Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 112
in Anspruch.
In diesem Sinne nehme ich das, was Sie gesagt haben, zur
Kenntnis. Trotzdem wird sich, wie gesagt, herausstellen – und das gilt für
alle anderen auch –, ob Sie auf dem Weg des Populismus, der Ihnen offenbar
manchmal notwendig erscheint, bleiben oder ob wir uns sachlich
auseinandersetzen wollen. Dabei könnten wir nämlich feststellen, wo es
unterschiedliche politische Linien zwischen der Politik der GRÜNEN und der SPÖ
gibt. Ich meine, da gibt es viele, und aus meiner Sicht sollte man auch diese
deutlich machen. Damit will ich jetzt auch schon wieder aufhören, weil ich mich
eben nicht auf jene Ebene des Populismus begeben möchte, sondern sehr an
sachlichen Diskussionen interessiert bin.
Eine Anmerkung zur Frage, wann die Bäderkommission
kommt: Das Ganze ist in Vorbereitung. Nachdem juristisch nicht feststellbar war,
in welchem Zustand sich die Altaltaltkommission befindet, habe ich entschieden,
dass das keine Rolle spielt, und habe eine Arbeitsgruppe einberufen. In den
nächsten Tagen wird ein Brief an alle Fraktionen mit der Bitte ergehen, zwei
VertreterInnen zu nominieren und auch Vorschläge für die ersten
Diskussionspunkte zu machen. Wir werden im Jänner die erste Sitzung abhalten.
Herzlichen Dank für die Diskussion. Eigentlich hätte
ich mir erwartet, dass Sie alle dem Budget zustimmen! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Zur Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und Sport liegt keine
Wortmeldung mehr vor.
Wir kommen nun zu Beratung der Geschäftsgruppe
Stadtentwicklung und Verkehr. Zu Wort gemeldet ist Herr GR
Dr Madejski. – Bitte schön.
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr
Vorsitzender! Herr Stadtrat!
Vorab ein Thema, das überhaupt nichts mit
Stadtentwicklung und Verkehr oder mit anderen jetzt zur Debatte stehenden Kapiteln
zu tun hat: Etwas ärgert mich maßlos, und ich glaube, das ärgert viele, die
hier im Saal sitzen, und zwar fraktionsübergreifend: Es ist nicht einsichtig,
dass das teilweise jugendliche Personal, das in der Rathausküche für uns
arbeitet, gestern bis spät in die Nacht da draußen, wo es kalt war wie in einem
Vogelhaus, bei ungefähr 8 Grad arbeiten musste! Und auch die Rathauswache
friert sich draußen die Füße ab. Dass sind indiskutable Arbeitsbedingungen,
meine Damen und Herren!
Ich frage Sie: Wieso lassen wir das zu? Es geht nicht
nur darum, ob wir hier besser sitzen oder nicht. Aber das Essen wird kalt und
ist dann ungenießbar, die armen Lehrlinge hatten gestern am Abend klamme
Finger, konnten nicht einmal mehr ordentlich arbeiten, verkühlen sich und
werden krank. Bitte schaffen Sie das in Zukunft ab! Der Saal drüben ist nämlich
leer wie die Rapid-Kassa oder die GAK-Kassa! So ist das! Wir müssen darauf
schauen, dass die Arbeitsbedingungen hier im Rathaus zumindest jenen, die in
der EU bestehen, angeglichen werden. – Danke schön für Ihre
Aufmerksamkeit, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Kollege Wutzlhofer hat gestern Statistiken vorgelegt,
dass Wien zwischen 2025 und 2050 etwa 1,8 bis 2 Millionen Einwohner haben wird.
Ob wir uns das wünschen und woher die Leute kommen, steht jetzt nicht zur
Debatte. Wahrscheinlich wird das stimmen, was uns die Statistiker sagen. Daher
ist es eine Notwendigkeit, meine Damen und Herren, dass man vor allem in einem
Ressort wie dem für Stadtplanung und Verkehr, in dem ja langfristig angesetzt
wird, Visionen und Ideen hat, wie die nächsten Ziele vor allem auch im
öffentlichen Verkehr formuliert werden.
Ich möchte mich jetzt ein bisschen auf die U-Bahnen
konzentrieren. Meine Damen und Herren! Lieber Herr Stadtrat! Wenn man agiert
wie Herr Kollege Ekkamp – und das wahrscheinlich mit Duldung der
SPÖ –, der in einer Presseaussendung über die Vorstellungen von uns
Freiheitlichen betreffend U-Bahn-Verlängerungen der nächsten 20 Jahre sagt,
dass das ins Blaue geplant und insgesamt ein Blödsinn sei und dass alles
bereits ausfinanziert ist, der ist visionslos, ideenlos, verantwortungslos und
leider auch planlos. Das passt an sich zum Ressort!
Ich möchte Ihnen nur ins Stammbuch schreiben: Es kann
doch nicht sein, dass wir uns jetzt zurücklehnen und sagen: Bis 2018 ist alles
ausfinanziert, es gibt jetzt die U1-Verlängerung nach Rothneusiedl, es gibt die
U2-Verlängerung nach Aspern und die Verlängerung Richtung Hauptbahnhof,
Richtung Gudrunstraße, U2 südlicher Ast, und damit hat es sich! Meine Damen und
Herren! Man muss sich doch bereits jetzt überlegen, wo die nächsten
U-Bahn-Verlängerungen vorgenommen werden sollen, wo die Planung ansetzen kann,
was sinnvoll und was weniger sinnvoll ist beziehungsweise was vielleicht nicht
wirtschaftlich, aber doch sinnvoll ist.
Lieber Herr Stadtrat! Lieber Rudi! Eine U-Bahn muss
nicht immer wirtschaftlich sein. Sie soll ökonomisch sein, wenn es möglich ist.
Aber ein öffentliches Verkehrsmittel hat nebst den verkehrspolitischen und
wirtschaftlichen Aspekten auch einen sozialen Aspekt. Es ist zu wenig, immer
nur die Ökonomie als Parameter zu nehmen. Genauso könnte man ein Äquivalent zum
Beispiel für 6 000 Haushalte nehmen und die Frage aufwerfen: An dieser
Stelle gibt es nur 2 000 oder 3 000 Haushalte, dafür gibt es eine
Unmenge von Pendlerzügen und Autobuslinien, die hereinkommen, rechnet sich die
U-Bahn dort nun oder nicht? (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Die FPÖ hat sich jetzt ja
nicht einfach eine Verlängerung ausgedacht oder aus dem Finger gezuzelt, wie
man in Wien sagt. Nein! Vielmehr bin ich in bester Gesellschaft. Die FPÖ
befindet sich hier in einer Gesellschaft, in der alle sagen, dass es
diesbezüglich eine Weiterentwicklung geben muss, ob das jetzt die Industrie,
die Wirtschaftskammer, der VCÖ, der ÖAMTC, Raumplaner, Umweltexperten oder zum
Beispiel auch der Herr Stadtrat persönlich sind.
Der Herr Stadtrat hat ein wirklich
zukunftsweisendes Interview in der „Presse“ vom 20. August gegeben.
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