Gemeinderat, 47. Sitzung vom 24.01.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 74
Anliegen, und weil es mir ein Anliegen ist, kann es aber durchaus vorkommen, dass es Menschen gibt, die ein super Konzept für das „Volkstheater in den Außenbezirken“ haben, aber kein interessantes Konzept für das Haupthaus. Da würde ich mir eine mögliche Trennung denken können, möchte dem aber nicht vorgreifen. Vielleicht gibt es jemanden, der genau als wesentlichen Punkt beides gut zusammendenkt. Da sollte die Politik, glaube ich, nicht vorschnell etwas zerstören oder alte Verbindungen kappen, ohne einmal abzuwarten, was kommt denn aus der Kunst selber? Und wir wissen auch, Konzepte sind geduldig. Also je genauer ich es schreiben würde, würde ich wie bei einem Schulaufsatz wahrscheinlich sehr brave Antworten bekommen. Die Frage ist: Ist die Persönlichkeit wirklich die Persönlichkeit, die wir brauchen, um das auch umzusetzen? Glaube ich dieser Persönlichkeit? Es gibt eine Fülle von Menschen, die es wollen, die auf der anderen Seite keine adäquate Leitungserfahrung haben, die noch nie ein Theater geleitet haben. Und das ist ein schweres Theater! Ist das einigermaßen beantwortet? Ja? (Allgemeine Heiterkeit.) Weil sonst fragen Sie weiter! Wir sprechen uns noch, okay?
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Nein, das geht leider nicht. Es ist nur eine Zusatzfrage pro Abgeordneten in unserer Fraktionsvereinbarung vorgesehen.
Darum kommen wir jetzt zur 2. Zusatzfrage, und die wird von Herrn GR Dipl.-Ing. Margulies gestellt, bitte schön.
GR Dipl.-Ing. Martin Margulies (GRÜNE): Sehr geehrte Frau Stadträtin! Dann frage ich halt weiter auch im Sinne des Kollegen Aichinger. Sie haben es ja selber gerade angesprochen, das „Volkstheater in den Außenbezirken“. Auch wenn vielleicht nicht 100-prozentig sichergestellt ist, dass es ein und dieselbe Person ist, die es weiterführen würde, ist es aus Ihrer Sicht etwas Sinnvolles, das „Volkstheater in den Außenbezirken“ weiterzuführen? Wir möchten auch auf eine zweite Dependance des Volkstheaters eingehen, nämlich das Junge Volkstheater, das ja bis jetzt ein ausgezeichnetes Programm macht, vor allem im Volx/Margaretenstraße. Ist auch sichergestellt, dass das Junge Volkstheater weitergeführt wird?
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Bitte, Frau Stadträtin!
Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Danke! Ich würde das unbedingt so sehen, dass das ein großes Asset ist. Ich würde mir eine größere Verbindung zwischen der Erhaltung des Theaters im Haupthaus und der Außenstelle wünschen, würde es aber eben der künstlerischen Ausrichtung dann überlassen, wie genau das funktioniert. Aber es muss, wie wir alle wissen, wieder ein spannender, lebendiger Sehnsuchtsort werden. Es muss etwas erfüllen und eine Lücke füllen, die wir sonst in einer unglaublich reichen und reichhaltigen Theaterstadt nicht haben. Und von daher ist es auch recht interessant zu schauen, was die Kollegen im Burgtheater planen mit einem gemischtsprachigen Ensemble, und so weiter. Also das sind ja alles Konzeptionen, die theoretisch auch für das Volkstheater gingen. Jetzt schauen wir uns das einmal an. Das „Volkstheater in den Außenbezirken“ absolut. Ich glaube, das ist ein Desiderat, es zu beleben, es stärker zu machen. Man wird sich natürlich auch damit auseinandersetzen müssen: Wer besucht denn das jetzt? Wo ist es situiert? Wie können wir eine zukünftige Generation von Menschen, die um diese Orte leben, animieren, in das Theater zu gehen? Das ist keine leichte Aufgabe. Deswegen muss man sich, glaube ich, wirklich mit den einzelnen Bezirken, mit den Bezirksvorsteherinnen und -vorstehern mit den unterschiedlichen Gegebenheiten echt einmal auseinandersetzen und kann wahrscheinlich nicht ein Cluster auf alles legen.
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die 3. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag. Nittmann gestellt, bitte schön.
GRin Mag. Ulrike Nittmann (FPÖ): Frau Stadträtin, herzlichen Dank für die Beantwortung. Ich würde die Fragestellung vielleicht einmal gerne von der anderen Seite beginnen, nämlich aus der Sicht des Publikums. Wir haben Steuergeld, und ich sage, Steuergeld für den Steuerzahler. Wir haben letztendlich vier große Sprechtheater in Wien: Wir haben die Burg, das Akademietheater, Volkstheater und die Josefstadt. Die Frage ist für mich: Inwieweit wäre es jetzt nicht Anlass gewesen, dass man sagt, strukturieren wir einmal die Theaterlandschaft in Wien, weil es ja für den Besucher egal ist, ob das ein Bundes- oder ein Stadttheater ist. Der geht ins Theater. Warum sagt man nicht: Versuchen wir doch gemeinsam in Absprache mit dem Bund die Theaterlandschaft ein bissel zu strukturieren, um auch die Erwartungshaltung des Publikums befriedigen zu können.
Meine Frage dazu einerseits: Sie haben viele Gespräche mit der Bevölkerung geführt. Aber gibt es darüber hinaus Erfahrungswerte oder Umfragen: Was wünscht sich das Wiener Publikum? Und auf Basis dessen, inwieweit hat man Gespräche mit dem Bund geführt, um insgesamt zu sagen: Wie strukturieren wir die Theaterlandschaft in Wien, dass sie so attraktiv ist, dass wir wieder eine Auslastung haben, die weit über 60 Prozent ist, so wie es jetzt im Volkstheater ist, und das trotz Freikarten von fast 10 Prozent? Wie schafft man es, dass wir die Theaterlandschaft so attraktiv machen, um die Häuser zu füllen und auch verschiedene Erwartungshaltungen befriedigen zu können?
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Es ist ein absolut legitimer Ansatz, das Publikum zuerst im Blick zu haben. Das ist, glaube ich, etwas, was mir ganz, ganz wichtig ist, und gleichzeitig ist es eine Falle.
Es ist richtig und gut. Aber in der Kunst wäre vieles nicht entstanden, was wir hier haben inklusive einem Gustav Mahler, sage ich jetzt einmal, oder einen Schönberg oder Berg, hätte man jeweils das Volk entscheiden lassen, was es will, nichts an Novität, nichts an Erweiterung, an Entwicklung in der Kunst, kein Bauhaus, nichts. Die wichtigsten Setzungen in der Kunst und Kultur waren immer Setzungen, die aus einem Widerspruchsgeist und gegen den Mainstream der Zeit entstanden sind. Das verlangt von uns Menschen, die wir die große Verantwor
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