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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 23.02.2023, Wörtliches Protokoll  -  Seite 8 von 64

 

Darüber bin ich glücklich - da haben Sie recht. (Beifall bei SPÖ und NEOS.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke, Herr Bürgermeister, für die Beantwortung der 2. Anfrage.

 

9.33.12†Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler - Frage|

Die 3. Anfrage (FSP-233662-2023-KSP/GM) wurde von Herrn GR Holzmann gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft gerichtet. Sie betrifft Fair Pay, Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Künstlerinnen und Künstler in Wien. (Sehr geehrte Frau Stadträtin! Im Regierungsprogramm der Fortschrittskoalition in Wien findet sich als ein Schwerpunktthema immer wieder das Schlagwort Fair Pay. Die von Ihnen gesetzte Initiative hat in den letzten Jahren zur Erarbeitung vieler neuer Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Künstlerinnen und Künstler in Wien geführt, die wir hier im Gemeinderat auch gemeinsam beschlossen haben. Wie ebenfalls bereits im Regierungsprogramm angekündigt, gab es nun eine Evaluation dieser gesetzten Maßnahmen. Können Sie uns bitte einen kurzen Überblick über die Ergebnisse dieser Untersuchung mitteilen und näher erläutern?)

 

Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Einen schönen guten Morgen, sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr verehrter Herr Bürgermeister! Liebe Menschen am Livestream!

 

Sie wissen, dass ich mir von Anfang an - und das war noch vor allen Krisen, die wir hatten - sehr schnell das Thema Fair Pay als wichtiges kulturpolitisches Ziel vorgenommen habe. Danke daher auch für die Frage, sodass ich Ihnen jetzt auch einmal berichten kann, Herr Gemeinderat, was da geschehen ist - und es ist sehr vieles passiert.

 

Fair Pay bedeutet, dass wir erkennen, dass künstlerische Arbeit Arbeit ist, und die ist auch zu entlohnen. Wir haben unterschiedliche Initiativen schon gesetzt, die - natürlich befeuert durch die Krisen - auch wirksam geworden sind. Wir haben ein paar Monate nach meinem Amtsantritt angefangen, ein Symposium gemeinsam, im Dialog mit der Szene, mit der freien Szene, also mit allen IGs gemeinsam, zu planen, und das hat dann im April zu einem großen Symposium, dem Fair-Pay-Symposium im Gartenbaukino, geführt. Im Gartenbaukino haben wir eben dann auch die Forderungen der Szene in unser Tun aufgenommen, und das Schöne ist: Ab diesem Moment hat das ja auch auf den Bund ausgestrahlt. Der Bund hat dann dieses Thema auch aufgegriffen und viele andere Bundesländer auch.

 

Wir haben dann, sozusagen ausgehend davon, Maßnahmen entwickelt mit der IG Kultur, mit dem Dachverband der Filmschaffenden, der MICA Austria, der IG Bildende Kunst, der IG Autorinnen Autoren, der IG Freie Theaterarbeit. Aber es war klar, das ist ein komplexes Feld, wir wollen keine Gießkanne, wir wollen nicht einfach irgendeinen Fair Pay Gap sozusagen ermitteln und glauben, das ist eine Zahl, ein Prozentsatz. Das ist bei diesen vielfältigen kulturellen Feldern, in denen wir arbeiten, überhaupt nicht möglich. Das heißt, wir müssen anerkennen, dass es solche Erkenntnisse gibt, dass man einfach sagt: „For every complex problem, there is a solution that is simple, neat and wrong.“ Es braucht also keine einfachen Lösungen, sondern angepasste Lösungen, die nicht Gießkanne bedeuten. Das ist auch für Wien besonders herausfordernd, weil wir auch sehen müssen, dass 44 Prozent aller Kulturschaffenden dieses Landes in Wien leben und arbeiten. Und wir sind auch ein großer Attraktor, muss man sagen.

 

Es geht also um unterschiedliche Strategien im Bereich Löhne und Honorare - das ist ein Bereich, in dem wir arbeiten -, es geht aber auch um Arbeitsbedingungen wie Räume - ein ganz wichtiger Faktor: Arbeitsräume, Proberäume, und so weiter -, es geht aber auch um Möglichkeiten, außerhalb eines künstlerischen Verwertungsdrucks zu arbeiten, also auch einmal den Prozess im Blick zu haben, denn Proben, und so weiter werden am Ende des Tages oft nicht vergolten. Also all das haben wir im Blick, und eben auch die unterschiedlichen Arbeitsmethodiken - es ist ein Unterschied, ob ich jetzt eher ein darstellender Künstler/eine darstellende Künstlerin bin oder ob ich sozusagen prozessorientiert lange arbeite an einem Roman, einem Buch, einem Bild, und so fort.

 

Gut, und jetzt haben wir gesagt: Okay, wir haben verschiedenste Krisen, wir wollen einfach einmal sehen und auch wissenschaftlich analysieren: Was ist da eigentlich passiert, wo haben wir noch Lücken, wo müssen wir weitermachen? - Das ist passiert, und diese Studie, die wir in Auftrag gegeben haben, hat wirklich gezeigt, dass wir absolut richtige Maßnahmen gesetzt haben, dass wir in allen Bereichen Erhöhungen haben, wir haben insgesamt eine Erhöhung des Kulturbudgets um 30 Prozent erreichen können. Das muss uns erst einmal jemand nachhüpfen - und wir sind noch nicht am Ende, aber wir müssen sozusagen passgenau arbeiten.

 

Das ist also einmal der große Bogen, aber die Zufriedenheit in der Kulturszene ist enorm. Es haben in unterschiedlichen Feldern einfach auch ganz große Erhöhungen stattgefunden, und zuletzt - das haben Sie ja vielleicht auch aus den Zeitungen mitbekommen - arbeiten wir eben auch an Proberäumen, an Studios, die jetzt neu da sind, an neuen Räumen für die Musiktheaterszene. Wir arbeiten also permanent an den unterschiedlichen Instrumentarien, die uns zur Verfügung stehen.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Danke schön. Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Holzmann gestellt. Bitte.

 

9.38.08

GR Ernst Holzmann (SPÖ): Schönen guten Morgen, Frau Stadträtin! Herzlichen Dank für die sehr ausführliche Beantwortung. Sie sagen, Fair Pay hört beim Thema Honorare nicht auf. Was genau meinen Sie damit?

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Sehr geehrter Herr Gemeinderat, es sind eben diese unterschiedlichen Mechanismen, die wir bedienen. Also Honorar ist das eine. Da haben wir mit der IG Freie Theaterarbeit eine Mindestlohnuntergrenze erarbeiten können, die dort wirksam wird. In anderen Bereichen sind es vor allem Prozesse, die wir durch die Arbeitsstipendien ermöglichen. Die haben wir in der Corona-Zeit zum Beispiel verstetigen können. Wir haben - und das ist, glaube ich, weltweit ziemlich einzigartig - 84 Künstlerinnen und Künstler, die

 

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