Gemeinderat, 44. Sitzung vom 22.11.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 91
können. Diese Möglichkeit macht das Ernst-Happel-Stadion jetzt schon sensationell, wir glauben aber, dass wir mit der Überdachung einen zusätzlichen Boost erreichen können.
Zudem hat das natürlich einen Impact auf den Tourismus. Wir wissen, dass bei den Open-Air-Konzerten im Happel-Stadion im Durchschnitt 50 Prozent der Besucher aus Wien und knapp 20 Prozent aus den Bundesländern kommen. Immerhin kommen aber über 30 Prozent aus dem Ausland, insbesondere von unseren direkten Nachbarn, also aus Ungarn, Tschechien und der Slowakei, weil wir wirkliche Event-, Veranstaltungs- und Konzert-Highlights in diesem Stadion durchführen können.
Jetzt komme ich noch zur Umsatzverteilung bei der derzeitigen Auslastung. Lediglich 3 Prozent entfallen auf den ÖFB und 4 Prozent auf sonstige Quellen. 93 Prozent kommen jedoch von Open-Air-Veranstaltungen. Im Hinblick darauf meine ich, dass man da klar ansetzen muss. Wir dürfen diesen Fokus nicht unterschätzen und nie aus den Augen verlieren, dass wir in diesem Zusammenhang nicht nur über ein Fußballstadion, sondern über eine Veranstaltungsstätte diskutieren.
Wie geht es jetzt weiter? - Wir beschließen hier heute einmal bauliche Maßnahmen zur Energieautonomie. Wir beschließen den finanziellen Rahmen für die Überdachung. Was wir auch beschließen, ist, dass wir hier einen Partizipationsprozess starten. Dieser ist mir besonders wichtig. Ich will jetzt nicht sagen: „That‘s it!“ Vielmehr gehen wir ganz klar den Schritt, dass wir mit allen Stakeholdern, mit der Sportverwaltung, der Gastronomie, der Politik, und so weiter, darüber sprechen, was dieses Stadion in Zukunft leisten können soll und wie es sozusagen State of the Art sein kann. Für mich persönlich - und das ist meiner Meinung nach auch die Haltung der Stadtregierung - ist das ein völlig offener Prozess. Es kann in die Richtung gehen, dass wir sagen, wir werden jetzt Austragungsstätte für alle Fußballspiele in ganz Österreich. Das wird, glaube ich, nicht passieren, ich stelle das aber jetzt einmal abstrakt dar. Es kann aber auch eine reine Konzert-Location sein. Es kann sein, dass wir den gesamten Gastronomiebereich renovieren. Es kann sein, dass wir die Kabinen neu bauen. Es kann sein, dass wir größere VIP-Klubs und VIP-Tribünen brauchen. Es kann sein, dass wir die gesamte Tribünensituation völlig neu gestalten. Das ist ein völlig offener Prozess.
Ich freue mich wahnsinnig über diesen Prozess. Wir haben das in fachkundige Hände gelegt: Urban Innovation Vienna wird diesen Prozess begleiten, und dieser startet noch heuer, weil wir mit dem Bekenntnis zu diesem Stadion und dieser Veranstaltungsstätte zeitnah schon die richtigen Maßnahmen setzen wollen. Ich freue mich sehr, dass wir dieses Geld in die Hand nehmen werden. Ich freue mich sehr auf ein schöneres, moderneres Ernst-Happel-Stadion und noch weitere 30 Jahre mit schönen Erinnerungen und schönen Erfolgen, wie wir auch gestern einen erleben durften. - Vielen Dank. (Beifall bei NEOS, SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Arsenovic, und ich erteile es ihm. Bitte, Herr Gemeinderat.
GR Johann Arsenovic (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
Maxi Krauss ist jetzt leider nicht da. Deswegen werde ich jetzt nicht viel auf seine Ausführungen eingehen. Ich möchte aber gerne einen Punkt erwähnen, vielleicht kann man ihm das ausrichten. Wenn wir heute einen Sportakt über 100 Millionen zusätzliche Finanzierung beschließen, dann hält das Argument nicht, wenn er sagt: Wir geben nur 70 Millionen im Jahr aus. Das wollte ich nur gesagt haben. (Beifall bei GRÜNEN, SPÖ und NEOS.) Ich möchte das aber positiv formulieren und die Einladung wirklich noch einmal an den Landessportrat aussprechen, aber dazu komme ich vielleicht eh noch einmal im Detail.
Ich weiß nicht: War jemand von euch gestern im Prater? War jemand dort? (GR Marcus Gremel, MBA: Ich war dort!) Ja. Das habe ich gewusst! Ich beneide dich fast ein bisschen! Ich war leider nicht dort, ich konnte aber den größten Teil zumindest im Fernsehen anschauen. Solche Matches schaue ich mir gerne im Sender des Gegners an, in diesem Fall war es ZDF, und gestern - das brauche ich jetzt eh nicht zu sagen - war das besonders spannend, und ich habe es besonders genossen. Interessant war für mich auch, dass der Moderator im ZDF Wien extrem gelobt hat. Er hat so über die Stadt gesprochen, dass ich mir schon gedacht habe, dass er ein Angestellter von WienTourismus ist. Er hat über das Österreichische Nationalteam gesprochen, er hat aber auch über das Stadion und lustigerweise auch über das Dach des Stadions gesprochen. Das war unglaublich positiv, es war sehr angenehm, das anzuhören, und es war für mich überraschend, dass er auch über die Dachkonstruktion des Stadions gesprochen hat - Da habe ich mir gedacht: Wenn du nächstes Mal vom nächsten Match berichtest, dann wirst du sicherlich berichten, dass wir Europameister sind. (Zwischenruf von GRin Martina Ludwig-Faymann.) Moment! Er wird nicht vom ÖFB-Nationalteam berichten. So weit sind wir vielleicht noch nicht, um Europameister zu sein! Er wird aber sicherlich sagen müssen, dass wir im Hinblick auf das Ernst-Happel-Stadion Europameister sind, denn das wird ein europameisterliches Stadion sein, wie es ein solches in Europa sonst nirgendwo anders geben wird! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Ich sage gleich, warum: Wir stellen nämlich die Energieversorgung des Ernst-Happel-Stadions auf komplett neue Beine. Ab 2024 wird, wie alle wissen, die den Akt gelesen haben, eine Photovoltaikanlage errichtet, mit der der gesamte Stromverbrauch des Stadions gedeckt wird. Beziehungsweise muss ich mich korrigieren: Es geht nicht nur um das Stadion, sondern es wird ein Energieplus geben. Die Photovoltaikanlage wird eigentlich ein Kraftwerk sein, es wird nämlich so viel produziert werden, dass auch die umliegenden Gebäude, in diesem Fall vor allem das Stadionbad, mit Strom versorgt werden. (GR David Ellensohn: Es wird ganz einfach grüner!) Ja. Es wird grüner. Es wird aber wirklich einzigartig in Europa sein, dass es ein energieautarkes Station gibt, ein Energie-Plus-Stadion und damit einen Europameister. Und ich muss sagen: Was die klimafitte Sanierung der restlichen Sportflächen in Wien betrifft, da sind wir nicht Europameister, sondern da sind wir sogar Weltmeister. (Beifall bei den GRÜNEN.)
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