Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.05.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 97
GR Peter L. Eppinger (ÖVP): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Herr Berichterstatter! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Lieber Kollege Margulies! Wenn Sie wollen - danke vielmals, dass Sie mir kurz Ihre Aufmerksamkeit schenken, aber ich komme später eh noch einmal länger auch zu Ihnen.
Vielleicht ein paar Worte vorneweg: Natürlich haben auch wir von der neuen Volkspartei uns mit den Menschen über die künstlerische Öffnung in den letzten Tagen gefreut. Sie haben vollkommen recht, Kunst rührt und berührt auf ganz viele verschiedene Arten und Weisen, und dennoch kann man gleichzeitig auch anderer Meinung sein, was den solidarischen und gerechten Umgang mit Fördergeld betrifft. Das geht sich ganz locker beides aus.
Dazu aber noch etwas später. Wir sprechen ganz oft über die Politik, aber ich finde, die Politik gibt es nicht, es sind Menschen, die sich für andere einsetzen und im besten Fall dann auch respektvoll miteinander umgehen. Das ist zumindest mein Zugang.
Wir sprechen ganz oft über die Kunst, aber die Kunst gibt es nicht, es sind immer Menschen, es sind immer Frauen und Männer, Gruppen oder auch Einzeldarsteller, die dafür verantwortlich zeichnen, dass Wien den Beinamen Kulturhauptstadt trägt. Auch diesen Namen haben wir heute schon oft von uns gehört, den verwenden Politiker enorm gerne. Auch ich mache das selbstverständlich, aber es sind genau diese Männer und Frauen, jeder und jede Einzelne, ob Theater, Tanz, Film, Literatur, Musik, Malerei, Bildhauerei oder Architektur. Mit dem, was sie erschaffen, lässt das ganz viel in Wien erwachen. Mal erreichen sie die sogenannte breite Öffentlichkeit, und mal sind es ein paar weniger.
Und da müssen wir aufpassen, und das gilt auch für mich als Erinnerung an mich: Es muss nicht immer der große kommerzielle Erfolg sein, der im Vordergrund steht. Das künstlerische Sein in all seinen Facetten ist wichtig, auch diese Varianz macht Wien zur Kulturhauptstadt. Genau in diesem künstlerischen Puzzle gibt es viele Steine, und da spielt auch das WUK eine Rolle, das ist auch ein kleiner Stein. Da lässt man plötzlich die laute Währinger Straße hinter sich, geht in den Hof hinein und steht in einer spannenden Welt. Das hat schon etwas, es hat vor allem auch wirklich viele Fördergelder.
Um die Wienerinnen und Wiener vielleicht einmal auf diese Förderreise mitzunehmen, schauen wir uns mal die Fakten vom WUK an: In den letzten Jahren gab es jährlich 1,24 Millionen EUR. Diese 1,24 Millionen EUR wurden bereits für die Jahre 2021 bis 23 zugesichert. Das ist gut, denn jedes Theater, jede Betriebsstätte braucht Planungssicherheit. Jetzt gibt es noch einmal 160.000 EUR Erhöhung oben drauf, und weil es einen neuen Mietvertrag gibt, zusätzlich 150.000 EUR Mietkostenzuschuss. Das Haus wird nun auf Kosten der Stadt Wien um 22,4 Millionen EUR renoviert. Wir fassen zusammen: 1,5 Millionen plus 22,4 Millionen, und zusätzlich werden an die WUK performing arts noch einmal 250.000 EUR Konzeptförderung überwiesen.
Jetzt zu Ihnen, lieber Kollege Margulies! Wir haben in der Vergangenheit bei den Förderungen beim WUK immer wieder auch mitgestimmt, auch bei der Sanierung haben wir mitgestimmt. Zuerst, um das auch festzuhalten: Ich wünsche dem WUK für das Programm alles Gute, ich wünsche den Besuchern und Besucherinnen dort viel Spaß, aber alles mit Maß und Ziel. Hier schießen Sie weit übers Ziel hinaus!
Liebe Frau Stadträtin, ich möchte Ihnen gerne ein Zitat vorlesen: „Für mich jedenfalls muss Kunst mit allen Körperregionen erfahrbar sein, das kann ruhig mit dem Kopf beginnen.“ Sie erinnern sich noch an das Gespräch mit der „Kleinen Zeitung“, das Sie geführt haben? Das ist ein Zitat von Ihnen. Ein sehr schöner Satz, bitte gerne. Denken Sie gemeinsam als Fördergeber in diesem ganz konkreten Fall mit den Fördernehmern noch einmal alles genau durch.
Nächstes Zitat, richtiger Satz heute hier von Joe Taucher von der SPÖ, der gesagt hat: „Solidarität ergibt nur dann Sinn, wenn man ihn mit dem Begriff Gerechtigkeit kombiniert.“ Na, und ist es gerecht, dass ein Ort alleine so viel Geld vom Steuerzahler beansprucht, nämlich gleichzeitig bei so vielen anderen, die leer ausgehen? Das geht sich nicht aus! Das wäre ein deutliches Zeichen der Solidarität und Gerechtigkeit allen und vielen anderen Künstlern gegenüber, wenn Sie das noch einmal in aller Ruhe hier überdenken.
Ja, wir alle wollen Kunst als Marke weiter behalten. Das beschert dieser Stadt Aufmerksamkeit, es beschert dieser Stadt wirtschaftlichen Aufschwung und vor allem Lebensqualität, ob das nun Kunst im öffentlichen Raum ist, ob das auf kleinen Bühnen ist oder hinter großen Eingangstüren. Sie wissen ja, ich komme von der Musik. Jetzt, wo wir in die Finalkurve der Pandemie einbiegen, möchte ich Fanta 4 zitieren: Und nun, da sich der Vorhang hebt, kann das Spiel beginnen, das vom Drama einer Kultur berichtet. Und das persönliche Drama der Künstler und Künstlerinnen soll der Vergangenheit angehören. Helfen wir nebst Corona-Hilfen vom Bund und der Stadt. Ich sehe das und anerkenne das. Helfen wir mit, wieder Kunst in allen Facetten live zu erleben, zu sehen, zu hören, zu spüren. Bringen wir die Wiener nicht nur mit dem Schnitzelgutschein zurück in die Lokale, sondern auch zu den Bühnen des Landes. Die nähren einen Menschen nämlich ebenso, und zwar mit Lebensfreude, Hoffnung und mit Zuversicht.
Ich stelle daher den Antrag zur Schaffung eines Kulturgutscheins. Damit erfahren die Wienerinnen und Wiener eine Unterstützung in ihrem Vorhaben, Kultur wieder live zu erleben und die zahlreichen Institutionen unserer Stadt, von den kleinen Bühnen bis hin zu den Museen, nach so langer Zeit wieder zu genießen. Ich freue mich über eine Diskussion darüber. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Dr. Samel. Ich erteile Ihnen das Wort.
GRin Mag. Dr. Ewa Samel (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Werte
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