Gemeinderat, 2. Sitzung vom 13.12.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 124 von 126
keit à la Einheitsbrei und so weiter weg! Kollege Vettermann hat schon darauf hingewiesen: Genau jene Länder, die die frühe Differenzierung nicht vollziehen, erzielen Erfolge. Erfolgreich sind jene, die ihre Kinder gemeinsam nach den Gesichtspunkten fördern, die wir im Rahmen unserer Möglichkeiten in der Wiener Mittelschule umzusetzen versuchen. Leider ist das nur in 10 Prozent der Schulen möglich, aber dort geschieht das: Stärken stärken, Schwächen schwächen, und zwar für alle Gruppen ohne äußere Differenzierung, aber mit der notwendigen inneren Differenzierung und individuellen Förderungen in der Schule. – Ich glaube, das ist die Zukunft, meine Damen und Herren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Wir haben hier natürlich nur sehr eingeschränkte Kompetenzen. Diese nutzen wir aber aus, und zwar auch über das Modell der Schulversuche, denn ich glaube, dass es notwendig ist, auch immer wieder diesen Weg zu gehen und zu sagen: Wenn das Schulsystem eine grundlegendere Form nicht zulässt, weil es keine entsprechende Mehrheit im Nationalrat gibt, wählen wird diesen Weg. Wenn sich aber eine Mehrheit dafür bildet, dann können wir viele Schulversuche sofort beenden und das Ganze tatsächlich ins Regelschulwesen überführen.
Wenn man immer wieder sagt, dass dann ins Regelschulwesen übergeführt wird, dann kennt man sich wirklich nicht aus! Schulversuche bieten nämlich die einzige Möglichkeit, innovative Modelle sowohl auszuprobieren, als diese den Eltern im Sinne einer großen Angebotspalette in Wien anzubieten. Das tun wir in Wien, aber eben nur im Rahmen unserer Möglichkeiten. Hätten wir gemeinsam mehr Möglichkeiten, dann könnten wir das intensiver tun. Gerade angesichts der ambitionierten Ziele, die wir verfolgen, wollen wir auch in der neuen Koalition all das, was ich jetzt geschildert habe, umsetzen und diese gemeinsame Schule für die Wiener Kinder anbieten. Das wäre ein wichtiger bildungspolitischer Schritt. Dann würden wir nicht beim nächsten oder übernächsten PISA-Test, sondern in dem Moment, in dem die Kinder tatsächlich in den Anspruch dieser Förderung kommen, bessere Ergebnisse erzielen. Die Kinder, die jetzt und das letzte Mal getestet wurden, sind jene Kinder, die in dem Schulsystem aufgewachsen sind, zu dem Sie sich nach wie vor bekennen, und die unter den Kürzungen der Ministerin Gehrer gelitten haben. Das ist Faktum. Das ist einfache Mathematik. Um das zu begreifen, brauche ich keine PISA-Studie und auch kein Hochschulstudium, meine Damen und Herren! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Daher glaube ich, dass der Weg, den wir im Rahmen unserer Möglichkeiten in Wien gehen können, der richtige ist: Wir bauen die entsprechenden Ganztagsschulmodelle und die Wiener Mittelschule in den Bereichen aus, wo wir es tun können, nämlich gemeinsam und auch an AHS-Standorten. Das ist ein ganz wichtiger Bereich. Zudem bieten wir im Hinblick auf das Versagen der Vergangenheit zusätzlich ein Instrumentarium für junge Menschen in Form von kostenlosen nachträglichen Bildungsabschlüssen an. Auch das ist ein ganz wichtiges Ziel, und ich glaube, auch hier sind wir durchaus ambitioniert unterwegs.
Es ist schon richtig: Nicht alle Modelle, die im Rahmen von Schulversuchen erprobt werden, sind per se ein Erfolg. Auch das trifft zu. Aber ich wiederhole: Etwas wissen wir ganz genau, nämlich dass die frühe Differenzierung nicht funktioniert.
In diesem Zusammenhang ist ein Beispiel angesprochen worden. Vielleicht können wir uns morgen in der Früh um 8 Uhr gleich bei der Schule treffen. Ich biete das an. Ich bin morgen in der Schule. Dann können wir uns anschauen, ob dort wirklich ein Kind im Anorak sitzt!
Ich sage aber auch dazu: Bitte hören wir auf, über die Containerklassen auf diesem Niveau zu diskutieren! Worum geht es? – Wir bieten tatsächlich hoch moderne Schulcontainer an, die wärmetechnisch, schallschutztechnisch und raumangebotsmäßig wie auch klimatechnisch hervorragend ausgestattet sind. (GR Mag Wolfgang Jung: Es geht darum, dass Sie nicht rechtzeitig entsprechende Vorkehrungen getroffen haben!)
Diese Container sind an einzelnen Standorten erfolgreich. Sie werden von den Eltern gewünscht. Und da Schulen nun einmal nicht aufblasbar sind, schaffen wir den entsprechenden Schulraumbedarf auch immer wieder temporär mit Containern. Das werden wir auch weiterhin tun. Ich bekenne mich offensiv dazu. Wenn Eltern nämlich von einer Schule begeistert sind und ihre Kinder in diese Schule gehen wollen und es notwendig sein sollte, dort zwei zusätzliche Klassen aufzustellen, dann werden wir das tun. Verteufeln wir die Container nicht, sondern nehmen wir sie zur Kenntnis. Das wird oft von den Eltern gewünscht.
Ich wiederhole: Den erwähnten Fall schaue ich mir morgen sofort genau an. Aber wir wissen auch aus der Wiener Schulumfrage, dass die Zufriedenheit der Kinder, aber auch der Lehrerinnen und Lehrer gerade in Containerklassen durchaus sehr groß ist. Diesbezüglich wird offensichtlich von Ihnen mit Vorurteilen agiert. Schauen Sie sich das einmal an! Gehen Sie hinein! Wenn es irgendwo ein Problem gibt, dann sagen Sie es mir, dann fahren wir dorthin!
Wie gesagt: Morgen um 8 Uhr schauen wir uns an, ob die Situation tatsächlich so ist. In diesem Fall muss man sich etwas einfallen lassen. Mir ist das bis jetzt nicht bekannt. Aber wir werden uns morgen irgendwo in Simmering vielleicht treffen können, dann können wir uns gleich in der Früh anschauen, wie die Kinder dort sitzen. Wenn tatsächlich etwas nicht stimmt, dann muss die Frage geklärt werden, warum es noch keine Meldung gibt, und dann muss dem nachgegangen werden.
Ich möchte noch einen Punkt erwähnen, weil mir das wirklich wichtig ist. Man könnte natürlich jetzt darüber hinweggehen und das weglassen. Ich spreche jetzt von dem Fragenkomplex rund um die türkische Matura. Darüber gibt es immer wieder Diskussionen.
Zunächst halte ich fest: Es gibt eine Vielzahl von Privatschulen, die entsprechende Ausbildungen anbieten. Es geht jetzt nicht um zurückrudern oder sonst irgendetwas, wie jetzt immer behauptet wurde. Würde in Wien
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