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Gemeinderat, 70. Sitzung vom 23.09.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 5 von 94

 

09.02.59(Beginn um 09.02 Uhr.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Meine sehr geschätzten Kolleginnen und Kollegen!

 

Ich eröffne die Sitzung des Gemeinderates. Sie ist heute die letzte reguläre Sitzung in dieser Legislaturperiode. Wir haben am Freitag noch eine Sitzung über Verlangen und ich habe in der Präsidialkonferenz vereinbart, da es auch meine letzte reguläre Sitzung ist, dass ich einige Abschiedsworte an Sie richte.

 

Ich sage ganz ehrlich, ich habe lange überlegt, was sagt man am Ende einer so langen Zeit an Kolleginnen und Kollegen, die ja nicht alle Gegner waren, sondern viele Freundschaften auch entstanden sind, und deswegen habe ich es mir dann auch aufgeschrieben, weil ich sonst zu lange werde. Ich möchte alle auf der Galerie herzlich begrüßen. Wenn die Information stimmt, die ich hier erhalten habe, werden es noch viele mehr.

 

Ich möchte heute im Besonderen auch alle begrüßen, die zu Hause an den Bildschirmen ihrer Computer sitzen, weil ich viele Informationen auch erhalten habe: Wir können zwar nicht kommen, aber wir werden uns das alles anschauen. Daher ganz, ganz liebe Grüße an alle, die nicht im Saal sind. Es freut mich heute sehr, dass auch meine Frau hier ist (Allgemeiner Beifall.), das ist eine Premiere zum Abschied, auch nicht uninteressant.

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrter Herr Bürgermeister! Um ganz ehrlich zu sein, hätte mir vor 24 Jahren - und solange bin ich in diesem Haus - jemand gesagt, dass ich mich heute als Vorsitzender des Wiener Gemeinderates verabschieden werde, ich hätte es ihm sicher nicht geglaubt, und zwar aus zwei Gründen. Ich hätte damals nicht geglaubt, dass ich die Möglichkeit bekomme, so lange hier im Wiener Gemeinderat aktiv sein zu dürfen und zweitens, dass ich in den letzten acht Jahren - ausgestattet mit einem sehr, sehr hohen Vertrauen dieses Hauses, durch Sie - Vorsitzender dieses für mich extrem wichtigen Gremiums in dieser Stadt - nämlich dem wichtigsten - sein durfte, ist auch keine Selbstverständlichkeit.

 

Ich wurde 1951 im Waldviertel geboren. Eine Region, die mit Reichtum und Arbeitsplätzen nie verwöhnt war. Mein Vater verließ damals ziemlich früh die Familie, und ich bitte sie zurückzublenden, was damals war: Die Ära Kreisky hat noch lange auf sich warten lassen, die rechtliche Situation von damals ist mit der heutigen überhaupt nicht vergleichbar. Meine Mutter mit vier Kindern ganz alleine, mein Vater kam manches Mal vorbei und brachte uns ein bisschen Geld, wir waren angewiesen auf die Unterstützung des Großvaters von mir und auf die Unterstützung der Nachbarn, der Ortsgemeinschaft. Für mich wurde es erst einfacher, als eines Tages der Pfarrer dieser Gemeinde zu meiner Mutter kam und sagte: „Ich habe mit dem Abt von Stift Geras gesprochen, und das Stift Geras zahlt für den Godwin den Aufenthalt in einem Priesterseminar.“ Und so kam ich von der Familie weg. Er hat damals gesagt, wir nehmen euch einen Esser weg, was tatsächlich so war. So kam ich weg von der Familie in sehr jungen Jahren und verbrachte meine Zeit in Horn.

 

Warum erzähle ich das? Weil ich Ihnen und euch vermitteln will, dass Menschen in tatsächlicher Not - und das war es damals - nur aus einer solchen Situation herauskommen, wenn andere bereit sind zu helfen. Ohne Hilfe von außen ist es unmöglich, so eine Zeit auch entsprechend zu überleben. Und diese meine persönliche Kindheitserfahrung bestimmte enorm mein künftiges Engagement. Als ich 1969 nach Wien kam und in der Bundesbahndirektion eine Beschäftigung fand, habe ich mich relativ bald, das heißt, 1971, in der SPÖ engagiert, in der Jugendorganisation. Ich wollte meinen Beitrag leisten um selbst Erlebtes bei anderen Menschen zu verhindern. Dies verstärkte sich nach einer glücklicherweise ärztlichen Fehldiagnose, Lungenkrebs Ende 1981, wo ich mich zirka zwei Monate auf der Baumgartner Höhe sehr intensiv mit dem Sinn des Lebens auseinandergesetzt habe. Ich habe es hier einmal während einer Rede auch eingebaut, weil es mir damals sehr wichtig erschien, das auch zu sagen. 1985 wurde ich Mitglied der Neubauer Bezirksvertretung und bei den Landtagswahlen am 10. November 2009 wurde ich in dieses Gremium gewählt. Seit Beginn gehörte ich, und das hat auch etwas mit meiner Lebenseinstellung zu tun, dem Gemeinderatsausschuss für Integration, Frauenfragen und KonsumentInnenschutz und Personal an - damals hieß dieser Ausschuss noch Bürgerdienst, Inneres, Personal -, wobei ich ab Jänner 1995 Vorsitzender-Stellvertreter und ab November 1996 bis zur Übernahme der Funktion des Vorsitzenden hier im Gemeinderat, das heißt, bis Februar 2007, Vorsitzender dieses Ausschusses war. Gleichfalls von Beginn an war ich Mitglied der Gemeinderätlichen Personalkommission, wobei ich in dieser Kommission von Dezember 1996 bis Februar 2007 die Funktion des Vorsitzenden-Stellvertreters hatte.

 

Von meinen vielen Funktionen, die ich ansonsten hatte, möchte ich nur einige herausnehmen, die mir persönlich sehr, sehr wichtig erscheinen. Ich bin Vorstandsmitglied der Krankenfürsorgeanstalt der Stadt Wien seit Mai 2001. In dieser Zeit ist enorm viel passiert. Ich denke hier nur an die Zeit, als wir die Hera nicht nur neu strukturiert haben mit Unterstützung aller, sondern als wir die Hera auch vollkommen umgebaut und saniert haben. Das war ganz, ganz wichtig, und das war einhellig so der Fall.

 

Ich bin seit Juni 1997 Mitglied im Kontrollausschuss, heute Stadtrechnungshofausschuss. Dieser Ausschuss ist ein extrem arbeitsintensiver, aber überaus spannender Ausschuss. Wir haben viel erlebt in dieser Zeit, und ich persönlich bin froh, dass heute auch der Herr Stadtrechnungshofdirektor hier ist, weil wir gemeinsam viel Zeit verbracht haben.

 

Ich war und bin Mitglied im Beirat und Ersatzmitglied im Vorstand der Wirtschaftsagentur seit 1997. In diesem Gremium, das sich um die wirtschaftlichen Entwicklungen der Stadt sehr intensiv bemüht, gab es ganz, ganz selten keine Einstimmigkeit.

 

Wichtig war mir, Mitglied im Präsidium des Wiener Integrationsfonds zu sein. Seit Mai 1997 und ab März 1999 war ich bis zur Auflösung im Februar 2005 Vizepräsident dieser Einrichtung. Ich könnte jetzt sehr viel dazu sagen,

 

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