Gemeinderat, 45. Sitzung vom 18.11.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 107
Gymnasium, der ja historisch gesehen große Verdienste hat, zu einem Auslaufmodell machen muss – gerade wo in Wien der Zustrom zum Gymnasium sehr stark ist, ja auch aus Ihren Reihen vom Herrn Bundespräsidenten abwärts niemand das Gymnasium missen will – und stattdessen eine Einheitsschule will und so tut, als ob man individualisieren könnte. Ich glaube, diese Vorstellung, dass man mit 25 oder 30 Schülern auf individuelle Bedürfnisse allzu sehr eingehen kann, ist ein bisserl eine Illusion. Da muss man Gruppenteilungen machen. Es geschieht ja auch derzeit schon, dass man Gruppen teilt, und da ist einer einmal in der besseren und einmal in der schlechteren Gruppe, um auf ein ordentliches Level zu kommen. Aber zu meinen, mit der Beseitigung des Gymnasiums leisten wir einen Beitrag dazu, dass unsere Bildungsqualität steigt, also, meine Damen und Herren, das glauben Sie doch selber nicht! Und dann erklären Sie uns, warum Sie Ihre eigenen Kinder sehr wohl auch in die Gymnasien schicken und warum gerade in Wien das Gymnasium so nachgefragt wird! In den Bundesländern, wo es gute Hauptschulen gibt – wie immer sich die gerade nennen –, ist das überhaupt kein Thema. Wenn die Hauptschule gut ist, dann ist das keine Sackgasse, sondern dann geht man weiter ins Oberstufenrealgymnasium und geht in die Lehre und kann dort etwas weiterbringen.
Das ist auch ganz wesentlich – es bleibt mir nur mehr wenig Zeit: Wenn hier die akademische Ausbildung für Kindergartenpädagogen gefordert wird, hört sich das alles sehr gut an. Aber dann muss man auch budgetär Vorsorge treffen, damit man akademische Gehälter zahlen kann. Und da schaue ich mir an, wie es in Zeiten wie diesen möglich ist, gehaltsmäßig etwas daraufzulegen. Das wird es einfach nicht spielen. Und ansonsten die Kriterien hinaufzuheben und den Gehalt nicht mitwachsen zu lassen, führt nur zu einer Frustration der Beschäftigten. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als nächster Redner zu Wort gemeldet hat sich Herr GR Vettermann. Seine Zeit ist auf 15 Minuten eingestellt.
GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Vielleicht zuerst einmal kurz zu den Vorrednern und dann kurz, knapp, knackig auch zu ein, zwei, drei Schwerpunkten, die ich für bemerkenswert halte.
Zum Kollegen Aigner: Ja, klar, die Qualität wird überprüft, auch in den Kindergruppen. Es ist ja gut, dass der Gemeinderat das nicht überprüft, denn ich habe zwar eine hohe Meinung von uns allen, aber es ist ja ganz klar, dass wir eine mehr gesetzgeberische Funktion haben und nicht selbst versuchen, durch überraschende Besuche irgendwas festzustellen. Und ich habe da das Vertrauen, weil ich auch weiß, dass es die Kontrollen gibt.
Das mit der Unterrichtssprache werde ich beim Kollegen Nepp noch kurz ansprechen, daher sage ich das jetzt nicht doppelt, sondern komme darauf zurück.
Bei den Gymnasien möchte ich jetzt nicht wieder die Endlosdebatte beginnen, aber es ist ja ganz klar, dass es eine frühe Trennung ist, wenn man im Alter von zehn Jahren trennt. Gerade in Wien ist das deshalb fulminant, weil es Halbe-Halbe ist, ungefähr die Hälfte geht in die Neue Mittelschule, vulgo Hauptschule, die andere in die AHS. Es ist auch ganz klar, dass das einen Klassenverband auseinanderreißt. Es ist evident, dass es da Schwierigkeiten gibt, gerade in Wien, denn in der AHS haben viele der Lehrer keine pädagogische Ausbildung. Sie können auch keine drei Leistungsgruppen und so weiter bilden. Das alles ist nicht möglich. Teilweise haben sie 80, 90 Prozent, es sind faktisch Kreti und Plethi in der Klasse und sie stehen mit dem Rücken zur Wand. Das ist schlecht. Und man hätte alle Möglichkeiten bei der anderen Hälfte, in der dann die – sagen wir – eher zu Fördernden sind. Hier kann man drei Leistungsgruppen bilden, die erste ist aber schon abgehauen. Daher wäre es für Wien sehr günstig, wenn man das zusammenführt, was ja nicht bedeutet, dass es keine Oberstufenformen gibt, die wir dann sozusagen weiter in der Schule halten. Das ist die ewige Diskussion. Wieso Sie, bei den Schwierigkeiten in Wien, so auf diese Form setzen, ist mir auch pädagogisch nicht erklärbar.
Zu einigen politischen Visionen, die die Kollegin Leeb eingefordert hat, werde ich auch noch kommen, auch dazu, wie ich teilweise unser Budget lese und verstehe, und was ich glaube, wo es insgesamt hingeht. Natürlich gibt es da einen Plan.
Zur Frage, ob die Schulgebäude schon so abgehaust sind, dass sie sich mit dem Container anfreunden können, gibt es zwei Dinge zu sagen: Dort, wo schon Container stehen, kommen sie nicht weg, weil alle Schulen gerne, selbst wenn sie wieder alle Klassen im Haupthaus unterbringen können, Räume haben, die dann für andere Dinge verwendet werden. Das Schwierige ist also, sie den Schulen wieder wegzunehmen und woanders hinzustellen. Und zum Zweiten gibt es tatsächlich LehrerInnen, die dort gerne hingehen, weil sie eben modern sind, weil sie schön sind, weil es dort nett ist zu unterrichten. In einem Container ist es ja nicht viel kleiner oder anders als in einer Klasse. Das kommt natürlich auch auf die Schule und auf die Klasse an. Aber im Prinzip ist das immer schlecht Machen echt nicht in Ordnung.
Bei den Kindergartenplätzen habe ich nicht ganz verstanden, wie Sie das genau gemeint haben. Aber eines ist klar: Man ist immer auf einer Warteliste. Wenn man sich vorher anmelden muss, braucht es Listen. Wir haben bei den 3- bis 6-Jährigen eine Überfüllung, wir haben 103 Prozent an Plätzen, das ist rein statistisch nachweisbar. Was ja nicht bedeutet, dass es keine Druckpunkte gibt, denn das ist nicht immer und überall, vielleicht nicht gerade da, wo man arbeitet oder wenn man ihn direkt bei sich zu Hause haben will. Es gibt auch in Wien Gegenden, wo es nicht so dicht ist und wir keine 103 Prozent haben. Da gibt es dann Schwierigkeiten beim Anmelden. Aber wir haben hier von den Plätzen her eine Vollversorgung geschafft. Dass es mit AMS und Arbeit hie und da manchmal schwierig war, gebe ich zu. Aber ich glaube, das ist
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