Gemeinderat, 37. Sitzung vom 25.04.2023, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 103
System ist, das nur sehr begrenzte Öffnungszeiten erlaubt. Ohne die ehrenamtlichen Personen, die da sind und die Bezirksmuseenaufsicht haben, können sie nicht geöffnet werden. Das heißt, dass sehr viel brachliegt, was schade ist.
Vor dem Hintergrund wurde dann 2020 ein Relaunch der Bezirksmuseen gestartet. Ursprünglich war der auf drei Jahre begrenzt. Unter dem Label „Bezirksmuseen reloaded“ wurde das Budget für die Bezirksmuseen beinahe verdoppelt. Im Wien Museum wurde eine Stabstelle eingerichtet und drei „cultural fellows“, also drei neue, junge KuratorInnen in Ausbildung, wurden angestellt, damit sie den Bezirksmuseen ein bisschen unter die Arme greifen können. Im Frühjahr 2023 soll dann entschieden werden, wie es mit den Bezirksmuseen weitergeht. Das alles ist gut. Das Problem ist nur: Es ist jetzt ohne öffentliche Evaluierung, also ohne Evaluierung, die uns öffentlich zugänglich ist. Es wird vielleicht schon eine geben. Ohne öffentliche Evaluierung ist dieser Akt des Wien Museums nun wieder am Tisch, nämlich, dass das „Bezirksmuseum reloaded“ weitergehen soll.
Ich finde das sehr schade. Ich finde, hier wurden einige Chancen vergeben, weil klar ist: Es gibt tatsächlich einen Bedarf an Unterstützung bei den Bezirksmuseen. Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen haben kaum zusätzliche Kapazitäten, um sogenannte Inventarisierungen oder Digitalisierungen des Bestands zu machen. Das heißt, wir wissen nicht genau, was es dort alles gibt. Häufig ist die Lagerung von Artefakten in keiner Weise sachgemäß möglich. Sie liegen sehr oft in den Kellern der Amtshäuser statt in temperierten Räumen. Es gibt leider auch keine gemeinsame Plattform - weder online noch auf Papier -, auf der aufgelistet wäre, wo historische Gegenstände, Gemälde, Pläne oder was auch immer aus den Bezirksmuseen zu finden sind. Das heißt, es gibt wirklich viel zu tun.
Das ist schade, denn diese Sammlungen sind ja zum Teil über Jahrzehnte zusammengestellt und bleiben damit letztlich ungenutzt und auch der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Daher stellt sich natürlich die Frage: Wie könnte man das alles für das Publikum einerseits attraktiver oder andererseits überhaupt zugänglich machen?
Die Stadt besteht grundsätzlich weiter auf ehrenamtlicher Arbeit im Rahmen der Bezirksmuseen. Sie hat aber ein paar Posten geschaffen, um den Ehrenamtlichen unter die Arme zu greifen, was jetzt in den letzten 3 Jahren mit den jeweils 400.000 EUR pro Jahr passiert ist. Also 400.000 EUR pro Jahr sind da, nur um den Ehrenamtlichen unter die Arme zu greifen, nicht für die Grundstruktur der Bezirksmuseen. Was da aber genau passiert ist, wissen wir leider nicht. Wir wissen nur, was wir aus Pressemeldungen wissen. Das heißt, wir haben gehört, dass im Bezirksmuseum Wieden das Tröpferlbad offensichtlich sehr erfolgreich in ein Tröpferlbadmuseum umgestaltet worden ist. Wir wissen aber nicht, was sich in der Strukturerneuerung getan hat.
Wir wissen, dass die Gelder des Bezirksmuseums fortwährend nicht mehr in der AG Bezirksmuseen verwaltet werden, sondern über das Wien Museum ausgezahlt und auch von dort weiterverteilt werden. Wir wissen von diesen drei „cultural fellows“, die dem Bezirksmuseum zur Seite gestellt werden, und wir wissen von der Stabstelle.
Jetzt wäre es aber wichtig, in einer Evaluierung zu erfahren: Was genau hat in den letzten drei Jahren funktioniert und was hat nicht so gut funktioniert? Wo sollte man genauer hinschauen? Was sollen wir jetzt wirklich mit den 400.000 EUR pro Jahr machen? Das ist nicht wenig, das haben manche kleinen Theater als Jahresbudget. Was soll mit den 400.000 EUR pro Jahr in der nächsten Zeit passieren?
Deshalb haben wir einen Antrag geschrieben, in dem wir bitten, diese Evaluierung entweder vonstattengehen zu lassen oder sie - falls sie stattgefunden hat und nur nicht öffentlich geworden ist - zumindest zu veröffentlichen, damit man sich auf gemeinsame Ziele einigen kann, was diese Bezirksmuseen in Zukunft in dieser Stadt machen sollen, was genau die Rolle des Wien Museums in dem Ganzen ist und was die Rolle der AG Wiener Bezirksmuseen sein soll.
Was nämlich bisher fehlt, ist ein gemeinsames Bild, wie die Bezirksmuseen in dieser Stadt in Zukunft ausschauen sollen. Es wäre dringend notwendig, Fragen zu klären, wie: Welche Rolle sollen sie prinzipiell in der Museumslandschaft in der Stadt spielen? Welche Vermittlungsaufgaben können die Bezirksmuseen übernehmen? Was unterstützt sie? Wer programmiert die Bezirksmuseen in Zukunft, nämlich die Sonderausstellungen, nicht nur die Dauerausstellung? Sind sie ein Teil des Wien Museums und sozusagen dezentrale Stellen des Wien Museums, oder sind sie weiter autonome Ausstellungsräume? Was passiert mit den lokalen Sammlungen? Wie werden die zugänglich?
Meiner Meinung nach könnte man auch noch einmal darüber nachdenken, wie sie noch eher ein offenes Kulturzentrum für die lokale Bevölkerung werden können und wie sie damit auch die Identität des Bezirks leichter verstärken oder vermitteln oder den Leuten vielleicht auch näherbringen können.
Auf all diese Fragen haben wir mit dem dreijährigen Projekt „Bezirksmuseum reloaded“ leider noch keine Antwort gekriegt. Wir würden uns freuen, diese Antworten zu bekommen, weil an sich halten wir - und ich persönlich - die Bezirksmuseen wirklich für ein wichtiges Projekt.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich einen Ruck geben und unserem Antrag auf Veröffentlichung oder überhaupt Erstellung einer Evaluierung zustimmen können, damit wir wissen, wohin wir diese 400.000 EUR pro Jahr aus dem Kulturbudget in den nächsten Jahren investieren, was damit passiert und wie wir es für uns alle in dieser Stadt besser machen können. Das würde einerseits das kulturelle Leben in der Stadt unterstützen, und andererseits wäre es ein großer Schritt in Richtung Transparenz beim Kulturbudget. Bitte unterstützen Sie diesen Antrag. - Herzlichen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Peter L. Eppinger.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Mag. Sachslehner.
GRin Mag. Laura Sachslehner, BA (ÖVP): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
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