Gemeinderat, 70. Sitzung vom 23.09.2015, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 94
Betriebliche Vorschlagswesen in der Stadt, wo natürlich auch innerhalb der Stadt aus den Mitarbeitern heraus Innovationen generiert werden. Aber das geht noch einen Schritt weiter, nämlich dass man sagt, man muss auch das Wissen der Bürger einbeziehen.
Es gab einmal eine Werbung, ich weiß gar nicht, ob es sie noch immer gibt: Wien hat 1,8 Millionen Gehirne, nutzen wir sie! – Auch das kann man nutzen für die Forschung, für die Innovation in dieser Stadt, indem man nur zwei Schlagwörter Open Science, Citizen Science in der Zukunft auch innerhalb unserer Stadtverwaltung forciert.
Und drittes Ziel, „Wien als Ort der Begegnung“ Offen, tolerant. Ich habe schon gesagt, es braucht auch ein offenes, tolerantes, modernes Milieu, damit Menschen auch kommen. Innovation entsteht immer an der Schnittstelle. An der Schnittstelle zwischen Kultur, zwischen Wissenschaften, zwischen Menschen mit unterschiedlichen Zugängen. Dort braucht es Innovation, dort braucht es physische und virtuelle Räume. Dort braucht es Vernetzung und Kooperation, die wir als Stadt unterstützen und fördern können. Die Vermittlung habe ich schon erwähnt. Es muss ein Innovationsklima geben, das freundlich gegenüber Neuem ist. Das ist etwas, das man auch durch Kommunikation vermitteln muss.
Die Welt verändert sich mittlerweile rasend schnell. Die vorliegende Strategie gibt einen Rahmen und eine Richtung vor. Trotzdem wird sie in den nächsten Jahren immer wieder hinterfragt und wahrscheinlich auch adaptiert werden müssen, nämlich durch ganz schnelle technologische Veränderungen nicht nur in der Stadt, sondern auf der ganzen Welt.
Aber sie ist jetzt einmal ein starkes Zeichen dafür, dass es eine Wiener Stadtregierung gibt, die vorausdenkt, die an die Zukunft denkt, die auch kurz vor einer Wahl in einer letzten Gemeinderatssitzung vor der Wahl eine Forschungsstrategie, nämlich „Innovatives Wien 2020“, beschließt, die über die nächsten Jahre hinausdenkt, unabhängig von Wahlen, Wahlkampfstimmung und Stimmenmaximierung.
Diese Forschungsstrategie ist ein starkes Zeichen für ein modernes, weltoffenes, innovatives Wien, indem man die Herausforderungen unserer Zeit annimmt und konstruktiv auch an der Lösung von Problemen arbeitet. Sie ist auch ein starkes Zeichen dafür, dass es in Wien viele Menschen gibt, denen die Zukunft dieser Stadt am Herzen liegt, die sich eingebracht haben, die so viel zu einem modernen, weltoffenen, toleranten Wien beitragen, auf den unterschiedlichsten Ebenen. Ich bin sehr froh, auch hier ist das zu sehen, dass das so viele sind in Wien. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, darf ich noch bei uns im Gemeinderatssitzungssaal Lehrlinge der Gemeinde Wien recht herzlich begrüßen, und zwar der Klassen 1C und 2B, wenn ich richtig informiert bin. Recht herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)
Sie hören gerade eine Diskussion über die Zukunft der Stadt Wien mit einem Konzept „Innovatives Wien 2020“. Es geht also um Innovation, es geht darum, dass die Stadt Arbeitsplätze schafft und die Zukunft in der Stadt gestaltet. Darüber diskutieren wir gerade.
Ich darf jetzt als nächstem Redner – und es ist seine letzte Rede im Wiener Gemeinderat, weil er ausscheiden wird, es sei denn, er wird noch bei etwaigen Sondersitzungen reden – Herrn Alexander Neuhuber das Wort erteilen. – Bitte, Alexander.
GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Frau Vizebürgermeisterin! Meine Damen und Herren!
Wie der Herr Vorsitzende einleitend schon gesagt hat, bin ich wie Godwin Schuster und viele andere einer derjenigen, die für die nächste Legislaturperiode nicht mehr kandidieren werden. Ich bedanke mich beim Präsidium, dass uns heute gewissermaßen die lange Leine gegeben wird und wir auch ein bisschen extemporieren dürfen.
Es läge mir natürlich als Mitglied dieses Ausschusses einiges auf der Zunge, das ich auch zu diesem Geschäftsstück sagen könnte. Um mit Ronald Reagan abgeleitet zu sprechen, reite ich also in den Sonnenuntergang meines politischen Daseins. (Allgemeine Heiterkeit.) Die Amerikaner haben ja ein bisschen mehr für Pathos über als wir, die sagen es immer etwas deftiger, aber das ist zu kitschig für uns.
Aber tatsächlich habe ich die, man soll es nicht glauben, 19 Jahre, die ich in diesem Haus verbracht habe, als etwas Besonderes aufgefasst. Manche von uns kommen ja von noch weiter her als ich. Ich komme aus Linz. Ich bin ein geborener Linzer, der aus dem behütenden Elternhaus auszog, um zum Studium nach Wien zu gehen. Das war vor 30 Jahren noch gar kein so kleiner Sprung in die weite Welt. Als Linzer hat man damals gesagt, wui vierspurige Straßen in beide Richtungen am Gürtel! Das war was, meine Damen und Herren.
Was als Provisorium während des Studiums begann, hat sich als große Zuneigung für eine Stadt weiterentwickelt. Wien, das kann ich wirklich sagen, ist Heimat für mich geworden. Und Wien ist, ja, das sagt auch die Opposition, eine großartige Stadt. Man könnte natürlich jetzt hinzufügen, es gäbe an Regierung und Verwaltung das eine oder andere zu verbessern, aber das ist heute nicht mein Thema.
Ich selbst war schon in Oberösterreich politisch aktiv in der Schüler- und Studentenpolitik. Ich war Stadtobmann der Union Höherer Schüler, das werden die wenigsten wissen, also ich war immer schon ein „political animal“. Mich hat aber dann 1996 Bernhard Görg im wahrsten Sinne des Wortes geheadhuntet. Er kam ja aus dem Bereich Headhunting, war Personalberater und hat damals die Kandidaten sehr sorgsam ausgewählt. Das ist vielleicht eine Qualität, die heute mitunter ein wenig verloren gegangen ist. Mir kommt es fast so vor, als würde es heute schon reichen, jung und arbeitslos zu sein, um auf die eine oder andere Liste zu kommen, aber das wäre wieder eine ganz andere Geschichte. (Allgemeine Heiterkeit.)
Wissen Sie, für einen Quereinsteiger ist es recht bemerkenswert, dass er sich vier Perioden – viele Quereinsteiger haben ja eine kurze Halbwertszeit – hier halten
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