Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 122
was war? – Überhaupt kein Stau! (Zwischenruf von GR
Dr Herbert Madejski.) Okay!
Keine ÖBB und keine Wiener Linien. Ich kenne einige, inzwischen pensionierte
Rathausbeamte, die mir heute noch mit Begeisterung erzählen, wie sie zu Fuß aus
dem 22. Bezirk ins Rathaus gegangen sind. Das sei wirklich interessant
gewesen!
Und betreffend Radverkehr? – Die Spitzentage, meine Damen und Herren,
der Radnutzung des laufenden Jahres brachten nicht einmal die Hälfte der Zahl
von Leuten, die an diesem Tag mit dem Rad gefahren sind! Jetzt werde ich fast
biblisch und sage: Fürchtet euch nicht! Repariert möglichst viele Tangenten
gleichzeitig und nicht ein paar Wochen lang, sondern jahrelang! (Heiterkeit
und Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Eine Weile wird es schon stauen. Dann werden die Leute aber draufkommen
und sich sagen: Ich bin ein schöner Trottel, dass ich jeden Tag im
25 km-Stau stehe! Es gibt doch lustigere Beschäftigungen als jeden Tag
25 km im Stau zu stehen. Da gibt es zum Beispiel eine Maßnahme im nächsten
Jahr: Da fährt eine U-Bahn drüber, in die kann man einfach einsteigen und in
die Stadt fahren, und zwar in 15 Minuten oder 22 Minuten. Da gibt es
dann die U1 und die U2. Und es wird, wie gesagt, ein paar Leute geben, die
sagen: Ich bin doch kein Trottel und stehe nicht jeden Tag zwei Stunden im
Stau!
Ich reagiere, wenn jemand zu spät kommt und sagt, dass er keinen
Parkplatz gefunden hat, indem ich sage: Selber schuld, du Dillo! (GR
Dr Herbert Madejski: Wie soll man über die Donau kommen?) Wärst du
doch mit den Öffis gefahren! Ich habe nie ein Problem. Ich habe nie ein
Problem, ich fahre mit dem Rad – übrigens: ausspülen! –, und ich habe
nie ein Parkplatzproblem!
Wer glaubt, sozusagen zweieinhalb Tonnen von A nach B fahren zu müssen,
der hat vielleicht ein anderes Problem, dass er etwas herzeigen muss, was er
sonst vielleicht nicht hat. Anders kann ich nicht verstehen, warum man sich so
verhält! Und es wird noch viel stauen, bis das Benzin endlich den Preis von
2,50 EUR für den Liter erreicht. Meine Damen und Herren, das wird kommen!
Nur will ich nicht meine Zeit vernichten und in Giftgaswolken stehen. Ich kenne
das, ich bin auch schon gelegentlich im Stau gestanden! Und nichts ärgert mich
in meinem Leben mehr als die Vernichtung von Lebenszeit im Stau!
Insofern sehe ich das mit dem Flugfeld
durchaus entspannt. Ich spare mir jetzt zu fragen, wem die ASFINAG gehört. Es
ist dies im Grunde eine rote Regierung. Und ich sage: Das, was dort gebaut
wird, ist grosso modo, wie es geplant ist, unterstützenswert. Das sage ich noch
einmal laut: Dort ist eine U-Bahn, dort kommt man von der U-Bahn mit dem Rad
herum, und es gibt von Anfang an keine hochrangige Straßenverbindung. Ich finde
das super! Ich finde das toll! Die Leute werden von Anfang an draufkommen, dass
sie gar nicht mit dem Auto fahren. (GR Dr Herbert Madejski: 20 000
Menschen möchtest du mit dem Rad im Kreis schicken?)
Erstens werden nicht 20 000 in den
nächsten Jahren dorthin ziehen. Die erste Ausbaustufe umfasst, wenn ich richtig
informiert bin, 1 500 Wohneinheiten. Aber wenn es 1 500 frustig
finden, im Stau zu stehen, dann werden es umso mehr 20 000 frustig finden,
im Stau zu stehen!
Ich nenne noch ein Beispiel: Es kommen
Touristen nach Wien. Setzen sich diese in ein Auto und stauen auf der Tangente?
Schauen sie sich dort Wien an? – Nein! Sie gehen in Wien zu Fuß! Sie gehen
ausgerechnet dorthin, wo es keine Tangente gibt! Und sie finden das klass!
Jetzt sage ich noch: Sozusagen eine der
gemiedensten Städte der Welt ist Venedig. Kein Mensch will nach Venedig fahren.
Dort gehen nämlich überhaupt alle zu Fuß, denn dort gibt es keine Autos. (GR
Mag Wolfgang Jung: Aber Vaporettos!) Und wenn man sich fragt, wo die
teuersten Wohnungen sind, dann kommt man drauf, dass sie dort sind.
Schauen wir uns an, wohin Touristen gehen
wollen. Schauen Sie sich die Outskirts der neuen Städte des ausgehenden
20. Jahrhunderts an, wo man vierspurig an McDonalds, Möbelix, Tankstellen
et cetera vorbeifährt. Sind das die echt coolen Städte? Wollen dort alle hin?
(Zwischenruf von GR Dr Herbert Madejski.)
Ich muss auf meine Zeit schauen, aber ich
muss Ihnen ein Kompliment machen, Herr Madejski! Es gelingt Ihnen immer wieder,
mich irgendwie zu motivieren! Es ist immer wieder interessant, sich mit Ihnen
auseinanderzusetzen!
Ich möchte einen sehr konkreten Vorschlag
machen und eine Diskussion anregen, sei es hinsichtlich des Flugfelds, sei es
aber auch hinsichtlich des Nordwestbahnhofs, den ich als ein sehr interessantes
Stadtentwicklungsgebiet sehe, weil er sozusagen wirklich im Herzen der Stadt
liegt, wo man mit dem Fahrrad sehr rasch und zügig sowohl im Stadtzentrum und
als auch im Grünareal ist. Bei meiner Vision von Wien orientiere ich mich an
zwei Weltstädten: Wien soll sozusagen eine Mischung aus Manhattan und
Kopenhagen sein. In Manhattan haben 80 Prozent der Bewohner kein Auto, und
in Kopenhagen gibt es einen Radverkehrsanteil von 36 Prozent. Ich denke, irgendwo
dazwischen werden wir das hinbekommen. Und in beiden Städten leben nicht gerade
ausschließlich Mindestrentner, wobei das jetzt in keinster Weise etwas
Kritisches über Mindestrentner war.
Ich bringe noch etwas zum Nachdenken. Ich
habe auch länger gebraucht, das zu durchschauen. Ich glaube, dass ganz
nebensächliche Regulierungen fundamentale Auswirkungen auf die Stadt
haben. – Zu diesen nebensächlichen Regulierungen: Welche sind die am
meisten nachgefragten Bezirke, wo die Leute hinziehen wollen? – Ich nenne
sie in unserer grüninternen Sprache die Halbmondbezirke. Das sage ich jetzt
noch einmal in Richtung Madejski. Es sind dies die Bezirke innerhalb des
Gürtels. Dort gibt es ganz starke Nachfrage nach Wohnungen, was leider zur
Konsequenz hat, dass die Wohnungen im 7., 8., 9., 4. und 5. Bezirk schon
extrem teuer sind.
Dort wollen ganz viele
Leute wohnen. Warum? Wenn man die Leute fragt, bekommt man zu hören: Da ist auf
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular