«  1  »

 

Gemeinderat, 16. Sitzung vom 30.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 57 von 110

 

te Starter-Kits geschickt, damit wirklich auch kleinere Kinder mit „Alles gurgelt!“ ein gutes, sicheres und valides Angebot wahrnehmen können.

 

Es funktioniert an vielen Standorten. Es berichten viele Eltern, viele KindergartenpädagogInnen, dass es hervorragend funktioniert, dass schon Dreijährige da mitmachen. Damit haben wir eigentlich ein Testsystem in der Hand, das wirklich sicher und valide ist und auf das wir gerne setzen würden. Wie es mit der Lollipop-Studie weitergeht, ist momentan noch etwas unklar. Natürlich ist es uns ein Anliegen, auch bei den jüngeren Kindern anzusetzen, aber wie gesagt, das ist noch nicht ganz klar.

 

Zur Förderung privater Kindergärten: Ich sehe, meine Zeit ist vorbei, ich werde mir das vielleicht noch für eine Nachmeldung aufheben. Es gibt aber noch Anträge bezüglich der privaten und städtischen Kindergärten, die ich eigentlich hier gerne sehr detailliert beantworten wollte. Leider ist meine Zeit zu Ende, ich schaue, was mir meine KollegInnen übrig lassen, verbleibe erst einmal damit und wünsche uns noch allen eine gute und schöne Debatte. Vielen Dank.

 

Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke für die Desinfektion. Tatsächliche Redezeit waren 16 Minuten, leicht abgerundet. Als Nächste zu Wort gemeldet ist GRin Malle, selbstgewählte Redezeit sind 10 Minuten, die ich einstelle.

 

15.24.26

GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE)|: Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Sehr geehrte Vorsitzende! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

 

Ich möchte mich an dieser Stelle bei Christoph Wiederkehr und seinem Team für die gute Vorbereitung im Ausschuss bedanken und auch dafür, dass Sie, Herr Bildungsstadtrat, wirklich immer offen für Fragen sind. Positiv möchte ich auch anmerken, dass Anfragen immer relativ gut beantwortet werden. Das ist auch keine Selbstverständlichkeit, wenn man in andere Ausschüsse hineinschaut. Vielen Dank dafür an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

 

Kollegin Emmerling, Sie haben jetzt sehr viel darüber gesprochen, was Wien nicht machen kann. Sie haben auch über Kompetenzbereiche gesprochen und es hat mich sehr stark an die Schule erinnert. Es gibt in der Schule kompetenzorientierte Aufgaben und damit verbunden verschiedene Anforderungsprofile, um zu einer guten Note zu kommen. Da gibt es beispielsweise den Anforderungsbereich 1, bei dem es um reine Reproduktion von Inhalten geht, eigentlich die klassische Zusammenfassung. Dann gibt es den Anforderungsbereich 2, da geht es um Transfer, um die Anwendung von selbstständigem Wissen, und im Anforderungsbereich 3 geht es um Reflexion und Problemlösekompetenz.

 

Ich möchte Ihnen jetzt erklären, warum die Wiener Bildungspolitik über den Anforderungsbereich 1 nicht hinauskommt. „Bürgermeister Ludwig bezeichnete Wiederkehr in einem Interview sogar als brav und fleißig“, schreibt der ORF in seiner Analyse über das erste Jahr der Arbeit des Bildungsstadtrates Wiederkehr, und das führt uns tatsächlich auch schon zum Kern des Problems. Brav, mutlos und wenig visionär, so lässt sich dieses Bildungsbudget von Rot-Pink in wenigen Worten zusammenfassen.

 

Der „Falter“ schreibt, ich zitiere: „Abgesehen von einer nicht restlos geglückten Neuverteilung der Lehrer und 50 neuen Sprachförderkräften für die Wiener Kindergärten hat sich nicht viel geändert.“ Alles, was Sie hier als Erfolg verkaufen, ist eine Zusammenfassung dessen, was vom Bund kommt, auch ohne Ihre Regierungsbeteiligung. Mein Kollege Stadler wird später noch genau auf diese Zahlen eingehen.

 

Mir ist bei der Vorbereitung für diese Rede ein Artikel ins Auge gesprungen, in dem Sie den Bund auffordern, mehr Förderstunden zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig feiern Sie sich als Budgetsieger und fordern mehr Förderstunden vom Bund. Übrigens sind es diese Förderstunden, die gerade die Härtefälle Ihrer Reform noch ein bisschen überdecken können, denn die wirklichen Härten werden sich erst zeigen. Der Bund soll aber wieder einmal für Ihr bildungspolitisches Scheitern einstehen, und Sie feiern sich in Wien als Budgetsieger. Ich verstehe das nicht.

 

Die Ironie dabei aber ist, dass das Geld für die Förderstunden vom Bund an Wiens Schulen nicht einmal ausgeschöpft wurde. Ich verstehe nicht, warum Sie sich nicht dafür einsetzen, dass nicht ausgeschöpftes Geld anderswo verwendet werden kann, zum Beispiel für innovative Projekte, aber auch für die reformpädagogischen Projekte, die Sie da ganz einfach nach und nach durch Ihre Reform zerschlagen.

 

Ein Jahr rot-pinke Bildungspolitik in Wien heißt ein Jahr wenig Visionäres, nicht einmal ein „more of the same“, eigentlich ist es eine Verschlechterung für viele Wiener Schulen. Diese Regierung hat es im ersten Jahr geschafft, sehr viele Schulen vor den Kopf zu stoßen und gleichzeitig sehr viele Leute davon zu überzeugen, dass die NEOS von Bildung so weit entfernt sind wie wir GRÜNE von Betonierphantasien in der Lobau.

 

Ihr habt im 1. Jahr eurer Regierungsbeteiligung gezeigt, was euch DirektorInnen, SchülerInnen und LehrerInnen wert sind, mit einer Reform 2 Wochen vor Schulschluss, die komplett in die Hose gegangen ist, die zirka 50 Prozent der Volksschulen Stunden gekürzt hat. Ja, für diese Schulen sind es Kürzungen. Sie können das gar nicht anders nennen. Das Resultat ist, dass nach einem halben Jahr rot-pinker Koalition tausende Eltern mit ihren Kindern und LehrerInnen gegen eure Bildungspolitik auf die Straße gehen.

 

Wo Bildung draufsteht, ist nicht überall Bildung drin. Wollten Sie am ersten Tag nach Ihrer Angelobung noch - ich zitiere -: „mehr Unterstützung, Ressourcen, Personal und Offenheit gegenüber anderen innovativen pädagogischen Konzepten“, zerschlagen Sie sechs Monate später zusammen mit den Roten innovative Projekte und jahrzehntelange Arbeit. Sie sind unglaubwürdig in Ihrer Bildungspolitik geworden, das zeigt sich alleine daran, wie Sie über Bildung sprechen. Ich darf Sie an ein Zitat erinnern, das Sie wahrscheinlich lieber vergessen wollen. „Jetzt gibt es gleich viele Gewinner wie Verlierer.“ So etwas kann passieren. Es ist natürlich nicht gut, Kinder in diesem Zusammenhang als Verlierer zu bezeichnen,

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular