Gemeinderat, 24. Sitzung vom 01.06.2017, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 96
sich jede Statistik über die Bodenversiegelung über die neun Bundesländer, pro Kopf bodenversiegelt, an. Da ist Wien bei weniger als einem Zehntel dessen, was alle anderen acht Bundesländer machen. Warum? Wenn wir nicht in Wien kompakt und dicht bauen und die Wohnungen anbieten, fördern wir die Zersiedelung, wo im Einfamilienhausteppich rund um Wien das Zehnfache an Boden versiegelt wird. Insofern sind Konzepte wie dieses oder das erstbesprochene genau das Gegenteil und eine extrem grüne Herangehensweise, eine nachhaltige Herangehensweise, die auch die Chance hat und öffentlichen Verkehr bietet.
Ich freue mich, dass das Projekt Berresgasse heute hier vorliegt und dass es ein interessanter Stadtteil für die Stadt Wien wird. - Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist GRin Schütz. Ich erteile es ihr.
GRin Angela Schütz (FPÖ): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörer vor den Bildschirmen und auch hier im Saal!
Das letzte Donaustädter Geschäftsstück im Reigen des rot-grünen Widmungskarussells ist eine Flächenwidmung in den KatGen Breitenlee und Hirschstetten, betreffend Berresgasse, Ziegelhofstraße, Pawlikgasse, An der Neurisse und Hausfeldstraße. Hier geht es um eine Fläche, auf der sich vor allem im nördlichen Teil überwiegend Eigentumswohnungen befinden. Die Fläche ist im Besitz von Wohnbaugenossenschaften beziehungsweise des Wohnfonds der Stadt Wien. Der nördliche Bereich ist Grünland - Schutzgebiet - Wald und Wiesengürtel gewidmet, der Rest Grünland - ländliche Gebiete. Der STEP 2025 sieht hier eine Verdichtung des Gebietes für das Stadtwachstum vor. Daher werden auf 42 Hektar Fläche 3.000 Wohneinheiten mit einem erwähnten Bildungscampus und Kindergarten errichtet. Wenn man das mit der Seestadt vergleicht, haben wir dort 240 Hektar und 20.000 Bewohner. Das heißt, in der Berresgasse werden in etwa 2,5 Mal so viele Menschen als in der Seestadt pro Grundfläche leben. Und die Seestadt ist schon ein städtebaulicher Wahnsinn.
Um das Ganze optimal auszunützen, hat man diese Fläche, die zu bebauen ist, in 35 Baufelder geteilt, wobei jedes zu 80 Prozent bebaut werden darf. Die Einfamilienhäuser freut natürlich besonders, man hat dort akzentuiert Hochhäuser mit 11 Stockwerken, also 35 m Höhe, gesetzt. Da hilft es auch nicht, dass man jetzt ein 60 m breites Wiesenstück zwischen die Hochhäuser und die Einfamilienhäuser als Trennung setzt.
Weil man gesagt hat, es ist verkehrsmäßig so gut erschlossen, muss ich sagen, wir sehen das anders. Die Luftlinie zur U-Bahn ist ungefähr 1.000 bis 1.400 m. Es ist zwar eine zusätzliche Straßenbahnverbindung geplant, aber sie soll nicht zur Hausfeldstraße, sondern nach Aspern Nord gehen. Man lässt allerdings offen, wann sie gebaut werden soll und wann sie kommen soll. Wir erinnern uns daran, dass schon der Bau der 26er Linie eine massive Parkplatzreduktion in der gesamten Umgebung bewirkt hat. Das wird jetzt sicher nicht besser werden. Auch die Frage der S-Bahn-Station in Hirschstetten ist offen geblieben, weil sie nicht Gegenstand des Plandokuments ist. Was aber durchgesickert ist, ist, dass die Schnellbahnstation Hausfeldstraße mit Sicherheit geschlossen werden soll, was eine eklatante Benachteiligung der Bewohner mit sich brächte. Dort wohnen nicht nur die neu Zuziehenden, sondern auch schon einige Tausend andere Menschen. Außerdem hat es im Bezirk einen einstimmigen Beschluss gegeben, diese S-Bahn-Station zu erhalten. Allerdings ist das der Planungsstadträtin offensichtlich egal.
Durch die Drehung des Bildungscampus wird nun auch ein Teil der Grünlandfläche, die vorgesehen war, um eine Trennung zu den Einfamilienhäusern zu haben, in Bauland umgewidmet. Der Bildungscampus hat noch eine weitere Ausnahme bekommen. Während sonst alle Dachbauten mit einer größeren Fläche begrünt werden müssen, ist dies am Bildungscampus ausgenommen worden.
Weiters hat man vor, vom Badeteich Hirschstetten entlang der Berresgasse über den Heidjöchl bis zur U-Bahn-Station einen von motorisiertem Individualverkehr freien Fuß- und Radweg in Form einer Hauptallee zu schaffen. Das zerstört natürlich auch Parkraum.
Dann hat man, damit das Ganze eine etwas bessere und grünere Optik bekommt und vielleicht ein bisschen ablenkt, Vorgärten vorgeschrieben, allerdings nicht dort, wo die Hauptallee ist, sondern an den restlichen Straßen. Entlang Berresgasse und Hausfeldstraße hat man das vorgeschrieben, damit das Ganze ein bisschen ein grünes weitläufigeres Bild erhält.
Das ganze Gebiet ist, wie bei grünen Großprojekten nicht anders zu erwarten, autofrei geplant. Das heißt, man betoniert Grünraum mit Hochhäusern zu, schafft allerdings keine ausreichenden Stellplätze und vernichtet die, die vorhanden sind. Mit dem Verkehr haben wir es auch nicht so wirklich. Das heißt, das einzige Augenmerk, das hier gelegt wird, ist auf Fuß- und Radweg. Eines kann ich Ihnen schon sagen, alt werden darf man in dieser Stadt nicht. Mir graut jetzt schon davor. Das wird nicht unproblematisch werden. Für alte Leute ist es nämlich nicht lustig, sich auf das Rad oder auf den Fußweg zu begeben. (Beifall bei der FPÖ.)
Was geplant ist, sind zwei Sammelgaragen. Es ist schon erwähnt worden, die Stellplatzverpflichtung soll zwar angeblich voll eingehalten werden, aber es liegt vom Bauwerber sehr wohl ein Antrag auf Reduzierung der Stellplatzverpflichtung auf, man hört, zwischen 1.600 und 2.000 Parkplätzen vor. Die Magistratsabteilung hat zwar gesagt, dass sie diesem nicht nachgeben wird, aber man wird sehen, ob es im Laufe des Baus nicht vielleicht doch noch eine Änderung geben wird.
Was definitiv fix ist, obwohl die Oberflächengestaltung noch nicht feststeht, ist, dass zu den vorhandenen Parkplätzen, die es bis jetzt in der Berresgasse gibt, auf jeden Fall eine Reduktion vorgenommen wird, was für die Bewohner, die jetzt schon Probleme haben, in der Quadenstraße und in der Zanggasse einen Parkplatz zu finden, ein noch größeres Problem darstellen wird.
Durch diese Flächenwidmung werden ungefähr 8,5 Hektar Grünland - ländliche Gebiete und 10 Hektar
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