Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 98 von 112
geht, aber ich glaube, es müsste uns allen viel mehr zu denken geben, wenn man sich die Stadtentwicklungsgebiete ansieht, wie sehr in Wahrheit die Grünräume und auch die Ausdehnung der Grünräume im Vergleich zum sozialen Wohnbau der 30er Jahre, ich nenne jetzt nur den Karl-Marx-Hof, vernachlässigt werden.
Ich finde es eigentlich ziemlich schändlich, dass wir
das in unserer Gesellschaft anscheinend nicht mehr leisten können oder wollen.
In diesem Zusammenhang habe ich auch eine Anfrage an den Herrn Stadtrat und an
die Geschäftsgruppe Planung gestellt. In der Flächenwidmung gibt es nämlich ein
Instrument beziehungsweise eine Festsetzung, das so genannte ÖZ, was die
Abkürzung für „Grundfläche für öffentliche Zwecke“ ist. „Diese Flächen sollen
in angemessener Form“ – ich zitiere die Bauordnung – „von der Stadt
Wien angeeignet werden und sind für die Errichtung von Bauten und Anlagen, die
der Erfüllung von öffentlichen Aufgaben dienen, reserviert.“
Dabei geht es also um sehr wichtige Flächen, die sich
oft auch im relativ dicht verbauten Stadtgebiet befinden, die für Schulen oder
auch für Parkanlagen reserviert waren. Ich sage jetzt deshalb „waren“, denn die
letzte Flächenwidmungsreform fand 1996 statt. Seit damals bis vergangenen
August wurden alle Pläne wegen eines Verfassungsgerichtshofurteils
überarbeitet. Laut Bauordnung verfällt diese Widmung ÖZ allerdings nach zwölf
Jahren. Sie wird unwirksam und kann erst wieder nach zehn Jahren festgesetzt
werden. Im Hinblick darauf wird allen, die kopfrechnen können, klar, dass, wenn
das 1996 festgesetzt wurde und zwölf Jahre wirksam ist, nächstes Jahr
diesbezüglich ein ziemlich entscheidendes Jahr wird.
2008 entfallen diese Festlegungen, und dann wird es
total wichtig sein, dass die Stadt Wien nicht verschläft, diese Grundflächen
rechtzeitig angekauft zu haben oder zumindest in Verhandlungen getreten zu
sein. Wenn das nämlich verfallen ist, dann ist es zu spät, und das wäre
wirklich ein großes Problem, weil man diese Flächen für öffentliche Aufgaben
vor allem im dicht gebauten Stadtgebiet dann nur noch sehr schwer bekommen
kann. – Ich bin jetzt deshalb sehr neugierig, was die Anfragebeantwortung
ergeben wird, und hoffe, dass entsprechende Schritte schon eingeleitet worden
sind, weil ich meine, dass es genau unsere Aufgabe ist, für die Durchsetzung
dieser öffentlichen Zwecke rechtzeitig Sorge zu tragen.
Der zweite Themenbereich wurde schon kurz
angeschnitten, die Bauordnungsreformgruppe. Ich finde es sehr angenehm, dass es
diese gibt. Ich sehe es sehr positiv, dass wir da rechtzeitig unsere Ideen
einbringen können. Das Klima ist sehr gut in dieser Gruppe. Zwar habe ich
bereits einen bösen Blick geerntet, weil ich relativ gut vorbereitet bin und
doch etwa 30 Paragraphen für diskussionswürdig halte, aber ich glaube, dass wir
da einiges weiterbringen werden. Die Bauordnung soll durch diese Reformgruppe
ja nicht komplizierter gemacht werden, sondern es könnten Lücken, die wir aus
der Praxis kennen, geschlossen werden, und die Bauordnung könnte vielleicht
sogar in dem einen oder anderen Paragraphen verbessert, vereinfacht und vor
allem verständlicher gemacht werden.
Die Schwierigkeit in dieser Gruppe sehe ich darin,
dass es da um sehr viele Themen geht. So ist beispielsweise die Information bei
Flächenwidmungsverfahren in der Bauordnung geregelt, obwohl das eigentlich mehr
die Planungsgruppe angeht. Dasselbe gilt für die Kontrolle durch
ZivilingenieurInnen bei Bauvorhaben. All diese Themen sind eigentlich geschäftsgruppenübergreifend
zu sehen. Da wird eine Zusammenarbeit mit der Planungsabteilung nötig sein, und
wie sich heute wieder einmal gezeigt hat, ist diese nicht immer ganz einfach.
Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass wir gemeinsam einiges Positives erarbeiten
werden.
Dritter Punkt: Ich möchte Herrn Kowarik wieder einmal
widersprechen. – Man kann Ihre Darstellung nicht unwidersprochen lassen,
dass Migrationshintergrund automatisch soziale Fehlentwicklung bedeutet. So
haben Sie das aber in etwa formuliert. Migrationshintergrund haben nämlich
beispielsweise auch viele Bewohner und Bewohnerinnen des 19. Bezirks, weil
sie im diplomatischen Dienst arbeiten, und nach Ihrer Theorie müsste es ja auch
dort zu sozialen Fehlentwicklungen kommen. Die Verknüpfung, dass Migrant
automatisch Problem bedeutet, dürfte aus Ihren Köpfen leider nicht
hinauszubekommen sein! Dennoch ist das wirklich eindeutig zurückzuweisen.
Ich glaube eher, dass der positive Ansatz wichtiger
ist, Gebietsbetreuungen und Mediation personell besser auszustatten. Ich
glaube, die Leute dort arbeiten ziemlich am Rande ihrer Kräfte, tragen große
Verantwortung und bräuchten sehr wohl eine stärkere personelle Ausstattung und
logischerweise auch mehr Budget für diese Aufgaben. Dort geht es eher um soziale
Konflikte als um sonstige Konflikte. Nachdem diese Budgetmittel aber nicht
vorgesehen sind, werden wir dem Budget auch im Bereich Wohnen nicht
zustimmen. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Ing Mag Dworak.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat!
Meine Damen und Herren!
„I have a dream“, so beginnt die große Rede von
Martin Luther King jr, die er anlässlich der großen Protestkundgebung in
Washington DC am 28. Juni 1963 vor mehr als 250 000 Teilnehmern der
Bürgerbewegung hielt.
Die Rede endet mit „I have a dream today“ und weist
auf die großen Ziele und Visionen hin, die der Stadt aber fehlen. Ich glaube,
diese Stadt hält es mit dem SPÖ-Altbundeskanzler Franz Vranitzky, der einmal
gesagt hat: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“
Schon 2020 wird Wien mehr als 2 Millionen
Einwohner haben, also um rund 10 Prozent mehr als heute. Die geförderte
Wohnbauleistung von 5 500 Wohneinheiten im heurigen Jahr soll innerhalb
der nächsten drei Jahre auf insgesamt 20 000 Wohneinheiten wachsen.
Wie sieht die weitere Zukunft
aus? – Bei der letzten
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular