Gemeinderat, 26. Sitzung vom 21.09.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 121 von 133
der Volkspartei und in der Volkspartei der Leopoldstadt besonders kritisieren. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir haben ja auch im Bezirk die Gespräche gesucht und haben gesagt, was wichtig ist, ist, dass es keine Verdrängung in die anrainenden Grätzln geben soll. Das Erste, was uns vorgelegen ist, ist eine Einbahnregelung, wo sehr wohl der Verkehr in die Grätzln kommt. (GRin Dipl.-Ing. Selma Arapović: Geh bitte!) Das ist auch etwas - Sie haben mit den Leuten nicht gesprochen -, die Leute stehen dazu, dass die Praterstraße eine Durchzugsstraße ist. Was sie nicht wollen, ist, dass es in die Wohngrätzln hineingeht. Mit dieser gesamten Einbahnführung - die erste, die uns da vorliegt, und ich hoffe wirklich, dass das nicht das Ende ist -, haben wir es aber so was von in den Grätzln. Die Streichung des Rechtsabbiegers in der Aspernbrückengasse ist, Entschuldigung, dass ich das sage, hirnrissig. Wirklich, es ist nun einmal so, wir können die Autos nicht wegzaubern.
Die Praterstraße ist eine Durchzugsstraße, und anstatt dass man diese Chance wahrnimmt und eine Fläche denkt - weil Sie auch Singapur angesprochen haben, das immer eines Ihrer lieblingsvisionären Beispiele ist -, das sehe ich da aber nicht. Das sehe ich nicht, und das tut mir wirklich, wirklich leid. Es ist eine Planung, die vielleicht für die Radfahrer gut ist, aber es ist eine Planung, die auf Kosten der Lebensqualität der Leopoldstädterinnen und Leopoldstädter geht, und das werden wir nicht mittragen. Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist GRin Ing. Rompolt. Ich erteile es ihr.
GRin Ing. Astrid Rompolt, MA (SPÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Vorrednerinnen und Vorredner!
Ich muss mich vorher outen, ich bin Team Öffi, also 80 Prozent meiner Wege lege ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Wien zurück. Das ist wahrscheinlich durchaus üblich, aber trotzdem möchte ich einiges zu den Radwegen sagen, ich fahre nämlich auch mit dem Fahrrad. Ich fahre mit dem Fahrrad insbesondere, wenn ich weiß, das ist der schnellste Weg, das ist ein sicherer Weg, den ich hier nützen kann, und das ist ein Weg, den ich zum Beispiel durch die Hauptallee, durch den Prater nehmen kann. Also gerade im 2. Bezirk - weil der jetzt schon so oft erwähnt wurde - ist ganz oft das Fahrrad einfach das Verkehrsmittel der Wahl, und das kann ich auch nur jedem hier empfehlen. Das ist nicht nur im 2. Bezirk so, das ist in vielen Gebieten so.
Also Öffi heißt, dass es eines der Verkehrsmittel ist, das zur sanften Mobilität beiträgt. Warum brauchen wir die sanfte Mobilität? Nun, weil es einfach alternativlos ist, weil es gar keine andere Möglichkeit gibt. (GR Stefan Berger: Weil Sie es so teuer machen!) Die Stadt Wien beziehungsweise auch das Bundesland Wien zeichnet sich dadurch aus, dass wir den geringsten Pro-Kopf-Autobesitz aufweisen, und das entwickelt sich immer besser. Das ist die eine Seite. (GR Wolfgang Irschik: Das Geld nehmt ihr schon!) Die andere Seite ist aber, dass die absolute Zahl der Autos in Wien nach wie vor steigt und vor allem in den letzten 15 Jahren um 100.000 Autos gestiegen ist. Auch kein Autofahrer in Wien kann mir erzählen, dass er sich wünscht, dass das so weitergeht. Das ist weder für den Radverkehr noch für den Fußgängerverkehr noch für den Autoverkehr gut und nützlich, das ist einfach nur schlecht für die Lebensqualität in dieser Stadt und schlecht vor allem für die Menschen, auch für die Gesundheit der Menschen in dieser Stadt. (Beifall bei SPÖ, NEOS und GRÜNEN.)
Die Stadtregierung bekennt sich also zur sanften Mobilität und genau aus diesem Grund wurde dieses große Radinfrastrukturprogramm gestartet. 270.000 Pendlerinnen und Pendler kommen jeden Tag in die Stadt, manchmal sind es ein bisschen mehr, manchmal ein bisschen weniger, und auch da das Gros mit dem Auto. Mein Vorredner, Herr Valentin, hat das auch schon angesprochen, dass wir da auch erstmals eigentlich sehr gezielt versuchen, auch für diese Pendlerinnen und Pendler als Stadt bessere Angebote zu schaffen. Die Stadträtin hat es heute angesprochen, es soll Straßenbahnverbindungen nach Groß-Enzersdorf, nach Schwechat, nach Perchtoldsdorf geben. (Zwischenrufe von GR Stefan Berger, GR Wolfgang Irschik und GR Mag. Dietbert Kowarik.) Heute wurde es auch schon angesprochen - Sie können sich gerne zu Wort melden, wenn Sie noch etwas zu sagen haben, ich würde gerne meine Ausführungen weiter fortsetzen -: Um die Lebensqualität in der Stadt auf diesem hohen Niveau aufrechtzuerhalten, ist es einfach essenziell wichtig, dass wir entsprechende Mobilitätsangebote schaffen.
Ein Thema, das dazu beiträgt, war schon das flächendeckende Parkpickerl, aber darüber hinaus wird es eben auch notwendig sein, den Radverkehr zu attraktivieren und auch zum Beispiel mehr Carsharing anzubieten oder zu unterstützen. Ich selbst habe mein Auto zehn Jahre lang mit einer Freundin geteilt. Ich muss dazusagen, dass sie zuvor nicht eine Freundin von mir war, sondern ich kannte sie gar nicht. Ich bin innerhalb des 2. Bezirkes umgezogen, habe mir gedacht, eigentlich brauche ich das Auto nur, damit ich meinen Vater besuche, der weit draußen im 22. Bezirk wohnt. Das ist jetzt schon länger her, da war auch noch nicht die U-Bahn draußen. Ich habe mir jemand Zweiten gesucht, und aus dieser Carsharing-Partnerschaft ist eine Freundschaft entstanden, über die ich heute noch sehr froh bin. Das Auto haben wir übrigens nicht mehr. 10 Jahre lang aber hat das wirklich sehr gut funktioniert, ich kann es echt wirklich reinen Herzens weiterempfehlen. Wir haben gemeinsam einen Google-Kalender gehabt, wer im Kalender eingetragen war, hatte das Auto, und zu 90 Prozent war einfach niemand eingetragen, weil es bei unserem Auto genau so war wie bei vielen anderen Menschen, es war ein Stehzeug und kein Fahrzeug, es ist in dem Fall ganz viel in der Garage gestanden.
100 Millionen EUR investieren wir bis 2025 in die Radinfrastruktur. Heuer sind es 17 km, ich glaube, das kann sich schon durchaus sehen lassen. Ich möchte jetzt direkt auf diesen Rad-Highway eingehen, der schon mehrmals angesprochen wurde. Der ist mir deshalb so bekannt, oder die jetzige Situation ist mir deshalb so bekannt, weil ich seit 20 Jahren im 2. Bezirk bin. Ich bin in der Donaustadt aufgewachsen, wir hatten ein kleines
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