Gemeinderat,
39. Sitzung vom 25.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 106
Rechnungsprüfer und haben gemeint, wenn sie die hätten, bräuchten sie ein höheres Budget, weil das kostet dann mehr.
Aber es ist eh wurscht, es ist eh nichts nachdotiert
von der MA 7.
Oder der Theaterverein Gumpendorf. Die haben auch
94 Prozent Förderung, 6 Prozent Eigenleistung, eine Auslastung von 42
bis 52 Prozent, davon aber 23 Prozent Freikarten und die Förderung
pro Besucher mit 110 EUR. Jedes Mal, wenn man dort hingeht, kann man sich
dessen bewusst sein, dass die Allgemeinheit der Wiener Bürgerinnen und Bürger
100 EUR für einen auf den Tisch gelegt hat, weil man in das Theater geht.
„Netzzeit“: Hier schaut es so aus, als ob der Obmann
und seine Frau, die Kassierin, sich selbst die Honorarnoten auszahlen. Es sind
ja nur 400 000 EUR Förderung pro Jahr. In den letzten zwei Jahren
kriegen sie in Wien ungefähr 50 Prozent Freikarten, wenn sie außerhalb
Wiens tätig sind, ist alles frei. Es zahlt eh die Stadt Wien, völlig wurscht!
Das kann man beliebig fortsetzen bis hin zum „Club of
Vienna“. (GR Ernst Woller: Sie sind so ahnungslos! Rufen Sie einmal den
Scheidl an! - GR Dr Herbert Madejski: Der Woller ist ahnungslos!- GR Ernst
Woller: Sie sind ahnungslos!) Bis hin zum „Club of Vienna“, Herr Kollege
Woller, wo wir das Kontrollamt und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet haben.
Das ist das Typische. Es gibt genaue Vorschriften bei der Stadt Wien, wie man
etwas kontrollieren kann.
Ich werde Ihnen das jetzt vorlesen, von wegen
ahnungslos! Ich lese Ihnen zuerst einmal Ihren Pressedienst vor, wo zum
Beispiel die Kollegin Straubinger sagt: „3 600 Förderansuchen. Allein
diese Zahl untermauert, dass nicht hinter jeder Förderung gleichsam ein
Kontrollor jeden Beleg intensiv dahin gehend überprüfen kann, ob etwa ein
Formular richtig datiert ist." - Komischerweise kann man das bei den
Bezirksveranstaltungen, aber auf Landesebene geht das nicht mehr!
Aber der Kollege Woller ist noch viel besser, wie wir
uns erdreistet haben beim „Club of Vienna“, gegen den wir inhaltlich nichts
haben, so wie alle anderen, wir fanden das auch gut. Da sagt er: „Die Stadt hat
dafür eigene Kontrollinstanzen, die hervorragend funktionieren." - Was
soll das heißen? Zuerst muss einmal die MA 7 kontrollieren.
Kontrollinstanzen? Vielleicht das Kontrollamt? Das ist ja eine andere. Das
würde für mich bedeuten, Sie gehen davon aus, die MA 7 kontrolliert gar
nichts. Wenn die Opposition etwas will, kann sie sich auch an das Kontrollamt
wenden. Das kann es ja wohl nicht sein!
Da kann ich Ihnen ganz klar - Webservice, von wegen
keine Ahnung - die Richtlinien zur Abrechnung von Förderungen bei
Einzelprojektförderungen vorlesen: „Für diese Förderung ist bis zu dem im
Verständigungsbrief angegebenen Termin die widmungsgemäße Verwendung anhand
einer Endabrechnung mittels einer detaillierten Gesamtausgaben- sowie Gesamteinnahmenaufstellung
analog zur eingereichten Kalkulation nachzuweisen. Die Originalbelege sind für
Stichproben der Kulturabteilung bereitzuhalten." - Stichproben gibt es
wahrscheinlich nur auf dem Papier! – „Nicht nachgewiesene Förderungen sind
zurückzuzahlen." Die haben 750 000 EUR, die sie nicht verwendet
haben, die nicht zurückgezahlt werden!
Bei Jahresförderungen unterscheiden Sie zwischen
bilanzierenden und nicht bilanzierenden. Da gibt es, Herr Kollege Woller,
konkrete Förderrichtlinien, da gibt es konkrete Vorschriften. Diese
Vorschriften werden nicht von irgendeiner Kontrollinstanz gehandhabt, sondern
von der MA 7. Das müssen Sie zur Kenntnis nehmen! Es ist wirklich unfair,
wenn Sie sagen, dass sie von allen im Gemeinderat vertretenen Parteien gefördert
wurden. Na klar haben wir sie gefördert. Wir sind nicht für die Kontrolle
verantwortlich! Das ist die MA 7! Wir sind dafür verantwortlich, nach
unserem besten Gewissen zu fördern, was wir für förderungswürdig halten. Da
stimmen wir zu oder auch nicht, auch wenn es eine absolute Mehrheit gibt. Und
wir sind der Meinung gewesen, dass der „Club of Vienna“ etwas ist, das man
fördern muss.
Das heißt aber nicht, dass er nicht kontrolliert
werden muss. Wenn dort der Präsident seinem Institut Aufträge gibt, und ich
lasse mich jetzt darauf nicht ein, dann ist es die Aufgabe der MA 7 zu
sagen: „Halt, Herrschaften! So geht das nicht! Macht das bitte
ordentlich!" - Davon gehe ich aus. Ich gehe davon aus, wenn ich einer
Förderung zustimme, dass das auf Grund der Richtlinien von den zuständigen
Beamten geprüft wird. Wenn Sie die Kapazitäten dazu nicht haben, müssen Sie
sagen, Sie können das nicht prüfen oder Sie brauchen mehr Leute.
Dann schreiben Sie noch, und das hat mir auch
gefallen: „Selbstverständlich wurden die Bilanzen, mit denen die widmungsgemäße
Verwendung der Förderung nachgewiesen wurde, von unabhängigen Rechnungsprüfern
ordnungsgemäß geprüft." - Wenn Sie sagen, ich habe keine Ahnung, sage ich
Ihnen, was „unabhängige Rechnungsprüfer" heißt. Das war eine nicht näher
zu bezeichnende Steuerberatungskanzlei und eine angestellte Kanzlei kann kein
unabhängiger Rechnungsprüfer sein. Das ist schlicht und einfach falsch! Die
wurden nicht von unabhängigen Rechnungsprüfern geprüft! Das müsste jedem
auffallen, der sich das anschaut! Das heißt, der Schluss daraus ist, dass es
sich keiner angeschaut hat, und das offenbar über Jahre, weil man schon allein
von der Wichtigkeit der Persönlichkeiten her dort davon ausgeht, dass alles in
Ordnung ist.
Meine Damen und Herren, wie Sie wissen, stimmen wir
natürlich vielen Förderungen zu. Es ist nicht so, dass wir alles ablehnen. Ich
habe natürlich jetzt nur die Dinge gesagt, die wir ablehnen.
Ich will zum Schluss etwas Versöhnliches sagen. Unser
lieber Herr Stadtrat ist natürlich aufgefordert, stärker zu kontrollieren. Da
werden wir auf jeden Fall draufbleiben. Ich habe ihn neulich im Fernsehen
bewundern können, bei „Wir sind Kaiser". In diesem Sinne kann ich nur
sagen, er soll sich halt anstrengen! (Allgemeine
Heiterkeit.) Nicht nur feiern, ein bisschen arbeiten, nicht nur
champagnisieren, sondern auch ein bisschen kontrollieren, lieber Herr Stadtrat!
Dem Budget können wir leider nicht zustimmen! (Beifall
bei der FPÖ.)
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