Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
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Radfahren
sicherer zu machen!
Was
brauchen wir? Wir brauchen den Trennverkehr dort, wo es notwendig ist, und den
Mischverkehr, wo er möglich ist. Wir brauchen mehr Verkehrserziehung und
Verkehrsausbildung. Es wäre sinnvoll, beim Kfz-Führerschein auch eine
Lehreinheit zu Fuß oder mit dem Fahrrad vorzusehen. Wir brauchen eine
Radfahrprüfung für die Zehnjährigen in der 4. Schulstufe, um zu mehr
Verkehrssicherheit zu kommen. Und wir brauchen natürlich verstärke Kontrollen
durch die Polizei; es geht um die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung und um
die Fahrtauglichkeit der Fahrräder.
Sehr
geehrte Damen und Herren von Rot-Grün, verdammen Sie das Autofahren nicht! Es
gibt auch Wirtschaftsverkehr, es gibt Einkaufsverkehr. Kinder müssen
transportiert werden. Es gibt Kälte, Regen, Schnee, Hitze. Es gibt ältere
Menschen, es gibt Menschen, denen das Radfahren körperlich nicht zuzumuten ist.
Schreiben Sie den Menschen nicht vor, welches Verkehrsmittel sie zu wählen
haben! Es gibt ein Recht auf die freie Wahl des Verkehrsmittels. (Beifall
bei ÖVP und FPÖ.) Sehr oft werden sich die Bürger eben für das schnellste,
praktischste und komfortabelste Verkehrsmittel entscheiden. Oft wird das das
Auto sein, auch das ist zu akzeptieren und zu respektieren.
Seien
Sie versichert, die rot-grüne Verkehrspolitik wird von uns nicht mitgetragen!
Wir stehen nicht fürs Schikanieren der Autofahrer, für generelle
Tempo-30-Zonen, für den U-Bahn-Stopp an der Stadtgrenze und dafür, dass man in
Bratislava einchecken muss, wenn man einmal in den Urlaub fliegen möchte. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Mag Thomas Reindl: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Mag Maresch. Ich erteile es ihm.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und
Herren!
Nachdem
jetzt von der Opposition große Worte zum Fahrradfahren gesprochen wurden,
möchte ich Ihnen einen Artikel aus dem „Standard" vom 22. Juli nicht vorenthalten.
Er bezieht sich auf Fahrradfahren und die FPÖ.
„Das
war ein Fehler", heißt der Titel, „keine Konsequenzen durch
Bezirkspartei". „Linz - Der Fraktionschef der Linzer FPÖ, Sebastian",
jetzt lasse ich den Namen weg, „ist mit 1,2 Promille am Fahrrad erwischt
worden, berichtete die Zeitung ‚Österreich' am Freitag." Er dazu: „‚Das
war ein Fehler, keine gute Vorbildwirkung - und wird mir sicher nicht noch mal
passieren', bedauerte der Mandatar den Vorfall. Sein Bezirksparteichef",
Stadtrat W, „schloss sich dem ‚vollinhaltlich an'. Konsequenzen werde es aber
nicht geben."
Jetzt
kommt der Text dazu: „Er habe am vergangenen Samstag ‚nur einige Gläser
Sommergespritzter zu viel' getrunken, so Ortner im Zeitungsinterview."
Schade, jetzt ist mir der Name entkommen. „Gegen 2 Uhr habe er mit dem Fahrrad
die rund 300 m bis zu seiner Wohnung radeln wollen, heißt es in dem
Artikel. Auf dem Weg sei er aber einer Polizeistreife aufgefallen, weil er auf
dem Gehsteig gefahren sei. (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Der
Gemeinderat wurde angezeigt, im droht eine Geldstrafe von mindestens 1 200
EUR. Seitens der Polizei Linz hieß es am Freitag zu der Angelegenheit nur: ‚Kein
Kommentar.'"
Also:
Der Herr O hat erstens einmal betrunken das Fahrrad benutzt, zweitens ist er auf
dem Gehsteig gefahren, drittens hat er keine Nummertafel hinten draufgehabt,
viertens gibt es keine Konsequenzen für ihn. So, wenn wir uns jetzt ... (GR
Siegi Lindenmayr: Von welcher Partei war er?) FPÖ! FPÖ - deswegen habe ich
sie interessant gefunden, die Ausführungen des Kollegen Mahdalik, der ja all
diese Dinge moniert hat. Dazu kann ich jetzt sagen: Der Linzer Experte fürs betrunken
Radfahren kann Ihnen da sicher helfen.
Aber
wie gesagt, noch einmal: Es geht um rücksichtsloses Fahren. Ihr Mandatar ist
rücksichtslos am Gehsteig betrunken unterwegs gewesen. Das ist unverzeihlich! (Zwischenrufe
bei den GRÜNEN.) Wenn ihn die Polizei nicht aufgehalten hätte, wäre er auch
noch durchgekommen, und zwar ohne dieses reuige Ding, das er uns dann in der
Zeitung mitgeteilt hat. - Das ist einmal das eine.
Das
Zweite: Da die Zeit davonläuft, möchte ich den Kollegen Dworak nur daran
erinnern, dass es in Zeiten der SPÖ-ÖVP-Regierung zwei Bezirke gegeben hat, die
fahrradfreundliche Politik versprochen haben, das wurde mit großem Pomp und
Trara inszeniert. Der eine war der 9., der hat das umgesetzt. Da gibt es
Radfahren gegen die Einbahn überall, wo es möglich ist. Kollege Lindenmayr hat
da schon einiges gesagt, und da waren die GRÜNEN auch ein bisschen beteiligt,
weil wir ja damals durchaus gemeinsam eine Mehrheit hatten, wenn ich mich nicht
täusche.
Der
zweite Bezirk, der das damals versprochen hat, ist der 13. Bezirk. In der Zeit
waren Sie, glaube ich, gerade Bezirksmandatar. Ich denke, wenn man sich den 13.
Bezirk anschaut: Da gibt es ganz viele Dinge einfach nicht!
Wenn
man jetzt dem Kollegen Ulm zuhört, der sagt, wir sollen die Autofahrer nicht
schikanieren - und auch die Unfallstatistiken werden da immer wieder bemüht -,
dann muss man sich einmal überlegen: Wer verursacht die Verkehrstoten im
Straßenverkehr? Nicht die Radfahrer, nicht die Fußgänger - ich glaube, es ist
selten, dass ein Fußgänger ein Auto überwältigt und es zuschanden getreten hat,
das ist unwahrscheinlich, und auch ein Radfahrer nicht -, sondern es sind ganz
oft die sich nicht gesetzeskonform verhaltenden Autofahrer! (Zwischenrufe
bei FPÖ und ÖVP.)
Da
muss man noch einmal dazusagen: In Wien werden 28 Prozent der Wege mit dem Auto
zurückgelegt, und dazu braucht man 75 Prozent des Straßenraums! (GRin Ingrid Korosec: Wer zahlt es? - Weitere
Zwischenrufe.) Wir glauben, dass man hier endlich eine gerechtere
Verteilung angehen sollte. Das heißt, die Radfahrer brauchen den Platz, der
ihnen zusteht, die FußgängerInnen brauchen den Platz, der ihnen zusteht, und
die Autofahrer brauchen den Platz, der ihnen zusteht.
Es
muss klar sein, dass wir in Wirklichkeit nicht hergehen und noch mehr Straßen
bauen werden, damit wir
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