmen für Wiener Schulkinder gesprochen wird, aus den Reihen hereinrufen: "Nein, das sind nicht unsere Kinder.", dann würde ich mir statt eines Antrags, der unseren öffentlich-rechtlichen Rundfunk angreift, für unsere Gesellschaft wirklich wünschen, dass Sie einen Antrag zur Mäßigung der Sprache in der Politik und der Gesellschaft stellen würden. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Denn eine Radikalisierung der Sprache zieht eine Radikalisierung der Gesellschaft mit sich. Jeder, der sich einer solchen Sprache bedient, muss sich auch der Konsequenzen und seines Beitrags zur Spaltung bewusst sein. Wir sprechen uns klar gegen jegliche Gewalt in der politischen Auseinandersetzung aus. Ich möchte von dieser Stelle Ministerpräsident Fico, aber auch allen anderen PolitikerInnen, die in den letzten Wochen Opfer von Gewalt wurden, alles Gute und baldige vollständige Genesung wünschen. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie von GR David Ellensohn.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Daher ist die Debatte geschlossen. Der Berichterstatter verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung der Postnummer 4. Wer der Postnummer 4 zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der NEOS, der SPÖ und der GRÜNEN, womit diese Postnummer mehrstimmig gegen die Stimmen der ÖVP, der FPÖ und des GR Kieslich angenommen ist. Es ist ein Antrag der FPÖ zur Verurteilung des Attentats auf Robert Fico sowie der pietätlosen Berichterstattung des ORF eingebracht worden. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der FPÖ und des klubungebundenen Gemeinderats Kieslich, womit dieser Antrag in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Es gelangt nunmehr die Postnummer 5 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine sachliche Genehmigung für die magistratsinterne Umsetzung der Gebührenbremse. Ich ersuche den Berichterstatter, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske: Sehr geschätzte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Poststück. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke. Ich eröffne die Debatte und erteile Herrn GR Juraczka das Wort. Bitte. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Da wir heute ja noch einiges vorhaben, werde ich meine Gedanken zu diesem Poststück 5 relativ kurz fassen. Es ist mir aber dennoch ganz wichtig, Prinzipielles dazu zu sagen. Es geht bei der Post 5 prinzipiell um die sachliche Genehmigung für die magistratsinterne Umsetzung der Gebührenbremse. Das klingt fast ein bisschen bürokratisch. Was steckt dahinter? Der Bund, der hier so gern und oft vielgescholtene Bund hat im Oktober des letzten Jahres 150 Millionen EUR an die Länder gegeben. Dieses Geld haben die Länder dann in weiterer Folge als Verteiler an die Kommunen gegeben, damit man auf kommunaler Ebene bei den Gebühren etwas zur Inflationsbekämpfung beitragen kann. Es ging dann je nach Einschätzung der jeweiligen Stellen um eine Gebührenbremse entweder bei Wasser, bei Abwasser oder bei Müll. Wir hatten schon einige Diskussionen in diesem Haus, meine Damen und Herren, wie man mit der schwierigen Situation der Inflation umgeht. Ich habe von der rot-grünen Stadtregierung immer nur gehört: Der Bund möge. Selbst war man sehr zurückhaltend, was gerade für eine Partei wie die Sozialdemokratie, die eigentlich bei keiner Wahlveranstaltung ohne das Schlagwort der sozialen Gerechtigkeit auskommt, sehr enttäuschend ist. Tatsache ist: Diese 150 Millionen EUR kommen vom Bund. Sie werden jetzt verteilt. Soweit die gute Nachricht des heutigen Tages. Danke auch an den Finanzdirektor, der uns im letzten Finanzausschuss recht detailliert geschildert hat, wie das passieren wird. Es geht nämlich bei Wien um die Müllgebühren. In der nächsten Quartalsrechnung wird explizit ein Rabatt ausgewiesen, der in etwa 10 Prozent der jeweiligen Rechnung betragen wird. Soweit so gut, bin ich geneigt zu sagen. Nur ist Wien leider anders. Das Schlagwort der sozialen Gerechtigkeit höre ich, wie ich schon gesagt habe, sehr oft. Allein, ich habe Zweifel. Denn auf meine Frage an den Finanzdirektor und an den zuständigen Finanzstadtrat, ob denn nun auch das Valorisierungsgesetz ausgesetzt wird, damit nicht postwendend genau diese Gebühren, die von der Bundesregierung jetzt gestützt und damit rabattiert wurden, gleich wieder erhöht werden, hat der Herr Finanzdirektor in einer freundlichen, aber sehr technokratischen Art und Weise gemeint, eine Aussetzung des Valorisierungsgesetzes sei nicht geplant, was nichts anderes heißt, meine Damen und Herren, als dass die Stadt Wien jetzt, da wir die Inflation langsam, aber beständig wieder in den Griff bekommen und die Leute endlich wieder ein bisschen Luft zum Atmen bekommen, mit der Dampfwalze drüberfährt. Das kann, das will ich von einer Partei, die sich die soziale Gerechtigkeit auf die Fahnen geschrieben hat, eigentlich nicht glauben. Daher werden wir nicht das erste Mal - ich mutmaße: auch nicht das letzte Mal - einen Antrag einbringen, dieses Valorisierungsgesetz endlich ad acta zu legen und Kostengerechtigkeit einzuführen. Ich bitte auch diesmal um Ihre Zustimmung. - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächste ist GRin Rychly zu Wort gemeldet. Bitte. GRin Yvonne Rychly (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe KollegInnen! Liebe Zuhörer via Livestream! Die von der Bundesregierung beschlossene Gebührenbremse werden wir in Wien natürlich, wie mein Vorredner schon gesagt hat, mit Oktober umsetzen. Die Umsetzung der Gebührenbremse soll im Gebührenhaushalt für Müll umgesetzt werden, um den sich bei uns bekanntlich die Magistratsabteilung 48 kümmert. Sie ist als kommunaler Entsorger Wiens für die Sammlung und Behandlung der kommunalen Wiener Abfälle verantwortlich. Jene Abfälle, die nicht vermieden werden können, sollen bestmöglich in den Produktionskreislauf rückgeführt werden. Abfallvermeidung und Recycling stehen daher an oberster Stelle. Der Rest wird thermisch verwertet. Aus dem Wiener Restmüll entstehen saubere Wärme und Energie. Neben der Abfallvermeidung ist der MA 48 auch das Recycling ein zentrales Anliegen. Dazu bietet sie ein breites Serviceangebot bei der Sammlung bestmöglicher Technologien und der Behandlung. Natürlich bietet sie auch umfassende Informationen für die Bevölkerung. Ich möchte auch auf Ihren Antrag betreffend die Abschaffung des Valorisierungsgesetzes eingehen. Das werden wir in Wien natürlich nicht machen. Was bedeutet das Valorisierungsgesetz für uns in Wien? Im Vergleich zu anderen Landeshauptstädten braucht die Hauptstadt Wien wesentlich größere Infrastrukturen. Diese gilt es auch zu erhalten, zu modernisieren und weiter auszubauen. Trotz der aktuellen ... (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Sie machen ja Gewinne!) - Wollen Sie etwas sagen? (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Sie machen Gewinne! Das ist ja nicht zur Erhaltung!) Ja, ja. - Trotz der aktuellen Valorisierung liegt Wien im Bundesländervergleich bei den Müllgebühren und Abwassergebühren im unteren Drittel. Bei den Wassergebühren ist Wien das viertgünstigste Bundesland in Österreich. Auch international bleibt Wien in der Daseinsvorsorge bei vergleichbaren leistbaren Gebühren weiterhin im Spitzenfeld. Die Einnahmen durch die Gebühren fließen direkt in die Erhaltung der Wiener Lebensqualität. Die Einnahmen durch die Gebühren für Wasserversorgung, Abwasser und Abfallentsorgung fließen direkt in den Erhalt und den weiteren Ausbau dieser wichtigen Leistungen und kommen so auch den Wienerinnen und Wienern zu Gute. Dabei werden Faktoren wie das Bevölkerungswachstum der Stadt Wien, der Klimawandel sowie Strukturveränderungen stets berücksichtigt. So werden rund 3.000 km Wasserrohrnetze instandgehalten, die täglich 490 Millionen Liter Wasser in die Wohnungen der Wienerinnen und Wiener bringen. Fast 100 Prozent der Wiener Haushalte sind an das Kanalnetz der modernsten Kläranlage Europas angeschlossen. Für die Abfallentsorgung sorgen täglich 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die 1,2 Milliarden Kilogramm Müll werden verwertet und 2.800 km Straßen gereinigt. Drei Müllverbrennungsanlagen, ein Kompostwerk und eine Deponie ermöglichen die umfassende Abfallversorgung vor Ort. Die Valorisierung in Wien richtet sich nach dem Verbraucherpreisindex, dem Maßstab für die allgemeine Preisentwicklung beziehungsweise für die Inflation in Österreich. Die Abgaben beziehungsweise Gebühren für die öffentlichen Dienstleistungen der Stadt Wien steigen dabei nicht automatisch, sondern nur dann, wenn der jeweils gesetzlich definierte Schwellenwert übertroffen wird. Im Falle der Daseinsvorsorge sind das zirka 3 Prozent. Die Valorisierung sorgt dafür, dass Gebühren nachvollziehbar und kalkulierbar sind. Private Haushalte werden durch diese regelmäßige Anpassung vor möglichen massiven Belastungen und unregelmäßigen Abständen geschützt. Deshalb können wir diesem Antrag der ÖVP leider nicht zustimmen. - Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster ist GR Sittler zu Wort gemeldet. Bitte. GR Dr. Peter Sittler (ÖVP): Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Zuseherinnen und Zuseher via Livestream! Ich bin schon ein wenig überrascht. Sonst kommt die SPÖ immer daher und das Erste, was von ihr kommt, ist: Der Bund ist schuld. Der Bund ist generell an allem schuld, egal, was Wien gemacht hat oder was sonst irgendwo passiert ist. Der Bund ist schuld. Bevor man selber etwas tut, ist der Bund schuld. Jetzt gibt der Bund Geld für eine Gebührenbremse her. Ich habe aber von Frau Kollegin Rychly nicht gehört, dass das super ist. Man macht es halt, weil man es in Wien umsetzen muss. Anstatt hier zu loben und etwas zu sagen, werden nur die eigenen Leistungen hervorgehoben. - Der Bund tut hier etwas Tolles. Hört endlich einmal auf, euch nur auf den Bund auszureden! Lobt doch auch das, was kommt, und seid nicht nur dagegen! Entschuldigung! (Beifall bei der ÖVP sowie von GR Georg Prack, BA und GR Dipl.-Ing. Martin Margulies.) Da ist davon geredet worden, dass der Zweckzuschuss, diese 150 Millionen EUR, die gewährt werden, zur Reduktion der Gebühren für Wasser, Abwasser und eben Müllentsorgung verwendet werden soll. Diese sind bei allen, die in Wien in egal welcher Rechtsform wohnen, klassischerweise natürlich auch in den Betriebskosten drinnen. Ich habe dem Akt entnommen, es ist am geschicktesten, diese über die Müllgebühren zu verteilen. Gut, das ist eine formale Sache. Wir haben schon gehört, dass Ende des Quartals eine Gutschrift erfolgen soll. Es ist aber schon spannend. Ich bleibe noch einmal bei der Frau Kollegin, die hier heraußen steht und dann die Leistungen der MA 48 lobt. Ja, das ist eine tägliche Leistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Straße. Das ist aber kein Thema - ich meine, es ist schon ein Thema -, aber es ist keine Antwort darauf, dass der Bund jetzt eine Gebührenbremse und einen Zweckzuschuss auch schon überwiesen hat. Dinge, die eh schon da sind, verteilt ihr gerade irgendwie großzügig, was ich überhaupt nicht verstehe. Ein bisschen Dank und Lob wären angebracht, aber die gibt es bei euch ja nicht. Weil es ja weiter um unseren Antrag zur Gebührenbremse beziehungsweise zur Aussetzung des Valorisierungsgesetzes gegangen ist, finde ich es da schon spannend: Ein bisschen eine gespaltene Persönlichkeit ist da schon in der SPÖ. Denn bei den Gebühren darf man erhöhen, weil Leistungen erbracht werden. Eine Leistung wäre es aber genauso, wenn im Mietbereich eine Indexierung erfolgt. Auch da werden die Kosten für die Handwerker teuer, für das Ausmalen der Wohnung oder für einen Elektrikerbefund, wenn übergeben wird. Auch da sind Kosten. Auch die Stadt Wien hat bei Wiener Wohnen Kosten. Da ist das Erste, was ihr schreit: Das muss gestoppt werden, der Bund muss aufhören und einen Mietenstopp machen, und so weiter. Warum ist das bei der Indexierung nicht dasselbe? Das ist aus meiner Sicht nicht erklärbar, weil es dort genauso Leistungen sind, die ansteigen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Genau damit kommen wir auch zum Thema leistbarer Wohnraum. Der Bund hat auch ein Wohnbaupaket geschnürt. Da kommt ein Zweckzuschuss von 1 Milliarde EUR für alle Bundesländer zur Schaffung von leistbaren Eigentums- und Mietwohnungen ins Spiel. Jetzt habe ich dieses böse Wort Eigentum in den Mund genommen. Das ist etwas ganz Schreckliches. Also ihr von der SPÖ müsst jetzt ein bisschen zusammengezuckt sein. Denn wir haben in Wien mit 19 Prozent nicht nur die niedrigste Eigentumsquote, sondern was Soforteigentum und andere Varianten betrifft, wird das auch gar nicht erwähnt. Ich glaube, es gibt drei oder vier Fälle, bei denen das angewandt wurde. Das passiert nicht in dieser Stadt: Eigentum nicht und Leistung fürs Eigentum sowieso nicht. Das wird irgendwie nicht honoriert. Eigentum ist wie für den Teufel das Weihwasser und wird am besten gemieden. Das ist wirklich nicht in Ordnung. Darum gibt es vom Bund jetzt auch eine Förderung. Genau da kommt unser Antrag ins Spiel, um das dann auch wirklich umzusetzen. Warum ist Eigentum wichtig? Na ja, es verhindert Armut im Alter, wenn man keine Kosten für die Rückzahlung des Kredits mehr hat. (GR Mag. Thomas Reindl: Betriebskosten zahlt ihr keine?) Wenn man nur noch die laufenden Betriebskosten, die ihr eh genug erhöht, und vielleicht eine bisschen Instandhaltung zu zahlen hat, dann sind die Kosten im Alter nicht mehr so hoch und man kann sich das vielleicht auch besser leisten. Der Wohlstand wird erhöht. Die Abwanderung in den Speckgürtel wird erhöht. Wir reden nie darüber, dass dann ein paar Meter weiter hinüber nach Niederösterreich oder noch weiter weg gegangen wird. Dann regen wir uns auf, dass wir irgendwie auch die Verkehrsmittel weiter ausbauen müssen. Dann gibt es immer eine große Diskussion mit Niederösterreich oder mit sonst irgendwem, weil in den Speckgürtel abgewandert wird. Was auch noch dazukommt: Die Unabhängigkeit der Mieterinnen und Mieter von der Stadt, aber auch von einem Vermieter, wenn sie im Eigentum leben. (GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi: Was macht die junge Generation? Was machen die jungen Leute?) Dieses Eigentum wird von euch, liebe SPÖ, wirklich absolut abgelehnt. Selbst wohnen dann natürlich doch einige im Eigentum. Von Kleingärten, die man kauft, rede ich jetzt gar nicht. Für die eigenen Leute ist das Eigentum dann aber doch wieder nicht so böse, meine Damen und Herren. Da ist Wien angehalten, diesen Zweckzuschuss in Wien auch wirklich umzusetzen. Derzeit höre ich nur, dass es formal da und dort nicht geht, und so weiter. Schauen wir einmal, was dann tatsächlich kommt! Es wird wahrscheinlich ähnlich sein. Es wird etwas kommen. Es wird nicht beworben. Es wird nichts gemacht, weil es ja nicht das Eigene ist, sondern das hat der Bund gemacht. Was macht der Bund noch? Die Abschaffung der Nebengebühren. Beim Eigentumserwerb sind die Nebengebühren wie die Grundbucheintragungsgebühr oder die Pfandrechtseintragungsgebühr auf 2 Jahre befristet und bei Anschaffungskosten von bis zu 500.000 EUR abgeschafft. Darüber hinaus sind sie bis zu einer Grenze von 2 Millionen EUR einschleifend geregelt. Da muss man den bisherigen Wohnsitz aufgeben, man muss dort hinziehen und fünf Jahre lang dort wohnen. Dann geht das. Irgendwelche Aktionen betreffend Eigentum habe ich in Wien noch nicht erlebt. Was wir noch haben: Verzinste Förderdarlehen für maximal 200.000 EUR mit 1,5 Prozent. Auch da werdet ihr angehalten sein, das umzusetzen. Ich freue mich auch, wenn dann hoffentlich auch die NEOS mitgehen und wirklich an vorderster Front begeistert mitmachen werden, denn ihr seid ja eine Partei, die Eigentum vertritt. Ihr müsst euch halt jetzt in nobler Zurückhaltung üben, weil Eigentum in dieser Stadtregierung eben als nicht so toll gesehen wird. Ich wiederhole mich: Die Stadtregierung ist aufgefordert, hier tatsächlich den Fortschritt zu liefern, den sie sich in der Fortschrittskoalition auch selber zuschreibt, die Eigentumsquote in Wien von 19 Prozent zu erhöhen und diese Zuschüsse, die es vom Bund gibt, endlich ordnungsgemäß umzusetzen. Ihr müsst es nicht loben, aber tut es einfach. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP. - GR Mag. Thomas Reindl: Ich habe geglaubt, 10 Prozent! Vorher hast du gesagt, 10 Prozent!) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Daher ist die Debatte geschlossen. Der Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 5. Ich ersuche um ein entsprechendes Zeichen mit der Hand zu dieser Postnummer. - Ich kann die einstimmige Annahme bekannt geben. Bevor wir zur Abstimmung der Anträge kommen, möchte ich bekannt geben, dass GR Kowarik sich bis 17.30 Uhr entschuldigt hat. Zu dieser Postnummer liegen zwei Anträge der ÖVP vor. Der erste Antrag betrifft die Schaffung von Eigentum in Wien auf Basis des Wohnbaupakets des Bundes. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen Gemeinderats Kieslich, womit dieser Antrag in der Minderheit ist und abgelehnt wird. Der nächste Antrag, der ÖVP, betrifft die Abschaffung des Valorisierungsgesetzes. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen Gemeinderates, womit dieser Antrag ebenfalls in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Wir kommen zur Postnummer 6 der Tagesordnung. Sie betrifft ein Förderangebot an die Israelitische Kultusgemeinde Wien. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Kaske, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Prof. Rudolf Kaske: Sehr geschätzte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Poststück. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte und erteile GR Stürzenbecher das Wort. Bitte. GR Dr. Kurt Stürzenbecher (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren via Livestream! Sehr geschätzter Herr Berichterstatter, dem ich gleichzeitig zum heutigen Geburtstag gratuliere, lieber Rudi Kaske! (Allgemeiner Beifall. - GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Wie 40 sehen Sie ja gar nicht aus!) Ich habe mich deshalb in Absprache mit meinem Klubobmann zu diesem Tagesordnungspunkt gemeldet, weil wir der Meinung waren, dass sich auch zu diesem wichtigen Tagesordnungspunkt jemand melden sollte und man das nicht ohne Wortmeldung beschließen sollte. Denn ich glaube, dass es wirklich auch für die Öffentlichkeit sehr wichtig ist, dass wir der Israelitischen Kultusgemeinde mit diesem Poststück 355.000 EUR an Förderungen für die Erhaltung der Wiener Jüdischen Friedhöfe im Jahr 2024 zuschreiben. Ich glaube, das ist eine sehr wichtige Sache. Ich meine auch, dass die Israelitische Kultusgemeinde, die demokratisch organisierte Körperschaft öffentlichen Rechts, die im Sinne des Art. 15 des Staatsgrundgesetzes ja hier zuständig ist ... Immerhin gibt es in Wien 12.000 Jüdinnen und Juden, 8.000 sind Mitglied bei der Kultusgemeinde. Ich finde, es ist auch durchaus gerechtfertigt, dass wir hier eine Ausnahme von der Förderrichtlinie beschließen, weil wir das für sinnvoll halten. Denn laut Förderrichtlinie ist es ja grundsätzlich so, dass eine Gesamtförderung mit maximal 200.000 EUR limitiert ist, ausgenommen, der Förderwerber legt eine detaillierte und aussagekräftige Erläuterung vor, weshalb es sich bei der gegenständlichen Förderung um einen begründeten Einzelfall handelt, für den eine Fördergewährung abweichend von der angeführten Höchstgrenze unumgänglich ist. Der Förderwerber hat auch wirklich sehr plausibel nachgewiesen, dass diese Voraussetzungen erfüllt sind. Er hat plausibel und glaubhaft gemacht, dass die notwendigen Voraussetzungen für die Ausnahmeregelung gegeben sind. Der Förderwerber hat das durch die Abrechnungsunterlagen der letzten Jahre auch wirklich sehr klar und nachvollziehbar dargelegt. Ich darf also wirklich sehr darum ersuchen, dass wir diesem Förderansuchen unsere Zustimmung erteilen, wollte aber bei dieser Gelegenheit insbesondere auch für die Zuseher via Livestream noch ein paar kleine Punkte im gegebenen Zusammenhang erwähnen. Erstens nehmen wir als Stadt Wien die Erinnerungskultur insgesamt, aber insbesondere natürlich auch jene, die unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger betrifft, sehr ernst. Ich glaube, die Stadt Wien hat sogar den Begriff Erinnerungskultur wenn schon nicht erfunden, so zumindest in die Öffentlichkeit gebracht und wirklich mit Leben erfüllt. Wir haben beispielsweise in hohem Maß Restitutionen durchgeführt. Da hat man sämtliche Archive der Stadt und die Bestände der Museen durchgesehen und gescreent. Eine Restitutionskommission hat dann entschieden und eine sehr große Anzahl von Kunstobjekten und Archivalien restituiert. Es ist weiters nicht nur, aber auch im Kampf gegen Antisemitismus wichtig, zu erwähnen, dass wir als Stadt Wien 6.000 Straßennamen geprüft haben. Dabei war Oliver Rathkolb der Vorsitzende und hat vier Kategorien von mehr oder weniger bedenklichen Straßennamen festgelegt, für die dann je nach Kategorie Folgerungen gezogen worden sind. Insbesondere gibt es seitdem Zusatztafeln in hohem Ausmaß. Das ist, glaube ich, auch sehr wichtig. Verschiedene Projekte hat es auch als Kunst im öffentlichen Raum gegeben, wo bedenkliche Kunstwerke - unter Anführungszeichen - auch auf Gemeindebauten waren, die man dann eben auch mit Schautafeln in ein richtiges Licht gerückt hat. Ein etwas unglückliches Wort, aber eine sehr gute Aktion war die Stolperstein-Aktion. Über das Wort kann man streiten, aber die Tatsache, dass man vor sehr, sehr vielen Häusern der Opfer des Holocaust gedacht hat, die dort für uns alle und für alle, die in der Stadt unterwegs sind, sichtbar geworden sind, war auch eine gute Sache. Man hat damit eine würdige Erinnerungsaktion für sehr, sehr viele Opfer gemacht. Leider hat es so viele gegeben. Wir haben das Jüdische Museum etabliert und unterstützt. Wir haben das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus. Das ist jetzt allerdings schon länger da, aber ich habe mich ja sonst bemüht, mich auf die letzten Jahre zu fokussieren. Wir haben auch temporäre Mahnmale. Wir haben die Fortsetzung des Jewish Welcome Service sichergestellt. Das hat es auch schon vor längerer Zeit gegeben. Man hat jetzt aber auch die 2. und 3. Generation eingeladen, nach Wien zu kommen, was wirklich auch eine sehr sinnvolle Aktion war. Wir haben in jüngster Zeit auch zwei Veranstaltungen kuratiert: Das Fest der Freude am 8. Mai und den Wissenschaftsball. Wir haben das Wiesenthal-Institut unterstützt. Wir haben jüdische Intellektuelle, die in der Nazi- Zeit in die Flucht getrieben wurden und woanders Karriere gemacht haben, wieder eingeladen, damit sie zurückkommen. Wir haben Ehrenbürgerschaften ausgesprochen. Wir haben jüdische Ehrengräber als solche benannt. Wir haben 60 Gräber am Jüdischen Friedhof zu Ehrengräbern erklärt. Ich könnte jetzt noch manches ausführen. Ich wollte im Zusammenhang mit diesem sinnvollen Beschluss für die Israelitische Kultusgemeinde nur darauf hinweisen, dass die Stadt Wien in jüngerer Zeit sehr, sehr viel für ihre jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, für die Erinnerungskultur, aber auch für den Kampf gegen Antisemitismus geleistet hat und auch weiter sehr viel leisten wird. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und von GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist daher geschlossen. Der Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 6. Wer dieser Postnummer zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Einstimmigkeit fest. Damit kommen wir zur Postnummer 9 der Tagesordnung. Sie betrifft die Errichtung eines zentralen Fernbus- Terminals samt Freiraum- und Grünflächen sowie für eventuell notwendige technische Einbauten, zum Beispiel Tiefenbohrungen, in Wien 2., Stephanie-Endres-Straße, ehemals Engerthstraße, bis Handelskai. Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn GR Reindl, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Thomas Reindl: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte und erteile GR Seidl das Wort. Bitte. GR Wolfgang Seidl (FPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren! Sie haben schon anmoderiert, worum es geht: Es geht um das Fernbus-Terminal im 2. Bezirk. Ich glaube, jeder, der letzte Woche aufmerksam die Medien verfolgt hat, wird mitbekommen haben, dass wir dort mittlerweile ein Riesenproblem haben. Der Investor ist nämlich abgesprungen, er verklagt auch die Stadt Wien. Was das am Ende des Tages kosten wird, wissen wir natürlich nicht. Es wird aber unter Garantie Geld kosten - und zwar den Steuerzahler. Was noch sein wird: Im Jahr 2025 wird dieses Terminal unter Garantie nicht fertig werden. Aktuell sieht die Zeitschiene so aus: Man plant, bis 2028 damit fertig zu sein, und zwar baut man das seitens der Stadt Wien jetzt selbst. Ich habe da so ein bisschen ein Déjà-vu. Ich muss ganz ehrlich sagen, das erinnert mich an das Krankenhaus Nord. Das ist doch wieder etwas, was relativ betrachtet ein Großprojekt ist, bei dem es die Stadt Wien anscheinend wieder nicht schafft, irgendwo jemanden zu finden, der es für sie baut. Was macht die Stadt Wien dann? Sie baut es einfach selbst. Wie gesagt, ist das beim Krankenhaus Nord noch nicht ewig lang her. Das Spital hat noch nicht einmal fünf Jahre offen. Das ist aber nicht das Einzige, bei dem die Stadt Wien in den letzten Jahren - ich werde es einmal nett formulieren - danebengegriffen hat. Denn auch der Prater-Vorplatz - das ist ja nicht allzu weit vom Handelskai entfernt - war ja ein finanzielles Desaster. Es schaut einfach danach aus, als würde das das nächste finanzielle Desaster werden. Aus dem Grund, meine Damen und Herren, haben wir einen Antrag gestellt - er liegt Ihnen ja bereits vor -, das ganze Projekt einmal zu stoppen, die Reset-Taste zu drücken und einfach noch einmal alle Parteien zusammenzusetzen, um wirklich das Klügste zu finden, wie und wo man das eventuell bauen kann. Denn ich sage: Als Leopoldstädter war ich immer dagegen. Warum war ich dagegen? Nicht, weil ich gegen das Fernbus-Terminal bin. Ich bin schon der Meinung - da sind wir uns alle einig -, dass eine Stadt mit zwei Millionen Einwohnern so ein Terminal braucht. Da sind wir uns unter Garantie einig. Nur bei der Frage, ob das dann wirklich in Spuckweite des Grünen Praters entstehen soll, bin ich schon nicht mehr der gleichen Meinung wie Sie. Denn wenn ich mir durchlese, dass da jedes Jahr bis zu 400.000 An- und Abfahrten geplant waren, meine Damen und Herren, die dann über den Handelskai erfolgen sollen, dann hüpfen Sie mir das erst einmal vor, wie das gehen soll. Das wird ein Chaos bis zum Gehtnichtmehr werden. Denn jeder, der den Handelskai kennt, weiß: Diese Straße kann man einfach nicht erweitern. Das ist denkunmöglich. Auf der einen Seite sind viele Gemeindebauten und Häuser, auf der anderen Seite ist die Donau. Diese Straße kann man einfach nicht erweitern, und so, wie sie derzeit besteht, schafft sie unter Garantie keine 400.000 zusätzlichen Autobusse. Ich weiß nicht, wie Sie sich das vorstellen. Wie gesagt, ist das gleich neben dem Grünen Prater. Das war für uns immer ein falscher Plan. Der 10. Bezirk hat sich nicht umsonst dagegen gewehrt. Leider Gottes hat man es damals unter einer grünen Bezirksvorsteherin im 2. Bezirk dem 2. Bezirk gegeben. Soviel wir wissen - ich habe damals auch mit einigen GRÜNEN aus der Bezirksvertretung gesprochen -, war das auch bei den GRÜNEN nicht so "easy cheesy", dass das so ohne Probleme dort neben dem Stadion Center gebaut werden soll. Denn es ist, wie gesagt, einfach die falsche Location, um das neudeutsch zu sagen. Da gehört einfach die Reset-Taste gedrückt. Fangen wir noch einmal an! Planen wir das klug! Planen wir das gemeinsam! Planen wir das natürlich mit einem Investor, aber - davon gehe ich aus - nicht genau dort neben dem Grünen Prater! - Herzlichen Dank. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster ist GR Kaske zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Bitte. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Geburtstagskind!) GR Prof. Rudolf Kaske (SPÖ): Sehr geschätzte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates! Meine geschätzten Damen und Herren, die via Livestream dabei sind! Ich möchte eine Überschrift setzen, die da heißt: Wien setzt auf Bus-, Bahn- und Flugverbindungen. Ich denke, das ist gut so für Wien. Ich werde mich natürlich auf Fakten beschränken und nicht in die Glaskugel schauen, wie es Kollege Seidl ein bisschen versucht hat. Trotz notwendig gewordener und gebotener Kündigung des Vertrages mit der Investorengruppe DBR im Herbst 2023 wird konsequent weiter daran gearbeitet, die Errichtung dieses wichtigen Infrastrukturprojektes zu ermöglichen. Die Errichtung des zentralen Fernbus-Terminals Wien hat für die Stadt Wien und die Wien Holding wie bisher höchste Priorität. Denn dieses wird neben dem Flughafen Wien und dem Hauptbahnhof Wien künftig die dritte starke Säule im Personenfernverkehr sein. Deshalb ist seitens der Stadt Wien auch bereits im Herbst 2023 klargestellt worden, dass das Projekt Fernbus-Terminal jedenfalls realisiert wird. Die damit beauftragte WH Fernbus-Terminal-Projektentwicklung Ges.m.b.H. wurde innerhalb der Wien Holding neu positioniert und fungiert nun als eine 100-prozentige Tochtergesellschaft im Verbund der Wiener Standortentwicklung Ges.m.b.H. WSE. Die WSE - bereits im Jahr 2001 für die Entwicklung, Umsetzung und Verwaltung wichtiger Immobilien- und Stadtentwicklungsprojekte gegründet - ist aus meiner Sicht eine zentrale Ansprechstelle für komplexe Stadtentwicklungsprojekte in Wien. Ihre Kompetenzen erstrecken sich über die gesamte Bandbreite der städtischen Entwicklung - von der Bildungsinfrastruktur über Wohnraum, Gewerbeflächen und Sportflächen bis hin zu Kultureinrichtungen. Aktuelle Projekte wie die Sport Arena Wien und der Bildungscampus in der Hinaysgasse zeugen von ihrer Vielseitigkeit und Erfahrung in der Realisierung von hochwertigen Infrastrukturprojekten. Die Erfolge der Vergangenheit wie die gelungene Umwandlung ehemaliger Industrieareale in lebendige Wohnquartiere wie Neu Leopoldau oder Oase 22 sowie die Entwicklung der Projekte T-Center und Marxbox am Areal des ehemaligen Schlachthofes St. Marx unterstreichen ihre Expertise, komplexe Herausforderungen erfolgreich zu meistern, um das Stadtbild von Wien nachhaltig zu gestalten. Meine geschätzten Damen und Herren, derzeit wird rechtskonform eine konkrete Planung für das Wiener Fernbus-Terminal erarbeitet. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass es auf Grund des durch die DBR angestrengten laufenden Zivilprozesses nicht möglich ist, sich öffentlich zu rechtlich relevanten Aspekten zu äußern. Dazu zählen die Vertragsinhalte inklusive vertraglich vereinbarter Zahlungen beziehungsweise Fristen sowie alle sonstigen Themenstellungen, die im aktuell laufenden Zivilprozess behandelt werden. Die Projektgesellschaft WH FBD Ges.m.b.H. als Unternehmen der Wien Holding ist in diesem Verfahren anwaltlich vertreten. Es werden folglich sämtliche relevante Rechtsstandpunkte in Richtung der klagenden Partei DBR als auch gegenüber den zuständigen Gerichten ausschließlich über diese Vertretung, somit nicht öffentlich, geäußert. Das Projekt Fernbus-Terminal soll bei wirtschaftlicher Machbarkeit auch nach Beendigung des Baukonzessionsvertrages mit der DBR möglichst eigenwirtschaftlich und ohne nennenswerten Zeitverlust im Rahmen einer Eigenrealisierung umgesetzt werden. Der heutige Antrag beziehungsweise Beschluss unterstützt die Realisierung dieses Projektes. Soweit zum Stand der Dinge, meine Damen und Herren. Ich ersuche um Zustimmung zum vorliegenden Antrag. - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist daher geschlossen. Der Berichterstatter hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 9, und ich freue mich, dass sich diejenigen KollegInnen, die vorher hinten gestanden sind, hingesetzt haben, weil ich jetzt mit gutem Gewissen die Anwesenheit von mehr als 50 Prozent der Gemeinderatsmitglieder feststellen kann. Ich ersuche daher alle, die diesem Poststück zustimmen können, um ein Zeichen mit der Hand. - Und stelle die Zustimmung der ÖVP, der NEOS, der SPÖ, der GRÜNEN gegen die Stimmen der FPÖ und des GR Kieslich fest. Damit ist dieser Antrag mehrheitlich angenommen. Es liegen zwei Beschlussanträge der FPÖ vor. Der eine betrifft die neue Busquerverbindung in Döbling. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des klubungebundenen Abgeordneten. Damit ist dieser Antrag abgelehnt. Der nächste Antrag betrifft Stopp der Errichtung des Fernbus-Terminals. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der FPÖ und des GR Kieslich, womit dieser Antrag ebenfalls in der Minderheit bleibt und abgelehnt ist. Wir kommen somit zur Postnummer 10 der Tagesordnung. GRin Aslan hat sich von der RednerInnenliste streichen lassen, daher ist niemand zu Wort gemeldet, und wir kommen direkt zur Abstimmung über Postnummer 10. Wer hier zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist gegen die Stimmen der FPÖ und des GR Kieslich mehrheitlich angenommen mit den Stimmen der SPÖ, der NEOS, der ÖVP und der GRÜNEN. Es liegen mehrere Anträge vor. Der erste Antrag zu diesem Tagesordnungspunkt kommt von der FPÖ zur Verbesserung der Kontrollen und Maßnahmen bei Deutschkursen für Migranten. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich sehe die Zustimmung der ÖVP, der FPÖ und des GR Kieslich. Dieser Antrag bleibt in der Minderheit und ist abgelehnt. Der nächste Antrag, der GRÜNEN, betrifft die Errichtung einer Gedenktafel für GastarbeiterInnen. Wer diesem Antrag zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. (Ruf bei den GRÜNEN: ... Zuweisung ...) - Richtig, es wird eine Zuweisung verlangt an den zuständigen Gemeinderatsausschuss. Wer der Zuweisung dieses Antrags zustimmen kann, ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zuweisung wird mit den Stimmen der GRÜNEN, der NEOS und der SPÖ angenommen. Damit kommen wir zur Postnummer 11 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Sachkreditgenehmigung für die Erweiterung der Volksschule in Wien 19., Grinzinger Straße 88. Ich ersuche die Berichterstatterin GRin Berger- Krotsch, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Nicole Berger-Krotsch: Ich bitte um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GRin Emmerling, und ich erteile es ihr. Bitte, Sie sind am Wort. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Zuseherinnen und Zuseher! Wir haben wieder einmal ein Poststück, wo es um einen Bildungsbau geht. Ich glaube, ich habe hier die letzten drei Male schon gesagt, nachdem unsere Diskussion darüber so angeregt war: Schulbauten brauchen wir. Wir brauchen neuen Schulraum für unsere Kinder, momentan auch Containerklassen, wo es immer wieder geheißen hat, wir haben es komplett verabsäumt, Schulen zu bauen. Da habe ich dagegengehalten und aufgezählt, was in den letzten zehn Jahren passiert ist, und auch gesagt, es vergehen, glaube ich, keine Gemeinderatssitzung und kein Ausschuss, wo wir nicht einen neuen Schulbau beschließen, sei es in der Flächenwidmung, sei es in der Finanzierung oder auch schlussendlich in der Baufertigmachung. So ist es jetzt auch wieder. Diesmal geht es um den Standort Grinzinger Straße. Dieser Schulneubau war nicht ganz friktionsfrei auf Grund mehrerer Begebenheiten und Umstände, denn dort gibt es eine Schule, die auch eine schöne Freifläche hat, das ist überhaupt keine Frage. Auf der anderen Seite aber ist natürlich der Schulplatzbedarf vor allem im Bezirk ein besonders hoher. Wir NEOS haben uns damals dieses Poststück besonders genau angeschaut, weil wir den Standort auch sehr skeptisch sahen. Wir haben daraufhin alle Möglichkeiten, die es in der näheren Umgebung gab, um Schulraum neu zu schaffen, angesehen, haben Kosten evaluiert. Wir haben uns auch unterschiedlichste Gebäude angeschaut und sind zum Schluss gekommen, dass das wirklich der wohl einzige Standort ist, wo wir realisieren können, was wir brauchen. An diesem Schulstandort werden derzeit zwölf Volksschulklassen organisatorisch geführt. Geplant ist es, den Schulstandort um neun Klassen zu erweitern. Das heißt, es ist fast eine Verdoppelung. Wir haben dort den Vorteil, dass sich das auf Grund der großen Fläche, die wir zur Verfügung haben, auch sehr gut ausgeht. Dazu kommt eine neue Ausgabeküche mit Speisebereich und allen erforderlichen Nebenräumen, die es dazu noch braucht. Darüber hinaus werden im Speziellen die Dachflächen der Schulerweiterung für Sport- und Unterrichtszwecke nutzbar gemacht, etwas, was wir jetzt dort noch nicht haben, und die vorhandenen Freiflächen auf der Schulliegenschaft werden ausgestaltet. Klar - ich habe es schon erwähnt -, die großen Freiflächen sind dort das Thema. Klar braucht neuer Schulraum auch entsprechend Fläche. Deswegen haben wir uns darum bemüht, dass der angrenzende Heiligenstädter Park, das sind rund 790 m², zum Zwecke der Mehrfachnutzung definiert und sogar nach den Vorstellungen der Schule geplant wird. Das wurde soeben mit der MA 42 ausgehandelt. Ich glaube, das ist ein großartiges Ergebnis, das für den Standort sehr positiv ist, aber auch für die Schülerinnen und Schüler die Freiflächen bietet, die sie gerne wollen, die sie sich verdient haben und die auch für das pädagogische Konzept am Standort erforderlich ist. (Beifall bei den NEOS.) Es gab an diesem Schulstandort auf Grund der nicht friktionsfreien Diskussion davor einen breiten Partizipationsprozess. Darauf wurde dementsprechend besonderer Wert gelegt. Es hat unterschiedlichste Formate gegeben - Informationstermine mit dem gesamten Lehrkörper, mit dem Schulwart, der Administration, unter Einbindung der Bildungsdirektion, aber auch der Bezirksvorstehung, es gab Informationstermine mit den Elternvertretern und Elternvertreterinnen des Elternvereins, es wurde eine Online-Umfrage unter den Eltern durchgeführt und es gab eine Ideenwerkstatt mit den SchülerInnen. Die Ergebnisse aus diesen Formaten wurden dann in eine Machbarkeitsstudie eingearbeitet, wo als Ergebnis herauskam, dass man weitere große Gruppenräume schafft, dass es ein vergrößertes LehrerInnenzimmer geben wird, was die PädagogInnen am Standort besonders freut, dass der Park oder die freien Flächen mit einer zusätzlichen Rutsche ausgestaltet werden, dass Spielmöglichkeiten am Dach inklusive Beschattung errichtet werden, es zusätzliche Scooter- und Fahrradabstellplätze gibt, ein Trinkbrunnen errichtet wird und dass es auch gemütliches Mobiliar und ausreichend Stauraum am Standort gibt. All das ist möglich, weil wir in diese Erweiterung gehen, und all das ist möglich für, wie gesagt, neun weitere Klassen. Vielleicht besonders hervorheben möchte ich noch, dass wir dort auch eine PV-Anlage installieren werden. Das ist ein Pilotprojekt mit der Wien Energie GmbH, und zwar auf dem Dach, wo Ersatz geschaffen wird für den Schulfreiraum und gleichzeitig das Ziel ist, eine PV-Anlage mit maximaler Auslastung zu errichten. Das wird übrigens auf allen Wiener Schuldächern angestrebt. Summa summarum ist das ein Projekt, auf das wir sehr stolz sein können und das der Gesamtstrategie, mehr qualitativ hochwertigen Schulraum zu schaffen, absolut gerecht wird. Deshalb bin ich froh und glaube, zu wissen, dass die zukünftigen Schülerinnen und Schüler dieses Schulstandortes und deren Eltern ein besonders schönes Objekt vorfinden werden. Der momentane Schulbau ist schon wirklich an seiner Nutzbarkeitsgrenze angelangt, wenn man an den Bestand denkt. Das dazu. Ich darf vielleicht noch kurz auf Anträge eingehen, die eingebracht wurden. Wir haben seitens der GRÜNEN den Antrag Unterrichtsevaluation und -entwicklung an Wiens Pflichtschulen. Wir werden den Antrag gerne zuweisen. Vielen Dank, dass ihr (in Richtung GRÜNE) die Zuweisung ermöglicht. Ein sehr, sehr wichtiges Thema. Wir alle kennen London, wir alle wissen, was die mit Daten machen, und wir würden uns das genauso wünschen. Auch Hamburg natürlich, ich bin überzeugt davon, dass das ein wesentlicher Beitrag ist, Schule besser, effizienter zu machen, dem ganzen Schulsystem in Wahrheit einen ordentlichen Ruck zu geben, wenn man so will. Auch der Kulturwandel wird in diesem Antrag angesprochen, das finde ich immer so wichtig, weil wir diesen Kulturwandel in den Schulen absolut brauchen. Ich habe heute in der Aktuellen Stunde darüber gesprochen, dass wir auch diese Bildungsinnovation brauchen, dass Schule sich weiterentwickelt und dass es so viele Schulstandorte gibt und auch Pädagoginnen und Pädagogen, die das tragen, und dass die anderen davon etwas mitnehmen und davon lernen müssen. Genau darauf zielt auch dieser Antrag ab, was wir ja auch im Bildungsversprechen versuchen, natürlich im kleineren Kreis, wo wir versuchen, den Pädagoginnen und Pädagogen und auch den Schulleitungen mitzugeben, was es gibt an Best Practice, wie man sie bestmöglich unterstützen kann. Das in die Breite zu bringen, da sind wir durchaus einer Meinung. Noch ein Antrag - ein Schulsozialarbeiter pro Schule. Ich glaube, dass wir das alle wollen, das ist nicht von der Hand zu weisen, das hätten wir auch sehr gerne. Wir sind momentan in Wien am Deckel der Co-Finanzierung angelangt, das wisst ihr (in Richtung ÖVP) auch. Wir hätten gerne mehr, es wäre super, wenn man diesen Deckel komplett aufhebt. Aber wir in Wien bauen darüber hinaus aus, stellen weitere SchulsozialarbeiterInnen an. Das sind Schritte, die wir setzen, die weitergeführt werden und à la longue, in einiger Zeit, dazu führen, dass wir ausreichend Schulsoziarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter haben. Wir brauchen sie dringend, und das wäre absolut wünschenswert. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Stadler, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Felix Stadler, BSc, MA (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Stadtrat, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Wir werden dem vorliegenden Poststück der Erweiterung der Volksschule natürlich zustimmen. Ich kann mich in ganz vielem dem anschließen, was meine Vorrednerin Kollegin Emmerling angesprochen hat. Wir möchten diese Erweiterung der Volksschule aber auch dafür nutzen, ein bisschen darüber zu sprechen, was in den Schulen passiert, und wollen den hier schon angesprochenen Antrag zu einer echten Feedback-Kultur und zu einer echten Evaluationskultur im Wiener Bildungssystem einbringen. Ich möchte zwei kurze Anekdoten erzählen und erklären, warum uns dieser Antrag ein echtes Anliegen ist. Zum einen gab es vergangenen Herbst ein Bildungsforum von einer großen Bildungs-NGO, wo auch Vertreterinnen und Vertreter aller Parteien und vor allem auch Vertreterinnen und Vertreter aus diesem Haus anwesend waren. Dort war die gesamte Bildungs-Community anwesend, wir haben über alles Mögliche diskutiert, darüber, wie man Schule und Elementarbildung verbessern kann. Da war wirklich alles versammelt, was in Österreich und in Wien sich im Bildungsbereich in den letzten Jahren Rang und Namen gemacht hat. Bei einer dieser Diskussionen kommt ein Elternvertreter aus Schwechat und sagt: "Ja, wir in Schwechat haben ein großes Problem, und zwar haben wir keine Schulplätze mehr an den guten Schulen. Wir haben Schulplätze nur noch an der einen schlechten Schule." Ich habe aufgehorcht, weil ich einmal in Schwechat unterrichtet habe, und zwar genau an der Schule, die er mit der schlechten Schule gemeint hat. Ich bin dann nachher zu ihm hingegangen, habe gefragt: "Wie kommen Sie darauf, dass das die eine schlechte Schule ist in Schwechat?" Er hat gesagt: "Na ja, das hört man so, das ist die schlechte Schule." Ich habe mir dann gedacht, das ist eigentlich ein Wahnsinn, worauf unser Bild von guten oder schlechten Schulen basiert. Ich selber habe die Bildungsstandardergebnisse meiner Schule, dieser einen schlechten Schule, ja gekannt und ich habe jedes Jahr gesehen, dass wir über dem Erwartungswert lagen, also über jenem Wert, der für unsere Schule erwartet wurde auf Grund dessen, welche SchülerInnen bei uns in die Schule gehen, wo sie herkommen, welche Sprache sie sprechen. Unsere Ergebnisse lagen jedes Mal über dem Erwartungswert. Per se würde ich meinen, dass wir die Definition einer guten Schule waren, weil wir mehr erreicht haben, als es unserer Schule von der Statistik her zugetraut wurde. Ich bin dann zu ihm hingegangen und habe gemeint: "Ihr Bild, glaube ich, stimmt nicht, wir sind nicht die schlechte Schule. Wir sind eine gute Schule. Es ist einfach ein Hörensagen, worauf unser Bild fußt von guten und schlechten Schulen." Die zweite kurze Anekdote: Nach dem heute schon mehrfach angesprochenen Bildungs-Festival gab es eine Key- Note von einem Londoner Direktor, der von Teachfirst UK war, der Organisation, für deren österreichische Ausführung ich teilgenommen habe, Teach For Austria. Wir waren nachher noch mit ihm essen und er hat irgendwann gefragt: "Wie wurde die Entscheidung getroffen, welche Direktorinnen und Direktoren bei diesem Bildungs-Festival sprechen dürfen? Sind das besonders gute Schulen und worauf fußt diese Entscheidung?" Ich habe nur gemeint: "Ja, ich glaube, sie sind von besonders guten Schulen.", und er hat dann gefragt: "Und woher wisst ihr, dass das gute Schulen sind? Was gibt es da für Daten?" Ich habe gesagt: "Wir wissen es nicht, wir sagen halt, es sind gute Schulen." Er hat mich angeschaut und gesagt: "That is madness. You have no idea what's going on in your schools." Also: Das ist Wahnsinn, ihr habt anscheinend keine Ahnung, was an euren Schulen tatsächlich für Qualität passiert oder nicht passiert. Das stimmt, und ich finde, das müssen wir ändern, und deswegen bringen wir heute diesen Antrag ein, dass wir eine daten- und evidenzbasierte Schulentwicklung und auch Bildungspolitik in Wien und in Österreich brauchen. (Beifall bei GRÜNEN und NEOS.) Wir dürfen nicht länger im Blindflug unterwegs sein. Diesen Blindflug müssen wir beenden, und wir können das auch in Wien beenden. Wir waren alle gemeinsam in Hamburg, dort haben wir gesehen, wie das funktionieren kann. Es gibt eigentlich in Europa fast nur Länder, die das schon besser hinbekommen - ob in London, das wird oft genannt, oder aber auch in Estland, in Schweden, in Finnland -, alle Bildungssysteme in Ländern, die wir hier oft loben, und alle Bildungssysteme in Städten, die wir hier oft loben, haben diese Transparenz und haben diese Daten über Qualität an Schulen und Qualität des Unterrichts. Der zweite Punkt, der uns dabei ganz wichtig ist, wofür die Daten nur eine Grundlage sind, ist ein Feedback- System. Schulen sind lernende Organisationen. Um lernen zu können, brauche ich Feedback. Leider ist das an unseren Schulen noch nicht sehr etabliert. Wir wollen das ändern. Es war schon angesprochen, das ist vor allem auch eine Kulturänderung, es ist aber auch eine Änderung der Rahmenbedingungen notwendig, um eine echte Feedback- Kultur zu etablieren. In anderen Ländern und Städten ist es beispielsweise gang und gäbe, dass KollegInnen sich gegenseitig im Unterricht besuchen und nachher Feedback geben, dass es Ressourcen und vor allem auch Zeit für Lehrerinnen und Lehrer gibt, dass sie anderen Unterricht besuchen können und sich danach gegenseitig Feedback geben. Diese Möglichkeiten haben wir leider in Wien nicht, und wir stellen heute den Antrag, dass alle Lehrerinnen und Lehrer diese Möglichkeiten und zeitlichen Ressourcen bekommen sollen, sich gegenseitig Feedback zu ihrem Unterricht zu geben. Was in London, in Estland, in Schweden, in Hamburg möglich ist, muss auch in Wien möglich sein, daher stellen wir heute diesen Antrag und freuen uns schon auf die Diskussion nach der Zuweisung im Ausschuss. Danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Zierfuß, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Harald Zierfuß (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrter Herr Stadtrat, werte Kolleginnen und Kollegen! Wir haben im Ausschuss schon ein bisschen über das vorliegende Poststück diskutiert. Gerade auch von Bezirksseite wäre sich etwas anderes gewünscht worden, nämlich ein neuer Standort im Bereich der Muthgasse. Ich weiß, dass in der Vergangenheit auch die NEOS entsprechend im Bezirk so positioniert waren. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Deswegen haben wir es ja geprüft!) Wir bleiben dabei und werden deswegen heute diesem Poststück nicht zustimmen. Zu Partizipationsprozessen haben Sie (in Richtung GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc) einiges gesagt, das war auch ausführlicher als das, was ich im Ausschuss von der Magistratsabteilung gehört habe, deswegen auch vielen Dank für die Ausführungen. Was uns Betroffene geschildert haben, war, dass sie unzufrieden waren mit dem, was entsprechend die Möglichkeiten waren. Ich habe jetzt Ihren Ausführungen entnommen, dass da noch einige Dinge angepasst worden sind. Das finde ich grundsätzlich gut. Wir bleiben aber dabei: Ein neuer Standort in der Muthgasse wäre das Gewünschte des Bezirkes, der Betroffenen, auch von uns, und deswegen werden wir heute gegen das vorliegende Poststück stimmen. Wir haben heute auch einige Anträge, ich weiß, sie sind teilweise näher bei dem Thema, teilweise weniger, deswegen mache ich es kürzer. Das eine ist - Frau Kollegin Emmerling, Sie haben es angesprochen -, dass es mehr Schulsozialarbeiter in Wien bräuchte. Ja, es gibt gerade eine Co-Finanzierung. Aus unserer Sicht sollte es so sein, dass die Stadt Wien selber mehr Geld in die Hand nimmt, die Schulen unterstützt, entsprechend ausbaut. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Das wird ...) In der Vergangenheit war es auch der Wunsch der NEOS, an jeder Schule einen Schulsozialarbeiter zu haben. (GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc: Immer noch!) Wir fordern das heute auch ein, und wenn es so ist - es muss ja nicht gleich umgesetzt werden -, würden wir uns über Zustimmung freuen, dass da auch entsprechend mehr passiert in Zukunft. Ein anderes Thema: Wenn es unweigerlich mehr Schüler in Wien gibt, braucht es auch mehr Klassen. Ein großes Thema ist auch, woher die Lehrer nehmen. Eines der vielen Themen, warum viele Lehrer abwandern, was die Personalvertretung sagt, ist, dass die Einführung des Parkpickerls zu Problemen geführt hat. Wir haben darüber schon viel diskutiert, auch Anfragen gestellt. Die Antwort war im Wesentlichen, dass die Gründe nicht erhoben werden und dass das aus Ihrer Sicht (in Richtung NEOS) kein großes Thema ist. Wir wünschen uns deswegen eine Parkraumsituationsanalyse rund um die Schulen und auch, dass man sich überlegt, was könnten Maßnahmen sein, auch unter Einbindung der Personalvertretung, um zu schauen, ob man da mehr machen kann. Auch ein bisschen verkehrspolitisch ist das Thema Radfahrprüfungen. Wir haben durch eine Anfragebeantwortung - und das möchte ich schon sagen, Herr Stadtrat (in Richtung VBgm Christoph Wiederkehr, MA), weil Sie auch immer sehr ausführlich unsere Anfragen beantworten, wofür ich mich bedanken möchte - aufgezeigt, dass Radfahrprüfungen in Wien nicht sehr viele gemacht werden, in etwa nur ein Viertel der Kinder tritt überhaupt an. Das ist in anderen Bundesländern ganz anders. Gleichzeitig hat unsere Verkehrssprecherin Elisabeth Olischar darauf hingewiesen, dass die Unfallzahlen sehr stark steigen, auch im Radverkehr. Wenn Schüler das besser lernen würden, ist aus unserer Sicht Radverkehr auch sicherer, und deswegen würden wir uns wünschen, ein Augenmerk darauf zu legen, dass das in den Schulen mehr stattfindet. Das letzte ist ein langes Thema - Lernplätze für Studenten in städtischen Büchereien. Ich entnehme auch Ihren Anfragen (in Richtung der NEOS), dass sich da etwas tut, wir wünschen uns, dass sich mehr tut, dass wir einen Fokus darauf legen. Deswegen gibt es heute den entsprechenden Antrag dazu. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung über die Postnummer 11. Wer der Postnummer 11 die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zustimmung bei NEOS, SPÖ, GRÜNEN gegen ÖVP, FPÖ und GR Kieslich, somit mehrstimmig angenommen. Es liegt eine Reihe von Anträgen vor, Antrag der FPÖ betreffend keine Containerklassen zum Wohle der Schulbildung für unsere Kinder. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich gegen NEOS, SPÖ und GRÜNE, ist nicht die ausreichende Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Deutschpflicht in Wiener Schulen, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich gegen NEOS, SPÖ, GRÜNE, ist nicht die ausreichende Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der ÖVP betreffend Analyse der Parkraumsituation rund um Schulen, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen mit der Hand ersuchen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich gegen NEOS, SPÖ, GRÜNE, nicht die ausreichende Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der ÖVP betreffend 1.000 Lernplätze für Studenten in den Büchereien der Stadt Wien, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und GRÜNEN gegen SPÖ und NEOS, ist nicht die ausreichende Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der ÖVP betreffend Schulsozialarbeiter pro Schulstandort in Wien, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den darf ich um ein Zeichen ersuchen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und GRÜNEN gegen NEOS und SPÖ, nicht die ausreichende Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der ÖVP betreffend Radfahrprüfungen für alle Wiener Viertklässler in Volksschulen forcieren, die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer diesem Antrag die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und GRÜNEN gegen NEOS, SPÖ, ist nicht die ausreichende Mehrheit und somit abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend Unterrichtsevaluierung und -entwicklung an Wiener Pflichtschulen. Da wird die Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz verlangt. Wer dazu die Zustimmung gibt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ und GR Kieslich. Das ist die Mehrheit, und somit ist der Antrag auf Zuweisung angenommen. Es gelangt nunmehr die Postnummer 12 der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Genehmigung der Förderrichtlinie zur Förderung der Betreuung von Kindern bei in den Trägerorganisationen angestellten Tagesmüttern beziehungsweise Tagesvätern mit aufrechter Betriebsbewilligung sowie einen Rahmenvertrag für das Förderprogramm Förderung des Grundbeitrages bei Kinderbetreuungsplätzen bei angestellten Tagesmüttern beziehungsweise Tagesvätern für das Jahr 2024 bis 2028. Ich bitte den Herrn Berichterstatter GR Gremel, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel, MBA: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Ich eröffne die Debatte, und zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Mag. Malle, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE): Schönen Nachmittag an alle hier im Saal und an alle, die online dabei sind! Wir werden dem vorliegenden Poststück natürlich zustimmen. Im weitesten Sinne geht es um die Kinderbetreuung, ich möchte aber gerne noch zwei weitere Punkte in die Diskussion einbringen. Wir hatten heute Vormittag schon die Gelegenheit, über Bildung zu diskutieren, beziehungsweise hatten wir, nachdem die FPÖ das Thema eingebracht hat, eher die Gelegenheit, über Zuwanderung zu reden. Das wundert uns nicht besonders, aber vielleicht gibt es noch ein wenig die Chance zur Versachlichung. Ja, es gibt ein Problem, das ist groß. (Ruf bei der FPÖ: Na geh!?) - Bitte? Sie können sich übrigens gerne auch noch zu Wort melden. - Ja, es gibt ein Problem, dieses ist groß. Die Sprachförderung in Wien ist tatsächlich gescheitert, die Deutschkompetenz wäre maßgeblich für eine gute Zukunft, für Chancengerechtigkeit, für Selbstermächtigung, für die gesellschaftliche Teilhabe, und die aktuellen Zahlen, das muss man klar benennen, sprechen leider ein anderes Bild, als dass es funktionieren würde. Sie sind zutiefst alarmierend. Wir schaffen es in Wien derzeit nicht, allen Kindern ausreichend Deutsch beizubringen, sodass sie ihre Potenziale heben können. Das sind auch Kinder, die hier aufgewachsen sind, die hier geboren sind, die einen Wiener Kindergarten besucht haben, und zwar durchschnittlich zwei Jahre. Ein Drittel der ErstklässlerInnen hat einen außerordentlichen Status, ein Drittel der Kinder kann also nicht einmal benotet werden, weil sie dem Unterricht nicht folgen können. Wir haben im Gegensatz zum kürzlich vorgestellten Fünfpunkteplan der Stadtregierung noch ein paar andere Ideen, die wir sinnvoll fänden im Bereich der Sprachförderung. Das Kernstück müsste sein, dass jeder Kindergartenstandort in Wien eine Sprachförderkraft vor Ort bekommt, die Teil des Teams ist und nicht, wie es jetzt der Fall ist, von Standort zu Standort springen muss und immer nur ein paar wenige Stunden Zeit hat für eine Gruppe. Das ist nicht nachhaltig und nicht im Sinne einer guten Sprachförderung (Beifall bei den GRÜNEN.) Es braucht auch keine Raketenwissenschaft, um zu verstehen, dass das nicht funktionieren kann. Jeder Standort in Wien muss das Recht auf eine im Team bestehende Fachkraft haben, und die muss auch anständig bezahlt werden. Das ist nämlich aus unserer Sicht auch ein Problem - die Bezahlung dieser Sprachförderkräfte - und auch ein anderes Thema, das angesprochen werden muss: die Sprachkompetenz der Sprachförderkräfte. Auch da muss man besser hinsehen, auch das muss evaluiert werden, und da müssen wir gemeinsam Überlegungen anstellen, wie dieser Beruf attraktiviert werden kann, nämlich dass tatsächlich mehr qualifizierte Personen, die aber auch anständig bezahlt werden, diesen Beruf ergreifen. Bitte handeln Sie hier, Herr Bildungsstadtrat Wiederkehr, Sie kennen die Problemlagen genauso wie wir alle. Das haben sich auch die PädagogInnen vor Ort, die einiges abfedern in der Sprachförderung, schon längstens verdient. Noch etwas anderes hätten sie sich auch verdient, und das führt mich zum zweiten Punkt. Ich mache es ganz kurz. Wir haben es sehr begrüßt, dass vor Kurzem das Gratis-Öffi-Ticket für PflichtschullehrerInnen vorgestellt wurde. Danke dafür, das ist auch eine langjährige grüne Forderung gewesen und ein wichtiger Schritt im Sinne der Wertschätzung der Lehrerinnen und Lehrer. Ein richtiger Schritt ist auch das Ticket für LehrerInnen und Schulkinder auf Schulausflügen, jeder, der einmal mit einer Klasse unterwegs war, auf einer Exkursion, auf einem Ausflug, weiß, wovon ich rede. Ich glaube, ich muss gar nicht ins Detail gehen dazu, ein paar kennen das. Auf eine Gruppe in der Wertschätzung haben Sie leider vergessen. Vielleicht können Sie es noch ändern, gerne auch in ein paar Monaten, je schneller, desto besser, denn auch diese leistet einen unermüdlichen Einsatz, wenn es um die Bildung der Kinder geht, und das bei vergleichsweise niedriger Bezahlung, bei niedrigerer Bezahlung als bei den städtischen BetreiberInnen. Es sind zwei Drittel der Kindergärtenplätze von privaten Trägern gestellt, das wissen Sie auch. Und das wäre eine sehr schöne Geste der Wertschätzung, wenn Sie auch diese Privaten in Ihre Wertschätzung mit einbeziehen und wenn auch diese vom kostenfreien Öffi-Ticket in Wien profitieren könnten. Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Emmerling, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Bettina Emmerling, MSc (NEOS): Sehr geehrter Herr Vorsitzender, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Zuseherinnen und Zuseher! Ich möchte noch kurz etwas zum Poststück sagen. Es geht heute um die Reform der Förderrichtlinie für die Kindertageseltern. Ich glaube, das ist ein schönes Projekt, das sicherstellt, dass für die kommenden Jahre organisatorisch, aber auch finanziell das Projekt Tageseltern auf gute Beine gestellt ist und die Tageseltern im neuen Berechnungssystem im Vergleich zu vorher auch mehr Geld bekommen. Wir beschließen heute einen Rahmenbetrag 2024 bis 2028 in einer sehr hohen Höhe, in der Höhe von 56,8 Millionen EUR, der auf die Jahre aufgeteilt ist bis 2028. Tageseltern spielen auch in unserer Stadt eine extrem wichtige Rolle. Sie sind ein weiterer Baustein im Betreuungssystem neben dem Kindergarten und für Eltern, die sich dafür entscheiden, eine gute zusätzliche Option zu einem privaten oder öffentlichen Kindergarten oder zu Kindergruppen. Von gemeinnützigen Organisationen werden derzeit Betreuungsmöglichkeiten in Form von Tagesbetreuungsplätzen bei angestellten Tagesmüttern und Tagesvätern angeboten. Dieses System wird auch dem Wunsch vieler Eltern und Obsorgeberechtigter nach einer stundenweisen oder tageweisen Betreuung gerecht, die der Kindergarten so oft nicht liefern kann. Die Kindertagesheimstatistik zeigt uns auch, dass Wien gut dasteht. Aber das wissen wir, glaube ich, alle. Die Tageseltern leisten da auch ihren Beitrag. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist wichtig, bei 33 Prozent der Kinder unter 3 Jahren werden in Wien diese Ziele erreicht und bei mindestens 90 Prozent für Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren. Für 3- bis 6-jährige Kinder ist in Wien durch den laufenden intensiven Ausbau die Versorgungsquote aktuell bei rund 100 Prozent. Alles in allem danke ich für die Zustimmung zu diesem wichtigen Poststück und würde noch kurz auf die Anträge eingehen. Was das Thema Sprachförderung betrifft: Wir haben es auch heute Vormittag schon debattiert, dass Sprachförderung massiv wichtig ist, gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen, aber nicht nur jetzt, sondern überhaupt, vor allem, wenn wir anerkennen müssen, dass viele Kinder, die schon sehr lange bei uns sind, die auch schon längere Zeit einen Kindergarten besuchen, nicht die ausreichenden Deutschkenntnisse besitzen, um gut in die Schule einzusteigen. Wir haben von Anfang an gesagt, wir müssen Sprachförderkräfte weiter ausbauen. Das tun wir auch. Wir haben gesagt, 500 sollen es bis 2025 werden. Es können immer mehr sein, überhaupt keine Frage. Der Prozess ist nicht einfach so, dass man sie aus dem Ärmel schüttelt und die Sprachförderkräfte sind da. Das ist ein längerwieriger Prozess. Aber natürlich glaube ich, das Ziel oder die Vision eint uns, in jedem Kindergarten eine Sprachförderkraft zu haben so wie in jeder Schule einen Sozialarbeiter. Da möchte ich mich auch nicht davon distanzieren, auch wenn ich hier in Verantwortung sage, es ist halt nicht möglich, dass man sie aus dem Ärmel schupft. Ja, der Ausbau schreitet weiter voran. Ich glaube, im Herbst fangen viele, viele Neue an, sodass wir Schritt für Schritt auch zu den 500 kommen bis 2025. Das ist ein kurz- bis mittelfristiges Ziel. Dass es danach weitergehen muss, ist auch klar. Und gerade auch der zusätzliche Fokus auf die Deutschförderung, die der Vizebürgermeister vor Kurzem vorgestellt hat, bildet da einen weiteren Baustein. Nicht ganz vergessen dürfen wir in dieser Diskussion auch, dass Deutschkurse oft nicht von jenen Kindern besucht werden, die es dringend bräuchten, und wir deswegen schon sehr, sehr lange darauf pochen, dass wir die Möglichkeit haben, verpflichtende Deutschkurse anzubieten, die in den Sommermonaten jenen Kindern zu Gute kommen, die es wirklich brauchen. Das wäre ein guter und wichtiger integrationspolitischer Schritt. Zur Gratisjahreskarte für ElementarpädagogInnen - da gab es auch vor Kurzem die Ankündigung, dass auf der einen Seite alle Bediensteten der Stadt Wien das Jobticket bekommen. Das ist schon länger her. Aber jetzt sollen auch alle Lehrerinnen und Lehrer das Jobticket bekommen. Ja, es soll auch die Gratisjahreskarte für alle ElementarpädagogInnen geben, die Kollegin (in Richtung GRin Mag. Mag. Julia Malle) hat es angesprochen. Die PädagogInnen der MA 10 bekommen es, weil es ihnen ihr Dienstgeber zur Verfügung stellt. Genauso ist es natürlich auch bei den privaten ElementarpädagogInnen - da muss es der Dienstgeber zur Verfügung stellen, dem das natürlich freisteht. Ich glaube, wenn wir da anfangen, es gratis zu vergeben, dann ist die Frage, wo hören wir auf. Aber keine Frage, dass ich das begrüßen würde, definitiv, aber es ist und bleibt leider Sache des Dienstgebers. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Der Berichterstatter hat das Schlusswort. Berichterstatter GR Mag. Marcus Gremel, MBA: Meine sehr geehrten Damen und Herren, vielleicht noch einmal kurz einen Blick zurück auf das Poststück. Wir beschließen heute die Finanzierung der Tageseltern für die nächsten Jahre. Das ist ein richtig großes Paket, das auch einen guten Prozess in der Entstehung hinter sich hat, gemeinsam mit den Trägern, die diese Tageseltern begleiten. Ich möchte die Gelegenheit einfach nur nutzen, allen Tagesmüttern, allen Tagesvätern in unserer Stadt - ob sie jetzt beim Hilfswerk oder bei der Volkshilfe angestellt sind oder das in einer freien Trägerschaft machen - mein herzliches Dankeschön im Namen der Stadt auszurichten. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Betreuungssicherheit in unserer Stadt. Und Sie, meine Damen und Herren, ersuche ich um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Wir kommen nun zur Abstimmung über die Postnummer 12. Wer dem Antrag des Berichterstatters zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung erfolgt mit den Stimmen von SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN gegen FPÖ und GR Kieslich, und ist daher mehrstimmig angenommen. Es gibt drei Anträge. Antrag der FPÖ betreffend Erhaltung der Muttertagtradition in Kindergärten. Wer diesem Antrag beitritt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich. Das ist nicht die Mehrheit, und daher ist der Antrag abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend Gratisjahreskarte für alle ElementarpädagogInnen in Wien. Wer diesem Antrag zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und GRÜNEN. Ist nicht die erforderliche Mehrheit, und daher ist der Antrag abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend Reformstart bei der Sprachförderung in Wiens elementaren Bildungseinrichtungen. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung erfolgt durch ÖVP und GRÜNE. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, und daher ist der Antrag abgelehnt. Postnummer 13 der Tagesordnung betrifft eine Förderung an AFYA, Verein zur interkulturellen Gesundheitsförderung. Es liegt keine Wortmeldung vor. Wer der Postnummer 13 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung erfolgt durch SPÖ, NEOS und GRÜNE. Damit mehrstimmig angenommen. Es liegen zwei Anträge vor. Antrag der FPÖ betreffend DNA-Tests bei Familienzuzug Asylberechtigter. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich. Ist nicht die erforderliche Mehrheit und daher abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend bedarfsgerechtes Integrations- und Maßnahmenpaket für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung erfolgt durch die Antragsteller, die GRÜNEN, alleine. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, und daher ist der Antrag abgelehnt. Postnummer 17 der Tagesordnung betrifft das Plandokument Nummer 8320 im 22. Bezirk, KatGen Aspern und Breitenlee. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Fitzbauer, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Ilse Fitzbauer: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Sequenz, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Liebe Kollegen und Kolleginnen, werte ZuseherInnen am Livestream! Bei diesem Plandokument geht es um die Seestadt Nord, ein Plandokument, dem wir selbstverständlich zustimmen. Wo soll man sonst bauen? Auf einem ehemaligen Flugfeld, das von Öffis umzingelt wird, wo es keine landwirtschaftlichen Flächen gibt. Im Ausschuss hat man uns sogar zugesichert, dass die Fehler vom anderen Teil der Seestadt, wo grün gewidmet, aber nicht umgesetzt wurde, sich nicht wiederholen werden. Das heißt, es ist alles bestens, und, ehrlich gesagt, wollte ich mich gar nicht zu Wort melden, weil ich mir gedacht habe, passt schon. Aber dann ist heute Vormittag etwas passiert - und jetzt spitzen Sie die Ohren, ich hebe mir das bis zum Schluss auf -, es ist heute Vormittag etwas vollkommen Ungewöhnliches passiert, und das hat mich veranlasst, mich zu melden, da habe ich mir gedacht, eigentlich gibt es zur Seestadt Nord doch einiges zu sagen, und das wäre Folgendes: Dort in der Seestadt Nord liegen seit vielen, vielen Jahren die Baufelder brach, es wird nicht gebaut, es wird sozialer Wohnbau verhindert. Warum? Weil in einer unseligen UVP der Bau dieser Wohnungen in der Seestadt Nord mit der Verkehrsfreigabe der Stadtstraße und der S1 verknüpft wurde - vollkommen ohne Not. Was ist das Resultat? Man verhindert sozialen Wohnbau mit solchen Tricks, denn diese Straßen braucht es nicht für die Seestadt. (Beifall bei den GRÜNEN.) Die Seestadt ist, ich habe es schon gesagt, umzingelt von Öffis. Es gibt dort eine Schnellbahn, es gibt eine U- Bahn, der 27er ist gerade in Bau, der 25er wird vielleicht mit 15 Jahren Verspätung auch dort hinkommen. Das ist auch so eine Geschichte, die ins Bild passt: Der Bau der Linie 25 wurde vollkommen überraschend mit der Fertigstellung der Stadtstraße verknüpft, wirklich urplötzlich, davon war nie die Rede, zum Beispiel als der ehemalige Bezirksvorsteher die Fertigstellung für 2015 versprach, hat das niemand mit der Stadtstraße verknüpft. Aber plötzlich ist es soweit, und das finde ich wirklich perfide, und zwar, wie dann auch noch die Argumentation verdreht wird. Ja, die Frau StRin Sima wird nicht müde, allen zu erklären, dass leider, leider, leider Wohnungen für 60.000 Menschen nicht gebaut werden, wenn nicht husch, husch, husch ein paar Betonschneisen in die Felder der Donaustadt gebaut werden. Im Prinzip ist es genau umgekehrt. Was passiert plötzlich? Letztes Jahr stellt die 3420 plötzlich einen Abänderungsantrag zu dieser UVP, dass man doch mit dem Bauen beginnen darf. Und was passiert? Dieser Abänderungsantrag wird genehmigt, und ich sage Ihnen, genau diesen Abänderungsantrag fordern wir seit vielen, vielen Jahren. Jetzt ist in dieser Sache Vernunft eingekehrt, und man kann mit dem Bau zumindest von einigen Baufeldern in der Seestadt Nord beginnen. Aber wenn Sie glauben, das war die Spitze des Eisberges, muss ich sagen, nein, da wird Wien zum Wiederholungstäter. Dieselben Tricks wendet man jetzt beim Oberen Hausfeld an. Das ist wirklich ein tolles Projekt, ich war letzte Woche beim Spatenstich: Zwei U-Bahn-Stationen, eine Straßenbahn, Busse, eigentlich ein autofreier Stadtteil, denn es gibt nur zwei Sammelgaragen am Ende, wirklich ein ganz tolles Stadtentwicklungsgebiet. Und was passiert dort wieder? Derselbe Schmäh, aber noch schlimmer. Der Teil, der nördlich der Stadtstraße liegt - die geht übrigens mitten durch diesen Stadtteil durch -, der darf erst dann besiedelt - und die Betonung liegt auf besiedelt - werden, wenn die S1-Spange, die Lobau-Autobahn und der Lobau-Tunnel, gebaut sind. Können Sie sich das vorstellen? (GR Mag. Manfred Juraczka: Na geh!?) Sagen Sie mir einen Bauträger, der dort ein Gebäude hinstellt und wartet ... (Zwischenruf von GR Mag. Josef Taucher) - lesen Sie die UVP, Kollege Taucher - und wartet, bis die UVP so weit ist. Gibt es irgendeinen Bauträger auf der Welt, der so etwas macht? Nein, der müsste verrückt sein, sagen wir einmal so. Ich möchte jetzt diesen Bauträger sprechen lassen, denn das war der Grund, warum ich mich jetzt zu Wort gemeldet habe: eine Pressekonferenz heute Vormittag im Landtmann. Für mich war das historisch, dass sich Bauträger mit Umweltorganisationen hinsetzen und gemeinsam ein Anliegen vertreten. Was war dieses Anliegen? Man hat gemeinsam gestern einen Antrag eingebracht, um diese unselige Verknüpfung von sozialem Wohnbau mit Autobahnen aufzulösen. Das ist gestern passiert, das wurde heute den Medien präsentiert, und ich habe den Leuten gratuliert, auch für ihren Mut, dass sie das machen, denn ich kann mir vorstellen, dass darüber nicht alle ganz glücklich sind, hier in diesem Saal oder in diversen Magistratsabteilungen. Das war der Grund, warum ich mich heute zu diesem Geschäftsstück zu Wort gemeldet habe, und ich möchte Ihnen jetzt im Anschluss nur diese drei Zeilen vorlesen, die in der Presseaussendung stehen, wo der Bauträger selbst zu Wort kommt: Unser Projekt, das sich durch zwei U-Bahn-Stationen und eine Busanbindung hervorragend erschlossen hat, hat sich in den letzten zwölf Jahren - so lange geht das schon - zu einem vorbildlichen autofreien Pionier-Städtebauprojekt entwickelt. Es gibt keine Notwendigkeit, diese dritte Bauphase mit den übergeordneten Straßenprojekten zu verknüpfen. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, gemeinsam mit unseren Partnern - Umweltorganisationen - eine Projektänderung zu erarbeiten, die nun eingereicht wurde. Sämtliche Gutachten - die haben Gutachten machen lassen auf ihre eigenen Kosten - belegen, dass unser Wohnbauvorhaben mit überwiegend leistbarem Mietwohnraum und bestehender Infrastruktur eindeutig umweltverträglich ist. So etwas hat es noch nicht gegeben in Wien, dass sich die Wohnbauträger, die seit zwölf Jahren dort reinhackeln ... Und voriges Jahr kommen Sie plötzlich daher mit einer UVP, die diesen Wohnbau mit drei Autobahnen verknüpft. Leute, das ist unwürdig und deswegen auch meine Wortmeldung heute. Noch einmal, die Widmung, das Geschäftsstück ist super, da stimmen wir zu. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Däger-Gregori, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Luise Däger-Gregori, MSc (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren am Livestream! Ich möchte kurz auf die Einwände unserer Kollegin Sequenz eingehen. Es gibt unterschiedliche Rechtsansichten, da sind wir uns einig. Der Flächenwidmungsplan und Bebauungsplan und die UVP fußen jeweils auf unterschiedlichen Rechtsmaterien. Das heißt, das sind keine gleichen, sondern unterschiedliche Rechtsmaterien, zwischen denen es keinen unmittelbaren Zusammenhang gibt und die jeweils unabhängig voneinander eingehalten werden müssen. Insofern ist es also völlig unerheblich, ob für ein Städtebauprojekt zuerst ein Flächenwidmungs- und Bebauungsplan erlassen wird oder zuerst eine UVP abgeschlossen wird. Im konkreten Fall der Seestadt liegt eine genehmigte UVP vor, auf Grund der Auflagen, Verkehrsfreigabe der Anschlussstelle S1-Spange Seestadt Aspern, Stadtstraße Aspern, dürfen einzelne Bereiche der Seestadt derzeit noch nicht bebaut werden. Dies stellt jedoch im Sinne des obigen Grundsatzes für die Gemeinde kein Hindernis dar, für die betreffenden Bereiche Flächenwidmungs- und Bebauungspläne zu erlassen. Im Übrigen ist bei der Behörde ein Änderungsverfahren anhängig, das auf eine Änderung der ursprünglichen Auflagen des UVP-Bescheides dahin gehend abzielt, dass ein weiterer Teil der Seestadt im Zusammenhang mit der in Umsetzung befindlichen Stadtstraße Aspern umgesetzt werden kann. Derzeit läuft die öffentliche Begutachtung, die 3420 als Antragstellerin rechnet bis zum Sommer mit einer Entscheidung. Tatsache ist, dass die Kapazität der Stadtstraße in Abhängigkeit vom Bau der Spange ist. Die Stadtstraße ist also so konzipiert, dass sie zunächst den Verkehr für eine Anfangsphase der Seestadt Nord bewältigen kann, die volle Entwicklung des Gebietes ist jedoch an den Bau der Spange geknüpft. Solange die Spange nicht realisiert ist, können nach aktuellen Schätzungen zirka 15 bis 20 Prozent - nageln Sie mich jetzt nicht fest - der geplanten Gebäude errichtet werden. Das Vorantreiben der Stadtstraße soll bessere Voraussetzungen schaffen, doch die vollständige Umsetzung des Stadtteils bleibt abhängig von der Spange. Die Entwicklungsagentur 3420, das habe ich schon erwähnt, hat ein Ansuchen für diesen Abänderungsbescheid eingereicht, das befindet sich in Prüfung. Im Sommer werden wir diese erwarten. Dies ist ein wichtiger Schritt, um trotz der bestehenden Einschränkungen durch die noch nicht gebaute Spange, die dort vorherrschen, zumindest Teile des Projektes umsetzen zu können. Eine positive Erledigung dieses Ansuchens würde es ermöglichen, einzelne Gebäude im Rahmen der bestehenden Straßeninfrastrukturkapazitäten zu errichten. Die Kritik der ÖVP bezüglich einer unzureichenden Infrastruktur - wir haben es in der Ausschusssitzung diskutiert - ist im Kontext der Gesamtentwicklung zu sehen. Der Ausbau der Infrastruktur erfolgt schrittweise und abhängig von der Realisierung übergeordneter Verkehrsprojekte wie eben der Spange. Die vorgeschlagene Ausweisung ermöglicht, dass nicht nur geradlinige Wege bei den variablen Grünflächen ermöglicht werden, sondern dass auch verschlungene Wege, zum Beispiel befestigte Bereiche zum Verweilen, geschaffen werden können. Es wird darauf geachtet, dass die Gestaltung der öffentlichen Räume eine hohe Lebensqualität unterstützt und gleichzeitig praktische Anforderungen, wie zum Beispiel das Regenwassermanagement, erfüllt werden. Wesentlich ist, das Garagengesetz sieht ex lege keine Obergrenze der Stellplatzzahlen vor. Im gegenständlichen Entwurf werden jedoch Obergrenzen eingezogen, wobei man sagen muss, Stellplätze sind ein Kostenfaktor. Und schaffen gemeinnützige Bauträger in der Regel nicht mehr Stellplätze, als eigentlich die Verpflichtung ergibt? Die aktuellen politischen und rechtlichen Bedingungen, insbesondere die Entscheidungen im Kontext der Umweltverträglichkeitsprüfung und die abwartende Haltung bezüglich der Spange, spielen da leider Gottes eine kritische Rolle. Die Hoffnung besteht, dass eine neue Bundesregierung die erforderlichen Maßnahmen schneller vorantreiben könnte und endlich den vertraglichen Verpflichtungen nachgekommen wird. Insgesamt ist die Entwicklung der Seestadt Aspern ein komplexes Vorhaben, das nicht nur von planerischen und infrastrukturellen Entscheidungen abhängt, sondern auch von politischen Weichenstellungen und gesellschaftlicher Akzeptanz. Sie dürfen eines nicht vergessen: Die Menschen, die jetzt derzeit in Aspern leben, leben in einer Wüste, wenn der Stadtteil Nord nicht ausgebaut werden kann. Die Fortführung der Flächenwidmung ist also essenziell, um den langwierigen Prozess der Stadtentwicklung nicht zu verzögern und die bereits investierten Ressourcen optimal zu nutzen. Ich ersuche daher um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächste zum Wort gemeldet ist GRin Dipl.-Ing. Arapovic. Ich möchte nur bemerken, dass die Redezeit sechs Minuten ist, dann ist es 16 Uhr und wir müssen mit der Dringlichen Anfrage beginnen. GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic (NEOS): Alles klar, vielen Dank für diese Klarstellung. Ich werde mich tatsächlich kurz halten, zu erklären, worum es mir geht und warum ich mich jetzt noch zu Wort gemeldet habe. Ich habe mitbekommen, dass wir tatsächlich vor allem von der Seite der Kollegin Sequenz nicht darüber gesprochen haben, was diese Flächenwidmung tatsächlich ist. Mir ist es ein großes Anliegen, dass wir darüber reden, damit wir ein Verständnis dafür haben, was da entsteht beziehungsweise worüber wir heute überhaupt abstimmen. Wie immer, sage ich, sind Stadtplanungsprojekte sehr, sehr lange Prozesse, und immer, wenn wir, egal, in welcher Geschäftsgruppe, Themen zur Abstimmung bringen, sind es immer nur kleine Häppchen auf dem Gesamtweg. Worum geht es? Es geht darum, dass die Seestadt grundsätzlich so konzipiert war, zu überlegen, wie funktioniert der öffentliche Raum? Soweit ich das mitbekommen habe, war es ganz wichtig, dass der öffentliche Raum eine verbindende Schnur ist, die die ganze Seestadt zusammenhält. Dafür hat es auch verschiedene Projekte gegeben beziehungsweise sind Handbücher und Anleitungen erarbeitet worden, und da ist die Partitur des öffentlichen Raumes hervorzuheben als eine Anleitung für die Gestaltung dieser öffentlichen Räume. In der Seestadt Aspern definiert sie die Qualität und gleichzeitig ist sie die Leitlinie einerseits für die Differenziertheit, aber andererseits auch für die identitätsstiftende Gestaltung überhaupt des öffentlichen Raumes. Dieses ganze Konzept besteht aus drei Saiten - Saite wie von einem Zupf- oder Streichinstrument und nicht wie die Seite, links oder rechts -, und da gibt es eben eine blaue Saite, eine grüne Saite und eine rote Saite. Selbsterklärend ist die blaue Saite die Seite des Sees, also das Zentrum der Seestadt. Da kommt die ganze Community zusammen, das ist die Idee dahinter, das ist ein Anziehungspunkt der ganzen Region. Dann gibt es eine grüne Saite, die verbindet die Grünräume mit den Erholungsräumen. Und dann gibt es auch die rote Saite. Um diese rote Saite geht es jetzt. Was ist diese rote Saite? Die rote Saite ist eine pulsierende Zone in der Seestadt, die zum Teil auch die zwei wichtigen U-Bahn-Stationen in der Seestadt verbindet, also Aspern Nord mit der U-Bahn-Station Seestadt. Dort soll Einkaufen stattfinden, dort sollen auch Kulturveranstaltungen stattfinden, und dort soll auch eine Mischung von kommerzieller Nutzung und Wohnen passieren. Wieder ist die Grundlage für diese Flächenwidmung aber auch ein Handbuch, das aus einem Wettbewerb hervorgegangen ist, und zwar des Büros VlayStreeruwitz. In diesem Handbuch geht es einerseits darum, wie wir tatsächlich mit dieser roten Saite umgehen, andererseits aber auch um die Frage, wie gestalten wir den Wohnraum oder die bebaute Umwelt entlang der östlichen Seepromenade? All diese Konzepte sind jetzt in diesen Flächenwidmungsplan hineingeflossen, damit all das, was jetzt schon in vielen anderen Schritten erarbeitet wurde, auch festgehalten wird und dann weiterentwickelt werden kann. Denn es heißt nicht, wenn ich einen Flächenwidmungs-, Bebauungsplan habe, dass es damit getan ist. Erst dann geht es darum, die Gebäudekonzipierung festzulegen, auch zu schauen, welches Bild gebe ich dem Ganzen? Dann gibt es auch bestimmte Anleitungen, wo es darum geht, zu schauen, okay, wir haben in der Seestadt eine klare Sockelzone, die Sockelzone hat eine bestimmte Höhe. Je nachdem, wo sie sich befindet, sind über dieser Sockelzone die Baukörper angeordnet. Diese Baukörper sind auch differenziert, die nennt man Zinnen, damit sie ein spielerisches Stadtbild abgeben und keine massive Blockbebauung sind. Dann aber gibt es auch Sockelzonen, wo keine Überbauung vorgesehen ist, und auf dieser Sockelzone sieht der Flächenwidmungs- und Bebauungsplan wieder vor, dass es eine intensive Dachbegrünung gibt, und diese intensive Dachbegrünung verbindet das Ganze zu sogenannten Superblocks und auf diesen Superblocks entstehen die Naherholungsgebiete für die unmittelbare Bevölkerung, also für die anliegenden Wohnhäuser. All das und viele andere Elemente sind jetzt in diesem Flächenwidmungsplan vorgesehen. Außerdem ist es auch ganz wichtig, dass man sagt, dass diese rote Saite als Geschäftsviertel vorgesehen ist. Warum ist das wichtig? Es ist deswegen wichtig, weil man diese Durchmischung auch in der Flächung umsetzen möchte. Auch wenn das Ziel ist, dass es ein leistbarer Wohnraum ist, der in der Seestadt vorwiegend entsteht, gibt es durchaus entlang dieser Einkaufsstraße eine Wohnnutzung, die beschränkt ist auf 80 Prozent, damit einfach diese angestrebte Nutzungsvielfalt stimuliert und in weiterer Folge auch umgesetzt wird. Wie bereits erwähnt, geht es um einen Teil der Seestadt, der uns zum Beschluss vorliegt und worüber wir heute beschließen werden. Es ist nur ein kleiner Schritt, der aber den weiteren Weg ebnet, und das ist wichtig. (Zwischenruf von GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi.) Danke, lieber Omar! Ich habe noch 30 Sekunden, aber ich bin schon fertig. - Danke schön. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Möchtest du nachher weitersprechen? - Das ist nicht der Fall. Damit ist niemand mehr zum Wort gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen daher zur Abstimmung der Postnummer 17. Wer dieser Post 17 beitritt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung erfolgt durch SPÖ, NEOS und die GRÜNEN, somit mehrstimmig angenommen. Auf meiner Uhr ist es nun 16 Uhr. Daher unterbreche ich die Sitzung für die erste Dringliche Anfrage. Wir kommen nun zu dem Verlangen, dass die von GR Mag. Juraczka, GRin Mag. Sachslehner, GRin Mag. Hungerländer, GR Gstöttner, GRin Mag. Arnoldner und GR Taborsky eingebrachte, an den Herrn Bürgermeister gerichtete Dringliche Anfrage mit dem Titel "Gegen antisemitische Tendenzen in Wien" vom Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfinde. Auf eine Verlesung wurde verzichtet. Wir kommen daher gleich zur Begründung. Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs. 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor, und ich darf nun zur Begründung der Dringlichen Anfrage Herrn GR Mag. Juraczka das Wort erteilen. Bitte schön. GR Mag. Manfred Juraczka (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben heute eine Dringliche Anfrage an Sie, werter Herr Bürgermeister, betreffend antisemitische Tendenzen in unserer Heimatstadt Wien gerichtet. Zu Beginn darf ich ausführen, dass ich im Zuge meiner Tätigkeit hier im Wiener Rathaus schon so manche Dringliche begründen durfte. Oftmals ging es um mutmaßliche Versäumnisse der Landesregierung, Fehler, manchmal vielleicht sogar um vermutete Skandale im Zusammenhang mit einzelnen Personen oder in der politischen Gesamtausrichtung. Manchmal ging es einfach darum, alternative Lösungsvorschläge einer Oppositionspartei, meiner Volkspartei, aufzuzeigen und zu diskutieren. Heute geht es mir in erster Linie darum, so viele wie möglich von Ihnen, Kolleginnen und Kollegen, also von den 99 hier, abzuholen, wachzurütteln und endlich im notwendigen Ausmaß, wie ich denke, zu sensibilisieren. Die antisemitischen Tendenzen in unserer Gesellschaft - das zeigt sich geradezu tagtäglich in unserer Gesellschaft im Allgemeinen und in unserer Heimatstadt im Besonderen - sind nämlich in der Tat mehr als besorgniserregend. Paul Grosz, der langjährige und mittlerweile leider verstorbene Präsident der österreichischen Israelitischen Kultusgemeinde hat einmal gesagt: Wenn Sie wissen wollen, wie es einem Land morgen geht, dann schauen Sie sich an, wie es der jüdischen Gemeinde heute geht! Und auch das, werte Kolleginnen und Kollegen, ist ein Grund, weshalb wir als gewählte Vertreter für die Anliegen und für die Weiterentwicklung dieser Stadt im Hinblick auf das Thema Antisemitismus nicht schweigen und schon gar nicht wegschauen dürfen. (Beifall bei der ÖVP.) Meine Generation - ich bin Jahrgang 1969 - konnte und durfte die Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels der österreichischen Geschichte in ganz unterschiedlichen Phasen miterleben. Seien wir uns ehrlich: Begonnen hat es mit einem jahrelangen Totschweigen der Gräuel. Qualtingers Herr Karl war damals ein wunderbarer Spiegel für die massive Auseinandersetzung mit dieser Zeit. Angesichts der Kandidatur und der späteren Wahl Kurt Waldheims zum Bundespräsidenten gab es das Eingeständnis einer Mitverantwortung an den NS-Gräueln durch den damaligen Bundeskanzler Franz Vranitzky. Es kam zur Restitution und Entschädigung der Opfer unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel. Und bis heute währt die Diskussion, wie es die früheren Generationen mit dem Antisemitismus gehalten haben und wie wir unsere Empörung über die anderen damals bestmöglich zum Ausdruck bringen können. Für mich als Jugendlichen blieb das Thema Antisemitismus allerdings lange Zeit einigermaßen abstrakt, das gebe ich ganz offen zu. Ich hatte zwar das Glück, gute Geschichtslehrer zu haben, die nicht nur lehrten, sondern auch neugierig machten zu forschen. Dennoch war das Jahrhundertverbrechen Schoa für mich insofern abstrakt, als es einfach nicht nachvollziehbar war. Ich dachte mir: Wie konnte man nur so hassen?! In einer gefestigten Demokratie ist so etwas eigentlich unvorstellbar. Das war damals meine Überzeugung. Und dass Antisemitismus der Keim war, woraus diese Tragödie entstand, war eigentlich auch wenig nachvollziehbar, denn wer wird denn schon wegen seiner Konfession zu streiten beginnen?! Für mich war all das - auch das sei gesagt - relativ fern, weil ich keine Freunde und Bekannten jüdischer Konfession hatte. Judentum fand damals für mich eigentlich nur statt, wenn ich in der Leopoldstadt gelegentlich einen orthodoxen Juden auf der Straße sah. Wirkliches Verständnis für die Sorgen und Ängste und die mehr als nachvollziehbaren Traumata der jüdischen Gemeinde, aber auch für die unglaubliche Komplexität des Nahostkonfliktes bekam ich erst durch persönliche Kontakte. Kollege Peter Florianschütz war selbst dabei, als ich im Zuge einer Podiumsdiskussion - ich glaube, es war 2012 - angesprochen wurde, ob ich nicht die Österreichischen Kulturtage in Tel Aviv unterstützen möchte. Ich habe damals gerne zugesagt, und in diesem Zusammenhang reiste ich damals erstmalig ins Heilige Land. Viele weitere Reisen sollten folgen, und ich durfte ganz viele tolle Menschen kennen lernen. Ich begann sozusagen automatisch, mich intensiver mit der jüdischen Geschichte zu befassen, insbesondere auch mit der jüdischen Geschichte hier bei uns in Wien und mit dem schon viele Jahrhunderte alten Antisemitismus und der Geschichte dieses Antisemitismus. Ich kann Ihnen dazu nur ehrlichen Herzens eine mehrteilige Dokumentation auf "Arte" empfehlen. Diese ist dort in der Mediathek noch abrufbar, und es wird in dieser Doku sehr vieles dessen erklärt, womit wir uns heute leider konfrontiert sehen. Das Abstrakte hat jedenfalls durch diese persönlichen Bekanntschaften für mich ein Gesicht bekommen. Ich habe die Ängste und Sorgen plötzlich wesentlich besser nachvollziehen können. Der Antisemitismus war plötzlich allerdings auch real, ein reales Unding, wie ich das jetzt bezeichnen möchte. Und wir erleben leider ganz aktuell - die Geschehnisse überschlagen sich ja im wahrsten Sinne des Wortes -, dass dieses abstrakte Problem ein ganz reales und ein ganz bedrohliches geworden ist. Auch der aktuelle Verfassungsschutzbericht, den Innenminister Karner vor wenigen Tagen vorgestellt hat, ist diesbezüglich mehr als besorgniserregend, zeigt er doch, dass neben dem klassischen rechtsextremen Antisemitismus auch der islamische und linksextremistische Antisemitismus wieder häufiger und lauter in Erscheinung treten. Im Hinblick darauf hoffe ich daher, meine Damen und Herren, dass wir uns im Zuge dieser Diskussion wirklich ganz schnell darauf einigen können, dass wir hier nicht verschiedene Fälle gegeneinander aufrechnen sollten, sondern dass wir alle drei Formen des Antisemitismus massivst und von ganzem Herzen ablehnen. (Beifall bei ÖVP und NEOS.) Wir müssen dem alten ebenso wie dem neuen Antisemitismus entgegentreten. Wir befinden uns gerade anlässlich der Europa-Wahl in einem Wahlkampf, der auch von ganz anderen Themen überschattet ist. Doch auch diese Thematik berührt derzeit ganz Europa, auf Grund einer leider Gottes unsäglichen Entscheidung von drei europäischen Ländern wird dem Thema allerdings nicht der Platz auf europäischer Ebene und auf nationaler Ebene eingeräumt, den es eigentlich haben sollte. Ehrlich gesagt, ist mir die Behandlung dieser Dringlichen Anfrage heute sehr wichtig, denn auch wir hier in unserer Stadt haben gefälligst unsere Hausaufgaben in dieser Hinsicht zu tun. Welche Hausaufgaben meine ich, die wir in Wien zu tun haben? Am 7. Oktober des vergangenen Jahres erfolgte mit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel, wie wir wissen, das schlimmste Massaker an Juden seit der Kapitulation der Nazis im Frühjahr 1945. 1.400 Menschen - Zivilisten - wurden brutal ermordet, massakriert, vergewaltigt, geköpft, Säuglinge wurden in den Backofen geschoben, und vieles mehr geschah im Oktober des Jahres 2023. In Europa wurde das vielerorts gefeiert, auch in Wien bei einer Demo auf dem Ballhausplatz, lange bevor israelische Streitkräfte den Gazastreifen auch nur betreten hatten, meine Damen und Herren! Und in einer nie da gewesenen Umkehrung der Realität wird mittlerweile nicht die Hamas, die nachweislich den Staat Israel auslöschen möchte, des Genozids beschuldigt, sondern Israel, die einzige funktionierende Demokratie im ganzen Gebiet des Nahen Ostens. Gleichzeitig wird Israel von Unverbesserlichen nach wie vor auch als Apartheidstaat tituliert, obwohl Israel der einzige Staat in dieser Region ist, in dem Juden, Christen und Muslime friedlich zusammenleben. Oft wird vergessen: 17 Prozent der israelischen Staatsbürger sind Muslime und leben gut und friedlich in diesem Land. Wenn man diese Debatten aktuell führt, dann wird man mitunter mit dem Argument konfrontiert, dass man seine Israel-feindlichen Aussagen nie und niemals antisemitisch meint - nein -, sondern beispielsweise nur die böse Regierung Israels im gegenwärtigen Fall kritisiert. Dann heißt es, dass Kritik an der Politik Israels doch zulässig sein müsse. - Selbstverständlich ist sie das! Überlegen wir uns aber einmal: Was genau ist Antisemitismus? Ich habe einiges dazu gelesen, und ich empfehle für die Beantwortung der Frage, ob etwas legitime Kritik am Staat Israel oder doch mehr oder minder versteckter Antisemitismus ist, einen ganz einfachen Test, nämlich den 3-D-Test des ehemaligen israelischen Ministers Nathan Scharanski. Bei diesem 3-D-Test geht es um drei Kriterien: Wenn Aussagen Israel dämonisieren, delegitimieren oder doppelte Standards anlegen, dann kann man guten Glaubens davon ausgehen, dass es sich dabei um Antisemitismus handelt. Dämonisieren ist, glaube ich, leicht erklärt, meine Damen und Herren. Die Bezeichnung der Juden als Gottesmörder war früher ein oft verwendetes Stilmittel. Mittlerweile zielt das Agitieren der BDS-Bewegung wohl genau auf diese Dämonisierung ab. Die Anwendung von doppelten Standards ist, glaube ich, auch leicht erklärt, wenn man sich die Verurteilungen Israels im Sicherheitsrat oder in anderen internationalen Bereichen ansieht und feststellt, wie andere wirkliche Schurkenstaaten wie beispielsweise Nordkorea in diesem Zusammenhang nicht thematisiert werden. Und schließlich ist die Delegitimierung wahrscheinlich das einfachste Mittel, das Existenzrecht Israels generell in Frage zu stellen oder abzulehnen. Damit kommen wir nun zu dem oft skandierten Spruch "From the River to the Sea", den man dieser Tage hier und anderswo immer wieder auf Demos hört und liest. Und interessanterweise haben Umfragen an den amerikanischen Eliteuniversitäten, etwa an der Harvard University oder an der Columbia University, unter antiisraelischen Studenten, die so gerne diesen Slogan "From the River to the Sea" anstimmen, gezeigt, dass viele dieser Studenten gar nicht wissen, welcher River und welche Sea denn eigentlich gemeint sind. Es handelt sich um den Jordan und das Mittelmeer. Und würde man das realisieren, dann würde Israel aufhören zu existieren. Verwundern kann das nicht, wenn man bedenkt, dass sich beispielsweise die ehemalige Harvard-Präsidentin Claudine Gay bei ihrer Anhörung vor dem US-Kongress geweigert hat, einen an ihrer Uni getätigten Aufruf zum Völkermord an Juden klar zu verurteilen. Und zeitgleich sprechen österreichische Historiker auf Social Media von einer rechten Kampagne, welche Frau Gay zum Rücktritt gezwungen hätte. Meine Damen und Herren! All das sind die vielen kleinen Mosaiksteinchen, die ich meine, womit bewirkt wird, dass der Antisemitismus quasi durch die Hintertür in unserer Gesellschaft wieder salonfähig wird. Und durch Pro-Palästina- Camps, wie sie so schön genannt werden, wurden jüdische Kommilitonen in den USA daran gehindert, den Uni- Campus zu betreten, gleichzeitig wurde ein Fotografier- und Alkoholverbot ebenso erlassen wie ein Verbot, mit Zionisten zu reden. Ich kann dazu nur sagen: Ich bin dem Herrn Innenminister und Ihnen, Herr Bürgermeister - denn ich gehe davon aus, dass Sie mit eingebunden waren -, sowie allen, die dazu beigetragen haben, dass das Camp im Alten AKH rasch geräumt wurde, sehr, sehr dankbar! (Beifall bei der ÖVP.) Diese Vorkommnisse an den Universitäten, wurscht, ob sie in den USA oder in Wien stattfinden, zeigen übrigens wieder einmal erschreckend, dass Bildung und Moral -mit akademischem Titel oder ohne akademischen Titel - nicht zwingend eine Einheit bilden müssen. Manchmal ist sogar das Gegenteil möglich. Der große Antisemitismus gerade in Kultur und Wissenschaft ist eine erschreckende Realität. Die Kolleginnen, die nach mir sprechen, werden darauf noch detaillierter eingehen, und ich freue mich, dass auch Sie, Frau Stadträtin, jetzt zugegen sind. Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin nahezu ein politischer Extremist - wobei ich die Wortwahl politischer Extremist jetzt ganz bewusst treffe -, was die individuelle Freiheit des Einzelnen betrifft. Für mich ist die Meinungsfreiheit die wichtigste Säule der Demokratie, ganz nach dem Motto "Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass du es sagen darfst." Ob das wirklich von Voltaire stammt oder ihm nur zugeschrieben wird, ist wurscht, jedenfalls ist das aber ein ganz wichtiger Leitsatz. Herr Bürgermeister! Da schließt sich nun der Kreis der Fragen an Sie. Müssen wir wirklich im Zuge eines Kultur- Festivals eindeutig nicht Kulturschaffenden, sondern politischen Radikalinskis, die anderorts Einreiseverbot haben, und Antisemiten um Steuergelder eine politische Bühne bieten? Hat die Kulturstadt Wien, Herr Bürgermeister, es wirklich notwendig, in ihrem größten Festival solche Aktivitäten aufzuführen, dass der Ehrenpräsident unserer Kultusgemeinde davon spricht, dass er, wenn er 30 Jahre jünger wäre, hingehen und Eier werfen würde?! (Bgm Dr. Michael Ludwig: Das verteidigen Sie jetzt aber nicht, oder?) Ist das das Kulturfestival, das wir uns vorstellen? Sollte das einen derartigen Anklang in der jüdischen Gemeinde unserer Heimatstadt finden? Finden Sie das in Ordnung? Muss die Stadt nicht auch - und da sind wir schon beim nächsten Thema - ihre derzeit gelebte Integrationspolitik dahin gehend adaptieren, dass es nicht mehr geschieht, dass zynische Freudenfeiern anlässlich des 7. Oktober hunderte Menschen auf die Straßen treiben, werter Herr Bürgermeister? Und ist es wirklich so, dass wir dem Antisemitismus von Personen des öffentlichen Lebens von vor 100 Jahren mehr Raum in der Debatte einräumen als dem Antisemitismus im Kulturleben des Jahres 2024, Herr Bürgermeister? (Beifall bei der ÖVP. - Bgm Dr. Michael Ludwig: Das ist nicht Ihr Ernst?!) Ich denke, dass die politische Laissez-faire-Haltung gegenüber Judenhass sich schon einmal als eine dramatische Fehleinschätzung erwiesen hat. Wir sollten eher darüber nachdenken, wie wir dem demokratischen Staat Israel unsere Solidarität bestmöglich ausdrücken und wie wir diesen auch aktiv dabei unterstützen können, das Richtige zu tun, die Geiseln zu befreien und die Hamas zu besiegen. Meine Damen und Herren! Etwas muss uns nämlich klar sein: Israel ist nicht nur die einzige lupenreine liberale Demokratie in der Region, sondern Israel lebt Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Freiheit der Kunst und Kultur. Israel lebt das, was ein früherer sozialdemokratischer Bundeskanzler wohl als "solidarische Hochleistungsgesellschaft" bezeichnet hätte! Israel steht wie wenige andere Länder für all das, was den aufgeklärten, liberalen, marktwirtschaftlichen Westen ausmacht. Im Hinblick darauf möchte ich Sie, werte Kolleginnen und Kollegen - wie zu Beginn meiner Rede angesprochen -, mitnehmen, wachrütteln und sensibilisieren. Kämpfen wir für genau diese westlichen Werte! Zeigen wir Solidarität mit dem demokratischen und weltoffenen Staat Israel! Bekämpfen wir alle Formen des Antisemitismus in dieser Stadt! Herr Bürgermeister! Ich appelliere auch an Sie: Warten Sie nicht zu, sitzen Sie nicht aus, lassen Sie nicht Entwicklungen einfach an sich vorüberziehen! Herr Bürgermeister! Handeln Sie! Herr Bürgermeister: "Nie wieder!" ist genau jetzt. - Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP. - GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Bravo!) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich danke dem Herrn Gemeinderat für die Begründung. Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich der Herr Bürgermeister zum Wort gemeldet, und ich erteile es ihm. Bitte schön. Bgm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Hoher Gemeinderat! Eingangs möchte ich darauf verweisen, dass es dem Selbstverständnis der Stadt Wien entspricht, dass wir uns gegen jede Form von Antisemitismus und Rassismus zu Wehr setzen, und das nicht erst jetzt. Wir entdecken den Kampf gegen den Antisemitismus nicht in der Gegenwart, sondern das ist eine Tradition, die wir seit vielen Jahren in unserer Stadt pflegen, und zwar mit vielen Aktivitäten, die ich jetzt nur ansatzweise darstellen kann. Von daher finde ich es immer gut, wenn die Bevölkerung dazu aufgerüttelt wird, gegen Antisemitismus und gegen Rassismus aufzutreten. Ich glaube allerdings, dass man das der Stadtregierung nicht sagen muss, denn wir bekennen uns nicht nur gegen jede Form von Antisemitismus, sondern wir setzen auch entsprechende Handlungen. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Wenn jetzt der frühere Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Paul Grosz angesprochen wurde, den ich nicht nur persönlich gekannt habe, sondern viele Jahre mit vielen Aktivitäten begleiten durfte, dann halte ich fest: Ihm war es wichtig, dass wir uns mit der Geschichte unseres Landes sehr kritisch auseinandersetzen, nämlich mit der Zeit der beiden Faschismen und mit dem Antisemitismus, der in unterschiedlicher Art und Weise in unserem Land begründet worden ist. Und Paul Grosz hat auch vor neuen faschistischen Bestrebungen gewarnt. Er hat aber auch immer darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, die jüdische Gemeinde in unserer Stadt zu unterstützen. Und auch das tun wir seit vielen Jahren beziehungsweise - wie ich sagen kann - seit vielen Jahrzehnten. Wir haben in Wien eine numerisch sehr kleine jüdische Gemeinde, im internationalen Vergleich aber wahrscheinlich eine der aktivsten jüdischen Gemeinden, die es gibt, und das auch deshalb, weil die Stadt Wien seit vielen Jahren viele dieser Einrichtungen und Organisationen unterstützt, um jüdisches Leben möglich zu machen, und zwar in allen Spielarten. Das bedeutet, dass das Bestehen entsprechender Lokale und Einkaufsmöglichkeiten gesichert wird. Es bestehen aber gerade auch im Bildungswesen, von Kindergärten über Schulen bis hin zu einem Pensionisten- Wohnhaus, viele Möglichkeiten, das jüdische Leben auch im Alltag umzusetzen, und das im Regelfall mit starker Unterstützung der Stadt Wien. Es ist nämlich wichtig, nicht nur aus historischen Gründen eine starke jüdische Gemeinde zu haben, sondern weil das Teil unseres gegenwärtigen Lebens ist und es ist sehr wichtig, dass man auch in der Gegenwart gegen jede Form von Antisemitismus auftritt. Ich habe auf der schon angesprochenen Veranstaltung auf dem Ballhausplatz gesprochen, vier Tage nach dem furchtbaren Massaker, das die Hamas in verschiedenen Kibbuzim in Israel angerichtet hat. Es war dies ein Verbrechen, das durch nichts zu rechtfertigen ist. Es war ein besonders verbrecherisches, unmenschliches Massaker. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht auch Empathie empfinden kann für zivile Opfer im Gazastreifen. Von daher ist es für uns ganz selbstverständlich, gegen jede Form des Antisemitismus aufzutreten, aber auch, zu sehen, wie wichtig es ist, Frieden zu schaffen in der Welt, aber auch dafür Sorge zu tragen, dass wir in unserer Stadt friedlich miteinander leben. In diesem Sinn bin ich sehr froh und stolz, dass wir insbesondere mit den Religionsgemeinschaften in unserer Stadt das beste Einvernehmen haben. Es ist hier im Unterschied zu anderen europäischen Städten auch möglich, dass die unterschiedlichen Religionsgemeinschaften in unserer Stadt auch miteinander an Projekten arbeiten. Es gibt hier eine ganze Reihe von Projekten, die Europa-weit große Anerkennung gefunden haben. Im Hinblick darauf ist es mir wichtig, dass wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, gegen Antisemitismus aufzutreten. Und ich stehe da ganz in der Tradition jener Zeitzeugen, die viele von uns intensiv geprägt und begleitet haben. Ich will jetzt an dieser Stelle nur einen erwähnen, der mit mir jahrzehntelang in diesem Bereich tätig war, nämlich Prof. Rudi Gelbard, den viele von Ihnen und euch kennen und als Zeitzeugen schätzen. Er hat immer vor jeder Form des Antisemitismus gewarnt, aber auch gesehen, wie wichtig es ist, die jüdische Gemeinde so wie auch andere Communities in unserer Stadt zu unterstützen. Von daher sehe ich es als meine große Aufgabe auch als Wiener Bürgermeister, die unterschiedlichen Vorstellungen, die die jüdische Gemeinde hat, auch in der Gegenwart zu unterstützen. Das haben wir seit vielen Jahren auf nationaler Ebene und auch auf internationaler Ebene getan. Wir haben als Stadt Wien ein hervorragendes Einvernehmen mit den Städten Jerusalem und Tel Aviv und auch mit anderen Städten, mit diesen beiden großen Städten im Besonderen, und zwar im Rahmen internationaler Städtenetzwerke, aber auch im bilateralen Austausch. Es ist mir vor allem wichtig, das einleitend zu erwähnen, bevor ich jetzt ganz kurz auf Ihre Fragen eingehen möchte, und zwar deshalb kurz, weil es darüber hinaus noch viel mehr Initiativen und Aktivitäten gäbe, die ich jetzt aus Zeitgründen gar nicht alle auflisten kann. Exemplarisch möchte ich jetzt zu Ihrer Frage 1 erwähnen: Österreich-weit befinden sich alle wesentlichen Institutionen zur Antisemitismusforschung, Antisemitismusaufklärung und Prävention in Wien und wurden zu einem großen Teil auch von der Stadt Wien mitaufgebaut beziehungsweise auch mitfinanziert. Die Besorgnis um Wiederaufkeimungserscheinungen sowohl von tradierten als auch von neuen Formen und Phänomenen des Antisemitismus hat die Stadt Wien schon öfters dazu veranlasst, die Förderungen des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes massiv zu erhöhen. So hat sich die Stadtregierung entschieden, die Zuwendungen an das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes auf 814.000 EUR zu verdoppeln. Das Jüdische Museum Wien allein erhält mehr als 4 Millionen EUR an Förderungen der Stadt Wien. Das Wiener Wiesenthal Institut erhält jährlich mehr als 600.000 EUR an Zuwendungen, insbesondere, um nicht nur den vergangenen Antisemitismus zu bekämpfen, sondern auch Maßnahmen zu setzen, um gegenwärtigen Erscheinungsformen zu begegnen. Auch das gerade erst wieder neu eröffnete Wien Museum setzt sich intensiv mit der nationalsozialistischen Geschichte Wiens auseinander. Daneben bestehen auch andere wissenschaftliche Einrichtungen, deren Forschungsaktivitäten auch Antisemitismus zum Thema haben, wie das QWIEN - Zentrum für queere Geschichte, das Institut für die Wissenschaften von Menschen oder das Freud Museum, und auch Veranstaltungen wie das Fest der Freude sowie unzählige Mahnmäler im öffentlichen Raum erinnern an die von Antisemitismus geprägte Vergangenheit und die Gefahren, die es auch in der Gegenwart gibt. Im Hinblick darauf würde ich mich freuen, wenn wir auch bei den Anträgen, die notwendig sind, um diese finanziellen Unterstützungen auch hier im Gemeinderat abzusichern, zu einstimmigen Abstimmungsergebnissen kommen. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Das würde mich freuen. Das wäre dann nicht nur Theorie, sondern auch gelebte Praxis. Darüber hinaus wurde die Förderung an Likrat, ein anerkanntes Kulturvermittlungsprojekt der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, bei dem nichtjüdischen Jugendlichen die jüdische Kultur nähergebracht wird, von 130.000 EUR auf 200.000 EUR erhöht. Daneben werden laufend auch kleinere Projekte mit innovativen Ansätzen unterstützt, wie zum Beispiel das Projekt "Was bisher geschah", oder das "Digital Holocaust Memorial". Dieses bietet eine digitale Plattform zur partizipativen Holocaust-Erinnerung und Holocaust-Vermittlung in Schulen. Im Bereich der Jugend- und Bildungsarbeit werden Extremismus-Workshops für Wiener Schulklassen durchgeführt, bei welchen gemeinsam mit Interface, einer Gesellschaft der Stadt Wien, intensive Extremismusprävention geleistet wird. Außerdem setzte das "Wiener Netzwerk Demokratiekultur und Prävention" Präventionsprojekte und Fortbildungsveranstaltungen um, die sich speziell an Wienerinnen und Wiener mit und ohne Migrationshintergrund richten. Im Bereich der Jugendarbeit ist zudem das Projekt "Wir alle sind Wien" zu nennen, dessen Ziel es ist, extremistischen Strömungen, egal, aus welcher Richtung, entgegenzuwirken. Daneben arbeitet seit Februar 2024 die Fachstelle Demokratie des Vereins der Wiener Jugendzentren laufend zum Thema Demokratieverständnis mit Jugendlichen in der außerschulischen Jugendarbeit. Neben Beratung werden Workshops und Materialien angeboten sowie Vernetzungsstrukturen betrieben. Wien setzt auch auf namhafte Akzente dafür, die jüdische Tradition im Ausland und für im Ausland lebende Juden zu unterstützen. So wird beispielsweise das Jewish Welcome Service im Jahr 2024 mit einer Summe von 190.000 EUR durch die MA 7 gefördert. Ein anderes Beispiel ist die Jerusalem Foundation. Hier wurde im Jahr 2022 eine Förderung von über 165.000 EUR für die Sanierung des Heinz-Nittel-Verkehrserziehungszentrums in Jerusalem gewährt. Speziell in Bezug auf Antisemitismus trägt die Magistratsabteilung 17 - Integration und Diversität im Rahmen des Projekts "Werkstatt.Wien" zur Sensibilisierung bei, wie beispielsweise mit der Organisation von Besuchen der KZ- Gedenkstätte Mauthausen und Besuchen des Jüdischen Museums Wien. Die Wiener Schulen werden über das Programm "Respekt: Gemeinsam stärker" mit Aktivitäten angesprochen. Abgewickelt vom Verein Wiener Jugendzentren richtet sich das Programm mit einer Vielzahl an Veranstaltungen an Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler sowie auch an Eltern. Gerahmt werden diese Aktivitäten vom Wiener Integrationsrat, der bis 2024 Handlungsempfehlungen zum Thema Demokratische Werte und Abwertungsdynamiken in der Migrationsgesellschaft verfasst. Auch abseits finanzieller Förderungen wird die jüdische Gemeinde tatkräftig unterstützt. Beispielhaft erwähne ich an dieser Stelle das Projekt "Eruv". Innerhalb einer definierten Grenze - dieses Gebiet nennt sich Eruv - ist das Tragen erlaubt. Diese Grenze ist vor allem am Sabbat, dem Tag der Arbeitsruhe, von großer Bedeutung, an dem es den Gläubigen ansonsten untersagt wäre, Gegenstände zu bewegen oder zu tragen. Dies schließt auch Tätigkeiten wie das Schieben eines Kinderwagens oder das Benützen von Gehhilfen mit ein. Seitens der zuständigen Behörde wurde das Projekt mit viel Know-how unterstützt. Auch hier sind wir im internationalen Vergleich weit voran und zeigen, dass wir gerade das Alltagsleben auch für die jüdische Gemeinde erleichtern und deutlich machen wollen, dass wir auch hinter der Möglichkeit stehen, jüdisches Leben in Wien umzusetzen. Die Situation hat sich allerdings seit dem terroristischen Massaker der Hamas am 7. Oktober nochmals verschärft. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung gilt es, mit Vermittlungsprogrammen geschichtsvergessenen, antisemitischen und antidemokratischen Tendenzen, egal, aus welchen Bereichen der Gesellschaft, entgegenzuwirken, und deshalb sind auch in diesem Bereich weitere Maßnahmen aus den verschiedensten Ressortbereichen angedacht und in Umsetzung. Zur Frage 2: Ich weise darauf hin, dass allfällige Novellierungen der Wiener Stadtverfassung dem hiesigen Landtag als zuständigem Gesetzgebungsorgan obliegen, nicht jedoch dem Wiener Bürgermeister. Insofern sprechen Sie hier keine Angelegenheiten der Gemeinde im eigenen Wirkungsbereich an und damit auch keinen Gegenstand, der vom gemeinderätlichen Interpellationsrecht gemäß § 15 Abs. 2 der Wiener Stadtverfassung umfasst ist. Zur Frage 3: Zunächst verweise ich auf meine Ausführungen zur Frage 1 und die geschilderten Aktivitäten der Stadt Wien gegen Antisemitismus in jeglicher Form. Ich möchte weiters festhalten, dass sämtliche Förderungen von Kunst- und Kultureinrichtungen im jährlich erscheinenden Kunst- und Kulturbericht der Stadt Wien erfasst und dokumentiert werden. Die Voraussetzungen für die Gewährung einer Förderung sind eindeutig und werden durch die für alle Fördernehmer gleichermaßen geltenden und veröffentlichten Bestimmungen geregelt. Die Förderabwicklung erfolgt analog zu den im Gemeinderat genehmigten Förderrichtlinien der Kulturabteilung. Die Förderwerber selbst sind bei der Einreichung von Förderanträgen und während des Förderverhältnisses an die Vorgaben der Förderrichtlinien gebunden. Im Rahmen des Förderungsantrages haben die Förderwerber neben persönlichen und wirtschaftlichen Angaben auch eine Beschreibung des beantragten Fördergegenstandes, eine Begründung der Förderwürdigkeit sowie eine Beschreibung des Förderzweckes beziehungsweise Förderzieles vorzuweisen. Die Kulturabteilung achtet penibel darauf, für welche Maßnahmen beziehungsweise zu welchem Zweck eine Förderung gewährt wird. Primär beurteilt die Kulturabteilung dabei die künstlerische oder auch wissenschaftliche Qualität eines Projekts. Zur Frage 4: Ich möchte noch einmal festhalten, dass sämtliche Förderdienststellen der Stadt Wien an die sich aus dem Förderhandbuch als allgemeine Richtlinie zur Abwicklung von Förderungen im Sinne § 4 Abs. 3 Wiener Fördertransparenzgesetz ergebenden Verpflichtungen gebunden sind. Dazu verweise ich auf meine Beantwortung zur Frage 3. Die Förderdienststellen müssen insbesondere darauf achten, für welche Maßnahmen beziehungsweise zu welchem Zweck eine Förderung gewährt wird. Im Rahmen der Prüfung der Befähigung hat die Förderdienststelle unter anderem darauf zu achten, dass die ordnungsgemäße Durchführung der geförderten Maßnahme zu erwarten ist und ob allenfalls ein Ausschließungsgrund vorliegt. Der Förderfall endet selbstverständlich nicht mit der Prüfung von Förderanträgen, bei der insbesondere auf das Vorliegen einer Förderwürdigkeit geachtet wird. Vielmehr muss die Förderdienststelle auch während des aufrechten Förderverhältnisses Verdachtsmomenten oder Hinweisen nachgehen und darüber hinausgehend nach Abschluss des geförderten Vorhabens eine Kontrolle der widmungsgemäßen Verwendung der Fördermittel durchführen. Sollte es während des Förderverhältnisses oder im Rahmen der Abrechnung irgendwelche Hinweise darauf geben, dass der konkrete Fördernehmer extremistische oder antisemitische Inhalte verbreitet, stehen der Förderdienststelle selbstverständlich umfassende Sanktionsmechanismen zur Verfügung. Diese reichen vom Widerruf und von der Rückforderung der Fördermittel bis zur entsprechenden strafrechtlichen Anzeige. Zu den Fragen 5 und 7: Bei Bekanntwerden von antisemitischen, volksverhetzenden Beschmierungen an städtischen Wohnhausanlagen werden unverzüglich durch die Gruppe Sofortmaßnahmen die Beschmierungen mittels Spraydosen, welche eine Standardausrüstung in den Einsatzfahrzeugen darstellen, unkenntlich gemacht. In weiterer Folge wird das mobile Einsatzteam von Wiener Wohnen beauftragt, für eine rasche Sanierung der betreffenden Stellen zu sorgen. Im Fall von großflächigeren Beschmierungen auf städtischen Wohnhausanlagen, welche nicht mittels Spraydosen unkenntlich gemacht werden können, wird die MA 48 zur Unterstützung angefordert. Die Beschmierungen werden dann mittels Hochdruckreiniger provisorisch entfernt. Bei Bekanntwerden von Beschädigungen oder Beschmierungen an privaten Wohnhäusern wird durch die Gruppe Sofortmaßnahmen umgehend ein Ortsaugenschein durchgeführt und Kontakt mit den zuständigen Hausverwaltungen aufgenommen. Diese werden in weiterer Folge aufgefordert, unverzüglich für eine Sanierung der Beschädigung beziehungsweise Entfernung der Beschmierungen zu sorgen. Zur Frage 6: Solche Meldungen sind schon jetzt beim Stadtservice Wien und der Gruppe Sofortmaßnahmen möglich. Es gehen regelmäßig Meldungen über antisemitische Parolen an Hausfassaden oder anderen Bauwerken, unter anderem auch direkt von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien bei der Gruppe Sofortmaßnahmen beziehungsweise dem Stadtservice Wien ein. Die weitere Vorgangsweise findet dann wie oben dargelegt statt. Zur Frage 8: Bei Bekanntwerden derartiger Beschmierungen beziehungsweise Beschädigungen werden die für diese Bauwerke zuständigen Stellen informiert und um zeitnahe Entfernung beziehungsweise Sanierung ersucht. Zur Frage 9: Milo Rau, der das Programm der Wiener Festwochen verantwortet, hat in diversen Statements seine künstlerische Position überzeugend dargelegt. Für Antisemitismus gibt es bei den Wiener Festwochen keinen Platz! Die Aufführung auf dem Judenplatz wird mehrheitlich, nicht nur von den Anwesenden, sondern darüber hinaus auch von vielen, die sich damit inhaltlich beschäftigt und auch schon einmal ein Buch vom dortigen Vortragenden gelesen haben, als ein positiver Beitrag zur Diskussion eingeschätzt. Von daher gibt es immer wieder auch kontroversielle Diskussionen über Meinungen zu den Blickwinkeln, die es im internationalen Zusammenhang gibt. Erfreulicherweise hat sich aber eine sehr konstruktive Diskussion ergeben, und zwar nicht nur vor Ort, sondern auch anschließend in den Medien und in der Bevölkerung, und es ist an und für sich etwas, was im Bereich Kunst und Kultur angeregt werden soll, dass man in einem Diskussionsraum Möglichkeiten findet, auch über die politische Diskussion hinausgehende Positionen zu finden. Von daher ist diese Positionierung der Wiener Festwochen eine, über die man diskutieren kann. Es ist aber auch immer wieder von den Wiener Festwochen gefordert worden, dass es Möglichkeiten und Räume zur Diskussion gibt, und darüber hat sich auch Milo Rau den Kopf zerbrochen und entsprechende Maßnahmen gesetzt. Da kann man dafür oder dagegen sein, das ist aber auch Teil einer Auseinandersetzung, die im künstlerischen Rahmen erfolgen soll. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Die in der Anfrage genannte Person wird in Wien nicht persönlich anwesend sein, sondern ist Teil des "Rats der Republik", der aus 20 internationalen Künstlerinnen und Künstlern, Aktivistinnen und Aktivisten und Intellektuellen sowie 80 Wiener Bürgern, die den Kern bilden, besteht. Dieser sogenannte "Rat der Republik" ist ein künstlerisches Format und kein politisches Gremium, in dem über unterschiedlichste Themen diskutiert werden wird. Es geht hier um eine Spiegelung der Positionen des gesamten gesellschaftlichen Spektrums, in deren Rahmen Positionen und Gegenpositionen formuliert werden können. Das Prinzip der Demokratie und Meinungsfreiheit muss bestehen bleiben. Die Stadt Wien nimmt keinen Einfluss auf die Programmierung und Kuratierung der fördernehmenden Institutionen. Milo Rau ist ein Künstler und wurde auf Grund seines Konzepts zum Intendanten der Wiener Festwochen bestellt. Er ist kein Politiker und von daher ist eine Auseinandersetzung in diesem künstlerischen Rahmen zwar zweifellos immer auch eine politische, die aber nicht mit parteipolitischen Rahmenbedingungen zu verwechseln ist. Zu den Fragen 10 und 11: Die Aufgabe der Stadt Wien ist es, Rahmenbedingungen für Kultur zu schaffen. Es ist eine wesentliche demokratische Errungenschaft, dass alle Institutionen autonom über ihre künstlerischen Programme entscheiden und diese verantworten können, und ich freue mich, dass das auch von meinem Vorredner so nicht in Frage gestellt worden ist. Zur Frage 12: In einer liberalen demokratischen Gesellschaft haben Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung und Hetze keinen Platz. Daher gibt es einen ganz klaren rechtlichen Rahmen, der unser aller Handeln bestimmt. Politische Klauseln, die die verfassungsrechtlich garantierte Freiheit der Kunst und Wissenschaft einschränken, haben allerdings in den Richtlinien zur Fördermittelvergabe nichts verloren. In der gegenwärtigen Zeit ist es umso wichtiger, soziale Räume zur Reflexion von Geschichte und zur Stärkung der Demokratie zu schaffen und diese - wie etwa das Wien Museum - einem breiten Publikum zu erschließen. Dieses bietet Räume, in denen eine Kultur des differenzierten Austausches über unterschiedlichste Haltungen und Perspektiven möglich ist. Selbstverständlich müssen Diskussionen zu den Herausforderungen, vor die uns neue Phänomene des Antisemitismus und des politischen Extremismus stellen, geführt werden. Generell muss mehr gesprochen werden, diese Sensibilisierung muss aber gesamtgesellschaftlich und auf allen Ebenen stattfinden, in den Medien, im Bildungsbereich und in den wissenschaftlichen Einrichtungen. Von daher bin ich überzeugt, dass mehr miteinander zu reden, auch dazu führt, dass wir mehr Demokratie und mehr Frieden haben. - Danke. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Ich danke dem Herrn Bürgermeister für die Beantwortung. Ich eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion mit maximal 180 Minuten festgelegt ist. Zur Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich Frau GRin Mag. Sachslehner zu Wort gemeldet. Die Redezeit beträgt 20 Minuten. Bitte schön. GRin Mag. Laura Sachslehner, BA (ÖVP): Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Stadträtin beziehungsweise Stadträtinnen, denn es sind ja beide anwesend! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Dass wir heute in einer Dringlichen Anfrage über das Thema Antisemitismus diskutieren müssen, entbehrt nicht einer gewissen Tragik. Herr Bürgermeister! Ich werde dann ausführlich auf Ihre Antworten eingehen, lassen Sie mich aber eingangs festhalten: Niemand bestreitet, dass es nicht eine Reihe von Förderungen seitens der Stadt Wien für wichtige Institutionen gibt, die sich auch dem Kampf gegen Antisemitismus verschrieben haben. Das trifft absolut zu. Wenn es aber darum geht, aktuelle Herausforderungen in der Stadt zu benennen, wenn es darum geht, das eigene Versagen im Kulturbereich aufzuarbeiten, dann sieht man dennoch leider genau das, was wir schon in vielen anderen Bereichen bei der SPÖ sehen, und zwar: Man will nichts davon hören, man versucht, es wegzudiskutieren, zu ignorieren, man versucht vielleicht sogar, die Schuld anderen zuzuschieben und wartet so lange, bis es dann eskaliert. Und das ist natürlich bei einem so sensiblen Thema und vor allem auch so entscheidenden Thema gerade für eine Stadt wie Wien natürlich mehr als beschämend. (Beifall bei der ÖVP.) Ich frage Sie auch gleich eingangs: Man müsste meinen, dass wir eigentlich schon weiter waren. Hatten wir denn nicht schon einen gesellschaftlichen und auch politischen Konsens hier in dieser Stadt, dass wir alles gegen Antisemitismus und Israel-Hass zu tun haben? Hatten wir nicht schon einen Konsens, dass wir jegliche Unterstützer der BDS-Bewegung in unserer Stadt nicht haben wollen, dass diese hier keinen Platz bekommen dürfen? Hatten wir denn nicht schon eine Reihe von Beschlüssen hier in diesem Haus, in welchen wir uns genau dagegen aussprechen? Und waren wir alle uns nicht schon lange einig? Bis vor wenigen Monaten hatte ich zumindest den Eindruck, dass wir Antisemitismus niemals in unserer Stadt Tür und Tor öffnen, auch nicht durch irgendwelche angeblichen künstlerischen Avancen. Wo ist denn dieser gesellschaftliche Konsens auf einmal hingekommen? Plötzlich stehen wir da und müssen das auf diese Art und Weise diskutieren. (Bgm Dr. Michael Ludwig: Sie wollen das diskutieren! - GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Alle Menschen in dieser Stadt wollen das diskutieren.) Herr Bürgermeister! Wir müssen diskutieren, ob es zulässig ist, dass Unterstützer einer antisemitischen Bewegung beziehungsweise einer Bewegung, die vom Nationalrat als antisemitisch eingestuft wird, hier bei den Festwochen eine Bühne bekommen. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Erst haben Sie gesagt, dass Sie darüber diskutieren wollen, und jetzt wollen Sie nicht mehr reden!) Herr Bürgermeister! Natürlich müssen wir darüber sprechen, denn Sie sagen hier in einer Beantwortung, dass es zwar Sanktionen geben würde, wenn Vereine oder Projekte antisemitische Umtriebe unterstützen. Dass Sie aber im Fall der Festwochen in diesem Zusammenhang lediglich eine künstlerische Auseinandersetzung sehen, das ist der Skandal, und das ist das Problem, weswegen wir heute hier stehen müssen. (Beifall bei der ÖVP.) Ich möchte aber auch ganz kurz Revue passieren lassen, wie sich denn die ganze Situation rund um die Festwochen entwickelt und zugespitzt hat. Ich muss nämlich ganz ehrlich sagen, dass am Ende des Tages in einer Art und Weise mit diesem Thema umgegangen wird, wie es nicht einmal ich für möglich gehalten hätte. Fangen wir an: Wir als Volkspartei haben schon vor einigen Monaten darauf aufmerksam gemacht, dass die Persönlichkeiten Annie Ernaux und Yanis Varoufakis mehr als problematisch sind und dass es mehr als problematisch ist, dass diese bei den Festwochen eine Bühne bekommen sollen. Ja. Beide sind nicht persönlich vor Ort gewesen. Wenn man aber solche Menschen seitenweise in Interviews verteidigt, wenn man ihnen die Mitgliedschaft in einem Gremium zur Verfügung stellt, wenn man sich dazu bemüßigt fühlt, sie in jedem Programmheft und auf jeder Homepage abzudrucken, dann ist das natürlich eine politische Bühne, die sie bekommen. Wir haben hier eigentlich schon vor einigen Wochen einstimmig einen Beschluss gefasst, dass wir die Veranstalter der Festwochen dazu aufrufen, von dieser Einladungspolitik abzusehen, das zu überdenken und das Gremium vielleicht anders zu besetzen. Ich möchte noch ganz konkret dazu sagen: Yanis Varoufakis hat direkt nach dem Terrorangriff am 7. Oktober ein Video gemacht, in dem er von einem Akt des Widerstandes spricht und die Hamas-Terroristen als Kämpfer für den Widerstand bezeichnet. So jemand bekommt in Deutschland übrigens ein Einreiseverbot wegen antisemitischer und Israel-feindlicher Propaganda. Hier bei uns in Wien wird er jedoch hofiert und verteidigt, und das ist wirklich mehr als traurig! (Beifall bei der ÖVP.) Bevor jetzt wieder das Argument kommt, es sei Mitwirkenden der Festwochen unbenommen, wen sie verteidigen und wen nicht: Frau Kulturstadträtin! Sie haben sich beim letzten Gemeinderat selber persönlich hier hergestellt und es für notwendig erachtet, beide Persönlichkeiten nicht nur zu verteidigen, sondern zu sagen, dass es wichtig ist, dass in Wien solche Positionen auch diskutiert werden, dass Wien ein Ort des Dialogs bleibt und dass es wichtig ist, dass solche Meinungen heute auch in Wien diskutiert werden. Der Herr Bürgermeister hat es ähnlich formuliert. - Ich sage es noch einmal: Antisemitismus ist keine Meinung, und es ist auch keine Meinung, das Existenzrecht des Staates Israel in Frage zu stellen. (Beifall bei der ÖVP.) Wir brauchen in Wien keine Plattform, auf der wir so etwas diskutieren. Wien braucht keine Bühne zu sein, wo Menschen menschenverachtendes Gedankengut diskutieren und zum Ausdruck bringen wollen, in welcher Art auch immer. Nein! Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass wir das in Wien nicht brauchen! (Beifall bei der ÖVP.) Dann hat man sich dazu entschlossen, den Intendanten zu uns in den Ausschuss einzuladen, um mit ihm darüber zu diskutieren, wie mit dieser Situation umzugehen ist. Das ist jener Intendant, der davor in seitenlangen Interviews beide Persönlichkeiten und diese Entscheidungen verteidigt hat. Dieser Intendant kommt also zu uns in den Ausschuss und ist sich natürlich überhaupt keiner Fehler in diesem Zusammenhang bewusst. Man spricht dann dort davon, Österreich müsse sich mit seinen Tätertraumata auseinandersetzen. Das ist jetzt ein wörtliches Zitat des Intendanten, das sind nicht meine Worte. Weiters sagt er, dass man weiterhin einen Ort des Dialogs darstellen müsse und dass gerade die Festwochen eine hervorragende Chance dafür bieten, dass man sich damit auseinandersetzt. Und genau deswegen dürfe man auch BDS-Unterstützer nicht boykottieren und auch nicht ausschließen. Wieder frage ich Sie: Wo ist denn bitte Ihr Verständnis für das dunkelste Kapitel unserer Geschichte? (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Da redet die Richtige!) Wo ist denn Ihre Verantwortung gegenüber unseren Gemeinderatsbeschlüssen, die wir hier treffen. Wo ist Ihre Verantwortung gegenüber der jüdischen Gemeinde, die sich übrigens auch selbst mehrfach kritisch dazu geäußert hat. Die IKG hat nicht nur in Bezug auf die Rede auf dem Judenplatz, sondern auch in Bezug auf die Einladungspolitik von Annie Ernaux und Yanis Varoufakis klar und deutlich gemacht, dass sie das nicht wünschen und dass sie darum bitten, davon abzusehen, doch leider ohne Erfolg. (Beifall bei der ÖVP.) Liebe Kollegen von der SPÖ! Ich glaube Ihnen ja, dass Sie persönlich nicht mit der BDS-Bewegung anstreifen wollen und dass Sie wahrscheinlich zu großen Teilen deren Ideale auch nicht teilen. Ich weiß, dass zum Beispiel ein Mensch wie Annie Ernaux für viele in ihrer politischen Gruppierung eine Ikone ist. Ich weiß, dass man sie für viele andere Ideen, wenn es etwa um den Kampf für Frauenrechte und dergleichen geht, feiert und hochleben lässt. Trotzdem muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen: Es ist es mehr als fragwürdig und auch traurig, dass man bei den Festwochen nicht dazu bereit ist, von solchen Entscheidungen abzusehen, dass man nicht dazu bereit ist, einfach einen Schritt zurückzugehen und zu sagen: Wir laden jemanden aus, der offensichtlich ohnehin nicht vorhat, hier persönlich zu erschienen. Es ist für mich unverständlich, dass man nicht dazu bereit ist, eine solche Person auszuladen oder aus diesem Gremium zu streichen. Ich unterstelle den Festwochen in diesem Zusammenhang leider auch - ich meine, das hat sich in den letzten Wochen sehr deutlich gezeigt -, dass man unter Umständen persönlich, so wie der Intendant gesagt hat, die BDS- Bewegung nicht unterstützt, dass man aber genau mit jenem Israel-Hass spielt, der aktuell bei vielen linken Gruppierungen en vogue ist. Und dabei spielt eben auch Antisemitismus eine Rolle, und zwar einzig und allein aus dem Grund, weil man provozieren will und weil man diese Leute braucht, um die Festwochen zu füllen, und das können wir niemals unterstützen! (Beifall bei der ÖVP.) Wir haben in einem anderen Zusammenhang vor einigen Wochen eine Anfrage an Sie, Frau Stadträtin, zu einem anderen Projekt gerichtet, und dabei sind Sie darauf eingegangen, welche Sanktionsmöglichkeiten es geben würde, wenn es bei einem Projekt antisemitische oder extremistische Tendenzen gibt. Und der Bürgermeister hat es vorher in seiner Anfragebeantwortung dort, wo es um Widerruf und Rückforderung oder gegebenenfalls eine strafrechtliche Anzeige geht, auch wortwörtlich genau so wiedergegeben. Das klingt auf den ersten Blick auch sehr richtig für mich. Wenn man sich dann aber den Umgang mit den Festwochen genau ansieht, dann muss man sagen: Das sind nichts als leere Worthülsen und irgendwelche Lippenbekenntnisse! Wo sind denn die entsprechenden Handlungen im Fall der Festwochen? Wo sind denn die Sanktionsmechanismen? Wir vergeben fast 14 Millionen EUR Förderung an ein Projekt und können nicht darüber entscheiden, ob Unterstützer der BDS-Bewegung dort eine Bühne bekommen oder nicht! Das ist grotesk! Natürlich braucht es hier Konsequenzen. Natürlich braucht es hier Sanktionen. Natürlich müssen wir auch darüber diskutieren, ob eine Förderung in Höhe von 14 Millionen EUR in diesem Zusammenhang wirklich gerechtfertigt ist. (Beifall bei der ÖVP.) Um das Thema nicht nur an den Festwochen festzumachen, obwohl das natürlich in den letzten Wochen besonders im Vordergrund stand: Wir wissen, dass es diesen problematischen Umgang seitens der Sozialdemokratie und zum Teil auch der NEOS tendenziell hier in Wien in diesem Zusammenhang gibt, und wir wissen auch aus anderen Bereichen, dass der Umgang mit diesem Thema ein sehr schwieriger ist. Meine Kollegin Caroline Hungerländer wir dann später noch auf einige Aspekte eingehen. Ich möchte jetzt aber noch zwei Punkte herausgreifen. Wir wissen seit Jahren, dass es in Wien eine Vielzahl von antisemitischen Schmierereien gibt. Deren Anzahl ist seit dem 7. Oktober letzten Jahres explodiert, diese sind aber nicht erst seit diesem Zeitpunkt aufgetaucht. Das gab es schon Jahre zuvor, und wir haben jahrelang gefordert, dass sich in diesem Bereich etwas tun muss. Wir mussten uns allerdings jahrelang anhören, wie das Thema lächerlich gemacht wurde. Man hat behauptet, dass man solche Schmierereien schnellstmöglich entfernt. Das wurde auch heute wieder gesagt, und das stimmt nicht, das zeigen ganz einfach die Fakten. Wir wissen seit Jahren, dass wir in Wien eine eigene Antisemitismusstrategie brauchen, etwas, was in anderen Städten schon lange der Fall und dort gelebte Realität ist. Darüber diskutieren wir in Wien seit Jahren, und ich freue mich natürlich, dass wir heute wieder einmal einen gemeinsamen Antrag dazu einbringen. Das ist ein wichtiges Zeichen. Aber seien wir uns ehrlich: Diese Strategie hätten wir in den letzten Jahren auch schon gebraucht, und insofern ist es höchste Zeit, dass wir sie endlich umsetzen! (Beifall bei der ÖVP.) Ich muss Ihnen sagen: Vor dem Hintergrund dieser Zusammenfassung der tatsächlich umgesetzten Maßnahmen aus den letzten Jahren ist es leider wenig verwunderlich, dass sich all das aktuell in unserer Stadt abspielt. Es ist wenig verwunderlich, dass wir uns mit solchen Schmierereien und mit einer offensichtlich immer größeren Anzahl an antisemitischen Vorfällen auseinandersetzen müssen. Und ich möchte auch noch einmal dazusagen, damit das ja nicht falsch verstanden wird: Natürlich hat das für jede Form des Antisemitismus zu gelten, egal, aus welcher Richtung er kommt, das ist völlig klar. Trotzdem muss man aber so ehrlich sein und sich eingestehen, dass gerade in Wien die politischen Verantwortlichen in den letzten Jahren auf dem linken Auge sehr wohl blind waren und dass das nun das Ergebnis ist, wenn man sich jahrelang nur durch Ignoranz auszeichnet. (Bgm Dr. Michael Ludwig: Ist das eine Behauptung, oder können Sie das irgendwie belegen?) Wenn Sie sie mir zugehört haben, Herr Bürgermeister, dann sind, wie ich glaube, die Belege deutlich! Ich darf abschließend an Sie appellieren, dass Sie das, was wir heute hier diskutieren, aber auch unsere Beschlussanträge ernst nehmen, dass Sie sich mit diesem Thema ordentlich auseinandersetzen und dass Sie endlich aufhören, das eigene Versagen in diesem Bereich die ganze Zeit unter den Teppich zu kehren. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Ing. Guggenbichler. Ich erteile es ihm. GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc (FPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Als ich diese mündliche Anfrage an den Herrn Bürgermeister heute gesehen hab', wusste ich, dass wir ein spannendes, wahnsinnig schwieriges und kompliziertes, aber auch sehr notwendiges Thema heute zu diskutieren haben, und dafür darf ich der ÖVP danken. Ich danke der ÖVP dafür, dass sie es heute zum Thema macht, die Frage ist aber immer, wie man das zum Thema macht. Antisemitismus ist ein Thema, das uns seit Jahrhunderten begleitet. Heute haben wir das Foto für das Jubiläum 100 Jahre Gemeinderat gemacht. Damals wurden 120 Gemeinderäte in diesem Raum angelobt, und damals hatten wir nicht das Glück, dass alle 120 keine Antisemiten waren. Dieses Glück hatten wir damals nicht, denn in dieser Phase bestanden Tendenzen, die dann im Zweiten Weltkrieg im Holocaust gegipfelt sind, in der schrecklichsten Tat, die wir hier bei uns in unseren Breiten erleben mussten. Und die Vorboten dieser Zeit gab es schon 50 Jahre zuvor sehr massiv. Ich habe mir gedacht: Wofür eignet sich eine Antisemitismusdebatte? Sie eignet sich dafür, das Thema ernsthaft anzusprechen. Ich füge hinzu: Ja. Man kann über die Wiener Festwochen sprechen. Und: Nein. Es gefällt mir auch nicht, dass diese Personen dort reden dürfen. Mir gefällt das überhaupt nicht. Die wirkliche Problematik, die wir insbesondere seit dem Anschlag der Hamas auf Israel haben, besteht aber darin, dass in Europa und in Wien Jüdinnen und Juden auf der Straße angepöbelt beziehungsweise angegriffen werden. Und ich glaube nicht, dass diese Künstler, die hier auftreten, dazu beitragen, das wirkliche Problem anzusprechen. Das wird das Problem nicht verschärfen, obwohl es kein gutes Signal ist, das können wir auf alle Fälle sagen. Das wirkliche Problem ist, dass wir seit dem 7. Oktober bereits in den ersten drei Wochen eine Steigerung an antisemitischen Taten von 300 Prozent in Österreich hatten, durch ein Integrationsversagen in den letzten Jahren oder dadurch, dass man falsch mit diesen Menschen umgegangen ist. Man hat eventuell gedacht, dass man sie in irgendeiner Art und Weise unserem Wertekontext oder unserem Wertekatalog näherbringen kann, das hat jedoch schlicht und ergreifend nicht funktioniert. Kollege Juraczka hat es vorhin angesprochen: Es gibt mannigfaltige Arten von Antisemitismus, insbesondere den althergebrachten. Das war unser althergebrachter, aber was ich besonders spannend finde, ist, dass wir zum Beispiel einen Europäischen Song Contest haben, wo eine jüdische Sängerin von einer Community ausgebuht wird. Warum diese Community das tut, ist mir unbegreiflich, aber es ist auch vieles andere unbegreiflich, was diese Community tut. Es ist aber ein Zeichen für einen gewissen strukturellen Antisemitismus, den wir hier im islamistischen Bereich haben, den wir - jetzt durch den islamistischen Antisemitismus vielleicht eher nach vorne gerückt, dass man ihn sieht - auch im linksextremen Bereich haben, weil er ja da sonst immer kaschiert wurde. Der rechte Antisemitismus wurde seit Jahren bekämpft, da sind wir uns, glaube ich, alle einig, und dass wir keinen in dieser Art und Weise dulden, da sind wir uns auch einig. Ich glaube, dass eine Kritik an den Wiener Festwochen schon gut ist, eine Kritik, wer auftreten soll, schon gut ist, aber ich habe damals, als ich den Antrag mitunterschrieben habe, lange darüber nachgedacht, ob es grundsätzlich gescheit ist, Auftrittsverbote zu verhängen. Das war meine Überlegung damals. Ich habe mich aus dieser antisemitischen, aus dieser pro-israelischen und pro-jüdischen Komponente heraus dafür entschieden, es mitzutragen, aber grundsätzlich glaube ich nicht, dass es gescheit ist, wenn ein Gremium darüber entscheidet, wer auftreten darf und wer nicht auftreten darf, solange er sich im rechtlichen Rahmen befindet. Das ist meine persönliche Meinung dazu. Wir müssen es ja nicht alle gleich sehen. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Ihr habt das schon einmal anders gesehen!) Ich habe das noch nie anders gesehen, nein. Ich bin schon der Meinung, dass Leute, die unbescholten sind, auftreten sollen, überall hingehen dürfen. Und wenn es anders ist, dann ist es halt anders, aber dann haben wir eine Rechtsordnung, die dafür sprechen kann. Ich bin nicht der Meinung, dass es gescheit ist, Signale zu senden, ich bin nicht der Meinung, dass es gescheit ist, das zu finanzieren. Der Meinung bin ich nicht, aber ich bin nicht der große Freund davon, Auftrittsverbote auszusprechen. Wie gesagt, in den ersten 2 Wochen gab es 76 Vorfälle, und Bgm Ludwig hat ja früher beantwortet, was er nicht alles fördert, was er nicht alles tut. Ich glaube, die Maßnahmen sind vorhanden, unbestritten, das gibt sogar Laura Sachslehner zu, es sind nur die falschen. Offensichtlich sind es die falschen Maßnahmen, oder sie wirken nicht. Das ist genau das Problem. Wir haben im letzten Jahr auch einen Anstieg von, ich glaube, 56 Prozent bei antisemitischen Straftaten, die großteils aus dem muslimischen oder islamistischen Bereich kommen, und meine Kritik an Ihnen ist, dass Sie zwar über Maßnahmen reden, dass Sie auch versuchen, mit der Kultusgemeinde gut zusammenzuarbeiten, aber am Ende des Tages niemandem geholfen ist, der am Abend durch den 2. Bezirk geht und Angst hat. Dafür waren Ihre Maßnahmen offensichtlich nicht ausreichend. Das ist unsere große Verantwortung, dass wir, was wir in den 1880er Jahren in Wien erlebt haben, was wir in den 1890er Jahren, in den 20er Jahren, den 30er Jahren bis 1945, in Wien erlebt haben, nicht mehr in Wien erleben. Das eignet sich nicht dafür, einen kleinen tagespolitischen Punkt zu machen. Unsere Aufgabe ist, dass Juden in dieser Stadt glücklich und unbeschwert leben können. Das ist unsere einzige und wichtige Aufgabe, und deswegen ersuche ich auch alle Nachredner, sich darüber einen kurzen Gedanken zu machen, wie sie auch ihre Reden hier gestalten. Ganz kann ich die Tagespolitik aber nicht auslassen, denn ein kleiner Beweis für den Antisemitismus ist ja auch, dass offensichtlich Antisemiten in den Europa-Wahlkampf eingegriffen haben. (GR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Die AfD?) Nein, die Spitzenkandidatin der GRÜNEN hat gestern gesagt, linke Aktivisten würden sie hassen, weil sie als frühere Aktivistin im Nahostkonflikt auf Seiten Israels stehe und nicht auf Seiten Palästinas. Was heißt das jetzt? Gibt es in der Aktivistenszene Antisemiten, die sie dafür hassen und deswegen Chats leaken? Ich weiß es nicht. Oder wird auch hier, um sich selbst reinzuwaschen, jemand anderem Antisemitismus unterstellt? Ich weiß es nicht. Ich sage, es hat bei uns nichts verloren und ich sage noch einmal: Unsere einzige und wichtigste Aufgabe ist, dass Jüdinnen und Juden in dieser Stadt unbeschwert frei leben können und sich frei entwickeln können. Ich bedanke mich auch dafür, dass wir es heute wieder geschafft haben, einen gemeinsamen Antrag zu stellen. Ich glaube, dass die Maßnahmen der SPÖ nicht ausreichen und deswegen darf ich auch einige Anträge stellen. Der erste ist ein Beschlussantrag bezüglich des Verbots des politischen Islams, die Wurzel des neuen Antisemitismus in Österreich, und der zweite Antrag, den ich einbringen darf, ist ein Beschlussantrag, was die Vereine betrifft. Der Bürgermeister hat zuvor gesagt, dass diese Geld bekommen und im Rahmen der Evaluierung wird dann geschaut, ob sie etwas Falsches machen oder nicht. Wir sind der Meinung, dass agierende Vereine und Organisationen eine Erklärung gegen den islamischen Terrorismus sowie radikalen politischen Islam, einhergehend mit einem Bekenntnis zur österreichischen Verfassung und zu einem säkularen Staat und gegen Antisemitismus zu unterfertigen haben. Weiters sollen dies auch Islamlehrer machen, weiters sollen das in Wien untergebrachte Asylwerber machen, wenn sie aus diesen Ländern kommen, weiters sollen das Organisationen oder Projektanträge machen. Wenn das nicht erfüllt wird, soll die Gemeinde Wien die Möglichkeit haben, die Förderungen zurückzufordern. Der Herr Bürgermeister hat in seiner Beantwortung auch gesagt, dass so etwas in einer Förderrichtlinie nichts verloren hätte. In der Bundesjugendförderung ist das so, da gibt es eine Präambel, die jeder mitunterschreiben muss, damit er dort überhaupt die Möglichkeit hat, zu Geldern zu kommen. Also ich verstehe nicht, warum in Wien in einer Förderrichtlinie etwas nichts verloren hat, was in der Bundesförderung Usus und gang und gäbe ist. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Ich ersuche Sie wirklich, weiterhin gemeinsam daran zu arbeiten, dass Jüdinnen und Juden in dieser Stadt glücklich leben und sich entfalten können. Danke sehr. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau GRin Mag. Sachslehner zu Wort gemeldet. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Laura Sachslehner, BA (ÖVP): Herr Kollege Guggenbichler, ich wollte nur tatsächlich berichtigen, wir haben in dem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen damals kein Auftrittsverbot gefordert, sondern dass die Festwochen ihre Einladungspolitik und ihre Einladung an Annie Ernaux überdenken sollen. Zudem haben wir als Volkspartei immer gefordert, dass die Förderung der Festwochen gestrichen werden sollte oder wir möglicherweise sogar über eine Rückzahlung sprechen müssten. (Heiterkeit bei Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler.) Denn genau das ist der Punkt, auch wenn die Stadträtin lacht, die Frage ist: Was fördern wir mit 14 Millionen EUR? Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Weber, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Thomas Weber (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Liebe Frau Stadträtin! Geschätzter Gemeinderat! Liebe Gäste - hoffentlich ist im Livestream jemand dabei! Ich möchte heute die Möglichkeit nützen, über das Thema Antisemitismus zu sprechen, um einerseits ein paar sehr allgemeine Anmerkungen zu machen, andererseits aber natürlich auch auf die aktuellen Themen, wenn wir über das Thema Antisemitismus sprechen, einzugehen. Antisemitismus ist auf jeden Fall schon eine sehr lange existierende Geißel in unserer Gesellschaft. Es ist Feindseligkeit, es sind Vorurteile, es ist Diskriminierung, es ist Gewalt gegenüber Jüdinnen und Juden aus einem einzigen Grund: Weil sie Jüdinnen und Juden sind. Antisemitismus reicht aber über diese Feindseligkeit gegen konkrete Personen hinaus. Antisemitismus dient als eine Form der Welterklärung, die Jüdinnen und Juden politisch, ökonomisch und sozial für unterschiedliche Prozesse verantwortlich macht, weil sie Jüdinnen und Juden sind. Antisemitismus hat historisch tiefe Wurzeln. Im Mittelalter wurden Jüdinnen und Juden als Sündenböcke für Krankheiten und für Kriege missbraucht, und im Laufe der Jahrhunderte gab es immer wieder Pogrome und Vertreibungen. Der Höhepunkt dieses Hasses zeigt sich im Holocaust, der systematischen Ermordung von mehr als sechs Millionen Jüdinnen und Juden durch das nationalsozialistische Regime. Diese dunkelste Stunde der Geschichte sollte uns alle gemeinsam daran erinnern, wohin Antisemitismus führen kann. Antisemitismus ist auch 2024 ein massives gesellschaftliches Problem. Egal aber, woher Antisemitismus kommt - von rechts, von links, von Islamisten, von Menschen mit Migrationshintergrund oder von Menschen ohne Migrationshintergrund -, Antisemitismus muss mit allen gesellschaftlichen und rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft werden und antisemitische Taten müssen klare Konsequenzen haben. (Beifall bei NEOS, SPÖ, ÖVP und GRÜNEN.) Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, Antisemitismus bedroht aber nicht nur Jüdinnen und Juden, sondern die Grundlagen unseres demokratischen Zusammenlebens, das Fundament unserer Gesellschaft. Der Kampf gegen Antisemitismus muss in allen Lebensbereichen und in allen Politikfeldern geführt werden. Der Schutz jüdischen Lebens und das klare Bekenntnis zu Israel sind unverrückbare Bestandteile unserer Werte. Antisemitismus zeigt sich in vielen unterschiedlichen Formen und speist sich aus vielen unterschiedlichen Ideologien. Rechter Antisemitismus basiert auf rassistischen, nationalistischen Ideologien, er zeigt sich in Verschwörungstheorien gegenüber Jüdinnen und Juden, die Jüdinnen und Juden für weltweite Probleme verantwortlich machen und gipfelt in Hassverbrechen. Er hat seine Wurzeln in der Geschichte des Nationalsozialismus, dessen schrecklichster Ausdruck der Holocaust war. Linker Antisemitismus verkleidet sich oft als Antizionismus. Während legitime Kritik an der Regierung des Staates Israels natürlich berechtigt ist, überschreitet linker Antisemitismus die Grenze, wenn er das Existenzrecht Israels in Frage stellt oder die jüdische Gemeinschaft für die Handlungen der israelischen Regierung verantwortlich macht. Diese Form des Antisemitismus finden wir oft in antikolonialistischen, antikapitalistischen, linken akademischen Kreisen. Religiös motivierter Antisemitismus hat tiefe historische Wurzeln und ist auch tief in kulturellen und religiösen Traditionen verankert. Im Christentum reichen diese zurück bis zur mittelalterlichen Vorstellung, die Jüdinnen und Juden seien Christusmörder. Islamistischer Antisemitismus verbindet religiöse Motive mit politischen Ideologien. Er propagiert seinen Hass auf Jüdinnen und Juden, der oft gewalttätig zum Ausdruck kommt. Islamistische Gruppen nutzen antisemitische Rhetorik, um Feindbilder zu schüren und ihre politischen Ziele zu rechtfertigen. Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie es mich ganz klar sagen: Der Kampf gegen Antisemitismus muss ein umfassender Kampf sein, ein Kampf gegen sämtliche Formen und sämtliche Ausprägungen des Antisemitismus. Es geht nicht um linken Antisemitismus, es geht nicht um rechten Antisemitismus, es geht nicht um islamistischen Antisemitismus, es geht um Antisemitismus. (Beifall bei NEOS, SPÖ, ÖVP und GRÜNEN.) In der heutigen Zeit ist Antisemitismus eine massive Bedrohung für unsere Demokratie. Eine demokratische Gesellschaft basiert auf den Prinzipien der Menschenwürde, des Pluralismus und der Demokratie. Antisemitismus untergräbt all diese Prinzipien, indem er eine bestimmte Gruppe von Menschen entmenschlicht. Wenn wir also irgendeine Form von Antisemitismus tolerieren, dann gefährden wir die Grundlage unserer demokratischen Werte. Es ist unsere Pflicht, Antisemitismus, egal, woher er kommt, zu erkennen, zu benennen und ihm klar entgegenzuwirken. Das gilt nicht nur für die Politik, das gilt für alle Bereiche unserer Gesellschaft und unseres Zusammenlebens. Ein Bereich, der im Zusammenhang mit Antisemitismus eine besondere Bedeutung verdient, ist Kunst und Kultur, insbesondere die damit verbundenen Kultureinrichtungen, und das hat viele Gründe. Einerseits müssen sich Kultureinrichtungen ihrer bedeutenden Rolle als Schauplätze gesellschaftspolitischer Auseinandersetzung bewusst sein. Andererseits, wenn wir auf das Thema Kunst und Kultur blicken, stehen wir sehr rasch vor dem Grundsatz: Die Freiheit der Kunst ist ein Grundpfeiler unserer Demokratie. Ich sage es immer mit Friedrich Schiller: Kunst ist eine Tochter der Freiheit. Was aber heißt Freiheit in diesem Zusammenhang? Für mich als Liberaler ist diese Antwort klar. Freiheit ist immer untrennbar mit Verantwortung verbunden. Freiheit und Verantwortung - Freiheit und Verantwortung - sind zwei Seiten derselben Medaille, denn Freiheit ohne Verantwortung ist die Tyrannei des Stärkeren über den Schwächeren. Wer also von Freiheit der Kunst spricht, der muss auch von der Verantwortung der Kunst- und Kulturinstitutionen sprechen. Und es ist diese Verantwortung, diese Freiheit nicht zu missbrauchen, um Hass und Vorurteile zu verbreiten. (Beifall bei NEOS, SPÖ, ÖVP und GRÜNEN. - Ruf bei der ÖVP: Sehr gut!) Diese Verantwortung ist es, die ich von allen Kulturinstitutionen erwarte, denn Kultureinrichtungen spielen eine wichtige Schlüsselrolle bei der Gestaltung unserer Gesellschaft. Kunst und Kultur und Kultureinrichtungen können sich den Diskursen, die wir führen, und den Haltungen, die wir einnehmen, nicht entziehen. Sie müssen ganz klar gegen jede Form von Antisemitismus Stellung beziehen, und das immer und ausnahmslos. In diesem Zusammenhang begrüße ich auch sehr den Besuch von Milo Rau, dem Intendanten der Wiener Festwochen, bei uns im Kulturausschuss. Ja, ich bin mit vielem, was er nach unserem Gemeinderatsbeschluss vom 20. März in den Medien gesagt hat, nicht einer Meinung. Das muss man aushalten. Das muss er aushalten und das muss ich aushalten. Ich schätze aber seine intellektuelle Offenheit und die Bereitschaft, hier in einen vertiefenden Austausch zu gehen, und ich schätze seinen klaren Blick, dass Antisemitismus bei den Wiener Festwochen keinen Platz hat. Für mich wäre eine Grenze dann überschritten, wenn es einen tatsächlichen Auftritt auf einer öffentlich finanzierten Bühne von Unterstützerinnen oder Unterstützern der BDS gegeben hätte oder geben würde, oder wenn ein Yanis Varoufakis mit seinem wirren Blick auf die Welt, der sich immer noch weigert, den Terrorangriff der Hamas gegen Israel zu verurteilen, tatsächlich einen Auftritt bei den Wiener Festwochen hätte. Einen solchen Auftritt wird es nicht geben, und ich füge hinzu. Das ist gut so. Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, ich betrachte den dramatischen Verlust von Sensibilität gegenüber Antisemitismus in allen gesellschaftlichen Kreisen und von vielen intellektuellen Kreisen mit großer Sorge. An dieser Stelle ist auch unmissverständlich zu formulieren: Es gilt immer: Keine Toleranz der Intoleranz. Mit ebenso großer Sorge betrachte ich diese "From the River to the Sea"-Schreihälse bis hin zu den lächerlichen "Queers for Palestine", die in Gaza nicht gefeiert, sondern verfolgt werden würden, von Hamas ermordet werden würden, denn ihre einzige Zuflucht wäre das pluralistische Israel. Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, uns alle verbindet hoffentlich ein gemeinsames Bestreben, das konsequente Bekämpfen von Antisemitismus. Das heißt, Antisemitismus zu erkennen, ihn zu benennen und ihm klar entgegenzuwirken, das gemeinsame Bestreben, dass alle Bereiche unserer Gesellschaft sichere Orte für Jüdinnen und Juden sein müssen und nicht sichere Orte für Antisemiten. Um dieses gemeinsame Bestreben konsequent zu verfolgen und Antisemitismus konsequent zu bekämpfen, ist es meiner Meinung nach aber auch erforderlich, dass wir in der Debatte um das Thema Antisemitismus etwas tun, was wir in anderen politischen Debatten nicht machen, nämlich das Gemeinsame über das Trennende zu stellen (Beifall von Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler) und mit einer gemeinsamen Sprache den Antisemiten eine rote Linie zu ziehen. Denn eine Sprache, die in den Debatten zum Thema Antisemitismus ständig nur das Trennende in den Mittelpunkt stellt und ständig nur gegenseitige Ausschlüsse betont, anstatt den gemeinsamen Nenner hervorzuheben, ist für Antisemiten eine Einladung, ihr Gift weiter in unsere Gesellschaft zu spritzen. Ich fordere alle hier auf: Bevor Sie den Finger heben, um den Antisemitismus anderer vorzuführen, zeigen Sie mit dem Finger auf sich selbst und überlegen Sie sich, was Sie dazu beitragen können, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der Antisemitismus keinen Platz hat! (Beifall bei NEOS, SPÖ, ÖVP und GRÜNEN.) Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, Jüdinnen und Juden müssen sich in allen Bereichen unserer Gesellschaft sicher fühlen. Es darf keine "safe spaces" für Antisemitismus geben und es darf keine Täter-Opfer-Umkehr geben. Und eines muss klar sein: Egal, woher Antisemitismus kommt - ob er von Linken kommt, ob er von Rechten kommt, ob er von Islamisten kommt, ob er von Menschen mit Migrationshintergrund oder von Menschen ohne Migrationshintergrund kommt -, Antisemitismus muss mit allen gesellschaftlichen und rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft werden und antisemitische Taten müssen klare Konsequenzen haben. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS, SPÖ, ÖVP und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Kunrath, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Nikolaus Kunrath (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werter Herr Bürgermeister! Werte Kolleginnen und Kollegen und hallo vor dem Livestream! Als ich heute begonnen habe, über diese Rede nachzudenken, habe ich überlegt, ob es eigentlich sehr einfach oder sehr schwierig ist, am Rednerpult über Antisemitismus zu sprechen. Mit der einen Gehirnhälfte habe ich gedacht, na, logisch, als Mensch, der sich gegen Antisemitismus einsetzt, ist es doch ganz einfach, gegen Antisemitismus zu sprechen. Dann ist mir aber doch aufgefallen - Thomas Weber hat das gerade vor mir sehr stark gesagt und ich bin da jetzt eher redundant zu diesem Punkt -, wie schwierig es wird, diese Vielfältigkeit anzusehen. Ich habe es ganz einfach trotz meiner langen Arbeit dazu bis dato nicht wirklich durchschaut, was es abseits der wissenschaftlichen Tätigkeit bringt, ob man von linkem, von rechtem, von muslimischem, von religiösem, von zugewandertem, von nicht zugewandertem oder sonst-was Antisemitismus spricht. Er ist überall zu überprüfen und muss und wird überall zu bekämpfen sein. Gestern hat Altbundeskanzler Vranitzky in einer Rede gesagt, der Lueger hat nichts mit Moslems zu tun gehabt und trotzdem war er ein Antisemit. Das zeigt in einer ganz kurzen Begrifflichkeit, es geht darum, nicht mehr Raum allen zu geben, sondern das aus dem Ursprung zu nehmen. Ich war überrascht, wie wenig heute zu Beginn dieser Dringlichen Anfrage in die Vergangenheit geschaut worden ist. Wenn sich Antisemitismus so manifestiert, dass Menschen sich nicht mehr trauen, mit Davidstern als Halsschmuck auf die Straße zu gehen oder mit der Kippa in der Leopoldstadt unbelästigt auf der Straße spazieren zu gehen, wenn Menschen angegriffen werden und Mörder als Ideologen glorifiziert werden, wie jene, die das grausame Massaker am 7. Oktober durchgeführt haben, dann hört es sich für mich auf. Es ist mir egal, warum sie das machen. Wenn Geschäfte in Wien beschmiert werden, dann erinnert mich das an eine grausame Zeit davor, und da geht es darum, Stopp zu sagen und diese kritische Auseinandersetzung zu haben. Zwei gute Freunde von mir - das darf ich bei beiden sagen, weil sie das gestern auch zu mir gesagt haben -, Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister und Imam Ramazan Demir, machen das in Schulen. Wenn man sie fragt, was der größte Unterschied zwischen ihnen beiden ist, sprechen sie vom Gewicht - Schlomo Hofmeister ist etwas schmäler als Ramazan Demir. Das zeigt aber doch deutlich, dass man gemeinsam arbeiten kann. Es gibt diese Gemeinsamkeit, und mit dieser Arbeit in den Schulen zu beginnen, finde ich hervorragend. Schlomo Hofmeister und Ramazan Demir haben gestern dafür den Ute-Bock-Preis bekommen - Omar Al-Rawi und andere von uns waren dabei -, und es hat sich gezeigt, wie schön und wie wichtig es ist, dass wir solche Arbeit auch entsprechend würdigen. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Die Dringliche Anfrage der ÖVP-Wien beginnt mit den Worten "vor dem Hintergrund des dunkelsten Kapitels in Österreichs Geschichte" und dann wird plötzlich ein zusätzlicher Antrag gestellt, der sich ausschließlich mit einem Antisemitismus beschäftigen, nämlich mit dem linken. Das verstehe ich nicht. Ich werde später vielleicht noch dazu kommen, aber diese Annäherung, nur an spezifischen Antisemitismen zu arbeiten, bringt nichts. Das sage jetzt ich, das haben zuvor schon andere gesagt. Selbst Manfred Juraczka hat in seiner Begründung erklärt, dass es nicht nur um den einen Antisemitismus geht. (GR Mag. Manfred Juraczka: Na, eh nicht!) Ich halte jegliche Form von Antisemitismus zu verurteilen. Das könnt ihr anders halten, ich halte das so. (GR Mag. Manfred Juraczka: Das sehen wir genau so! - Ruf bei der ÖVP: Aber wir hatten einen aktuellen Fall!) Nein, das macht ihr anders in eurer Dringlichen Anfrage. In einer Dringlichen Anfrage zu schreiben, das Problem Antisemitismus wird in Wien ignoriert - und das steht wortwörtlich in eurer Dringlichen Anfrage -, halte ich für falsch. Ich halte es für falsch, weil in Wien tatsächlich etwas passiert, Bgm Ludwig hat gerade vorhin schon ein paar Sachen aufgelistet. Einige dieser Dinge durfte ich mitorganisieren, mitkreieren. Ich denke nur an die Namensmauer am Otto-Wagner-Platz, ich denke an das Fest der Freude, aber ich denke auch an Personen, mit denen ich ganz intensive Gespräche geführt habe: Rudi Gelbard, Käthe Sasso, Erika Freeman, nur drei, die mir jetzt schnell einfallen. Sie alle haben gemeinsam gegen einen Rassismus gearbeitet, nämlich den spezifischen Rassismus des Antisemitismus, und ihnen war egal, ob dieser von rechts, von links, von oben oder von unten kommt, sondern sie sind als Zeitzeugen dagegen aufgetreten und haben dagegen gekämpft. Es hat mich heuer wirklich sehr irritiert, dass beim Fest der Freude keine ÖVP-VertreterInnen kommen. Ich weiß nicht, warum Sie das nicht tun, warum keine VertreterInnen zum Fest der Freude kommen, aber es ist halt auch ein Zeichen, ob man gemeinsam für etwas eintritt oder nicht. Ich habe es bedauerlich gefunden, wenn da steht: "Es sollten spezifische Initiativen zur Sensibilisierung und Schulung von schulischen sowie außerschulischen Bildungseinrichtungen" - da sind wir wieder dort, was Schlomo Hofmeister und Demir Ramazan machen - "entwickelt werden, um ein besseres Verständnis für die vielschichtigen Erscheinungsformen des" - und dann steht da aber wieder "linken Antisemitismus zu fördern." Ihr redet von vielschichtigem Antisemitismus und dann wieder nur von linkem. (GRin Mag. Caroline Hungerländer: ... vielschichtige Art des linken Antisemitismus, das passt schon zusammen!) Im September 2012 wurde im Gemeinderat eine Erklärung zur Bekämpfung von jeglicher Form von Antisemitismus beschlossen. Alle Formen, wurde damals gesagt, ob er religiös motiviert ist, ob durch mediale Verbreitung, ob aus politischer Motivation, es ging um jedwede Hetze. Um diese ging es damals und um diese ging es mir heute. Am 29. Jänner 2015 - Kollegin Jennifer Kickert kann das noch besser verifizieren als ich, sie war damals nämlich mit Kollegen Ellensohn eine der UnterzeichnerInnen des Antrages, neben Manfred Juraczka, Fritz Aichinger und Wolfgang Ulm - wurde im Anschluss an den gemeinderätlichen Beschluss, keine Förderung von Organisationen und Vereinen, die die BDS-Bewegung fördern, eine Monitoringgruppe gegründet. Wir haben diese Monitoringgruppe gegründet, Peter Florianschütz, Manfred Juraczka, ich, wir sind da von Anfang an drinnengesessen und haben gemeinsam mit Expertinnen und Experten dazu gearbeitet. Wir trafen und treffen uns regelmäßig, und erst vor sechs Wochen, am 10. April war das letzte Treffen. Liebe Laura (in Richtung GRin Mag. Laura Sachslehner, BA), du sitzt selbst in dieser Arbeitsgruppe und du weißt, was die Tagesordnung dieser Arbeitsgruppe ist, nämlich die derzeitige Arbeit an einer Strategie, analog zur nationalen Strategie gegen Antisemitismus. Das gibt es schon und daran halte ich mich auch. (Zwischenruf der GRin Mag. Laura Sachslehner, BA.) Wir arbeiten in der Stadt in dieser Arbeitsgruppe genau an diesen Strategien, und ich bin erstaunt, wenn du jetzt sagst, da ist bis jetzt nichts geschehen. (GRin Mag. Laura Sachslehner, BA: Was ist denn konkret passiert?) Das überrascht mich, denn dann heißt das, du hast selbst nicht daran gearbeitet, etwas weiterzubringen. Erst am 17. November, ich habe extra nachgesehen, warst du bei diesem Treffen dabei. Du weißt also, welche Schritte wir vorhaben und du weißt, was da passiert. Aber "sorry", und das sage ich schon auch ausdrücklich, ich finde es viel zu gefährlich, mit Antisemitismus politisches Kleingeld machen zu wollen. (GR Mag. Manfred Juraczka: Wem unterstellst du das jetzt?) Seit einigen Jahren gibt es einige Antisemitismusberichte der Meldestelle, einer engagierten Einrichtung der IKG, da diese Form des Rassismus und der Diskriminierung immer stärker wird. Im Begründungstext der heutigen Dringlichen Anfrage der ÖVP steht, dass es seit 7. Oktober vermutlich eine 300-prozentige Erhöhung von Antisemitismus gab. 300 Prozent, da können wir doch nicht davon sprechen, dass das gesteuert wäre, sondern da passiert etwas, wogegen wir mit großer Kraft und in unterschiedlichster Form auftreten müssen. Wir machen das mit Veranstaltungen, andere machen das möglicherweise anders. Unsere Aufgabe aber ist es, das wurde heute schon mehrmals gesagt, allen Menschen ein glückliches und friedliches Leben zu ermöglichen. Unsere Aufgabe ist es, in dieser Stadt darauf zu achten, dass alle ein glückliches und friedliches Leben haben. Ich kann mich noch an kein Jahr erinnern, ich kann es nur für mich sagen, wo der IKG- Generalsekretär Benjamin Nägele bei der Präsentation des Antisemitismusberichtes gemeint hätte: Der Antisemitismus ist besiegt, es ist uns allen gelungen, dass es diesbezüglich Frieden gibt, in Wien wurden keinerlei Taten oder Äußerungen mehr gemeldet. Ich möchte aber, dass Benjamin Nägele oder einer seiner Nachfolger das noch in meinem Leben sagen kann und dass sich nicht nach furchtbaren Angriffen im Ausland wieder entsprechende Bewegungen in Österreich bilden. Vor einem Jahr, am 25. April 2023, haben wir uns hier in diesem Haus in einem Mehrparteienantrag klar und deutlich gegen jegliche Form von Antisemitismus ausgesprochen, und zwar mit der Formulierung: "Dass jegliche Form von antisemitischen, faschistischen Aktivitäten, in welcher Form auch immer, in Wien keinen Platz haben. Jegliche Form von Antisemitismus, ob in neuer oder alter Erscheinungsform, wird auf unseren entschlossenen Widerstand treffen." Das haben wir als Gemeinderat beschlossen, das haben wir als Gemeinderat auch einheitlich so gesehen. Ich verstehe daher nicht, warum wir das dann wieder und wieder neu beschließen müssen. Ich halte mich an diese alten Dinge. Wir können nicht immer wieder neue Sachen beschließen, die nur das Alte immer genau gleich wiederholen. Es wird sich nicht verändern, es wird sich nicht bessern, wenn wir nicht wirklich darangehen, wie es Schlomo Hofmeister und Ramazan Demir machen oder wie es andere machen, wie es Zeitzeugen und Zeitzeuginnen in Schulen machen, wie wir als Politiker und Politikerinnen es als Aufgabe haben, dafür zu arbeiten. (Beifall bei GRÜNEN, NEOS und SPÖ.) Es ist schon fast absurd, wenn ich heute diese Selbstverständlichkeit sage: Ich bekenne mich dazu, gegen jegliche Form von Antisemitismus zu kämpfen, und ich bekenne mich nach wie vor zur sogenannten IHRA-Definition, die wir hier im Gemeinderat gemeinsam als Definition beschlossen haben, zur Definition der International Holocaust Remembrance Alliance, also deutsch der Internationalen Allianz zum Holocaustgedenken. Diese Definition haben wir als Grundlage verstanden, um in dieser Stadt seit 2018 gemeinsam Gemeinderatsarbeit zu machen. Dies ist auch wichtig, wenn wir Fragen zu einem sensiblen Problem gestellt bekommen, nämlich zum Umgang mit dem Staat Israel. Das steht ja auch ausdrücklich in den weiteren Erklärungen zur IHRA-Definition. Ich habe sie heute mitgenommen (ein Schriftstück in die Höhe haltend), falls jemand Fragen dazu hat und das Handbuch vielleicht nicht bei sich hat. Es geht genau darum: Man kann Kritik an der Kriegsführung von Herrn Netanjahu und seiner Regierung äußern, ohne antisemitisch zu sein, und man kann sie so formulieren, wie es heute sehr schön in dieser 3-D- Formulierung dargestellt worden ist, dass sie plötzlich zu antisemitischen Äußerungen wird. Ich würde mich freuen, wenn viele sich gemeinsam darüber Gedanken machen würden und nicht dann einfach losplappern, was als Breite gebracht wird. Und das erlebe ich leider auch schon sehr oft. Werte Kolleginnen und Kollegen, es geht mir, und das wissen viele hier, um das Handeln und um das Umsetzen. Es geht mir darum, tatsächlich etwas zu tun und darum, Anerkennung zu schaffen gegen Rassismus, gegen Diskriminierung und gegen Antisemitismus. Mir ist es egal, in welcher Form auch immer, aber wir müssen das intensiv unterstützen. Danke. (Beifall bei GRÜNEN, NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Florianschütz, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat. GR Peter Florianschütz, MA, MLS (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer via Livestream! Das ist nicht die erste Debatte, die wir zu diesem Themenfeld führen. Angesichts der Umstände insgesamt ist es wahrscheinlich eine wichtige Debatte. Lassen Sie mich am Anfang dafür entschuldigen, dass ich ein Ohrenleiden habe und daher darauf hingewiesen werden muss, dass ich artikulierter spreche. Lassen Sie mich zweitens zu Beginn dem Herrn Bürgermeister danken, denn wir tun so, als wäre das eine abstrakte Diskussion, bei der ein Amtsorgan mit einer abstrakten Frage adressiert wird. Meine Damen und Herren, wenn wir über Antisemitismus und Antisemitismusbekämpfung reden, und darauf werde ich in meiner Rede jetzt kommen, reden wir von wirklichen Menschen und wirklichen Gefühlen, die auch verletzt worden sind. Da müssen wir alle miteinander aufpassen, und das ist auch ein Appell an die Diskussionskultur, die heute ganz gut ist. Herr Bürgermeister, der Vorwurf, dass dir das Thema nicht wichtig wäre, trifft dich nicht. Wir wissen, wie wichtig es dir ist und wie nachhaltig du Antisemitismus bekämpfst. Man kann es nicht so stehen lassen - das ist eine Unterstellung, die indirekt erhoben wurde, nach dem Motto, als wäre es kein Anliegen der Stadt Wien und von dir als Bürgermeister - und das kann man so nicht sagen. (GR Mag. Manfred Juraczka: Wer hat das gesagt?) Das mache ich jetzt nicht, weil ich mich anbiedern will, sondern weil es mir ein Anliegen ist. Die Tatsache, dass du dich im Rathaus mit Überlebenden des Kibbuz Nachal Oz getroffen hast und sie getröstet hast, war sehr schön und ist ein Beitrag zur Bekämpfung des Antisemitismus. Denn die Leute, die aus Nachal Oz gekommen sind, waren sogenannte ganz normale Menschen mit einem nicht normalen Schicksal ausschließlich deshalb, weil sie Jüdinnen und Juden waren. Und das ist ein Kriterium für Antisemitismus. Indem man sie trifft, sie tröstet und sich mit ihnen auseinandersetzt, hilft man. In der jüdischen Religion sagt man: Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt. Das ist eine Aufforderung an uns. Ich will jetzt nicht eine lange Liste von Projekten aufzählen, die die Stadt Wien macht. Meine Kollegin Rompolt, die aus dem 2. Bezirk kommt - und der 2. Bezirk ist ein Bezirk, wo das Thema naheliegt -, wird sich ausführlich zu dieser Frage äußern. Mir ist es nur ein Anlegen, dass wir das nicht auf eine statistische Größe herunterbrechen, sondern auf die Auseinandersetzung mit wirklichen Menschen. Das Zweite ist die Frage: Haben wir in Wien im Kulturbereich versagt? Die Antwort lautet: Nein, haben wir nicht, es gibt keinen einzigen Beleg dafür. Haben wir beigetragen, zugelassen, gefördert, dass unbequeme Positionen in der Öffentlichkeit dargestellt worden sind? Das haben wir gemacht und dazu muss man sich bekennen. Dafür kann man auch Schimpfer kriegen. Ich habe da einige Schimpfer von meinen Freundinnen und Freunden in der Kultusgemeinde gekriegt, aber das ist halt so. Die sind mir auch nicht grundsätzlich böse, sie sind nur verletzt. So viel zum Thema Omri Böhm. Omri Böhm ist natürlich kein Antisemit, und das habe ich auch nicht behauptet, jedenfalls ich nicht behauptet. Nur, am 7. eines Monats eine Rede zu halten, wo die Gefahr bestand, dass die Legitimation des Staates angezweifelt wird, hat auch Ängste ausgelöst. Es kam ja nicht dazu, aber es hat Ängste ausgelöst. Und da muss man halt auf die Leute zugehen und ihnen sagen: Freunde, das ist nicht so und jedenfalls nicht so gemeint. Darüber hinaus die Verantwortung für eine differenzierte Diskussion zu übernehmen, ist wichtig, und das werden wir. Damit kann ich jetzt auch für den Koalitionspartner sprechen, wo wir darüber geredet haben, auch für die Fortschrittskoalition und für alle Menschen guten Herzens und Willens. Dass wir da die Verantwortung übernehmen, ist in Ordnung und das tun wir mit Freude und gerne. Meine Damen und Herren, um klarzustellen: Antisemitismus, was ist das? Der große Rabbiner des Vereinigten Königreiches, Lord Jonathan Sacks hat Antisemitismus einmal definiert als "The Dislike of the Unlike". Das ist eine schöne Definition und deutet daraufhin, dass Antisemitismus eine bestimmte Form von Alltags- und Normalrassismus - unter Anführungszeichen - ist, aber mehr. Das hat er damit gemeint. Theodor W. Adorno hat einmal gesagt: "Antisemitism is the rumor about the Jews", das Gerücht über die Juden. Das ist das, was wir gerade momentan massiv erleben, und das erleben wir auch nicht abstrakt. Ich kann es Ihnen sagen, ich erlebe das persönlich, privat, in Gesprächen mit ganz - unter Anführungszeichen - normalen Menschen. In dem Zusammenhang, und seien Sie mir nicht böse, dass ich Ihnen das so sage aus meiner persönlichen Betroffenheit: Der Antisemitismus ist in Europa ein Normalfall. Es gab ihn schon lange und es gibt ihn immer noch - warum hätte sich das auch ändern sollen, es wäre wünschenswert gewesen, aber es wundert mich nicht - und er nimmt zu. Das ist besorgniserregend und frustrierend. Einer meiner Vorredner hat auf die IHRA-Definition hingewiesen. Dieser Gemeinderat hat einstimmig beschlossen, die nicht bindende Definition für Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance zu verwenden, und das ist in meinem Verständnis der Maßstab, nach dem wir uns hier bewegen müssen. Nachdem wir das in diesem Haus beschlossen haben, habe ich von einem Nichtmitglied dieses Hauses gehört, dass das eine Katastrophe ist, weil man jetzt Israel nicht mehr kritisieren kann. Da bin ich nachdenklich geworden. Denn was heißt das und wie sehr folgt das aus dieser Definition? Es ist jetzt nicht möglich, in 20 Minuten eine grundsätzliche Einschätzung über die Funktion, Geschichte und Weiterentwicklung von Antisemitismus zu machen, nur zwei, drei Gedankengänge dazu, weil das auch durchaus zur Debatte passt. Ich denke, dass Antisemitismus mit zwei Ursachen beschrieben werden kann: Ein struktureller, der in der gesellschaftlichen Wirklichkeit vorhanden ist und aus der Geschichte herauskommt, und ein funktioneller, wo man die Juden halt verwendet. Beides trifft zu, und man muss sich dann immer überlegen, welcher es ist. Faktum aber ist, beides ist Antisemitismus, und da gebe ich auch meinen VorrednerInnen recht: Meine Damen und Herren, es ist eigentlich ziemlich powidl, um es auf Wienerisch zu sagen, ob das jetzt von links, rechts, oben, unten, religiös oder atheistisch betrieben wird. (GRin Mag. Caroline Hungerländer: Nein, das ist nicht powidl!) Antisemitismus ist ein Verbrechen und keine Meinung und muss als solcher bekämpft werden. Dafür steht die Stadt Wien, und dafür bin ich ihr dankbar, meine Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.) Antisemitismus hat immer etwas mit der Überlegung zu tun, dass am Ende die Juden weg sind. Darum geht es. Wie das dann geschieht, unterscheidet bestimmte Spielarten des Antisemitismus. Die Krönung - unter Anführungszeichen - ist der sehr gründlich durchgeführte deutsche Vernichtungsantisemitismus und mit deutsch meine ich auch uns, also nicht als Personen, aber unsere Gesellschaft. Daraus erwächst uns auch eine Verantwortung. Dieser Vernichtungsantisemitismus ist etwas Furchtbares, denn da sagt man Leuten: Weil ihr lebt, dürft ihr nicht mehr sein, auf Grund eurer Existenz müsst ihr vernichtet werden. Das ist ungefähr die Ideologie des Nationalsozialismus und der Hamas und des iranischen Regimes, nicht der palästinensischen Bevölkerung, nicht des iranischen Volkes, aber der dort herrschenden Struktur. Meine Damen und Herren, das gilt für alle und das hat ja auch für uns gegolten: Eine gewisse Mitverantwortung an gesellschaftlichen Strömungen und Entwicklungen tragen auch alle, die dort sind. Jeder Deutsche, jede Deutsche haben eine Mitverantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus getragen. Das ist etwas, was uns aus historischer Verantwortung leitet, das gilt aber letztendlich auch für alle anderen. Die Vorstellung, dass alle Opfer sind, ist falsch. Sie sind natürlich Opfer, aber nicht ausschließlich, es kann auch ein Opfer Mittäter sein. Das ist etwas, was wir schon auch differenziert diskutieren müssen, und dieser Gedankengang führt zu einem - es ist komisch, wenn ausgerechnet ich das sage - Appell an Nachsicht. Menschen werden nicht als Antisemiten geboren, Menschen werden zu Antisemiten gemacht, durch Erziehung und Umstände, und unsere Aufgabe ist es, einen Beitrag zu leisten, um Antisemitismus so zu bekämpfen, dass dieser Prozess nachhaltig aufgehoben und rückgängig gemacht wird. Das heißt, wenn zum Beispiel jemand zu uns kommt, aus einer Struktur, wo wir annehmen müssen und wissen, dass er antisemitische Vorurteile hat, dass Narrative in ihm sind, dann ist das schlecht, und das soll nicht so bleiben. Unsere Aufgabe ist es, das ist jetzt nicht das richtige Wort, aber mir fällt kein anderes ein, diesen Leuten zu helfen, sie aus dieser antisemitischen Haltung herauszuholen und mit ihnen zu agieren. Das ist eine schwierige Aufgabe, und ich bedanke mich in dem Zusammenhang bei allen LehrerInnen, ErzieherInnen, JugendarbeiterInnen, letztendlich Polizistinnen und Polizisten, Politikerinnen und Politikern, die täglich reden, bei Eltern, die bei Elternabenden und -versammlungen einwirken. Jede dieser kleinen Handlungen ist unabdingbar und wichtig für diese Stadt, und dafür muss man sich bei den handelnden Personen auch dementsprechend bedanken, meine Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN.) Und so ist das bei uns in Wien. Du bist mir nicht böse, Herr Bürgermeister, du machst das ja nicht alleine, das machen ganz viele Leute. Jetzt kann man sagen, du bist an der Spitze, aber in deinem Hintergrund arbeitet eine Menge Leute, auch viele, die du gar nicht konkret kennst, aber dass es sie gibt, weißt du schon. Und dann hat man halt Erlebnisse, nämlich zum Thema, wie das mit dem Antisemitismus ist. Das ist ja kein abstraktes Phänomen. Ich gehe also irgendwo hin und es redet mich einer an und sagt: Na, was sagst du zu deinen Leuten, die da im Gazastreifen die Menschen umbringen? - Da hafte ich dann mit, bin ich Täter. Das erlebe ich, nicht nur einmal. Frage: Wieso setze ich mich eigentlich für jüdisches Leben ein, ich bin ja gar kein Jude? Wieso machst du das eigentlich? Rudi Gelbard hat mich immer davor gewarnt, dass das Engagement gegen Antisemitismus und für das jüdische Volk auch Nachteile haben kann. Er hat recht gehabt, wie ich inzwischen seit vielen Jahren weiß. Er hat mich immer davor gewarnt, dass weiße Juden, also Menschen, die nicht jüdischer Herkunft sind und sich für Juden einsetzen, von den Antisemiten mehr gehasst werden, als die Juden selbst. Auch das erlebe ich zum Teil mit. Ich rate Ihnen jetzt nicht davon ab, sich für die Sache Israels und für die Sache der Juden einzusetzen. Ich sage Ihnen nur, es ist nicht immer unproblematisch. Auch das ist Antisemitismus, und den erleben ich und viele andere in dieser Stadt, jüdische und nichtjüdische Bürgerinnen und Bürger, inzwischen täglich. Ich trage das Abzeichen der österreichisch-israelischen Gesellschaft in Wien schon in der Öffentlichkeit. Bei meinem letzten Besuch in Berlin haben mir meine Freunde dort dringend geraten, es in der U-Bahn nicht zu tragen, weil das auch gefährlich sein kann. Unser Freund Ahmad Mansour, ein sehr, sehr kritischer Mensch, steht Tag und Nacht unter Polizeischutz, weil er sonst an Leib und Leben bedroht ist. Das ist eine Situation, die wir in Wien nicht haben. Es hängt auch mit deiner Politik zusammen, Herr Bürgermeister, dass wir hier ein Miteinander in den Vordergrund stellen. Der Campus der Religionen und wie die Aktivitäten alle heißen, führen dazu, dass in Wien die Situation eine entschärftere ist. Ich gebe aber den Anfragestellern recht, das ist nicht gegessen. Da muss man schon auch etwas unternehmen und das ist eine gemeinsame Aufgabe. Darum gibt es auch die überparteiliche Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des Antisemitismus im Gemeinderat, die zu leiten, ich die Ehre habe. Es ist wichtig, dass wir uns nicht gegenseitig beschuldigen, was wir alles nicht gemacht haben, sondern dass wir gemeinsam hergehen und uns überlegen, was wir schon tun können, um Antisemitismus zu bekämpfen. Das ist auch der Grund, warum dieser Antrag, der heute beschlossen wird, ein wichtiger Antrag ist, weil er in Wirklichkeit das beschreibt, was wir gerade machen. Genau diese Erklärung, diese Strategie ist in Arbeit, und ich kann namens aller Mitglieder der Arbeitsgruppe versprechen, dass wir uns bemühen werden, das schleunigst umzusetzen. Wenn wir diese Erklärung im Herbst gemacht haben werden, werden wir sie zuerst dem Herrn Bürgermeister zeigen, weil sich das so gehört, und dann werden wir sie präsentieren und dann werden wir sie umsetzen. Ich würde darum bitten, das gemeinsam zu tun, wenn es irgendwie geht, denn dann sind wir nicht mehr alleine. Meine Damen und Herren, Freunde des jüdischen Lebens und insbesondere des Staates Israels sind momentan sehr alleine. Ich habe Ihnen in einer meiner Reden berichtet, dass ich zu einer Freundin ... (Der Redner spricht einige Wörter in nichtdeutscher Sprache.) gesagt habe. Das war zu optimistisch, wie ich heute weiß. "From the River to the Sea.": Wenn man das ausdeutscht, ist es unzweifelhaft ein antisemitischer Begriff, weil er ja die Existenz des Staates Israels gefährdet. Danke, Thomas (in Richtung GR Thomas Weber), dass du das so deutlich gesagt hast. Ich stehe aber nicht an, zu sagen, dass der andere Spruch "From the Sea to the River." auch ein No-go ist. Die revisionistisch-rassistische israelische Rechte, die das palästinensische Volk vertreiben will, sind keine Antisemiten in dem Sinn, aber sie sind Rassisten und Teile davon sind Faschisten. Juden sind ein ganz normales Volk, meine Damen und Herren, so wie wir alle. Daher gibt es auch jüdische Faschisten, stellen wir uns das einmal vor, und einige davon sitzen dort leider in der israelischen Regierung. Das ist ein Jammer und das muss man auch sagen können, aber das bedeutet nicht, dass Israel ein schlechtes Land wäre oder dass die Israelis ein schlechtes Volk wären. Es ist eine Demokratie, die einzige Demokratie dort in der Umgebung, und in Demokratien, das wissen alle, die in diesem Saal sitzen, gibt es die unangenehme Wahrheit, dass man manchmal mit seiner Meinung unterliegt und bei Wahlen verliert und dass dann die anderen machen. Ich persönlich habe nie behauptet, dass ein Bundeskanzler oder ein Bundespräsident, den ich nicht gewählt habe, einer ist, den es nicht gibt. Ich bin ja nicht Donald Trump. Ich habe mir auch nicht auf die Passhülle draufgeschrieben, ich habe ihn nicht gewählt, das geht niemanden etwas an. Gewählt ist gewählt, und beim nächsten Mal machen wir es halt anders. Das ist meine Hoffnung - die Nationalhymne des Staates Israel heißt ja "haTikwa", die Hoffnung -, dass es beim nächsten Mal in Israel anders sein wird. Darüber hinaus ist die Kritik an der Regierung des Staates Israels, wenn man das machen will, in Ordnung. Die Kritik an der Existenz des Staates Israel ist ein Verbrechen, und das müssen wir bekämpfen, meine Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ, NEOS, GRÜNEN und ÖVP.) Es ist heute schon gesagt worden: Wir haben in diesem Haus nie beschlossen, dass man irgendjemanden von den Festwochen ausladen sollte. Das haben wir nicht beschlossen, das weiß ich, ich habe das ja selbst geschrieben. Wir haben einstimmig unseren Unmut dazu ausgedrückt, dass die Einladung passiert ist. Das dürfen wir. Die Leitung der Festwochen hat das geflissentlich ignoriert. Das dürfen die auch. Das ist ein Diskurs an Meinung, der sein kann. Ich glaube, dass man diesen auch führen muss, wenn man Lust dazu hat oder auch nicht. Ich glaube, dass es vernünftig ist, Frau Stadträtin, dass man strukturiert Leute in einem Diskussionsprozess in das zuständige Gremium einlädt. Dafür sollte man keine Kritik bekommen, sondern zumindest Anerkennung dafür, dass es die Möglichkeit gibt. Es muss ja keiner mitreden, aber dieses "bridging" ist gut. Man muss aber auf eines aufpassen, meine Damen und Herren: In der Frage der Verdinglichung allen Seins in der spätkapitalistischen Warengesellschaft und der Entwicklung einer von Horkheimer und Adorno schön beschriebenen Kulturindustrie als Massenbetrug reduziert sich der Künstler selbst zur Ware, und es kann manchmal gelingen, durch Provokation den Marktwert dieser Ware zu steigern. (Heiterkeit bei Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup- Hasler.) Das führt in eine gefährliche Dialektik, meine Damen und Herren, wo es nämlich nicht mehr um Ästhetik und Inhalt geht, sondern um die Provokation an sich. Das unterstelle ich keinem Künstler der Festwochen, aber ich weise auf die Gefahr hin. Hinter der Provokation steckt eine Dialektik, die eine Eigendynamik entwickeln kann. Ich bin kein Kulturpolitiker und werde es auch nicht werden. Das ist ein Appell an die Kulturpolitikerinnen und Kulturpolitiker dieses Hauses, diese Befürchtung, die ich manchmal habe, im Hinterkopf zu behalten. Wir führen oft die Diskussion, und das muss ich jetzt schon auch noch sagen, wieso das so einzigartig ist beim Antisemitismus. Jehuda Bauer hat einmal gesagt, Antisemitismus und die Schoa sind ein präzedenzloses Verbrechen. Es ist nicht irgendein Rassismus. Jeder Rassismus ist schlecht, aber Antisemitismus hat eine besondere Qualität, nämlich die Unmöglichkeit, dem Rassismus des Antisemitismus zu entkommen. Das geht nicht, auch nicht durch Konversion zu einem anderen Glauben. Dadurch entsteht der Rassenantisemitismus. Die einzig vergleichbare Struktur ist der Rassismus gegen People of Colour, weil diese ihrer Grundeigenschaft nicht entkommen können. Religionen kann man wechseln, aber Leute aus Ghana können ihre Hautfarbe nicht so wechseln, eigentlich gar nicht. Darüber hinaus muss jeder Rassismus als solcher erkannt und bekämpft werden, 100-prozentig und nachhaltig, und der Antisemitismus bei uns besonders, weil Antisemitismus ein untrennbarer Teil der Geschichte dieses Landes war und ist. Demzufolge kann zu Recht gefordert werden, dass alle Menschen, die in dieses Land einwandern, sich mit der Geschichte als Aura dieses Landes auseinandersetzen. Das ist die theoretische Begründung dahinter. Das ist kein Zwang, sondern der Einstieg in eine gemeinschaftliche Verantwortlichkeit und das, meine Damen und Herren, sollten wir beobachten. Alles andere - "Rumors about the Jews", Kindermörder, Anderl von Rinn -, spare ich mir jetzt und erzähle Ihnen noch eine kurze Geschichte, die betroffen macht. Wir haben am 14. des Monats Jom haAtzma'ut, den jüdischen Unabhängigkeitstag in der jüdischen Schule, in der ZPC-Schule im 2. Bezirk gefeiert. Das ist eine schöne Schule, Frau ehemalige Bezirksvorsteherin des 2. Bezirkes. Am Tag davor haben wir den Jom haZikaron gefeiert, das ist der Tag, an dem man der Opfer des Terrors und des Krieges gedenkt. Es war nicht so sicher, ob wir den Jom haAtzma'ut überhaupt feiern würden. Es gibt keinen Anlass zum Feiern, wurde gesagt, aber eigentlich haben wir ihn begangen, gefeiert haben wir nicht, in einer Schule mit vielen Kindern, einem unglaublich lustigen Theaterstück. Es war wirklich eine schöne Feier, mit Stacheldraht und Polizeischutz - mit Stacheldraht und Polizeischutz - und Antisemitismus. Um zum Schluss zu kommen und etwas Positives beziehungsweise Ermutigendes zu sagen: Wenn wir gemeinsam diese Awareness entwickeln, wenn wir gemeinsam hergehen und auch über unseren Schatten springen, nicht zuerst die anderen beschuldigen, sondern danach suchen, was wir Gemeinsames beitragen können. Einer meiner Lieblingsautoren ist Ernst Bloch, und er hat gesagt: Die Hoffnung ist ins Gelingen verliebt, nicht ins Scheitern. Hoffnung ist etwas Wichtiges - da bin ich wieder bei der "haTikwa" - und ich habe die Hoffnung, dass wir vielleicht, vielleicht, und ich bitte Sie, dabei mitzuwirken, gemeinsam einen wichtigen Beitrag leisten können, um Antisemitismus in unserer Stadt zu bekämpfen. Dann hat die heutige Diskussion einen Sinn gehabt. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Bakos, und ich erteile es ihr. Bitte, Frau Gemeinderätin. GRin Mag. Dolores Bakos, BA (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Frau Stadträtin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! "Es gibt Ungeheuer, aber sie sind zu wenige, als dass sie gefährlich werden könnten. Wer am allergefährlichsten ist, das sind die ganz normalen Menschen." Dieses Zitat des Ausschwitz-Überlebenden Primo Levi möchte ich ganz bewusst an den Anfang meiner Rede stellen, denn es ist ein sehr ausdrucksstarkes Zitat. Ich möchte es ganz bewusst auch an den Anfang meiner Rede stellen, wenige Tage nach der Befreiungsfeier des KZ Mauthausen, und ich weiß, es waren auch einige Kolleginnen und Kollegen aus diesem Hause dort Anfang Mai dieses Jahres. Im KZ Mauthausen wurden über 200.000 Menschen inhaftiert, gequält, entwürdigt und über die Hälfte von ihnen, allen voran Jüdinnen und Juden, ermordet. Die Befreiungsfeier - es ist Europa-weit die größte Befreiungsfeier - soll uns an das Ende dieses Quälens, Inhaftierens und Mordens erinnern, aber sie soll uns genauso auch daran erinnern, dass es nicht damit begonnen hat. Begonnen hat es mit dem Wegschauen, mit dem Nachuntenschauen, ja nichts sehen, ja nichts hören. Es hat begonnen mit dem Schweigen, gefolgt von antisemitischen Worten, Gesetzen, dann Taten und Handlungen. Genau dieses Zitat von Primo Levi und genau diese Tatsache zeigen uns, wie wichtig es ist, sich nicht nur zu erinnern, davon bin ich zutiefst überzeugt, sondern auch ganz aktiv das Thema Antisemitismus und den Kampf gegen Antisemitismus wirklich regelmäßig auf die politische Tagesordnung zu bringen. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Wie wichtig es ist, genau das zu tun, beweisen uns leider immer wieder neue Ereignisse, allen voran seit dem 7. Oktober, die allesamt auch zeigen, dass Antisemitismus aus ganz unterschiedlichen Richtungen kommt, ganz viele verschiedene Gesichter hat. Ich möchte es auch noch einmal betonen: Jegliche Form von Antisemitismus - linksextremistisch, rechtsextremistisch, islamistisch - ist inakzeptabel und muss wirklich bei allen auf geschlossenen Widerstand treffen. Dementsprechend halte ich es, auch das möchte ich hier ganz deutlich unterstrichen wissen, vor dem Hintergrund unserer Geschichte, vor dem Hintergrund dieses dunkelsten Kapitels unserer Geschichte und unserer historischen Verantwortung für untragbar, dass sich Jüdinnen und Juden nicht sicher fühlen können, dass sich jüdische Studierende nicht auf die Universität trauen, dass auf unserem Universitätscampus antisemitische Parolen skandiert werden. Genauso halte ich es für untragbar, wenn zum Beispiel, das wurde heute auch schon genannt, das möchte ich hier auch noch einmal erwähnen, eine israelische Song-Contest-Teilnehmerin sich nicht traut, ihr Hotel zu verlassen, weil ein wütender Mob draußen auf sie wartet. Am Allerunerträglichsten finde ich es, dass es Menschen gibt, die all das relativieren und all das nicht ernst nehmen. Ja, es muss sehr wohl auch klar benannt werden, mit welchem Gesicht Antisemitismus daherkommt. Warum ist das so wichtig? Weil wir nur dann diese Form des Antisemitismus wirklich zielgerichtet bekämpfen können. Bei der Antwort darf es aber keine Differenzierung geben, denn die Antwort, egal, in welchem Mantel dieser Antisemitismus daherkommt, muss eine sein: Nein, und ein ganz klares Aufstehen, ganz gleich, wie dieser Antisemitismus daherkommt. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Niemals dürfen wir es tolerieren, dass Menschen auf Grund ihrer Religion ausgegrenzt und diskriminiert werden und ebenso wenig dürfen wir zulassen, dass Menschen auf Grund ihrer Religion, auf Grund ihrer Weltanschauung, auf Grund anderer Merkmale unter einen Generalverdacht gestellt werden. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Aufklärung, Bildung und Erinnerung die drei wichtigsten Komponenten, die profunden Voraussetzungen im Kampf gegen Antisemitismus sind. Ich möchte betonen, dass es auch wirklich wichtig ist, den Fokus darauf zu richten, und das tun wir zum Beispiel - der Herr Bürgermeister hat es schon genannt - durch die Fachstelle für Demokratie, die gerade auch im Kampf gegen Antisemitismus wichtige Arbeit leistet. Sie richtet sich an Menschen, die in der außerschulischen Jugendarbeit genau bei diesen Problemen, diesen abwertenden Einstellungen - ganz gleich, welche Merkmale es bei Menschen betrifft, ob es Antisemitismus ist, ob es Rassismus ist, ob es Homophobie ist - ansetzen und mit Kindern und Jugendlichen daran arbeiten und genau das machen, was so dringend notwendig ist in einem solchen Fall: Demokratieförderung, politische Bildung, Aufklärung, Extremismusprävention. Das Projekt "Wir alle sind Wien" wendet sich gegen politischen und religiösen Extremismus und soll durch Workshops und Social-Media-Kampagnen Jugendliche extremistischen Strömungen gegenüber resistent machen, vor allem durch positive Vorbilder, zu denen die Jugendlichen auch wirklich aufschauen. Das Programm "Respekt: Gemeinsam stärker" zielt darauf ab, Abwertungen auf Grund von Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung und alles, was ich gerade schon genannt habe, an Wiener Schulen entgegenzuwirken und wird von uns auch so weitergeführt. Oder die wirklich wichtige Arbeit des Wiener Netzwerks Demokratiekultur und Prävention, das international wirklich großes Ansehen genießt, das alle Arten von Extremismen, Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus mittels Netzwerkarbeit, Projekten, Fortbildungen, und vielem, vielem mehr bekämpft. Es muss unser aller Mission sein, antisemitisches Gedankengut noch besser zu erkennen, ihm entgegenzutreten und glasklare Konsequenzen zu ziehen, egal, in welchem Mantel dieser Antisemitismus steckt. Dafür braucht es die Anstrengung aller, und das ist auch die allerwichtigste Botschaft, vor allen Dingen im Sinne des Zitats, das ich ganz am Anfang gebracht habe, die ich hier anbringen möchte. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Hungerländer. Sie sind am Wort. GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Vielen Dank, Frau Vorsitzende! Geschätzte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben in der letzten Stunde viel darüber gehört, was Antisemitismus ist, die Definition "The Dislike of the Unlike". Antisemitismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Ich habe auch die Definition gelesen, Antisemitismus ist der älteste Verschwörungsmythos der Menschheitsgeschichte, und vielleicht verhält es sich mit Verschwörungsmythen so, wie es Carl Jung über Ideen gesagt hat. Er hat gesagt, nicht Menschen haben Ideen, sondern Ideen haben Menschen. Vielleicht kann man das auf Verschwörungsmythen umlegen: Nicht Menschen haben Verschwörungsmythen, sondern vielleicht haben Verschwörungsmythen unterschiedliche Menschen und unterschiedliche Zeiten und unterschiedliche Gewänder, und über diese unterschiedlichen Gewänder möchte ich heute sprechen. Wir waren uns alle sehr einig, dass wir gegen jede Art des Antisemitismus vorgehen, und jeder hier hat das betont. Und ich sage Ihnen, es ist dennoch wichtig, zu differenzieren, welche Arten des Antisemitismus es gibt, denn damit und nur damit haben wir eine genaue Analyse. Die unterschiedlichen Spielarten des Antisemitismus haben unterschiedliche Quellen. Es sind unterschiedliche Narrative, die dem zugrunde liegen, und wir haben auf alle die gleiche Antwort, Kollegin Bakos, da haben Sie völlig recht. Die Antwort ist auf alle: Nein. Wir brauchen aber für diese Antwort unterschiedliche Sprachen, und aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir in der Analyse ganz genau sind, mit welcher Art des Antisemitismus wir es zu tun haben und wie wir korrekt darauf mit Nein antworten. (Beifall bei der ÖVP.) Geschätzte Damen und Herren, Antisemitismus in den zumindest für Europa neuen Gewändern - ich schließe gar nicht aus, dass auch wir davon ein bisschen überrascht sind - sind der linke Antisemitismus und der islamische Antisemitismus, und ich werde das ein bisschen herleiten. Dieser Antisemitismus - Kollege Florianschütz hat gesagt, es geht um Menschen -, diese physische Bedrohung, der Jüdinnen und Juden auf europäischen Universitäten, auf amerikanischen Universitäten, auf europäischen Straßen, auf amerikanischen Straßen, auf deutschen Straßen, auf britischen Straßen, auf Wiener Straßen ausgesetzt sind, dieser manifeste - unter Anführungszeichen - neue Antisemitismus kommt im linken und islamischen Gewand daher. Ich weiß, es schmerzt, das zu hören, und ich weiß, es ist nicht leicht, das zu hören, und ich weiß, Sie waren lange im Glauben und zugegebenermaßen auch wir waren lange im Glauben, dass die Linke vor antisemitischen Narrativen gefeit sei. Wir haben lange genug gemeint, auch ich, dass Linke nicht antisemitisch sein können, weil sie per se auf der Seite der Unterdrückten stehen, und wir haben lange genug gedacht, dass Antisemitismus ausschließlich eine Sünde der Rechten ist. Wenn wir aber heute auf die Wiener Ringstraße schauen, meine Damen und Herren, sehen wir pro- palästinensische Demonstrationen, aber die werden nicht von Rechtsextremen angeführt. Wir sehen Israel-feindliche Campusbesetzungen, aber die werden nicht von Rechten durchgeführt. Wir sehen Aktivisten, die jüdische Studenten von der Angewandten verjagen, aber auch das sind keine Rechtsextremen. Wir hören den Schrei "From the River to the Sea", aber dieser Schrei wird nicht von einem Dr. Karl Lueger geäußert. Meine Damen und Herren, es ist offensichtlich und es kann und darf nicht mehr geleugnet werden, es ist ein linker Antisemitismus, der sich heute manifestiert. Das müssen wir ansprechen, das müssen wir aussprechen, und darauf brauchen wir die passende Antwort: Nein. (Beifall bei der ÖVP.) In Deutschland ist die Debatte ein bisschen weiter. Deutschland debattiert durchaus in der Öffentlichkeit den linken Antisemitismus und es wird offen ausgesprochen, woher gewisse linke Strömungen antisemitische Narrative haben, nämlich aus der Kapitalismuskritik, aus dem Postkolonialismus und aus der pauschalen Ablehnung der Vorherrschaft des Westens. Die Genese dieser Argumentationslinien in manchen linken Strömungen ist wissenschaftlich völlig lückenlos belegbar. Wer sich mit dem universitären Umfeld auseinandergesetzt hat: Sie kennen die Postcolonial Studies und aus diesen entwickelte sich auf Universitäten sukzessive das, was heute als "woker" Antisemitismus bezeichnet wird. Die Basis dessen ist eine völlige Dichotomisierung der Welt, eine Zweiteilung der Welt in Gut und Schlecht, in Weiß und Schwarz, in Unterdrücker und Unterdrückte. Das Kuriose an diesem Weltbild ist, dass Jüdinnen und Juden auf der Seite der Unterdrücker eingeordnet werden, weil sie weiße Privilegien genießen, weil sie zur herrschenden und wohlhabenden Klasse gehören. Geschätzte Damen und Herren, wenn Sie jetzt sagen, das ist ja völlig akademisiert, das ist ja eigentlich ein Irrsinn und was hat denn das mit den physischen Angriffen gegen Juden zu tun, dann muss ich Ihnen sagen, genau dieses Gedankenkonstrukt, genau dieser akademisierte Irrsinn hat seinen Weg von den Universitäten auf die Straße gefunden. Diese Spielart des Antisemitismus wird nicht mehr hinter vorgehaltener Hand von irgendwelchen linksradikalen Splittergruppen geäußert. Der bedeutende Schritt, der gemacht wurde und dessen Ergebnis wir heute auf unseren Straßen sehen, ist jener von den Unis auf die Straße. Linker Antisemitismus wurde debattenfähig, linker Antisemitismus wurde salonfähig und linker Antisemitismus versucht nun, mehrheitsfähig zu werden. Das ist die Entwicklung, die wir ansprechen und die wir stoppen müssen. (Beifall bei der ÖVP.) Ich spreche nun das zweite schmerzhafte und schwierige Feld an, nämlich islamischen Antisemitismus, und auch da müssen Sie aufhören, sich in die Taschen zu lügen. Natürlich wurzelt islamischer Antisemitismus zu einem Teil in der Solidarität mit dem palästinensischen Volk, das sei unbestritten, aber eben nicht nur, meine Damen und Herren. Wir wissen, und auch das kann lückenlos belegt werden, dass die Schriften des Islams einige zutiefst antisemitische Stellen aufweisen. Es ist keineswegs so, wie uns das beispielsweise die muslimische Jugend weißmachen möchte, dass muslimischer Antisemitismus eine Adaption des europäischen Antisemitismus ist. Nein, keineswegs. Antisemitismus ist in den Schriften des Islams vorhanden, und ich sage Ihnen als Katholikin, die stolz ist, dass die Katholische Kirche diesen Weg bereits gegangen ist, dass wir mit der gleichen Konsequenz, mit der sich die Religion des Christentums aufgearbeitet hat und aufgearbeitet wurde, auch über den Antisemitismus im Islam sprechen dürfen müssen. (Beifall bei der ÖVP.) Der zweite Aspekt, den ich in diesem Zusammenhang ansprechen möchte und muss, ist das aktive Vorgehen und Bekämpfen des politischen Islams. Die Hamas, das habe ich Ihnen öfter gesagt, hat in ihrer eigenen Gründungs- Charta stehen, dass sie ein Ableger der Muslimbruderschaft ist. Jetzt haben wir schon sehr, sehr, sehr oft darauf hingewiesen, dass Verbände der Muslimbruderschaft in Wien aktiv sind, meine Damen und Herren. Das ist es, was wir als politischen Islam bezeichnen. Wenn Sie alle unsere Warnungen bisher in den Wind geschlagen haben und wenn Sie das alles für Humbug hielten, so nehmen Sie doch zumindest den jetzt sichtbaren Antisemitismus, nehmen Sie doch zumindest die Tatsache, dass es sich bei der Mördertruppe Hamas um einen Ableger der Muslimbruderschaft handelt, die auch hier in Wien tätig ist, nehmen Sie doch zumindest das als Anlass, endlich gegen den politischen Islam effektiv vorzugehen. (Beifall bei der ÖVP.) Sie mögen jetzt fragen: Gut, es gibt zwei Quellen von antisemitischen Narrativen, die ich jetzt aufgezählt habe und dennoch sehen wir Aktivisten von linken Gruppierungen und muslimischen Gruppierungen gemeinsam auf der Straße, wir sehen sie gemeinsam in Vereinen sitzen. Wie passt denn das eigentlich zusammen? Es gibt einen theoretischen Ankerpunkt, und dieser Ankerpunkt ist die gemeinsame Ablehnung des imperialistischen Westens, der Minderheiten unterdrückt, Minderheiten wie People of Color, Minderheiten wie Muslime, Minderheiten wie LGBT- Personen unterdrückt. Die Logik ist, dass man gegen diese Unterdrücker gemeinsam vorgeht, und so kommt es eben zustande, dass "Trans for Palestine" demonstrieren geht, so kommt es zustande, dass "Fridays for Palestine" demonstrieren geht, deswegen gibt es einen Verein "Dar al Janub". Das ist die innere Logik dieses Vereins, in dem sich Linksradikale und Islamisten zusammenfinden. Meine Damen und Herren, ich erinnere Sie an den Verein "Dar al Janub", der Hamas-Postings geteilt hat, der einige andere zutiefst antisemitische Sachen geteilt hat, der immer noch in einem Gemeindebau im 16. Bezirk residiert und der dort immer noch gemeinsam mit der BDS-Bewegung - jene BDS-Bewegung, die wir hier gemeinsam verurteilt haben - Veranstaltungen abhält. Meine Damen und Herren, dagegen haben Sie nichts getan, aber ich sage Ihnen, der Ankerpunkt, an dem diese zwei Strömungen zusammenlaufen, ist die gemeinsame Ablehnung des Westens, und das müsste uns zutiefst verunsichern. (Beifall bei der ÖVP.) Es ist also eine toxische Allianz, mit der wir es zu tun haben, eine toxische Allianz von neuen antisemitischen Narrativen, auf die wir Antworten in der richtigen Sprache finden müssen. Geschätzte Damen und Herren, wir haben uns "Nie wieder!" zum Ziel gesetzt, wir alle gemeinsam. Wir haben es so häufig beschworen und wir haben, glaube ich, alle sehr redlich daran gearbeitet, aber vielleicht ist "Nie wieder!" ein Teil des Satzes. Vielleicht lautet der Satz "Nie wieder so" und der zweite Teil des Satzes "und auch nie wieder anders". Nie wieder so wie damals, aber auch niemals auf eine andere Weise. (Beifall bei der ÖVP.) Geschätzte Damen und Herren, lassen Sie mich zum Schluss meiner Rede einen Gedanken mitgeben. Gerade Sie als Sozialdemokratie sind stolz, auf der richtigen Seite gestanden zu sein und das durchaus auch zu Recht. Seien Sie nun stolz, auch in der Gegenwart auf der richtigen Seite zu stehen und noch viel, viel wichtiger und bedeutender, weil wir ja wissen, dass die Geschichte von den Siegern geschrieben wird: Stellen wir gemeinsam sicher, dass die heute richtige Seite auch morgen noch die richtige Seite sein wird. Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP und von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist GRin Ing. Rompolt. Sie sind am Wort. GRin Ing. Astrid Rompolt, MA (SPÖ): Danke, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Das jüdische Leben ist im 2. Bezirk allgegenwärtig, mehr als sonst in Wien, außer vielleicht in der Gegend der Synagoge im 1. Bezirk. Das ist kein Wunder, leben doch zwei Drittel der Wiener jüdischen Bevölkerung im 2. Bezirk. Ja, jüdisches Leben ist allgegenwärtig und es ist sichtbar und es ist gut, dass es sichtbar ist, denn das bedeutet Normalität. Das Bild der religiösen Jüdinnen und Juden, das Bild der oftmals rollerfahrenden Kinder und Jugendlichen, das wirklich erfrischend ist für mein Herz, ist Teil der großen Vielfalt in der Leopoldstadt, der Vielfalt an Lebenskonzepten. Auf diese Vielfalt bin ich besonders stolz, denn die Leopoldstadt repräsentiert im Kleinen, was Wien als Weltmetropole im Großen repräsentiert: Den Schmelztiegel vieler Kulturen, den ich als positiven Begriff auffasse, die Internationalität unserer Stadt und ein Zusammenkommen von Menschen unterschiedlichster Herkunft. Unsere Stadt wächst, und das spüren wir besonders deutlich im öffentlichen Raum. Dort wird das Miteinander, das Ausverhandeln unseres Umgangs miteinander hör- und spürbar. Nicht immer geht das friktionsfrei über die Bühne. Das hat natürlich auch mit dem typischen Wiener Granteln zu tun, für das wir berühmt sind und sogar schon ausgezeichnet wurden, das hat mit Ängsten zu tun, aber auch mit den jüngsten politischen Entwicklungen. Der 7. Oktober 2023, der Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel brachte einen Paradigmenwechsel. Seit dem 7. Oktober hat sich etwas verändert in unserer Stadt und auch in unserem Bezirk, in der Leopoldstadt. Antisemitismus ist heute wieder sichtbar, teils offen, teils verdeckt und in unterschiedlichen, neuen Erscheinungsformen. Seither spüren wir im 2. Bezirk, dass die bisherige Normalität, dass jüdisches Leben sichtbar ist, nicht allen Menschen gefällt. Ja, es gab schon zuvor Beschimpfungen, es gab zuvor Beschmierungen, zum Glück nur in Einzelfällen. Das hat sich aber geändert, und ich werde heute von BewohnerInnen, speziell im Karmeliterviertel, darauf angesprochen, dass sich die Wahrnehmung geändert hat, dass religiöse Juden weniger sichtbar sind im öffentlichen Raum. Ich weiß auch aus der jüdischen Community, dass man sich genauer überlegt, was man anziehen soll, dass es Empfehlungen gab, speziell nach dem 7. Oktober, jüdische Zeichen nicht offen zu tragen. Können Sie sich das vorstellen? Können Sie sich das vorstellen, dass Sie, bevor Sie aus dem Haus gehen, überlegen, welche Kopfbedeckung Sie tragen, weil Sie dann angegriffen, verbal attackiert, unter Umständen auch körperlich attackiert werden könnten? Woran erinnert uns das? An welche Zeiten erinnert uns das? Das können wir als Wiener Gemeinderat, als Abgeordnete, die für Toleranz stehen, für Religionsfreiheit, für eine offene Gesellschaft, nicht akzeptieren. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Jede Aktivität, die unsere jüdischen Menschen in der Leopoldstadt dazu bringt, dass sie darüber nachdenken, wie sie ihr Äußeres gestalten, die sie dazu bringt, über ihre Geschäfte nachzudenken, ob die Auslagen anders gestaltet werden müssen, ist ein Angriff auf jüdisches Leben in der Leopoldstadt, ein Angriff auf jüdisches Leben in unserer Stadt, in Wien. Wir dürfen es nicht zulassen, dass MitbürgerInnen jüdischen Glaubens aus Angst, angegriffen zu werden, Auslagen umgestalten, ihre Kleidung verändern. Das kann einfach nicht sein, wir dürfen das nicht zulassen und wir werden uns dem entgegenstellen. Diese Entwicklung erinnert uns an die Zeiten, wo wir uns geschworen haben, niemals zu vergessen und wo wir hofften, sie überwunden zu haben. Für mich ist jede öffentliche antisemitische Äußerung ein Ausdruck von Gewalt, und mit jeder Form von Gewalt habe ich grundsätzlich ein Problem. Als Mitglieder des Wiener Gemeinderates sind wir alle aufgerufen, uns dieser Gewalt entgegenzustellen und gegen sie anzukämpfen. Seit dem 7. Oktober wurden viele Fälle von antisemitischen Beschmierungen an verschiedenen Gebäuden in der Leopoldstadt festgestellt. Die Stadt reagiert sehr schnell und entschieden auf diese Beschmierungen und ich möchte mich bei unserem Bürgermeister Michael Ludwig und beim Leiter der Gruppe für Sofortmaßnahmen Walter Hillerer - er war vorhin noch hier - aus tiefstem Herzen bedanken, dass es einen klaren Auftrag gibt, solche schändlichen Beschmierungen umgehend zu entfernen. (Beifall bei SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN.) Der 2. Bezirk trägt da eine besondere Verantwortung, da die jüdische Geschichte schon seit vielen Jahrhunderten ganz stark mit der Leopoldstadt verknüpft ist. Auch unser Bezirksvorsteher Alexander Nikolai trägt diese Verantwortung und meldet jede antisemitische Aktion umgehend, damit dagegen vorgegangen werden kann. Wir bemühen uns, zu allen Teilen der jüdischen Community - und ich möchte betonen, es ist eine sehr diverse Community, da gibt es sehr viele unterschiedliche Gruppen - einen sehr guten Kontakt und einen regen Austausch zu haben. Alexander Nikolai ist ganz besonders bemüht, Wünsche, die an uns, an den Bezirk herangetragen werden, an die Stadt weiterzuleiten oder wenn es im eigenen Bereich ist, selbst umzusetzen, soweit dies möglich ist. Die Stadt Wien und der 2. Bezirk nehmen ihre Verantwortung auch seit vielen Jahren mit einer Aktion wahr, die Sie alle kennen, mit den "Steinen der Erinnerung". Messingplatten erinnern an deportierte und ermordete Jüdinnen und Juden. Ihnen sind diese Messingplatten in Wien sicher schon aufgefallen, aus historischen Gründen gibt es im 2. Bezirk besonders viele. Auch am kommenden Sonntag wird wieder ein weiterer Teil dieses Weges eröffnet. Er macht die Geschichte der Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung sichtbar. Er berührt den Alltag des jüdischen Lebens, er gedenkt beispielhaft der vielen Menschen, die hier gelebt haben. Auf diese Weise geben wir Stein für Stein symbolisch den von hier vertriebenen und ermordeten EinwohnerInnen wieder einen Platz in ihrem Heimatbezirk, und den Angehörigen geben wir somit die Chance, Eltern, Großeltern und Geschwister zu verewigen. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Nachfahren jedes Mal zu Eröffnungen von solchen Teilstücken aus Israel, aus den USA, zum Teil auch aus Australien anreisen, weil es diesen Menschen wichtig ist, die Erinnerung an ihre Vorfahren zu pflegen und die wenigen Stücke, die Erinnerungsfetzen, die Briefe, die Postkarten, die es gibt, vor Ort vorzulesen und wieder mit dem Ort zu verbinden, an dem ihre Angehörigen ursprünglich gelebt haben. Eine solche Familie pflegt im Karmeliterviertel die Steine der israelischen Familie, schmückt regelmäßig diese Steine mit Blumen und schickt Fotos nach Israel. Ich finde, das ist ein besonders schönes Symbol, denn da entstehen Freundschaften, und über diese schöne Geste der Versöhnung der Nachfahren berichtet sogar eine israelische Zeitung. Ich möchte an dieser Stelle dem Verein "Steine der Erinnerung" und speziell den fünf folgenden Personen meinen Dank für ihre kontinuierliche, jahrelange, wirklich sehr kraftraubende Erinnerungsarbeit aussprechen, und zwar sind das Daliah Hindler, Roswitha Hammer, Matthias Beier, Vally Steiner und Ernst Fitzka, stellvertretend für all jene, die sich Jahr für Jahr für diese Erinnerungskultur einsetzen. (Beifall bei SPÖ und NEOS sowie von GRin Dr. Jennifer Kickert.) Ich möchte noch ein anderes Stück Gedenkkultur aus dem 2. Bezirk hervorheben, und zwar die Ausstellung "Letzte Orte vor der Deportation. Kleine Sperlgasse, Castellezgasse, Malzgasse", eine Ausstellung, die lange in der Bezirksvorstehung gezeigt wurde und die über die Sammellager berichtet hat, wo Frauen, Männer und Kinder auf engstem Raum zusammengepfercht wurden, bevor sie in die Vernichtungslager deportiert wurden. Die Ausstellung wurde von Monika Sommer und Heidemarie Uhl kuratiert und wissenschaftlich erarbeitet, und das besonders Bittere ist, Heidemarie Uhl ist voriges Jahr im August leider verstorben. Sie hat dort sehr viele Führungen, insbesonders viele Führungen für Schulklassen persönlich durchgeführt, und auch ihnen gilt mein großer Dank und der Dank des 2. Bezirks, weil dort in diesem Zusammenhang sehr wichtige Arbeit passiert ist. Kurz möchte ich noch einmal die vielen Projekte ansprechen, die die Stadt mitfinanziert, gefördert, auf mannigfaltige Weise unterstützt hat. Zum Teil hat sie unser Bürgermeister heute auch schon angesprochen, aber ich denke, es sind ganz klare Zeichen, wie sehr die Stadt zum Kampf gegen Antisemitismus steht. Das sind einerseits die personenbezogene Forschung und die vielen Ausstellungen des DÖW, des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands, das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien, das Institut für die Wissenschaften vom Menschen. Der Verein QWien, Zentrum für queere Geschichte, widmet sich der Aufarbeitung der Geschichte von verfolgten LGBTIQ-Personen während der NS-Zeit, selbstverständlich das Mauthausen Komitee Österreich, mit seinen zahlreichen Vermittlungsprojekten und dem großen Fest der Freude am 8. Mai, die Museen der Stadt Wien, das Jüdische Museum Wien, das Freud Museum, das Wien Museum, die sich alle auch dem Kampf gegen das Vergessen widmen, auch das Jüdische Film-Festival. Wichtig sind mir in diesem Zusammenhang auch die Denkmäler, die Mahnmäler im öffentlichen Raum, die die Stadt zum Teil mitgestaltet, organisiert und unterstützt hat: Das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus des österreichischen Bildhauers Alfred Hrdlicka am Helmut-Zilk-Platz, das Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz am Ballhausplatz, das Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Schoa, und 2023 wurde endlich das lang geplante Mahnmal für homosexuelle NS-Opfer im Resselpark enthüllt, der bunte Regenbogen wurde von den KünstlerInnen in vielfältige Grautöne übersetzt. Auch in der regelmäßigen politischen Arbeit in der Bezirksvertretung passiert heute noch sehr viel Erinnerungsarbeit, holen wir die Geschichte ins Heute, indem öffentliche Flächen nach Jüdinnen und Juden benannt werden. Der 2. Bezirk hat sich selbst einen Schwerpunkt auferlegt, indem vorwiegend nach Frauen benannt wird, schon seit sehr vielen Jahren. Ich möchte nur einige wenige Namen nennen, nach denen in den letzten Jahren Plätze und Flächen benannt wurden: Adele Perlmutter, Fritzi Massary, Else Feldmann, Adele Jelinek, Karoline Tintner, Lucie Goldner, Olga Misar, Gisela Werbezirk. Diese Frauen und viele andere waren wichtige Personen im jüdischen Kulturleben, im Sportleben, Forscherinnen, sie kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Ich möchte mich heute ganz besonders bei der Benennungsgruppe bedanken, die von allen Fraktionen im 2. Bezirk beschickt wird, die gemeinsam diskutiert, welche öffentliche Fläche nach welcher Frau benannt werden soll. Sie wurde lange von Dr. Marion Gebhart geleitet und wurde inzwischen an die Leiterin der Kulturkommission Anna Cseri weitergegeben, die heute diese Arbeit fortsetzt, und dafür gilt mein großer Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Nicht unerwähnt lassen möchte ich den interreligiösen Spaziergang, den der Bezirksvorsteher seit vielen Jahren im 2. Bezirk durchführt. Dabei geht es um den Dialog mit allen Kulturen, mit allen Religionen, und dieser wird auch regelmäßig sehr gut besucht. Unsere Stadt wurde bis zum Holocaust von Juden und Jüdinnen maßgeblich geprägt, und Wien wäre als Kulturstadt ohne die Leistungen jüdischer KünstlerInnen, LiteratInnen, JournalistInnen, WissenschaftlerInnen nicht die Stadt, die sie heute ist. Bis heute ist eine Lücke spürbar, die der Nationalsozialismus durch die Ermordung zehntausender Wiener JüdInnen in unserer Gesellschaft gerissen hat. Nun, ich denke, uns alle eint der Wille, Antisemitismus zu bekämpfen. Das ist heute klar zu Tage getreten. Da sind wir uns einig. Es ist ein besonderes Zeichen in einer Stadt, die es nicht toleriert, dass Menschen auf Grund irrationaler Stereotypen abgelehnt werden, und darauf bin ich stolz, dass wir uns hier darauf einigen können. Was aber braucht es noch? Es braucht die konsequente strafrechtliche Verfolgung von antisemitischen Handlungen. Wir dürfen Hass, in welcher Form auch immer, nicht hinnehmen. Wir müssen darauf reagieren und müssen dagegen aufstehen, und zwar gemeinsam. Was braucht es noch? Bereits jetzt reagiert die Stadt Wien entschieden und schnell auf antisemitische Übergriffe. Wie schon vorhin erwähnt, allen voran unser Bürgermeister Michael Ludwig, der in der Vergangenheit immer für klare Maßnahmen gegen Antisemitismus aufgetreten ist. Doch es braucht noch mehr. Es braucht ein klares, überparteiliches Signal, dass Antisemitismus keinen Platz in der Stadt hat, etwa, indem über einen parteiübergreifenden Antrag die Antisemitismusstrategie der Stadt Wien in den Fokus gerückt wird. Danke für diesen Antrag, den wir mit allen Parteien heute beschließen werden. Ich möchte noch kurz auf diese Debatte zu den Wiener Festwochen eingehen. Mir fällt auf, dass Omri Boehm, der wohl auch einer der umstrittenen Personen im Zuge der Festwochen war, ja sogar auch von der ÖVP eingeladen war, zu einem Podcast mit dem Titel "Grundsatz #35: Das Zusammenspiel von Freiheit, Pflicht und Menschenrechten" mit Omri Boehm und Gudrun Kugler, einer Nationalratsabgeordneten der ÖVP. Da gibt es also offensichtlich doch eine Bereitschaft, sehr weit zu diskutieren, und ich sehe da Gemeinsamkeiten, die meines Erachtens heute hier ganz besonders wichtig sind. Das sei als Postskriptum angehängt. Abschließend möchte ich mich für die Zusammenarbeit bei dem Antrag bedanken, und ich möchte mich noch einmal vor allem bei unserem Bürgermeister bedanken, der immer klare Worte zu jeglicher antisemitischen Aktivität findet, der immer klare Worte findet und seit vielen Jahrzehnten, das muss man ganz klar sagen, auch im Zuge seiner Bildungsarbeit, den Kampf gegen Antisemitismus vorangestellt hat. Für diese Klarheit herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Gstöttner. Sie sind am Wort. GR Markus Gstöttner, MSc (ÖVP): Vielen Dank, sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Ich möchte anschließen bei einer Sache, die der Herr Bürgermeister in seiner Anfragebeantwortung ganz zu Anfang gesagt hat, nämlich, dass die Stadt Wien und er in seiner Funktion selbstverständlich das Massaker der Hamas an Jüdinnen und Juden in Israel und auch an anderen Zivilistinnen und Zivilisten in Israel verurteilt und dass das einem Mitgefühl den Opfern in Gaza überhaupt nicht widerspricht. Selbstverständlich stimmt das - nicht, dass da irgendjemand widersprochen hätte -, nur, um es auch noch einmal hervorzuheben. Der Kampf gegen den Antisemitismus hat in Österreich, wie wir gerade wiederholt gehört haben, selbstverständlich eine historische Verantwortung, eine historische Komponente, und ich stehe überhaupt nicht an, ihn zu definieren. Mit Sicherheit ist er aber, so wie jeder gute politischer Kampf, auch ein Kampf für etwas, nämlich ein Kampf für den Respekt vor der menschlichen Würde, einer Würde, die kein Mensch gegeben hat, die kein Mensch nehmen soll und die nicht verletzt werden soll, egal, wer diese Menschen sind, aber vor allem auch Jüdinnen und Juden. (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN sowie von GR Ing. Udo Guggenbichler, MSc.) Es gibt in diesen tristen Phasen der Geopolitik, in diesen harten Zeiten Gott sei Dank auch positive Beispiele. Ich möchte ein paar hervorheben, die mich zumindest in der Berichterstattung der letzten Wochen und Monate ergriffen haben. Es gibt weiterhin eine relativ große Organisation, die sich "Women Wage Peace" nennt, die jüdischstämmige israelische Frauen und arabische muslimische Frauen in der Region zusammenbringt, um für Frieden zu arbeiten, die, obwohl sie einige Opfer gebracht haben - und zwar sprichwörtlich Opfer gebracht haben am 7. Oktober -, weiter zusammenarbeiten und über Grenzen hinweg versuchen, den Frieden zu unterstützen, in aller Aussichtslosigkeit, die sich aktuell darstellt. Es gibt immer wieder Geschichten von arabischstämmigen muslimischen Israelis, die sich in Anbetracht des Terrors des 7. Oktober freiwillig für den Armeedienst gemeldet haben, um für die Zivilbevölkerung zu arbeiten. Es gibt auch Beispiele von Künstlerinnen und Künstlern, auch wenn die jetzt im Vergleich extrem privilegiert sind, die ich jetzt definitiv nicht namentlich nenne, weil sie nicht von der Politik beansprucht werden sollen und sich wahrscheinlich auch nicht nach christlich-sozialem Zuspruch sehnen, die nach dem 7. Oktober trotz ihres Hintergrundes eines Antifa- Daseins gesagt haben: Wo war eigentlich die große Demo gegen Antisemitismus in Berlin nach dem 7. Oktober, die habe ich irgendwie verpasst. All das sind Beispiele, wo Menschen in unterschiedlichen Kontexten sind und wiederum sehr unterschiedliche Opfer bringen, die einen beruhigen und bestärken darin, dass der menschliche Instinkt sehr wohl diese Menschenwürde auch über die eigene Gruppe hinausgehend sehen kann und sich für sie einsetzen kann. Und ich glaube, das ist auch der Appell an die Politik, dort hinzugehen, wo es für einen gerade nicht leicht ist, das zu tun, was für einen gerade schwer ist. Ich bin auf eine Art und Weise sehr, sehr dankbar für diese Debatte heute, weil sie auch gezeigt hat, dass hier grundsätzlich kein politisches Kleingeld gewechselt wurde - auch wenn hin und wieder diesbezüglich Kommentare waren, ist das vollkommen klar -, sondern sich alle zur Sache bekannt haben und wir uns daran erinnern können, dass es in diesem Land 1938 bis 1945 nicht weniger als eine Heldentat war, sich gegen rechten Antisemitismus auszusprechen. Man hat alles riskiert, das eigene Leben, die eigene Karriere mit Sicherheit und wahrscheinlich auch das Wohlbefinden der eigenen Familie. Gott sei Dank ist das über die Jahre von einem Zeichen der Integrität zu einem Zeichen des politischen Mainstreams, des Parteienkonsenses geworden. Das heißt nicht, um auf Kollegen Kunrath zu replizieren, dass jetzt der Kampf gegen den rechten Antisemitismus deswegen weniger wichtig ist oder dass wir das nicht erwähnen wollen. Nein, im Gegenteil, gestern, heute, morgen genauso wichtig: Wehret den Anfängen! Die Herausforderung sind diese konkreten Beispiele aus dem Mittleren Osten und von anderswo, die uns daran erinnern, auch dort hinzugehen, wo es für uns heute schwer ist. Es ist wichtig, dass wir sagen, alle Formen des Antisemitismus sind in der Antwort gleich zu behandeln, nämlich mit Nein. Sie sind in den Mitteln gleich zu behandeln, nämlich mit dem Strafrecht und dem Bilden und Arbeiten dagegen. Wir müssen aber natürlich, wie meine Vorrednerin ausgeführt hat, auch differenzieren, was die aktuellen, akuten Herausforderungen in unserem Handlungsbereich in Wien sind. Ich entnehme der Debatte, und da brauche ich jetzt wirklich nicht zu wiederholen, was schon sehr gut artikuliert wurde, dass es dazu auch einen Konsens gibt. Ich hoffe, dass dieser Konsens sich auch darin auswirkt, um bei Kollegen Florianschütz anzusetzen, dass wir diese tausend kleinen Erlebnisse, die es braucht, um sozialisiert zu werden, in Grund- und Freiheitsrechten, in liberaler Demokratie, in dem Respekt der Würde des anderen, für alle Menschen einfordern und auch möglich machen, die hier in dieser Gesellschaft in Wien leben. Dabei möchte ich es belassen. Vielen Dank für die konstruktive Debatte. Danke sehr. (Beifall bei ÖVP, GRÜNEN, FPÖ und SPÖ sowie von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist GRin Dr. Kickert. Sie sind am Wort. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte ZuseherInnen vor dem Bildschirm! Ich hoffe für den Fall, dass Sie diese Debatte schon länger verfolgen, dass Sie miterlebt haben, dass es in diesem Haus möglich ist, ein schwieriges Thema in einer wirklich konstruktiven, differenzierten und ich sage es jetzt einfach, anständigen Art und Weise zu diskutieren. Meiner Rede und meinen Gedanken, die ich noch hinzufügen möchte, werde ich jetzt einfach ein Danke für die bisherige Debatte voranstellen, weil ich glaube, so etwas können wir einander auch gönnen, ein gemeinsames Danke dafür, dass wir das auch zusammenbringen. - Danke. (Allgemeiner Beifall.) Die Gedanken, die ich noch hinzufügen wollte, sind, vielleicht ein bisschen darauf aufmerksam zu machen, dass wir - ich spreche jetzt für meine Fraktion und auch für mich persönlich - versuchen, uns nicht in die Tasche zu lügen, dass wir sehr wohl auf die unterschiedlichsten Formen des Antisemitismus achtgeben. Ich möchte an die zwei Definitionen von Kollegen Florianschütz, der von strukturellem und von funktionellem Antisemitismus gesprochen hat, eine Definition anschließen, die ich von Monika Schwarz-Friesel übernommen habe, die die "Keynote-Speakerin" der diesjährigen Gedenkveranstaltung gegen Gewalt und Rassismus war. Sie hat nämlich konstatiert, dass es aktuell zur Zeit vier deutliche politisch-ideologische Formen des Antisemitismus gibt, nämlich den linken, den rechten, den islamistischen und den, wie sie ihn bezeichnet, mittig gebildeten Feuilleton-Antisemitismus, und der letztere ist der am schwierigsten zu erkennende. Ich werde jetzt aber nicht darauf eingehen, sondern ich möchte sagen, weil wir in der Debatte ein bisschen hin- und hergeschwungen sind zwischen dem rechten und dem linken, dass trotz aller ideologischen Divergenzen dieser Formen der Judenfeindlichkeit sie alle auf denselben seit Jahrhunderten wiederholten Stereotypen und Zerrbildern aufbauen. Das ist bei all diesen auch politisch-ideologischen Formen gleich, das heißt, ich glaube nicht, dass es neue Narrative gibt. Es gibt neue Codierungen und neue Verbrämungen all dieser uralten Zerrbilder des Judenhasses, und die müssen wir natürlich selbstverständlich erkennen. Trotz aller ideologischer Divergenzen weisen diese vier Formen des Antisemitismus erstaunlicherweise Synergien und Allianzen auf, und auch die müssen wir erkennen. Daher - jetzt im Sinne von dem, was Thomas Weber gesagt hat, dass wir das Gemeinsame über das Trennende stellen - möchte ich sagen, dass ich mich persönlich und auch für meine Fraktion selbstverständlich dieser Wiener Erklärung zur Bekämpfung des Antisemitismus, die wir alle beschlossen haben, verpflichtet fühle und ich daher klar, deutlich und entschieden alle Formen des Antisemitismus verurteile, aber natürlich auch versuche, als Individuum, nicht nur als Teil eines politischen Gremiums, in aller Schärfe gegen jede Form des Antisemitismus aufzutreten. Das ist nicht immer leicht, denn wo beginnt das? Ich nenne jetzt nur eine kleine Maßnahme, die wir, nämlich drei Abgeordnete meiner Fraktion, Niki Kunrath, Vicky Spielmann und ich gleich nach dem 7. Oktober gesetzt haben und gleich, nachdem der Ballhausplatz für eine antisemitische Demonstration genützt worden ist. Wir haben dort jeden Abend parteiübergreifend und organisationsübergreifend eine Mahnwache gegen Antisemitismus und Gewalt organisiert, um genau das zu machen, nämlich sich dem Antisemitismus auch persönlich in jeder Form entgegenzustellen. Selbstverständlich haben wir an diesen Abenden mit vielen Personen diskutiert, die nicht immer unserer Meinung waren, und selbstverständlich haben wir genau das persönlich gemacht, nämlich den Antisemitismus verurteilt und Menschen, die genau das machen, nämlich diese politisch-ideologisch verbrämten Narrative zu wiederholen, entgegengestellt. Das gehört zusätzlich zu dem, was wir hier an Appellen machen, dazu, und daher werden wir Ihrem Antrag, mit dem Sie Maßnahmen zur Bekämpfung des linken Antisemitismus fordern, zustimmen, selbst wenn ich annehme, dass dieser Antrag mit einer leicht provokativen Note gestellt worden ist. Möglicherweise unterstelle ich Ihnen da etwas, was nicht stimmt, aber die wissenschaftliche Erforschung dieser antisemitischen Narrative findet statt, Monika Schwarz-Friesel ist ein Beweis dafür. Seit 15 Jahren weist sie darauf hin, und wenn man in diesem Feld nicht nur politisch, sondern einfach aus Überzeugung arbeitet, dann hat man darüber gelesen. Natürlich braucht es für all diese Dinge Maßnahmen, und daher werden wir zustimmen, und zwar nicht, weil wir beweisen wollen, dass wir keinen blinden Fleck haben, sondern ganz im Gegenteil. Wir wollen darauf hinweisen, dass es die gemeinsame Arbeit gegen all diese Verbrämungen der uralten Stereotype und Narrative braucht. Damit schließe ich und danke für Ihre Aufmerksamkeit und die wirklich hochstehende Debatte heute. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ, NEOS und ÖVP sowie von GR Wolfgang Kieslich.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist somit beendet. Wir kommen zur Abstimmung der verschiedenen Anträge, die eingebracht wurden. Zu Beginn nehme ich den Allparteienantrag, der noch händisch eingebracht wurde, betreffend Wiener Antisemitismusstrategie. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig angenommen. Antrag der ÖVP betreffend Maßnahmen zur Bekämpfung des linken Antisemitismus. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und den GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der ÖVP betreffend keine Bühne für Antisemitismus bei den Wiener Festwochen. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Werteklausel gegen Antisemitismus, Islamismus und Terrorismus. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend Verbot des politischen Islams. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ und GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Wir fahren mit der Tagesordnung fort und kommen zu Postnummer 35 der Tagesordnung. Sie betrifft das Plandokument Nr. 8375 im 1. Bezirk, KatG Innere Stadt. Wir hatten einen Berichterstatterwechsel, und ich darf nun die Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori bitten, die Verhandlung einzuleiten. Berichterstatterin GRin Luise Däger-Gregori, MSc: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Vielen Dank. Ich eröffne die Debatte, und zu Wort gemeldet ist GR Stark. Sie sind am Wort. GR Kilian Stark (GRÜNE): Danke schön, Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte ZuseherInnen! Nach dieser konstruktiven Debatte freut es mich, dass wir jetzt auch gleich mit einem konstruktiven Beitrag weitermachen können. Ich mache es ganz kurz, wir haben hier eine Widmung im 1. Bezirk, der wir grundsätzlich zustimmen können. Allerdings hat es im Akt aus unserer Sicht eine Leerstelle gegeben, nämlich dass einige Liegenschaften in dem Gebiet, die eine Wohnzone sein könnten, nicht zur Wohnzone erklärt wurden. Ganz kurz, was ist eine Wohnzone? Eine Wohnzone schützt Wohnungen, schützt Wohnraum davor, zweckentfremdet zu werden, zum Beispiel, das ist die hauptsächliche Nutzung, für Airbnb oder andere Kurzzeitvermietungen. (GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic: Das stimmt nicht, dass das hauptsächlich eine Kurzzeitnutzung ist! Hört endlich damit auf!) Jedenfalls haben wir das im Ausschuss angemerkt, und ich danke auch für die konstruktive Zusammenarbeit im Bezirk, wo es auch eine sehr breit getragene Stellungnahme dazu gegeben hat. Beides, die Debatte im Ausschuss wie auch im Bezirk, hat dazu geführt, dass es jetzt einen von vier Parteien getragenen Abänderungsantrag zu dieser Widmung gibt. Die Wohnzone wird erweitert, mehr Wohnraum, der geschützt wird. Ich möchte mich ausdrücklich für die Zusammenarbeit bedanken, sowohl im Bezirk als auch im Ausschuss. Gleiches würde ich mir auch bei anderen Themen wünschen. Sie wissen, dass das Thema Airbnb und Wohnzone auch in anderen Bezirken virulent ist, nicht nur im Zentrum, zum Beispiel auch im 15. Bezirk, in der Nähe von Schönbrunn, wo viele Touristinnen und Touristen natürlich denken, dass sie in der Nähe von Schönbrunn, im 15. Bezirk, günstig wohnen könnten. Auch dort gibt es den Wunsch von Seiten des Bezirks, auch parteiübergreifend, dass man Wohnzonen erweitert. Bisher haben Sie das abgelehnt. Ich hoffe, dass das jetzt der Beginn einer Trendwende war und dass wir da weiterkommen. Auf jeden Fall danke für die Zusammenarbeit. Ich denke, dass der Abänderungsantrag eine Mehrheit finden wird und dass wir dann die Widmung auch mit unserer Zustimmung beschließen können. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Habe ich eine tatsächliche Berichtigung verpasst? Also nachgemeldet, gut, dass ich das auch weiß. - Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Dipl.-Ing. Al-Rawi. Sie sind am Wort. GR Dipl.-Ing. Omar Al-Rawi (SPÖ): Danke, Frau Vorsitzende! Nachdem GR Stark sich positiv zu dem Akt geäußert hat, möchte ich vielleicht nur ganz kurz erwähnen, dass es ja sehr selten vorkommt, dass wir für den 1. Bezirk auch einen Akt haben, weil das einer der kleinsten Bezirke ist und drei Viertel davon schon verbaut sind, mit einem sehr geringen Anteil an Freiflächen und Höfen. Nötig und wichtig ist es geworden, weil wir auch auf Grund des Managementplans mit der ganzen Situation des Weltkulturerbes auch den 1. Bezirk bearbeiten sollten und müssen. Der Mittelalter- und der Barockbereich wurden vor 20 Jahren bearbeitet, aber der Bereich nördlich, nordwestlich des sogenannten Gründerzeitbereichs des 1. Bezirkes, wo sich auch das Textilviertel befindet, ist drangekommen, und da wurden natürlich sehr viele Adaptierungen gemacht. Eine davon betrifft die Gebäudehöhen, aber auch die Erdgeschoßzonen, um diese zu schützen, auch die Dachlandschaft, um diese auch an das Weltkulturerbe und den Managementplan anzupassen. Es wurde zum Beispiel auch eine Ausfahrtssperre zum Ring und zum Kai eingeführt, das heißt, man kann in eine Tiefgarage nur mehr von der Rückseite einfahren, um eben auch diese Erdgeschoßzonen zu schützen. Wir sehen natürlich den Wunsch der Bezirke und auch aus dem 9. Bezirk ist er gekommen, dass wir dort die Wohnzone einbringen, und deswegen haben wir auch diesen einheitlichen Abänderungsantrag hereingebracht. Das war ein Beispiel von guter Zusammenarbeit im Ausschuss von unserem Vorsitzenden Erich Valentin, der das angekündigt hat, und wir haben es dann auch zusammengebracht. In diesem Sinne bedanke ich mich auch herzlich und bitte um Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.- Ing. Selma Arapovic. Sie sind am Wort. GRin Dipl.-Ing. Selma Arapovic (NEOS): Vielen Dank für das Wort. Das ist jetzt keine tatsächliche Berichtigung, denn es geht wirklich auch darum, ein bisschen breiter zu erklären, was der Grund der Wohnzone ist. Die Wohnzone auf die Nutzung für Kurzzeitvermietungen zu reduzieren beziehungsweise diese Einschränkung ist grundfalsch. Das ist wirklich, wirklich wichtig, denn die Wohnzone als solche stammt eigentlich aus den 80er, 90er Jahren, als die Aussiedelungen von den Wohnungen in der Inneren Stadt zugenommen haben. Um dem entgegenzuwirken, hat man die Wohnzonen eingeführt. Was wollte man? Man wollte den Wohnraum schützen. Das stimmt. Also das Schützen von Wohnungen ist das Ziel von einer Wohnzone. Die Wohnzonen, und das muss ich jetzt wirklich als Warnung aussprechen, aber dafür zu verwenden, um grundsätzlich gegen die Kurzzeitvermietungen vorzugehen - vor allem jetzt, wo wir auch in der Bauordnung verschiedene Instrumente dafür geschaffen haben -, ist falsch. Warum ist das falsch? Da kann ich auch STEP 2025 sagen, da haben die GRÜNEN auch mitgewirkt. Es geht nämlich darum, dass es unser Ziel ist, eine Stadt der kurzen Wege zu schaffen. Durch die Ausweitung der Wohnzonen verunmöglichen wir das, weil in einer Wohnzone eine Wohnnutzung von 80 Prozent vorgeschrieben ist, und 20 Prozent kann man für andere weitere Nutzungen verwenden. Was heißt das? Dass die gewerbliche Nutzung nicht mehr möglich ist und dadurch eine gemischte Nutzung unserer Stadt und eine Durchmischung, um Lebendigkeit und kurze Wege zu fördern, einfach nicht mehr möglich sind. Daher bin ich auch sehr glücklich darüber, dass wir es in der Bauordnung endlich einmal geschafft haben, das Thema der kurzzeitigen Vermietungen, das auch herausfordernd für diese Stadt ist, gesondert zu betrachten und dafür Regeln einzuführen, ohne dass wir jetzt einfach großzügig mit diesen Wohnzonen über das ganze Stadtgebiet drüberfahren. Das war mir jetzt wirklich ganz, ganz wichtig, zu sagen, weil ich glaube, mit dieser Maßnahme der Wohnzone schießen wir sehr weit über das Ziel hinaus, wenn wir sie für die Kurzzeitvermietungen verwenden. Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Herr GR Stark hat es schon angesprochen, es liegt ein Abänderungsantrag vor, der von den folgenden Fraktionen unterstützt wird. - Ich weiß, wir sind schon ein bisschen fortgeschritten in der Zeit, aber vielleicht darf ich um ein bisschen Aufmerksamkeit und Konzentration bitten. - Folgender Abänderungsantrag von den Fraktionen SPÖ, NEOS, ÖVP und GRÜNEN betreffend die Festsetzung des Flächenwidmungsplans und des Bebauungsplans für das Gebiet zwischen Maria-Theresien-Straße, Donaukanal, Salztorbrücke, Franz-Josefs-Kai, Salztorgasse, Gonzagagasse, Morzinplatz, Salzgries, Concordiaplatz, Börsegasse, Renngasse, Hohenstaufengasse, Schottenring und Schottengasse im 1. Bezirk liegt Ihnen vor, und ich bringe diesen Abänderungsantrag zur Abstimmung. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen der FPÖ und GR Kieslich, somit ist der Abänderungsantrag mehrheitlich angenommen. Wir stimmen nun über das abgeänderte Poststück ab. Wer also der Postnummer 35 in ihrer neuen Variante zustimmt, bitte um ein Zeichen mit der Hand. - Zustimmung bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen von FPÖ und GR Kieslich, mehrstimmig angenommen. Es liegen noch weitere Beschlussanträge vor. Antrag der FPÖ und GR Kieslich betreffend Umbaustopp Michaelerplatz. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei FPÖ und GR Kieslich, das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der Wiener Volkspartei betreffend Schutz und Erhalt des Weltkulturerbes. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und den GRÜNEN, das ist nicht die erforderliche Mehrheit, der Antrag ist abgelehnt. Antrag der ÖVP betreffend Einbindung der Bezirke bei Flächenwidmungsverfahren: Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Die Zustimmung ist bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und den GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Antrag der ÖVP betreffend Wiener Planungspraxis: Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Die Zustimmung ist bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und den GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Antrag von SPÖ und NEOS: Seit 1174 Tagen warten die österreichischen Gemeinden auf eine praxistaugliche Rechtsgrundlage in der StVO zu einem fotokamerabasierten Zonenzufahrtsmanagement. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Ich bitte um ein Zeichen, wer zustimmt. - Die Zustimmung ist bei ÖVP, NEOS und SPÖ. Damit ist der Antrag mehrheitlich angenommen. Wir kommen zur Postnummer 24 der Tagesordnung. Sie betrifft die Genehmigung der Förderrichtlinie "Gebäudebegrünung und Innenhofbegrünung/Entsiegelung - 2024 bis 2026" sowie eines Rahmenbetrages für das Förderprogramm. Es ist dazu kein Redner zu Wort gemeldet. Wir kommen daher direkt zur Abstimmung. Wer der Post 24 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Das ist einstimmig so angenommen. Es liegt ein Antrag der GRÜNEN vor betreffend Wien braucht eine Begrünungsoffensive im Gemeindebau. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Die Zustimmung ist bei ÖVP, FPÖ, GR Kieslich und den GRÜNEN. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Wir kommen zur Post 27 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Förderung an den Verein Umweltschutzorganisation Global 2000. Ich bitte den Herrn Berichterstatter GR Mag. Taucher, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatter GR Mag. Josef Taucher: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Vielen Dank. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GR Kunrath. Bitte. GR Nikolaus Kunrath (GRÜNE): Ich melde mich nur ganz, ganz kurz, aber es ist mir ein Bedürfnis. Wenn wir heute schon alles so gemeinsam machen, dann würde ich mich erst recht freuen, wenn es uns gelingt, wenn auch die FPÖ einem Antrag zustimmt, nämlich einem Antrag zur Förderung von Global 2000 für die Installation von Trinkwasseraufbereitungsanlagen in der Ukraine 2024. Dabei geht es nicht um Waffen, dabei geht es nicht um irgendeine Unterstützung gegen die Russische Föderation, sondern es geht dabei ausschließlich darum, humanitäre Hilfe zu leisten. Mir ist nicht nachvollziehbar, warum es nicht auch der FPÖ möglich ist, 49.000 EUR für ein wichtiges Hilfsprojekt für Menschen in der Ukraine zu geben. - Danke. (Beifall bei GRÜNEN, NEOS und ÖVP.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Der Herr Berichterstatter möchte das Schlusswort. Berichterstatter GR Mag. Josef Taucher: Ja. Ich ersuche um Zustimmung. Wir haben seit Projektbeginn 2008 gemeinsam mit Global 2000 nun doch schon 112 Trinkbrunnen in der Ukraine errichtet. Nina sagt mir, als Spezialisten für gutes Wiener Wasser kennen wir uns da sehr gut aus und wollen dort jetzt gemeinsam mit Global 2000 weitere Trinkbrunnen errichten, weil das Wasser in der Ukraine wirklich knapp und stark verschmutzt ist. Das ist wirklich eine grundsätzliche, basale Hilfe, denn Wasser braucht jeder zum Leben. Deswegen ersuche ich bitte um Zustimmung zu diesem Antrag. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Vielen Dank. Wir kommen auch schon zur Abstimmung über die Postnummer 27. Wer der Post zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung ist bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen der FPÖ und des GR Kieslich. Das ist mehrstimmig angenommen. Es liegen Anträge dazu vor, die ich zur Abstimmung bringe. Antrag der FPÖ betreffend Volksbefragung zur Aufhebung der Sanktionen gegen Russland und zu Waffenlieferungen in die Ukraine. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Das sind FPÖ und GR Kieslich allein. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend keine weiteren EU-Gelder für die Ukraine. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Die Zustimmung ist bei FPÖ und GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Antrag der FPÖ betreffend kein EU-Beitritt der Ukraine. Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Die Zustimmung ist bei FPÖ und GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Wir kommen zur Post 29 der Tagesordnung. Sie betrifft eine Förderung an die Stadt Wien Kunst GmbH. Auch dafür ist kein Redner zu Wort gemeldet. Wir kommen daher direkt zur Abstimmung über die Post 29. Wer dieser zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung ist bei FPÖ, GR Kieslich, GRÜNEN, SPÖ und NEOS gegen die Stimmen der ÖVP. Das ist mehrheitlich angenommen. Es liegt dazu kein Antrag vor. Wir kommen zu Post 30. Sie betrifft Einzel- und Gesamtförderungen im Bereich darstellende Kunst für das Jahr 2025. Ich bitte die Frau Berichterstatterin GRin Mag. Dr. Samel, die Verhandlungen einzuleiten. Berichterstatterin GRin Mag. Dr. Ewa Samel: Ich ersuche um Zustimmung. Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Danke. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist GRin Dr. Kickert. Bitte. GRin Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher! In diesem Poststück geht es um das Förderprogramm für einen Rahmenbetrag für verschiedene Projekte in der darstellenden Kunst. Ich muss aber zugeben, dass ich mich nicht deswegen zu Wort melde, denn diese Post wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit ohne Wortmeldung einstimmig angenommen worden. Ich melde mich zu Wort, weil es zu diesem Tagesordnungspunkt einen Antrag der ÖVP gibt, der zumindest eine Richtigstellung in den Forderungen und vielleicht eine Erklärung braucht, weswegen wir diesem Antrag keinesfalls zustimmen können. Der Antrag ersucht, bestimmte Forderungen in einem EU-Papier, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Menschenrechte von Lesben, Schwulen und Transgenderpersonen - also aller Menschen der Personengruppe, die man mit LGBTQ bezeichnet - voranzutreiben. In diesem Antrag fordert die ÖVP, ein Verbot der Konversionstherapie zurückzunehmen - nicht, sie zu verbieten. Die Begründung dafür, diese Konversionstherapie zuzulassen, ist, dass damit auch ein Verbot einer therapeutischen Begleitung von Transpersonen mit einbezogen worden ist. Das ist falsch. Das möchte ich aufklären. Unter Konversionstherapie versteht man - das sage ich jetzt - Umpolungstherapien, Reorientierungstherapien oder sogenannte reparative Therapien, mit denen man Lesben, Schwule oder Transgenderpersonen dazu bringt, nicht lesbisch, nicht schwul oder in irgendeiner Weise nicht transgender zu sein, was nicht geht. Alle internationalen Fachgesellschaften, die sich mit Psychotherapie und Psychologie befassen, lehnen diese Therapien ab. Sie sind keinesfalls mit Therapien zu vergleichen, die Menschen, die sich über ihre sexuelle Orientierung oder ihre sexuelle Identität unsicher sind, gerade in der Phase begleiten, in der sie herausfinden müssen, was mit ihnen los ist. Das ist nicht das Gleiche. Es tut mir leid, dass die ÖVP so etwas in einen Antrag schreibt. Diese Klarstellung war mir wichtig. Eine zweite Klarstellung, die, wie ich finde, ein bisschen weniger tragisch, aber auch nötig ist, bezieht sich darauf, dass das sogenannte "Leveling up" im privaten Umfeld wirksam werden würde. "Leveling up" bedeutet im Umfeld von sexueller Orientierung, dass Menschen - schwule, lesbische und Transgender-Personen - auf Grund ihrer sexuellen Orientierung nicht von Gütern - nämlich dem Kauf von Gütern - und Dienstleistungen ausgeschlossen werden dürfen. Das heißt, es sollte nicht so sein, dass ich, weil ich lesbisch bin, aus einem Taxi hinausgeschmissen werde, oder dass ich, weil ich lesbisch bin, kein Hotelzimmer buchen darf. Darum geht es bei "Leveling up". Es tut mir wirklich leid, dass die ÖVP mir und vielen anderen diese Rechte und diesen Schutz vor Diskriminierung in einem Antrag absprechen will. Das war mir wichtig zu sagen. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen daher zur Abstimmung über die Postnummer 30. Wer dieser zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist mit Zustimmung von ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen FPÖ und GR Kieslich mehrstimmig angenommen. Es liegen dazu zwei Anträge vor. Antrag der FPÖ betreffend Nein zur Erklärung der EU zur Förderung der europäischen Politik zu Gunsten der LGBTIQ-Gemeinschaften: Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Wer dem zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Die Zustimmung ist bei FPÖ und GR Kieslich. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Antrag der ÖVP betreffend Überarbeitung der LGBTIQ-Erklärung: Die sofortige Abstimmung wird verlangt. Ich bitte um ein Zeichen, wer dem zustimmt. - Die Zustimmung ist bei der ÖVP allein. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt. Wir kommen zur Post 33. Sie betrifft Förderungen im Bereich Film-Festivals und Sommerkinos. Es sind dazu keine Redner gemeldet. Es wird aber eine getrennte Abstimmung verlangt, und zwar in zwei Punkten. Ich lasse zunächst über die Punkte 1, 2, 3, 4 und 6 abstimmen. Wer diesen Punkten zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das ist einstimmig angenommen. Als Zweites lasse ich über die Punkte 5 und 7 abstimmen. Wer diesen Punkten zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen. - Die Zustimmung ist bei ÖVP, NEOS, SPÖ und GRÜNEN gegen die Stimmen von FPÖ und GR Kieslich. Das ist mehrstimmig angenommen. Es liegen dazu keine Anträge vor. Wir kommen nun daher zur zweiten Dringlichen Anfrage. Wir kommen zu dem Verlangen, dass die von GR Stark, GRin Sequenz, GRin Kickert, GRin Otero Garcia, GR Arsenovic und GR Öztas eingebrachte und an den Herrn Bürgermeister gerichtete Dringliche Anfrage betreffend "Klima-Sorgenkind Verkehr - wegen mutloser Politik droht Wien, seine Klimaziele zu verfehlen" vom Fragesteller mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfinde. Gemäß § 37 Abs. 5 der Geschäftsordnung hat auf Verlangen vor der mündlichen Begründung die Verlesung der Dringlichen Anfrage zu erfolgen. Das wurde auch entsprechend verlangt. Ich bitte daher die Schriftführerin GRin Huemer um die Verlesung der Dringlichen Anfrage und darf ersuchen, den Geräuschpegel zu senken. Bitte, Frau Gemeinderätin. Schriftführerin GRin Mag. Barbara Huemer: "Dringliche Anfrage der GemeinderätInnen Kilian Stark, GRÜNE, Mag. Heidemarie Sequenz, GRÜNE, Dr. Jennifer Kickert, GRÜNE, Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia, GRÜNE, Johann Arsenovic, GRÜNE und Ömer Öztas, GRÜNE, an Herrn Bgm Dr. Michael Ludwig für den Gemeinderat am 22. 5. 2024: ‚Klima-Sorgenkind Verkehr - wegen mutloser Politik droht Wien seine Klimaziele zu verfehlen'. 30 Grad Anfang April in Österreich führen erneut vor Augen, dass wir uns eigentlich im Klimanotstand befinden. Wir müssen alles in unserer Macht Stehende unternehmen, um die Klimaveränderung in einem Ausmaß zu halten, an das wir uns noch anpassen können. Jedes Zehntelgrad weniger an Erwärmung macht einen Unterschied. Wir können mit unseren Entscheidungen Klimaextreme, Dürren, Starkregen, Überflutungen, Wüstenausdehnung, Missernten, und so weiter eindämmen. Dafür muss jeder seinen Beitrag leisten, und Wien hat gute Voraussetzungen, zur Vorreiterin unter den Städten zu zählen. Der Verkehr macht nach wie vor den Löwenanteil der Wiener CO2- Emissionen aus. Er ist der einzige Sektor, der verglichen mit dem Referenzwert 1990 gestiegen, statt gefallen ist und damit Klimaschutzfortschritte in anderen Sektoren zunichte macht. Für Wien muss also das Credo lauten: keine Klimapolitik ohne Mobilitätswende, keine Mobilitätswende ohne Klimaschutz. Die Ziele sind klar und die Eckpunkte im Wiener Klimafahrplan formuliert: Klimaneutralität bis 2040. Als Zwischenziele sind für den Anteil des Autoverkehrs am Modal-Split (präzise: den motorisierten Individualverkehr) für 2025 20 Prozent und bis 2030 15 Prozent vorgesehen. In der weiteren Zukunft soll der Anteil weiter gesenkt werden. Auch für den einpendelnden Verkehr hat die Stadt das ambitionierte Ziel einer Halbierung bis 2030 formuliert. Das heißt, die Stadt muss kontinuierlich daran arbeiten, den Autoverkehr zu reduzieren und den klimafreundlichen Verkehr massiv auszubauen. Die Entwicklungen der letzten Jahre und Jahrzehnte sind ernüchternd. Dabei hätte Wien alle notwendigen Voraussetzungen für die erfolgreiche Klimawende im Verkehr in der Hand. Leider muss man festhalten, dass diese unter der aktuellen Stadtregierung aber nicht angewendet werden. Die kürzlich veröffentlichte Modal-Split-Erhebung ist Zeugnis der scheiternden Verkehrspolitik in Wien. Die schlechte Nachricht für den Klimaschutz: Das dritte Jahr in Folge gibt es keinen Fortschritt bei der Reduktion des Autoverkehrsanteils. Damit bleibt der Verkehr das Klimasorgenkind in Wien. Mehr statt weniger Autoverkehr. Auch wenn der Anteil des MIV (motorisierter Individualverkehr) im Vergleich zum letzten Jahr prozentuell gleich geblieben ist, bedeutet das in absoluten Zahlen einen Anstieg, weil insgesamt mehr Menschen in Wien leben und unterwegs sind. Der Autoverkehr ist also mehr geworden. Nach 2021 und 2022 bleibt auch 2023 der Anteil des Autoverkehrs bei 26 Prozent stecken. Beim Autoverkehr ändert sich nichts, weil die Stadtregierung nichts ändert. Bei vielen der aufwändig beworbenen Projekte wird - anders als angesichts der Ziele der Stadt geboten - der Platz für den Autoverkehr nicht angetastet. Somit kommt es nun innerhalb des umweltfreundlichen Verkehrs zu Anteilsverschiebungen. Ein Weiter-wie-bisher reicht nicht. Die Stagnation sehen wir auch bei den großen Baustellen der Stadt, zum Beispiel bei der Zweierlinie oder beim Gürtel, wo die Stadtregierung keinen großen Wurf wagt. Angesichts des Klimas reicht ein Weiter-wie-bisher aber einfach nicht. Die Stadtregierung darf das Klimasorgenkind Verkehr nicht länger stiefmütterlich behandeln, sondern muss endlich an den großen Schrauben drehen. Milliarden für neue Straßen und Autobahnen, PR für den Radverkehr. Neben der Stadtautobahn und dem mehrere Milliarden Euro schweren Klima-Killer-Projekt Lobau-Tunnel, welches die SPÖ fordert, treten die Radverkehrsinvestitionen der Stadt mit angepeilten 20 Millionen EUR (von denen 50 Prozent vom Bund kommen) in den Hintergrund. Immer noch gibt Wien für Autostraßen ein Vielfaches des Radbudgets aus. Vom angekündigten Klima-Check fehlt weiter jede Spur. Das ist in Zeiten der Klimakrise die falsche Prioritätensetzung. Öffi-Ausbau steckt fest. Auch beim Ausbau des öffentlichen Verkehrs fehlt es an einem Tempo, das den Klimazielen der Stadt Wien gerecht wird. Wichtige, seit Jahren geplante Straßenbahnausbauten werden hinter dem Bau der Stadtautobahn zurückgestellt. In Liesing, dem Bezirk mit der größten Autoabhängigkeit Wiens, ist neben dem viergleisigen Südbahnausbau, der erst im nächsten Jahrzehnt wirksam werden wird, kein einziges größeres Öffi- Ausbauprojekt bekannt. Links der Donau ist die tangentiale öffentliche Verbindung zwischen Floridsdorf und Donaustadt immer noch stark unterentwickelt. Die Fertigstellung der Verlängerung der Straßenbahnlinie 25 durch die Seestadt wurde für 2015 versprochen. Jetzt wird sie seitens der Amtsführenden Stadträtin für Innovation, Stadtplanung und Mobilität mit der Fertigstellung der Stadtstraße verknüpft. Aber auch auf der Fahrplanebene sind die Intervalle nicht über das Vor-Corona-Niveau hinausgekommen. Die vergangenen drei Kürzungswellen sind noch nicht wieder zur Gänze aufgeholt. So wundert es auch nicht, dass der Anteil des öffentlichen Verkehrs an den Verkehrsarten (Modal-Split) noch immer weit hinter dem Anteil von 2019 liegt (2019: 38 Prozent, 2023: 32 Prozent). Alle Hebel in Bewegung setzen. Das Klimasorgenkind Verkehr erfordert, dass die Stadt Wien bei der Mobilitätswende alle Hebel in Bewegung setzt. Endlich beim vor der Wahl versprochenen Ausbau des Radwegenetzes Tempo machen: 41 km Radwege jährlich wurden versprochen und bisher weniger als ein Viertel davon realisiert. Dem Radverkehr muss der Platz gegeben werden, den er braucht, um zu wachsen. Konsequente Förderung des Fußverkehrs: Kurze Wege, Gehsteige ausbauen und Ampelphasen attraktivieren. Öffis wieder auf Kurs bringen, bei allen bestehenden Linien die Intervalldichte ausbauen: Insbesondere die Flächenbezirke brauchen neue Straßenbahnen. Die lang geplanten Linien, die Wien mit dem niederösterreichischen Umland besser verbinden, müssen endlich Wirklichkeit werden: nach Schwechat, nach Groß-Enzersdorf und nach Kaltenleutgeben. Sukzessive Reduktion des Autoverkehrs gemäß den Klimazielen. Die angekündigte Reform der Parkraumbewirtschaftung und Einführung einer Umweltzone sollen endlich umgesetzt werden. Nach jedem Umbau sollen Straßen dem angekündigten ,neuen Wiener Straßenquerschnitt' und den Klimazielen entsprechen. Die unterzeichnenden GemeinderätInnen stellen daher gemäß § 16 Wiener Stadtverfassung § 36 Geschäftsordnung des Gemeinderates folgende Dringliche Anfrage: Im Februar 2022 beschloss der Wiener Gemeinderat mit großer Mehrheit den Klimafahrplan. Sein Ziel ist es, Wien für die Herausforderungen der drohenden Klimakrise zu wappnen. Leider ist bereits absehbar, dass die ambitionierten Ziele des Klimafahrplans insbesondere im Mobilitätssektor nicht eingehalten werden können, weil die Stadtregierung nicht den Mut hat, die notwendigen Maßnahmen konsequent umzusetzen. Im Klimafahrplan ist folgende Zielsetzung für den Modal-Split verankert: ‚Der Anteil der in Wien im erweiterten Umweltverbund zurückgelegten Wege steigt bis 2030 auf 85 Prozent und auf deutlich über 85 Prozent bis 2050, jener des motorisierten Individualverkehrs sinkt auf 15 Prozent.' Ist dieses Ziel weiterhin ein Ziel der Stadtregierung? Welche (zusätzlichen) Maßnahmen werden ergriffen, um die Mobilitätsziele der Stadt zu erreichen? Denn in den letzten drei Jahren stagnierte der Anteil des Autoverkehrs bei 26 Prozent. Damit gibt es seit Beschluss des Klimafahrplans in Wien im Februar 2022 keine Verschiebung beim MIV. Ein weiterer wichtiger Kennwert für die Mobilitätswende ist der Mobilisierungsgrad. Dazu legt der Klimafahrplan fest: ‚Der Motorisierungsgrad sinkt bis 2030 bei privaten PKW auf 250 pro 1.000 EinwohnerInnen.' Ist dieses Ziel weiterhin ein Ziel der Stadtregierung? Welche Berechnungsgrundlage liegt diesem Ziel zu Grunde? Wie sind ‚private' PKWs definiert? Hat sich diese Definition in den letzten Jahren geändert? Von welchem Motorisierungsgrad bei privaten PKWs wurde seitens der Stadt bei Beschluss des Klimafahrplans ausgegangen? Wie hat sich der Motorisierungsgrad bei privaten Pkws in Wien seither entwickelt? Ist die Entwicklung der letzten Jahre ausreichend, um die Zielsetzung im Klimafahrplan zu erreichen, oder müssen zusätzliche Maßnahmen gesetzt werden? In den vergangenen Jahrzehnten konnten in vielen Sektoren Emissionseinsparungen erzielt werden. Im Verkehr steigen die CO2-Emissionen jedoch. Im Klimafahrplan wurde festgelegt: ‚Die CO2-Emissionen des Mobilitätssektors sinken pro Kopf um 50 Prozent bis 2030 und um 100 Prozent bis 2040 (im Vergleich zu 2005).' Ist dieses Ziel weiterhin ein Ziel der Stadtregierung? Wie haben sich die CO2-Emissionen seit Beschluss des Klimafahrplans entwickelt? Wie haben sich die CO2-Emissionen des Mobilitätssektors seither entwickelt? Welche (zusätzlichen) Maßnahmen müssen ergriffen werden, um die im Klimafahrplan festgelegten Emissionsziele zu erreichen?" Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (unterbrechend): Eine Sekunde. Darf ich bitten, den Geräuschpegel wieder ein bisschen zu senken, damit wir bei der Verlesung zuhören können? Ich weiß, das ist ein Formalakt, aber trotzdem. (GRin Mag. Barbara Huemer - erheitert: Es dauert noch ein bissel!) - Es dauert noch ein bisschen (erheitert), bitte fortzufahren. Schriftführerin GRin Mag. Barbara Huemer (fortsetzend): "4. Im Klimafahrplan ist folgende Zielsetzung für den Pendelverkehr festgelegt: ‚Die PKW-Verkehrsstärke an der Stadtgrenze sinkt bis 2030 um 50 Prozent.' Ist dieses Ziel weiterhin ein Ziel der Stadtregierung? Welcher Ausgangswert liegt der Reduktion um 50 Prozent zu Grunde? Laut Kordonerhebung 2022 überquerten 617.000 Personen an einem Werktag die Stadtgrenze stadteinwärts. Das Verhältnis MIV zu ÖV (öffentlichem Verkehr) betrug dabei 77 Prozent zu 23 Prozent. 12 Jahre zuvor betrug dieses Verhältnis 79 Prozent zu 21 Prozent. Kann mit der derzeit von der Stadt Wien in Umsetzung befindlichen Maßnahme in 6 Jahren das Ziel einer Reduktion der PKW-Verkehrsstärke von 50 Prozent an der Stadtgrenze erreicht werden? Eine Verkehrserhebung der Asfinag im vergangenen Dezember hat gezeigt, dass der PKW-Verkehr im Großraum Wien im Jahr 2023 deutlich und überdurchschnittlich zugenommen hat. Deutet diese Entwicklung darauf hin, dass die aktuelle Verkehrsentwicklung der Erreichung des im Klimafahrplan festgelegten Ziels zuwiderläuft? Sind zur Zielerreichung weitere zusätzliche Maßnahmen erforderlich? Im rot-pinken Regierungsprogramm wird das Parkraummanagement als wirkungsvolles Instrument bezeichnet, um die Mobilität der Wienerinnen und Wiener wie auch den PendlerInnenverkehr vermehrt auf den Umweltverbund zu verlagern. Hinsichtlich der Parkraumbewirtschaftung sieht der Klimafahrplan eine Weiterentwicklung ‚mit Zonenmodellen' zur Reduktion des ‚Binnenverkehrs' innerhalb der Bezirke und durch Preis- und Berechtigungsstaffeln vor. Vergangene Evaluierungen der Parkraumbewirtschaftung haben gezeigt, dass mit zunehmender Größe der Zonen der Binnenverkehr innerhalb der Bezirke zunimmt. Wie hat sich der Binnenverkehr innerhalb der zuletzt von der Erweiterung der Parkraumbewirtschaftung betroffenen Bezirke verändert? Wie hoch ist der Anteil des Binnenverkehrs in den einzelnen Bezirken? Wird aktuell an einer Reform der Parkraumbewirtschaftung in Wien gearbeitet? Bis wann soll die Weiterentwicklung der Parkraumbewirtschaftung in Wien umgesetzt werden? Wann wird das angekündigte Gesetz für ein modernes und verständliches Parkraummanagement vorgelegt (die darauf aufbauende Verordnung sollte laut Regierungsprogramm 2022 fertig sein)? Im Koalitionsabkommen der Regierungsparteien von 2020 heißt es: ‚Möglichkeiten für eine Staffelung der Tarife nach Fahrzeuggröße und/oder CO2-Emissionen sollten im Prozess sondiert werden, um effiziente Fahrzeuge gegenüber anderen zu bevorzugen.' Hat diese Sondierung bereits Ergebnisse hervorgebracht, und wenn ja, welche? Werden aufbauend auf diesen Ergebnissen Änderungen in der Tarifstruktur angedacht? Hinsichtlich Stellplatzreduktion hält der Klimafahrplan fest: ‚Abhängig von der Situation im jeweiligen Stadtteil und von der Abnahme des Fahrzeugbestandes sollen die Stellplätze im öffentlichen Raum sukzessive reduziert werden.' Wie viele Stellplätze im öffentlichen Raum wurden seit Beschluss des Klimafahrplans reduziert? Gibt es für die Stadt Wien beziehungsweise für die einzelnen Bezirke quantifizierbare Zielwerte zur Reduktion? Verkehrsberuhigung und mehr Sicherheit. Im Klimafahrplan heißt es: ‚Weitgehende Verkehrsberuhigung und mehr Sicherheit (Vision Zero: null Verkehrstote) sowie Komfort für Fußgehende und Radfahrende durch die vermehrte Einführung von Tempo 30 vor allem in Wohngebieten und durch die Realisierung von Wiener Supergrätzln.' Laut Zeitplan des Supergrätzls Favoriten ist mit einer Fertigstellung erst zum Ende der Periode zu rechnen. Erst danach soll evaluiert werden. Inzwischen werden andere Bezirke beim Roll-out von Supergrätzln vertröstet. Welche ersten konkreten Umsetzungsschritte gibt es, um das Modell der Supergrätzln schnell und effizient auf andere Bezirke auszurollen? Warum wurde nicht zumindest vor allen Schulen eine Tempo-30-km/h-Zone errichtet? Tempolimits erhöhen die Verkehrssicherheit. Es gibt weniger und weniger folgenschwere Unfälle. Verkehrssicherheit ist die Grundvoraussetzung für die attraktive Mobilität. Erst wenn sich die Menschen in Wien sicher auf der Straße fühlen, werden sie vermehrt zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sein. Zur Klimawandelanpassung und Beschattung hält der Klimafahrplan fest, dass verstärkt Bäume im Straßenraum gepflanzt werden sollen: ‚25.000 neue Stadtbäume im Straßenraum. Bäume werden etwa anstelle von Fahr- und Parkstreifen gepflanzt.'" Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert (unterbrechend): Genauso wie meine Kollegin zuvor ersuche ich wieder einmal kurz einfach um die Senkung des Geräuschpegels. Ich weiß, die Verlesung dauert lang. Sie müssen nicht aufmerksam zuhören, aber einfach ein wenig leiser reden. Danke vielmals. Schriftführerin GRin Mag. Barbara Huemer (fortsetzend): "a. In welchem Zeitraum sollen diese 25.000 neuen Stadtbäume gepflanzt werden? Wie viele dieser neuen Bäume wurden seit Beschluss des Klimafahrplanes gepflanzt (also ohne vorgeschriebene Ersatzpflanzungen)? Wie viele davon anstelle von Fahr- und Parkstreifen? Im Klimafahrplan heißt es bezüglich der Einführung von Umweltzonen: ‚Einfahrts- oder Parkverbote für Fahrzeuge mit (hohen spezifischen) CO2-Emissionen. In Abstimmung mit immer mehr europäischen Städten, die ein Verbot von Verbrennungsmotoren in Teilen ihres Stadtgebietes (Umweltzonen oder Zero Emission Zones) oder für die ganze Stadt anstreben, wird auch Wien zeitnah diesbezüglich Schritte klären.' Welche Schritte zur Klärung der Frage von Einfahrts- oder Parkverboten für Fahrzeuge mit hohen spezifischen CO2-Emissionen hat die Stadt Wien seit Beschluss des Klimafahrplans durchgeführt? Welche Erkenntnisse hat die Stadt Wien aus diesen Aktivitäten gewonnen? Gibt es schon erste konkrete Umsetzungsschritte, und wenn ja, welche? Wie definieren Sie in diesem Zusammenhang das Wort ‚zeitnah'? Beim Ausbau des öffentlichen Verkehrs ist die Stadt Wien in Verzug. Dies betrifft insbesondere die Außenbezirke. Die Eröffnung der Linie 25 wurde im Jahr 2012 vom damaligen Donaustädter Bezirksvorsteher für 2015 versprochen. Jetzt verknüpft die Amtsführende Stadträtin für Innovation, Stadtplanung und Mobilität laut Medienberichten den Bau der Tramlinie mit der Fertigstellung der Stadtstraße. Aus welchem Grund gibt es diese Junktimierung zwischen Stadtstraße und Straßenbahn in der Seestadt? Wann ist mit der Inbetriebnahme der Tramlinie 25 wirklich zu rechnen? Liesing hat die höchste PKW-Dichte pro EinwohnerIn und den höchsten Autoverkehrsanteil - in erster Linie wegen der schlechten Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Welche konkreten Pläne für den Ausbau von Straßenbahnlinien gibt es für Liesing? Gibt es darüber hinaus Pläne für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs dort? Der ‚Hüpfer', ein On-Demand-Bussystem der Wiener Linien in der Donaustadt und in Liesing, wird sehr gut angenommen. Wird dieses System auf weitere Gebiete Wiens ausgeweitet? Wenn ja, wann? Wien wächst vor allem in den Außenbezirken. Wie viele Kilometer zusätzliches Straßenbahnschienennetz sind seit Anfang 2021 in den Bezirken 10, 11 und 21 bis 23 entstanden? Wie viele Kilometer eines neuen Straßenbahnschienennetzes werden bis zum Herbst 2025 in den oben genannten Bezirken noch verlegt? Zum Radverkehr heißt es im Klimafahrplan: ‚Radwegeoffensive für ein komfortables, sicheres und lückenloses Netz. Ausbau der Radinfrastruktur laut strategischem Radwegausbauprogramm bis 2025 und Ausbau von Radlangstrecken bis 2030 sowie Lückenschluss und Qualitätssteigerung im Bestand.' Vor der Wahl haben die beiden Regierungsparteien NEOS und SPÖ durchschnittlich 41 km neue Radwege pro Jahr versprochen (in 10 Jahren 300 km Radwege auf Hauptstraßen und 110 km Radschnellwege). Wie viele Kilometer Radwege wurden 2021, 2022 und 2023 errichtet? Ein wesentlicher Faktor für den Ausbau des Radwegenetzes ist die Finanzierung. Seit 2020 gibt es ein 20-fach gesteigertes Förderangebot seitens des Klimaministeriums. Wie viel Fördergeld für aktive Mobilität hat die Stadt Wien seit Anfang 2021 vom Bund erhalten beziehungsweise wurde für geplante Projekte zugesagt? Radwege brauchen Platz. Im Regierungsübereinkommen haben Sie sich das Ziel gesetzt, den Anteil der Radwege an der Gesamtverkehrsfläche Wiens auf 10 Prozent zu steigern. Obwohl nach der Ausweitung des Parkpickerls zehntausende Parkplätze leerstehen, wurden immer noch häufig Grünflächengehwege reduziert und aufgelassen, um Parkplätze und Fahrspuren im Zuge von Radwegeprojekten zu erhalten. Bei wie viel Prozent lag der Anteil der Fahrradwege an der Gesamtverkehrsfläche Wiens Ende 2020? Bei wie viel Prozent liegt der Anteil der Fahrradwege in der Gesamtverkehrsfläche Wiens aktuell? Projekt Stadtstraße. Gibt es Untersuchungen seitens der Stadt Wien, wie sich die Verkehrsfreigabe der Stadtstraße auf den Verkehrsmittelanteil des motorisierten Individualverkehrs auswirken wird? Wenn ja, mit welchem Ergebnis? Wenn nein, warum nicht? Wann wird seitens der Stadt mit der Verkehrsfreigabe der Stadtstraße gerechnet? Gemäß § 37 der Geschäftsordnung des Wiener Gemeinderates wird beantragt, dass die Anfrage verlesen und mündlich begründet werden kann und hierauf eine Debatte über den Gegenstand stattfindet. Wien, am 17.5.2024." (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich danke für die Verlesung. Für die Begründung der Dringlichen Anfrage sieht die Geschäftsordnung gemäß § 37 Abs. 1 eine Redezeit von 20 Minuten vor. Zur Begründung der Dringlichen Anfrage erteile ich nun GR Stark das Wort. Bitte. GR Kilian Stark (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen und ZuseherInnen! Wir stehen heute vor einer entscheidenden Frage: Wollen wir die Zukunft unserer Stadt aktiv gestalten und den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umgebung hinterlassen, oder wollen wir weiterhin mutlos zusehen, wie unsere Klimaziele in immer weitere Ferne rücken? Erlauben Sie mir, mit einem kleinen Augenzwinkern zu beginnen. Manchmal kommt es mir vor, als ob wir beim Klimaschutz nur Zuschauer in einem spannenden Film wären. Wir sitzen bequem, knabbern Popcorn und hoffen darauf, dass am Ende alles gut geht. In diesem Film aber sind wir die HauptdarstellerInnen, wir alle in diesem Raum. Es liegt an uns, dass wir das Happy End schreiben. (Beifall bei den GRÜNEN.) Sie haben in den letzten Jahren sehr viel über Klimaschutz gesprochen. Sie haben zahlreiche Ziele präsentiert. Sie haben Versprechungen gemacht. Die Realität zeigt uns aber ein ernüchterndes Bild. Der Verkehr ist und bleibt das Klimasorgenkind unserer Stadt. Der Anteil des Autoverkehrs stagniert trotz unserer ambitionierten Klimaziele, trotz der wortreichen Beteuerungen und teurer PR und trotz der "Wien ist eh schon so super"-Rhetorik der SPÖ. Das ist aber nicht nur eine verpasste Chance, die man später wiedergutmachen kann, sondern es ist tatsächlich eine Niederlage für den Klimaschutz, der nicht wiedergutzumachen ist, und aus unserer Sicht ein Verbrechen an den jungen und kommenden Generationen in Wien. (Beifall bei den GRÜNEN.) Denn Klimaschutz ist kein Selbstzweck, Klimaschutz ist Menschenschutz. Dem Klima ist es herzlich egal, ob es ein, zwei oder drei Grad heißer wird. Die Natur wird sich irgendwie anpassen. Die Herausforderung, vor der wir stehen, ist, dass wir alle zusammen die Erderhitzung in Wien und global in einem Bereich halten, in dem wir uns noch daran anpassen können und in dem wir noch ein gutes Leben für alle in Wien und global schaffen können. Wir sind die, die eine intakte Umwelt und ein intaktes Klima brauchen. Wir brauchen es zum Leben, für die Gesundheit, für unsere Luft, für Wasser und vieles mehr. Nicht zuletzt ist es auch eine wirtschaftliche und eine Standortfrage. Wird Wien für eine klimaneutrale Zukunft bereit sein? Werden wir zu den VorreiterInnen oder zu den Nachzüglern gehören? Führen wir an oder hinken wir nach? Der Wiener Klimafahrplan, beschlossen im Februar 2022, setzt ganz klare Ziele, die wir auch gut finden. Wien senkt bis 2030 die CO2-Emissionen pro Kopf um 55 Prozent gegenüber jenen im Jahr 2005 und ist ab 2040 klimaneutral. Dafür muss vor allem auch der Energieverbrauch drastisch gesenkt werden. Für den Mobilitätsbereich heißt das im Wesentlichen, dass der Anteil des Autoverkehrs drastisch sinken muss, von heute 27 Prozent schon bis zum kommenden Jahr auf 20 Prozent und bis 2030 auf 15 Prozent. Was aber sehen wir stattdessen? Mehr Autos, mehr Verkehr und mehr Emissionen. (GR Wolfgang Irschik: Mehr Geld für den Finanzminister!) Wir haben das illustriert, damit das auch klarer wird, weil es sehr viele Zahlen gibt. (Der Redner hält eine Tafel mit einem Balkendiagramm in die Höhe.) Wir haben in den letzten 3 Jahren in Folge keinen Fortschritt gemacht. 2021: 26 Prozent beim Autoverkehr, 2022: 26 Prozent beim Autoverkehr und 2023: 26 Prozent beim Autoverkehr. Das ist das Ziel: 15 Prozent. Wenn wir also so weitermachen, wächst die Klimalücke jedes Jahr weiter und weiter. (Bgm Dr. Michael Ludwig: Besser als vorher!) Das bedeutet auch, dass wir mehr Verkehr in Wien haben, weil Wien wächst und mehr Menschen unterwegs sind. Wenn der Anteil gleich bleibt, haben wir immer mehr Autoverkehr in Wien. Das Ziel ist klar: Es muss natürlich jedes Jahr weniger werden. (Beifall bei den GRÜNEN.) Mit dieser Politik des Weiter-wie-bisher wächst die Klimalücke einfach jedes Jahr und die Ziele rücken immer mehr außer Reichweite. Jetzt wäre das vielleicht egal, wenn der Verkehr so ein kleiner Sektor wäre. Der Verkehr macht aber den Löwenanteil der CO2-Emissionen der Stadt aus: über 40 Prozent. Von 5 CO2-Tonnen, die in Wien emittiert werden, kommen 2 aus dem Autoverkehr. Das heißt, ohne eine drastische Reduktion des Verkehrssektors können wir unsere Klimaziele überhaupt nicht erreichen. Das ist das übergeordnete Ziel. Darum geht es. Wir machen das nicht, weil es lustig ist, sondern weil es notwendig ist. Da bringt es nichts, in aufgeregten Presseaussendungen aufzuzählen, wie viele Euro man in dieses oder jenes Projekt investiert. Da bringt es nichts, aufzuzählen, wie viele Einzelprojekte mit viel PR präsentiert wurden. Da bringt es auch nichts, sich die Investitionen von über einer halben Milliarde Euro in eine Stadtautobahn schönzusaufen. Geht der Autoverkehr nicht zurück, hat die Klimapolitik versagt. Es geht nicht anders. (Beifall bei den GRÜNEN.) Es gibt keine erfolgreiche Klimapolitik ohne eine Mobilitätswende - das heißt, weniger Autoverkehr -, und es gibt keine erfolgreiche Mobilitätspolitik ohne Klimaschutz. (GR Erich Valentin: Ist ein Unterschied zwischen E-Autos und ...) Die Ursachen, warum da nichts weitergeht, sind vielfältig. Einen der Hauptgründe sehen wir in der mutlosen Politik dieser aktuellen Stadtregierung. Die Klimaziele erreichen sich nämlich nicht von allein - wenn man, wie ich vorhin erzählt habe, wie im Kino sitzt und zuschaut -, sondern da muss man aktiv etwas tun. Während hunderte Millionen in neue Straßen und Autobahnen fließen, werden Projekte für den Rad- und Fußverkehr und für den öffentlichen Verkehr nur halbherzig umgesetzt. Sie haben es vorhin gehört: Im Radverkehr wurde bis jetzt ein Sechstel dessen, was Sie versprochen haben, umgesetzt. Umgelegt auf ihre heißgeliebte Stadtautobahn, die Stadtstraße, wäre das, als würden Sie in der ganzen Legislaturperiode nicht die 3,5 km, sondern gerade einmal 600 m bauen. Bei der Autobahn aber greifen Sie in die Vollen, beim Radverkehr sind Sie nur halbherzig unterwegs. Die Investitionen in den Radverkehr sind im Vergleich zu den Ausgaben für den Autoverkehr geradezu lächerlich. Sie preisen sich, dass Sie 20 Millionen EUR für den Radverkehr aufbringen, von denen noch dazu die Hälfte vom Bund kommt. Diese stehen den Milliarden gegenüber, die Sie für Autobahnprojekte in und um Wien realisieren möchten. Das ist einfach, wie wenn man mit einer Wasserpistole ein Lagerfeuer oder einen Hausbrand löschen will. Das wird sich nicht ausgehen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Ein weiteres Beispiel ist der Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Dabei fehlt es ebenfalls an Tempo und Konsequenz. Ich sage nicht, dass gar nichts passiert, es ist aber viel zu wenig angesichts der Herausforderungen, vor denen wir stehen. Wichtige Straßenausbauten werden immer wieder verschoben oder zurückgestellt oder werden von etwas abhängig gemacht: Ja, das machen wir, wenn die Autobahn fertig ist. Besonders tragisch ist das in den Außenbezirken wie zum Beispiel in Liesing, der der autoabhängigste Bezirk von allen ist. Da gibt es überhaupt kein einziges Straßenbahnausbauprojekt, das auch nur bekannt ist. Da wird nicht einmal irgendeines diskutiert. Stattdessen gibt es viel PR für den Radverkehr, aber leider wenig konkrete Fortschritte. (Beifall bei den GRÜNEN.) Was wir wollen und fordern, ist, dass wir auch über den Tellerrand hinausschauen und nicht immer nur auf den Bauchnabel. Orientieren wir uns an den besten Umsetzungen, die es international gibt! Ich habe es schon oft strapaziert, aber es ist nun einmal wirklich beeindruckend, was dort passiert: Paris hat es in einem Jahr geschafft, den Radverkehr zu verdoppeln. (GR Petr Baxant, BA: Waren Sie schon einmal ... Sie vergleichen Wien und Paris? Das ist eine Frechheit!) Wissen Sie, wie lang Wien dafür gebraucht hat? Über zehn Jahre. Paris hat auch die erste Etappe bei der Reduktion des Autoverkehrs geschafft: minus 45 Prozent beim Autoverkehr - Ihre Parteikollegin übrigens, eine Sozialdemokratin, beziehungsweise ihre Vorgängerinnen. Mittlerweile pendeln mehr Menschen aus dem Umland mit dem Rad als mit dem Auto in die Stadt. Ich glaube, das ist etwas, was sich die SPÖ-Fraktion ganz schwer vorstellen kann. In Paris ist es Realität. Wien kann das auch schaffen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Damit ich das gleich vorwegnehme: Das heißt nicht, dass wir sagen, Wien muss Paris werden. Das heißt nicht, dass wir uns abschauen wollen, dass die Mieten durch die Decke gehen. Das heißt, dass wir uns abschauen, was gut funktioniert, dass wir uns abschauen, wie dort in wenigen Jahren ganze Hauptstraßen zu Begegnungszonen oder zu Radstraßen umgewandelt wurden, dass wir uns abschauen, dass Paris bis zum Ende der aktuellen Periode jede Straße vor einer Schule so weit wie möglich autofrei und begrünt gestalten will. Die haben schon über 130 Schulstraßen realisiert. In Wien sind wir bei 11. Es bedeutet, dass wir uns abschauen, wie die Parkraumbewirtschaftung reformiert wird, wie sie klimafreundlicher wird, wie sie wirksamer wird, wie dort jetzt Riesenautos einen fairen Beitrag zahlen und dadurch in Paris auch die Autos effizienter werden. Das wollen wir auch für Wien. Ein anderes Beispiel ist natürlich Tempo 30. Dank der Bundesregierung und der Klimaministerin ist das jetzt auch in Wien viel einfacher. Wer hat das schon umgesetzt? Viele Städte, zum Beispiel Brüssel oder Helsinki. Wozu hat das geführt? Dass dort jetzt einfach viel mehr Leute Rad fahren oder zu Fuß gehen, weil es sicherer und attraktiver ist. Helsinki hat es erstmals geschafft, in einem Jahr keine getöteten FußgängerInnen und RadfahrerInnen mehr beklagen zu müssen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Die Folge: Dort trauen sich die Eltern jetzt, ihre Kinder selbstständig zur Schule kommen zu lassen. Dort fahren jetzt auch mehr Kinder mit dem Rad. Das ist, was wir auch für Wien wollen: "Safety first", dann steigen die Leute auch um. Es gibt noch viele andere Beispiele: Kopenhagen, Amsterdam, Barcelona, London, Zürich. Sie fahren ja immer wieder auf Dienstreisen, wie wir wissen. Nehmen Sie die Ideen mit! Bringen Sie die besten Lösungen, die es international gibt, nach Wien! Ich liebe Wien und wir lieben Wien. Wer Wien liebt, der muss es unserer Meinung nach besser machen und darf nicht sagen: Wir sind eh schon so super. (Beifall bei den GRÜNEN.) Leider scheint Wien viele dieser Vorbilder zu ignorieren. Stattdessen werden für über eine halbe Milliarde Euro Stadtautobahnen gebaut, die wirklich einfach nur mehr Öl ins Feuer gießen, uns wie eine Schlagader mehr Verkehr in die Stadt pumpen und dann auch noch als klimafreundlich verkauft werden. Liebe Genossinnen und Genossen von der SPÖ, man kann sich den Klimaschutz aber nicht mit Autobahnen herbeibetonieren. Ein Weiter-wie-bisher reicht nicht aus. Das zeigen die Zahlen klar. Wir haben in den letzten drei Jahren keine Fortschritte. Das heißt, wir müssen endlich an den großen Schrauben drehen und die Mobilitätswende in Wien konsequent vorantreiben. Dazu gehören ein ambitionierter Ausbau des Radwegenetzes, eine konsequente Förderung des Fußverkehrs und eine deutliche Verbesserung im öffentlichen Verkehr - vor allem dort, wo es Unterversorgungen gibt, Stichwort: Außenbezirke. Dort muss Wien endlich das Tempo machen, das es sich selber vorgenommen hat, und die versprochenen Maßnahmen umsetzen. Stellen Sie sich vor, wir hätten genauso viel Energie in den Ausbau des Radwegenetzes gesteckt wie in die Planung des Lobau-Tunnels! Ich glaube, dann könnten wir alle hier herinnen wahrscheinlich schon längst sicher und gemütlich mit dem Rad in die Arbeit fahren und das Ganze bei frischer Luft auch noch genießen. Wir wünschen uns dieselbe Konsequenz, die Sie beim Autobahnbau an den Tag legen, jetzt für den klimafreundlichen Verkehr. (Beifall bei den GRÜNEN.) Lassen Sie mich damit zu den Forderungen kommen! Worum geht es uns? Wir müssen endlich alle Hebel Richtung Zukunft und weg von der Vergangenheit bewegen. Das heißt, wir brauchen ein umfassendes Paket zur Reduktion des Autoverkehrs. Der reduziert sich nämlich nicht allein durchs Zuschauen. Dazu gehören die überfällige Reform der Parkraumbewirtschaftung und die Einführung von Umweltzonen. Das heißt, PKWs, die besondere Stinker sind - und natürlich auch LKWs -, sollen nicht mehr hereingelassen werden. Nach jedem Umbau von Straßen soll die Straße danach den Klimazielen der Stadt Wien entsprechen, dem sogenannten Wiener Straßenquerschnitt. Das Schöne ist: Alle diese drei Maßnahmen haben Sie schon beschlossen. Die stehen im Klimafahrplan. Setzen Sie sie endlich um! (Beifall bei den GRÜNEN.) Wir brauchen große Würfe statt weiter ein Klein-Klein. Dazu zählen natürlich auch die großen Straßen dieser Stadt: Dazu zählt ein klimafreundlicher Gürtel, dazu zählt eine klimafitte Zweierlinie, dazu zählen aber auch endlich eine Begegnungszone in der Landstraßer Hauptstraße oder der Gumpendorfer Straße, und vieles mehr. Wir brauchen ein Ausbaupaket für den öffentlichen Verkehr. Ich habe es schon gesagt: Einerseits den Ausbau vor allem in den Außenbezirken. Andererseits müssen wir endlich wieder auf Intervalle kommen, wie wir sie vor Corona hatten, und diese dann ausbauen. Wir sind ja noch nicht einmal auf dem Niveau, das wir vor Corona hatten. Da wundert es auch nicht, dass heute anteilsmäßig viel weniger Menschen im öffentlichen Verkehr unterwegs sind als vor Corona. Wir brauchen ein Ausbaupaket für den Rad- und Fußverkehr. Dazu gehören auch breitere Gehsteige, wo man unter Bäumen im Schatten gehen kann. Dazu gehört die Attraktivierung von Ampelphasen. Dazu gehören Begegnungszonen in allen Bezirken, wie sie zum Beispiel auch die Wirtschaftskammer mit ihrem Standortanwalt fordert. Dann möchte ich etwas noch ganz besonders hervorheben, weil Klimawende und Mobilitätswende ja auch bei den Kindern beginnen: die Verkehrsberuhigung und Begrünung von Schulvorplätzen. Das ist uns ein langes Anliegen. Wir haben uns da schon lang die Zähne ausgebissen. Wir werden aber nicht locker lassen. Wir sind der Meinung: Jedes Kind verdient einen sicheren Schulweg. Deshalb fordern wir, dass es einen Masterplan für Schulstraßen gibt, der vorsieht, dass jede Schule so weit wie möglich verkehrsberuhigt und begrünt wird. Als Sofortmaßnahme - das könnten Sie während des Sommers umsetzen - fordern wir 100 Schulstraßen. Das betrifft diesen freien Schulvorplatz in der Früh bis zum Schulstart, damit die Kinder nicht ins Auto, sondern möglichst ins Grüne laufen, wenn sie aus der Schule herauskommen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Warum jetzt also noch einmal diese Dringliche? Es ist ganz klar: Ein Weiter-wie-bisher reicht offensichtlich nicht. Denn wenn sich der Autoverkehr nicht reduziert, dann stimmt einfach offensichtlich an der bisherigen Mobilitätspolitik etwas nicht. Das kann man nicht wegleugnen. Wir haben uns Ziele gesetzt, Sie haben sich Ziele gesetzt. Bisher werden die nicht eingehalten. Wir haben einige Fragen an Sie dazu, was die Stadt tut, um diese klaffende Klimalücke, die jedes Jahr größer und größer wird, zu schließen. Wir haben auch Forderungen und Vorschläge, was man tun könnte. Liebe Kolleginnen und Kollegen aller Fraktionen, wir haben jetzt die Chance. Wir haben die Klimaziele noch nicht verpasst. Sie kommen zwar immer weiter außer Reichweite, aber noch können wir es schaffen. Das heißt, wir haben jetzt noch die Chance, die richtigen Weichen zu stellen. Wir können aber nicht länger zögern. Wir haben keine Zeit mehr, uns zurückzulehnen und Popcorn zu essen. Unsere Kinder und Enkelkinder - auch meine Kinder - werden uns und werden Sie fragen, was wir getan haben, als wir die Möglichkeit dazu hatten, etwas zu verbessern. Das ist unser Job. Unser Job ist es, Wien jeden Tag besser zu machen. (Beifall bei den GRÜNEN.) Lassen Sie uns auf diese Fragen Antworten geben, auf die wir in Zukunft auch stolz sein können! Ich würde mich über eine konstruktive Debatte freuen, weil es mir und uns tatsächlich darum geht, Wien besser und klimafit zu machen. Wir würden uns wirklich freuen, wenn wir Wien gemeinsam zur Vorzeigestadt in Sachen Klimaschutz machen könnten. Daher freue ich mich auf die Debatte zu diesen Fragen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich danke für die Begründung. Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist Herr Bürgermeister zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Bitte. Bgm Dr. Michael Ludwig: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Hoher Gemeinderat! Einleitend kann ich sagen: Die Wiener Stadtregierung betreibt eine mutige Verkehrspolitik, um die sehr engagierten und ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Schauen wir uns vielleicht einmal die Fakten an, die zeigen, dass Wien absoluter Vorreiter in Sachen Mobilitätswende ist! Denn die Zahlen belegen die erfreuliche und sehr positive Entwicklung der letzten Jahre, die wahrlich kein Zufall, sondern vielmehr das Ergebnis harter und intensiver Arbeit ist. So liegt die PKW-Dichte in unserer Zweimillionenstadt weit unter dem österreichischen Durchschnitt. Österreich-weit kommen 566 PKW auf 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner, in Wien sind es dagegen nur 364. In Wien verfügen 42 Prozent der Haushalte über keinen eigenen PKW. Die Wienerinnen und Wiener fahren zu drei Viertel mit den Öffis, gehen zu Fuß und sind mit dem Rad unterwegs. Wien ist eine der global führenden Städte. Das zeigt sich durch Top-Platzierungen in zahlreichen Rankings und Vergleichen. In diesem Zusammenhang möchte ich besonders die Auszeichnung betreffend die Lebensqualität insgesamt sowie die soziale Sicherheit und Leistbarkeit hervorheben. Wien nimmt aber auch in Rankings wie World's Top 10 Greenest Cities oder Europe's Greenest Capital Cities Top-Platzierungen ein. Wien ist unbestritten Vorreiter in Sachen Mobilitätswende: In Österreich, in Europa und - das kann man im Vergleich durchaus sagen - auch im internationalen Vergleich weltweit. Dass die Wiener Mobilitätspolitik wirkt, zeigt sich an vielen Indikatoren und nicht zuletzt im persönlichen Erleben in der Stadt selbst. Gerne nehme ich auch darauf Bezug, wie andere uns einordnen. Wien hat zum Beispiel im Landeshauptstädtevergleich die niedrigste Privat-PKW-Dichte. Dies hat der VZÖ, also eine unabhängige Institution festgestellt. Die Öffi-Erschließung ist in Wien am höchsten Niveau in Österreich und im Vergleich zu anderen Städten. Die Auswertung der Öffi-Güteklassen im Auftrag des Städtebundes ergab, dass in Wien knapp 90 Prozent des Gebietes hochrangige oder höchstrangige ÖV-Erschließungen haben. Beides sind die besten Werte im Vergleich zu anderen Städten, aber auch Österreich insgesamt. Der Anteil des Fußverkehrs liegt zwischen 17 Prozent und mit dem höchsten Anteil von 35 Prozent in Wien. Auch da gewinnt laut einer Untersuchung des Städtebundes Wien den Vergleich mit anderen Städten. Auch die allgemeinen Trends in Wien zeigen eine positive Entwicklung von nachhaltigen und klimafreundlichen Verkehrsmitteln. Während der Corona-Pandemie haben vor allem der Fuß- und Radverkehr einen Boost erfahren. Durch die intensiven Bemühungen von StRin Ulli Sima seit der Übernahme der Amtsgeschäfte im Planungsresort konnte der Radanteil seither gehalten werden und hat sich im letzten Jahr schließlich sogar auf 10 Prozent erhöht. Er ist also erstmalig im zweistelligen Bereich. Gratuliere! (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Das heißt, der Fuß- und Öffi-Verkehr sind mit jeweils 32 Prozent Anteil der Wege der Wienerinnen und Wiener weiterhin die Hauptverkehrsträger. Auch die absoluten Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Der Radverkehr hat in den Zählstellen von 2022 auf 23 um durchschnittlich 3 Prozent zugenommen, an den Spitzenreitern war die Zunahme sogar 13 Prozent. Um diese hervorragende Position der Stadt Wien weiter auszubauen und weil wir unsere Zielsetzungen selbstverständlich ernst nehmen, wird auch weiter massiv investiert. 2023 wurden rund 1,4 Milliarden EUR von der Stadt Wien für Klimainvestitionen getätigt. Es flossen 2023 allein in die Wiener Linien rund 1,2 Milliarden EUR, einiges davon unter anderem in den U2/U5-Bau und die Anschaffung emissionsfreier Busse sowie die dafür notwendige Infrastruktur. Bis Ende 2025 werden 60 große Elektrobusse und 10 Wasserstoffbusse auf Wiens Straßen unterwegs sein. Dies ist etwa das Dreifache gegenüber dem gesamten Budget für Straßeninfrastruktur. Für den Ausbau der Radverkehrsanlagen wurden im Regierungsprogramm 20 Millionen EUR pro Jahr angekündigt, somit 100 Millionen EUR in der 5-jährigen Legislaturperiode. Im Zuge der größten Radwegoffensive der Stadt wurden alleine im Jahr 2023 rund 35 Millionen EUR in den Radwegeausbau investiert, mehr als 50 Projekte umgesetzt und 20 km neue Radwege im Hauptradverkehrsnetz geschaffen. Nur ein kurzer Blick auf die Zahlen: 2019 und 2020 wurden etwa 8 Millionen EUR in den Radwegeausbau investiert, im Jahr 2023 waren es fast 35 Millionen EUR. Nur zum Vergleich, auch im Vergleich unterschiedlicher Jahre mit unterschiedlicher politischer Verantwortung. Auf Seiten der Projekte haben die Öffis einen besonderen Stellenwert in unserer Stadt. Der U-Bahn-Ausbau schreitet mit großem Erfolg voran. Die 1. Baustufe der U2-Verlängerung und der Schaffung der U5 wird bereits in wenigen Jahren für die Bürgerinnen und Bürger nutzbar sein. Die weiteren Ausbauten der U2 bis zum Wienerberg und der U5 bis zu dem Zentrum Hernals sind generell geplant, finanziell paktiert und nun in der Phase der Ausführungs- und Genehmigungsplanung. Der weitere Straßenbahnausbau ist auf Schiene. Die Linien 27 und 12 werden noch 2025 in Betrieb genommen. Die Verlängerung der Linie 18 erfolgt 2026. Dies sind insgesamt fast 8 km Neubaustrecke sowie Taktverdichtungen auf Linien mit einer Länge von etwa 21,5 km. Und nun zu den einzelnen Fragen: Zur Frage 1: Dank einer kontinuierlichen, ambitionierten und vorausschauenden Mobilitätspolitik in Wien, die bereits über Jahrzehnte Tradition hat, wurden der öffentliche Verkehr ausgebaut, gute Bedingungen für Zufußgehende geschaffen, und es entstand in den letzten Jahren ein attraktives durchgehendes Netz für Radfahrende. Damit wird die Grundlage für leistbare Mobilität in Wien geschaffen. Durch den Erfolg bei der Verlagerung vom PKW hin zu den Öffis, Radfahrern und Zufußgehern konnte außerdem ein Staukollaps auf den Straßen auf Grund der wachsenden Bevölkerung in Wien vermieden werden. Dass das Mobilitätssystem in Wien eines der besten weltweit ist, ist international anerkannt. Ausgehend von 40 Prozent hat sich durch diese konsequente Mobilitätspolitik der Anteil der Wege, die mit dem PKW zurückgelegt werden, auf 26 Prozent reduziert. Die Zielsetzungen für die weitere Entwicklung der Mobilität in Wien sind weiterhin aufrecht. Die konkreten Punkte am Zielpfad leiten sich dabei von internationalen Verpflichtungen sowie europäischen und Bundesvorgaben ab und sind keine Willkür der Wiener Stadtregierung. Um die Zielsetzungen zu erreichen, wird auch in Zukunft ein massives Ausbauprogramm im öffentlichen Verkehr, dem Radverkehr sowie mit zahlreichen sogenannten "Masterplänen Gehen" für den Fußverkehr gesetzt. Damit wird nicht zuletzt am Standort investiert und die lokale Wirtschaft profitiert davon. Mit der Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auf alle Bezirke wurde ein relevanter Anreiz hin zu einer überlegteren Nutzung von PKWs gesetzt. Da sich Mobilitätsgewohnheiten nur langsam verändern und zudem auch bei den statistischen Indikatoren eine gewisse Zeitverzögerung besteht, ist der Alarmismus in der aktuellen Situation nicht nachvollziehbar. Alle wesentlichen Maßnahmen im Wirkungsbereich der Stadt Wien sind bereits auf Schiene gebracht. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass Wien bereits einen sehr geringen Anteil an Autoverkehr hat. Selbst andere Städte, die gemeinsam mit Wien als Leuchttürme einer modernen Mobilitätspolitik gehandelt werden, weisen in den letzten Jahren schlechtere Werte auf, auch hier im internationalen Vergleich gut liegende Städte, wobei aber Wien doch deutlich besser liegt. Der Anteil des Autoverkehrs in Wien ist bei 26 Prozent, der Anteil in Zürich ist bei 29 Prozent, in Kopenhagen, eine Stadt, die uns immer auch als Musterstadt vorgeschlagen wird, bei 31 Prozent, und bei den von Ihnen angesprochenen Gegebenheiten in Paris sind es 35 Prozent. In London sind es überhaupt 38 Prozent. Nur, damit man sieht, dass Wien auch im internationalen Vergleich dabei sehr ambitioniert unterwegs ist und auch sehr, sehr gute Werte hat. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Ich komme deshalb gleich zur Frage 2 und deren Beantwortung: Die Zielsetzung der Mobilitätsgarantie umfasst eine möglichst leistbare, sozial verträgliche und auch umweltschonende Mobilität. Dazu setzt die Stadt Wien auf ambitionierte Maßnahmen zur Stärkung des Umweltverbundes mit dem Ausbau der Öffis, der Radwege und der Verbesserung der Bedingungen für Zufußgehende. Darüber hinaus bieten Sharing-Angebote als Ergänzung im Sinne einer Mobilitätsgarantie volle Mobilität auch ohne eigenen Autobesitz. Vor diesem Hintergrund wird als ein Kennwert auch die Entwicklung der PKW-Dichte in der Stadt beobachtet. Folglich ist der angesprochene Zielwert weiterhin aktuell. Bei Beschluss der Smart Klima City Strategie wurde von einem Motorisierungsgrad von 320 Privat-PKW ausgegangen. Änderungen der Definition, wie in der Anfrage angemerkt, sind nicht bekannt. Je nach Abgrenzung von Privat-PKW ergeben sich unterschiedliche Kennzahlen, welche aber jeweils als eigene Zeitreihen korrekt verfolgt und verglichen werden. Auf Grund der statistischen Zyklen bei der Erhebung von Privat-PKWs sind für die konkrete Zeitreihe noch keine aktuelleren Werte verfügbar. Langjährig bewegt sich der Indikator in Zielrichtung. Betrachtet man parallel die Entwicklung aller gemeldeten PKWs, sind auch hier die Werte in Wien zuletzt sogar gesunken. Dies steht im deutlichen Gegensatz zur Entwicklung in Österreich insgesamt, wo die PKW-Dichte im selben Zeitraum gestiegen ist. Wie jeder versteht, stellt diese Zielsetzung kein Verbot von Privat-PKWs dar. Eine Verbannung des Autos aus der Stadt ist nicht sinnvoll und aktuell meines Erachtens auch eine Illusion. Es ist aber davon auszugehen, dass die Wienerinnen und Wiener nach und nach die Möglichkeiten von Öffis, Radfahren und Zufußgehen noch weiter schätzen lernen. Nicht zuletzt wird Mobilität, egal, ob es Verbrenner oder ob es Elektromobilität ist, auch notwendig sein, um den Wirtschaftsstandort weiterhin zu stärken, wenn wir auch daran denken, beispielsweise Industrie, aber auch Landwirtschaft in unserer Stadt zu halten. Zur Frage 3: Die im Klimafahrplan verankerten Ziele gelten weiterhin. Die Stadt Wien hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt und möchte 2040 klimaneutral sein. Wie in anderen europäischen Städten bietet der Mobilitätssektor auch in Wien Herausforderungen. Er ist gemäß Wiener Klimafahrplan für rund 43 Prozent der leitzielrelevanten Treibhausgasemissionen in Wien verantwortlich. Deshalb wurden unter anderem in der Smart Klima City Strategie Wien und im Wiener Klimafahrplan für den Mobilitätssektor ambitionierte Ziele definiert und darauf aufbauend werden die Maßnahmenpakete gesetzt. Klares Ziel ist zum Beispiel auch eine Wien-weite Mobilitätsgarantie. In Wien kann man auch mobil sein, ohne einen PKW zu besitzen, daher werden U-Bahn, Straßenbahn und S-Bahn sowie Busse weiter ausgebaut. Einige Beispiele habe ich angeführt. Der Ausbau der Radinfrastruktur erfolgt laut dem Regierungsprogramm und dem Mobilitätskonzept der Stadt Wien. Im Bestand sind Lückenschlüsse und Qualitätssteigerungen geplant, weiters steht die konsequente Erhöhung des Angebots an sicheren Radabstellplätzen im öffentlichen Raum auf der Agenda. Ab März 2022 ist die Parkraumbewirtschaftung in jedem Bezirk flächendeckend umgesetzt. Ein weiterer wichtiger Schritt für mehr aktive Mobilität ist die Attraktivierung von Gehsteigen durch Sicherstellung von Mindestbreiten. Weiters werden praktisch in allen neuen Stadtentwicklungsgebieten, insbesondere den Leitprojekten wie Nordbahnhof, Nordwestbahnhof oder der Seestadt, bereits eine verkehrsberuhigte Stadtplanung und Siedlungsentwicklung angewendet. Aktuelle Umsetzungen wie die Argentinierstraße, die Praterstraße, die Lassallestraße, die Wagramer Straße oder die Äußere Mariahilfer Straße, und viele weitere zeigen deutlich, dass in Wien mutige Entscheidungen getroffen werden. Dabei steht die Politik auf Seiten der Bürgerinnen und Bürger, die sich bei Befragungen deutlich für mehr Begrünung, sichere Fuß- und Radwege und attraktive Öffis ausgesprochen haben. Gleichzeitig wird selbstverständlich ein funktionales Verkehrsnetz auch für Kfz erhalten, was für viele Menschen wichtig ist, die darauf angewiesen sind, beziehungsweise für die Ver- und Entsorgung der Stadt. Wenn der Supermarkt seine Ware erhält, Pflegedienste oder Handwerker rechtzeitig kommen und Rettungsdienste oder Müllabfuhr nicht im Stau stehen, ist dies ein wesentlicher Faktor für die Lebensqualität jedes und jeder Einzelnen in unserer Stadt. Unabhängig davon ist der Erfolg auch vom Rahmen abhängig, in dem sich die Stadt Wien befindet, nämlich der Maßnahmen und Anreize auf Bundesebene, den europäischen Vorgaben oder auch von Entscheidungen in Nachbarbundesländern. Zur Frage 4: Wie auch der gesamte Wiener Klimafahrplan sind auch die Werte und Ziele in diesem Bereich weiterhin gültig. Die Definition des Ziels erfolgte ursprünglich in der Smart Klima City Rahmenstrategie und stellt eine Operationalisierung der Zielsetzung aus dem Regierungsprogramm der Fortschrittskoalition dar. Die Ergebnisse der Kordonerhebung waren vielschichtig. Erfreulich dabei war, öffentliche Verkehrsmittel beförderten an der Stadtgrenze im Jahr 2022 um 28,5 Prozent mehr Personen als im Jahr 2010, der Autoverkehr wuchs hingegen nur um 5 Prozent. Die Gesamtverkehrsmenge an der Stadtgrenze gemessen in Personen ist von 2010 bis 2022 um 9,8 Prozent angestiegen. Angesicht eines Bevölkerungswachstums in Wien um 14,3 Prozent sowie in der Stadtregion Wien um 11,1 Prozent lässt sich eine Entkoppelung des Bevölkerungswachstums von der Verkehrszunahme feststellen. Unerfreulich ist hingegen, dass rund 23 Prozent der Autos, die von außerhalb Wiens kommend die Stadtgrenze queren, durch Wien durchfahren. Dieser Transitverkehr stellt in Wien eine hohe Belastung der Bevölkerung dar. Zusätzlich bedeutet dies auch schlechtere statistische Performancewerte für Wien, zum Beispiel bei den Emissionen des Verkehrssektors auf Grund dieses Transitverkehrs. Bereits seit Jahren sind massive Investitionen in den öffentlichen Verkehr in der Region in Vorbereitung. Dabei agiert die Stadt Wien in enger Abstimmung mit den Partnern auf Bundesebene und den anderen beiden Ländern der Ostregion. Bei der Attraktivierung der Stammstrecke haben die Arbeiten bereits begonnen. Die Planungen für den Ausbau der Südbahn laufen bei den ÖBB auf Hochtouren. Wenn diese Maßnahmen gemeinsam mit begleitenden Paketen im Umland sowie der Beschaffung von neuen S-Bahnen mit höherer Kapazität im Zeitraum 2030 effektiv werden, ist für die angestrebte Änderung der Mobilitätsgewohnheiten Vorsorge getroffen. Selbstverständlich kann die Stadt Wien die Herausforderungen in dem Bereich nicht allein lösen. Umso enttäuschender ist es, wenn zentrale Partner wie das Land Niederösterreich auslassen. Beispielsweise wäre mit dem Neubau einer Straßenbahnstrecke über die Stadtgrenze und die Einführung einer Linie 72 von Simmering nach Schwechat ein öffentliches Verkehrsmittel mit hoher Kapazität und auch hoher Signalwirkung in der Metropolregion Wien entstanden. Die vor Kurzem erfolgte Absage durch Lhptf-Stv. Landbauer - übrigens entgegen einer Vereinbarung, die ich gemeinsam mit Lhptf Mikl-Leitner und Bundesministerin Gewessler getroffen habe -, ist vor dem gegenständlichen Hintergrund besonders enttäuschend. Von Wiener Seite werden dabei keine Anstrengungen gescheut, eine so wichtige Investition auf Schiene zu bringen. Auf das Netz der Asfinag und den darauf abgewickelten Verkehr hat die Stadt Wien keinen Einfluss. Den Verfassern der Dringlichen Anfrage aus dem Grünen Klub kann ich daher nur raten, sich mit der zuständigen Bundesministerin - wie allgemein bekannt, ebenfalls von den GRÜNEN -, in Kontakt zu treten. Mit Blick auf die zitierte Erhebung der Asfinag sei erwähnt, dass die dabei beobachteten Autobahnen und Schnellstraßen größtenteils nicht in Wien liegen und teils Verkehr innerhalb der Regionen, im Umland oder auch Fernverkehr abwickeln. Ein Bezug zum Wiener Verkehr oder den Wiener Zielsetzungen lässt sich laut der hiesigen Experten nicht konstruieren. Zur Frage 5: Den Wiener Fleckerlteppich der Parkraumbewirtschaftung hat die Fortschrittskoalition ein für alle Mal beseitigt. Wir haben vereinheitlicht und mit der flächendeckenden Ausrollung auf alle Bezirke eine zentrale Klimaschutzmaßnahme umgesetzt. Das war ein Big Bang für die Parkraumbewirtschaftung Wiens, die Fläche wurde durch diese größte Erweiterung nahezu verdoppelt. Das hat sich auch nachhaltig auf das motorisierte Verhalten in der Stadt ausgewirkt und dieses auch verändert. Wir haben in der Stadt jede Menge Platz im öffentlichen Raum gewonnen, sowohl den Autopendlerverkehr als auch den Parkplatzsuchverkehr deutlich reduziert und damit einen Meilenstein für den Klimaschutz erreicht. Das zeigten auch die Ergebnisse der Evaluierung nach einem Jahr: Viel weniger Autos ohne Wiener Kennzeichen und eine deutlich spürbare Reduktion der Stellplatzauslastung in den Erweiterungsbezirken, an Hot Spots sogar um bis zu 68 Prozent. Das bedeutet eine vielversprechende Attraktivierung des öffentlichen Raums und ein großes Plus an Lebensqualität. Der frei gewordene Platz wurde für Radwege und Begrünungsmaßnahmen genützt. Des Weiteren möchte ich anmerken, dass die Mitarbeiter der Stadt auch kontinuierlich an der Weiterentwicklung der Parkraumbewirtschaftung arbeiten. Zu nennen sind beispielsweise der Abschied von Parkkleber und RFID-Chip, die stetige Vereinfachung der Online-Anträge für Bewohnerparkpickerl und seit Kurzem auch für die Parkchips von Wirtschaftstreibenden. Nach vielen intensiven Gesprächen mit anderen Städten und Gemeinden hat sich die Stadt Wien gegen die Einführung des von Ihnen angesprochenen Landesgesetzes und für die Ausweitung des bestehenden Modells entschieden. Maßgeblich war, dass damit - das heißt, mit Gesetz - das Parken von Fahrzeugen ohne Wiener Kennzeichen nicht vermieden hätte werden können und man so den Pendlerströmen Tür und Tor geöffnet hätte, was, etwas überspitzt formuliert, in einer Katastrophe für die Bezirke außerhalb des Wiener Gürtels geendet hätte. Was dabei besonders problematisch erschien: Jene, die sich die Errichtung ganzer Wochen- und Monatsparkscheine leisten können, hätten den öffentlichen Raum stärker für sich beansprucht als jene mit einem kleineren Geldbeutel, was aus der Perspektive der sozialen Gerechtigkeit meines Erachtens auch nicht tragbar gewesen wäre. Das Thema der sozialen Gerechtigkeit kommt auch bei der Frage nach der Staffelung der Tarife nach Fahrzeuggröße ins Spiel. Tatsächlich gibt es sehr wohl nicht nur SUV-Fahrer, die von einer entsprechenden Tarifgestaltung betroffen sein könnten, sondern etwa auch Familien mit mehreren Kindern oder mobilitätseingeschränkte Personen ohne Behindertenparkausweis mit großen Fahrzeugen. Ich komme zur Frage 6 und zur Beantwortung dieser Frage: Der Zielvorgabe aus dem Klimafahrplan kommen wir nach. Auch Sie werden mitbekommen haben, dass wir in einem noch nie da gewesenen Tempo Radwege bauen und Begrünungsprojekte im öffentlichen Raum umsetzen. In all diesen Projekten wird der öffentliche Raum neu und fair verteilt: mehr Raum für Gehsteige, sichere Radwege, Bäume, Gräser, Beete sowie Aufenthaltsräume mit Sitzgelegenheiten, Wasser, und anderes. Es gibt eine Vielzahl von Projekten, die wir bereits umgesetzt haben oder die gerade in Umsetzung befindlich sind. Zur Beantwortung der Frage 7: Das Supergrätzl als Pilotprojekt in Favoriten ist schon heute ein Erfolgsmodell. Die Evaluierung ist noch nicht ganz abgeschlossen, es lässt sich aber jetzt schon sagen, dass das neue Verkehrskonzept bereits zu einer starken Reduktion des Individualverkehrs im Supergrätzl geführt und eine Verlagerung hin zu aktiver Mobilität stattgefunden hat. Das Supergrätzl in Favoriten ist größer als die üblichen Superblocks in Barcelona, wobei ich anmerken möchte: Was man bei den Superblocks in Barcelona so gewürdigt hat, haben wir schon in den großen Gemeindebauanlagen seit den 20er, 30er, aber auch in den 60er und 70er Jahren realisiert. Das ist also eine Tradition, auf die wir in Wien stolz sein können. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Dieser umfassende Umbau macht in erster Linie in sehr dicht bebauten und versiegelten Gebieten Sinn, so wie das in Favoriten der Fall ist. Das Projekt wurde als Pilotprojekt gestartet, um für die Umsetzung künftiger Supergrätzl als Lernumgebung zu fungieren. Auf Basis der Erfahrungen aus Favoriten werden derzeit mit den Dienststellen Kriterien für die Umsetzung weiterer Supergrätzl in verschiedenen Bezirken erarbeitet. Zur Vision Zero darf ich festhalten, dass die Stadt Wien diese beharrlich verfolgt. Es gab noch nie weniger Verkehrstote in Wien als 2023, und das, obwohl bundesweit die Zahlen seit Corona wieder deutlich angestiegen sind. Ganz grundsätzlich ist auch festzuhalten, dass es mehrere Möglichkeiten für Verkehrsberuhigung im unmittelbaren Nahbereich von Volksschulen gibt, wobei sich diese in Wien in der Regel in Tempo-30-Zonen oder in Wohnstraßen befinden. Insgesamt wurden in dieser Regierungsperiode von 247 Schulstandorten bereits rund 80 Prozent umgestaltet und verkehrsberuhigt. Mehr als ein Viertel der Volksschulen verfügt außerdem über einen autofreien Schulvorplatz - Tendenz steigend. Beispielhaft erwähnt seien hier die Standorte Pfeilgasse im 8. Bezirk und Märzstraße im 14. Bezirk. Für Schulen, die an einer Straße mit einer Höchstgeschwindigkeit von Tempo 50 gelegen sind, werden eigens Tempo-30-Zonen verordnet. Dasselbe gilt für Öffi-Haltestellenbereiche auf Schulwegen gemäß den offiziellen Schulwegplänen. Tempo 30 ist ein wichtiger Beitrag zur Realisierung der Vision Zero, weshalb im gesamten Wiener Straßennetz bereits auf rund drei Viertel der Straßen Tempo 30 verordnet wurde. Bei den verbleibenden Straßen handelt es sich praktisch ausschließlich um Autobahnen und Autostraßen sowie ehemalige Bundesstraßen und Straßen mit entsprechender verkehrlicher Durchleitfunktion. Diese bergen auch in fast allen Fällen öffentlichen Verkehr, dessen Verlangsamung als Nebeneffekt einer Geschwindigkeitsreduktion nicht hinzunehmen ist. Bei uns gilt Vorrang für die Öffis. Zur Beantwortung der Frage 8: Wien ist mit einem Grünraumanteil von 53 Prozent im Stadtgebiet eine der grünsten Städte der Welt. Ein hoher Grünraumanteil geht mit einer hohen Lebensqualität einher. Allein die Wiener Stadtgärten verwalten rund 500.000 Bäume. Darüber hinaus setzt die Stadt Wien regelmäßig neue Initiativen zur Erhöhung der Baumanzahl, wie etwa die Aktion Wald der jungen Wienerinnen und Wiener oder Wiener Wäldchen. Damit konnte Wien seit 1985 in Summe 105 ha Wald gewinnen. Wiens Stadtbäume wirken als hochwirksame, natürliche Klimaanlage. Nicht nur sorgen sie durch Verdunstung für wichtige Kühlungseffekte innerhalb dicht besiedelter Stadtgebiete, sie spenden auch Schatten durch ihr Blätterdach, binden Feinstaub sowie CO2 und geben lebenswichtigen Sauerstoff ab. Die 25.000 geplanten Stadtbäume sollen laut Wiener Klimafahrplan, der auf dem Regierungsübereinkommen der Wiener Fortschrittskoalition basiert, im Laufe der aktuellen Regierungsperiode gepflanzt werden. Wie mir mitgeteilt wurde, sind seit Beginn der Legislaturperiode bis Ende April 2024 insgesamt 19.413 Bäume im öffentlichen Raum gepflanzt worden. Ich wiederhole das vielleicht nur für jene, die mitschreiben wollen: 19.413 Bäume. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Zur Beantwortung der Frage 9: Ich lasse ein paar Zeilen, die an Sie gerichtet werden, aus, und fange vielleicht in der Mitte des Textes an: Wir wollen ja heute schneller fertig werden. (Heiterkeit.) Es liegt seit Oktober 2022 eine fixfertige Machbarkeitsstudie für eine Verkehrsberuhigung der Inneren Stadt in der Schublade. Durch den Einsatz modernster Technik können mittels automatisiertem Zonenzufahrtsmanagement laut Berechnungen des beauftragten Verkehrsplanungsbüros eine Reduktion des Individualverkehrs um rund 15.000 Einfahrten pro Werktag in den 1. Bezirk erzielt und die Stellplatzauslastung an der Oberfläche um rund ein Viertel reduziert werden. Auch die Zufahrtsmöglichkeiten in den Bereich innerhalb von Ring und Kai könnten im Rahmen der Implementierung dieses neuen Systems von 34 auf 26 Zufahrten reduziert werden. All diese Maßnahmen, die damit auch eine direkte Auswirkung auf die Menge des Parkplatzsuchverkehrs innerhalb des 1. Bezirk hätten, würden sich positiv auf die Emissionswerte auswirken. Leider wird dieses Leuchtturmprojekt in seiner Realisierung seit über drei Jahren von der zuständigen Verkehrsministerin mit Verweis auf Datenschutzbedenken, die offensichtlich andere europäische Tourismushauptstädte wie Bologna, Valencia, Turin oder Dubrovnik nicht haben, verhindert. Auf die Implementierung einer von mittlerweile insgesamt 25 österreichischen Gemeinden, darunter die Landeshauptstädte Linz und St. Pölten, geforderten entsprechenden Gesetzesbestimmung in der Straßenverkehrsordnung warten wir bis heute. Die Stadt Wien und der 1. Bezirk haben ihre Aufgaben über Parteigrenzen hinweg bereits vor rund eineinhalb Jahren erledigt und das System könnte bereits kurz vor einer Testphase sein, wenn seitens des Verkehrsministeriums endlich grünes - im wahrsten Sinne des Wortes grünes - Licht gegeben würde. Ich komme zur Beantwortung der Frage 10: Auch hier muss ich meiner Verwunderung Ausdruck verleihen. Die GRÜNEN waren zehn Jahre lang für die Planung des öffentlichen Verkehrs zuständig und reden nun von Verzug, es kann ja schwer in den letzten zwei bis drei Jahren gemeint sein. Ich kann Ihnen versichern, wir investieren in die Öffis und setzen mit den Linien 12, 18 und 27 rasch drei große Straßenbahnausbauten auf Schiene um. Drei Straßenbahnlinien: Das machen andere Städte in vielen Jahren, wir machen das in sehr kurzer Zeit. Auch dafür danke ich der zuständigen Stadträtin Ulli Sima. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Es ist aber schön, dass Sie mich das alles fragen, dann kann ich Ihnen auch die entsprechenden Antworten geben, dass nämlich die Linien 27 und 12 noch 2025 in Betrieb genommen werden und die Verlängerung der Linie 18 2026 ebenfalls erfolgt. Das sind insgesamt fast 8 km Neubaustrecke und in etwa die doppelte Leistung im Vergleich zur Periode mit Regierungsbeteiligung, an der Sie mitwirken konnten. Zusätzlich ergeben sich durch die Überlagerung der Linien 12 und 27 mit dem bestehenden Netz Taktverdichtungen und damit mehr Kapazität auf bestehenden Strecken. Selbstverständlich werden auch Straßenbahnprojekte nicht im luftleeren Raum umgesetzt. Zu berücksichtigen ist zum Beispiel etwa auch ein zweckmäßiger, zeitlicher Zusammenhang mit Stadtentwicklungsgebieten. Die Verlängerung der Straßenbahnlinie 25 ist mit dem Straßenbau und der städtebaulichen Entwicklung in der Seestadt seit Jahren eng abgestimmt. Die Herstellung der Straßen in der Seestadt, vor allem der zentralen Einkaufsstraße, ist für die Straßenbahn notwendig. Daher werden auch die Planungen für die Verlängerung der Linie 25 in die Seestadt fortgesetzt und zeitlich darauf abgestimmt. Den Fokus rein auf den Ausbau des Netzes zu legen, greift aber zu kurz. Das Straßenbahnnetz der Wiener Linien ist mit einer Betriebslänge von 171 km das sechstgrößte der Welt. Auf dem vorhandenen Schienennetz der Straßenbahn werden jährlich rund 38 Millionen Kilometer zurückgelegt. Die Straßenbahnen transportieren jährlich 273 Millionen Fahrgäste durch Wien. Deshalb liegt aktuell auch ein wichtiger Fokus darauf, den Bestand gut in Schuss zu halten. Seitens der Wiener Linien wurde bereits in den letzten Jahren im Straßenbahnbereich viel in die Erneuerung der betrieblichen Infrastruktur sowie der Vorbereitung der Gleisbauoffensive "Netz erst recht" investiert. 2024 steht im Zeichen der größten Sanierungsaktion in der Geschichte des Wiener Straßenbahnnetzes. Die Infrastruktur wird schrittweise zukunftsfit gemacht, und die Wiener Linien investieren in den kommenden Jahren daher rund 300 Millionen EUR. Das ist auch ein substanzieller Impuls für die Wiener Bauwirtschaft, gerade in konjunkturell schwächeren Zeiten wie diesen. In den Jahren 2024/25 werden 17 km Gleis, das sind 10 Prozent des gesamten Betriebsnetzes, und 83 Weichen erneuert, viele der aktuellen langsam Fahrstellen werden sukzessive beschleunigt. Das Leitprojekt des Öffi-Ausbaus in den Wiener Südwesten ist der viergleisige Ausbau der Südbahn. Mit der neuen Haltestelle Anton-Benya-Straße und einem vertraglich fixierten 5-Minuten-S-Bahn Takt und 15-Minuten-REX- Takt ist das neben dem U-Bahn-Ausbau das größte öffentliche Verkehrsprojekt Wiens der nächsten Jahre. Dieses Projekt ist sowohl von der zusätzlichen Kapazität als auch der Attraktivität einer U-Bahn-Verlängerung gleichzusetzen. Liesing und besonders die darauf orientierten Stadtentwicklungsgebiete bekommen damit eine extreme Verbesserung des öffentlichen Verkehrs, die wegen der langen Vorlaufzeiten solcher Großprojekte 2032 fertiggestellt werden. Zusätzlich gilt festzuhalten, dass das Zugangebot auf der Südbahn in den vergangenen Jahren bereits deutlich verbessert wurde. Die Wiener Lokalbahn hat neue Fahrzeuge eingeführt und Taktverdichtungen umgesetzt. Das Busnetz ist in Liesing seit Jahren laufend verbessert worden. Daher ist die Gesamtentwicklung des öffentlichen Verkehrs in Liesing derzeit und auch in Zukunft deutlich positiv. Selbstverständlich werden auch für die weitere Entwicklung der Öffis in Liesing Schritte gesetzt und alle Optionen laufend überprüft. Erwähnenswert ist auch, dass seit Anfang Mai die neuen E-Busse auf vier weitere Linien im Süden der Stadt unterwegs sind, wobei ein Schwerpunkt auf den Linien in Liesing liegt. Der WienMobil Hüpfer ist ein flexibles On-Demand-Service der Wiener Linien. Zum Einsatz kommt ein vollelektrischer, rollstuhlgerechter Kleinbus, den Kundinnen und Kunden auf Abruf kostenlos mit dem Smartphone buchen können. Im Rahmen von zwei Pilotprojekten in Liesing seit März 2022 und in der Donaustadt seit September 2023 wird dies zur Zeit getestet, hat bisher sehr gute Erfolge gebracht und ist von den Fahrgästen auch sehr positiv angenommen worden. Zur Frage 11: Die Fortschrittskoalition lässt Ankündigungen Taten folgen. Nach der Übernahme des zehn Jahre lang von Ihnen begleiteten Planungs- und Mobilitätsressorts Ende 2020 fand StRin Ulli Sima eine nahezu leere Projekt-Pipeline betreffend die Radverkehrsinfrastruktur vor. Mit hohem Aufwand war es dennoch möglich, zahlreiche Umsetzungen schon 2021 in die Wege zu leiten. Die Radverkehrsoffensiven nehmen dann mit 2022 so richtig Fahrt auf, was sich nicht nur in den Investitionen, sondern auch den geschaffenen Infrastruktureinrichtungen abbildet. Auch hier einige wenige Zahlen, nicht, um Sie zu langweilen, aber doch, um auch ein bisschen einen historischen Vergleich zu haben: 2022 17 km neue Radinfrastruktur im Hauptradverkehrsnetz, dazu kommen weitere 15 km im Bezirksnetz. 2023 waren es schon 20 km neue Radinfrastruktur im Hauptradverkehrsnetz, dazu kommen weitere 11 km im Bezirksnetz. 2024 sind es 20 km neue Radinfrastruktur im Hauptradverkehrsnetz, ein relevanter Teil davon ist bereits in Bau. Der Stadt Wien ist es wichtig, komfortable und zeitgemäße Radinfrastruktur zu schaffen. Daher wurden in der aktuellen Periode vor allem baulich getrennte Radwege und fahrradfreundliche Straßen realisiert. Mehrzweckstreifen am Fahrbahnrand gab es zum Beispiel bei neuen Projekten im Jahr 2022 nicht mehr. Auch 2024 wird dieser Anspruch fortgesetzt. 83 Prozent der Kilometer sind baulich getrennte Radwege, weitere 11 Prozent sind Fahrradstraßen und nur 5 Prozent sind sonstige Maßnahmen. Mit dem konsequenten Radwegausbau fördert Wien die klimafreundliche Mobilität in der Stadt. Das wird auch vom Klimaschutzministerium anerkannt. Für rund 50 eingereichte Projekte mit einer Gesamtinvestitionssumme von mehr als 57 Millionen EUR, die in den nächsten 2 Jahren umgesetzt werden sollen, erhält die Stadt im Rahmen des Klimaaktiv-mobil-Förderprogramms 2023 für den mehrjährigen Radnetzausbau aus Mitteln des Klima- und Energiefonds eine Fördersumme von etwa 28 Millionen EUR. Zum Vergleich: Im letzten Jahr wurden die Investitionen der Stadt mit rund 25 Prozent gefördert. Das ergab eine Fördersumme von rund 7 Millionen EUR. Ähnlich hoch war die Fördersumme 2021. In den Jahren davor betrugen die Förderungen zwischen 1 und 1,5 Millionen EUR. Darüber hinaus ist Wien auch bei der Erstellung von sogenannten "Masterplänen Gehen" führend. Ein Großteil der Wiener Bezirke hat mittlerweile Masterpläne fürs Gehen beziehungsweise sind diese knapp vor Fertigstellung. Dies ermöglicht es auch, in diesem Segment Bundesförderungen zu erschließen. Für Maßnahmen für den Fußverkehr war es möglich, seit 2022 nochmals mehr als 20 Millionen EUR an Förderzusagen zu erreichen. Hier zeigt sich deutlich, dass die Stadt Wien umfassend bestrebt ist, die maximalen Mittel zu lukrieren, um die besten Bedingungen für den Rad- und Fußverkehr zu schaffen. Zu der Thematik Verkehrsanlagen im öffentlichen Raum bestehen verschiedene statistische Kennzahlen. Mit dem Ziel von 10 Prozent wurde im Regierungsprogramm ein Richtwert ausgerufen. Nach Übernahme des Planungs- und Mobilitätsressorts zeigte sich, dass die erforderlichen Datengrundlagen unter der damaligen Zuständigkeit nicht umfassend aufbereitet wurden und die aktuellen Daten zur Fläche der Radwege nur eine Teilmenge ausweisen. Der nächste Schritt ist daher eine Verbesserung der Datenlage, aber viel wichtiger der konsequente Ausbau der Radinfrastruktur. Genau das geschieht auch. Ich wiederhole: Allein im Vorjahr 35 Millionen EUR Invest in die Radinfrastruktur und damit rund 20 km neue Radwege. Ich komme schon zur Frage 12: Die Stadtstraße Aspern ist im Gesamtkontext der Stadtentwicklung zu betrachten. Sie ist eine wesentliche Voraussetzung für den Bau von leistbaren und klimafreundlichen Wohnungen für insgesamt 60.000 Menschen in den Stadterweiterungsgebieten im Nordosten Wiens und in der Umweltverträglichkeitsprüfung für die Seestadt Nord vorgeschrieben. Ohne diese Wohnungen kommt es zu Absiedelungen ins Umland mit all den negativen Folgen fürs Klima, mehr Bodenversiegelung wegen weniger kompakter Bauweise als in Wien, keine Fernwärme und mehr Pendlerverkehr. Wobei ich dazu noch anmerken möchte, dass wir neben Wohnungen immer auch Kindergärten, Schulen und weitere ganz wichtige Bildungsinfrastruktur vorsehen. Ich will nur daran erinnern, dass wir die wahrscheinlich größte Berufsschule, die wir in den letzten Jahren errichtet haben, das Zentralberufsschulgebäude in der Seestadt Aspern in der Donaustadt errichten, auch als ein Zeichen, wie wichtig uns die Lehre und junge Menschen sind, die auch diesen Bildungsweg in Anspruch nehmen. Auch das ist ein ganz wichtiger Schritt in der Entwicklung unserer Stadt. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Aus Sicht der Stadtplanung ist ein Maßnahmenmix, der sowohl auf den Umweltverbund als auch eine Bündelung des Autoverkehrs setzt, notwendig. Erst die Stadtstraße gibt die Möglichkeit, die historischen Ortskerne im größeren Stil attraktiv und zeitgemäß zu gestalten und etwa im Lobau-Vorland die Durchfahrtsmöglichkeiten zu unterbinden. Natürlich wird der Öffi-Ausbau in der Donaustadt massiv vorangetrieben. Die U2 wurde in die Seestadt verlängert, noch bevor die ersten Mieterinnen und Mieter eingezogen sind. Ich habe immer scherzhaft erwähnt, dass das die einzige Baustelle Europas ist, wo die Bauarbeiter mit der U-Bahn auf die Baustellen fahren konnten. Auch das ist ein besonderes Leistungs- und Qualitätsmerkmal der Stadtentwicklung in Wien. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Bim und Bus werden auch weiter ausgebaut, ebenso das Radwegenetz, doch ein Stadtgebiet in der Größe von St. Pölten braucht auch eine funktionierende Straßenanbindung. Laut den hiesigen Experten ist die Auswirkung eines Einzelprojektes auf den gesamten Modal-Split nicht zuverlässig zu ermitteln. Im Rahmen der Untersuchungen zur S1- Nordostumfahrung mit S1-Spange und Stadtstraße wurde die Frage mitbetrachtet, allerdings mit Zielhorizont 2030 und der bis dort hin angenommenen Bevölkerungsentwicklung. Es handelt sich um die TU-Wien-Studie zu Auswirkungen der Lobau-Autobahn auf die Stadt Wien und den Bericht der ExpertInnengruppe zur Wiener Außenringschnellstraße Schwechat-Süßenbrunn-S1-Donauquerung. Es gibt in der TU-Studie ein Szenario, das die Realisierung der Stadtstraße bis zur Anschlussstelle Ost, die Einführung der flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung und ein Ausbauprogramm für den öffentlichen Verkehr beinhaltet. Das Parkpickerl wurde bereits flächendeckend eingeführt, das zugrunde liegende Ausbauprogramm für den öffentlichen Verkehr ist bereits realisiert oder auf dem Weg. Dieses Szenario sieht eine Abnahme des Anteils des Individualverkehrs im Vergleich zum Referenzszenario. Einfach gesagt: Mit der Stadtstraße und den begleitenden Maßnahmen wird ein niedrigerer Anteil des Individualverkehrs als ohne die Stadtstraße erwartet. Wir haben mit der Stadtstraße Aspern eine 3,2 km lange Gemeindestraße, ein durch alle Instanzen genehmigtes Projekt, ein Projekt, das Auflage aus einem langjährigen UVP-Verfahren ist, ein Projekt, an dem in den großen Stadterweiterungsgebieten im Nordosten die Errichtung von leistbaren Wohnungen für 60.000 Menschen hängt. Ich möchte auch nochmals mit Nachdruck darauf hinweisen, dass es hier ein eklatantes Ungleichgewicht zu Ungunsten Wiens gibt. Die GRÜNEN schießen sich nämlich immer auf ein Straßenprojekt ein, das sich in Wien befindet, aber wenn man sich anschaut, wie Straßenprojekte, Autobahnprojekte in ganz Österreich realisiert werden, Umfahrungsstraßen, Umfahrungsautobahnprojekte in anderen Bundesländern, auch in Bundesländern, wo es eine Regierungsbeteiligung auf Landesebene der GRÜNEN gegeben hat, kann ich nur sagen, es gibt da eine wirkliche Ungleichbehandlung der Stadt Wien. Wir hier im Wiener Gemeinderat haben uns für die Interessen der Wiener Bevölkerung einzusetzen, und deshalb kann ich nur alle einladen, uns dabei zu unterstützen, im Sinne der Wiener Bevölkerung zu agieren. Danke. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Ich danke für die Beantwortung und eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal 180 Minuten beträgt. Zur Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich GRin Sequenz zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr, wobei ich bemerke, dass die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist. Bitte. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Falls uns noch jemand via Livestream zuschaut: Ich hoffe, es wird eine anregende Debatte. Klimaneutralität bis 2040, das ist das Ziel des Wiener Klimafahrplans - ein ambitioniertes, da stimme ich Ihnen vollkommen zu, Herr Bürgermeister. Wir haben auch dem Klimafahrplan zugestimmt, weil ich wirklich glaube, dass das ein tolles Produkt ist. Was aber damit einhergehen muss, sind Maßnahmen, um der Klimakrise etwas entgegenzusetzen, und ich glaube, bei den Maßnahmen werden sich jetzt unsere Meinungen ein bisschen unterscheiden. Ich werde versuchen, auf einzelne Punkte Ihrer Rede einzugehen und vielleicht ein anderes Mal den Rest abzuarbeiten. Wir erleben die Folgen der Klimakrise jeden Tag, hier in Österreich, aber auch global. Ich war voriges Jahr in Kärnten auf Urlaub, und ich sage Ihnen: Unterkärnten ist abgesoffen, das war tragisch. Das sind die Folgen der Klimakrise: extreme Wetterkapriolen, Dürren, Stürme, Überflutungen. Das richtet massive Schäden an, ich habe das dort mit eigenen Augen gesehen. Das sind nicht nur Sachschäden, in Österreich Gott sei Dank nur Sachschäden, in anderen Ländern kommen dabei auch Leute um. Das sind die Folgen der Klimakrise, und hier braucht es mehr als Wollen, es braucht ein Tun, und das vermissen wir, was den Klimafahrplan betrifft, vor allem im Bereich der Mobilität in Wien. (Beifall bei den GRÜNEN.) Dabei hätte Wien wirklich das Potenzial, in einer Vorreiterrolle zu sein. Das gebe ich zu, wir sind auf einem sehr hohen Niveau, aber die Betonung liegt auf hätte, denn wir wissen jetzt schon, dass der Klimafahrplan ein Märchenfahrplan sein wird, vor allem, weil uns der Bereich Mobilität alles zusammenhaut. Nächstes Jahr sollte der Modal-Split bei 20 Prozent liegen. Sie wissen, wo wir heuer liegen: 26, und dort stecken wir seit 3 Jahren fest. Seit 3 Jahren stecken wir bei 26 Prozent fest, und es tut sich genau nichts. Deswegen wird sich das nicht ausgehen. Das ist jetzt nur ein Punkt. Auch bei den CO2-Emissionen, die durch den Individualverkehr erzeugt werden - das sind 42 Prozent in Wien, das ist nicht wenig - tut sich nichts. Da kann ich nicht sagen, es passt eh alles, wir sind auf einem guten Weg. Der Verkehr ist das Sorgenkind von Wien. Jetzt zu sagen, wir haben einen Klimafahrplan, es passt eh alles, Leute, und das nicht mit wirklich ernsthaften Maßnahmen zu verbinden, ist nicht seriös und würde ich jetzt einfach einmal als Greenwashing bezeichnen. Es ist wirklich schade, dass wir diese Achillessehne beim Verkehr haben, denn es gibt Bereiche, wo wir wirklich Erfolge haben, aber das wird wieder von der Mobilität, wo nichts weitergeht, zusammengehaut. Ich möchte eine Erfolgs-Story hier erwähnen, die mich wirklich beindruckt hat. Bei unseren Ausflügen mit dem Unterausschuss kommen wir oft zur Wien Energie. Zum Beispiel glaube ich, dass die die Dekarbonisierung der Fernwärme bis 2040 schaffen. Die brennen dafür, aber denen grätschen auch nicht irgendwelche rabiaten Bezirksvorsteher rein, die lässt man einfach in Ruhe arbeiten. Noch einmal: Das wird nicht reichen. Ich sage Ihnen jetzt eine ganz einfache Gleichung: Es gibt keine Klimapolitik ohne Mobilitätswende. Das wird sich in Wien nicht ausgehen. Schauen wir uns ein anderes ganz wichtiges Ziel des Klimafahrplans an, die Halbierung des Pendlerverkehrs bis 2030. Wir kennen die Zahlen, und ich frage Sie, wie Sie das erreichen wollen, wenn Sie sich mit jeder Faser Ihres Körpers diese ganzen Autobahnen herbeiwünschen. Das kann nicht gutgehen. Ich habe heute schon von dieser wirklich perfiden Taktik gesprochen, bei der sozialer Wohnbau mit Autobahnen verknüpft wird. Wir haben das in der Seestadt erlebt. Da ist Gott sei Dank jetzt ein bisschen Vernunft eingekehrt, ich hoffe, wir können das im Oberen Hausfeld abwenden. Ich sage Ihnen wirklich: Das ist ein tolles Projekt, das ist sogar energieautark, dort gibt es Wärme und Kälte ohne Fernwärme, dort brauchen die Leute im Winter nicht auf den Semmering fahren, weil sie es in Wien nicht mehr aushalten, wie das mittlerweile sehr viele Menschen machen. Und was machen wir? Man will das mit Autobahnen verknüpfen! Das ist wirklich keine seriöse Politik. Wer erinnert sich nicht an die ominösen Rechtsgutachten, mit denen der Herr Bürgermeister, aber auch der Präsident der Wirtschaftskammer herumwedeln und Klagsdrohungen gegen die Ministerin aussprechen. Klagsdrohungen, um eine Autobahn herbeizuklagen, 2024 - ich meine, Entschuldigung, das ist wirklich aus einer anderen Welt. (Zwischenrufe.) Wenn Sie hier sagen, Ihnen ist die Wiener Wirtschaft wichtig: Die ist mir auch wichtig, aber diese Autobahn wird genau dazu führen, dass sich die Betriebe entlang dieser Autobahn - und die ist nur in Niederösterreich - ansiedeln und die Wiener Wirtschaft geschädigt wird. Das ist die Tatsache. (Zwischenrufe.) Na ja, dass die ÖVP da lacht, wundert mich besonders, denn da haben wir ja Wirtschaftskämmerer. Also ich weiß, wen ich dort wählen würde. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wenn ich die SPÖ-Wien wäre und ehrlich wäre, würde ich ein Wahlplakat machen und sagen: Wir wollen die Wiener Wirtschaft schädigen, wir wollen eine Zersiedelungspolitik weiterbetreiben und wir wollen Millionen von Quadratmetern fruchtbarer Ackerflächen für Betonpisten zubetonieren. Das wäre eine ehrliche Aussage auf einem Wahlplakat der Wiener SPÖ. Wenden wir uns der Parkraumbewirtschaftung zu, von der StRin Sima immer sagt, das ist ein tolles Instrument für die Verkehrsreduktion. Ich bin total bei Ihnen, und wir haben jetzt Gott sei Dank seit 2022 das flächendeckend - leider viel zu spät. Es ist nicht am grünen Verkehrsressort gescheitert, bevor Sie anheben, das war das Njet von Bezirksvorstehern, vor allem aus den Reihen der SPÖ, die das verhindert haben. Und was haben Sie beim Klimafahrplan bezüglich Parkraumbewirtschaftung alles versprochen? Es wird ein Gesetz mit einer darauf aufbauenden Verordnung bis 2022 geben. Wo ist es? Nicht da. Wir haben es also nicht verhindert, endlich ein Zonenmodell einzuführen. Ich kann ihnen sagen: Ein Bezirk mit 100 km² und ein Parkpickerl ist absurd. Da kann ich mit einem Parkpickerl 10 km hin- und herfahren, und so eine Lösung fördert eigentlich nur den innerstädtischen Verkehr. (Beifall bei den GRÜNEN.) Auch bezüglich Gebühren nach Fahrzeuggröße und CO2-Emissionen lesen wir einiges im Klimafahrplan, und auch da sehen wir nichts. Da muss ich wieder sagen, da ist eine sozialdemokratische Bürgermeisterin von Paris mutig, dort ist das jetzt passiert, die wurde schon 2 Mal gewählt, dort wurden auch 60.000 Parkplätze aus dem öffentlichen Raum verbannt. Wissen Sie, warum das besonders wichtig ist? Wir haben letzten Sommer, wo es wirklich heiß war, die Oberflächentemperatur von so einem geparkten Auto - ich rede nicht von einem fahrenden Auto, von einem geparkten Auto - gemessen: 70 Grad! Das heißt, wenn ein paar Hunderttausend solcher Autos im innerstädtischen Raum parken, dann stehen dort hunderttausende Öfen in Städten herum, die sich ohnehin erhitzen, und deswegen sind solche Maßnahmen, wie wir sie aus Paris kennen, sehr, sehr wichtig. (Beifall bei den GRÜNEN.) Auch beim Ausbau des öffentlichen Verkehrs ist Luft nach oben, und ich möchte jetzt nicht die Öffis in Wien kleinreden. Ich bin froh, dass es diese Qualität von Öffis gibt. Ich bin eine leidenschaftliche Wiener-Linien-Benützerin, aber beim Ausbau in den Außenbezirken kann ich Ihren Ausführungen leider nicht folgen, Herr Bürgermeister, vor allem, was Liesing betrifft, wo sich bei höherrangigen Verkehrsmitteln seit Jahren wirklich nichts tut. Deswegen werde ich auch einen Antrag einbringen, um den Öffi-Ausbau in den Außenbezirken voranzutreiben. Die Linie 25 haben wir hier schon rauf und runter abgeackert. Wir warten seit zehn Jahren darauf, jetzt wird es noch länger dauern. Sie haben den 27er erwähnt: ganz, ganz wichtig, wirklich. Er wird für die Berresgasse ganz wichtig sein, aber es wird halt immer so getan, als wäre das eine neue Linie von Floridsdorf bis Aspern. Ist es nicht, es sind sechs neue Stationen, und den restlichen Teil der Strecke teilt sich der 27er mit dem 26er, in manchen Bereichen sogar mit dem 25er. Da frage ich Sie: Glauben Sie wirklich, dass die Leute, wenn die drei Bims dann im Konvoi dahinfahren, wirklich schneller vorankommen, vor allem in Wien, wo die Ampeln so geschaltet sind, dass die Bims dort minutenlang warten? Wirklich minutenlang - wir haben das gestoppt. Wir waren vor ein paar Wochen in Zürich, und ich kann Ihnen sagen, das ist diesbezüglich eine andere Welt, eine vollkommen andere Welt. Die Straßenbahnen haben Grün, Vorfahrt. Da stehst du bei keiner Ampel, und das ist nicht "rocket science". Es gibt dort übrigens auch kein Parken auf den Schienenstraßen, das heißt, dort wird auch eine Bim nicht von irgendwelchen Falschparkern oder besonders fetten Autos blockiert. Die haben freie Fahrt. Das gilt übrigens auch für die Fußgänger. Als gelernte Wienerin habe ich es mir einmal vor einer FußgängerInnenampel bequem gemacht. Das brauchen Sie nicht in Zürich, Sie brauchen nicht stehen bleiben, Sie können einfach weitergehen, weil die Ampeln so geschaltet sind, dass sie aktive Mobilität und die Öffis bevorzugen, und so stelle ich mir das auch in Wien vor. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vielleicht noch ein paar Worte zu den bundeslandübergreifenden Straßenbahnen, die Sie erwähnt haben, über die vollkommene Stille eingekehrt ist, Groß-Enzersdorf, Kaltenleutgeben, Schwechat haben Sie erwähnt: Ich glaube Ihnen ganz ehrlich, dass Sie diese Straßenbahnen wollen. Das scheitert teilweise an der FPÖ in Niederösterreich, aber auch die SPÖ-Schwechat spielt da mit. Das weiß ich, was die Frau Bürgermeisterin dort von der Straßenbahn hält. Was ich Ihnen da vorwerfe, ist, dass Sie dieses Grundstück, das die Stadt Schwechat für die Spange Kledering brauchte, ihnen einfach verkauften, ohne zu verhandeln, dass die Stadt Schwechat jetzt mit vollem Einsatz hinter dieser Straßenbahn steht. Das werfe ich Ihnen vor, nicht, dass sie nicht gebaut wird. Wenn ich schon bei der Zusammenarbeit mit Niederösterreich bin, fallt mir jetzt noch eine Episode ein, die mir jetzt gerade die GRÜNEN aus Niederösterreich erzählt haben. Niederösterreich fördert Pendler bei den Parkgaragengebühren, die zahlen ihnen einen Zuschuss, damit sie in Wien in Garagen billiger parken, die in Wien mit Steuergeldern subventioniert gebaut werden. Brauchen wir das? Ganz ehrlich: Brauchen wir das? Ich würde Sie wirklich ersuchen, bei der Landeshauptleutekonferenz einmal so etwas zu thematisieren, denn ich weiß nicht, was sonst dort darüber gesprochen wird. Die bequemsten und die billigsten Öffis haben wir in Wien. Das stimmt, und diese Mobilitätspolitik ist auch eine wirklich gelebte Sozialpolitik. Ich erzähle das immer, wenn ich im Ausland bin, ich zücke das Klima-Ticket und sage: So, das haben wir in Österreich, und meine Mobilität kostet mich in Wien 1 EUR. Ich werde herumchauffiert, ich brauche nicht nachdenken, wo ich parke, wie ich wo hinkomme und wo ich vielleicht noch tanken soll. Deswegen ein weiterer Antrag von mir, die 365-EUR-Jahreskarte beizubehalten, weil das ein gutes rot-grünes Produkt ist und war. (Beifall bei den GRÜNEN.) Nun zum letzten Punkt, der mir ganz wichtig ist: sichere Schulwege. Sie haben schon sehr viel dazu gesagt: Pfeilgasse - grünes Projekt, Märzstraße wurde zwar von einer SPÖ-Bezirksvorstehung umgesetzt, aber vorangetrieben haben es die GRÜNEN, sind damit in den Wahlkampf 2020 gegangen. Das weiß ich. Wir haben das übrigens auch auf einem Folder, weil es so eine tolle Sache ist. Was fordert unser Antrag? Dass alle neuen Schulen sowieso einen autofreien Vorplatz haben sollen und beim Bestand der Ausbau der Schulstraßen ganz massiv ausgebaut wird, vor allem, wie das passiert, wie diese Absperrung erfolgt. Derzeit schleppen LehrerInnen, Eltern, Schulwarte diese Sperrgitter vor Schulbeginn oder nachher durch die Gegend. In Paris - ich habe mir das angeschaut - wischt du mit einer Hand, und das Gitter schließt sich und so geht es auch wieder auf. Alles ganz einfach. Zum Abschluss, weil Sie immer so gerne vom Bund reden: Der Bund hat seinen Job gemacht, würde ich einmal sagen. Klima-Ticket, CO2-Bepreisung, Unsummen in die ÖBB, sehr, sehr viel Radförderung, von denen Sie und andere Bundesländer profitiert haben, die Absage des Lobau-Tunnels und anderer Autobahnen durch den Klima- Check, eine NoVa-Reform, ein Riesenbudget bei der thermischen Sanierung. Die Liste ist lang. Jetzt ist Wien am Zug. 2040 wollen Sie klimaneutral sein, wir GRÜNE stehen hinter diesen Zielen und wir wollen Sie mit dieser Dringlichen auch nicht ärgern. Alles, was wir von Ihnen wollen, ist, dass Sie Ihren eigenen Klimafahrplan umsetzen, sonst gar nichts. Lassen sie also Taten folgen, Genossen, und dann sind wir alle glücklich. Ich danke fürs Zuhören. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Als Nächster zu Wort gemeldet ist GR Kieslich. Ich erteile es ihm. GR Wolfgang Kieslich (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Ich glaube, vor dem Bildschirm brauche ich niemanden mehr begrüßen, das Europa-League-Finale hat gerade angefangen. Ich glaube, jetzt wird die Zugriffsrate eher niedrig sein. Schönen guten Abend meinerseits einmal! Wenn man sich jetzt die Vorlesung angehört hat - den Kollegen Stark, die Kollegin Sequenz und dann den Herrn Bürgermeister -, hat man das Gefühl, man lebt in zwei verschiedenen Städten. Wenn ich ganz ehrlich bin, lebe auch ich als Freiheitlicher lieber in der Stadt von Michi Ludwig - die ist mir noch angenehmer -, wo alles noch durchaus mit mehr Ratio und nicht auf Teufel komm heraus umgesetzt wird, wie es die GRÜNEN vielleicht gern hätten. Denn im Endeffekt haben wir von euch GRÜNEN die ganze Zeit nur gehört: Schuld an allem ist der böse Autofahrer, Fachjargon: der motorisierte Individualverkehr - damit es nicht immer so negativ klingt. Immer aber ist nur der Autofahrer an allem schuld. Wir kennen das eh. Ihr habt da, glaube ich, wirklich ein Trauma erlitten. Ihr glaubt ja wirklich, mit der sofortigen Umsetzung einer 15-Minuten-Stadt mit kleinen Berechtigungszonen für Autofahrer, damit sie nur 500 m um ihre Wohnung herum gratis stehen können und sonst für alles zahlen müssen, schaffen wir sofort eine Klimarevolution und die Welt ist gerettet. Im Endeffekt ist es ein Abkassieren. Da bin ich froh, dass das zwar im Klimafahrplan drinnensteht, aber bis jetzt nicht mit der größten Akribie umgesetzt wird. Das muss man auch einmal ganz ehrlich sagen. Natürlich stehen wir dahinter, dass die öffentlichen Verkehrsmittel - speziell auch in den Außenbezirken - verstärkt, neu gebaut und verlängert werden, et cetera - aber schon mit ein bisschen Vernunft. Denn im Endeffekt zahlt das alles ja der Steuerzahler. Das fällt ja nicht alles vom Himmel. Gerade in der letzten Zeit sind uns im Petitionsausschuss die Petitionen für die 12er-Bim und für die 18er-Straßenbahn nur so hereingeregnet, weil sich ein massiver Widerstand der Bürgerinnen und Bürger sammelt. Gleichzeitig ergibt es aus unserer Sicht wenig Sinn - Kollege Seidl hat es ja vor etlichen Stunden eh schon ausführlich behandelt -, wenn man gerade im 2. Bezirk ein Bus-Terminal macht, wo gleich daneben der Prater ist, eine der grünen Lungen Wiens, und wo alle Busse eigentlich nur über den Handelskai und über die Südosttangente, auf der heute schon alle im Stau stehen - es geht um 400.000 Fahrten jährlich - und dort wieder heraufmüssen - auch unter dem Aspekt, dass eine Partei auf dieser Seite den Lobau-Tunnel, die Nordostumfahrung, vehement verhindert, obwohl vier Parteien sowohl im Parlament als auch hier im Rathaus dafür sind. Gut, es muss sich ja nicht gleich erschließen. Wir werden aber sehen, wie sich das Bus-Terminal dann auf die Staus und auf den weiteren CO2- Ausstoß, der dadurch bedingt wird, entwickelt. Der 72er wurde auch bereits behandelt. Ich muss sagen, ich bin froh, dass in Niederösterreich diese "Koste es, was es wolle."-Mentalität durch den Eintritt der FPÖ in die Landesregierung abgeschafft worden ist. Denn im Endeffekt geht es dort um eine Straßenbahn, die 140 Millionen EUR gekostet hätte - für ein paar Kilometer mehr Gleis. Jeder Simmeringer weiß aber: Von der Straßenbahn hätten die Simmeringer eigentlich nichts gehabt, weil die nur an der Bezirksgrenze entlanggefahren wäre, wo eh keine Simmeringer wohnen. Ich glaube, es ist wirklich ausreichend, wenn dort das Busintervall - es werden vermutlich Elektrobusse eingesetzt - entsprechend intensiviert wird: Alle zehn Minuten wird gefahren, und in Schwechat wird eine Park&Ride-Anlage errichtet. Auch die Schwechater Bürgermeisterin, eine Sozialdemokratin, wie wir alle wissen, ist anscheinend sehr zufrieden, und den Pendlern ist, glaube ich, geholfen, denn bis jetzt ist der Bus nur jede Stunde gefahren. Nehmen wir also doch das gelindeste Mittel und nicht immer das teuerste! Das wäre einmal sinnvoll. (Beifall bei der FPÖ.) Was ich wirklich loben muss, ist die Hartnäckigkeit von Rot und Pink hier im Rathaus. Denn ihr sagt ja auch heute noch - oder du, Herr Bürgermeister, sagst ja auch heute noch: Wir, die Fortschrittskoalition. Ihr bleibt wenigstens drauf. Von den Parteien der Bundesregierung habe ich den Schmäh vom Besten aus beiden Welten am Beginn des 2019 und 2020er Jahres schon lang nicht mehr gehört. Ich glaube, die Ernüchterung ist auf beiden Seiten eingetreten. Ich muss also sagen: Hut ab! Ihr bleibt auf dieser Geschichte. Ich glaube, zur 15-Minuten-Stadt ist schon vieles gesagt. Was fast nicht erwähnt und von Kollegin Sequenz nur ganz kurz gestreift wurde, ist die Versiegelung. Denn Klimaschutz bedeutet nicht nur, Autofahrer zu bashen und zu behindern, sondern Klimaschutz bedeutet auch, unberührte Flächen zu bewahren. In Wien werden gemäß der Quelle des Umweltbundesamtes jeden Tag acht Fußballfelder versiegelt. Das ist nicht wenig. Das ist zugebaut. Da kann auch kein Hochwasser mehr abrinnen, da passiert nichts mehr. Das wäre für den Klimaschutz schon sehr notwendig. Wir haben auf Grund der Stadtentwicklung in meinem Bezirk in Simmering massive Probleme. Da gibt es eine Petition von uns Freiheitlichen unter Führung von Pauli Stadler. Wir haben dieselben Probleme in Oberlaa, in Rothneusiedl und in der Donaustadt, die auf 300.000 Einwohner anwachsen soll. Na, dort wird auch alles zubetoniert werden. Eine Frage stellt sich da schon immer mehr: Muss Wien zum Nachteil der eigenen Wiener Bevölkerung ungezügelt immer weiterwachsen? Wir Freiheitlichen sagen da klar: Nein. (Beifall bei der FPÖ.) Auf der anderen Seite investieren wir jetzt Millionen, um Plätze klimafit zu machen. In meinem Bezirk haben wir da jetzt zwei Beispiele: einerseits den Enkplatz. Die Frau Stadträtin hat es in den Medien angekündigt: Um 4 Millionen EUR wird der Enkplatz - das ist quasi der Hauptplatz meines Bezirkes - klimafit gemacht. Da wird ein bisschen begrünt, es kommen also 400 m² mehr Grünfläche. Gleichzeitig versiegeln wir in Simmering aber 6 km². Ein guter Tausch! Das Ganze kostet auch noch 4 Millionen EUR. Der Vorsteher glaubt noch immer, es sind 3 Millionen EUR, also wird der Betrag irgendwo in der Mitte liegen oder es wird, wie in Wien üblich, wahrscheinlich eh noch teurer. Gleichzeitig ist das Ganze am Rande Simmerings auf der Etrichstraße, am Merkur-Vorplatz, der jetzt wieder nach einem Genossen benannt wird, der eh schon drei Plätze oder Wohnblocks hat, Herrn Swietelsky, schon umgesetzt worden. Das schaut jetzt folgendermaßen aus: Es gibt auf dem Platz lauter Schotterinseln, wo das Unkraut wuchert und die Hunde hineinscheißen. Wenn das klimafit ist, na dann holodaro. Was das kostet, wird die Frau Stadträtin mir in Bälde beantworten. Zwei Monate hat sie dafür ja Zeit. (Beifall bei der FPÖ.) Mein Aufruf oder Appell wäre: Verdichten wir, statt zu versiegeln! Machen wir Klimapolitik mit Hirn, statt immer nur auf die Autofahrer hinzupratzeln! - Schönen Abend! (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich GRin Sequenz gemeldet. GRin Mag. Heidemarie Sequenz (GRÜNE): Kollege Kieslich erklärt uns da, Busse nach Simmering sind genauso gut wie eine Straßenbahn. Ich möchte Sie jetzt ganz kurz ein bisschen aufklären: In eine Straßenbahn passen drei Mal so viele Leute wie in einen Bus. Die fährt auf einem eigenen Gleiskörper, steht nicht im Stau und hat einen weit höheren Komfort bei der Benützung. Wenn Sie es nicht gewusst haben, dann wissen Sie es jetzt. Wenn Sie davon sprechen, dass wir keine weiteren Flächen versiegeln wollen: Was glauben Sie, wo die Lobau- Autobahn verlaufen wird? Auf Stelzen? (Zwischenrufe: Nein, im Tunnel! - Heiterkeit und Beifall.) Da sieht man aber wieder, dass Sie keine Ahnung haben. Sie reden vom Tunnel, ich rede von der Lobau-Autobahn. Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächster ist GR Dipl.-Ing. Gara zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. Bitte. GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS): Verehrter Vorsitzender! Herr Bürgermeister! Frau Stadträtin! Ich möchte ein paar Punkte auch von Ihren Aussagen ein bisschen zurechtrücken. Ich sage Ihnen: Wien setzt in vielen Bereichen klimapolitisch die richtigen Prioritäten und die richtigen Maßnahmen. Wir haben das nicht nur im Klimafahrplan, sondern auch in den vielen Strategien und Verordnungen entsprechend festgelegt. Unser Klimasorgenkind ist nicht der Verkehr. Unser Klimasorgenkind sind fehlende energie- und klimapolitische Rahmenbedingungen auf Bundesebene, zum Beispiel ein sehr schwaches Erneuerbaren-Wärme- Paket statt eines vernünftigen Erneuerbaren-Wärme-Gesetzes, das echte Planungssicherheit schafft. Das ist für uns in Wien - gerade, was die Wärmewende in den Gebäuden betrifft - wirklich eine große Herausforderung. Es fehlen die Rechtsgrundlagen für die Geothermie, die auch wesentlich für die Dekarbonisierung der Fernwärme ist. Natürlich fehlt auch das Klimaschutzgesetz. Ich gehe davon aus, dass es auch keines mehr geben wird - auch nicht unter grüner Regierungsbeteiligung. Trotzdem kann ich Sie beruhigen: Wir setzen diesen erfolgreichen Kurs in Wien fort, denn wir haben wirklich sehr, sehr viel vorzuweisen. Ich kann Ihnen eines sagen: Wenn ein Bundesland oder eine Stadt in Österreich die Klimaneutralität 2040 erreicht, dann ist es Wien. Kein anderes Bundesland und keine andere Stadt sind so weit, wie wir es in Wien sind. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Es macht auch keinen Sinn, die verschiedenen Sektoren - Verkehr, also Mobilität, Strom und Wärme - gegeneinander auszuspielen, sondern man muss das integriert betrachten. Es geht um das Thema der sogenannten Sektorkopplung. Wenn Sie sich den Wiener Klimafahrplan genau anschauen, dann ist dort bei der sektoralen Darstellung der Treibhausgasemissionen ein Bereich der Energieversorgung noch für das EU- Emissionshandelssystem, also für EU ETS, ausgewiesen. Wir haben das allerdings für das Klimabudget integriert, weil wir natürlich nach dem Greenhouse Gas Protocol bilanzieren. Das bedeutet, dass der Anteil des Verkehrs an den Treibhausgasemissionen dann 36 Prozent ausmacht. Der große Faktor ist in Wirklichkeit der Bereich Energie, also Wärme und Strom. Der ist auch wesentlich. Daher setzen wir in Wien auch die Priorität auf die Wärmewende. Das ist der zentrale Faktor. Die Basis für die Wärmewende ist letztendlich "Raus aus Gas". Dazu haben wir uns in der Fortschrittskoalition wie kein anderes Bundesland und auch anders als auf Bundesebene ein ganz klares Ziel bis 2040 gesetzt. Das schaffen wir auch. Denn Dekarbonisierung und Klimaneutralität funktionieren nur in einer Energiesystemwende. Man muss also das Gesamtenergiesystem betrachten. Für die Dekarbonisierung braucht man auch sehr viel erneuerbaren Strom. Vor allem auch mit der Sonnenstromoffensive, zu der ich dann noch komme, zeigen wir, was in sehr, sehr kurzer Zeit wirklich machbar ist. Wir haben dafür als einziges Bundesland auch die notwendigen Instrumente geschaffen: Mit einer Bauordnungsnovelle, die ihresgleichen sucht, mit einer Sanierungs- und Dekarbonisierungsverordnung, die es in der Form in ganz Österreich nicht gibt und bei der wir genau dieses ganze Thema der Energieeffizienz in den Vordergrund stellen, und natürlich auch mit dem Wiener Wärmeplan, den wir erst vor Kurzem vorgestellt haben. Auch das hat kein anderes Bundesland. Das hat in Europa eigentlich bis auf Zürich fast keine andere Stadt. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Das sind keine Strategiepapiere, das sind Fakten, das ist ganz konkret umgesetzt. Wir sehen jetzt in Wien, wo welche Art von Wärmeversorgung möglich ist. Wo gibt es Fernwärme bereits jetzt? Wo wird Fernwärme ausgebaut? Wo gibt es lokale, dezentrale Wärmestrukturen? Wo gibt es Energienetze, et cetera? Das ist extrem wesentlich, um einfach auch zu wissen, wie wir den gesamten Gebäudebestand von 600.000 Gasetagenheizungen auch entsprechend dekarbonisieren. Das schafft Planungssicherheit für alle. Damit kombinieren wir auch das Thema Wirtschaft. Zum gesamten Thema Treibhausgase: Oftmals ist es ja so, dass man sagt, der Verkehrssektor ist das größte Treibhausgasproblem. Nominal ist er ein großer Faktor, aber technologisch ist das nicht der Fall. Das sehen Sie ja auch selbst in Ihrem Masterplan. Auf Bundesebene, im Klimaministerium, gibt es im Masterplan für Mobilität eine schöne Graphik: Zielpfad zur Klimaneutralität im Verkehr bis 2040. Eine der wesentlichen Maßnahmen, die dort drinnenstehen, ist die Elektromobilität - sowohl beim MIV, also beim motorisierten Individualverkehr, als auch bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, in dem Fall vor allem bei Bussen. Verhaltensänderung ist nur ein ganz, ganz kleiner Teil. Das ist letztendlich auch die Basis, die wir dem Wiener Klimafahrplan zu Grunde gelegt haben, um zu sagen: Okay, wie schaut die Dekarbonisierung aus? Also im Verkehrsbereich ist die Dekarbonisierung relativ gesehen am einfachsten. Die komplexeste Thematik ist tatsächlich die Wärmewende. Auch im Verkehrsbereich braucht man über die Sektorkopplung erneuerbaren Strom. Das ist der nächste Eckpfeiler, den wir in Wien ganz konkret umsetzen. Darauf können wir wirklich stolz sein. Mit der Sonnenstromoffensive haben wir uns nämlich dazu verpflichtet, pro Jahr eine Fläche von knapp 100 Fußballfeldern auszubauen. Wir sind jetzt sogar bereits in der Übererfüllung des Ziels bis 2050, daran gemessen, was wir bis 2024 ausbauen müssen. Wir haben auch als einziges Bundesland ein transparentes Monitoring zum PV-Ausbau. Das hat kein anderes Bundesland. Viele schauen auf Wien und sagen: Okay, woher habt ihr eigentlich die ganzen Daten? Wie schaut das entsprechend aus? Auch das schaffen wir, weil der Bereich des erneuerbaren Stroms dort natürlich extrem wichtig für die Wärmewende und natürlich auch für die Mobilitätswende im Sinne einer Treibhausgasreduktion ist. Wenn wir also wirklich von Klimapolitik sprechen, dann zeigen Sie mir eine andere europäische Stadt, die in all diesen Bereichen integriert so fortschrittlich ist wie Wien! Ich kenne keine andere europäische Stadt. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Wir setzen uns aber nicht nur irgendwelche Ziele bis 2040. Denn der wesentliche Bereich dafür ist auch zu wissen: Wo stehen wir denn jetzt? Wie schaut das Monitoring dazu aus? Dafür haben wir auch einen nicht einfachen Prozess. Das muss ich sagen. Der Prozess, wie man ein Treibhausgasbudget mit einem Finanzbudget koppelt, ist nicht einfach. Wir haben diesen Prozess jetzt auch intern soweit über alle Ressorts aufgesetzt. Das ist wirklich nicht trivial. Das gibt es außer in Oslo in ganz Europa nicht. Oslo hat etwas in dieser Richtung, sonst hat das keine europäische Stadt. Von Österreich möchte ich gar nicht reden. Es gibt nirgends ein Monitoringsystem, auch nicht auf Bundesebene. Auch dort haben Sie überhaupt keine Kontrollkennziffern dazu, wo Sie bei ihren Maßnahmen und Programmen tatsächlich stehen. Auch das haben wir umgesetzt. Also sowohl, was die Transparenz als auch, was das Monitoring betrifft - nebst den ganzen technischen Maßnahmen -, sind wir hier in Wien absolut federführend. Darauf kann man wirklich stolz sein. Daran sieht man auch, wie gut die Fortschrittskoalition in der Klimapolitik und in der Energiepolitik funktioniert. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Dipl.-Ing. Olischar. Ich erteile es ihr. Bitte. GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Das Gute um diese Uhrzeit: Es wird immer mehr zum Privatissimum. (Heiterkeit bei der Rednerin.) Ich freue mich aber, über das Thema Mobilität zu sprechen. Es ist ja gerade in einer Großstadt durchaus ein sehr, sehr relevantes Thema. Das ist überhaupt keine Frage. Ich habe ja ein bisschen überlegt, wie ich meinen Debattenbeitrag heute gestalten kann, weil wir ja ganz oft auch über dieselben Dinge diskutieren. Einerseits find' ich es ja prinzipiell sehr positiv - das sprechen Sie in Ihrer Dringlichen Anfrage ja auch an -, dass man sich anschaut, welche Ziele wir uns gesetzt haben und welche Maßnahmen wir gesetzt haben, und dass man diese auch evaluiert. Denn das Evaluieren von Maßnahmen kommt in der Stadt aus meiner Sicht eh viel zu kurz. Insofern bin ich also ein Fan davon, immer zu evaluieren: Sind wir auf dem richtigen Weg? Kommen wir mit unseren Maßnahmen, die wir uns vorgenommen haben, auch dort hin, wo wir hin wollen? Ich bin aber auch ein sehr großer Fan, wenn es darum geht, sich zu überlegen: Was kann man denn noch besser machen? Ich würde jetzt einmal sagen, das ist ein bisschen mein politisches Credo. Wie können wir denn noch Verbesserungen machen? Wo können wir nachschärfen? Wo können wir bessere Ergebnisse erzielen? Wo drückt denn auch der Schuh? Natürlich gibt es immer auch Dinge, die man noch verbessern kann. Es gibt immer Stellschrauben, an denen man noch drehen kann. Eine der Herausforderungen, die ich in der Stadt sehe und die mir noch viel zu wenig beleuchtet werden, betrifft das Thema Zahlen, Daten und Fakten - gerade, wenn es um den Verkehrsbereich geht und natürlich kombiniert auch mit dem gesamten Thema Klima. Ich würde mir wünschen, dass wir in der Stadt stärker Rücksicht darauf nehmen, mehr evaluieren und uns tatsächlich stärker anschauen, wie sich gewisse Zahlen zusammensetzen. Wie werden gewisse Ergebnisse erhoben? Da möchte ich schon auch ganz klar den heute oft zitierten Modal-Split ansprechen, dessen Erhebung aus meiner Sicht nicht unproblematisch ist. Abgesehen davon, dass die Zählung von den Wiener Linien vorgenommen wird, glaube ich, dass die gesamte Pendlerthematik, die hier sehr stark ausgespart wird, viel stärker mitberücksichtigt werden müsste, sehr geehrte Damen und Herren, ebenso das gesamte Thema Erreichbarkeiten. Wie schaut es denn mit den einzelnen Verkehrsmodalitäten aus? Wenn wir uns anhand der Zahlen ansehen, wie sich der MIV entwickelt hat, dann muss man auch sehen, dass sich die Zulassungszahlen in Wien seit 2001 um 13 Prozent gesteigert haben, vor allem in den Außenbezirken. Das ist schon ein Indikator dafür, dass die Außenbezirke größere Aufmerksamkeit brauchen, wenn es darum geht, dass wir Alternativen zum Auto schaffen und die Leute auch mitnehmen möchten, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen. Da spreche ich schon ganz klar den Ausbau des öffentlichen Verkehrs gerade in den Außenbezirken an. Denn wenn man sich die Verkehrsströme zwischen den Außenbezirken ansieht, so wird ganz deutlich klar, dass vor allem die Verbindungen der Außenbezirke untereinander noch massiv ausbaufähig sind. Das wäre ein großes Anliegen. Ich glaube, es wäre auch ein wichtiger Punkt, um die Attraktivität zu steigern, vom Auto auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen. Es ist aber nicht nur der Ausbau des öffentlichen Verkehrs ein Thema, sondern auch die Attraktivierung des bestehenden Verkehrs, wenn es um Intervallverdichtung und Streckenmodernisierung geht. Da gilt es, vielleicht auch das eine oder andere zu evaluieren: Ob es gescheit ist, wie etwas verläuft. Auch das wäre eine wesentliche Maßnahme, um den öffentlichen Verkehr zu attraktivieren. Ich habe der Rede von Kollegen Stark genau zugehört. Was ich in Ihrer Wortwahl schon ein bisschen entlarvend finde, ist, dass Sie eigentlich ausschließlich vom Autoverkehr sprechen. Zitat: "Geht der Autoverkehr nicht zurück, hat die Klimapolitik versagt." Da möchte ich schon eine Frage stellen: Geht es dabei - das unterstelle ich Ihnen jetzt - tatsächlich um den Autoverkehr, oder geht es Ihnen um das Thema CO2-Neutralität? Denn mittlerweile gibt es schon viele Richtungen, wie man auch den MIV klimaneutral gestalten kann. Das ganze Thema Elektromobilität kommt bei Ihnen ja überhaupt nicht vor. Das wäre ja eigentlich eine wesentliche Möglichkeit, auch den MIV zunehmend CO2-neutral zu gestalten. Das ignorieren Sie aber, weil für Sie klar ist: Das Auto darf es per se in der Stadt nicht geben. Ich sage Ihnen aber eines: Das wird es mit uns auch nicht geben, sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.) Denn Sie betreiben dadurch keine ernst zu nehmende Auseinandersetzung darüber, was das für den CO2- Ausstoß bringt, sondern es geht rein darum, das Auto aus der Stadt hinauszurationalisieren. Das ist aus meiner Sicht kein redlicher Zugang zu dem ganzen Thema, sondern einfach eine Einbahnstraße, in die Sie gern möchten. Für uns ist aber klar: Man muss hier technologieoffen sein. Der Herr Bürgermeister hat es auch schon angesprochen: Das Thema Wirtschaftsverkehr ist ein wesentliches. Das werden wir in der Stadt hoffentlich auch noch lang und in gutem Ausmaß haben. Wie heißt es so schön: Das Kipferl kommt nicht mit der U-Bahn. Irgendeine Art von Wirtschaftsverkehr werden wir also auf jeden Fall auch langfristig in der Stadt haben. Das ist auch gut so. Es sind drei Säulen, die ich als wesentlich empfinde, wenn es um das Planen beim ganzen Thema Mobilität geht. Ich habe das für mich unter das Motto "gemeinsam" gestellt. Das klingt jetzt einmal plakativ. Was meine ich konkret damit? Aus meiner Sicht die erste Säule, wie man beim Thema Mobilität gemeinsam vorgehen sollte, ist, auf den verschiedenen Ebenen gemeinsam zu planen, sich nicht nur in Wien auf Landesebene, sondern natürlich auch mit den Bezirken und natürlich auch über die Landesgrenzen hinaus genau damit auseinanderzusetzen, wo welche Verbesserungen gemacht werden können. Da gibt es natürlich schon erste Samen, die gestreut wurden. Man muss das aber natürlich auch erst zum Leben erwecken und tatsächlich gemeinsam mit dem Umland in die Umsetzung bringen. Die zweite Säule beim Motto "gemeinsam" ist es aus meiner Sicht, Mobilität nicht nur als Mobilität, als Verkehr per se zu sehen. Sondern Mobilität entsteht ja dadurch, dass ich von A nach B möchte. Da ist natürlich immer die Frage: Wo ist denn B? Wenn B in meiner Nähe ist, habe ich ganz andere Möglichkeiten, mich fortzubewegen, als wenn B auf der anderen Seite der Stadt ist. Das heißt, gemeinsam auch die verschiedenen Disziplinen miteinander zu denken und interdisziplinär zu planen: Logistik, Wirtschaft, Arbeit, Wohnen, Freizeit, Bildung und Gesundheitseinrichtungen. Wenn ich diese Dinge nicht miteinander kombiniere und in der Planung nicht berücksichtige, wird das natürlich auch massive Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten der Wienerinnen und Wiener und auch der Pendler haben. Insofern bedeutet die zweite Säule, gemeinsam auch andere Themen mitzudenken. Die dritte Säule beim Motto "gemeinsam" bedeutet, auch mit den Menschen gemeinsam zu planen und etwas auch weiterzuentwickeln, auch anzuerkennen, dass es unterschiedliche Bedürfnisse gibt, dass es unterschiedliche Lebensrealitäten gibt, dass es unterschiedliche Zugänge gibt. Das ist etwas, was ich vor allem bei den GRÜNEN vermisse: Dass nie nachgefragt wird, warum jemand mit dem Auto fährt. Hat er keine Alternative? Hat er Familienverpflichtungen, für die er ein Auto braucht und für die es notwendig ist? Ich habe selten hinterfragen gehört, warum das so ist. Ich glaube, es ist auch kein guter Zugang, sich ständig auseinanderdividieren zu wollen, sondern man muss auch sagen: Wenn wir Mobilitätverkehrsmaßnahmen planen, dann müssen die auch mit den verschiedenen Verkehrsmitteln untereinander abgestimmt sein. Da geht es genauso um die Fußgänger, da geht es genauso um die Radfahrer. Da geht es aber auch genauso um den Individualverkehr. Diese drei Säulen wären für mich ein Wesentliches, damit wir auch in der Mobilitätspolitik weiterkommen, uns noch stärker verbessern und so auch noch mehr Verbesserungen in Wien erzielen. - Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Mag. Auer-Stüger. Ich erteile es ihm. Bitte. GR Mag. Stephan Auer-Stüger (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Vielen Dank für die sehr ausführliche und detaillierte Beantwortung der Dringlichen Anfrage. Damit sind wir schon beim Problem, denn es stellt sich wirklich die Frage: Was war an dieser Frage dringlich? Ich bitte, mich nicht misszuverstehen. Es ist das Recht der Opposition, das zu machen. Das ist nicht mein Thema. Ich habe große Wertschätzung für den Parlamentarismus und auch die Oppositionsrechte. Nicht nur aber, dass kein neuer Aspekt der Diskussion dabei war, den wir hier nicht schon in den letzten Jahren mehrmals behandelt haben, war das auch zum wiederholten Male ein Ausblenden der Realität in dieser Stadt. Es beweist auch wieder einmal die Arbeitsteilung, die in diesem Gremium anscheinend vorherrscht. Denn diese Dringliche Anfrage zielt auf das Erreichen von Zielen ab. Es wurde in der Anfrage auch zitiert, dass es einen Klimafahrplan gibt, der die Ziele - nicht nur, aber auch - in der Verkehrspolitik deutlich festlegt. Die Regierungsfraktionen haben konkrete Ziele und setzen diese Ziele konsequent um. Die GRÜNEN lehnen diese Projekte im Gemeinderat konsequent ab. Das ist leider die Arbeitsaufteilung in diesem Gemeinderat. Das finde ich sehr schade. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Nicht nur, dass die Realität in dieser Stadt ausgeblendet wird, sondern es wird auch noch darauf hingewiesen, dass wir bestimmte Ziele nicht erreichen. Im Zusammenhang mit dem Klimafahrplan: Wo sind denn die Ziele des Bundes? Ich kann Ihnen diese Kritik nicht ersparen, weil wir hier auch diese Diskussion wieder haben. Wo ist das Klimaschutzgesetz des Bundes? Wo sind die Ziele des Bundes in der Verkehrspolitik und in der Energiepolitik? Die gibt es nicht. Das müssen Sie zur Kenntnis nehmen. Auch das ist wirklich schade. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Ich möchte nur ein paar Dinge herausheben, die der Herr Bürgermeister, wie gesagt, hier sehr deutlich dargelegt hat. Das macht es mir jetzt sehr einfach - vielen Dank dafür -, noch einmal kurz darauf zu replizieren, zum Beispiel beim Thema Modal-Split. Der Bürgermeister hat die Zahlen genannt. Nicht nur, dass Wien den Vergleich nicht zu scheuen braucht, im Gegenteil: Wien hat den besten Modal-Split, verglichen mit Österreichs Städten. Vom ländlichen Raum in Österreich rede ich gar nicht. Wien hat aber auch den besten Modal-Split oder einen der besten Modal- Splits, verglichen mit den Metropolen in Europa. Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis! Noch verwunderlicher finde ich tatsächlich die Debatte zum Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel. Ich bin Margaretener Gemeinderat. Ich lade Sie sehr gern ein, mit mir morgen nach der Sondersitzung, beantragt von den GRÜNEN, durch Margareten zu spazieren. Wir treffen wir uns am Matzleinsdorfer Platz. Dort hin können wir auch mit der S-Bahn fahren. Dann spazieren wir durch Margareten bis zum Wiental, gehen hinauf in den 6. Bezirk. Dann kreuzen wir die Mariahilfer Straße, sind im 7. Bezirk und landen hier im Rathaus: Eine U-Bahn-Baustelle nach der anderen, weil hier in Wien von dieser Stadtregierung die U-Bahn ausgebaut wird. Das ist gut so. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Neue Straßenbahnlinien im Nordbahnviertel, in Floridsdorf und in der Donaustadt: Die Dringliche Anfrage müssen Sie im Niederösterreichischen Landtag stellen, nicht hier. Sie müssen die Niederösterreichische Landesregierung fragen, warum sie Straßenbahnprojekte verhindert, anstatt uns hier mit Ihren Anfragen zu quälen. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Die nächste Realitätsverweigerung und Ausblendung ist der Radwegeausbau. Es ist anscheinend ein Lieblingsthema von Ihnen, hier tatsächlich in fast jeder Sitzung zu thematisieren, dass wir keine Radwege ausbauen würden. Wie gesagt, gehe ich gern spazieren und verlasse auch gern meinen politischen Heimatbezirk. Wir können uns bewegen: In der Argentinierstraße, wir gehen auf die Praterstraße, wir gehen auf die Lassallestraße, wir gehen auf die Wagramer Straße. Da haben wir wirklich einen weiten Weg zum Spazieren. Wir besuchen die Äußere Mariahilfer Straße, wir besuchen die Hütteldorfer Straße, und dann landen wir wieder im 8. Bezirk hinter dem Rathaus in der Pfeilgasse. Überall dort wurden neue Radwege entweder schon gebaut oder sie werden gerade gebaut. An allen Ecken und Enden dieser Stadt wird gerade die größte Radwegoffensive dieser Stadt realisiert. Nehmen Sie auch das bitte zur Kenntnis! (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Man muss kein physikalisches Genie sein, um sich zu überlegen, woher der Platz kommt, wenn es mehr und breitere Radwege gibt. Denn die Straße an sich wird nicht breiter. Das kann ich Ihnen sagen. Ulli Sima hat schon einmal gesagt, sie möchte bei ein paar Straßen gern die Häuser verschieben. Das ist uns nicht gelungen. Nein, jetzt ganz ernsthaft gesprochen: Es geht um Verteilungsgerechtigkeit im Straßenraum. Da bin ich bei Ihnen. Das schaffen wir gerade, zum Beispiel kommt auf der Praterstraße eine Spur weg und ein größerer Radweg auf beiden Seiten. Das ist die Realität in Wien. Apropos motorisierter Individualverkehr - auch das hat der Herr Bürgermeister dankenswerterweise angesprochen: Wenn Sie tatsächlich einen Beitrag dazu leisten wollen, dass wir weniger MIV in dieser Stadt haben, dann bitte ich Sie - obwohl es eigentlich komisch ist, dass ich Sie bitten muss: Wirken Sie auf Ihre Bundesministerin ein, damit wir endlich die Änderung der Straßenverkehrsordnung bekommen und unser Zufahrtsmanagement in der Inneren Stadt machen können! Das dankt Ihnen dann nicht nur die Stadt Wien, sondern das danken Ihnen auch andere Städte in Österreich. Ich verstehe das überhaupt nicht. Vor Kurzem gab es wieder eine Novelle der Straßenverkehrsordnung. Genau dieses Thema war nicht dabei. Das ist sehr komisch. Auch das ist eine Ausblendung der Realität. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Zum Schluss möchte ich auch noch die eigentlich wichtigste Gruppe im Verkehr ansprechen, das sind nämlich die Fußgängerinnen und Fußgänger. Erstens sind wir das alle, und es ist mit Abstand die größte Gruppe im Verkehr. Ich freue mich sehr, dass ich jetzt Werbung für die FußgängerInnenkonferenz machen kann - nicht von der Stadt Wien, sondern von einem Verein. Sie wird aber von der Stadt Wien, konkret von der MA 18 in Aspern, gefördert und unterstützt. Beteiligen Sie sich doch bitte am ersten Tag an den Exkursionen, bei denen mehrere Projekte in Wien, durch die der FußgängerInnenverkehr verbessert wird, ganz konkret angeschaut werden. Denn FußgängerInnen fordern zu Recht eine hohe Aufenthaltsqualität ein, weil das den FußgängerInnenverkehr fördert: Breitere Gehsteige, Begrünung, Beschattung, Verweilplätze, Wasserelemente und - ganz wichtig - Barrierefreiheit. Was passiert? All das wird von der Stadt Wien gemeinsam mit den Bezirken umgesetzt. Das ist die Realität in Wien. Ganz zum Schluss: Werden die Wienerinnen und Wiener, wenn man sich ihr gesamtes Mobilitätsverhalten täglich von Montag bis Sonntag und vom 1. Jänner bis Silvester anschaut, für dieses Mobilitätsverhalten belohnt? Nein, sie werden von der Bundesregierung auch noch dafür bestraft, weil die Wienerinnen und Wiener den niedrigsten Klimabonus von allen bekommen. Nur in Wien wird so wenig Klimabonus ausbezahlt, und dann wird sogar noch zwischen den Bezirken differenziert. In Margareten bekommt man weniger als in Döbling oder in Simmering. Nichts gegen diese beiden Bezirke, aber das kann doch nicht sein. Diese Stadt investiert Millionen nach Millionen jährlich für den öffentlichen Verkehr, für den Radverkehr und für die FußgängerInnen. Was passiert? Wir bekommen den geringsten Klimabonus dafür. Das ist ein dringender Handlungsbedarf. Das sollten Sie dringend umsetzen. - Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und NEOS.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Irschik. Ich erteile es ihm. Bitte. GR Wolfgang Irschik (FPÖ): Herr Vorsitzender! Herr Bürgermeister! Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren des Gemeinderates! Jetzt gehöre ich halt auch schon zu den Älteren hier in diesem Saal. Ich kann mich erinnern, dass es vor 45 Jahren die Geschichte mit dem sauren Regen gab: Es werden bald alle Wälder sterben, es bleiben keine Bäume mehr übrig. Inzwischen hat sich die Waldfläche in Österreich sogar vergrößert. Der Schmäh hat nicht funktioniert. Der nächste Schmäh war dann vor ungefähr 30 Jahren das Ozonloch. Daran könnt ihr euch vielleicht auch noch erinnern: Wir werden bald alle verbrennen. Ich höre jetzt nichts mehr vom Ozonloch. Angeblich hat es sich wieder geschlossen. Dann kam der Stein der Weisen, das ach so furchtbare CO2. Das ist also total furchtbar. Meine Damen und Herren, das ganze Klimakasperltheater hat vielleicht vor drei oder vier Jahren funktioniert. Jetzt funktioniert es nicht mehr. Von der großen Weltretterin, der Schulschwänzerin Greta Thunberg, höre ich jetzt eigentlich nichts mehr. Na, ein bisschen hört man schon noch, nämlich antisemitische Äußerungen bei Pro-Palästinenser-Kundgebungen. Das ist das Einzige, was man noch von ihr hört, von der Schulschwänzerin mit reichen Eltern - ich glaube, der Vater ist Regisseur, die Mutter Opernsängerin, es ist also Geld dahinter - und einer politischen Nähe - ja, so ein Zufall, sehr überraschend - zu den GRÜNEN. Auf einmal ist sie weg. Das ganze Klima-Desaster funktioniert nicht mehr. Vielleicht hat sich irgendjemand schon einmal die Mühe gemacht zu überlegen: Was ist eigentlich das Klima? Die Definition des Wortes Klima haben wir einmal in der Schule gelernt. Was ist das? Ein statistischer Wert: Wie viele Sonnenstunden gibt es? Wie groß ist die Niederschlagsmenge? Und so weiter, und so fort. Das Wort Klimaschutz ist also schon ein saftiger Blödsinn. Was schützen wir eigentlich? Zahlen? Haben wir einen Zahlenschutz, oder was schützen wir? Die Niederschlagsmengen? Zu viel Niederschlag ist genauso schlecht wie zu viele Sonnenstunden. Es ist also ein doppelter und dreifacher Blödsinn. So einfach ist das Ganze. Was haben wir auch gehört? Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl (unterbrechend): Kollege Irschik, bitte. Es ist schon spät, aber wir sind nicht am Stammtisch in Floridsdorf. - Bitte. GR Wolfgang Irschik (fortsetzend): Ja, keine Frage. Ich nehme es zur Kenntnis, Herr Vorsitzender. Ich nehme es zur Kenntnis. Was haben wir auch gehört? Corona kam zur Sprache, meine Damen und Herren. Wir sollen in der Corona-Krise die öffentlichen Verkehrsmittel vielleicht nicht so stark benutzen, weil Ansteckungsgefahr besteht, und so weiter, und so fort. Ja, in der Corona-Krise waren wir froh, dass der eine oder andere wieder mit dem eigenen Auto fährt. Könnt ihr euch noch erinnern? Schon, nicht wahr? Das war schon ganz interessant. Was haben wir gehört, als die Dringliche vorgelesen wurde? Anfang April hat es 30 Grad gehabt. Ende April haben wir winterliche Bedingungen gehabt. Das hättet ihr auch sagen können. Der April 2023 war der kälteste April seit mehr als 50 Jahren. Da habe ich eigenartigerweise nichts vom Klimawandel gehört. Schuld sind also sowieso alle Autofahrer, weil der CO2-Ausstoß nicht von Wirtschaft und Industrie kommt. Er kommt nur vom Automobil. Ein Mal mehr darf ich Ihnen meine Zahlen präsentieren: Der Bundesfinanzminister erhält mehr als 14 Milliarden EUR pro Jahr aus dem Straßenverkehr. Es hängen mehr als 400.000 Arbeitsplätze daran, Tendenz leider sinkend. Meine Damen und Herren, ich glaube, ich bin ja nicht der Einzige, der Wirtschaftsnachrichten liest. Da gibt es einen gewissen Stefan Pierer, das ist der Chef von KTM. KTM ist ein altes, traditionsreiches oberösterreichisches Unternehmen, das Anfang beziehungsweise Mitte der 1990er Jahre massive wirtschaftliche Probleme hatte. Stefan Pierer hat eine - ich darf das sagen - Nähe zur ÖVP, ist aber wie auch immer ein gescheiter Mensch und erfolgreicher Unternehmer. Er gibt ein kryptisches Interview und sagt: Na ja, über kurz oder lang werden energie- und arbeitsreiche Betriebe Österreich verlassen. Ein paar Wochen später war er einer der Ersten. Er baut in Österreich 300 Arbeitsplätze ab. Drei Mal dürft ihr raten, wo er produzieren lässt: in China und in Indien. Wunderbar: China und Indien schützen Arbeitsplätze, wir schützen das Klima. Da wird es bergauf gehen - eigentlich eine traurige Geschichte. Abgesehen von der individuellen persönlichen Freiheit fahre ich mit meinem Auto, wann ich will. Ich bezahle dafür auch mehr als genug. Zur Parkraumbewirtschaftung, Herr Bürgermeister und Frau Stadträtin: Wir haben uns schon ein bisschen mehr für die Autofahrer erwartet, als das Ressort von den GRÜNEN zu den Sozialdemokraten überging. Na, viel besser ist es nicht geworden. Es wird zurückgebaut. Sie haben in Ihrer Rede selbst gesagt: Auf den ganzen Straßen - wir sind jetzt in unserem Heimatbezirk Floridsdorf -, auf der Prager Straße, der Floridsdorfer Hauptstraße, Am Spitz, und so weiter wird zurückgebaut, weil wir dort einen Radweg, da einen Radweg und noch einen Radweg brauchen. Es gehen dabei aber Parkplätze verloren. Die Parkraumbewirtschaftung wurde aber eingeführt. Das heißt: Zahlen ja, Parkplatz nein. Wir bezahlen für eine Leistung, die nicht erbracht wird. Na ja, das kann es aber auch nicht wirklich sein. Es gibt keine Gegenleistung. (Beifall bei der FPÖ.) Der Herr Bürgermeister hat auch die Bürgerbefragung angesprochen. Ich habe in einer Rede schon einmal gesagt - ich sage es wieder: Bei einem Projekt in der Schleifgasse sind 3.000 Fragebögen versandt worden. 5 Prozent sind zurückgekommen. Das hat also nicht wirklich jemanden interessiert. 150 Fragebögen sind zurückgekommen. Auf die Frage, ob sie glauben, dass sich die Lebensqualität verbessert, haben von den 150 Befragten mehr als 60 Prozent gesagt: Nein. Hat es etwas genutzt? Nein. Es ist trotzdem umgebaut worden. Wie schaut die wirtschaftliche Entwicklung aus? Die Trafik, die es dort an der Kreuzung zur Schleifgasse vorne beim Floridsdorfer Markt gibt, hat mehr als 10 Prozent Umsatzrückgang. Dort gibt es ein Lokal - ich glaube, es sind gebürtige Albaner, das weiß ich nicht -, wo ich mit einer Mitarbeiterin gesprochen habe. Vielleicht ist sie auch Geschäftsführerin. Sie hat gesagt: Ja, der Bezirksvorsteher sagt einem, wie schön der Umbau geworden ist. Nur kann ich von schön meine Miete nicht bezahlen. - Eine gescheite Frau. Wir haben einen Umsatzrückgang. Was haben wir noch? - Wir haben in unmittelbarer Nähe einen Tierarzt, wir haben einen praktischen Arzt und wir haben einen Zahnarzt. Patienten und Tierhalter finden keinen Parkplatz mehr. Dann gibt es eine Arbeitsgruppe Floridsdorfer Markt. Wie kann ich das attraktiveren? Indem ich die Autofahrer bekämpfe? So wird es nicht sein. Wir wissen es ja - wir sind ja alte Floridsdorfer: Der Floridsdorfer Markt war einer der beliebtesten. Aus dem angrenzenden Niederösterreich sind sie gekommen. Aus ganz Wien sind sie gekommen. Nur haben sie einen Parkplatz gefunden. Jetzt haben sie keinen mehr. Dann werden sie nicht kommen. Mit der Straßenbahn werden sie nicht kommen, mit dem Fahrrad werden sie auch nicht kommen. Das gilt es halt, alles zu bedenken. Was haben wir noch? Wir sind ja zum Teil auch so auf das Elektroauto fokussiert. Auch das ist ein Schmarrn. Die europäische Industrie hat sich da auf einen Wettkampf eingelassen, den sie gegen China niemals gewinnen kann. Warum? Weil die Lohnnebenkosten und die Lohnkosten in Europa ganz einfach höher sind als in China. Sie verkaufen uns jetzt den ganzen Schrott, während der chinesische Staat schon längst wieder in Forschung und Entwicklung der Verbrennungskraftmaschine investiert. Vielleicht haben es manche von euch verfolgt. Wenn ich es sagen darf: Ich weiß, Kollege Hursky ist technikaffin, StR Hacker ist technikaffin, Kollege Taborsky ist technikaffin. Gott sei Dank gibt es so etwas also auch noch. China hat soeben den effizientesten Dieselmotor der Welt vorgestellt, meine Damen und Herren. Was stellen wir vor? Lastenräder. So werden wir auf Dauer, glaube ich, nicht unbedingt reüssieren. (Beifall bei der FPÖ.) Zu dieser ach so furchtbaren CO2-Belastung: Ich höre nichts von den sogenannten E-Fuels, den synthetischen Kraftstoffen. Die sind CO2-neutral, meine Damen und Herren. Da braucht man gar nichts neu zu erfinden. Bestehende Tankstellen kann man adaptieren. Was heißt, adaptieren, die Kessel sind vorhanden. Es gibt Biokraftstoffe. Was ist ein Biokraftstoff? Damit meine ich jetzt nicht, dass Lebensmittel verschwendet werden. Es werden alte Speisefette und alte Speiseöle wiederaufbereitet. Die CO2-Bilanz ist fast null. Also was wollt ihr haben? Das funktioniert ja tadellos. Wie gesagt, glaube ich nicht, dass ich der Einzige bin, der Wirtschaftsnachrichten liest. Da gibt es den - wie heißt es auf Neudeutsch - Thinktank Agenda Austria. - Was hat man eigentlich früher gesagt? - Die sagen zum Beispiel, dass kein EU-Land schwächer wächst als Österreich. Darüber sollte man nachdenken, nicht über den Klimaschmarrn und CO2. Was schreiben Sie? Sie schreiben zum Beispiel: "Fünf verlorene Jahre - Veränderung des realen BIP pro Kopf, 2019 bis 2024 in Prozent". Kroatien schneidet da sehr gut ab, nämlich mit plus 23,3 Prozent. Dann pendelt sich das irgendwann ein. Dann kommt noch Spanien mit 1,6 Prozent. Meine Damen und Herren, wir sind das Schlusslicht. Wie gesagt, ist das die Agenda Austria. Das hat nicht unbedingt etwas mit der Freiheitlichen Partei zu tun. Österreich liegt bei minus 1,7 Prozent. Das sind die Dinge, meine Damen und Herren, die uns zu denken geben sollten und nicht irgendein grüner Lavendel, das Klimakasperltheater, das CO2-Kasperltheater und sonstiges Kasperltheater. So werden wir wirtschaftlich nicht überleben können, meine Damen und Herren. Ich darf schon auch ein bisschen Egoist sein. Ich bin gespannt, wer einmal meine oder unsere Pensionen finanzieren wird. Die Klimakleber oder sonst irgendjemand werden es sicher nicht sein. (Beifall bei der FPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Pipal-Leixner. Ich erteile es ihr. Bitte. GRin Mag. Angelika Pipal-Leixner, MBA (NEOS): Herr Vorsitzender! Herr Bürgermeister! Zuhörerinnen und Zuhörer! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Danke an die Kolleginnen und Kollegen von den GRÜNEN für diese Dringliche. Ich rede ja immer sehr gern über Mobilitätspolitik und darüber, was wir als Fortschrittskoalition in dem Bereich weiterbringen. Ich frage mich aber, ob es für die GRÜNEN so positiv ist, das Thema anzusprechen, denn Sie haben in Ihren zehn Jahren mit einer grünen Planungsstadträtin beim Modal-Split nicht viel weitergebracht. Der Kfz-Anteil hat bei 27 beziehungsweise 28 Prozent stagniert. Ich würde die Kritik verstehen, wenn Sie es tatsächlich besser gemacht hätten, aber das habt ihr nicht, im Gegenteil. Ja, die Innere Mariahilfer Straße war ein mutiges Projekt - eines. In den bisher erst dreieinhalb Jahren der Fortschrittskoalition sind wir hingegen schon etliche mutige Projekte angegangen, viele sind auch schon umgesetzt. Sie schreiben, dass sich beim Autoverkehr nichts ändert und dass der Platz für den Autoverkehr nicht angetastet wird. Das ist schlicht falsch, im Gegenteil: Es gibt zahlreiche Projekte, bei denen der Straßenraum zu Gunsten des Fuß- und Radverkehrs neu verteilt wird und Flächen für Kfz stark reduziert werden. Um nur einige zu nennen: Krottenbachstraße, Äußere Mariahilfer Straße, Hütteldorfer Straße, Äußere Währinger Straße, Praterstraße, Lassallestraße, Wiedner Hauptstraße, Wagramer Straße, Argentinierstraße, und, und, und. Überall dort werden Kfz- Spuren - Park-, Fahrspuren oder beides - zu Gunsten von Entsiegelung, Begrünung und mehr Platz für Menschen zu Fuß und mit dem Fahrrad gestrichen. Das geht, weil immer weniger Wienerinnen und Wiener ein eigenes Auto haben. Ich gebe aber Kollegin Olischar recht. Wir müssen noch mehr PendlerInnen zum Umstieg auf die Öffis bewegen. Bei den Wienerinnen und Wienern beträgt der Anteil des Umweltverbunds drei Viertel, bei den PendlerInnen ist es zirka umgekehrt. Deshalb haben wir, wie auch der Herr Bürgermeister schon erwähnt hat, als einen der ersten Schritte in der Fortschrittskoalition das Parkpickerl auf alle Bezirke ausgeweitet. Wir verbessern die Öffi-Verbindungen dort, wo das unsere alleinige Kompetenz ist. Allerdings sind da natürlich auch der Bund und Niederösterreich gefragt. Gerade beim Thema Straßenbahnen ins Umland, das angesprochen wurde, scheitert es leider an Niederösterreich. Wien hätte da seinen Teil der Abmachung natürlich sehr gern erfüllt. Wien unterstützt sogar den Bau von Park&Ride-Anlagen im Umland, was ich persönlich sehr großzügig finde. Ich sehe das eigentlich eher in der Verantwortung der Umlandgemeinden und Länder allein. Wien hilft aber auch dort mit, um die Pendlerinnen und Pendler zum Umstieg auf die Öffis zu bewegen. Sie fordern in Ihrer Dringlichen eine City-Maut. Wie soll denn die umsetzbar sein, wenn Sie schon der verkehrsberuhigten Inneren Stadt nicht zustimmen? Wie soll denn eine City-Maut ohne kamerabasiertes Zufahrtsmanagement funktionieren? (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Zurück aber zum Positiven: Beim Ausbau des Öffi-Netzes sind schon viele Maßnahmen auf Schiene. Ich werde mich hier nicht verbreitern. Das haben schon einige vor mir gesagt. Nur ganz kurz, weil konkret Liesing angesprochen wurde, wo angeblich nichts gemacht wird: Dort wurden konkret Buslinien neu organisiert, um die Anbindung an die U- und S-Bahn-Stationen zu verbessern. Der WienMobil Hüpfer wurde ebenso wie in der Donaustadt eingeführt. Das ist sozusagen das neue Anrufsammeltaxi, ein Bedarfsverkehrsangebot. Eine Studie für den S-Bahn-Ring liegt vor, die besagt, dass der S-Bahn-Ring sinnvoll und möglich ist. Auch da ist eine Zukunftsvision also schon auf dem Weg. Sie sprechen den Ring, die Zweierlinie und den Gürtel an. Ja, da gebe ich Ihnen recht: Wir brauchen da eine große Vision. Wir NEOS haben die Vision des verkehrsberuhigten Rings, wo der private Kfz-Verkehr durch die Reduktion von Fahr- und Parkspuren deutlich reduziert werden kann. Man kann dort den vielen Radfahrerinnen und Radfahrern mehr Platz geben, indem bisherige Kfz-Spuren zu einem Fahrrad-Highway umgestaltet werden. Ein Schritt auf dem Weg zu dieser Vision wäre idealerweise - es wäre schön, ist aber kein Muss - die verkehrsberuhigte Innere Stadt. Denn indem man die Einfahrten in den Bereich innerhalb des Ringes reduziert, könnte man natürlich auch den Verkehr am Ring reduzieren. Es soll aber nicht nur der 1. Bezirk verkehrsberuhigt werden. Menschen in allen Teilen der Stadt haben natürlich ein Recht auf weniger Verkehr, weniger Lärm, Abgase und Hitze. Deshalb wäre eine Herangehensweise zum Beispiel die Abwechslung der Einbahnführung von bisherigen Haupteinfahrtsstraßen, wie es zum Beispiel bei der Äußeren Mariahilfer Straße und der Äußeren Währinger Straße schon gemacht wird, um Platz für Radwege, breitere Gehsteige sowie Grün- und Erholungsflächen zu schaffen. Ja, das Reduzieren von Parkplätzen an der Oberfläche, das damit einhergeht, hält natürlich Menschen auch davon ab, mit dem Auto in die Stadt hineinzufahren, wenn sie dort keinen Parkplatz vorfinden. Ihre Kritik am Radwegeausbauprogramm kennen wir. Ich muss Sie aber auch da korrigieren: Wir bauen so viele Radwege wie nie zuvor. Unter grünen PlanungsstadträtInnen wurde nur ein Bruchteil davon errichtet, vor allem waren es auch nicht so viele baulich getrennte Radwege, sondern sehr viele gefährliche aufgepinselte Mehrzweckstreifen entlang der Dooring-Zone. Damit haben wir soweit Schluss gemacht. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Es ist aber natürlich noch lang nicht genug. Wir werden auch dort weitermachen. Die Kapazitäten der Planungs- und Ausführungsabteilungen sind am Anschlag. Es arbeiten alle auf Hochtouren. Die nächsten Projekte warten schon auf Umsetzung und sind in Planung. Es kommen auch unterm Jahr immer wieder neue Projekte spontan hinzu, die im jährlichen Ausbauprogramm noch gar nicht angekündigt wurden. Wie meine Aufzählung zum Beispiel im Hinblick auf Pendlerinnen und Pendler zeigt, ist Wien aber keine Insel. Dass auf Bundesebene weiterhin Pendlerpauschale, Dienstwagenprivileg, Steuerbegünstigung für Diesel und der WienerInnen benachteiligende sogenannte Klimabonus existieren, hilft halt auch nicht weiter. Genauso wenig hilft ein Kanzler, der gegen das auf EU-Ebene längst beschlossene Verbrenner-Aus lobbyiert. Als Wiener Stadtregierung arbeiten wir dennoch mit Hochdruck daran, die Vision einer Stadt umzusetzen, in der alle gut, sicher, selbstständig und klimafreundlich unterwegs sein können. An dieser Stelle danke an alle, die tagtäglich an der Umsetzung und der Planung dieser Vision arbeiten. - Danke schön. (Beifall bei NEOS und SPÖ.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GR Stark. Ich erteile es ihm. Bitte. GR Kilian Stark (GRÜNE): Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Auch an dieser Stelle Danke, dass sie sich zu später Stunde so viel Zeit für dieses wichtige Thema nehmen. Das muss ich wirklich positiv hervorheben. Das ist auch bei anderen Dringlichen keine Selbstverständlichkeit. Abgesehen davon, dass Sie uns sehr viel von der Presseaussendung, die die SPÖ heute ausgeschickt hat, noch einmal mitgegeben haben - es ist natürlich Ihr gutes Recht, dass Sie das, was Sie aus Ihrer Sicht positiv finden, hervorstreichen -, ist mir bei Ihrer Beantwortung allerdings etwas aufgefallen. Es hat mich schon überrascht, weil wir die Dringliche Anfrage hier ja nicht überfallsartig, sondern bereits letzte Woche eingebracht haben - und das auch nicht zum Spaß an die Adresse der SPÖ, sondern weil es in dieser Stadt niemanden gibt, der uns sagen kann, wo die Stadt bei diesen wichtigen Benchmarks steht. Insofern kann und muss ich auch auf den Einwand der NEOS antworten, in dem sie das Monitoring gelobt haben. Wir haben hier eine Anfrage mit wesentlichen Benchmarks zum Klimaschutz in einem wesentlichen Bereich gestellt. Sie haben es auch angesprochen. Es sind 40 Prozent. Das ist technisch lösbar. Wir haben gefragt: Wie steht es mit den privaten PKW? Weder konnten Sie uns beantworten, wo wir momentan stehen, noch, wie die Entwicklung ist. Bei den CO2-Emissionen gab es keine Antwort dazu, wo wir momentan stehen oder wie es mit der Mobilität steht. Beim Pendlerverkehr: Nichts dazu, worauf Sie sich ursprünglich beziehen, und auch nichts dazu, wie es sich entwickelt hat. Beim Binnenverkehr in den Bezirken nach der Parkraumbewirtschaftung: Kein Status quo, wo wir liegen, keine Information darüber, wie sich das verändert hat. Bei der Stellplatzreduktion ebenso: Keine Antwort, wie viele Stellplätze umgenutzt wurden. Die Zero Emission Zones, die Umweltzonen, haben Sie erst gar nicht behandelt, obwohl das, wie gesagt, im Klimafahrplan steht. Wie viele Kilometer Straßenbahnen in den Außenbezirken gebaut wurden, haben Sie auch nicht gesagt - vielleicht, weil Sie auf die Zahl nicht so stolz sind. Bei der Frage nach den Radwegkilometern haben Sie sich auch auf die Radinfrastruktur zurückgezogen. Mir wurde hier vorgeworfen, dass wir eine Realitätsverweigerung betreiben. Genau die Tatsache, dass es so eine Realitätsverweigerung im Mobilitätsbereich gibt, ist der Grund für diese Dringliche. Die Debatte zeigt mir auch, dass es notwendig ist. Denn ich gebe Kollegen Gara recht: Der Mobilitätsbereich ist technisch gelöst. Wir wissen alles, was zu tun ist. Alle Werkzeuge, die wir brauchen, haben wir in der Hand. Wir müssen sie einsetzen. Diese 40 Prozent - der Bürgermeister hat sogar 43 Prozent gesagt - sind der größte Sektor. Wir kommen keinen Millimeter weiter oder viel zu wenig weit, wenn wir da nicht ansetzen. Der einzige Benchmark, der veröffentlicht ist, ist nun einmal der Modal-Split. Der zeigt uns: In den letzten Jahren gibt es keinen Fortschritt. Das ist auch der Grund dafür, dass es da dringlich etwas zu tun gibt. Wenn man einen Benchmark hat und man hat das Ziel, er soll auf 15 Prozent kommen - die Zahl kommt ja auch nicht von mir, die kommt von Ihnen, sie steht im Klimafahrplan -, und man merkt Jahr für Jahr, dass da nichts weitergeht, dann muss man doch etwas ändern. Das hat mir gefehlt. Ich habe keine einzige Aussage dazu gefunden, dass jetzt auf Grund dessen, dass dieser wichtige Benchmark keinen Fortschritt bringt, etwas geändert wird. Ich habe die Hoffnung gehört, dass sich die Trends weiter fortschreiben und es sozusagen irgendwie durch Zuschauen zu einer Reduktion kommt. Ich glaube, dass die vergangenen Jahre gezeigt haben: Wenn das passiert, dann passiert es definitiv zu langsam. Wir sind einfach auf dem Weg, dass wir diese Ziele krachend verfehlen. Ich kann nicht auf alles eingehen. Als Letztes muss ich aber schon noch an die Adresse der SPÖ richten: Wenn uns hier vorgeworfen wird, dass da viel zu wenig passiert, so ist das absolute Gegenteil der Fall. In keiner Regierung ist beim Klimaschutz so viel weitergegangen wie unter dieser Regierung. Keine Klimaschutzministerin hat beim Klimaschutz so viel weitergebracht wie diese Klimaschutzministerin. (Beifall bei den GRÜNEN.) Wer war nicht dabei? Das ist das Problem. Wer war beim Klimabonus und bei der CO2-Bepreisung, an der Sie kein gutes Haar lassen, nicht dabei? Ja, das CO2 wird einfach so zurückgehen, auch ohne Bepreisung. Wer war im entscheidenden Moment nicht dabei, als Sie Historisches hätten erreichen können, gemeinsam mit uns mit Zweidrittelmehrheit für ein Erneuerbare- Wärme-Gesetz? Da hätten wir wirklich einen Grundstein legen können. Wer hat im entscheidenden Moment den Schwanz eingezogen und hat aus parteipolitischen Gründen dagegen gestimmt, weil Sie nicht gewusst haben, wer gerade die Partei führt? Die SPÖ. Jetzt haben wir mit einer Förderung, die das Gleiche bringt, eine Alternative gefunden. Wir haben heute die niedrigsten Emissionen, seit die CO2-Emissionen nach oben gehen. Im Jahr 2023 wurde das für das Jahr 2022 veröffentlicht. Wir sind bundesweit grundsätzlich auf dem richtigen Pfad. Es müssen aber alle mitmachen, auch das Land Wien. Ja, Wien ist von allen Bundesländern am weitesten vorn. Es wäre aber auch traurig, wenn die einzige Metropole Österreichs das nicht wäre. Ich würde dafür plädieren: Vergleichen wir uns nicht mit Eisenstadt, sondern strecken wir uns nach der Decke und suchen wir die besten Lösungen! Ich hoffe so wie bei vielen anderen Dingen, dass die Vorschläge, die wir bringen, vielleicht sickern und dann im Anschluss doch umgesetzt und als eigene verkauft werden. Das würde mich wirklich freuen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.) Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen Anfrage ist somit beendet. Wir kommen nun zu den noch vorliegenden Anträgen. Antrag der GRÜNEN, Ausbauziele für Radverkehr umsetzen. Wer dem beitritt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Die Zustimmung erfolgt bei den Antragstellern, den GRÜNEN, gegen alle anderen Fraktionen. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der GRÜNEN betreffend Klimawende durch Reduktion des motorisierten Individualverkehrs. Bitte um ein Zeichen, wer dem zustimmt. - Zustimmung bei den GRÜNEN gegen alle anderen Fraktionen. Hat nicht die erforderliche Mehrheit und ist daher abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend Öffi-Ausbau in Außenbezirken vorantreiben. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei der ÖVP und bei den GRÜNEN gegen die anderen Fraktionen. Hat nicht die erforderliche Mehrheit. Antrag der GRÜNEN betreffend Beibehaltung der 365-EUR-Jahreskarte. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei den GRÜNEN, bei der FPÖ, bei GR Kieslich und bei der ÖVP. Das ist nicht die erforderliche Mehrheit und daher abgelehnt. Antrag der GRÜNEN betreffend autofreie Schulvorplätze. Wer dem beitritt, bitte um ein Zeichen. - Zustimmung bei den GRÜNEN gegen alle anderen Fraktionen. Damit ist der Antrag abgelehnt. Damit sind wir am Ende der öffentlichen Sitzung angelangt. Ich darf mich von allen Damen und Herren, die im Livestream dabei sind, verabschieden. Wir kommen nun zu einer nicht öffentlichen Sitzung. Schönen Abend. (Schluss um 22.01 Uhr.) Gemeinderat, 21. WP 22. Mai 2024 54. Sitzung / 21