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Gemeinderat, 24. Sitzung vom 22.06.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 109 von 126

 

nur noch in den Gymnasien unterrichten wollen, weil sie ja eigentlich alle die Befähigung haben, an den Gymnasien zu unterrichten. Daher flüchten, sage ich einmal unter Anführungszeichen, immer mehr LehrerInnen auch aus den Pflichtschulen in die Gymnasien, weil die Arbeitsbedingungen dort für sie vermeintlich besser sind. Es entsteht also eine Art Teufelskreislauf, indem immer mehr LehrerInnen die Schulen verlassen und an den Schulen die Bedingungen für die LehrerInnen, die bleiben, wieder schwieriger werden. Dadurch verlassen wiederum noch mehr LehrerInnen das System oder die Schule oder den Schultypen oder das Bundesland, und die Arbeitsbedingungen werden noch schlechter. Diesen Teufelskreislauf, ähnlich wie in der Elementarbildung, gilt es zu durchbrechen. Das ist eindeutig Ihre Aufgabe, Herr Vizebürgermeister, diesen Teufelskreislauf des LehrerInnenmangels zu durchbrechen und zu beenden. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.)

 

Viele dieser Ursachen sind auch aus LehrerInnenperspektive - muss ich ganz ehrlich sagen - verständlich, vor allem auch der mögliche Wechsel, wenn es woanders besser ist. Kurzum, diese Arbeitsbedingungen, unter denen viele Kolleginnen und Kollegen in Wiens Mittel- und auch Volksschulen arbeiten, sind einfach so schlecht, dass sich viele eine Alternative suchen. (GR Mag. Dietbert Kowarik: Nennen Sie es beim Namen!) Das muss sich schnell ändern, denn Wiens Schulen brauchen mit Sicherheit die besten Lehrerinnen und Lehrer für die Herausforderungen, die wir in dieser Stadt haben.

 

Vielleicht kurz ein paar Vorschläge - wir werden nachher auch im ÖVP-Antrag einige sehr gute Vorschläge, wie ich meine, finden - von unserer Seite: Ganz klar als Punkt 1 steht, dass die Arbeitsbedingungen an den Schulen für die Lehrerinnen und Lehrer verbessert werden müssen. Das heißt, all die Bürokratie muss auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Wenn man vor allem VolksschullehrerInnen fragt, was denn die größte Herausforderung ist oder was sie am mühsamsten finden, ist es immer der bürokratische Aufwand, den sie zur Zeit haben.

 

Ein weiterer Punkt bei den Arbeitsbedingungen ist, dass es viel mehr Unterstützungspersonal, Sekretariatskräfte braucht. Ich weiß, da hat sich in den letzten Monaten schon viel getan, auch mit Unterstützung des Bundes und des AMS, aber ich glaube, es muss Standard werden, dass jede Schule eine Sekretariatskraft, eine Vollzeitsekretariatskraft an ihrer Schule zur Verfügung hat.

 

Ein weiterer Punkt bei den Arbeitsbedingungen ist der Arbeitsplatz: In meiner eigenen Schule war es so, aber auch in ganz vielen Mittelschulen, die ich in Wien kenne, ist es so, dass es Arbeitsplätze gibt, wo irgendwie ein Heft Platz hat, wo kein WLAN zur Verfügung steht, wo man nicht wirklich den Laptop am Arbeitsplatz aufladen kann - so wie es hier auch möglich ist -, sondern man sich irgendwo eine Steckdose suchen muss. Das wird dem Jahr 2022 nicht gerecht, wenn wir Leute in diesen Beruf holen wollen und halten wollen, brauchen sie auch Arbeitsplätze, die ihrem Job gerecht werden. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ein weiterer Punkt, der unbedingt angegangen werden muss, sind Unterstützungskräfte im Bereich der Schulsozialarbeit, aber auch der Schulpsychologie. Wie bei den Sekretariatskräften muss es zur Normalität werden, dass SchulsozialarbeiterInnen und SchulpsychologInnen an jeder einzelnen Schule vorhanden sind.

 

Zwei letzte Punkte noch, die auch im vom Herrn Stadtrat oft zitierten London Challenge vorgekommen sind - ich glaube, das Wiener Bildungsversprechen nimmt sich London ja ein bisschen als Vorbild. In London gab es auch das Problem, dass immer mehr LehrerInnen die Schulen, die große Herausforderungen haben, verlassen haben, weil die Herausforderungen zu groß wurden. Dort hat man es geschafft, LehrerInnen an die Schulen zu bringen und zu halten, indem man besondere Anreize gesetzt hat, um an diesen Schulen zu arbeiten. Das heißt, auch wir meinen, es braucht Anreize, damit Lehrerinnen und Lehrer an Mittelschulen gehen und an Mittelschulen bleiben, wo vielleicht sonst nicht so viele Kolleginnen und Kollegen arbeiten wollen.

 

Ein zweiter Punkt, der auch in London dazu geführt hat, dass mehr junge Leute doch den Beruf ergreifen, ist, dass Karriere und Aufstiegsmöglichkeiten für Lehrerinnen und Lehrer geschaffen wurden. Zur Zeit ist es ja so, dass man quasi in Dienstjahren aufsteigt, aber keine Möglichkeit hat, aufzusteigen im Sinne von: Ich kann mehr Verantwortung übernehmen, ich kann vielleicht Teilbereiche übernehmen, es gibt vielleicht ein mittleres Management, das eine Ebene zwischen Direktorin oder Direktor und dem restlichen Lehrkörper ist. - All das gibt es standardmäßig an Wiens und österreichischen Schulen nicht, aber wir glauben, es ist eine absolut gute Möglichkeit, junge Menschen für den Beruf zu begeistern, um ihnen auch eine Perspektive zu geben, was sie in dem Beruf vielleicht in 10, 15 oder 20 Jahren alles erreichen können. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Ein Vater hat bei der gestrigen Demo - es war auch gestern Abend im Interview zu sehen - so schön gesagt: Der Beruf muss wieder cool werden. Er hat gemeint: Geil, ich bin Lehrer, ich will das machen, es muss wieder ein guter Beruf sein. - Ich selber kann nur sagen, es ist einer der großartigsten Berufe, es ist einer der schönsten Berufe, aber unter den Arbeitsbedingungen und unter den Bedingungen, wie sie derzeit vor allem an Wiens Pflichtschulen stattfinden, ist der Beruf für viele einfach nicht machbar und für viele junge Menschen, die sich überlegen, was sie in ihrem Leben einmal machen wollen, nicht attraktiv. Das gehört schleunigst geändert, und das kann man auch eindeutig in Wien ändern, ohne auf den Bund zu warten.

 

Wir bringen daher heute einen Antrag dazu ein und fordern StR Wiederkehr auf, dass das Arbeiten als Lehrerin oder als Lehrer an Wiens Pflichtschulen wieder attraktiver und beliebter wird, es sollen Maßnahmen ausgearbeitet werden. Wir haben einige Vorschläge eingebracht, welche das sein können. Kollege Zierfuß von der ÖVP wird nachher sicher auch noch Vorschläge einbringen. Wir glauben, es ist höchst an der Zeit, dass das Unterrichten an Wiens Schulen wieder cool und

 

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