Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 126
Zuwandererghettos,
die Tabuzonen am Gürtel, die kaputten, alten Geschäftsstraßen. Das lässt sich
nicht wegreden und zudecken.“
Auch
das WIFO hält einen Spiegel vor. Da ist die Rede: „Wien ist mit dem Burgenland
Letzte beim Wirtschaftswachstum. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit und der
Arbeitsplatzzuwachs setzte sich in allen Bundesländern fort. Der
Beschäftigtenzuwachs ist in Wien mit Abstand am geringsten, die
Beschäftigungsentwicklung wird in Wien vor allem durch die ungünstige
Entwicklung im Dienstleistungssektor mit negativen Folgen für die
Frauenbeschäftigung gedämpft.“ Und weiter Sachgütererzeugung: „In Wien war die
Wertschöpfung vor allem in großen Teilen des Technologiesektors ausgenommen
Chemie als weitaus wichtigste Branchengruppe rückläufig als einziges
Bundesland.“
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das sind Dinge,
wo die SPÖ nachdenken sollte. Eine SPÖ, die ja sehr stolz auf eine lange
Geschichte gerade in diesem Haus ist. Es sind fast 90 Jahre, dass die SPÖ
hier das erste Mal Wahlen gewonnen hat und man hat den Eindruck, dass in den
letzten Wochen etwa ein Prozess manifest wird, der schon länger ist, eine Götterdämmerung
der SPÖ, der Wiener SPÖ. Gerade der Wiener Bürgermeister war es, der in der
Geschichte der SPÖ immer eine besondere Rolle gespielt hat. Er war in den 20er
Jahren zeitweise sogar der Vorsitzende der SPÖ und es ist in diesen Jahrzehnten
in der SPÖ eigentlich nie etwas gegen den Wiener Bürgermeister geschehen.
Interessanterweise tritt der Wiener Bürgermeister in den letzten Monaten
öffentlich nur mehr in einer Funktion in Erscheinung, nämlich beim Sägen am
eigenen Bundesparteivorsitzenden. Das ist eigentlich keine schöne Rolle. Das
ist vielleicht beim jungen Cap, der die drei Fragen gestellt hat, noch
verständlich gewesen. Aber dass einer, der eine der wesentlichsten Aufgaben in
der Republik hat, nur deshalb, weil er sinkende Umfragewerte hat, weil er weiß,
dass er in dieser Stadt nicht mehr die absolute Mehrheit erreicht, mit nichts
anderem beschäftigt ist, als den eigenen Bundesparteivorsitzenden in seiner
Funktion als Bundeskanzler zu beschädigen, das ist eigentlich nicht schön, ganz
unabhängig davon, wie man das parteipolitisch sieht.
Da hat sich nur etwas in der letzten Zeit, in den
letzten Tagen gezeigt, dass das eigentlich nur Sprüche waren, die der
Bürgermeister hier geklopft hat, weil er sich am Ende des Tages nicht einmal
durchgesetzt hat. Das heißt, statt dass er ein, wie immer man das bewertet,
machiavellistisch geschulter, geschickter Putschist wäre, hat er selbst als
Putschist versagt, meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist der Befund,
den wir heute hier festzustellen haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Es kann aber nicht so sein, dass die Stadt in
Geiselhaft der Situation der SPÖ und insbesondere der Wiener SPÖ ist. Es kann
nicht so sein, dass die Stadt hier unter der Gebührenlawine leidet. Die Zahlen
kennen Sie gerade 2007: Bäder plus 27 Prozent, Parkschein plus
50 Prozent, Parkpickerl plus 28 Prozent, Fahrschein plus
13 Prozent, Strom plus 6,3 Prozent, Gas plus 5,3 Prozent,
unverändert die Situation im Bereich der Arbeitslosenquote, wo Wien mit
8,5 Prozent vorne liegt.
Noch einmal ein Appell an Ihr historisches
Verständnis: Die SPÖ hat sich immer als sozialer Vorreiter in diesem Land
verstanden. Was ist davon geblieben, wenn das Unsozialste, was es gibt,
besteht, nämlich die höchste Arbeitslosigkeit im Bundesländervergleich? Was man
sieht, ist aber auch ein Demokratieverständnis des Drüberfahrens. Ein
Demokratieverständnis, das sich beispielsweise darin ausdrückt, wie in der
Untersuchungskommission vorgegangen wird, dass Ladungen nicht stattfinden, weil
das entsprechend niedergestimmt wird. Dass man sich einfach den Fragen nicht
stellt, die hier vorliegen. Oder wie wir es in der letzten Landtagssitzung
erlebt haben, wo ein Antrag, eine gemeinsame Sitzung der Landtage der
CENTROPE-Region durchzuführen, einfach niedergestimmt wird, dass das nicht
stattfinden kann, was notwendig wäre. Dass zum Zusammenwachsen einer Region
20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs auch ein häufiger,
entsprechender Meinungsaustausch, ein Gespräch zwischen den Abgeordneten der
verschiedenen Bereiche stattfindet, das alles ist nicht möglich. Das passt mit
einem Wahlrecht zusammen, das so ist, dass 29 Prozent der WienerInnen
49 Prozent der SPÖ-Wähler sind. Diese 49 Prozent stellen
55 Prozent der (GR Kurth-Bodo Blind: Und die Gemeinderäte und
amtsführenden Stadträte?) – ich komm’ schon drauf, keine Sorge –
Gemeinderäte und 100 Prozent der amtsführenden Stadträte.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie können
Wahlrecht hier so oder so gestalten Das nächste Mal ist die absolute Mehrheit
in dieser Stadt weg. Das sag ich Ihnen an dieser Stelle und das wissen Sie
auch! (Beifall bei der ÖVP.)
Wir erleben es auch in dieser Stadt, dass, was
funktioniert, Firmennetzwerke - der Bereich der Gesiba – der verschiedenen
Möglichkeiten sind, wo die SPÖ überall beteiligt ist. Das ist die Realität in
dieser Stadt. Auch diese Realität wird nach einem Verlust der SPÖ-Mehrheit in
dieser Stadt zu Ende gehen und es werden demokratischere Verhältnisse
einziehen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das Thema
Prater habe ich angesprochen, beispielsweise das Thema Szene Wien, wo auch
gezeigt wird, wie drübergefahren wird, wie hier nur unter Freunden gehandelt
wird, wo der Begriff Freundschaft, der ja noch immer eine Grußformel ist, zu
etwas sehr Zynischem verkommt.
Kommen wir zurück zum Zahlenwerk dieses
Rechnungsabschlusses. Die SPÖ hat weiterhin den Stillstand zum Prinzip erhoben.
Man merkt, dass in den Zahlen die Mehreinnahmen aus den Ertragsanteilen des
Bundes kommen. Das ist das, wovon die Stadt Wien lebt.
Gott sei Dank wirtschaftet
der Bund seit Langem gut. Die Situation der Investitionen und des
Arbeitsmarkts: Hier ist Wien, wie gesagt, Spitzenreiter bei der
Arbeitslosigkeit, Spitzenreiter betreffend, dass es kein Wirtschaftswachstum
gibt.
Wenn wir über die Ära des Bgm
Häupl Bilanz ziehen, dann stellen wir fest, dass die Arbeitslosenzahl von 1994
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